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Neapel

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Zur gleichen Zeit wird in Neapel der 22-jährige marokkanische Straßenhändler Ali Benjusuf vermisst.

Seine Kleidung wird von einer Polizeistreife am Strand von Genua gefunden. Der Personalausweis, den man bei ihm findet, ist gefälscht. Denn er war illegal mit einem Überseeschiff über Spanien nach Italien vor wenigen Wochen eingereist.

Von dem Geld, das er sich als Stricher und mit kleineren Drogengeschäften in Neapel verdient hatte, erkaufte er sich eine neue Identität.

Durch den neuen gefälschten Pass, den er vor wenigen Tagen bekommen hatte, fühlte er sich jetzt auf der sicheren Seite, wenn er in eine unverhoffte Polizeikontrolle kam.

Ahmed Jskandar, so lautete der richtige Name von Ala Benjusuf. Er war am 08.04.1998 im Libanon geboren und danach mit seiner Familie nach Marokko ausgewandert.

Seinen richtigen Pass behielt der Fälscher in Genua und gab ihn weiter an den „Roten Mond.“

So hatte die Untergrund-Organisation eine neue Identität, die man bei dem nächsten Mord der Polizei zuspielen konnte. Der gesuchte Mörder war somit niemals von der Justiz auffindbar. Den Lohn für die Ausstellung der gefälschten Papiere durfte der Fälscher selbst einbehalten.

Das Ala Benjusuf jetzt auf dem Zinktisch in der Pathologie der Universität Neapel lag, stand schon am Anfang seiner Flucht aus Afrika fest.

Noch lebte er und sah apathisch an die Decke.

Prof. Dr. Fuchs hatte ihm mit Morphin sein Bewusstsein ausgeschaltet bevor er ihm bei lebendigem Leib die TransplantationsOrgane entnehmen wollte.

Die Untergrund-Organisation „Roter Mond“ hatte dem Marokkaner Ala Benjusuf, als er in Genua ankam, gute Geschäfte versprochen, und ihn in die Universität nach Neapel einbestellt. Es geht um Menschenhandel von Afrika nach Europa, sagte man ihm.

In Wahrheit ging es um illegalen Organhandel. Dass er selbst das Organ besaß, das man benötigte, wusste er nicht.

Vor ein paar Stunden hatte man ihm in einem Nebenzimmer der Pathologie im Untergeschoss der Universität zur Begrüßung einen Drink angeboten, dem hoch dosiertes Betäubungsmittel beigemischt war.

„Auf gute Zusammenarbeit", sagte der hinterlistige Professor, der freundschaftlich mit einem Glas Champagner, mit ihm anstieß.

Um ihn danach auf einem Seziertisch in der Pathologie für seine illegale Organentnahme vorzubereiten.

Dieser kriminelle, korrupte Professor war Dr. Manfred Fuchs aus Deutschland!

„Der liebe Gott hat es mit mir nicht gut gemeint“, sagte er öfter verärgert vor sich hin, wenn er sich im Spiegel ansah. Sein knochiges schmales abgemagertes Gesicht auf deren knollige Nase eine Brille mit dicken Horngläsern saß, passte zu seiner hässlichen Erscheinung.

Dass er mit seinen 1,56 Metern Körpergröße und seinem unmöglichen Aussehen keine Frau bekam, darüber wunderte man sich nicht, wenn man ihn an der Uni sah.

Klein und ungepflegt sah er aus in seinem zerknitterten Straßenanzug, der ehr etwas zu groß für ihn ausgefallen war.

Auch war er keiner der besten Studenten seines Jahrgangs während dem Studium zum Arzt auf der Universität. Achtzehn Semester hatte er Medizin studiert bis er dann endlich zur Prüfung zugelassen wurde.

Seine praktischen Fähigkeiten wären sehr gut, wenn es an das Sezieren von Leichenteilen in der Anatomie ging. Aber theoretisch sei er ein Versager, sagte der Dozent im Hörsaal der Universität in Heidelberg, in Anwesenheit aller Studenten.

Nach mehreren Fehlversuchen seine Approbation zu bekommen, fälschte er seine Zeugnisse und fing in der Chirurgie in Neapel an zu operieren. Er wurde durch seinen Ehrgeiz einer der besten Ärzte im Stadtkrankenhaus. Kurz vor dem er die Chirurgie Abteilung als Chefarzt übernehmen sollte, kam man in der Leitung der Klinik auf seine gefälschten Unterlagen.

Die Geschäftsleitung des Krankenhauses, ließ ihn wissen. Man würde von einer Anzeige Abstand nehmen und seine Arbeit könne er behalten. Nur an einem anderen Platz.

So wurde er durch die Möglichkeiten die er hatte, Teil einer großen globalen Organhändler-Bande, die ihre kriminelle Vereinigungen Weltweit über die Erde verteilt hatte.

20:30 Uhr war es, als Prof. Dr. Fuchs mit seiner makabreren Arbeit in der Anatomie der Uni von Neapel, vor der frischen halbtoten Leiche von Ali Benjusuf stand. Die ganze Nacht hatte er noch Zeit, um die Leichenteile zu sezieren.

Der gespenstige Raum, in dem er arbeitete, war ohne Fenster. Und den einzigen Zugang zur Pathologie hatte er von innen abgeschlossen. Außer dem Gebäudeschutz waren sie alle schon im Untergeschoß der Klinik nach Hause gegangen.

Die Sicherheitsbeamten kannten ihn schon, wenn er des Öfteren am späten Abend unangemeldet in die Uni kam.

„Gehen sie wieder zu ihren Geistern?“, fragte ihn das Wachpersonal makaber, ohne richtig zu wissen, was hinter den verschlossenen Türen geschah.

Neben dem Zinktisch, auf dem Ali Benjusuf jetzt nackt lag, standen ein paar blaue Kühlboxen, in denen die Organteile, nachdem er sie seziert hatte, in Plastikbeutel gehüllt, in ein spezielles Eiswasser eingelagert wurden.

Auf einem OP-Rollwagen, der griffbereit in seiner Nähe stand, stand außer seinen chirurgischen Operation Instrumenten, noch eine 11/2 Galion Flasche amerikanischer Whiskey.

Mit diesem hochprozentigen Alkohol betäubte er sich die Sinne, bevor er mit seiner grausamen Arbeit begann.

Auf einem Computer-Monitor, an dem die Elektroden von Ali Benjusufs Körper angeschlossen waren, sah man jetzt die Herzfrequenz. 134/90 Puls-80. Ja! Es waren die diastolischen Werte eines gesunden Menschen, der sein Leben erst begonnen hatte. Sein Körper wurde jetzt nur noch künstlich beatmet, damit die Organe bis zur Entnahme reichlich mit Sauerstoff versorgt waren. Nur noch eine Narkose, die normalerweise ein Narkosearzt ausführen musste, und er konnte mit seiner grausamen Art des Tötens, das er Organentnahme nannte, beginnen.

Ali Benjusuf lag regungslos betäubt mit starrem Blick auf dem Rücken und wartete auf seinen bevorstehenden Tod, dem er nicht mehr entrinnen konnte.

Eiskalt, ohne jede Gefühlsregung nahm Prof. Dr. Fuchs, wie er sich selbst gerne vorstellte, sein Skalpell, schaltete die OP-Strahler ein und zerstückelte den noch lebenden Körper des Opfers bis zur Unkenntlichkeit.

Erst als ein Teil der Organe entnommen war, zeigte das Oszillogramm auf dem Monitor eine gerade Linie.

Ali Benjusef war tot!

Von der Angst des schrecklichen Ich’s getrieben griff Fuchs hilfesuchend nach seiner Whiskey Flasche, um seine bewussten Gedanken erneut zu betäuben.

Nachdem er einen kräftigen Schluck aus der Pulle genommen hatte, trennte er jetzt mit zitternden Händen, das noch warme Herz nicht ganz fachgerecht aus seinem Corpus heraus.

Es war das letzte und wichtigste Organteil, das er entnahm. Fuchs war seit ein paar Monaten zum Massenmörder im Auftrag der Organ-Mafia in Europa geworden.

Die ganze Nacht hatte er wieder gearbeitet, ehe er erschöpft auf seinen Drehstuhl zurückfiel.

Der süßliche Geruch, der im Wasser gelagerten Leichen, in den großen Steinsäure-Becken lag in der Luft, und bestimmte das Geschehen an dem fürchterlichen Tatort des Todes.

Von Ali Benjusuf war auf dem Zinktisch nicht mehr viel übriggeblieben. Denn mit großer Fingerfertigkeit hatte er Nieren, Leber, Milz, Herz, Augen, aus dem leblosen Körper entfernt und in die Kühlboxen fachgerecht eingelagert.

Die Organe waren so vorbereitet, dass man sie in den nächsten Stunden an den Kliniken in Europa transplantieren konnte.

Die Whiskey Flasche, die griffbereit neben ihm stand, war nur noch Viertel gefüllt. Fuchs saß jetzt nervlich völlig am Ende auf seinem Drehstuhl vor der sezierten Leiche und weinte jämmerlich. Der Alkohol hatte ihn zermürbt und seinen Geist betäubt. >>Wie komme ich aus dieser Scheiße je wieder heraus? <<, stammelte er immer wieder verzweifelt vor sich hin.

Er wusste, dass es nicht mehr lange gut gehen konnte mit seiner illegalen grausamen Arbeit in der Pathologie der Universität. Vor 14 Tagen hatte er nach dem konsumieren der Droge Kokain mit Heroin angefangen. Im war Bewusst: War er nicht mehr verlässlich, würde man ihn beiseiteschaffen.

Sein Nachfolger wird ihn aufschlitzen und seine Organe verkaufen, dachte er und sah sich schon selbst auf dem Seziertisch als Opfer. 8000 Euro gab man ihm nur im Monat! Was war das schon für diese Drecksarbeit, die er verrichten musste. Wenn er das Organ selbst verkaufte, bekäme er das Hundertfache. Diese Gedanken ließen ihn seit einigen Tagen nicht mehr los. So beschloss er selbst mit der Unterwelt in Neapel Verbindung, aufzunehmen.

Zwei Stunden hatte er jetzt noch Zeit um seine Vorbereitungen für den illegalen Verkauf seiner entnommenen Organe zu treffen.

Um 4:00 Uhr wollten sie kommen und die Organe abholen.

In einem kleinen Nebenzimmer der Pathologie, in dem er des Öfteren nach getaner Arbeit seinen Rausch ausschlief, hatte er sich ein älteres Sofa aufgestellt, neben dem ein abschließbarer Kühlschrank, mit großem Gefrieraufsatz stand.

Wenn man ihn nach dem Inhalt fragte, sagte er: „Es wären Kühlmittel für seine entnommenen Organe.“

Dass in Wirklichkeit auch seine Whiskeyflaschen und Drogen, die ihm nie ausgehen durften, darin gelagert waren, durfte niemand erfahren.

Stark alkoholisiert legte er sich jetzt Depressiv auf das alte abgenutzte Sofa und schmiedete einen fürchterlichen Plan. Heute Nacht noch wollte er in die Bar „Zum Snowman“ gehen und mit dem Türsteher Kontakt aufnehmen.

Das der korrupte Türsteher für ein paar 1000 € namhafte Adressen ausspuken würde, das wusste Manfred Fuchs.

Nie wieder wollte er arm sein, dachte er, während er grinsend den letzten Schluck Whiskey aus seiner Flasche trank.

*


Frankfurt.

Kai Raimann saß jetzt nachdenklich zurückgelehnt in seinem luxuriösen Auto vor der International Bank. Die 50.000 €, die er in seiner linken Brusttasche spürte, gaben ihm endlich das Gefühl der finanziellen Freiheit, die er sich schon lange erhofft hatte und die jetzt für ihn beginnen sollte.

Kurz entschlossen nahm er sein Smartfon und rief die Kundendienstleitstelle seiner Firma an.

>>Ja, ich bin es Kai! <<, unterbrach er seinen Arbeitskollegen der sich meldete.

>>Ich habe starke Zahnschmerzen und müsste dringend zum Zahnarzt. Kann ich etwas früher nach Hause gehen? <<, fragte er seinen Kollegen.

>, >Wenn es sein muss! Du hast doch Zahnweh oder nicht? <<, >>Ja, es ist sehr schmerzhaft<<, log er gekonnt.

>>O.K., dann bis morgen! <<, antwortete sein Arbeitskollege etwas verärgert, weil es schon wieder Probleme mit ihm gab, und trennte das Gespräch.

Dass er in der Herrenboutique „Herot“ auf der Zeil, der größten Geschäftsstraße in Frankfurt einkaufen wollte, konnte er ihm doch nicht sagen.

„Da kannst du armes Würstchen doch nicht einkaufen, mit deinen paar Cents“, die Du verdienst in deinem Beruf als Service Techniker, hätte er zu ihm gesagt und ihn ausgelacht.

So gegen 16:00 Uhr betrat er eines der nobelsten Herrengeschäfte, die es in der Frankfurter City gab.

Die Herrenboutique führte nur die besten Textilien!

Boss, Hermes und Armani, waren nur einige der besonderen Kleidungstücke, die sie in ihren gut dekorierten Schaufenstern ausgestellt hatten.

Mit seinem dunkelblauen abgetragenen Sakko und den etwas verwaschenen Jeans fiel Kai sofort auf, als er durch die Drehtür den feudalen Herrenladen betrat.

Die zwei Verkäuferrinnen der Herrenboutique, die ihn an Models auf einem Laufsteg in Paris erinnerten, schauten ihn verblüfft an, als sie seine verschlissene billige Kleidung sahen.

Was will der denn hier! Würden sie wohl denken, dachte Kai etwas beschämend und überlegte sich, ob er wohl doch nicht besser die Boutique verlassen sollte.

Die schwarzhaarige junge Verkäuferin, die in etwas an eine brasilianische Sambatänzerin in Rio de Janeiro erinnerte, kam eilig auf ihn zu.

>>Wir verkaufen nur an Boutique Klubmitglieder mit Kundenkarte<<, lies sie ihn freundlich, bestimmend wissen um in los zu werden.

