Читать книгу Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten - Alfred Bekker, Frank Rehfeld, Karl Plepelits - Страница 10

Schatten am Horizont

Оглавление

Der Sommer war erst wenige Wochen alt, und der Tag, der sich nun allmählich seinem Ende entgegenneigte, war der bislang schönste und wärmste dieses Jahres gewesen, das als eines der schrecklichsten und blutigsten in die Geschichtsschreibung Arcanas eingehen sollte.

So wenig Maziroc, der Magier, jedoch bereits von den finsteren Schatten ahnte, die sich am Horizont zusammenballten, so wenig nahm er von der Schönheit des Tages wahr. Vorhänge an den Fenstern sperrten bereits seit den frühen Morgenstunden das Sonnenlicht aus, und die Wände waren zu dick, als dass die Wärme bereits bis in sein Zimmer in einem der schwarzen Basalttürme der Ordensburg Cavillon vorgedrungen wäre.

Lediglich dämmeriges Zwielicht erfüllte den Raum; ein geisterhafter bläulicher Schein, der von zwei Gegenständen auf einem Tisch in der Mitte des Zimmers ausging: Einem schlichten Goldring und einem Medaillon, in dessen Oberfläche zahlreiche fremdartige Symbole eingraviert waren. In tiefe Trance versunken fixierte der Magier bereits seit Stunden die beiden Skiils, versuchte, seinen Geist in Einklang mit ihnen zu bringen und sie so an sich anzupassen. Skiils waren Artefakte, die einem magisch genügend starken Träger eine bestimmte Zauberkraft verliehen. Um sie nutzen zu können, musste man jedoch eine geistige Verbindung mit ihnen eingehen, eine Art Symbiose. Es war bereits eine schwierige und aufwendige Prozedur, ein einzelnes Skiil auf sich abzustimmen. Mit zweien zugleich hatte Maziroc es noch nie versucht, denn es galt als unmöglich, doch er betrachtete es schon seit Langem als eine Herausforderung, die er nun fast gemeistert hatte. Obwohl aus leblosen Materialien bestehend, waren die Skiils fast wie störrische kleine Tiere, die sich nur widerwillig einem Träger unterwarfen, doch viel fehlte nun nicht mehr, um ihren Widerstand zu brechen.

Mit einer letzten geistigen Anstrengung drang Maziroc bis zu ihrem Kern vor und stellte die symbiotische Verbindung her. Im gleichen Moment spürte er, wie magische Energie wie ein warmer Strom, der ihn umspülte, zwischen ihm und den beiden Skiils hin und her zu fließen begann. Vom Gefühl des Triumphes erfüllt, dass er das vermeintlich Unmögliche geschafft hatte, erwachte er aus seiner Trance und schlug die Augen auf. Trotz der stundenlangen Konzentration und Anspannung fühlte er sich nicht erschöpft, sondern dank des errungenen Erfolges gestärkt und voller Tatendrang.

Das Leuchten der beiden Skiils begann zu verblassen, und Dunkelheit breitete sich im Raum aus. Maziroc trat an eines der Fenster und schob den Vorhang zur Seite. Geblendet musste er für ein paar Sekunden die Augen schließen, als grelles Sonnenlicht hereinströmte. Gleich darauf hämmerte jemand lautstark mit der Faust gegen die Tür.

"Was ist denn?", fragte er barsch. Er hätte sich gerne noch eine Weile im Glanz seines Erfolgs gesonnt und war entsprechend ungehalten über die Störung. Seine Reaktion wäre mit Sicherheit noch wesentlich harscher ausgefallen, wenn er durch das Klopfen zuvor aus seiner Konzentration gerissen und der Erfolg seiner Bemühungen zunichte gemacht worden wäre.

Die Tür wurde aufgerissen, und Brak, einer der jungen Dienst- und Botenjungen in Cavillon, kam hereingestürmt. Vor Aufregung war sein Gesicht gerötet. "Elben, Herr!", stieß er hervor. "Man hat Elben gesehen! Und sie sind auf dem Weg hierher!"

"Und?", murmelte Maziroc geistesabwesend.

"Aber Herr, habt Ihr denn nicht gehört? Es handelt sich um Elben!"

Maziroc seufzte. Er durfte nicht vergessen, wie jung Brak noch war. Für ihn selbst waren Elben nichts Ungewöhnliches; seine ausgedehnten Reisen hatten ihn sogar schon mehrfach bis nach Ai'Lith geführt, der Hohen Festung der Elben, und - obgleich selten - kam es immer wieder mal vor, dass Späher der Elben Cavillon einen Besuch abstatteten. Für jemanden wie Brak, der vermutlich noch nie in seinem Leben Angehörige des Alten Volkes gesehen hatte, mochte ihre Ankunft hier jedoch ein ungeheuer aufregendes Erlebnis sein. In weiten Kreisen der Bevölkerung galten Elben als fast übernatürliche, mystische Wesen.

