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Persönlich kenne ich Frank Hebben nicht, doch man hat mir zugetragen, dass er gerne über Friedhöfe streift und auch in verlassenen Gemäuern soll man ihn schon gesehen haben. Die Geschichte, dass er manchmal in einem dunklen Keller sitzt und armen, plüschigen Duracell-Hasen die rosa Öhrchen ausreißt, halte ich allerdings für stark übertrieben. Denn Frank Hebben hat eine viel bessere Möglichkeit, seine dunklen Phantasien auszuleben: Er schreibt. Cyberpunk und Dark Industrial, so der Stil seiner Geschichten.
Und ganz schön finster sind die Welten, die der Autor erfindet in der Tat. Oft spielen seine Storys in einem post-apokalyptischen Environment. Die Protagonisten, soweit sie sich noch ihr Menschsein bewahrt haben, werden durch bizarre und bedrohliche, sich verselbstständigende Technologien vereinnahmt. Dies ist durchaus wörtlich zu verstehen. Oft sind es allmächtige Maschinen, Relikte aus einem längst vergangenen Krieg oder die Verlockungen des Cyberspace, die Frank Hebbens Protagonisten ein unerfreuliches Ende bescheren. Heile Welt ist abgebrannt, düstere und phantastische Endzeitszenarien haben Einzug gehalten. Aber in dem Schrecklichen, im Monströsen liegt auch Schönheit, auch wenn es eine grausige Schönheit ist.
Sicher, Geschichten wie sie in seinen Storysammlungen zu finden sind, hat man auf die eine oder andere Weise schon einmal gelesen, mir fallen spontan Storys von John Shirley, Jeffrey Thomas oder auch J. G. Ballard ein – und auch eine Figur wie aus einem William-Gibson-Universum ist mir begegnet: das Mädchen mit den Schmetterlingsaugen (in: Prothesengötter).
Allerdings geht es Frank Hebben nicht darum, das Geschichtenerzählen neu zu erfinden, seine Storys sind sinnliche Erlebnisse. Es ist seine Bildersprache, die einen in diese düstere Welt zieht, dazu braucht er nur ein paar lässig hingeworfene Sätze, und schon riecht, schmeckt man seine Welten. Auch wenn es nicht immer angenehm ist, aufregend ist diese Erfahrung aber auf jeden Fall.
Myra Çakan – August 2011