>>Ich zahle in bar! <<, antwortete Kai freundlich.

Sein Geld reicht noch nicht für ein Paar Socken in unserer Boutique! dachte sie, während sie ihn abwertend von oben bis unten noch einmal heimlich musterte.

Kai hatte sich ehe er in den Laden ging 7000 € zu einer Rolle gewickelt und in die Hosentasche gesteckt.

>>Reicht das nicht? <<, fragte er verärgert zynisch und zeigte der Verkäuferin beiläufig die Geldscheine.

>>Oh! Entschuldigen sie bitte! Sie wissen ja<<, antwortete sie verlegen, nachdem sie den Bündel Euroscheine, gesehen hatte.

>>Möchten Sie einen Kaffee? <<, fragte plötzlich ihre charmante blondhaarige etwas jüngere gutaussehende Kollegin, die das Geschehen aus nächster Nähe beobachtet hatte.

>>Ja, gern! <<, antwortete Kai sofort siegesbewusst.

Lis die schwarzhaarige Dame mit einem abweisenden Blick stehen und ging auf attraktive, geschäftstüchtige Verkäuferin zu. Die beiden Boutique-Angestellten waren auf solche Situationen geschult eingearbeitet. Drohte das überraschend gute Geschäft zu platzen, sprang die Kollegin sofort ein. So hatte man eine neue Ausgangsposition, um doch noch einen erfolgreichen Geschäftsabschluss zu bekommen.

Kai kannte diese Strategie! In tagelangen Kundendienstschulungen, hatte man ihm das Verhalten gegenüber den Kunden beigebracht. Nur ging es bei ihm um Aufträge in Millionenhöhe.

>>Kommen Sie bitte, ich berate sie gerne! <<, lies die Verkäuferin ihn wissen und versuchte ihren unwiderstehlichen Charme, den sie besaß, für Ihren Verkauf einzusetzen.

Durch eine verglaste halbhohe Pendeltür, die auch als Spiegel geeignet war, führte sie ihn in ein kleines Nebenzimmer. >>Setzen Sie sich bitte! Ich bin Naomi, die Chefin der Boutique<<, sagte sie selbstbewusst, während dem sie in Front zu ihm einen Kühlschrank öffnete und dabei in die Hocke ging.

Ihr kurzer schwarzer Minirock war jetzt weit hoch über die Oberschenkel ihrer langen schlanken Beine gerutscht, so dass man ihren aufreizenden Po, der nur mit einem roten knappen String bedeckt war, sehen konnte.

>>Möchten Sie Kaviar, oder lieber etwas Lachs mit Wachteleiern<<, fragte sie und hielt in der reizvollen Stellung inne. >>Das dürfen Sie entscheiden<<, antwortete Kai ganz verlegen und genoss den erotischen Einblick, den sie ihm freigab.

In dem schwarzen kurzen Lederrock und dem engen roten Pulli, durch den die Spitzen ihrer Brüste zu erkennen waren, sah sie frivol und verführerisch aus.

Vierundzwanzig Jahre, älter war sie nicht, schätzte Kai. Eilig nahm sie noch ein Champagner-Piccolo aus dem Kühlschrank, stand auf und kam auf ihn zu.

>>Jetzt habe ich es endlich<<, meinte sie und setzte sich ihm gegenüber an einen kleinen runden Tisch, an dem drei ledergepolsterte Korbsessel standen.

An der Wand hingen Autogrammkarten von namhaften Prominenten aus der ganzen Welt.

Rod Stuart, Omar Sharif, Bruce Willis und Sportler wie Boris Becker, durften an ihrer prominenten Wand auch nicht fehlen. >>Waren sie alle schon da? <<, fragte er sehr interessiert, um einen Gesprächsstoff für ihre Unterhaltung zu finden.

>> Ja klar! bei uns verkehrt nur die nobelste Gesellschaft! <<, antwortete sie, sah ihm für ein paar Sekunden tief in die Augen und reichte ihm ein Glas Champagner, das nur zur Hälfte gefüllt war. Kai nahm ein kleines Stück Weißbrot, auf dem der rote Kaviar reichlich belegt war, und versuchte es.

>>Es schmeckt vorzüglich<<, merkte er an genussvoll mit halb vollem Mund.

>>Prost! <<, erwiderte sie, während sie das Sektglas mit ihm anstieß.

Dabei kam sie so nah an ihn heran, dass er ihren Atem spüren konnte. Ein Hauch von prickelnder Erotik, ließ den Augenblick für beide zu einem Erlebnis werden.

>>Auf gute Geschäfte! <<, erwiderte er und trank das halbe Glas Champagner in einem Zug leer.

So hatte er noch nie eingekauft. Jetzt verstand er auch, das Shopping zu einem Erlebnis werden konnte, wenn man nur das notwendige Geld dazu hatte.

Naomi Kramer hatte es wieder einmal geschafft ihren Kunden auf einen guten Geschäftsabschluss vorzubereiten.

>>Möchten Sie noch ein Glas Champagner? Oder möchten Sie sich erst einmal unsere schicken Auslagen ansehen <<, fragte sie und lächelte ihn dabei charmant an.

>>Ich suche einen schicken Anzug für besondere Anlässe und eine Kombination<<, legte er sich gleich fest, während sie aufstanden und zu den voll behangenen Kleiderständern gingen. >>Wir werden schon etwas Hübsches für Sie finden<<, merkte sie an, und führte ihn durch die Boutique.

An alles hatte man in der noblen Boutique gedacht. Einkleidung von Kopf bis Fuß. Sogar Schuhe, Herrenschmuck und der dazu passende Binder lag für den Kunden bereit.

Vor den langen Reihen der Kleiderständer standen maßgefertigte Dekorationspuppen, die vollständig, fachgerecht bekleidet waren.

>>Dieser würde mir gefallen! <<, sagte Kai und zeigte auf eine der angezogenen dekorierten Puppen.

Es war ein dunkelbrauner Anzug mit silbernen Nadelstreifen durchzogen. Er war aus den edelsten Stoffen hergestellt. Was ihm sofort auffiel! Keines der Kleidungsstücke war mit Preisen ausgezeichnet. Es wäre eine Beleidigung für den Kunden gewesen ihn mit dem Preis vor dem Kauf der Ware zu beeinflussen. >>Geld hat man, oder? <<, sagte Naomi Kramer einmal zu einem ihrer Kunden, als er nach dem Preisschild fragte.

>>Ja, das könnte hinkommen! <<, meinte sie und schaute unter den Kragen der Jacke, die einer Puppe angezogen war.

Möchten Sie die Garderobe komplett? <<,

>>Wenn der Anzug passt<<, erwiderte Kai und ging in eine der großen Umkleidekabinen, um sich auszuziehen.

In der Zwischenzeit stellten die beiden Verkäuferrinnen eine weitere komplette Garderobe für ihn zusammen.

>>Wie war ihr Name noch mal bitte? <<, fragte ihn Naomi Kramer, die unbemerkt herbeigeeilt war, um auf seine besonderen Wünsche einzugehen.

>>Sie können mich ruhig Kai nennen! <<, antwortete er laut aus der Ankleidekabine, so dass man es bis an die Kasse hören konnte. Da Kai den Vorhang nicht ganz zugezogen hatte, konnte sie seinen männlichen fast nackten makellosen Körper sehen. Nur einen dunkelblauen Slip hatte er noch an. Die Konturen seiner Männlichkeit waren für sie klar zu erkennen.

So einen sportlich durchtrainierten braungebrannten Körper hatte sie seit langer Zeit nicht mehr in ihrer Boutique bewundern können. Der muskulöse Körper und sein knackiger Hintern, den sie sah, brachte sie in eine leichte sexuelle Erregung.

Mit ihm würde sie auch einmal ausgehen! Wenn er sie danach fragen würde, dachte sie, während sie ihn heimlich weiter in der Garderobe, beobachtete.

>> Geben sie mir bitte den Anzug? <<, bat Kai sie, nachdem er sie im Wandspiegel vor der Ankleidekabine stehen sah.

Dass sie ihn beobachtet hatte, gefiel ihm. Er hatte es längst schon bemerkt.

>>Ja! antwortete sie erschrocken, als habe man sie bei etwas Verbotenen ertappt und ging auf den nicht ganz geschlossenen Vorhang zu.

Kai zog den Vorhang jetzt ganz zur Seite.

>>Hoffen wir das es passt? <<, sagte er erfreut, und lächelte sie an.

Eilig gab sie ihm die Bekleidung und sah ihn dabei etwas verlegen an. Dann wollte sie gehen.

>>Bleiben sie bitte, Naomi! <<,

Jetzt sprach er das erste Mal ihren Vornamen aus. Kai zog den Vorhang ein wenig zu und probierte die Kleidung an, die sie ihm gegeben hatte.

>>Das war ja noch nie da! <<, sagte sie zu ihrer Kollegin, die mit neu ausgesuchten edelsten Kleidungsstücken herbeigeeilt war. Alles passte, als sei es extra für ihn maßgeschneidert angefertigt worden. Hemd, Binder, Hose, Socken und sogar der Anzug saßen wie für ihn wie maßgeschneidert.

>>Die passenden Schuhe noch bitte! <<, sagte Kai scherzend. >>Was haben Sie denn für eine Schuhgröße? <<, fragte sie zu seiner Überraschung.

Wie konnte er wissen, dass es in einer Bekleidungsboutique auch Schuhe gab.

>>Dreiundvierzig, vierundvierzig<<, antwortete er zögernd, erfreut über seinen gelungenen Einkauf.

In wenigen Minuten hatte ihre Kollegin ein paar auf die Kleidung abgestimmte edle Designer-Schuhe herbeigeholt.

Auch sie passten, wie für ihn bereitgestellt.

Schnell schlüpfte er hinein und stellte sich stolz vor die Ankleidekabine.

>>Laufen sie mal bitte ein Stück, <<, forderte Naomi ihn auf. Kai bewegte sich absichtlich so elegant in der Boutique auf und ab als sei er auf einem Laufsteg in Mailand.

>>Sie könnten bei der nächsten Modeschau in meinem Hause mitlaufen<<, ließ ihn die Chefin wissen, nachdem sie die spaßige Einlage von ihm sah.

>>Das nehme ich! <<, sagte er hocherfreut bestimmend, ohne nach dem Preis zu fragen.

Kurz Zeit später hatte er den Anzug und verschiedene Kleidungsstücke gekauft. Jetzt war die Tür am Eingang aufgegangen und ein neuer Kunde betrat die Boutique.

>>Hallo, Mister Becker! <<, rief die blonde Verkäufern ihm zu, ging ihm eilig entgegen und gab ihm die Hand.

Seine teuer auffällige Rolex-Uhr an seinem Handgelenk war nicht zu übersehen. Das Zifferblatt seiner Uhr war dezent mit Diamanten in Goldrand eingefasst.

Am rechten Ringfinger trug er einen goldenen Siegelring, in den ein Saphir eingelegt war.

Als Kai die Rolex-Uhr gesehen hatte, zog er ohne es zu wollen seine Ärmel an seiner Jacke etwas herunter. Denn seine billige Quarzuhr, die er bei Neckermann für 30 € gekauft hatte, passte nicht in diese noble Boutique.

Naomi Kramer war schon zur Kasse gegangen und seine Kleidung bereitgestellt.

>>Wohnen sie in Frankfurt? <<, fragte sie ihn interessiert. Dabei blickte sie ihm anhaltend fest in seine Augen.

>>Warum? <<, fragte er verlegen.

>>Wir bringen ihnen die Kleidung auch auf Wunsch nach Hause! Kostenlos versteht sich<<, bot sie ihm mit listiger Klugheit an, um ihr Interesse an ihm zu unterstreichen.

>>Nein, nein! Ich nehme sie schon mit<<, erwiderte Kai. Naomi Kramer drehte jetzt zweimal an der Kurbel der nostalgischen alten Ladenkasse, so dass die Schublade, in der das Geld lag, kräftig aufsprang.

>>3416 € <<, sagte sie erfreut, während sie ihm die handgeschriebene Quittung auf den kleinen Tisch legte.

Kai nahm etwas zögernd überrascht von dem Rechnungsbetrag den Bündel Geldscheine aus seiner Hosentasche und legte 4000 € auf den kleinen antiken Tisch neben der Kasse.

>>Ich habe leider nur einen 500 € Schein! Wechselgeld benötigen wir nicht! Bei uns wird nur mit Karte gezahlt! <<, lies sie ihn entschuldigend wissen.

>>Ist schon in Ordnung so! <<, antwortete er, zwinkerte ihr zu mit dem linken Auge und steckte die restlichen 500 € Scheine ein. >> Oh! herzlichen Dank! hier ist meine Visiten-Karte. Wir würden uns freuen, wenn sie uns wieder besuchen! <<, meinte sie und blickte ihm noch einmal kurz intensiv in die Augen. Ihre Blicke verrieten ihm, dass da mehr war, wie das geschäftliche Interesse. Naomi Kramer lies in ihren Gedanken nicht locker!

Denn sie wollte ihn unbedingt wiedersehen.

>>Ich komme auch gerne zu Hause bei dir vorbei, wenn du eine Kleidung nach Maß möchtest <<, sagte sie so leise jetzt zu ihm, dass nur er es verstehen konnte.

>>Ich bin doch kein alter Mann der nicht mehr laufen kann<<, erwiderte er ungewollt und gab ihr gefühlvoll die Hand.

Für einen Augenblick hielten sie ihre Hände gegeneinander leicht fest. Dann schaute er sie noch einmal an, lies ihre Hand los und ging zum Ausgang.

>>Halt! Du hast deine Einkaufstüte mir der Kleidung vergessen! <<, rief sie ihm nach und lief ihm hinterher. Beide lachten sie jetzt und dachten das Gleiche. Dann verließ er zufrieden die Boutique.

Auf der Geschäftsstraße war reger Einkaufsbetrieb. Man musste vorsichtig sein, wenn man über die breite mit grünen Bäumen angelegte Fußgängerzone ging. Denn einige jungen Leute fuhren mit ihren Inlineskater mit hoher Geschwindigkeit über die von Menschen belebte Einkaufsmeile.