"Doch, ich habe es gehört", antwortete er. "Aber ich fürchte, du wirst bitter enttäuscht werden, wenn du allzu hohe Erwartungen hegst. Die Elben sind keine göttergleichen Wesen, so wenig wie die Zwerge oder wir Magier, obwohl man es auch von uns gelegentlich denkt. Sie sind einfach nur ein sehr altes und weises Volk."

Das war gewaltig untertrieben. Die Elben waren nicht einfach nur alt und weise, sie waren das mit Abstand älteste bekannte Volk. Schon lange, bevor es sie ersten Zwerge oder gar Menschen gegeben hatte, hatten bereits die Elben auf Arcana gelebt. Im Laufe ihrer langen Existenz hatten sie einen schier unglaublichen Reichtum an Wissen gesammelt, den sie nur äußerst selten und widerwillig mit anderen teilten. Gerade deshalb galten sie nicht nur als eines der weisesten, sondern auch als eines der geheimnisvollsten Völker. Davon jedoch erwähnte Maziroc nichts, um dem Mythos nicht noch neue Nahrung zu verschaffen.

"Wie Ihr meint, Herr", murmelte Brak, doch es klang nicht sehr überzeugend, und das Feuer der Begeisterung in seinen Augen brannte kein bisschen weniger hell. "Auf jeden Fall hat mich Charalon zu Euch geschickt. Er möchte, dass Ihr beim Empfang der Elben dabei seid."

Maziroc runzelte die Stirn. Eine solche Bitte vom Oberhaupt des Magierordens war ziemlich ungewöhnlich. Genau wie er selbst kannte auch Charalon die Elben, hatte sogar schon wesentlich öfter mit ihnen zu tun gehabt, und bislang hatte er noch nie besondere Vorkehrungen getroffen oder sonst irgendwelchen Aufwand betrieben, nur weil einige Angehörige des Alten Volkes Cavillon einen Besuch abstatteten. Wenn er es diesmal tat, dann bedeutete das, dass etwas Bedeutsames geschehen war. Oder dass wichtige Ereignisse bevorstanden.

"Gut, sag Charalon, dass ich gleich kommen werde", erklärte er. Er wartete, bis Brak das Zimmer wieder verlassen hatte, dann nahm er den Ring vom Tisch und trat erneut ans Fenster. In der Ferne konnte er bereits die Gruppe der Elben sehen, zumindest war anzunehmen, dass es sich bei den winzigen dunklen Punkten auf einem Hügelkamm um die Delegation des Alten Volkes handelte. Was ihn überraschte, das war ihre Zahl. Er hatte mit drei, vier Spähern gerechnet, doch stattdessen mussten es mindestens zwanzig bis dreißig Reiter sein. Wenn Elben in einer so großen Gruppe reisten, dann war das in der Tat etwas Besonderes. Auf jeden Fall stellte es eine gute Gelegenheit dar, das frisch angepasste Skiil zu erproben, das die Fähigkeit besaß, Entfernungen für den Blick zusammenschrumpfen zu lassen. Maziroc kniff ein Auge zu, hob den Ring vor das andere und spähte hindurch. Zunächst sah er alles nur verschwommen, und er musste sich konzentrieren, um das Skiil schärfer zu fixieren, dann schälten sich allmählich deutlichere Konturen aus dem Dunst. Er konnte die Reiter nun so klar sehen, als ob sie nur noch weniger als halb so weit entfernt wären. Es handelte sich tatsächlich um rund zwei Dutzend Elben, von denen die in grün gekleideten Späher allerdings den geringsten Teil stellten. Die übrigen trugen Kettenhemden, und ihr Wams darüber zweigte das dunkle Braun der Elbenkrieger.

Und in ihrer Mitte ...

Ungläubig ließ Maziroc den Ring sinken, blinzelte ein paarmal und starrte dann erneut durch das Skiil. Er hatte sich nicht getäuscht. Mit einem Mal ergab alles einen Sinn: die große, schwer bewaffnete Eskorte, und auch, dass Charalon ihn hatte rufen lassen, damit er bei der Ankunft der Gäste vom Alten Volk anwesend war.

Der Mann in einem schlichten sandfarbenen Gewand, der inmitten der Krieger ritt, war niemand anders als Eibon Bel Churio, der König des Alten Volkes!

Maziroc konnte es kaum glauben, aber es war kein Zweifel möglich. Bei seinem ersten Besuch in Ai'Lith hatte er den Elbenkönig gesehen, beim zweiten Mal war er bereits von ihm empfangen worden, und mittlerweile waren sie einander freundschaftlich verbunden. Der Mann war Eibon, dem man bereits wenige Jahre nach Antritt seines Amts den Ehrentitel "Bel Churio" verliehen hatte, was in der Ursprache der Elben Der Erleuchtete bedeutete. Ihm war es gelungen, den jahrhundertealten Krieg der Elben gegen die Barbaren der Südländer zu beenden und einen für beide Seiten ohne Gesichtsverlust annehmbaren Friedensvertrag auszuhandeln, der seither Bestand hatte.

