Читать книгу Drei Musketiere -Eine verlorene Jugend im Krieg, Band 5 - Frank Hille - Страница 7

Fred Beyer, 5.März 1942, Russland

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Das Schneetreiben hatte nachgelassen, der Himmel war klar und die Temperaturen lagen nur noch bei minus 10 Grad. Innerhalb von zwei Tagen hatte das Wetter umgeschlagen.

„Na da springt uns die Mühle doch besser an, als wenn es arschkalt ist“ meinte Müller „und wir werden auch weniger Probleme mit dem Vergaser haben. Aber den Schwungkraftanlasser werden wir wohl ordentlich drehen müssen.“

„Da war der Iwan erfinderischer“ erwiderte Häber „die starten den Diesel im T 34 mit Druckluft. Einfach und praktisch. Warum kommt bei uns keiner auf solche Ideen?“

„Weil man dir ein fein montiertes und bequemes Fahrzeug geben wollte, mit dem du gut gefedert durch die Landschaft rollen kannst“ spottete Lahmann „ob es aber für das Gefecht so gut geeignet ist, ist nicht so wichtig.“

„Hört doch jetzt auf mit dem Quatsch“ beschwerte sich Bergner „wir haben jetzt unseren besser ausgerüsteten Panzer und müssen eben mit dem auskommen, was wir haben. Bald wird der Russe angreifen und wir werden ihn stoppen, da bin ich mir sicher.“

Die Anzeichen für einen baldigen Angriff häuften sich. Russische Aufklärer überflogen die Gegend und auch die Spähtrupp Tätigkeit hatte zugenommen. Beyer und seine Männer hatten den Erdbunker verlassen und standen um die Mittagszeit rauchend am Panzer. Der Motor lief. Unverhofft schlugen Granaten in das Gelände vor ihnen ein. Fast gleichzeitig war ein entferntes schrillen Pfeifen zu hören. Mit wenigen Sätzen waren die Männer im Panzer verschwunden und schlossen die Luken. Stalinorgeln dachte Beyer und sah durch die Winkelspiegel der Kommandantenkuppel. Vielleicht 100 Meter vor der deutschen Stellung wurden ganze Bodenstücke herausgerissen und die Erdbrocken fielen als Regen auf das Gelände zurück. Die nächste Werfer Salve lag knapp 50 Meter von den Deckungslöchern der Infanterie entfernt. Klirrend prasselten Splitter gegen den Stahl des Panzers. Die Infanteristen waren sofort in ihren Löchern abgetaucht. Beyer konnte bald nichts mehr sehen, da ungefähr 40 Raketen in kürzester Zeit kurz vor ihnen einschlugen und den schlammigen Boden aufrissen. Über den gesamten Frontabschnitt verteilt schlugen die 132 Millimeter starken Geschosse ein und explodierten. Das Beben des Bodens war sogar im Panzer zu spüren. Die armen Schweine in ihren Deckungslöchern sagte sich Beyer, wenn so eine Salve eine Infanteriestellung erwischt bleibt nur noch Hackfleisch übrig. Über einen Treffer am Panzer machte er sich auch wenige Illusionen, die 10 Millimeter Turmdeckenpanzerung würden nicht standhalten. Eine Werfer Salve fuhr kreischend in den Wald. Dann wurde es ruhig. Einen Moment später flogen russische DB-2 Bomber den Wald an und ließen Bomben fallen. Die Explosionen lagen knapp vor und in den Infanteriestellungen, dann gingen die Bomben im Wald hoch. Ein Panzer erhielt einen Treffer auf den Turm und brannte sofort lichterloh, dann explodierte die Munition und die Luken flogen auf, Flammen schlugen aus dem Inneren empor. Die Männer waren durch die Explosion sofort getötet worden. Eine Staffel IL 2 erschien und feuerte aus allen Rohren auf die Stellungen. Dieser Angriff war allerdings wenig effektiv, da die schweren Waffen getarnt im Wald standen.

Als die Maschinen abgeflogen waren öffnete Beyer den Turmlukendeckel, schob seinen Kopf vorsichtig heraus und schaute sich um. Sanitäter rannten zu den Deckungslöchern und zogen zusammen mit anderen Soldaten Verwundete heraus. Viele der Männer hatten schwerste Verletzungen erlitten, die messerscharfen glühenden Splitter der Werfer Granaten hatten ihnen Körperteile abgetrennt oder waren in die Leiber gefahren. Fred Beyer wusste ganz genau, dass man diesen Soldaten nur noch schmerzlindernde Mittel verabreichen konnte, um ihnen das Sterben zu erleichtern. Richtige medizinische Hilfe war vor Ort nicht vorhanden und einen Transport in das Lazarett würden sie nicht überstehen. Außer dem Geschrei der Verwundeten war jetzt nichts zu hören und er ahnte, dass die Russen bald angreifen würden. Als sich am Ende des Sichtfeldes die ersten Panzer auf das Gelände schoben schloss er den Lukendeckel. Noch waren die Fahrzeuge weit entfernt und über die Kopfhörer hörte er den Befehl des Kompaniechefs:

„Feuereröffnung bei 800 Metern.“

Er gab den Befehl an seine Männer weiter. Mit Bergner, dem Funker, und Müller, dem Fahrer, war er über das Bordsprechnetz verbunden, Lahmann und Häber musste er direkt ansprechen. Häber hatte bereits eine Panzergranate geladen, Lahmann visierte den dritten Panzer von links an. Die russischen Fahrzeuge kamen langsam näher, in der ersten Linie fuhren T 34. Der Gegner war zweifellos in der schlechteren Situation, denn er musste auf offener und von den Deutschen gut einsehbarer Fläche vorgehen. Die deutschen Panzer wiederum waren kaum zu erkennen, da ihnen der Wald Tarnung bot. Die Russen konnten so nur auf erkennbare Mündungsfeuer zielen oder versuchen, mit Sprenggranaten den Waldsaum freizulegen. Tatsächlich schlugen erste Geschosse in Höhe der Infanteriestellungen und am Waldrand ein, Schaden richteten sie aber kaum an. Beyer konnte sich vorstellen, wie die russischen Panzerkommandanten durch die Winkelspiegel schauten und versuchten, den Gegner auszumachen. Als äußerst nachteilig empfand er, dass der Kommandant gleichzeitig Richtschütze war. Daraus erklärte sich zum Teil auch das unkoordinierte Vorgehen der Russen, denn die Kommandanten waren mit diesen zwei gleichzeitig auszuführenden Aufgaben größtenteils überfordert. Hinter den knapp 10 T 34 sah Beyer einige BT 7 vorrücken. Als die Russen auf 800 Meter heran waren eröffneten die deutschen Panzer das Feuer. Die Richtschützen hatten sich bei einem frontalen Angriff von T 34 angewöhnt, auf die Ketten und den Turm zu zielen. Die Bugplatte des russischen Panzers war zwar nur 45 Millimeter dick, aber durch die Abschrägung entsprach sie einer senkrecht stehenden Platte von 90 Millimetern. Lahmann traf mit dem ersten Schuss zwar die rechte Gleiskette, aber der Panzer wurde nicht beschädigt. Ein Sturmgeschütz III konnte einen T 34 in Brand schießen. Die Russen kamen immer näher, jetzt waren sie noch 400 Meter von den deutschen Stellungen entfernt. Das war eine Entfernung, in der die langen Kanonen der Panzer III wirksame Treffer anbringen konnten. Die Russen schossen auf gut Glück in den Wald hinein. Die deutschen 5 Zentimeter Pak ließen jetzt einen ganzen Granathagel auf die angreifenden Panzer regnen. Zwei Panzer blieben stehen, die Besatzungen booteten aus. Lahmann gelang es, einem T 34 die Kette abzuschießen, und die Maschine drehte sich noch ein Stück nach rechts, um dann stehenzubleiben. Die nächsten Granaten des Panzers III durchschlugen die seitliche Motorabdeckung und das Fahrzeug geriet in Brand. Einige der schnellen BT 7 hatten die langsam vorgehenden T 34 überholt und rollten an den Wald heran. Diese Panzer überzeugten zwar durch ihre hohe Geschwindigkeit, aber waren nur schwach gepanzert. Schnell wurden vier davon abgeschossen und die Panzermänner kletterten als brennende Fackeln aus ihren Stahlkästen heraus. Im konzentrischen Feuer der schweren deutschen Waffen wurden noch zwei T 34 außer Gefecht gesetzt, da hörte Beyer:

„Kompanie! Angriff! Auf die Seitenpanzer zielen.“

Die T 34 waren 300 Meter entfernt, als die deutschen Panzer aus dem Wald hervorbrachen. Die Russen wurden davon vollkommen überrascht. Zwar richteten sie die losbrechenden Fahrzeuge an, aber diese versuchten mit Höchstgeschwindigkeit in die Flanken der vorrückenden Russen zu gelangen und bildeten keine statischen Ziele. Zwei Panzer III wurden von den T 34 in Brand geschossen, aber den anderen gelang es, neben die Gegner zu kommen. Die langen 5 Zentimeter Kanonen richteten sich auf die schwächer geschützten Seitenpanzer und auf kurze Entfernung durchschlugen die Granaten den Stahl. In zwei der T 34 entzündete sich schlagartig die Bereitschaftsmunition und die Fahrzeuge explodierten. Die Türme wurden abgerissen und zerstückelte Körperteile flogen durch die Luft. Alle T 34 waren abgeschossen worden und nun nahmen die Deutschen die BT 7 und die den Panzern folgende Infanterie unter Beschuss. Sie feuerten auf die Panzer und setzten Sprenggranaten in die in Gruppen vorgehenden Soldaten und die Splitter mähten die Männer nieder. Die übrig gebliebenen BT 7 sahen sich nun entschlossen vorgehenden deutschen Panzern mit überlegenen Waffen gegenüber und drehten ab. Damit ließen sie die Infanterie ungeschützt auf dem Gefechtsfeld zurück. Die Rotarmisten gerieten in Panik und wandten sich zur Flucht. Die deutschen Panzer verfolgten die vor ihnen herrennenden Männer und schossen aus den Bug- und Turm-MG auf sie. Die schweren 7,92 Geschosse schlugen in die Körper der Rotarmisten ein und warfen sie verstümmelt oder schon tot zu Boden. Als das Gelände vor den Panzern von Eis bedeckt war drehten die Fahrzeuge ab und bewegten sich wieder auf ihre Ausgangsstellungen zu.

Als der Panzer wieder in seine Deckung gerollt war stiegen die Männer aus und zündeten sich Zigaretten an. Fred Beyer schaute auf das Gelände vor ihm. Einige der abgeschossenen Panzer brannten noch. Die Russen hatten 9 T 34 und 4 BT 7 verloren, die Deutschen 3 Panzer. Beyer verspürte Stuhldrang und ging ein Stück in den Wald hinein. Er kam an einer Stelle vorbei an der regungslose Körper unter Zeltbahnen lagen, gefallene Infanteristen. Es waren ungefähr 15, die den mörderischen Werfer Granaten der Stalinorgeln zum Opfer gefallen waren. Er ging weiter, hockte sich hin und erleichterte sich. Als er zum Panzer zurückkam fragte er sich, wie sie den nächsten Ansturm der Sowjets überstehen sollten.

Drei Musketiere -Eine verlorene Jugend im Krieg, Band 5

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