Öfter kam es vor, dass ein vorbeifahrender mit einem Fußgänger absichtlich zusammenstieß. Nicht selten hatte sich der Schuldige nach wenigen Sekunden aus dem Staub gemacht. Und die Brieftasche samt dem Schmuck am Körper war gestohlen. Bis man es bemerkte, war der Dieb über alle Berge.

Kai nahm neugierig die Visitenkarte, die er vom Naomi bekommen hatte, aus seiner Jackentasche und las.

Armani-Club Boutique für Herrenmode Inhaberin: Naomi Kramer stand auf der Karte in goldener, geschnörkelter, auffälliger Designer Schrift.

Nachdem er die Visitenkarte gelesen hatte und einstecken wollte bemerkte er, dass auf der Rückseite noch etwas von Hand geschrieben stand.

Ruft mich an, wenn du möchtest! 069...

>>Das werde ich tun! <<, sagte er laut vor sich hin, schmunzelte, und steckte freudestrahlend die Visiten-Karte wieder in seine Jackentasche zurück.

Eine Frau, die an ihm vorbeiging, und sich angesprochen fühlte, sah ihn verwundert an. Kopfschüttelnd schaute sie ihm hinterher.

Jahrelang passierte nichts Besonderes in seinem Leben und plötzlich lief alles bestens für ihn! dachte er, während er mit seinem dunkelblauen sportlich tiefer gelegten BMW in Gedanken an Naomi Kramer nach Hause fuhr.

Innerhalb von wenigen Stunden hatte sich sein Leben total verändert. Das viele Geld, das er bekommen hatte. Kontakte zur High Society und einen Auftrag, der ihn Reich machen sollte. War es ein Traum? Nein! Es war das pure Leben, das er jetzt endlich in sich spüren durfte.

Jetzt hatte er es geschafft, dachte er überglücklich und fuhr, ohne es wahrzunehmen, mit überhöhter Geschwindigkeit durch die vom Verkehr belebte Frankfurter Innenstadt.

Gut gelaunt ging er eilig, nachdem er sein Wagen in der Tiefgarage abgestellt hatte, zum Aufzug, der ihn in seine Wohnung bringen sollte. Eine ältere Frau, die ihn gesehen hatte, hielt ihm den Aufzug an, damit er zu steigen konnte.

Das Glück hatte auch endlich ihn getroffen. An seinen Gedächtnisverlust vor wenigen Stunden dachte er nicht mehr. Warum auch? Eine schwere Krankheit passte nicht zu seinem perfekten Lebensglück, das er glaubte, gefunden zu haben.

>>Danke, Frau Schneider! <<, sagte Kai freundlich zu der älteren Dame, als er näherkam und sie erkannte.

Sie wohnte im gleichen Stockwerk wie er. Man wechselte ein paar nette Worte, wenn man sich begegnete, mehr aber nicht.

Der Aufzug war jetzt in der achten Etage angekommen. >>Schönen Abend! Herr Raimann! <<, wünschte ihm die Frau freundlich, als sie vor ihm den Aufzug verließ.

Seine kleine Wohnung war gegenüber dem Auszug. Es waren nur wenige Schritte bis zu seiner Wohnungstür.

Während er nach seinem Wohnungsschlüssel suchte, hörte er, dass leise Musik aus seiner Wohnung kam. Komisch, nur sein Freund Ken hatte noch einen Schlüssel, dachte er.

Erst vor wenigen Tagen hatten sie beide die Zweitschlüssel ihrer Wohnung getauscht. Nur im Notfall wollten sie davon Gebrauch machen. Es war sehr merkwürdig für ihn. Seine Wohnung war auch nicht mehr verschlossen! Durch eine leichte Drehung des Schlüssels nach rechts, ließ sich die Wohnungstür öffnen.

>>Ken, bist du es? <<, > rief er vorsichtig und ging in die Richtung, aus der er die Musik kam.

Durch die weit offenstehende Tür in der Diele konnte er jetzt ungehindert in das Bad sehen.

Was er sah, stockte ihm den Atem! Es war die Angst, die blitzschnell in ihm hochkroch und ihn fast erstarren ließ. Langsam zögernd was ihn erwartete, ging er weiter ins Bad. Jetzt erst konnte er richtig erkennen, was in seiner Abwesenheit geschehen war.

Sein guter Freund Ken lag leblos auf dem Rücken im kalten Wasser der halb vollen Badewanne.

Seine leblosen Augen waren weit geöffnet!

In dem starren Blick seiner Pupillen sah man die Angst der letzten Sekunden vor seinem Tod.

Sein nackter von den Drogen abgemagerter Körper zeigte mehrere blaue Flecken, die mit Blut unterlaufen waren.

Jetzt sah Kai das furchtbar Schreckliche.

Man hatte seinem Freund die Zunge auf grausamste Weise aus dem Mund herausgeschnitten.

Das seichte, eklige, riechende Wasser, in dem er lag, war rot von seinem Blut gefärbt.

Und auf dem Boden vor der Badewanne, lag ein stark verschmutztes, gebrauchtes Heroinbesteck mit einem dünnen Gummischlauch. Nicht weit davon lag eine gebrauchte Einwegspritze, die mit klebrigem Blut beschmiert war.

Auf seinem linken Oberarm hatte man ihm ein kleines Zeichen mit einem spitzen Gegenstand tief in die Haut eingeritzt. Es sah aus wie die Sichel eines Mondes.

Was Kai nicht wusste: Es war das Zeichen der Untergrundorganisation „Roter Mond", die in Europa die Vorherrschaft im Rauschgiftgeschäft übernehmen wollte.

Koste es, was es wolle! Die Toten, die die Operation „Weißer Schnee", so nannten sie das Vorhaben, forderten, nahm man skrupellos in Kauf.

Kai stand jetzt wie angewurzelt unter Schock in Angst, Zitternd, in Unruhe im Bad. Sein Gesicht war zu einer aschfahlen Grimasse erstarrt. Mit Blässe im Gesicht las er den kurzen Satz, der mit einem fast schwarzen Lippenstift, auf dem Spiegel über dem Waschbecken geschrieben stand.

Wo ist das Rauschgift!?

Es musste eine Frau gewesen sein, die ihn auf grausame Weise umbrachte, dachte er sofort.

Plötzlich ertönte der Rufton vom Telefon!

Kai erschrak so heftig, dass ihm fast das Herz stehen blieb. Lass es klingeln, nur nicht jetzt zum Telefon, dachte er in Apathie.

Schreckliche, grausame Gedanken verwirrten jetzt seine Sinne. >>Einen kühlen Kopf muss ich behalten<<, sagte er leise vor sich hin, so dass er sich selbst hören konnte.

Was sollte er tun? Normalerweise musste er jetzt die Polizei holen. Nein, das konnte er nicht! Seine Fingerabdrücke waren überall. Keiner würde ihm glauben, dass er unschuldig war und mit dem Mord nichts zu tun hatte.

Oh Gott! 46.000,00 € Schwarzgeld hatte er noch in der Tasche. Und dann! Die teuren Kleidungsstücke, die er sich in der Boutique gekauft hatte. Wie sollte er es ihnen erklären, woher plötzlich das viele Geld kam?

Man würde ihn sofort mit allem, was in seiner Wohnung geschah, in Verbindung bringen. Drogen, Mord! Was stand alles noch dahinter?

In den Knast würde man ihn bringen und ungerecht ein Leben lang wegsperren, dachte er.

Kai Raimann war völlig überfordert mit der eingetretenen Situation und tat das Falsche.

>>Ganz ruhig! <<, sagte er sich immer wieder in seinen Gedanken, um nicht in Panik zu geraten.

Das Telefon hatte jetzt aufgehört zu klingeln.

Wie hatte er immer zu seinem Freund Ken gesagt, wenn er dem Elend nahe am Boden zerstört um Hilfe flehte. „Hör auf mit den

Drogen. Sie bringen dir langsam, aber sicher den grausamen

Tod!“

Auf keinen Fall wollte er mit seiner Drogensucht konfrontiert werden. Ohne dass er es wollte, war er soeben zur Hauptfigur in diesem grausamen Drogengeschäft geworden.

Jetzt erst sah er, dass Ken seine Hand krampfhaft vor seinem Tod verschlossen hatte. Ohne zu überlegen, dass sein Fingerabdruck ihn des Mordes überführen konnte, nahm er die Finger der Hand und öffnete sie mit etwas Gewalt.

Einem Toten hatte er noch nie die Hand geöffnet. Das Leben war aus seinem Körper gewichen. Sein Freund war unbeweglich und steif geworden. Die Totenstarre war schon eingetreten. Was bedeutete die Zahl „1009", die mit einem Kugelschreiber in die Innenfläche seiner Hand geschrieben war?

Was war das für eine geheime Nummer? dachte er. Dann legte den leblosen Arm vorsichtig zurück auf seinen erkalteten toten mit Blut befleckten menschlichen Körper.

Hatte er jetzt den Schock und die Angst überwunden? Nein, jetzt erst begriff er langsam, was geschehen war!

In den fürchterlichen Gedanken, dass sein Freund auf grausamste Art ermordet wurde, saß er traurig nervlich völlig am Ende ratlos auf dem Rand der Badewanne und weinte.

„Lass endlich die Finger von den Drogen! Es wird dich dein Leben kosten“, sagte er noch vor ein paar Tagen zu ihm.

Eine halbe Stunde musste er schon nach einer Lösung suchend auf dem Rand der Badewanne gesessen haben, als der Anrufbeantworter seines Telefons sich einschaltete, und ihn in die grausame Gegenwart zurückholte.

>>Hallo Kai! Hier ist Beate. Wo warst du? Ich habe in der Bar „Serena“ auf dich gewartet. Ruf mich bitte dringend zurück! Es geht um Ken<<, sagte seine Bekannte auffordernd. Dann trennte sie das Gespräch.

Kai sah sich jetzt ängstlich um. Seine Fingerabdrücke waren überall. Nein er konnte in seiner Situation keine Polizei anrufen. Sie hätten ihm nicht geglaubt. Außerdem hatte ihn die alte Frau im Aufzug vor einer Dreiviertelstunde gesehen. Diese Zeugenaussage reichte aus, um ihm den Mord an seinem Freund in die Schuhe zu schieben.

Nach reiflicher Überlegung beschloss er noch heute Nacht die Leiche an einen anderen Platz zu bringen und alle Spuren, die ihn verdächtig machen konnten, zu beseitigen.

In Übelkeit dem Erbrechen nahe, zog er gegen seinen Willen den Stöpsel des Ablaufes der Badewanne heraus.

Das rote mit Blut gefärbte nach Urin penetrant riechende Wasser konnte jetzt ungehindert ablaufen. Dann brauste er den nackten Körper seines leblosen Freundes mit einem Badetuch ab. Woher hatte er nur die Kraft, dies alles zu tun? Ja, die Macht der Angst trieb ihn zu dem Unmöglichen!

Die Zunge, die jetzt wie ein Stück lebloses Fleisch eines Tieres auf dem Boden der ausgelaufenen Badewanne lag, sah ekelerregend aus und musste beseitigt werden.

Mit einem Stück Toilettenpapier hob er ohne hinzusehen die abgetrennte Zunge seines Freundes auf, und warf sie mit großer Überwindung in die Toilettenschüssel.

Das blasse Gesicht und der kalte Angstschweiß auf seiner Stirn zeigten jetzt den seelischen Zustand, indem er sich befand.

Durch das mehrmalige kräftige Drücken der Wasserspülung wurde das menschliche Körperteil in wenigen Sekunden in den Abwasserkanal weggespült.

„1009". Wo hatte er diese Nummer schon einmal gehört? fragte er sich immer wieder, bis es ihm einfiel.

Ja, es war das Postfach von Ken!

Eilig holte er eine Wolldecke im Wohnschlafzimmer und legte sie über die Leiche in der Badewanne, die ihn mit seinen leblosen weit geöffneten Augen anstarrte.

Dann ging er in den Schlafraum zurück, um nach seinem Geheimfach zu sehen. Jetzt bemerkte er, dass alle Türen seines Schlafzimmerschrankes offenstanden. Alle Kleidungsstücke waren ausgeräumt. Zerstreut lagen sie auf dem Boden verteilt im Zimmer umher. In Eile von der panischen Angst vorangetrieben, zog er die Sockelleiste seines Kleiderschrankes nach vorne weg. Ja, sie war noch, da seine kleine Kassenbox! die er sicher an einem geheimen Platz versteckt hatte, den man nicht so schnell ausfindig machen konnte.

Kontoauszüge, Personalausweis und den Zweitschlüssel von Kens Wohnung bewahrte er darin auf.

Eilig nahm er die kleine Geldkassette unter dem Schrank hervor und kontrollierte den Inhalt. Nichts fehlte!

Es war ein sicheres Versteck, auf das man erst einmal kommen musste. Die 46.500,00 € Schwarzgeld, die er noch nach seinem luxuriösen Einkauf übrighatte, nahm er aus seiner Jackentasche und legte sie in die Geldbox. Dort war das Geld vorerst am sichersten. Danach holte er die Wohnungsschlüssel von Ken heraus, schloss die Kasse wieder ab, und schob sie so weit, wie es möglich war, unter den Schrank weit zurück.

Durch das sorgfältige Einklicken der Blendleiste an der Vorderseite des Schlafzimmerschrankes war das geheime Versteck nicht mehr zu sehen.

Er sah, „1009", stand auf dem kleinen Schlüssel eingestanzt, der an Kens Schlüsselbund hing. Ja, er wollte und musste es wissen, was in dem Postfach lag, bevor ein Fremder ihm zuvorkam. Eilig verließ er in Gedanken an das Geschehene die Wohnung und fuhr mit dem Lift in die Tiefgarage des Hauses. Ängstlich schaute er sich noch einmal um, bevor er in seinen Wagen stieg. Von panischer Angst getrieben fuhr er jetzt in Gedanken mit dem schrecklichen Anblick seines toten Freundes zum Postamt. Als er ohne jedes Zeitgefühl ankam, sah er, dass die Post schon geschlossen war. Eilig stieg er aus und sprang leichtfüßig an den Post-Eingang. Aufatmend sah er den Türöffner. Mit seiner normalen Euroscheckkarte, die er zum Glück dabeihatte, konnte er über eine Kodierungsanlage, die neben der Außentür angebracht war, die Tür zum Vorraum öffnen.