Allerdings verließ Eibon die Hohe Festung nur noch äußerst selten. Wenn er nun die weite Reise auf sich genommen hatte, um persönlich nach Cavillon zu kommen, dann musste es wirklich einen extrem wichtigen Grund dafür geben.

Von einem Gefühl jähen Unbehagens erfüllt, eilte Maziroc zur Tür, hastete die Treppe des Turms hinab, eilte über mehrere Korridore und durch die gewaltige Eingangshalle des Hauptgebäudes mit ihren barocken Rundbögen und den säulengestützten, mehr als zehnfach mannshohen Fenstern, bis hinaus auf den Hof, wo sich bereits zahlreiche andere Magier und Hexen zusammengefunden hatten. Auf Anhieb entdeckte er Charalon zwischen ihnen und trat auf das Oberhaupt des Ordens zu.

Wie meist - zumindest, wenn er sich in der Öffentlichkeit zeigte - trat Charalon als ein kräftiger Hüne mir scharf geschnittenen Gesichtszügen und wallendem, angegrautem Haar auf. Das war jedoch nur eine durch Magie erzeugte Illusion. Zwar stimmte die hünenhafte Statur, doch aufgrund eines fehlgeschlagenen Experiments hatte Charalon bereits in jungen Jahren sämtliches Haar verloren, und sein Gesicht war noch immer von zahlreichen Brandnarben verunstaltet. Außer Maziroc gab es jedoch nur wenige, die ihn jemals so gesehen hatten. Nicht allein Eitelkeit trieb Charalon zu seiner Maskerade. Immerhin war er das Oberhaupt des Ordens und musste dessen Macht und Bedeutung nach außen hin repräsentieren. Die meisten, die ihn in seiner wahren Gestalt sahen, hätten jedoch beachtliche Schwierigkeiten, in ihm den vielleicht mächtigsten Magier zu erkennen, der jemals gelebt hatte. Allzu oft gingen die Menschen nur nach Äußerlichkeiten und ließen sich von diesen blenden. Diesem Umstand hatte sich Charalon mit der magischen Illusion angepasst, machte ihn sich sogar zunutze, indem er sich ein Aussehen verschafft hatte, das dem Bild anderer von einem Mann seiner Bedeutung entsprach.

"Was hat das zu bedeuten?", fragte Maziroc besorgt. "Weißt du etwas darüber?"

"Nicht mehr als du", behauptete Charalon. Seine Stimme klang volltönend und autoritätsgewohnt. "Aber wenn Eibon sich trotz seines Alters noch einmal persönlich hierher bemüht, dann muss er wichtige Gründe dafür haben. Deshalb habe ich alle zusammenrufen lassen."

"Und genau diese Gründe bereiten mir Sorgen", erwiderte Maziroc. "Es herrscht schon seit so vielen Jahren Frieden, und wir haben Wohlstand und einen wirtschaftlichen Aufschwung sondergleichen erlebt, dass es eigentlich kaum noch bedeutend besser werden kann. Wenn es also so wichtige Neuigkeiten gibt, dass Eibon meint, sie persönlich überbringen zu müssen, dann fürchte ich deshalb, dass es sich nur um schlechte Nachrichten handeln kann."

"Eine nicht unbedingt logische Folgerung. Außerdem herrscht bei Weitem nicht überall Frieden. Du bist und bleibst einfach ein unverbesserlicher Schwarzseher."

"Nur Realist", korrigierte Maziroc schmunzelnd. "Und manchmal sogar Optimist, weil Glaube bekanntlich Berge versetzen kann. Etwas Vergleichbares ist mir gerade gelungen. Ich habe es endlich geschafft, zwei Skiils gleichzeitig auf mich abzustimmen."

"Du hast ..." Charalon brach ab, starrte Maziroc ein paar Sekunden lang ungläubig an, dann lachte er kopfschüttelnd und schlug ihm ein paarmal kräftig auf die Schulter. "Maziroc, mein Freund, du bist unglaublich. Ich war fest davon überzeugt, dass du nur einem Phantom nachjagen würdest. Was du geschafft hast, ist selbst mir noch nie gelungen. Allmählich machen deine magischen Fähigkeiten sogar mir fast schon Angst."

"Das sollten sie auch, denn du hast mir alles beigebracht, was du weißt, aber ich habe noch eine Menge dazugelernt, wovon du nicht einmal etwas ahnst", behauptete Maziroc scherzend. Lächelnd fügte er hinzu: "Außerdem habe ich einen großen Vorteil auf meiner Seite. Ich lebe allein und kann mich meinen Experimenten beliebig lange und intensiv hingeben, während du den Großteil deiner freien Zeit deiner Frau widmest."

"Aus deren Liebe ich aber wiederum mehr Kraft schöpfen kann, als du auch nur für möglich halten würdest", konterte Charalon.

