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Vom Läufer zum Cross-Skater

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Artikel 34 von Frank Röder am 12. Januar 2012

Läufer sind manchmal gezwungen in ihrem geliebten Laufsport zu pausieren, weil ihnen Reizungen, Überlastungen oder Verletzungen keine andere Wahl lassen. Bedauerlich ist, dass auch der ärztliche Rat zu mehr sportlicher Zurückhaltung oder Abwechslung von vielen Läufern oft mehr oder weniger ignoriert wird. Der beliebte “Kick” beim Laufen wird auch durch die hohe Intensität des Lauftrainings hervorgerufen, die Läufer kaum in anderen Sportarten erreichen können. Somit bleiben sie auch trotz Beschwerden oft zu lange beim Lauftraining. Radfahren wird von Läufern oft nur als vorübergehende “Notlösung” betrachtet, denn es muss rund 50 % länger trainiert werden um den gleichen Trainingseffekt für das Herz-Kreislaufsystem zu erreichen, den man sonst durch das Lauftraining erreicht. So ersetzt etwa 90 Minuten Rad fahren dann 60 Minuten laufen.

Dies sind langjährige Erfahrungen aus dem direkten Vergleich zwischen Lauftraining, Triathlontraining und Cross-Skating-Training. Kurzerhand daraus das ebenso unbewiesene wie werbewirksame Sprüchlein “Skiken (gemeint ist Cross-Skating) ist gesünder als Joggen” abzuleiten, liegt mir fern und stammt auch nicht von mir, denn wer das eine oder andere aktuell nicht ausüben möchte oder kann, den werden solche formelhaften Sprüche nur nerven und kaum überzeugen. Davon abgesehen steht gesundheitsbezogene Werbung ohnehin immer in der juristischen Schusslinie. Und was bedeutet eigentlich genaugenommen “gesund”?

Laufen ist, ebenso wie Cross-Skating, eine Ganzkörperbelastung, jedoch werden, Arme, Oberkörper und die Rumpfmuskulatur weniger intensiv belastet. Besonders durch die sehr gut verteilte Ganzkörperbelastung wird aber beim Cross-Skating Training eine insgesamt höhere Gesamtbelastung (erkennbar am Puls) und ein höherer Trainingseffekt erreicht, als beim Laufen. Das allein ist schon spektakulär und das wird auch nicht jeder erfahrene Läufer auf Anhieb glauben. Es können beim Cross-Skating viel müheloser höhere Pulswerte erreicht und durchgehalten werden als beim Laufen. Das wird eingefleischte Läufer ebenso überraschen, wie auch begeistern. Man kann pauschal davon ausgehen, dass in 45 Minuten Cross-Skating Training, die Trainingswirkung von 60 Minuten Laufen erreicht werden kann, sofern man bewegungstechnisch schon etwas Routine erlangt hat. Dazu kommt noch, dass zusätzliche Zeit für die meisten trainingsergänzenden Maßnahmen, wie Regenerationsmaßnahmen, Dehnen und zusätzliches Krafttraining, größtenteils eingespart werden kann. Besonders das kaum beliebte Training für die Rumpfmuskulatur (Bauch und Rücken) kann fast oder ganz wegfallen, da Cross-Skating bereits ein hervorragendes Bauch- und Rückentraining darstellt.

Beim ambitionierten oder verletzungsgeplagten Läufer können einzelne Laufeinheiten sehr sinnvoll durch Cross-Skating ersetzt werden. Ob es intensive oder lange Einheiten sind, spielt keine Rolle, in beiden Richtungen ist das Cross-Skating Training effizienter und das potenzielle Verletzungsrisiko, das solche Laufeinheiten in sich tragen, wird durch sehr verletzungsarmes Training ersetzt. Durch die schnelle Regeneration nach dem Cross-Skating Training verträgt es sich hervorragend mit fast allen Trainingsinhalten von Lauftrainingsplänen. Interessant ist auch die Beobachtung, dass die muskuläre und koordinative Stabilisierung in den Gelenken von der Hüfte bis zu den Füßen, durch das Cross-Skating Training deutlich verbessert wird. Wer als Läufer das Permanentschub-Skating erlernt, wird sogar größeres Vermögen in der diagonalen Rumpfstabilisierung bei sich feststellen können. Die Stöße beim Aufprall werden schonender abgefangen (durch aktive muskuläre Dämpfung) und Umknicken oder ein längerfristiges Ausweichen in unvorteilhafte Haltungs- und Bewegungsmuster wird unwahrscheinlicher. Auch fällt es bald leichter den Armeinsatz beim Laufen noch stärker zu betonen, mit den entsprechenden Vorteilen für Lauftempo, Massenausgleich und Lungenfunktion.

Auch gerade durch intensivere Cross-Skating Einheiten wird die Milchsäure-Toleranz sowie die Atmung in einer durchaus angenehmen und sehr sinnvollen Wiese trainiert, die beim Lauftraining sonst oft größere Überwindung kostet oder mitunter schmerzhaft ist. Tempowechsel oder ein zu hohes Anfangstempo können vom cross-skating-trainierten Läufer sogar häufig besser vertragen werden, als von von reinen Läufern, die womöglich hochintensive Laufeinheiten vermeiden. Gerade durch das Setzen von Zusatzreizen im Training oder das Ersetzen von zu einseitigem Lauftraining (unnötig bis schädlich) durch Cross-Skating Einheiten, können Läufer mit der systematischen Kombination von Cross-Skating und Lauftraining oft recht sicher auf persönliche Bestleistungen hin trainieren. Hobbyläufern ist zu empfehlen, etwa eine Laufeinheit pro Woche durch Cross-Skating zu ersetzten. Ambitionierte Läufer können sogar in intensiveren Trainingsphasen rund zwei Trainingsläufe pro Woche ersetzten. Die Angst vor Gewichtszunahme ist zwar bei sehr leichten Läufern begründet, aber sollte überwunden werden. Nach zwei bis drei Jahren ambitioniertem Cross-Skating-Training legt man, auch als schlanker Sportler, rund zwei Kilogramm an Muskelmasse zu. Diese ist jedoch ausdauernd und mancher Läufer kann damit sogar schneller laufen als vorher. Und der Körperfettanteil wird sich in manchen Fällen sogar trotzdem noch verringern.