Jetzt kam er ungehindert in den Vorplatz der Poststelle, von dem man die Schließfächer erreichen konnte.

Da das Postamt schon geschlossen hatte, war er ganz alleine in der großen Vorhalle. Sich noch einmal umschauend, dass er nicht beobachtet wurde, öffnete er das Schließfach.

Mit der Angabe er wäre selbstständiger Unternehmer, hatte sich sein Freund ein größeres Postfach angemietet. Mehrere kleine Päckchen, die man als Briefpost verschicken konnte, lagen im

Fach. Sie waren mit einem Aufkleber für den Bücherversand versehen. Der Absender, der seltsamen Post, war von einem Buchverlag in der Schweiz.

Was wollte er mit so vielen Büchern? dachte Kai und nahm eines der Päckchen heraus.

Astro-Verlag Zürich, stand auf den DIN A5 verpackten Kartonagen. Sie hatten das Gewicht eines Buches. In der Dicke waren sie ungleich. Sechs Päckchen und zwei Briefe lagen im Postfach. In einer unauffälligen Einkaufstüte, die er sich mitgebracht hatte, verstaute er die Päckchen nach einer Weile der Überlegung. Vorsichtig drehte er sich noch einmal um, umzusehen, dass ihn auch niemand bei seiner Entnahme der Post beobachtet hatte.

Nein, es war zu seinem Glück nichts Auffälliges zu sehen! Sich immer wieder umschauend verließ er eilig das Postamt und stieg in seinen Wagen ein.

Seine Neugier war jetzt so groß, dass er unbedingt wissen wollte, was in den kleinen Paketen war.

Vorsichtig nahm er die Plastiktüte und holte das kleinste Paket hervor. Dann roch er an einem Paket. Nichts! dachte er.

Der Inhalt musste geruchlos sein?

In großer Anspannung öffnete er die obere Seite der Verpackung und sah hinein. Ein Buch war das Erste was er sehen konnte. Was wollte er mit all diesen Büchern? Er las doch nie! dachte Kai und zog eines davon vorsichtig heraus.

„Wenn die Liebe vergeht“, stand auf dem Umschlag des Buches.

Jetzt erst bemerkte er, dass es kein gewöhnliches Buch war. Es war nochmals Klarsicht verschweißt. Geduldig löste er mit einem leichten Schnitt seines Taschenmessers die Klarsichtfolie. Erst als er das Buch in der Hand hielt und es aufschlagen wollte, bemerkte er, dass es eine Attrappe war.

Erstaunt sah er das blütenweiße in Kunststoff eingeschweißte Päckchen im Inneren der Buchattrappe.

Das ist Kokain! Schoss es ihm sofort durch den Kopf.

Dass sich in der Plastiktüte, in seinen Händen, reines Heroin im Wert von ca. 2,6 Millionen Euro befand, wusste er zu diesem Zeitpunkt, noch nicht.

Vorsichtig schlitzte er jetzt von der Neugier gepackt, dass wasserdichte Päckchen mit seinem kleinen Taschenmesser auf.

Nach einer Weile der Überlegung nahm er aus seinem Handschuhfach eine kleine Plastiktüte und füllte ca.50 Gramm von der weißen Menge in die Tüte. Das 1gr. Heroin auf dem Schwarzmarkt ca. 70 € kostete, ahnte er nicht.

Heute Abend wolle er es in der „Disco Bar Serena“ von Editha Serena prüfen lassen. Denn sie kannte sich bestens aus mit Drogen jeder Art, dachte er, und legte die geöffnete Heroinpackung wieder in die Buchattrappe zurück.

Danach steckte er die kleine Drogenprobe, die er sich entnommen hatte, in seine Hosentasche. Er wusste, dass er das Rauschgift auf keinen Fall mit nach Hause nehmen konnte.

Fand die Mafia das Heroin, was er für Kokain hielt, bei ihm, war er ein toter Mann. Die Leiche seines toten Freundes in seiner Wohnung brachte ihn schon in größte Schwierigkeiten. Hätte man noch, dass Rauschgift bei ihm gefunden, war er für die Kripo ohne jeden Zweifel der Mörder seines Freundes.

Nachdenklich schaute er auf die Drogen, die er besser nicht im Postfach gefunden hätte.

Ja, das war es! Die International Bank! Dort war das Rauschgift am sichersten. Heute noch musste er hinfahren und es verstecken, dachte er. So beschloss er wenige Sekunden später sofort hinzufahren. Nie würde man das Kokain, wie er das Rauschgift einschätzte, dort vermuten.

Gegen 20:00 Uhr betrat er mit seinem Technikerkoffer, in dem er im unteren Teil die Päckchen mit dem Heroin verteilt hatte, die Bank.

>>Hallo, Herr Raimann! Was wollen sie noch so spät bei uns? <<, rief der Sicherheitsbeamte am Eingang der Bank ihm zu, als er ihn mit schnellen Schritten kommen sah.

>>Ich muss noch einmal kurz in die EDV. Die Computer- Anlage wird in Kürze heruntergefahren. Es gab heute Morgen Probleme mit der Technik, antwortete Kai um seinen späten Besuch in der Bank zu begründen.

>>Sind Sie denn angemeldet in der EDV? <<, wollte der Sicherheitsbeamte zur Vorsicht wissen.

>>Nein, aber rufen Sie Herrn Ruthard von Anselm an, er weiß Bescheid<<, erwiderte Kai Raimann sofort.

Umgehend verschwand der Beamte in seinem verglasten Wachraum. Kai sah, dass er den Telefonhörer abnahm und eine Nummer wählte. Es war das Vorzimmer von Dr. Ruthard von Anselm, die er angewählt hatte.

>>Ja! <<, meldete sich von Anselm zu seiner Überraschung noch so spät forsch, etwas verärgert.

Da sein Vorzimmer nicht mehr besetzt war, wurde der Anruf direkt zu ihm durchgeschaltet.

>>Entschuldigen Sie Herr von Anselm! Hier! Herr Alois Becker vom Werkschutz<<, sagte er ganz aufgeregt.

>>Ja, ist schon gut, was gibt es? fragte von Anselm als er bemerkte, dass sein Angstelter vor Aufregung fast kein Wort mehr herausbrachte.

>>Herr Raimann von der Firma Kommunikations-Computer ist da. Er möchte noch so spät in die EDV. Geht das in Ordnung? <<, >>Ja, lassen Sie ihn durch und sagen sie ihm einen schönen Gruß von mir. <<,

>>Danke! Herr Dr. von Anselm<<, antwortete der Sicherheitsbeamte ehrfürchtig und legte den Telefon-Hörer auf.

Das von Anselm schon vor ihm aufgelegt hatte, bemerkte er in seiner Aufregung nicht.

Dem Raimann sollte er einen Gruß ausrichten. Was hatte der denn mit seinem Chef zu tun? dachte er und ging zu Kai Raimann zurück, der alles durch die verglaste Pforte beobachtet hatte.

>>Ja bitte gehen sie in die EDV, Herr Raimann. Der Chef war selbst am Apparat. Kennen Sie ihn? <<, fragte er neugierig.

Kai hatte andere Sorgen.

>>Ja, ja, gut! <<, antwortete er, während er aufatmend mit schnellen Schritten in Richtung EDV ging.

Hätte der Wachmann seine Tasche kontrolliert, wäre er sofort hinter Schloss und Riegel gekommen.

>>Hallo, sind sie auch noch im Hause<<, begrüßte ihn die junge Informatikerin, als er die EDV-Anlage betrat.

Die Spätschicht der EDV hatte mit ihrer Arbeit um 20:00 Uhr begonnen. Ihre Aufgabe war es die Datensicherung des Tagesgeschäftes durchzuführen.

>>Wann fahren Sie den Computer herunter? <<, fragte Kai? >>In zehn Minuten<<, erwiderte sie und gab die Befehle zur Datensicherung in ihrer Tastatur-Konsole ein.

Das Raimann so spät noch in die EDV kam war nichts Besonderes. Nächte lang war er schon da, wenn der Hobel stand. So nannte er die Computer immer, wenn sie nicht funktionierten.

Kai überlegte, wo er wohl das Heroin, das er für Kokain hielt, am sichersten verstecken konnte. Jetzt fiel ihm ein sicherer Platz ein. Ja, das war das sicherste Versteck, dachte er.

Am Mikrocontroler der Schaltungstechnikt selbst. Außer ihm kam niemand an die Stelle, an der, der Mikroprozessor saß. Es war die CPU, der Kopf des Rechners. Dort war das Rauschgift am sichersten deponiert.

Kai schaute abwartend zu der EDV-Angestellten hinüber und zeigte mit dem Daumen nach unten. Sie nickte zustimmend mit dem Kopf und zeigte ebenfalls mit dem Daumen nach unten. Dies war das Zeichen für ihn, dass der Computer heruntergefahren war. Alle wichtigen Daten waren gesichert!

Der Rechner war jetzt offline, und bereit für den Eingriff!

Jetzt ging Kai an den Host. Dort befand sich das Herz des Rechners. Mehrere hochintelligente schnelle Mikroprozessoren arbeiteten an dieser wichtigen Schnittstelle in Nanosekunden miteinander.

Mit der Eingabe eines Geheimcodes an der Masterkonsole, den außer dem EDV-Leiter nur er kannte, gab er den Computer für die anstehenden Wartungsarbeiten frei.

Jetzt kam es auf das Fachwissen von Kai an. Jeder Handgriff musste gut durchdacht sein. Gab er den Code nicht richtig ein, kam es beim Öffnen der Tür zum Innenleben des Computers zu einem akustischen Alarm. Gleichzeitig ging eine Meldung an die Hauptstelle der Frankfurter Polizeidirektion. Innerhalb von wenigen Minuten wäre die ganze EDV von Polizei umstellt gewesen. Und was das für ihn in seiner Situation bedeutet hätte, war kaum auszudenken.

Vorsichtig öffnete er die kleine Tür des Großrechners. Hunderte winzige gelbe Leuchtdioden (Lampen), flackerten ihm jetzt entgegen. Am Blinken der Lampenkombination konnte er nach einer Weile der Beobachtung den Arbeitszustand des Computers genaustens erkennen.

Ja, das Ground-Polling lief zeitlich richtig! dachte er zufrieden. Langsam mit gezielten Handgriffen, klappte er jetzt die einzelnen elektronischen Teile, der Minieinschübe zur Seite. Ein falscher Handgriff und die Anlage ging nicht mehr. Hunderte von Mitarbeiter in der Bank könnten morgen früh ihre Arbeit nicht planmäßig beginnen. Ja1, das war der Nervenkitzel, den er liebte. Er brauchte keine Drogen. Seine Welt waren die Computer. Geheimnisträger war er, und in seiner Fachwelt ein geachteter Mann.

Jetzt sah er die zwei freien Einschübe, die noch nicht mit elektronischen Teilen bestückt waren. Er wusste genau! Diese Bestückungsplätze brauchte man nicht mehr. Denn der Rechner war ausgelastet. Wenn notwendig würde man einen zweiten Rechner anhängen.

Außer Kai und der Informatikerin war niemand im EDV-Raum anwesend. Schnell sich noch einmal umschauend, dass die Informatikerin nicht in seiner Nähe war, klappte er seinen Techniker- Koffer auf und holte das Rauschgift hervor.

Die Buchattrappen mit dem gefüllten Heroin passten genau in die zwei freien Einschubplätze im Computer. Bis jetzt war alles nach Plan gelaufen. Langsam und vorsichtig brachte er die elektronischen Teile in seinen Ursprungszustand zurück.

Ein fachmännischer, prüfender Blick über das Lampenfeld zeigte ihm, dass der Rechner wieder korrekt arbeitete.

Vorsichtig schloss er die Tür vom Gehäuse des Rechners. Danach gab er über die Tastatur an der Masterkonsole den Computer den Anwendern frei.

Jetzt waren die Alarmleitungen zur Polizei und Feuerwehr wieder aktiv durchgeschaltet.

>>Fahren wir noch einmal hoch! <<, rief er erleichtert der Informatikerin zu.

Sie nickte ihm zu und gab ihre Befehle über die Tastatur- Konsole in den Computer ein. Nach wenigen Minuten war der Großrechner wieder "online".

2286 Bildschirme und 663 Drucker sowie alle Datenfernleitungen, die über schnelle Modems in die ganze Welt Verbindung hatten, waren wieder angeschaltet. Dies war der Betriebszustand des Computers vor Arbeitsbeginn in der International-Bank. Kai Raimann schaute mit versteinertem Blick über die Schulter der Informatikerin, die jetzt vor ihm vor der Masterkonsole saß.

"Ready", kam die Meldung auf den Bildschirm.

Dieses Kommando bestätigte ihm, das der Großrechner fehlerfrei arbeitete.

>>Herzlichen Glückwunsch Herr Raimann! <<, sagte sie erleichtert, dass der Computer wieder lief und drehte sich um.

Normal war Kai Raimann Freuden strahlend, wenn ihm so ein Eingriff in das Herz des Rechners, ohne Probleme gelang. Doch in seinen Gedanken war er in diesem Augenblick bei seinem Freund, der jetzt tot war.

>>Vierundzwanzig Jahre ist er nur geworden<<, sagte er leise ungewollt heraus.

Ein paar Tränen liefen ihm an seinen Wangen herunter.

Am liebsten hätte er laut herausgeschrien:

>>Gebt ihm sein Leben zurück und holt euch den heiß ersehnten

Stoff ihre verdammten Schweine! <<,

Er wusste, dass er, dass Geschehene, nicht mehr rückgängig machen konnte.

>>Was haben Sie? Kann ich Ihnen helfen? <<, fragte die Informatikerin ihn ganz erschrocken, als sie sein erblasstes Gesicht und seine Tränen an seinen Wangen sah.