Seine Worte waren wie dieses ganze Gespräch nur scherzhaft gemeint, dennoch schmerzte die Bemerkung Maziroc, obwohl er sie sogar selbst aus Unachtsamkeit provoziert hatte. Vor vielen Jahren hatte auch er einst von ganzem Herzen geliebt. Cyra, seine Angebetete, war eine Prinzessin am Kaiserhof von Aslan gewesen. Auch sie hatte ihn geliebt, und die Verbindung hatte den Segen ihres Vaters erhalten. Bevor sie jedoch hatten heiraten können, hatte es in Aslan einen Umsturzversuch gegeben, während Maziroc in Cavillon geweilt hatte. Zwar war der Aufstand niedergeschlagen worden, doch in den Wirren der Revolte war Cyra von einem unbekannt gebliebenen Attentäter erdolcht worden. Ihr Tod hatte Maziroc das Herz gebrochen. Aus immer noch andauernder Liebe zu Cyra und um ihr Andenken zu ehren, hatte er den Frauen und der Liebe seither entsagt.

Charalon hingegen war seit vielen Jahrzehnten glücklich verheiratet, auch wenn die Ehe zu seinem größten Bedauern kinderlos geblieben war. Sicherlich hatte er mit seiner Bemerkung keine alten Wunden neu aufreißen wollen, und Maziroc bemühte sich, sich nicht anmerken zu lassen, welchen Stich sie ihm versetzt hatten.

"Dann vergiss dabei vor allem aber eines nicht", setzte er die Flachserei fort. "Ich bin noch halbwegs jung, während du deine beste Zeit längst schon hinter dir hast, alter Mann. Schon allein deshalb werde ich dich irgendwann einholen und deine Fähigkeiten noch übertreffen."

"Ach ja? Wir können ja demnächst wieder einen kleinen Wettkampf veranstalten, dann wird der alte Mann dir mal zeigen, wozu er noch immer imstande ist. Und statt herumzuprahlen, erzähl mir lieber, um was für Skiils es sich gehandelt hat."

"Ein Ring, mit dem man in die Ferne schauen kann, und ein Medaillon, das die Gesundheit stärkt", berichtete Maziroc. "Ein recht leichtes und ein mittelschweres also. Der Trick war, erst die beiden Skiils miteinander in Einklang zu bringen, was das Schwerste war. Anschließend konnte ich sie mir beide zugleich anpassen."

Ein heller Fanfarenstoß von einem der Türme beendete ihr Gespräch, als die Elben durch das weit geöffnete Tor ritten. Sie bildeten ein beidseitiges Spalier, durch das Eibon herankam. Unmittelbar vor Charalon und Maziroc zügelte er sein Pferd und stieg ab. Wie alle Elben sah er trotz seines extrem hohen Alters immer noch jung, fast jugendlich aus, und auch sein Haar war immer noch voll und strahlend weiß. Lediglich ein Blick in seine grünen Augen, in denen ein ungeheuerer Schatz an Wissen und Lebenserfahrung geschrieben stand, vermochte einem aufmerksamen Beobachter eine Ahnung davon zu vermitteln, wie alt der Elbenkönig in Wahrheit war.

"Ich grüße Euch, Eibon Bel Churio. Seid uns in Cavillon herzlich willkommen", begrüßte Charalon ihn und deutete eine Verbeugung an.

"Gruß auch Euch, Charalon, Oberhaupt des Ordens der Magier. Wir nehmen Eure Gastfreundschaft mit Freude und Dankbarkeit an", erwiderte Eibon den rituellen Gruß. Gleich darauf umarmten sich die beiden Männer freundschaftlich.

"Du warst schon lange nicht mehr hier", stellte Charalon fest, nun sämtliche Formalitäten bei der Anrede fallen lassend.

"Ich habe die Hohe Festung überhaupt schon lange nicht mehr verlassen", erklärte der König der Elben. "Allmählich macht mir das Alter doch immer stärker zu schaffen. Meine Gesundheit ist längst schon nicht mehr die beste, und dies wird mit Sicherheit mein letzter Besuch hier sein. Ich werde sterben, mein Freund, schon bald. Aber vorher wollte ich Cavillon noch einmal sehen."

"Du übertreibst wie üblich", widersprach Charalon. "Ich bin fest davon überzeugt, dass du noch viele Jahre vor dir hast."

"Nein, nein, diesmal nicht", erklärte Eibon. "Machen wir uns nichts vor. Aber ich habe ein langes und erfülltes Leben gehabt, dazu noch ereignisreicher als das vieler anderer, sodass mich der Gedanke an den Tod nicht schreckt. Es gibt wesentlich Schlimmeres, und das ist der zweite, der Hauptgrund, aus dem ich persönlich hergekommen bin."

"Wir dachten uns bereits, dass Ihr schlechte Nachrichten bringt", mischte sich Maziroc ein, obwohl er sich in diesem Punkt gerne geirrt hätte. "Allerdings ist ..."

Er wurde unterbrochen, als sich von hinten eine Frau mit langen, dunklen Haaren zwischen ihm und Charalon hindurch zwängte. "Der Bund der Vingala möchte Euch ebenfalls in Cavillon willkommen heißen", wandte sich Shalana, die Sprecherin der Hexen, an den Elbenkönig. Mit ihrer schlanken Figur und ihrem liebreizenden Gesicht hätte sie eine wunderschöne Frau sein können, wenn sich nicht ein ständiges Misstrauen und eine Streitlust in ihre Züge gegraben hätten, die sie bereits frühzeitig verhärmt aussehen ließen. "Außerdem verlangen die Vingala, an allen wichtigen Besprechungen teilnehmen zu können."

