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Kapitel 2 Manipulierbare Herdentiere
ОглавлениеDie beiden Damen schauten nun zu den Herren und die dunkelhaarige Dame sagte mit Blick auf Leo »Wissen Sie eigentlich, dass 30% der Männer den Haushalt erledigen.« »Wirklich?« sagte Leo. »Ja, sie sind Single!« »Chapeau« sagte Paco, »Ich mag humorvolle Frauen, wollen sie sich nicht zu uns gesellen?« Die dunkelhaarige Dame warf ihrer Begleiterin einen Blick mit einer leichten Kopfdrehung in Richtung dem Tisch der Herren zu. »Warum nicht« sagte jetzt die mit der Mähne eines Haflingers. Sie schoben die zwei kleinen Tische zusammen und saßen nun zu fünft. »Darf ich den Damen etwas bestellen?« fragte Paco, um gleich nachzulegen »Vielleicht einen Sex on the Beach?« »Der ist doch aus den späten 80ern, den haben Sie wohl in Ihren zwanziger Jahren getrunken?« fragte die Dame mit dem roten Ohrgehänge. »Das können Sie unmöglich wissen, in den späten 80ern waren Sie doch noch gar nicht geboren« wollte sich Paco mit dieser abgedroschenen Phrase einschleimen. Sie ließ diesen Spruch mit einem müden Lächeln unkommentiert und bestellte einen Gin Tonic, die Haflingermähne tat es ihr gleich. »Sind Sie Freundinnen?« wollte Leo wissen. »Wir sind Arbeitskolleginnen.« sagte die Dame mit dem sexy Rock. Sie schlug ihre Beine übereinander und man konnte die schön gebräunte Haut ihrer Oberschenkel durch den Rock sehen. Alle Männer am Tisch wollten einen Blick erhaschen.
»In welcher Branche sind Sie tätig?« fragte Paco. »Im Marketing« sagte die Highheellady. »War ja klar« sagte Leo etwas geringschätzig, »Wer ist heutzutage eigentlich nicht im Marketing tätig.« »Haben Sie etwas gegen Marketingleute?« fragte die Dunkelhaarige, wobei sie ihre rotbemalten Lippen etwas zuspitzte. »Nein, aber ich habe etwas gegen Herdentiere und die meisten im Marketing sind Herdentiere und überhaupt ist der Mensch das dümmste Lebewesen auf dieser Erde. Wenn Sie sich jetzt fragen warum, gehören Sie schon dazu. Aber ich werde es Ihnen erklären. Der Mensch ist das dümmste Herdentier. Alle wollen Individualisten sein, also anders als alle anderen. In Wirklichkeit gibt es ganz wenige Individualisten. Die Machthaber, also Regierungen, Politiker, Führungspersonen in der Wirtschaft, tun sich mit Herdentieren natürlich viel leichter. Herdentiere sind leicht zu manipulieren und zu steuern. Was denken Sie, ist leichter einzufangen und zu zähmen, ein Zuchtpferd oder ein Wildpferd? Die meisten Menschen sind gleichgeschaltet, sie haben vielfach die gleiche Meinung, fahren die gleichen Fahrzeuge, in der gleichen Farbe, tragen die gleiche Kleidung usw. Warum ist das aber so? Geht es hier um Zugehörigkeit? Firmenchefs gefällt das, Teamplayer werden gesucht, das Individuum ist nicht wirklich gefragt. Ist das gut für eine Firma?
Nein, denn ich habe in meinem Berufsleben viele „Jasager“ kennengelernt, nicht nur auf der unteren Ebene, nein auch in der ganz oberen, also Entscheidungsträger. Diese sogenannten Entscheidungsträger haben leider ein Problem, sie trauen sich keine Entscheidungen treffen. Entscheidungen zu treffen braucht Mut, Mut kannst du auf keiner Uni und in keiner Schule lernen, den musst du haben. Also, was machen diese Manager heute in den meisten Unternehmen? Sie nehmen sich externe Berater, das Consultinggeschäft boomt. Für alles gibt es heutzutage Consulter. Wenn der Consulter richtig gelegen ist, bestätigt das die Firmenleitung und sie klopfen sich auf die Schulter. Wenn der Consulter falsch gelegen ist, wird der Auftraggeber der beratenden Firma die Schuld geben. Der beratenden Firma ist das aber egal, weil sie mit diesem Auftrag sehr viel Geld verdient hat. Sie bekommt vielleicht keinen Folgeauftrag mehr, aber es gibt ja noch genug andere Dumme. Das Hauptproblem von Herdentieren ist, dass sie nicht selbstbestimmt sind. Sie sind fremdbestimmt. Einer geht vor und alle anderen trotteln hinterher. Nur selbstbestimmte Menschen haben den Mut und die Courage gegen den Strom zu schwimmen, wo ihnen die toten Fische entgegenkommen. Man kann auch nur gegen den Wind starten, um in die Höhe zu kommen. Vielleicht sollten Manager von heute mehr von den Naturgesetzen lernen, als Marketing oder Gewinnoptimierung.
Das Bild vom Manager, der in einer Hand die Zigarette und in der anderen das Whiskyglas hält, wenn er die nicht gerade auf dem Arsch der Sekretärin hat, ist vorbei. Heute sind Manager Marathonläufer, das soll Durchhaltevermögen, Willenskraft, Ausdauer und Standfestigkeit vermitteln. Das mit der Sekretärin hat sich bis heute nicht geändert. Denn wenn eine am Tisch sitzt, steht sie auch auf der Speisekarte. Das mit dem Leistungssport ist alles nur Fassade, früher waren es Macher, mutige Menschen, die keine hoch bezahlten Berater brauchten, keine Abteilungen, in der menschliche Ressourcen, wie es heute heißt, gesucht werden. Nun werden viele sagen, der Mann hat doch keine Ahnung wie man eine Firma leitet. Wenn Sie mir nicht glauben, dann vielleicht Steve Jobs, immerhin ein Mensch, der eine Firma aufgebaut hat, die zu den Weltgrößten gehört. Der Mitbegründer von Apple sagte: Es macht keinen Sinn, kluge Leute einzustellen und ihnen zu sagen, was zu tun ist. Wir stellen kluge Leute ein, damit sie uns sagen können, was zu tun ist.