>>Meine Mutter ist vor wenigen Stunden gestorben<<, log er verbittert, um sich für sein Verhalten zu entschuldigen. >>Herzliches Beileid<<, merkte sie mitleidig an und gab ihm verständnisvoll die Hand.

Ja, sein Freund war gestorben! Er konnte ihn nicht beerdigen so wie es normal gewesen wäre. Nein, er musste sich seiner Leiche heute Nacht noch entledigen. Jetzt kam für Kai die Religion ins Spiel. Gab es einen Gott, der dies alles zuließ? dachte er zweifelnd verbittert enttäuscht.

>>Gute Nacht und vielen Dank für ihre Unterstützung<<, sagte er in Gedanken an das grausam Geschehene kaum hörbar, und verließ schweigend die EDV.

>>Alles Gute Herr Raimann! <<, rief die Frau ihm nach, die sein Verhalten verstehen konnte und Mitleid mit ihm hatte.

Gegen 22:00 Uhr verließ er die Bank. Draußen wurde es langsam dunkel. Als er an der Bank hochschaute, sah er, dass im 43.

Stock im Büro von Dr. von Anselm noch Licht brannte. Nicht selten saß er bis tief in die Nacht in der Bank und telefonierte mit Ländern, bei denen gerade der neue Tag begann. Eigentlich müsste er jetzt nach Hause. Aber er wollte und konnte nicht in seine Wohnung zurück. Viel zu groß war die Angst die ihn ihm hochkroch und der Schmerz, der ihn quälte. So beschloss er noch für eine Stunde in die Disco Bar „Serena“ zu fahren, um alles zu überdenken. Außerdem wollte er das Rauschgift von Editha Serena überprüfen lassen.

Die Disco bar „Serena“ war im Frankfurter Westend. Einem Industriegebiet, in dem sehr viele Fabriken stillgelegt waren. Da das Industriegebiet nicht von Bürgern der Stadt bewohnt war, gab es keinerlei Probleme mit den Anwohnern wegen Lärmbelästigung und Parkplätzen.

Kai war jetzt vor der Disco Bar mit seinem sportlichen Wagen angekommen. Durch die alten verglasten Fabrikfenster konnte er schon von weitem die hell erleuchteten farbigen Lichtblitze der Leserstrahl Kanonen über der sehr großen Tanzfläche erkennen. Langsam total erschöpft in seinen Gedanken stieg er aus und ging auf den Eingang der Nobel-Diskothek zu.

Über einen Lastenfahrstuhl der zwanzig Personen faste, konnte man die Disco-Bar im zweiten Stock erreichen. Der dritte Stock war privat und konnte nur mit einem Schlüsselschalter über den Aufzug erreicht werden. In der über 3000 qm großen ehemaligen Fabrik-Lagerhalle über der Disco, lebte Editha Serena. Sie war eine Deutsche mit italienischer Abstammung.

Sie sei süßer als Schokolade und heißer als starker Kaffee! sagten die Frauen, die schon einmal mit ihr geschlafen hatten. Erst vor vier Jahren hatte sie die Disco Bar eröffnet. Ein Jahr später war ihre Disco der Geheimtipp in Deutschland, in der Szene. Ihre Macht in der Unterwelt war bekannt in dem Rotlicht und Drogenmilieu, um die Frankfurter Bahnhofsmeile.

Durch zwei kräftige hünenhafte große muskulöse Türsteher, die am Eingang des Aufzuges standen, wurde der Zugang gesichert. Sie, wählten die Gäste aus. Kleidung und Geld spielten eine große Rolle beim Einlass in die erlebnisreiche Hölle des Frankfurter Nachtlebens.

>>Hallo Kai! <<, begrüßte ihn einer der beiden Türsteher freundlich, als er mit sehr vielen Disco-Besuchern den überfüllten Lastenaufzug betrat. Nachdem sie die zwei eisernen Türen des Aufzuges von Hand geschlossen hatten, fuhr der Aufzug langsam nach oben. Die erdrückende Stille und die schlechte Luft im Aufzug bestimmten den Augenblick. Jetzt öffneten sich endlich die beiden eisernen Flügeltüren des Transportaufzugs.

Endlich war er mitten drin in der großen Discohalle!

Der ehemalige guterhaltene Fabrikraum war in vier Erlebnisbereiche eingeteilt.

An vier langen Bars saßen und standen die Gäste dicht gedrängt nebeneinander. Ungewollt hatten sich verschiedene Gruppierungen im Laufe der letzten Monate in der Disco Bar gebildet. Die Szene der Lesben war auf der linken Seite in der Diskothek und die der Schwulen, rechts. Der Mittelteil der Disco, der den größten Platz einnahm, hatte man nicht festgelegt. Dort konnten sich die Gäste aufhalten, ohne direkt angesprochen zu werden. Ein berauschendes erhabenes Glücksgefühl umgab den Discobesucher, wenn er in die Erlebniswelt eintauchte.

Über der ca. 500 qm großen Tanzfläche waren mehrere Flutstrahler in allen Farben installiert. Im Rhythmus der lauten Musik veränderten sie ihre Einstellungen und Farben. Eine fünfzehn Meter breite Leinwand zeigte über die Aufnahme mehrere Kameras, das Geschehen auf der großen Tanzfläche.

Zwei fast nackte, gutaussehende junge superschlanke hoch motivierte Gogo-Tänzerinnen in runden eisernen Discokäfigen links und rechts des Discjockeys, heizten die Partystimmung auf der überfüllten, begehrten Tanzfläche unaufhörlich an.

Das Drogengeschäft boomte in dieser großen, herrlichen Hölle der Versuchung. Wie ein Magnet zog sie den Discobesucher an. Wenn er einmal an dem Stoff der "Bitter-Süßen-Träume" genascht hatte.

Bei dem Gedanken, dass sein Freund jetzt tot bei ihm zu Hause in der Badewanne lag, lief es ihm eiskalt über den Rücken.

>>Das war deine Welt Ken! <<, sagte er mit etwas Wehmut, laut in die überlaute Disco-Musik, die ihm aus den Lautsprecherboxen entgegenkam.

Eine junge Frau, die neben ihm ging, und es bemerkt hatte, schaute ihn verwundert an.

An einer der zwanzig Meter langen Bartresen in der Nähe der Tanzfläche nahm er jetzt Platz. Die Disco Bar „Serena“ war jetzt fast bis auf den letzten Platz gefüllt! Gegen Mitternacht wird sie bis zum letzten Platz belegt sein, dachte Kai.

Denn Heute war Freitag! Pünktlich um 24:00 Uhr begann die große wöchentliche Lesershow. Eine Transvestiten-Show! Dass auch Frauen unter den Transvestiten waren erfuhr man erst zum Schluss der Show, wenn sie sich fast nackt vor den Discobesuchern auszogen.

Eine Stunde hoch erotische prickelnde, geistige Spannung erwartete die Besucher in der Höhle des Lasters.

Es war der absolute Kick, den man brauchte, um nach einer harten Arbeitswoche erfreut abzufeiern.

>>Einen doppelten Whiskey und ein Red-Bull! <<, rief Kai der Bedienung zu, die dabei war ein Bier zu zapfen.

Sie nickte ihm freundlich zu, nachdem sie ihn bemerkt hatte.

Plötzlich legte jemand von hinten die Hand auf seine Schulter.

>>Schön dich zu sehen! <<, sagte eine leise Stimme hinter ihm. In der Stimme lag so viel Harmonie, wie sie eigentlich nur von einer Frau kommen konnte.

Kai wusste, wer hinter ihm stand. Es war Mario! Er liebte seinen Freund Ken. Auch wusste er, dass Kai ihn ihm nie und nimmer als Lebenspartner wegnehmen würde.

>>Wo ist den Ken? Als er mich heute Mittag anrief, sagte er, er wäre bei dir und müsse mit dir etwas Wichtiges besprechen<<, fragte Mario gut gelaunt.

>>Nein, das kann nicht sein! <<, erwiderte Kai etwas nervös. >>Ich war den ganzen Nachmittag zu Hause! <<, log er weiter und drehte sich zu ihm um.

>>Na ja, er wird wohl noch kommen<<, merkte Mario zufrieden an und setzte sich neben ihn auf den noch freien Barhocker. Mario war gut drauf! Dass er schon ein paar Ecstasy-Pillen eingeworfen hatte, sah man, wenn man ihm genau in die Augen sah. Seine Pupillen waren etwas vergrößert und er benahm sich ungehemmt und euphorisch ausgelassen in seiner Persönlichkeit. Ken war Marios große Liebe, die er mit Kai als Freund teilen musste. Dies nahm er nur schweren Herzens hin.

Kai nahm sofort seinen doppelten Whiskey, den die Bedienung ihm gebracht hatte und trank ihn mit einem Zug aus. >>Noch einmal dasselbe bitte! <<, sagte er auffordernd zu der Bedienung, die ihn schon eine Weile beobachtet hatte und ihn etwas erstaunt ansah.

>>Er sitzt nicht gut im Sattel! <<, meinte Mario lachend und zog genüsslich an seiner Zigarette, in die er eine große Menge Hanf (Marihuana), hineingedreht hatte.

>>Kennst du die Frau da hinten links in der Ecke? Sie schaut fortlaufend herüber zu dir <<, fragte Mario.

>>Wieso? <<, fragte Kai ganz in Gedanken mit seinen Problemen die er zu bewältigen hatte und suchte nach ihr.

Jetzt hatte er sie gesehen. Da das Licht in der Disco etwas abgedunkelt war, konnte er sie nicht richtig erkennen.

Ihn interessierte im Moment nichts! Seine düsteren Gedanken waren bei Ken, der tot zu Hause in seiner Wohnung lag.

>>Kommt von der Dame da drüben und soll für die Schmerzen an deinem Kopf sein<<, merkte die Bedienung an, während sie ihm einen Wodka-Lemon auf den Tresen stellte.

Ein doppelter Jack Daniels mit vielen Eiswürfeln wäre ihm jetzt lieber gewesen. Das konnte doch nur die Frau von heute Morgen sein, dachte er, als er genauer zu ihr hinschaute.

Wie hieß sie wieder? Karin Blanz, fiel es ihm ein.

Ja, warum auch nicht!

Etwas Abwechslung konnte er jetzt gut gebrauchen, dachte er und prostete ihr zu, worauf sie seiner Aufforderung nachkam. >>Entschuldige Mario<<, sagte Kai, nahm sein Glas Wodka stand vom Barhocker auf und ging auf die Frau zu.

>>Sie sind es wirklich? <<, sagte er, nachdem er so nah an sie herangekommen war, dass sie ihn verstehen konnte.

>>Ja, welch ein Zufall. Setzen Sie sich bitte! <<, antwortete sie erfreut, dass er zu ihr gekommen ist, und schaute ihn freundlich an. Sie saß an einem runden Glastisch in einer kleinen Couchecke abseits der Tanzfläche und hielt eine Bondy-Mary in der Hand. Kai nahm neben ihr den Platz ein.

>>Tut es noch weh? <<, wollte sie wissen, während sie etwas näher an ihn heranrückte. Und nach seiner Verletzung am Kopf schaute.

>>Nein! <<, antwortete Kai und fühlte mit der Hand prüfend an die Stelle, an der er sich verletzt hatte.

>>Es ist ja nur noch ein blauer Fleck zu sehen<<, meinte sie, und beugte sich noch etwas näher zu ihm hinüber.

Seine Verletzung hatte er in der Aufregung der aufregenden Tagesgeschehnisse völlig vergessen.

>>Sehen sie selbst? <<, sagte er und neigte seinen Kopf zu ihr hin. Jetzt roch er den sündhaft verführerischen Duft ihres leichten, süßen Parfüms, den er langsam in sich aufsog. Behutsam fuhr sie mit ihrer weichen, zarten Hand vorsichtig über sein Haar und rückte noch etwas näher zu ihm heran. Ihre halblangen hellblonden Haare, die bis zu ihren zarten Schultern reichten, hatte sie nach hinten gelegt. Vorsichtig berührte sie die verwundete Stelle an seinem Kopf, sodass er für einen Augenblick ihre Hand vor seinen Augen hatte.

>>Es wird wieder gut werden<<, sagte sie leise, während dem sie mit der rechten Hand geschickt, ohne dass er es bemerkte, eine winzig kleine Pille in sein Whiskey Glas fallen ließ.

>>Was führt Sie denn hier in diese noble Diskothek? <<, fragte Kai neugierig, nachdem sie sich wieder von ihm abgewendet hatte, und gemütlich in die Couchecke zurücklegte.

>>Sie sind doch nicht schwul oder? <<, entgegnete sie ihm direkt ohne auf seine Frage einzugehen, mit einem listigen, neugierigen Hintergedanken.

Kai war so überrascht von der Frage, dass er nicht gleich antworten konnte.

>>Warum? sehe ich so aus! <<, fragte er ausweichend, da ihm in diesem Augenblick nichts anderes einfiel.

>>Wissen Sie, heute weiß man das nie<<, merkte sie entschuldigend an, um ihre peinliche Frage zu rechtfertigen.

>>Mich interessiert hier die Lasershow um Mitternacht<<, sagte Kai und setzte gleich eine Frage nach.

>>Und aus welchem Grund sind Sie hier? <<,

>>Ich bin auf der Suche nach einem jungen, gutaussehenden Talent für meine Modelagentur. <<,

>>Ach so! Ich hatte es ja ganz vergessen. Sie haben ja eine Model-Agentur in Frankfurt<<, erwiderte Kai.

Soeben hatte der Discjockey einen langsamen Song aufgelegt. >>Oh! Es ist Musik zum Träumen<<, sagte Karin Blanz, nachdem sie das Lied von Michael Bolton erkannte.

" A Love So Beautyfoul" hieß der Titel.

Ein gefühlvoller Song für sehr verliebte Paare.

>>Wollen wir tanzen? <<, fragte sie ihn und sah ihm dabei tief in die Augen.

>>Ja gern, wenn Sie möchten! <<, antwortete Kai erfreut, stand auf verbeugte sich leicht vor ihr und nahm ihre Hand.