"Auch Eure Gastfreundschaft nehmen wir mit Freude und Dankbarkeit an", erwiderte Eibon. Wenn ihn das Verhalten der Hexe verwunderte, so zeigte er es zumindest nicht. "Und wir hegen keinerlei Wunsch, Euch in irgendeiner Form auszugrenzen. Was wir zu besprechen haben, betrifft jeden, nicht nur hier in Cavillon, sondern möglicherweise in ganz Arcana." Er wandte sich wieder an Charalon. "Deshalb möchte ich dich bitten, möglichst schnell eine Versammlung einzuberufen. Ich bringe wichtige Kunde."

"So soll es geschehen", erklärte Charalon mit einem Nicken. "Man wird dir und deinen Begleitern eure Quartiere zeigen, damit ihr euch frisch machen und kurz erholen könnt, und in einer Stunde treffen wir uns alle im großen Sitzungssaal."

*


Gespanntes Schweigen erfüllte den riesigen Saal mit dem gläsernen, von marmornen Pfeilern gestützten Kuppeldach, durch das helles Sonnenlicht hereinfiel. Mehr als achtzig Magier und rund dreißig Hexen hatten sich an einem langen, ovalen Tisch versammelt, und die meisten hatten sich dem Anlass entsprechend herausgeputzt. Widerwillig hatte auch Maziroc sein mit zahlreichen Bordüren und sonstigen Verzierungen besetztes Festgewand angelegt, obwohl er es nur äußerst ungern trug. Er war kein großer Freund von Pomp und förmlicher Etikette, außerdem spannte das Gewand mittlerweile ziemlich an den Hüften. Es lag Jahre zurück, dass er es zuletzt getragen hatte, und obwohl er es sich nur widerwillig eingestand, war er längst nicht mehr so schlank wie früher, sondern hatte gerade in den letzten Jahren deutlich zugenommen.

Nur vereinzelt war leises Getuschel im Saal zu hören, aber auch das brach schlagartig ab, als Eibon den Raum betrat. Er hatte sich ebenfalls umgezogen; anstelle der sandfarbenen Kutte trug er nun das weiße, mit zahlreichen Goldstickereien versehene Prachtgewand der Elbenkönige, und er hatte auch auf eine größere Eskorte verzichtet. Lediglich zwei seiner Krieger begleiteten ihn, doch auch diese hatten ihre Kettenhemden und die Waffen abgelegt. Sie blieben in respektvollem Abstand hinter ihrem König stehen, als dieser seinen Platz neben Charalon an einem der Kopfenden des Tisches einnahm.

"Ich habe diese weite Reise unternommen und diese Versammlung einberufen lassen, um euch von einer gefährlichen Entwicklung zu berichten, die sich im Süden der Nordermark und möglicherweise sogar bis hinunter in die Barbarenländer angebahnt hat", begann er, nachdem er seinen Blick einige Sekunden lang über die Anwesenden hatte schweifen lassen. "Bereits vor über einem Monat haben wir die ersten Gerüchte gehört, dass einige Höfe und kleinere Dörfer in dieser Gegend überfallen und niedergebrannt worden sein sollen. Deshalb haben wir mehrere Späher in dieses Gebiet geschickt. Wir dachten zunächst, es würde sich um einen ausgedehnteren Raubzug der Hornmänner handeln, von denen man in letzter Zeit immer wieder hört. Die Überfälle trugen ihre Handschrift."

"Verzeiht, wenn ich Euch unterbreche, aber was versteht Ihr unter der Handschrift der Hornmänner?", ergriff Shalana das Wort. Maziroc war davon überzeugt, dass sie sehr genau wusste, wovon Eibon sprach, dass sie die günstige Gelegenheit aber nicht ungenutzt verstreichen lassen wollte, sich selbst wieder in den Vordergrund zu drängen. Er kannte sie inzwischen gut genug, und dergleichen war bei ihr durchaus nicht ungewöhnlich.

In den vergangenen Jahren, vor allem aber in den letzten Monaten, hatte es immer wieder Konflikte zwischen den Magiern und den Hexen gegeben, die sich innerhalb des Ordens unterrepräsentiert und diskriminiert fühlten. Das war der Grund gewesen, weshalb sie sich zu einem eigenen Bund zusammengeschlossen hatten. Unter der Führung der streitbaren Shalana bildeten die Vingala schon jetzt beinahe einen eigenen Orden innerhalb des Ordens, und wenn diese Tendenzen sich fortsetzten, stand zu befürchten, dass es im ungünstigsten Fall irgendwann zu einer Abspaltung und einer damit verbundenen Schwächung kommen würde.

"Im Gegensatz zu anderen Plünderern oder Räuberbanden hinterlassen die Hornmänner niemals Überlebende", antwortete Eibon. "Sie töten jeden, den sie finden, gleichgültig, ob es sich um Kinder, Greise oder Frauen handelt."

