Читать книгу Gefangen im schrecklichen Ich - Franz Bingenheimer - Страница 2

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Und ich gehe in ihre Wohnung! Es könnte ja sein, das Klara nach Hause kommt, oder jemand anruft<<, schlug Anita Kramer vor, umarmte Christine Seifert und bekleidete sie zur Haustür. >>Du riechst nach Schnaps! Lass Heinz fahren! <<, rief sie ihrem Mann hinterher, während sie das Haus verließen und in den bereitstehenden Wagen von Kramer einstiegen.

>>Wir fahren direkt nach Starnberg, zum 3. Polizeirevier<<, schlug Seefeld vor.

Im Auto herrschte jetzt eine unerträgliche Stille. Christine Seifert hatte sich nach hinten im Wagen gesetzt und starrte unentwegt durch die Seitenscheibe hinaus in die helle Vollmondnacht auf den Ammersee.

Weit draußen sah man jetzt auf dem silbern glitzernden Wasser ein hell beleuchtetes Schiff mit bunten Lichtern geschmückt über den ruhigen See fahren.

>>Wo wird sie denn jetzt sein? <<, fragte Christine Seifert in die unerträgliche Stille, die sich im Innenraum des Autos ausgebreitet hatte.

>>Gleich sind wir da<<, antwortete Pfarrer Seefeld, um auf die schwierige Frage von ihr nicht antworten zu müssen.

Langsam fuhr der dunkelblaue Mercedes 280-XL von Karl-Heinz Kramer auf den Innenhof des 3. Polizeireviers in Starnberg. Die Polizeibeamten hinter den vergitterten Fenstern waren klar durch die Scheiben, in den hell erleuchteten Räumen des Polizeipräsidiums zu erkennen.

>>Wir sind da<<, sagte Kramer schwermütig, als der Wagen zum Stehen kam.

Eilig stieg er aus und öffnete Christine Seifert die Tür.

>>Es wird schon alles gut<<, meinte er unbeholfen und lutschte laut an ein paar Pfefferminz Bonbons, die er sich während der Fahrt in den Mund gesteckt hatte.

>>Reden Sie für mich Herr Pfarrer<<, bat Christine Seifert ängstlich, sah ihn sorgenvoll an und suchte schützend seine Hand.

Ist das die Verbundenheit eines Ehepaares in der Not, überlegte Seefeld, als er die zarte Hand von Christine Seifert auf seiner Haut spürte.

Nein, es war der Funke der Liebe, der unbewusst auf ihn übersprang und ihm das Kribbeln im Bauch, dass er so noch nie verspürte, verursachte.

22:15 Uhr zeigte der Zeiger der Pendeluhr an der Wand über dem Wach Pult im Polizeirevier an, als sie den Raum betraten. Der wachhabende Beamte schaute auf, um zu sehen, wer so spät noch gekommen war.

>>Sie, Herr Pfarrer!?<<, sagte er verwundert, nachdem er Pfarrer Seefeld erkannt hatte.

Denn mit ihm hatte er hier nicht gerechnet. Was alle Anwesenden in Wachraum nicht wussten, Hauptwachtmeister Gerhard Hinze fuhr zweimal im Jahr von München-Gräfling nach Neuenburg um zu Beichten.

Denn in Gräfling in seiner Heimatgemeinde war Hinze schließlich ein geachteter, angesehener Bürger.

Gemeinderatsmitglied, Beisitzer beim Jugendschöffengericht in Starnberg und Kirchenvorstand waren nur einige ehrenamtliche Tätigkeiten, die er zu seiner Selbstbestätigung begleitete. Es war für ihn unmöglich seine Sünden die er begangen hatte, dem ansässigen Pfarrer zu beichten.

Was würde er wohl sonntags denken, wenn er ihn in der Kirche sah, dachte er und fuhr weg, dahin, wo ihn niemand kannte. So konnte er anonym von seiner irdischen sündhaften grausamen Schuld befreit werden.

Pfarrer Seefeld erkannte ihn sofort. Seine besondere Stimme und seine ungewöhnliche Beichte hatte er nicht vergessen. >>Helfen sie mir bitte, Herr Pfarrer! <<, flehte ihn Hinze vor einem halben Jahr an.

>>Meine Gedanken sind wirr! Zweimal habe ich sie schon in meinen wahnhaften Vorstellungen ermordet<<, stotterte er aufgeregt und bat um Vergebung seiner qualvollen Mordabsichten.