Dann legte er Gefühlvoll seinen rechten Arm um ihre schmalen Hüften, um sie zur Tanzfläche, zu bekleiden.

Wenige Schritte waren es nur die sie beide zu gehen hatten. Wie eine gelenkige Gazelle bewegte sie sich in seinem Arm, den er gefühlvoll, um sie gelegt hatte. Jetzt fühlte er ihre schmalen Hüften an seinem makellosen Körper.

Auf ihrer nackten zartbraunen Haut trug Karin Blanz nur eine dunkelrote Lackfarben Lederjeans, mit einem gleichfarbigen Top, der ihren reizvollen Körper noch mehr zur Geltung brachte.

Sie sah bezaubernd schön und begehrenswert aus, dachte er.

Pure Erotik und süßlicher Duft lag in der Luft, in der Erlebnisreichen Bar Serena, am Westend von der Welt-Banken-Metropole Frankfurts.

Die eingetretene Situation bestimmte das herrliche Geschehen der Nacht die vor ihnen lag.

Jetzt waren sie beide auf der Tanzfläche angekommen. Eng umschlungen tanzten Schwule und Lesben in ihrer Nähe miteinander und ließen dabei ihren Gefühlen freien Lauf.

>>Wir fallen bestimmt auf<<, flüsterte sie lächelnd während dem sie ihre Arme sanft um seinen Hals legte.

Hautnah standen sie sich gegenüber. Kai umarmte ihren schlanken Körper und legte seine rechte Hand leicht auf ihren reizenden Po, sodass sie ihn spüren konnte.

Im Rhythmus der romantischen Musik bewegten sich jetzt ihre schlanken Körper auf der vollen Tanzfläche.

Was war los mit ihm? dachte er.

Nein! Dieses Gefühl kannte er nicht!

Es war das Gefühl der Freiheit, der Unbeschwertheit und des Glücks, dass er plötzlich in sich spürte.

Alles Problematische war so leicht und so einfach geworden.

Die Welt war bunt und schön!

Könnte es nur immer so sein, dachte er und drückte ihren Körper sanft fester an sich heran.

Eine unbestimmte Zeit bewegten sie sich schon im Rhythmus der langsamen, schönen, gefühlbringenden Musik auf der Tanzfläche, ohne dass sie ein Wort miteinander geredet hatten. >>Ich bin Karin<<, sprach sie leise und küsste ihm so, dass er es leicht spüren konnte, mit ihren zarten Lippen in den Nacken.

>>Nenn mich Kai! <<, antwortete er, ging mit dem Kopf zurück und sah in ihre klar funkelten blauen ausdrucksvollen Augen. Ihr sinnlicher Mund berührte jetzt seine Lippen. Der sekundenlange, gefühlvolle Kuss wurde zu einem Aufschrei der Liebeslust beider Körper, gefangen im Sog der unbändigen Liebe. Ja, sie hatte es geschafft! Die Tablette im Whiskey-Glas unterstützte ihren Auftrag, den sie ausführen musste.

>>Komm wir machen uns einen schönen Abend<<, flüsterte sie, nahm gefühlvoll seine Hand und ging mit ihm eng umschlungen an den Platz in der Diskothek zurück.

Die Droge, die sie Kai heimlich vor zwanzig Minuten in das Glas fallen ließ, verwirrten ihm jetzt die Sinne.

Pünktlich um 24:00 Uhr begann das große erotische Spektakel, auf das fast alle in der Diskothek gewartet hatten.

Eng aneinander saßen sie jetzt beide auf dem weichen Sofa und amüsierten sich über die aufreizenden Körper der Transvestiten.

Hätte er gewusst, dass die russische Agentin Nadja Kosova in seinen Armen lag, wäre er in panische Angst geraten und sofort fluchtartig davongelaufen.

Die Show ging seinem Ende entgegen. War es eine Frau? Oder war es ein Mann? fragte man sich, während der letzte Transvestit sich langsam gekonnt entkleidete.

>>Es ist eine Frau! oder was meinst du? <<, sagte Nadja Kosova alias Karin Blanz sehr gespannt, konzentriert auf das Geschehen auf der Tanzfläche.

>>Nein! Ich glaube, dass es ein Mann ist<<, antwortete Kai, als der Transvestit langsam auf der Tanzfläche im Lichtkegel eines hellen Flutstrahlers seine letzten Kleidungsstücke auszog. Bis auf ein kurzes pinkfarbenes Miniröckchen und einem fleischfarbenen Bustier an dem man den Ansatz eines Busens erkennen konnte, stand er jetzt im plötzlich abgedunkelten Licht, in der Mitte der Tanzfläche.

Die anfeuernden Rufe und Pfiffe der Discobesucher verstummten, als sich plötzlich das Licht bis auf die Notbeleuchtung in der ganzen Disco Bar ausschaltete.

„Jetaime Mon ami“ hörte man leise die frivole, erotische Melodie aus dem Disco Lautsprecher.

Die verruchte Stimme des Sängers aus der Lautsprecherbox unterstrich die prickelte Erotik, die bis auf den Höhepunkt angestiegen war.

Langsam treten sich jetzt die Flutstrahler in abwechselnden Farben auf dem fast nackten Körper im Rhythmus der leisen Musik.

Elegant gekonnt öffnete er sein Dessous Oberteil und warf es den nahe stehenden Discobesuchern entgegen.

>>Weiter...<<, forderten die Discobesucher lautstark, die Schönheit auf der Tanzfläche sich zu entgleiten.

>> Ja, es ist eine Frau! Ich sag’s doch! Nur eine Frau kann so schön sein<<, sagte Karin Blanz, als sie die schönen reizvollen üppigen Brüste sah. Plötzlich war eine erwartungsvolle Stille eingetreten. Keiner der anwesenden Partygäste, hatte damit gerechnet, was jetzt geschah!

Blitzschnell öffnete die begehrenswerte junge Frau ihren kurzen Minirock so, dass sie für wenige Sekunden, ganz nackt im Flutlicht eines hellen Flutstrahlers zu sehen war.

Die kurze Zeit, die der Transvestit vor ihnen stand, reichte aus, um seine geballte Männlichkeit im Scheinwerferlicht genau zu erkennen.

>>Und was sagst du jetzt! <<, fragte Kai laut begeistert, während die Menschenmenge in der Diskothek tobte vor Freude. Nein! Mit einem Zwitter hatte man bei diesem Striptease nicht gerechnet.

>>Sie ist ein Mann! <<, antwortete Nadja Kosova völlig, überrascht und schaute auf den nackten makellosen weiblichen Körper des Transvestiten, der jetzt eilig die Tanzfläche verließ. Dass es der Wunsch vieler Lesben war einmal mit einem intersexuellen Mann zu schlafen, wusste die Chefin der Bar „Serena“, als sie den hoch brisanten Auftritt plante.

Die Disco Bar war zu diesem Zeitpunkt mit ca. eintausend Personen bis zum letzten Platz besetzt. Wenn hier eine Bombe hochgehen würde oder ein Feuer ausbrach gab es kein Entrinnen vor dem bevorstehenden Tod, dachte Kai.

Dass zur gleichen Zeit die Leiche von seinem Freund Ken auf dem Weg nach England war, wusste nur Nadja Kosova, alias Karin Blanz die neben ihm saß.

Man wusste im Kreml, wenn man die Leiche in England finden würde, wurde die Untergrund-Organisation nervös. Und was noch viel wichtiger war, man wollte der Polizei noch keinen Grund geben Kai Raimann zu inhaftieren.

Nadja Kosova, alias Karin Blanz war ihm heute Nachmittag, nach dem er die Tiefgarage seines Wohnhauses verlassen hatte, mit ihrem dunkelblauen Porsche gefolgt. An einer Kreuzung in der Innenstadt sprang die Ampel auf Rot.

Sie musste warten! Kai war wie vom Erdboden verschluckt. Dass es die größte Wahrscheinlichkeit war ihn in der Bar „Serena“ wieder anzutreffen, das ahnte sie.

Ihre Kollegen des russischen Geheimdienstes hatten vor ein paar Stunden bei ihm vor dem Haus gewartet und ihn bis zur International Bank verfolgt. Denn Sie hatte veranlasst, wenn sie nicht in seiner Nähe war, ihn zu observieren.

>>Gehen wir noch auf einen Kaffee zum mir? <<, fragte Nadja Kosova, nachdem die Laser-Show zu Ende war.

Kai hatte um seine Sorgen zu verdrängen, noch vier doppelte Whiskey und ein Red-Bull getrunken.

Dass Nadja Kosova in ihrem Cocktail Glas nur farbige Limonade hatte, wusste er nicht.

Durch die Droge, die sie ihm unbemerkt in sein Glas warf, war er in eine heile Welt eingetaucht. Er schwebte jetzt auf Wolke sieben und war total ungehemmt.

>>Ich tue alles was Du möchtest mein Liebling<<, flüsterte er ihr zu und nahm die Lederjacke von ihr auf den Arm.

Die Diskothek war so überfüllt, dass sie bei dem Verlassen der Halle ganz dicht hintereinander gehen mussten. Nadja hielt sich absichtlich so nah an ihm, dass er ihren Körper spüren konnte. >>Ich fahr uns nach Hause mein Engel<<, schlug sie vor, als sie auf dem Parkplatz auf ihren Wagen zugingen.

>>Okay! <<, antwortete Kai und ging an den kleinen Opel Corsa Cabriolet, der neben einem nagelneuen dunkelblauen, luxuriösen Porsche stand.

>>Komm wir nehmen den<<, meinte sie, lachte und stieg in ihren sehr teuren Porsche ein.

>>Steig ein! <<, rief sie ihm noch einmal zu und öffnete die Beifahrer Tür ihres Sportwagens.

<<, Ist es wirklich dein Wagen? >>, fragte er völlig überrascht und stieg schwungvoll ein.

>>Ja sicher! <<, sagte sie freudig und gab so viel Gas, das sich die Reifen des Wagens quietschend durchdrehten.

Kai legte sich jetzt unbeeindruckt von dem Blitzstart gähnend im Wagensitz zurück.

>>Was denkst du? <<, fragte Nadja Kosova.

>>Stell dir vor du hättest eine Leiche zu Hause in der Badewanne<<, antwortete er plötzlich fröhlich und lachte makaber dabei. Nadja Kosova gab ihm keine Antwort auf seine Frage. Was sollte sie auch sagen? Die Leiche deines Freundes ist auf dem Weg nach England und liegt nicht mehr in deiner Wohnung? Er hätte voll die Panik bekommen, hätte sie anhalten lassen und wäre vor Angst sofort aus dem Auto ausgestiegen.

Nach wenigen Minuten waren sie in eine Tiefgarage unter dem Opernplatz in der Frankfurter-City hineingefahren.

Es war ein modernes, schönes sechsstöckiges Hochhaus, in dem Karin Blanz alias Nadja Kosova, im zweiten Stock, ihre 286 Quadratmeter große Suite angemietet hatte. Ihr Modelstudio war in der ersten Etage. Der luxuriöse Fahrstuhl führte direkt von der Tiefgarage zu den einzelnen Stockwerken des Hochhauses. >>Komm ich zeig dir mein Paradies<<, sagte sie stolz, nahm Kai an der Hand und ging mit ihm zum Aufzug. Dann drückte sie die Taste zum ersten Stock.

Ihm war es völlig egal, wo sie jetzt hingingen. Nur nicht nach Hause, das wollte er auf keinen Fall.

Das hochmoderne Modellstudio, das sie direkt vom Aufzug betraten, war für ihn eine ganz neue Erlebniswelt.

Hier gab es keine Computer-Terminals! Sondern voll hängende Kleiderständer der Schönen und Auserwählten. Es war ihre Welt, dachte er erstaunt, als er sich in dem exklusiven, großen Model Studio umsah.

>>Komm wir gehen ins Aufnahmestudio <<, schlug sie freudig bewusst vor und zog ihn an der Hand hinter sich her.

„Bitte nicht stören! „Aufnahme", stand an der Tür, die sie jetzt langsam öffnete. Gedämpftes Licht von den Deckenstrahlern und angenehmes Parfüm ähnlicher Geruch gab der Räumlichkeit ein besonderes Ambiente.

>>Oh! So etwas habe ich noch nie gesehen<<, sagte Kai begeistert von dem über 200 qm großen Studioraum, indem die ganze Decke mit Spiegelglas versehen war.

In der Mitte des Studios lagen mehrere Schwarze und Weiße dicke eingefärbte Tierfelle dicht übereinander.

Große farbige Strahler, die beweglich unter der Decke an einem verchromten Rohrgestell befestigt waren, gaben die Lichteffekte, wenn die Models ihre Arbeit am Set begannen.

Es war der Platz, an dem die jungen Models und Dressman ihre fast nackten Körper für die Fotografen zur Show stellten. Namhafte Modedesigner machten bei Karin Blanz ihrer Aufnahmen für die extravaganten Modekataloge.

Nadja Kosova hatte sich rücklings auf das weiche Fell am Set gelegt und die Augen geschlossen. Sie war sehr zufrieden mit ihrer Arbeit als Geheim-Agentin, die sie bis jetzt geleistet hatte. Heute Nacht noch wollte sie Kai Raimann aushorchen und danach der Drogenmafia überlassen.

>>Wo ist die Toilette bitte! <<, fragte Kai, nachdem er es sich auf einem blauen Regie- Klappstuhl, der in einer Ecke im Studio stand, gemütlich niedergelassen hatte.

>>Da, gleich die nächste Tür! <<, antwortete Nadja und zeigte auf die Tür, an der ein Fragezeichen in Gold befestigt war. >>Ich bin gleich wieder bei dir mein Engel<<, sagte er, stand auf und ging zur Toilette, öffnete die Tür und ging hinein. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wusste er warum ein Fragezeichen an der Tür befestigt war.

So ein luxuriöses, hochmodernes Badezimmer hatte er noch nie gesehen in seinem bisher bürgerlichen Leben.