"Ich protestiere energisch gegen diese Formulierung", ereiferte sich Shalana. Sie sprang auf und deutete anklagend auf den Elbenkönig. "Der Tod von Frauen wiegt kein bisschen schwerer oder weniger schwer als der von Männern, seien sie nun alt oder jung."

Irritiert blickte Eibon sie an. Er wusste nichts von den Hintergründen des zwischen Magiern und Hexen schwelenden Streits und konnte Shalanas Äußerung deshalb auch nicht entsprechend einordnen. Charalon hingegen war über ihr Verhalten sichtlich wütend und bewahrte nur noch mit Mühe die Beherrschung. Auch Maziroc war nicht gerade glücklich darüber, dass Shalana ausgerechnet diesen Moment dazu nutzte, die Standpunkte der Vingala zu propagieren, ganz egal, wie richtig oder falsch diese sein mochten. Anderseits jedoch konnte er sie verstehen.

Es gab beträchtlich weniger Hexen als Magier, und zudem waren ihre magischen Fähigkeiten meist erheblich schwächer, beschränkten sich hauptsächlich auf die Heilkunst. Aus diesem Grund hatten sie innerhalb des Ordens lange Zeit nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Erst in den vergangenen Jahren hatten sie unter der Führung Shalanas begonnen, aktiver für mehr Rechte und eine größere Beteiligung an allen Entscheidungsprozessen zu kämpfen. Allerdings schossen sie nach Mazirocs Meinung dabei oftmals über das Ziel hinaus, und er hatte beträchtliche Zweifel daran, ob sie den richtigen Weg einschlugen. Anerkennung, Einfluss und Bedeutung erhielt man nicht aufgrund von Forderungen geschenkt, sondern man erwarb sie sich durch Weisheit, durch entschlossenes und umsichtiges Handeln, wenn es darauf ankam, und indem man bereit war, Eigeninitiative zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen. Das Problem war nur, dass - von wenigen Ausnahmen abgesehen - kaum eine Hexe in früheren Zeiten daran Interesse gezeigt hatte. Nun schlug dies ins genaue Gegenteil um; innerhalb kürzester Zeit versuchten sie fast schon gewaltsam, die bestehenden Verhältnisse umzukehren. Vielen von ihnen schien es dabei leider mehr auf eine Gelegenheit zur Profilierung anzukommen, als darauf, ob eine von wirklich die geeignetste Person für die entsprechende Aufgabe war.

Maziroc persönlich hatte noch nie Probleme damit gehabt, gleichberechtigt mit einer Hexe zusammenzuarbeiten, und er wusste, dass es auch den meisten anderen Magiern so ging. Sie alle waren bereit, den Hexen die Voraussetzungen zu bieten, alle ihre Stärken zu entfalten. Durch ihren Übereifer in letzter Zeit, der sich weit mehr auf Worte als auf Taten beschränkte, hatten sich die Vingala jedoch die Sympathien vieler verscherzt und den bestehenden Konflikt immer mehr verschärft.

Für den Elbenkönig, der diese Hintergründe nicht kannte, musste Shalanas Verhalten jedenfalls völlig unerklärlich sein. Möglicherweise betrachtete er es sogar als einen gegen ihn persönlich gerichteten Angriff

"Dies ist kaum der geeignete Moment, unsere Meinungsverschiedenheiten und Machtgeplänkel auszutragen, schon gar nicht in Gegenwart unserer Gäste", ergriff Charalon scharf das Wort. Ihn umgab eine so starke unsichtbare Aura von Autorität, wie Maziroc sie sonst bislang nur bei Eibon selbst erlebt hatte. Schon allein durch einen Blick oder eine winzige Nuance im Tonfall vermochte er beinahe jeden Widerstand im Keim zu ersticken, und diese Autorität setzte er jetzt mit aller Macht ein. "Durch solche Kindereien setzen wir nur den Ruf und die Integrität des gesamten Ordens aufs Spiel, weshalb ich mit allem Nachdruck darum bitte, sie vorerst zurückzustellen." Dabei blickte er Shalana an, die einen Moment lang mit sich rang. Dann schien sie einzusehen, dass jedes weitere Wort den Bogen überspannen würde. Sie ließ sich auf ihren Stuhl zurücksinken. Charalon wandte sich wieder an den Elbenkönig und nickte ihm zu. "Bitte, sprecht weiter Eibon Bel Churio", sagte er, angesichts der formellen Versammlung auch wieder die ehrenvolle Anrede wählend.

Der Elb zögerte noch einen kurzen Moment, dann nickte er ebenfalls. "Wie gesagt, anfangs glaubten wir, es handele sich um einen Raubzug der Hornmänner", fuhr er fort. "Wir haben Späher in das betroffene Gebiet gesandt, doch nur zwei von ihnen sind zurückgekehrt. Der eine von ihnen hat lediglich die Gerüchte über niedergebrannte Dörfer und Gehöfte bestätigen können und er hat zudem berichtet, er hätte mehrere Trupps erschlagener Barbarenkrieger weit nördlich der Grenze in der Nordermark entdeckt."