>>Wähn? <<, fragte ihn damals Pfarrer Seefeld gütig.

>>Meine Frau. <<

Und warum hast Du so düstere Gedanken. Es muss doch einen Grund geben<<, fragte ihn Seefeld in ruhiger geschulter theologischer Stimmlage.

>>Unsere hohen Schulden bei der Bank. Sie erdrücken mich. Sie verbraucht für Schmuck und unnötiges Zeug so viel Geld!

Nur wenn ich sie morgens, wenn ich aufwache, schon ansehe, steigt mir die Galle. <<, flüsterte Hinze ihm bei der letzten Beichte leise hasserfüllt zu.

„War es der Satan oder das Böse schreckliche Ich“, dass die Führung in seinem Geist übernommen hatte“, dachte Pfarrer Seefeld damals und sprach ihn von seinem Mordgedanken frei.

Jetzt stand er vor ihm, der geistige Mörder!

>>Sind sie noch verheiratet? <<, fragte Seefeld freundlich.

>>Sicher! Herr Pfarrer, sicher! << erwiderte er, wirkte ganz durcheinander und schaute weg von ihm, denn er war froh, dass er nicht weiter nach seinen Problemen mit Familie fragte.

Jetzt stellte Pfarrer Seefeld seine zwei Begleiter vor.

>>Dies ist Frau Christine Seifert und das ist Lehrer Karl-Heinz Kramer. Sie leben beide in meiner Kirchengemeinde. Die neunjährige Tochter von Frau Seifert ist seit heute Mittag gegen 15:00 Uhr spurlos verschwunden.

Herr Kramer ist ihr Schullehrer. Er hat sie als letzter gesehen<<, erklärte Seefeld die Sachlage kurz.

Überlegend sah Hauptwachtmeister Hinze auf die Uhr.

>>Wir müssen erst eine Vermisstenmeldung aufnehmen, dann sehen wir weiter<<, ordnete er an und setzte sich gemütlich an seinen Computerbildschirm.

>>Wir müssen sie heute noch suchen! Klara ist in Gefahr. Ich fühle es in mir. Es ist ihr etwas Schreckliches zugestoßen<<, mischte sich Christine Seifert sofort besorgt um ihre Tochter bestimmend ein.

Der Polizeibeamte gab ihr keine Antwort, suchte sein Anzeigeformular und ignorierte ihre Bitte.

Es ging doch um ihre Klara, die irgendwo da draußen jetzt Ihre Hilfe benötigte, dachte Christine Seifert und fing erneut heftig an zu weinen.

Nicht besonders beeindruckt von ihrem Leid, begann der Polizeibeamte mit der Aufnahme der Vermisstenanzeige.

Er stellte belanglose Fragen, die kein Ende mehr nehmen wollten. Mit der tatkräftigen Unterstützung von Pfarrer Seefeld gelang es, dass man die Vermisstenmeldung von Klara Seifert sehr ernst nahm.

Gegen Mitternacht wurde nach Genehmigung von der obersten Stelle der Schutzpolizeibehörde, eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei in München angefordert.

Die Suche nach Klara Seifert begann!

Nachdem die ersten Polizeifahrzeuge der Bereitschaftspolizei durch die Ortschaft Neuenburg fuhren, wusste man schnell, was geschehen war.

Wie ein Lauffeuer gingen verschiedene Gerüchte durch den kleinen, sonst friedlichen Seelenort.

„Sie haben sie tot gefunden im Wald! Nein! Sie lebt noch! Oder ist sie doch nur vermisst“, hörte man die Gaffer sagen, die durch die dunklen Straßen liefen, um ihre Neugierde zu befriedigen.

Wann gab es das schon einmal in dem sonst fast vergessenen kleinen idyllischen Ort am Ammersee.

Das kleine Neuenburg wurde über Nacht zum Nabel Deutschlands.

>>Das ist der absolute Kick, den diese Menschen des Ortes jetzt brauchen<<, hörte man eine junge Journalistin sagen, während der Kameramann ihres Zeitungsverlages vor dem Haus von Klara Seifert, den Arbeitslosen Herbert Kranz filmte.

Unter Polizeischutz wurde Christine Seifert gegen 2:30 Uhr in Begleitung von Pfarrer Seefeld in ihr Haus gebracht. Hunderte Lichtblitze der Kameras kamen ihr entgegen, als sie mit übergehängter Polizeijacke aus dem Streifenwagen stieg.

