Читать книгу 9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017 - Frank Rehfeld - Страница 69
24
ОглавлениеSie hatten die Orte Whitesboro und Muse hinter sich gelassen und fuhren nun auf den Rieh Mountain zu. Mehrere Wegweiser hatten schon darauf hingewiesen. An den Abzweigungen waren auch gelbe, handbeschriftete Schilder aufgestellt gewesen, die Jim aber bislang nicht hatte entziffern können. Er konzentrierte sich voll auf die Fahrbahn. Wenn er dazu beitragen konnte, dass den Geiseln nichts geschah, dann wollte er es wenigstens dadurch tun, dass er die Gangster nicht durch unnötige Schaukelei oder Kurverei reizte.
Der Rieh Mountain erhob sich am südwestlichen Rand des Ouachita National Forest. Schon hier begann der Wald, der sich über die Höhenzüge hinweg erstreckte und ihnen das Aussehen eines gewaltigen welligen Teppichs verlieh. Nach Nordosten hin stieg dieser Teppich immer mehr an.
Aldo Benito war seit der Abfahrt schweigsam und angespannt. Er hatte sich auf knappe Richtungsanweisungen beschränkt. Immer wieder beugte er sich vor, um nach Hubschraubern zu spähen. Aber noch war kein Polizei Copper in Sicht.
Die Absicht des Mobsters war Jim indessen klar. Benito strebte das waldreiche Bergland an, um möglichst bald von Hubschraubern aus nicht mehr gesichtet werden zu können. Dazu musste er sich dann allerdings ein kleineres Fahrzeug zulegen. Oder mehrere. Denn sein nächstes Ziel war Arkansas. Die Staatsgrenze verlief quer durch den Nationalforst, höchstens eine halbe Meile hinter dem Rieh Mountain.
Wieder führte die Asphaltfahrbahn auf eine Abzweigung zu.
„Rechts!“, kommandierte Benito. Er hatte die MPI quer auf den Oberschenkeln liegen, die Laufmündung in Jims Richtung. Bis auf die Pistolenholster links und rechts hatte der Mobster seine umfangreiche Ausrüstung vom Koppel gelöst und auf der Mittelkonsole und vor dem Beifahrersitz im Fußraum deponiert.
Jim schaltete herunter. Die Abzweigung verlief nahezu im 90Grad Winkel. Ein Wegweiser besagte, dass es bis zum Holiday-Park Rieh Mountain noch eine Meile war. Lediglich fünf Meilen betrug die Entfernung nach Mena, der nächsten Stadt, die schon in Arkansas lag.
Auch an diesen Wegweiser war wieder ein gelbes Schild gepappt. Mit der Hand beschriftet. Diesmal hatte Jim Zeit, die Schrift zu entziffern.
STOCK CAR MOUNTAIN TRACK
25TH ANNIVERSARY RACES
3/4MILE
Jim schaltete bis in den dritten Gang herunter und lenkte den Sattelzug behutsam nach rechts. Aus den Augenwinkeln heraus versuchte er festzustellen, ob in der Miene des Gangsters eine Regung zu erkennen war.
Nein. Benitos Gesicht war wie gemeißelt.
Mit dem Stock-Car-Rennen hatte er also nichts im Sinn. Wozu auch? Sicherlich hatte er nicht einmal gewusst, dass es überhaupt stattfand.
Eine Gerade mit stärkerer Steigung lag vor ihnen. Die Straße führte durch einen Pinienwald und war wie leergefegt. Kein anderes Fahrzeug. Keine Menschenseele. Jim blieb im dritten Gang und beschleunigte verhalten.
Benito nahm das Walkie-Talkie von der Mittelkonsole und schaltete auf Senden. „Hondo“, sagte er, „na, wie sieht’s da hinten aus?“
Im nächsten Moment zuckte er ungewollt zusammen, denn die Lautsprechermembrane schepperte regelrecht, so schrie der Rattengesichtige in sein Gerät.
„Verdammt, diese blöden Idioten streiten sich um das Weib!“
Benitos Schläfenadern schwollen an. „Reißt euch gefälligst zusammen!“ brüllte er.
Jims Sinne waren schlagartig hellwach. Er hielt das Tempo, und er hielt den ‚Thunder‘ so ruhig wie bisher. Jetzt durfte er erst recht nichts tun, um die Lage im Auflieger in irgendeiner Weise zu beeinflussen. Ungewollt spannte er die Muskeln. Und seine Nerven spannten sich bis in die winzigsten Fasern.
Wirres Durcheinander von Stimmen tönte aus dem Walkie-Talkie.
„Verdammt noch mal, was ist da hinten los?“, schrie Benito.
Er sollte keine Antwort mehr bekommen.