"Barbaren?", wiederholte Charalon stirnrunzelnd. "Schon seit mehr als einem Jahrhundert hat es keine nennenswerten Zwischenfälle mit ihnen mehr gegeben. Ihr glaubt, nun könnten sie einen Kriegszug gegen die Nordermark begonnen haben?"

"Das war unser erster Gedanke, als wir diesen Bericht hörten", bestätigte Eibon. "Aber es gibt mehrere Umstände, die nicht in dieses Bild passen und uns an dieser Version zweifeln lassen. Zunächst einmal haben die Barbaren bei all ihrer Wildheit und Grausamkeit stets hohe Ehrfurcht vor dem Leben von Kindern und Greisen gehabt. Sie würden sie niemals so gnadenlos niedermetzeln. Und sie würden auch niemals ihre eigenen Toten einfach so liegen lassen. Aufgrund ihres Ehrenkodex' würde jeder Barbar sein eigenes Leben riskieren, um den Leichnam eines gefallenen Kameraden zu bergen und ehrenvoll zu bestatten." Er machte eine kurze bedeutungsschwangere Pause. "Zudem handelte es sich um relativ kleine Gruppen", fügte er dann hinzu. "Deshalb glauben wir eher, dass es sich lediglich um Botentrupps handelte, die versucht haben, eine Nachricht an irgendwen zu überbringen. Möglicherweise handelte es sich bei diesem Ziel sogar um Cavillon oder die Hohe Festung, und möglicherweise bestand ihre Nachricht aus einer Bitte um Hilfe."

Aufgeregtes Getuschel klang im Gefolge seiner Worte auf. Auch Maziroc runzelte die Stirn und warf Charalon einen raschen, fragenden Blick zu, den dieser jedoch ebenso ratlos erwiderte. Zu überraschend waren die Worte des Elbenkönigs gekommen, zu unglaublich war seine Vermutung.

"Ich weiß zwar, dass vor allem durch Eure Bemühungen vor mehr als einem Jahrhundert ein Friedensvertrag zwischen den Elben und allen wichtigen Barbarenfürsten unterzeichnet wurde", ergriff Charalon wieder das Wort. Während der ersten Sekunden musste er fast brüllen, um das Gemurmel und Getuschel zu übertönen, doch sehr rasch breitete sich wieder Stille aus. "Aber es ist auch ein offenes Geheimnis, dass es sich um einen Frieden handelt, der fast nur auf dem Papier besteht, obwohl er - von einzelnen, unbedeutenden Zwischenfällen abgesehen - nie gebrochen wurde. Zwischen den Elben und den Barbaren bestehen keinerlei freundschaftliche Beziehungen; unseres Wissens nach gibt es sogar schon seit langer Zeit so gut wie gar keine Kontakte. Was lässt Euch da glauben, dass die Barbaren in friedlicher Absicht zu Euch unterwegs waren, Euch möglicherweise gar um Hilfe bitten wollten?"

"Eine sehr berechtigte Frage", warf Shalana ein.

"Auf die es eine einfache Antwort gibt", erwiderte der Elbenkönig. "Der Grund könnte eine unverhofft aufgetauchte Bedrohung sein, mit der die Barbaren allein nicht fertigwerden."

Erneut brach leichter Tumult als Antwort auf seine Worte aus, diesmal noch lauter und aufgeregter als zuvor.

"Was sollte das für eine Bedrohung sein, mit der nicht einmal die berüchtigten Barbarenkrieger fertig werden?", rief einer der Magier, und ein anderer ergänzte: "Abgesehen von Raubtieren und höchstens noch den Hornmännern, die sich aber hüten werden, die Grenze zu überschreiten, haben sie in den Südländern keinerlei Feinde!"

"Das ist nicht sicher. Immerhin weiß niemand von uns, wie es tiefer im Süden wirklich aussieht, da noch nie Späher von dort zurückgekehrt sind", ergriff auch Maziroc erstmals das Wort. "Aber ich schlage vor, wir lassen Eibon zunächst in Ruhe zu Ende erzählen. Vielleicht erledigen sich einige Fragen dadurch von selbst, und auf jeden Fall dürften wir auf diese Weise wesentlich schneller alles Wichtige erfahren, als wenn wir ihn nach jedem Satz unterbrechen. Schließlich sind wir keine kleinen Kinder mehr."

Die letzten Worte hatte er so scharf hervorgestoßen, dass mehrere der Anwesenden erschrocken zusammenzuckten und andere reichlich betroffene Gesichter machten. Maziroc wusste, dass er innerhalb des Ordens beinahe ebenso geachtet und geschätzt wurde wie Charalon, von manchen sogar jetzt schon mehr. Wenn Charalon irgendwann sterben oder aus Altersgründen von seinem Amt zurücktreten würde, gab es bereits jetzt keinen Zweifel daran, wer sein Nachfolger werden würde.

Eibon nickte ihm dankbar zu.