Das ist sie! << riefen ihr fremde Stimmen entgegen, die sie, wie tötende Stiche eines Dolches in ihrem gebrochenen Herzen spürte.

Karl-Heinz Kramer hatte man noch auf dem Polizeirevier behalten. Er wurde gesondert verhört.

Seine Kratzspuren am Hals und die verbundene Hand hatten ihn verdächtig gemacht.

Als man ihn nach seinen Verletzungen befragte, antwortete er:

„Er sei heute Mittag mit dem Fahrrad am See gewesen, vom Waldweg abgekommen und in eine große, buschige Dornenhecke gestürzt. „Nachdem ein Polizeiarzt die Verletzung untersucht hatte, wurde ein Hautabstrich bei ihm durchgeführt. Sein Auto müsste er dalassen, um eventuelle Spuren zu sichern, befahl der Kripobeamte, der ihn erneut verhört hatte.

Gegen 4:00 Uhr wurde auch er von einer Polizeistreife nach Hause gebracht.

Jetzt stand er an dem schmiedeeisernen Gartentor, vor seinem Bungalow. Drinnen im hell erleuchteten Wohnzimmer sah er seine Frau und seine beiden Kinder, wie sie unruhig auf und ab liefen. Trotz der lauen Sommernacht stand Karl-Heinz Kramer der kalte Angstschweiß auf der Stirn. Sein Körper zitterte unentwegt. Was war nur geschehen mit ihm?

Wie angewurzelt am Boden stand er völlig erschöpft von dem anstrengenden Verhör da und starrte geistig verstört hinein, in das Innere seines hell erleuchteten Wohnzimmers.

>>Wo, steht ihr Fahrrad? <<, unterbrach ihn einer der Polizeibeamten in seinen schrecklichen Gedanken.

>>Hinter dem Haus, an der Garage <<, antwortete Kramer teilnahmslos, öffnete die Gartentür und ging langsamen Schrittes voraus an seine Haustür.

Als die Polizeibeamten sein Fahrrad in der Dunkelheit mit der Taschenlampe anstrahlten, sahen sie, dass es voller schlammiger nasser Erde war.

>>Das Rad nehmen wir mit! Ende der Woche können sie es auf dem Polizeirevier wieder abholen<<, meinte der Streifenführer und gab es seinem Kollegen, der es an den Streifenwagen schob. >>Kann ich jetzt hineingehen in mein Haus<<, fragte Kramer.

>>Na klar! Aber wir gehen mit! <<

>>Wieso gehen sie mit? <<, fragte er überrascht und sah den Oberwachtmeister der Schutzpolizei ängstlich an.

>>Ihre Kleidung und die Schuhe, die sie heute Nachmittag anhatten, möchten wir noch mitnehmen. Oder haben sie etwas zu verbergen? <<, legte der Polizeibeamte gleich nach.

>>Nein, aber meine Frau und Kinder. Was denken sie von mir? <<, antwortete er jetzt leise und schloss die Haustür lautlos auf.

Kaum hatte er die Türe geöffnet, war auch schon seine Frau da. Ansbert, sein Sohn stand hinter seiner Mutter und Claudia, suchte ängstlich Schutz an der Seite von ihr.

>>Was ist geschehen Papa? <<, fragte Ansbert ängstlich um seinen Vater.

>>Ich weiß es nicht! <<, erwiderte Karl Heinz Kramer nervlich am Ende seiner Kräfte, senkte den Kopf und ging an ihnen vorbei die Innentreppe des Hauses hinunter in den Waschraum.

>>Wo geht er hin? <<, fragte Anita Kramer.

>>Wir brauchen die Kleidung, die ihr Mann heute Mittag anhatte, als er in die Schule ging<<, antwortete der Polizeibeamte ohne eine Erklärung abzugeben.

>>Die Kleidung ist schon in der Waschmaschine! <<, erwiderte Anita Kramer so laut, dass man es bis in den Keller hören musste.

Nach wenigen Minuten kam Karl-Heinz Kramer mit seinen vom Lehm verschmutzten Kleidern und den noch schmutzigen Schuhen zurück. Seine Schuhe waren durchnässt und an den Schuhsohlen hingen schlammige Schilfreste.

>>Ich habe sie aus der Waschmaschine herausgenommen<<, sagte er, nur um die Aussage seiner Frau zu bestätigen.

>>Die Unterwäsche und das Hemd oder was sie noch sonst anhatten auch! <<, forderte der Streifenbegleiter befehlend, als er sah, dass es nur eine Hose mit Jacke war, die er mit nach oben gebracht hatte.

