Читать книгу Mongolei – Gesichter eines Landes - Frank Riedinger - Страница 7
Tempelmuseum Choijin Lam Sum
ОглавлениеDieses buddhistische Kloster wurde zwischen 1904 und 1908 errichtet und war zu jener Zeit die Residenz des damaligen Staatsorakels. Der Amtsinhaber war Luvsankhaidav, ein jüngerer Bruder des Bogd Gegeen, des ersten lebenden buddhistischen Oberhaupts Zanabazar, der im 17. Jahrhundert den Lamaismus in der mongolischen Bevölkerung etablierte.
Standen für den Staat bedeutende Entscheidungen an, wurde das Orakel befragt, um den für die Zukunft richtigen Entschluss zu treffen. Die Anlage besteht aus fünf Tempeln, welche die antilamaistische Kampagne in der sozialistischen Zeit des Landes zum Glück weitgehend unbeschadet überstanden haben. Der damalige regierende sozialistische Diktator Choibalsan hatte, so ist überliefert, die Anlage eigenmächtig von der Liste der zu zerstörenden Kulturgüter gestrichen.
Der größte Teil der Ausstellungsstücke wurde aus verschiedenen Anlagen des ganzen Landes zusammengetragen. Sie geben einen interessanten und reichen Überblick über die kulturhistorische Entwicklung der Mongolei bis in die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts. Im Museum befinden sich auch die Räumlichkeiten, in denen das Orakel in Trance versetzt wurde, um die erwünschten Vorhersagen treffen zu können. Der Überlieferung zufolge wurden hier auch geheime tantrische Rituale abgehalten.
In allen Gebäuden des Tempelbezirks findet man Abbildungen und Statuen der grünen Tara von Zanabazar. Sie war die beliebteste Gottheit des Meisters und wird fast überall an den Hausaltären der Jurten verehrt. Unter den besonderen Sehenswürdigkeiten entdeckt man eine Stupa aus Bronze, die im 10. Jahrhundert in Indien hergestellt und durch Zanabazar eigenhändig in die Mongolei gebracht wurde. Mit zu den Schätzen des Museums gehören die gut erhaltenen Tsam-Masken. Diese furchterregenden Gestalten haben ihren Ursprung im Tibet des 18. Jahrhunderts und kamen von dort in die Mongolei, wo sich daraus in der Folge immer prächtigere und ausdrucksstärkere Masken entwickelt haben. Besonders eindrucksvoll ist die Darstellung der Gottheit Jamsran, die mit ungefähr 7.000 Korallenstückchen besetzt ist.
Tempelmuseum Choijin Lam Sum in Ulaanbaatar.
Tempelmuseum Choijin Lam Sum in Ulaanbaatar.