"Natürlich habe ich diese Vermutung nicht einfach so geäußert", sprach er weiter. "Wie ich anfangs schon erwähnte, haben wir noch von einem zweiten unserer Späher Nachricht bekommen, leider jedoch unter weit tragischeren Umständen. Der Mann hieß Selon. Schwer verletzt erreichte er vor fast zwei Wochen die Stadt Brelonia. Seine Verletzungen waren so schlimm, dass alle Heilkunst ihm nicht mehr helfen konnte. Er muss sich mit letzter Kraft bis nach Brelonia geschleppt haben und starb wenige Stunden später. Wie man uns berichtete, erzählte er vorher jedoch noch von furchtbaren, fremdartigen Ungeheuern, wie sie ihm noch nie zuvor begegnet wären. Sie hätten ein Dorf überfallen und ihm aufgelauert. Er befand sich im Fieberwahn und redete vermutlich eine Menge wirres Zeug. Andere Teile seines Berichts hingegen wirkten völlig klar, sodass sich als unmöglich erwies zu trennen, was die Wahrheit war und was nur seinem Delirium entsprang. Wenn uns seine Worte richtig übermittelt wurden, so muss er auf entsetzliche Dämonen gestoßen sein, die geradewegs aus der Hölle entsprungen zu sein schienen; Ungeheuer, wie noch niemand sie je gesehen hätte." Eibon räusperte sich und machte eine kurze Pause. "Wie gesagt, niemand kann sagen, wie viel von seinem Bericht der Wahrheit entspricht, und Selon selbst ist tot. Wir werden selber herausfinden müssen, was es mit diesen angeblichen Dämonen auf sich hat."

"Dämonen aus der Hölle, Ungeheuer, Sagengestalten ..." warf Shalana ein. "Bei allem Respekt, aber das klingt nicht gerade besonders glaubhaft, Eibon Bel Churio. Habt Ihr keinerlei konkreteren Hinweise als die Fieberphantastereien eines sterbenden Mannes?"

"Wenn ich sie hätte, so würde ich sie gerne vorlegen", erwiderte Eibon. "Es sind nur Indizien, aber in einer so geballten Menge, dass wir sie nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten. Die Überfälle auf Dörfer, Gehöfte, Karawanen und sonstige Reisende sind verbürgt. Außerdem ist einer unserer Späher tot, und fast ein Dutzend weitere sind in diesem Gebiet spurlos verschwunden. Bitte denkt daran, dass wir hier nicht von ein paar Bauern sprechen, die sich auf ein Pferd setzen und einen Ausritt unternehmen, dabei aber kaum ihren eigenen Spuren folgen können." Eibons Stimme war schärfer geworden, doch als er weitersprach, klang auch deutlicher Stolz darin mit. "Nein, wir sprechen von Elbenspähern, den besten und umsichtigsten der Welt, was wohl niemand hier ernsthaft bezweifeln wird. In den letzten fünf Jahren vor den jetzigen Ereignissen ist nicht ein einziger unserer Späher während eines Auftrags getötet worden oder gilt als verschollen. Wenn nun auf einen Schlag so viele auf einmal in einem bestimmten Gebiet verschwinden, dann ist schon das allein für mich bereits Grund für höchste Besorgnis."

"Da stimme ich Euch völlig zu", sagte Charalon rasch, bevor Shalana Gelegenheit bekam, erneut das Wort zu ergreifen. "Und ich danke Euch, dass Ihr die Mühe auf Euch genommen habt, uns persönlich über die drohende Gefahr zu informieren. Da ich Euch kenne, bin ich sicher, dass Ihr auch schon konkrete Vorschläge habt, wie wir der Bedrohung entgegentreten können."

"Konkrete Vorschläge kann ich leider noch nicht bieten", antwortete der Elbenkönig. "Denn noch wissen wir einfach zu wenig über diese Gefahr, und gerade Informationen sind zur Zeit besonders wichtig. Das ist einer der Gründe, weshalb ich persönlich gekommen bin. Zunächst haben wir überlegt, weitere Späher in den Süden zu schicken. Stattdessen haben wir jedoch beschlossen, eine größere, von Kriegern eskortierte Expedition zu entsenden. Diese hätte wesentlich größere Aussichten auf Erfolg, wenn sie in Begleitung und unter dem Schutz eines oder mehrerer Magier stattfände, und deshalb bin ich hier, um Euch offiziell um Eure Unterstützung bei diesem Unternehmen zu bitten."

Charalon nickte.

"Wir werden darüber beraten", erklärte er. "Doch ich kann Euch schon jetzt versichern, dass Eure Bitte auf offene Ohren treffen wird."

"Sollten sich die Magier zur Teilnahme an dieser Expedition entschließen, so wird auch der Bund der Vingala Begleiterinnen entsenden", verkündete Shalana.

Damit war die Entscheidung über den Ausgang der Beratungen bereits im Vorfeld gefallen.

Die Elfen der Dämmerung: 3 dicke Fantasy Sagas auf 1500 Seiten

Подняться наверх