Und wer vielleicht ein paar Kilo zu viel hat: Viel Spaß beim Abnehmen, denn beim Cross-Skating kann der Energieverbrauch pro Stunde bis zu 15 % höher liegen als beim Laufen und man man kann noch mehr Trainingsstunden pro Woche verkraften als durch reines Lauftraining. Dieser Mehrverbrauch wurde zwar noch nicht exakt gemessen, aber im Jahre 2008 durch den Verlauf des Blutzuckerspiegels unter hoher Belastung und durch die Puls-Charakteristik recht zuverlässig abgeleitet. Und wenn das Laufen aus orthopädischen Gründen ganz unterlassen werden sollte, ist es auf alle Fälle besser, lieber heute als morgen voll auf den Cross-Skating Sport zu setzen. Ich kann fast versprechen, dass es kaum jemand bereuen wird.

Umgekehrt kann das Laufen aber auch eine Trainingsalternative für “verhinderte Cross-Skater” sein. Mancher kann seine Skates nicht überall hin mitnehmen, mancher muss vielleicht eine Hand- oder Armverletzung auskurieren und im Winterist das Wetter oft zu schlecht um draußen andere Sportarten auszuüben, abgesehen eben vom Laufen. Und von wegen, “365 Tage im Jahr skiken…”, niemand geht bei Windstärke 10 oder Schneeregen zum Skaten, so realistisch muss man schon sein. Aber vielleicht beruht eben „Cross-Skaten“ in Unterschied zum „Skiken“ doch viel mehr auf der Realität.

Fit ist man ja als Cross-Skater bereits, aber die Laufbewegung sollte nicht allzu fremd sein, sonst muss man sich auf den ersten 20 bis 50 Trainingseinheiten doch erheblich zurückhalten, um sich erstens nicht weh zu tun (vorwiegend Muskelkater!) oder sogar darüber hinausgehende orthopädische Überlastungen zu riskieren. Man wird leider nicht in der Lage sein, eine hohe Trainingsform, die man durch Cross-Skating erworben hat, allein durch Laufen zu halten. Je nach Dauer der Cross-Skating Pause sollte man aber 75 bis 95 % seiner früheren Form konservieren können und die Leistungssteigerung durch systematisches Cross-Skating Training setzt dann ja wieder sehr schnell ein. Grundsätzlich ist es von Vorteil, wenn man ein einmal aufgenommenes Lauftraining wenigstens sporadisch (2 bis 5 mal im Monat) beibehält, damit man jederzeit ohne Muskelkater seine Lauftraining wieder steigern kann. Denn das steht zweifellos fest: Es gibt mehr Tage im Jahr an denen man laufen als cross-skaten kann und eine sonst Wetter bedingt ausgefallene Cross-Skating-Einheit durch ein Lauftraining zu ersetzten ist oft eine sehr gute Entscheidung für die eigene Fitness.

Leider gibt es das angenehme kraftvoll-geschmeidige Bewegungsgefühl, das viele Cross-Skater so schätzen, beim Laufen nicht. Für viele ist es sogar eher ein Gefühl die eigene Muskulatur mehr zu “verprügeln” als sie zu wirklich belasten. Allein die leicht schnellkräftigen Bewegungen beim Laufen sind schon etwas gewöhnungsbedürftig. Wer also Laufen möchte, kann und darf (medizinisch betrachtet), ist gut damit beraten, fast tägliche Laufeinheiten von vorwiegend 35 bis 40 Minuten Dauer anzustreben, einmal schneller und einmal langsamer zu laufen, sofern dadurch das Cross-Skating Training zeitweise völlig ersetzt werden soll oder muss. Bei Beschwerden oder Schmerzen auch einmal einen Tag pausieren und Lauftraining über eine Stunde Dauer nur einplanen, wenn man bereits größere Lauferfahrung hat und weiß, worauf man sich einlässt. Der Puls ist dabei leider kaum aussagekräftig, sofern man auf Cross-Skates schon hoch belastbar war. Um allein in Bereiche über 140 zu gelangen, muss man sich oft schon subjektiv schon sehr anstrengen. Das bedeutet, rein psychisch fühlt es sich für einen Cross-Skater meist viel “qualvoller” an als ein wesentlich intensiveres Training auf Cross-Skates. Egal, man muss da durch oder man will da sogar durch. Schön immerhin, dass man mit der Ausdauer-Grundlage des Cross-Skating Sports in fast jede anstrengende Sportart direkt einsteigen kann.

Sehr ambitionierte Cross-Skater und Läufer (beides gleichzeitig) können sich von ihrer Partnerin oder Partner häufiger begleiten lassen: Als Läufer lässt man seine/n Pacemaker/in auf Cross-Skates fahren (Asphalt oder sehr leichtes Gelände) und als Cross-Skater setzt man seine/n Schrittmacher/in auf’s Fahrrad um einen mal so richtig anzutreiben. Einfach mal ausprobieren, das weckt in beiden Sportarten Temporeserven.

Cross-Skating Magazin Jahrbuch 2012 - 1. Halbjahr

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