Kommt, wir gehen in das Wohnzimmer<<, sagte jetzt Anita Kramer, um ihre Kinder vor weiteren Aufregungen zu schützen.

Nachdem sie die Wohnzimmertür hinter sich geschlossen hatte, zog sich Karl-Heinz Kramer nackt aus.

Was war nur aus ihm geworden? dachte er mit Tränen in den Augen, während er den Beamten, das letzte Kleidungsstück übergab, das er auf seinem Leib trug.

>>Gut, das war es vorerst! Sie halten sich zu unserer Verfügung. Am besten wäre es, wenn sie morgen früh in ihre Schule gehen und den Unterricht so weiterführen, als sei nichts geschehen<<, schlug der Oberwachtmeister vor.

>>Gute Nacht und Danke! <<, sagte Kramer leise, dass man ihn kaum verstehen konnte.

Danach verließen die Polizeibeamten mit seinen Kleidungsstücken das Haus. Beschämend stand er jetzt nackt im hell erleuchteten Flur seines Bungalows. Sein Gehirn war leer und total ausgebrannt!

Plötzlich ging die Wohnzimmertür auf. Es war seine Frau, die hinter sich die Türe zuzog und auf ihn zukam. Einen Meter vor ihm blieb sie stehen.

>>Karl-Heinz, sag mir bitte, dass es nicht wahr ist! Du hast doch selbst eine kleine minderjährige Tochter. <<, sagte sie verzweifelt, zu tiefst enttäuscht von ihm.

Sie konnte es nicht glauben, dass ausgerechnet ihr Mann zu so einer Tat fähig war. Als er ihr keine Antwort gab, brach sie laut schluchzend in Tränen aus, ging ganz nah an ihn heran und trommelte ihm mit beiden Fäusten auf die nackte Brust. Außer jeglicher Kontrolle seines Geistes umfasste Karl Heinz Kramer plötzlich seine Frau mit der linken Hand hinter dem Rücken und zog sie mit aller Gewalt an sich heran.

Dann hielt er ihr mit der rechten Hand gewaltvoll den Mund zu. Sein fester starrer Blick bekam einen vom Hass erfüllten bösartigen Ausdruck und die Pupillen seiner Augen spiegelten den Zustand seiner gebrochenen Seele, in diesem für ihn unerträglichen, schrecklichen Augenblick.

>>Sei ruhig und sage nichts mehr. Ich kann es nicht mehr hören! <<, schrie er laut unbewusst, während der Speichel ihm unkontrolliert aus dem linken Mundwinkel lief.

Jetzt sah er jähzornig in ihre weit von der Todesangst geöffnete Augen.

Anita Kramer spürte, dass sie dem Tod ganz nahe war.

Vergeblich rang sie nach Luft.

Eilig waren Ansbert und Claudia, nachdem sie die Schreie ihres Vaters gehört hatten, herbeigeeilt, um zu sehen was geschah. >>Lass sie los! Sie bekommt keine Luft mehr! <<, rief Ansbert verzweifelt, als er sah, dass seine Mutter die Augen nach oben drehte.

Jetzt sah er die Blumenvase, die auf dem Sideboard im Flur in seiner Nähe stand.

In panischer Angst um das Leben seiner Mutter nahm er sie und schlug seinem Vater von hinten gewaltvoll auf den Kopf. Claudia stand hilflos schreiend daneben, hielt sich beide Ohren zu und schaute auf den Boden, um das Geschehen zu verdrängen.

Sofort ließ Karl-Heinz Kramer seine Frau aus der Umklammerung frei, verdrehte seine Augen, und fiel seitlich bewusstlos wie ein gefällter Baum zu Boden.

Anita Kramer, die verzweifelt laut röchelnd nach Luft rang, griff sich völlig in Todespanik geraten, an den Hals.

Ihre Tochter lief weinend davon.

Ansbert, stand jetzt völlig im Schock mit dem Rücken an der Wand, atmete schwer, senkte seinen Kopf zu Boden und weinte.

In der rechten Hand hielt er immer noch die Blumenvase.

>>Ich habe ihn getötet! <<, stammelte er, immer wieder.

Anita Kramer war jetzt wieder bei vollem Bewusstsein. Schnell, kniete sie sich auf den Boden, drehte ihrem Mann den Kopf zur Seite und griff ihm an die Halsschlagader.

>>Er lebt! <<, sagte sie, legte ihm ihre linke Hand unter den Kopf und streichelte ihm zärtlich über die leichenblassen Wangen.