In einer Ecke des großen mit verschieden Farben ausgeleuchteten Raumes durch mehrere Deckenstrahler, sah er einen begehbaren, mit schwarzen Bodenfliesen gekachelten Duschplatz, der ebenerdig eingebaut war. Mehrere flexible Duschköpfe und Düsen verwöhnten die jungen Männer und Frauen nach ihrer Arbeit im Studio am Set. Über einem großen Doppelwaschbecken von Villeroy und Boch hingen zwei rechteckige, mit kleinen Halogenlampen angestrahlte große extravagante Spiegelschränke.

Sie waren vollgestopft mit Kosmetika, Parfüm, Körperspray und Lippenstift. Sogar Kondome in allen Variationen lagen für besondere Anlässe bereit.

„Für alle Fälle“, stand auf dem kleinen witzigen Messing Schild, das darüber zu sehen war.

Das Bild unter dem Hinweis zeigte einen kleinen bunten nackten lustigen Zwerg mit einem übergroßen Penis. Denn er verzweifelt mit einer Hand nach unten drückte und dabei Schweißperlen auf seinem Antlitz zu sehen waren.

Kai schaute überlegend in den Spiegel. Denn die Drogenpille, die er ungewollt eingenommen hatte, verlor langsam ihre Wirkung. Was tust du eigentlich hier, fragte ihn sein Gewissen und erinnerte ihn wieder an den qualvollen Tod seines Freundes, den er vor wenigen Stunden erleiden musste.

Ich hänge voll in der Scheiße! dachte er und schwappte sich zwei Hände voll eiskaltes Wasser in sein Gesicht.

Da er nicht gleich ein Gästehandtuch sah, griff er in seine Hosentasche um sein Taschentuch heraus zu nehmen.

Jetzt fühlte er es. Ja! es war noch da! Das Kokain, das er sich mitgenommen hatte, um es Editha Serena zu zeigen. Vorsichtig öffnete er die kleine Tüte, um an dem verlockenden Rauschgift zu riechen.

Das weiße Pulver war fast geruchlos! Von der Neugier getrieben steckte er seinen Zeigefinger in den Mund und tauchte ihn anschließend in das Heroin ein.

Dann sah er erneut in den Spiegel.

„Probiere es doch einfach aus Kai!“, sagte eine innerliche unbekannte Stimme in seinem Geist, zu ihm.

„Dann bist du deine Sorgen los“, bestimmte das schreckliche Ich in seinen Gedanken.

Jetzt verteilte er von der Angst getrieben, die ihn fest gefangen hielt, ein Teil des reinen Heroins unter seiner Zunge. Dann schnüffelte er noch einmal kurz an der kleinen Tüte.

Nur der Gedanke an das Rauschgift löste schon ein für ihn neues prickelndes Gefühl in seinem Körper aus.

Vorsichtig schloss er die kleine Plastiktüte mit der Droge und steckte sie ein. Dann verlies er abwartend auf die Wirkung des Rauschgiftes, den exklusiven, Erlebnis-Duschraum.

Nadja Kosova hatte alles, wie geplant vorbereitet.

Jetzt war sie wieder die Geheimagentin, die für Mütterchen Russland bereit war, alles zu tun. Nackt in weißem Lammfell eingehüllt lag sie für die Liebe bereit, vor ihm. Das rote schimmernde Licht, das Nadja zuvor eingeschaltet hatte, gab der frivolen Situation, die sich einstellte, den notwendigen Tatsch.

Kai stand jetzt über ihr und bewunderte ihren aufreizenden nackten hoch erotischen, schlanken Körper.

>>Komm zu mir mein großer Wolf<<, flüsterte sie leise, nahm seine Hand und zog ihn langsam zu sich herunter.

Dann küsste sie ihn mit einer Leidenschaft, wie er sie noch nie zuvor bei einer Frau verspürte. Für die Agentin Nadja Kosova war es nur das Mittel zum Zweck. Sie wollte Kai Raimann jetzt endgültig gefügig machen, um ihn danach auszuspionieren. Doch das besondere Schicksal für sie wollte es anders.

Kai hatte das reine Heroin, das er vor wenigen Minuten im Bad zu sich genommen hatte, durch die leidenschaftlichen Küsse bewusst über den Mund an Nadja weitergegeben. Denn er wusste: Die Flucht in die Welt des herrlichen Drogenrausches war jetzt die einzige Möglichkeit, der grausamen Wirklichkeit, für ein paar Stunden zu entfliehen. Ja! Er wollte den großen Kick! von dem alle Sprachen, mit ihr erleben und alle Sorgen vergessen.

Nadja Kosova bemerkte den Geschmack des Rauschgiftes, aber woher sie ihn kannte, das wusste sie nicht.

Über den Mund und Nasenschleimhäute war es sofort über das Blut zu ihrer Gehirnmasse vorgedrungen.

In wenigen Sekunden zeigte das reine Heroin seine enorme Wirkung in ihrem Organismus.

Nur ein paar Milligramm lösten schon eine gewaltige Ekstase im menschlichen Körper aus.

Wild und hemmungslos entkleidete sie seinen reizvollen, männlichen, muskulösen Körper, ehe sie beide in den Rausch der unwiderstehlichen sexuellen Begierde eintauchten.

Die Lust nach Liebe wurde zu einer Lust der bittersüßen Qual, deren Spannung sich durch einen nicht beeinflussbaren Druck der menschlichen Sexualität entladen musste. Das Bewusstsein in ihrem Gehirn wurde durch die Droge für Sekunden ausgeschaltet. Eng umschlungen treten sich ihre nackten Körper auf den weichen Fellen lustvoll in großer Extase hin und her.

Erst als sie sich fest ineinander spürten, flogen sie in dem Rausch des Heroins dem Höhepunkt der herrlichen Liebe entgegen... Beide erlebten sie jetzt ein unbeschreibliches neues Glücksgefühl, dass ihre Sinne betäubten, und sie in eine andere Welt der Sehnsucht eintauchen ließ.

Immer wieder hochgepeitscht von einem neuen Orgasmus klammerte sich Nadja Kosova mit ihren Fingernägeln in die starken Rückenmuskeln von Kai.

Für ihn wurde der Antrieb seiner Manneskraft durch die Droge zu einem neuen Erlebnis, dass er niemals mehr vermissen wollte. Hätten die Betonwände hinter dem Spiegelglas des Studios keine Schallisolierung gehabt, hörte man die lustvollen Schreie der liebenden im ganzen Haus.

Im Schweiß von der Anstrengung der Liebe gebadet, lagen sie nach unbestimmter Zeit von der unbändigen Sehnsucht erschöpft kraftlos übereinander.

Nadja Kosova sah im Deckenspiegel die Muskeln seines nackten wohlgeformten muskulösen Körpers, der immer noch auf ihr lag. Was war mit ihr heute Nacht geschehen? dachte sie, während sie die prickelnde Erregung der Lust erneut in sich spürte.

>>Würdest du mich heiraten? <<, flüsterte sie.

>>Ja! Wenn es nicht so spät wäre<<, antwortete Kai schwermütig Sorgevoll. Denn sie wusste mehr von ihm wie er ahnte. Auf diese Antwort konnte ihm Nadja Kosova keine Antwort geben. Gefühlvoll streichelte sie ihm über sein Haar und küsste ihm auf seine weichen zarten Lippen.

Sie wollte ihn doch nur ausfragen heute Nacht und dann für immer vergessen, dachte sie.

Es war etwas geschehen, das man in Moskau in der Zentrale nie für möglich hielt. Nadja Kosova hatte sich in Kai Raimann verliebt!

Ihre Körper gegeneinander in sich spürend schliefen sie nach wenigen Minuten eng umschlungen ein.

Als Kai wach wurde, bemerkte er, dass Nadja ihn zugedeckt hatte und vor ihm auf dem weichen Lammfell kniete.

>>Komm mit hoch in meine Wohnung, mein Prinz, der Kaffee ist fertig! <<, sagte sie liebevoll, beugte sich über ihn und küsste ihm gefühlvoll auf die Stirn.

Kai spürte ein leichtes dumpfes brummen in seinem Kopf. Denn das Heroin hinterließ seine Auswirkung. Noch war sein Geist rein und nicht an die verehrende Droge gewöhnt.

>>Was ist passiert? <<, wollte er plötzlich aufgeregt wissen. Dann sah er flüchtig auf seine Armbanduhr.

7:00 Uhr war es schon! Oh Gott, um 9:00 Uhr musste er in seiner Firma sein. Und da war noch die Leiche, die er an einen anderen Platz bringen musste, dachte er.

>>Ich muss dringend nach Hause<<, sagte er in Angst, die nur Nadja Kosova verstehen konnte. Da sie sein furchtbares Erlebnis der letzten vierundzwanzig Stunden kannte.

Sie konnte ihm doch nicht sagen, dass die Leiche in seinem Haus nicht mehr da war. Besorgt schaute sie ihn verständnisvoll an. Ja, sie war verliebt in ihn! Das ihr dies einmal passieren könnte, hätte sie nie für möglich gehalten.

Mit vielen Agenten hatte sie schon eine Nacht verbracht. Aber dieses Mal war alles anders.

>>Du rufst mich bitte an! <<, fragte sie, während Kai sich eilig völlig aufgeregt ankleidete.

Kai gab ihr keine Antwort, nahm sie in den Arm und ging mit ihr zum Aufzug im Studio.

Ich liebe diese wunderschöne reizvolle Frau, dachte er, als er sich an der Aufzugtür von ihr verabschiedete.

>>Ach noch etwas wollte ich dich fragen, bevor du gehst? <<, sagte Nadja in der Hoffnung, dass er ihr das Angebot nicht abschlug. >>Morgen fliege ich nach Mailand zu einem Fußballspiel, Bayern gegen AC Mailand. Möchtest du mitkommen? <<,

>>Ich glaube nicht<<, erwiderte Kai und zog sie behutsam an sich heran. Dann küssten sie sich noch einmal leidenschaftlich. >>Komm bleib hier! Wir gehen hoch in meine schöne Wohnung, dort können wir reden <<, bat sie ihn nochmals, und drückte ihren Unterkörper fest an ihn heran.

>>Nein! es geht jetzt nicht! <<, antwortete Kai sichtlich nervös und löste sich zärtlich aus Ihrer Umarmung.

>>Vielleicht ein anderes Mal! Ich rufe dich an! <<, sagte er nur entschuldigend und verließ eilig ihre Wohnung.

Da er nicht auf den Lift warten wollte, ging er schnell über die Nottreppe des sechsstöckigen Hauses hinunter. Was ihm auffiel, auf der Straße war wenig Verkehr. Einem vorbeifahrenden Taxifahrer zeigte er per Handzeichen an, das mitfahren wollte

In wenigen Minuten war er, mit dem Taxi auf dem Parkplatz der Bar „Serena“ angekommen.

Ohne sein Auto, das er heute Nacht hier stehen ließ, war er unbeweglich. In seiner Situation, in der er sich jetzt befand. musste man mit allem rechnen.

Die Drogen seines Freundes die er versteckt hatte. Und das viele Geld, das er für einen merkwürdigen Auftrag bekommen hatte. Auch musste er jetzt umgehend die Leiche seines Freundes aus seiner Wohnung beseitigen, dachte er und setzte sich in seinen Wagen, der noch an dem Platz stand wo er ihn abgestellt hatte. Furchtbare schreckliche Gedanken gingen durch seinen Kopf, als er durch die verkehrsreiche Innenstadt fuhr. In großer Angst auf das was auf ihn zukam, fuhr er in seine Tiefgarage.

Nachdem er sein Auto abgestellt hatte, fuhr er mit dem Aufzug hoch um in seine Wohnung zu gehen.

Jetzt stand er vor der Eingangstür zu seiner Dachgeschosswohnung. Langsam öffnete er mit zitternden Händen die Wohnungstür und schaute sich vorsichtig um. Ein furchtbares Gefühl hatte ihn wieder gepackt. Ihm war kotzübel. Sein Magen bäumte sich auf und wollte sich jeden Augenblick übergeben.

Der Drogenrausch war verflogen. Das grausame Geschehene hatte ihn wieder eingeholt und nahm ihm ohne erbarmen die notwendige Luft zum Atmen.

Nein es war noch niemand da, dachte er, nachdem er die Wohnungstür hinter sich geschlossen hatte.

Alles lag noch so an seinem Platz, wie er es in der Eile gestern Mittag verlassen hatte.

Vorsichtig ging er langsam in Angst dem Badezimmer entgegen. Ein ruckartiges Zucken als sei es ein Stromschlag durch seinen Körper gegangen hielt er Inne. Wie angewurzelt blieb er stehen. Die Bade Türe stand weit offen! Er hätte schwören können, dass er sie vor dem Verlassen der Wohnung geschlossen hatte. Langsam ging er ängstlich vorsichtig weiter. Jetzt konnte er die Badewanne sehen.

Fest würgte es an seinem Hals! Für Sekunden Bruchteile blieb ihm die Luft weg. Die Leiche seines Freundes lag nicht mehr in der Badewanne.

Durch eine laute kräftige Männerstimme wurde Kai so aufgeschreckt, dass sein Herz fast stehen blieb.

„8:15 Uhr“ kam die Zeitansage aus dem Radio, das ihm Wohnschlafzimmer stand und sich automatisch eingeschaltet hatte. „Steht auf und bewegt eueren faulen Hintern, draußen wartete das pure Leben auf euch!“

Diese erfrischende Nachricht brachte der Radiosprecher jetzt gut gelaunt in tausende Schlafzimmer im Bundesland Hessen.

Gestern Morgen war er noch froh aufgestanden und heute hatte sich sein Leben total verändert. Vorsichtig ging er jetzt zögernd weiter in das kleine Bad.

Alles war weg! Die Leiche. Die Decke!

Wo war sein ehemaliger Freund Ken?

Als er sich umdrehte, sah er, dass die Frage noch auf dem Spiegel stand. Doch sie war nachträglich zusätzlich mit einem roten Signierstift zweimal unterstrichen worden!

Schnell ging er in seinen Wohnschlafraum zurück und öffnete alle Schränke und Türen, die es in seiner Wohnung gab. Auch die Abseite in der Dachwohnung öffnete er und leuchtete sie mit einer Taschenlampe aus.