Jetzt erst bemerkte sie die Platzwunde an seinem Kopf. Ansbert stand wie versteinert neben ihr und sah ohne jede Regung dem Geschehen zu.

Schnell, ruf einen Arzt an. Dein Vater lebt noch! << befahl sie und schüttelte ihren Sohn an den Beinen, der immer noch unter Schock regungslos dastand.

Plötzlich öffnete Karl-Heinz Kramer langsam seine Augen. >>Wo bin ich? Was ist geschehen? << waren seine ersten Worte, als er das verschwommene Gesicht seiner Frau über sich sah. Sein Kopf dröhnte vor Schmerz. Jetzt bemerkte er die verletzte Stelle an seinem Kopf.

>>Wir müssen einen Arzt holen<<, antwortete seine Frau traurig und half ihm aufzustehen.

>>Nein, lass es! Es muss auch so gehen<<, meinte er mit schmerzverzerrtem Gesicht und nahm seinen Sohn in die Arme. >>Du hättest sie fast erstickt Papa<<, flüsterte er traurig und fing laut an zu weinen.

Sein Vater sah jetzt, dass er noch in der rechten Hand die Blumenvase hielt.

>>Danke mein Sohn. Du hast richtig gehandelt.

Eine Minute später und es wäre geschehen.

Ich verdanke Dir, dass ich nicht zum Mörder geworden bin<<, erwiderte er noch etwas benommen, nahm ihm die kleine Blumenvase aus der Hand und stellte sie auf das Sideboard zurück.

Jetzt war auch die kleine Claudia wieder zurückgekommen. >>Komm her zu mir meine Liebe! <<, sagte Anita Kramer zu ihr und nahm sie hoch zu sich.

Dann drückte sie ihre Tochter ganz fest an ihren Körper.

>>Es wird alles wieder gut, meine kleine Schnecke<<, flüsterte sie ihr ins Ohr, streichelte ihr über die von Tränen feuchten Wangen und küsste sie liebevoll.

Ein Bann des Schweigens hatte sich für wenige Sekunden über die kleine Familie gelegt.

Karl-Heinz Kramer stand beschämend nackt vor seiner Familie.

Ja, was sollte er zu seiner Entlastung sagen?

Alle Indizien waren gegen ihn!

Mit einem Taschentuch, das ihm Ansbert gegeben hatte, versuchte er vorsichtig seine blutende Wunde am Kopf abzutupfen und das Blut zu stillen.

>>Kommt, wir wollen über alles in Ruhe reden<<, sagte seine Frau schweren Herzens und ging langsam mit Claudia voraus in ihr schönes Wohnzimmer.

>>Ich komme gleich nach<<, antwortete Karl-Heinz Kramer nachdenklich, sah unter sich und ging in das nahe liegende Bad um seine Wunde zu versorgen.

Draußen in ihrem Garten wurde es jetzt langsam hell. Der neue Tag begann. Die Natur war aufgewacht und ignorierte das Geschehen der Nacht. Die ersten bunten Vögel verkündeten fröhlich zwitschernd den neuen Tag.

Die Suche nach Klara Seifert war noch nicht abgebrochen worden. Denn der Suchtrupp hatte am Ortsrand, an einem Wiesenweg, ein blutiges Taschentuch gefunden.

Der eingestickte Schmetterling ließ die Vermutung zu, dass es einem Kind gehörte.

Jetzt kreisten zwei Helikopter des Bundesgrenzschutzes über der Fundstelle, am nahen liegenden Walde. Eine erneute Hundertschaft war zu Ablösung eingetroffen und suchte unentwegt die ganze unwegsame Gegend um den kleinen Dorf-See weiter ab.

>>In drei Stunden muss ich wieder in die Schule und danach gehe ich zum Arzt. Was hier heute Nacht geschehen ist, geht nur uns etwas an<<, sagte Karl-Heinz Kramer im Kreis seiner Familie.

Nachdem seine Frau Claudia ins Bett gebracht hatte, erklärte er, dass er nach der Nachhilfestunde zum See gefahren sei. Warum und weshalb er mit dem Fahrrad an den Badesee in den nahen liegenden Wald gefahren war, ließ er offen!

>>Er könnte und wolle noch nicht darüber sprechen<<, antwortete er bestimmend, als seine Frau drängelnd danach fragte.

Schweigend, lies sie danach ihren Mann stehen und ging zu Bett.

Warum sagst du ihr es nicht! <<, fragte Ansbert, der sein Verhalten nicht verstehen konnte, und ging ebenfalls auf sein Zimmer.

Noch am selben Vormittag wurde Karl-Heinz Kramer in der Schule festgenommen. Die Spurensicherung im LKA München hatte an seiner Kleidung verdächtige Spuren von Klara gefunden. Die Analyse ergab, dass die blonden Haare von Klara, die man aus ihrer Haarbüste zu Hause entnommen hatte, die gleichen waren wie an seiner Unterhose. Was noch viel schlimmer war, die verschmutzten Schuhe von Kramer wiesen deutliche Spermaspuren auf. Dieser Beweis reichte aus um ihn dem Haftrichter vorzuführen und ihn in Untersuchungshaft zunehmen.

Für die Familie Kramer war innerhalb von wenigen Stunden eine bisher friedliche heile Welt zusammengebrochen.

Nichts war mehr so, wie es einmal war!

Vor ihrem Haus in der Waldsiedlung in Neuenburg hatten sich eine Menge Journalisten postiert und warteten auf das Erscheinen von Anita Kramer.

In der Morgenausgabe der Zeitungen sah man den Bungalow der Kramers mit dem Bild der kleinen Klara Seifert, dass ihre Mutter bei der Vermisstenanzeige abgegeben hatte.

„Hat das Sexmonster sie umgebracht?“, stand über dem Pfeil des Bildes von Klara Seifert als Kopfzeile.

Noch am gleichen Tag wurde im LKA München eine "SOKO" von 26 Kriminalbeamten gebildet.

Chef der Sonderkommission im Fall Klara Seifert war der Kriminaloberrat Dr. Kranzinger.

Die Ermittlungen übernahm der noch junge 30jährige Hauptkommissar Obermayer.

Er war einer der besten Kriminalbeamten im LKA München. Die Aufklärungsquote seiner Ermittlungen in Mordfällen lag bei 98 Prozent.

Die Durchsuchung des Waldgebietes in Neuenburg und rund um den Ammersee waren erfolglos verlaufen.

Das einzige Zeichen der vermissten Klara war das blutige Taschentuch, das man am Waldrand neben einer Wiese gefunden hatte. Christine Seifert, hatte es sofort wiedererkannt. >>Es ist ohne jeden Zweifel, dass Taschentuch meiner Tochter<<, sagte sie, nachdem man ihr es gezeigt hatte.

>>Wir müssen von einem Sexualmord ausgehen!

Einen Tatverdächtigen haben wir zwar, aber wir müssen erst Klara Seifert finden, um ihm die Tat zu beweisen.

Was nicht heißt, dass, das kleine Mädchen nicht mehr am Leben ist<<, sagte Hauptkommissar Obermayer, während er vor der Spezialtruppe stand, um das weitere Vorgehen der SOKO zu besprechen.

>>Die Spurensicherung stellte doch ganz klar fest, dass, das Sperma, an den Schuhen von Kramer ist<<, meinte seine junge 34jährige Kollegin Eva Maria Brandel. >>Und, das sagte noch gar nichts! Wie sie wissen, gehört zu jedem Sexualmord ein Opfer und das haben wir nicht!

Außerdem, streitet Kramer jeden Zusammenhang mit dem Verschwinden von Klara Seifert und seiner Person ab. <<, entgegnete ihr Hauptkommissar Obermayer.

>>Hatte er denn ein Alibi für die Zeit danach? << wollte der neue Kommissar-Anwärter Bluthaupt wissen.

>>Ja! Ein Alibi, dass keiner bezeugen kann. <<, erwiderte ihm Kriminaloberrat Kranzinger, der hinter dem Sonderkommando saß und das Geschehen des Brifings mit verfolgte.

>>Und das wäre? <<, fragte die Kriminalpsychologin Eva Maria Brandel neugierig.

Jetzt stand Kriminaloberrat Kranzinger auf und kam vor zu Obermayer. Alle Kripobeamten der SOK hörten jetzt angespannt zu, was er zu sagen hatte.

>>Kramer hat vor dem Haftrichter vor wenigen Minuten folgendes ausgesagt, was er auch jederzeit bereit wäre zu beeiden<<, berichtete der Kripo-Chef betonend und fuhr fort.

>>Kramer gab zu, dass er seit ein paar Jahren, eine pädophile Neigung zu vorpubertären Kindern besäße.

Insbesondere zu kleinen Mädchen!

Gefangen im schrecklichen Ich

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