Ken war weg, wie vom Erdboden verschluckt! Es war der reine Horror, den er erleben musste.

Abwarten! Und nur nicht auffallen durfte er jetzt, dachte er. >>Alles muss ganz normal weitergehen<<, sagte er laut vor sich hin, um die Kontrolle über sein Tun nicht zu verlieren.

Eilig ging er an seinen PC, der ihm Wohnschlafzimmer in einer Ecke stand, und schaltete ihn ein.

Jetzt fiel ihm das Geld ein. War es noch da?

Für den Plan, den er blitzschnell in seinem Gehirn entwickelt hatte, brauchte er Geld, sehr viel Geld.

Das Schwarzgeld, das er für den Auftrag von Dr. Ruthard von Anselm bekam, sollte ihm seine Flucht finanzieren. Karin seine neue Liebe wollte er mitnehmen.

Ja, Brasilien! Das war der Fluchtort, den er sich ausgedacht hatte. Unter dem Zuckerhut in einer Villa an der Copa Cabana, dort würde man sie niemals finden.

Mit listigen befreienden Gedanken zog er seine Geldkassette aus seinem sicheren Versteck hervor. Ja! sein Geld war noch da!

12.000 € nahm er für alle Fälle weg. Es konnte ja sein, dass er plötzlich fliehen musste, überlegte er.

Dann schob er die Kassette in sein Versteck, schloss sein Geheimfach und ging an seinen Computer zurück.

Sein PC hatte automatisch über sein Outlook-Express-Programm bei seinem Internet Anbieter seine Nachrichten abgefragt.

Mehrere Meldungen lagen im Posteingang seines PCs.

Als er die erste Nachricht anschaute, sah er, dass der Absender der E-Mail-Adresse von Naomi Kramer war, die er gestern in der Herren Boutique „Herot“ auf der Zeil kennen lernte.

„Guten Morgen Kai! Heute Mittag fahre ich auf die Pferderennbahn am Riederwald. Es wäre schön, wenn du mich begleiten würdest. Ich könnte dich gegen 14:00 Uhr zu Hause abholen.

Kommst du mit?“, stand in der Nachricht.

Bitte melde dich!

Bis dann! Naomi

Jetzt fiel er erleichtert in seinen Drehstuhl zurück. Im fiel ein, das heute Samstag war. Fast wäre er in seiner Aufregung zu seinem Arbeitsplatz gefahren.

Die Anzeige unten rechts, in der Taskliste des Bildschirms bestätigte seine Vermutung. „Samstag, der 6. Juli.

Warum nicht, dachte er und schickte Naomi ein kurzes E-Mail.

„Danke für die Einladung!

Bitte hole mich Zuhause ab. Klingel dreimal. Ich freue mich auf dich Ciao, Kai!“.

Ein Klick auf Senden und in wenigen Sekunden war die Information auf ihrem Server.

Nicht grübeln übers Wochenende. Du musst so weiterleben, als wäre nichts geschehen dachte er, nahm die Visitenkarte von Karin Blanz und wählte auf seinem Smartfon ihre Telefonnummer. >>Modellstudio Blanz<<, meldete sich nach wenigen Sekunden die freundliche Stimme einer jungen Frau.

>>Bist du es Karin? <<, fragte Kai zögernd.

>>Nein, die Chefin ist im Studio. Ist es wichtig?

>>Ja schon<<, antwortete Kai.

>>Moment bitte! Ich verbinde sie<<, sagte die Frau freundlich. >>Hallo Kai! Mein Liebling, wo bist du? <<, wollte Nadja Kosova sofort besorgt wissen.

>>Zu Hause! <<,

>>Und geht es dir gut? <<, fragte sie sofort interessiert nach, da sie wusste was er zu Hause antraf. >>Wieso soll es mir nicht gut gehen? <<,

>>Nur so! <<, erwiderte Nadja fast entschuldigend.

>>Steht das Angebot noch von heute Morgen? <<, fragte er. >>Sicher, ich freue mich sehr, dass Du mit mir nach Mailand fliegen möchtest! Morgenfrüh um 9:00 Uhr hol ich dich zu Hause ab und um 10:15 Uhr geht unsere Maschine. <<,

>>Nein! Ich bin um 9:00 Uhr bei dir. Dann bis morgen. Ich liebe dich<<, sagte Kai und legte den Hörer auf.

Er brauchte jetzt erst einmal Zeit um sich wieder in seinen Gedanken zu finden.

Wo war die Leiche seines Freundes? Und wer war in seiner Abwesenheit in seiner Wohnung?

Frage, um Frage quälten ihn. Ein Kaffee wäre nicht schlecht, dachte er und ging an den Tresen seiner Essnische. In wenigen Minuten hatte er sich einen starken Kaffee gekocht.

Mit einer kleinen Schüssel Cornflakes, die er sich mit etwas Milch übergossen hatte, lief er jetzt unruhig im Zimmer auf und ab. Seine schrecklichen Gedanken an das Geschehene konnte er nicht in seinem Geist bei Seite schieben.

Die grausamen Ereignisse der letzten Stunden hatten sich in seinem Hirn festgesetzt.

Wo war Ken? Wer hatte ihn in seiner Abwesenheit aus der Wohnung geholt? War es die Drogenmafia? Wann würden sie kommen und auch ihn umbringen?

Vier Stunden hatte er noch Zeit, bis ihn Naomi Kramer abholte. Seine Cornflakes hatte er flüchtig ohne es wahrzunehmen aufgegessen und sich danach auf sein Bett gelegt.

Der Kaffee, der auf dem Kühlschrank stand, war kalt geworden.

In seinen Gedanken sah er sich schon in einer Gefängniszelle. Auf jedes Geräusch lauschend, lag er mit seiner Kleidung angezogen auf seinem Bett. Da er in den letzten Stunden wenig geschlafen hatte, übermannte ihn die Müdigkeit so schnell, dass er nach wenigen Minuten fest einschlief.

Pünktlich wie vereinbart klingelte Naomi Kramer um 14:00 Uhr an der Haustür von Kai Raimann. Er hatte noch bis vor einer Stunde geschlafen. Durch einen erneuten Anruf von Beate Rosenthal wurde er aufgeweckt. Dass ihn die Neuigkeit, dass Ken spurlos verschwunden sei, nicht besonders interessierte, konnte sie nicht verstehen.

>>Du, ich habe keine Zeit<<, sagte er nur, um weiteren Fragen aus dem Weg zu gehen und trennte das Gespräch.

Danach beseitigte er alle Spuren in seiner Wohnung, die ihn vielleicht verdächtig machen konnten. Badewanne und Spiegel hatte er gründlich gereinigt.

Jetzt stand er vor einem großen Spiegel an der Tür seines Kleiderschrankes. So gefiel er sich!

Die neue Kombination mit Jacke und Hose die er bei Naomi gekauft hatte, verfehlte seine Wirkung nicht. Man sah sofort, dass seine Kleidung eine Besondere war. Nur in den oberen Schichten der offenen Gesellschaft konnte man sich so eine extravagante Garderobe leisten.

Soeben hatte es nochmals an seiner Wohnungstür geklingelt. Eilig ging er zur Türsprechanlage.

>>Ja einen Moment noch bitte. Ich komme! <<, sagte Kai und hängte den Handapparat der Haussprechanlage in seine Halterung zurück.

Nachdem er sich noch einmal in allen Zimmern umgesehen hatte, verließ er mit einem unguten Gefühl im Magen seine Wohnung.

Auf die Pferderennbahn dachte er, und schmunzelte dabei. Denn von Pferden hatte er null Ahnung. Es war ein Platz der Superreichen und Zocker! Für die einen war es die Möglichkeit, das große Geld zu gewinnen. Für die anderen, der absolute Kick und das Kribbeln im Magen, wenn das Adrenalin der Glückseligkeit in das Gehirn schoss.

Bei Naomi Kramer, die ihn eingeladen hatte, war es anders! Mit den schönsten Männern der Stadt konnte sie sich auf den Tribünen der Rennbahn demonstrativ zeigen.

>>Schaut her ihr arroganten Weiber, mit euren alten Säcken, deren Geld ihr mehr liebt als ihren Körper! <<, riefen ihre Gedanken den neidigen Blicken der Frauen zu, die sie heimlich beobachteten. Außerdem war es der größte öffentliche Laufsteg, an dem sie ihre neuste Männermode ihrer noblen Boutique vorstellen konnte.

>>Hallo Naomi! <<, begrüßte sie Kai am Eingang vor seinem Haus. >>Schön dich zu sehen! Es ist toll, dass Du mit mir auf die Pferderennbahn gehst<<, erwiderte Naomi und sah ihm dabei intensiv anhaltend in die Augen.

Nach einem Augenblick des Zögerns und der Zurückhaltung küssten sie sich gegeneinander leicht auf die Wangen.

Bezaubernd sah sie aus in ihren engen roten ledernen Röhrenjeans. Die weiße Jacke, die sie darauf trug, war aus feinstem Leder und betonte ihren schlanken reizvollen Körper. >>Komm, wir müssen los! Um drei Uhr beginnt das Pferderennen<<, sagte sie etwas verlegen, als sie bemerkt hatte, dass Kai auf ihren knackigen Hintern schielte.

>>Ist dies dein Wagen? <<, fragte er erstaunt, nachdem er die offene schwarze tiefer gelegte Corvette sah.

Der exklusive Sportwagen hatte 240 PS, dunkel getönte Scheiben, vier verchromte Auspuffe und breite Reifen.

>>Ja! Sie gehört mir! <<, betonte sie stolz.

Das wäre auch sein Traum gewesen, dachte er, als er den schönen, exklusiven Sportwagen aus der Nähe sah.

>>Fahr du bitte! Ich genese bei diesem herrlichen Wetter neben Dir die schöne Aussicht <<, schlug sie vor und gab ihm den Wagenschlüssel.

>>Ja, gern! <<, sagte Kai sofort freudig und öffnete ihr galant die Wagentür zum Einstieg. Begehrenswert sah sie aus, dachte sie, als sie in den Innenspiegel ihres Wagens schaute. Sogar die roten Lederpolster der Corvette passten zu ihrem attraktiven Outfit. Mit ihm an der Seite würde sie auffallen, egal, wohin sie auch gingen, dass wusste sie mit Sicherheit.

Kai setzte seine dunkle, getönte Sonnenbrille auf und startete den wertvollen Wagen. Das dumpfe tuckernde Geräusch des Vierzylindern-Motors ließ ahnen, was für eine Power in diesem leistungsstarken Auto steckte.

>>Auf was wartest du? <<, fragte Naomi, schaute zu ihm herüber und legte sich im Beifahrersitz entspannt zurück.

Es war ein supergeiles Gefühl diese Corvette zu fahren, dachte Kai und fuhr los. Ja! Es war ein Fahrgefühl, das er nicht kannte. Jetzt verstand er die Autofreaks. Er war wer, in dieser Welt! Er viel auf unter den Bürgern der Stadt und man sah nach ihm! Eine hübsche junge Frau, die ihn im offenen Opel Corsa langsam überholte, schaute interessiert herüber und lächelte ihm zu. >>Kennst du Sie? <<, fragte Naomi etwas Eifersüchtig, nachdem sie den Blickkontakt beobachtet hatte.

Nein! erwiderte er lachend und genoss ihre neugierige Frage. Bei herrlichem Fahrtwind mit der Sonne im Rücken und frischer, guter Sommerluft, fuhren sie gutgelaunt durch die verkehrsreiche City, der Innenstadt Frankfurts.

Es war ein besonderer Tag, wie sie in liebte, dachte Naomi und sah glücklich zu Kai herüber, der mit Begeisterung und großer Freude den Wagen fuhr.

Eine halbe Stunde später waren sie auf dem Waldparkplatz der Galopprennbahn in Frankfurt-Niederrad angekommen.

Es war ideales Wetter für Pferde und Reiter ihre besondere Hochleistung zu bringen.

>>Fahr doch bitte neben den blauen 600 Mercedes SL. Er gehört Ruthard von Anselm. Corinna ist bestimmt auch hier! <<, sagte Naomi freudig, als sie den luxuriösen Wagen erkannte! >>Das ist doch der Chef der International Bank. Oder? <<, fragte Kai um etwas mehr über Corinna von Anselm zu erfahren. >>Ja sicher! Corinna ist seine Tochter. Sie ist meine beste Freundin. <<,

Nachdem sie ihren Wagen eingeparkt hatten, gingen sie gemeinsam zum Eingang der Rennbahn.

„Renn-Klub-Frankfurt e.V. Stand über dem Eingang.“ >>Gehe durch bitte! <<, sagte der Kontrolleur am Eingang freundlich, nachdem er Naomi erkannt hatte.

Als sie bemerkte, dass Kai zögerte durchzugehen sagte sie.

>>Komm schon! Du bist doch bei mir! <<

Dann nahm sie ihn an der Hand, um mit ihm durch die Absperrung zu gehen. Drängelnd gingen sie an den warteten Besuchern vorbei, die sie beachteten.

>>Da sind sie! Auf der Tribüne. <<,

>>Wer denn? <<, wollte Kai ganz interessiert wissen und schaute in die Richtung, in die Naomi mit ihrer Hand zeigte.

>>Corinna und die anderen<<, merkte sie freudig an und ging eilenden Schrittes Kai voraus, auf die warteten Bekannten zu. Als sie näher kamen sah Kai, dass Corinna von Anselm tatsächlich da war. Die anderen Leute kannte er nicht.

>>Das ist Kai Raimann ein guter Bekannter von mir<<, stellte Naomi Kramer ihn sofort stolz vor.

>>Wir kennen uns von der Börse<<, erwiderte Corinna von Anselm, während sie Kai die Hand gab.

>>Ich bin ihnen noch einen Kaffee schuldig<<, sagte sie freudig lächelnd und schaute ihn herausfordernd an.

Sie wusste, dass der leichte Silberblick Ihrer schönen hellblauen Augen seine Wirkung nicht verfehlte, wenn sie die Männer auf sich aufmerksam wollte.

>>Und woher kennt ihr Euch? <<, fragte Corinna von Anselm etwas spitzfindig sofort nach.

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