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Jeschkenkoppe-Freudenhöhe (3½ Std.).

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Inhaltsverzeichnis

Die Jeschkenkoppe bildet den Mittelpunkt und zugleich die höchste Erhebung (1010 m) des 24 km (Luftlinie) langen und bis 7½ km breiten Jeschkengebirges, d. i. jenes Teiles der Sudeten, der beim Dorfe Paß am Trögelsberge beginnt, vom Isergebirge durchs Neißetal geschieden wird, mit dem Kopainberge am Durchbruche der Iser bei Kleinskal endet und einen südöstlich in fast gerader Linie streichenden, sanftgewellten und steil abfallenden Wall mit einer mittleren Kammhöhe von 800 m darstellt, dessen nordwestliche Hälfte bewaldet und in zwei Rücken gespalten ist, während die südöstliche Hälfte einen einzigen, größtenteils kahlen Rücken bildet. Das Jeschkengebirge gehört (nach Hübler's Führer) zu den ältesten Gebirgen; die Gesteine, welche dasselbe zusammensetzen, gehören zum größeren Teile der Urzeit – nämlich dem Phyllit mit seinen untergeordneten Einlagerungen (Quarzitschiefer, Kalkstein und Diorit) –, zum anderen Teile (Przibramer Grauwacke und Schiefer, Gneisgranit, Rotliegendes) der paläozoischen Zeit an. Den Namen des Gebirges hat man von dem keltischen ysga (kleiner Kopf), auch vom althochdeutschen asc (Esche) abzuleiten gesucht; doch dürfte die Ableitung vom slawischen jesenik (Eschengebirge) die wahrscheinlichste, weil natürlichste sein, umsomehr, da auch das mährische »Gesenke« von demselben Worte abgeleitet wird. Das Jeschkengebirge ist reich an Sagen; wie das Riesengebirge seinen Rübezahl, so besitzt das Jeschkengebirge seinen Jeschkengeist; mehrere Sagen von diesem und vom vorwitzigen Schneiderlein knüpfen sich an das »Guckloch«, einen Quarzfelsen, der auf der rechten Seite des Jeschkens wie ein Zahn hervorragt; sehr schön sind auch die Sagen vom Zwergkönig und der Kriesdorfer Kuhhirtin, die dessen Schätze erbte, vom Nachtjäger und von den Waldweiblein. Auch an naturgeschichtlichen Seltenheiten ist das Gebirge nicht arm; wir erwähnen nur die prächtigen Kalkspatkrystalle und Tropfsteingebilde im Heinersdorfer Kalkbruche, die tiefe Kalksinter-Kluft bei Padauchen, die Achate bei Proschwitz und auf dem Jaberlich, sowie eine Reihe von zumeist dem Hochgebirge angehörenden Pflanzen: Alpenlattich (Homogyne alpina Cass.), Bergnelkenwurz (Geum montanum L.), eisenhutblättriger Hahnenfuß (Ranunculus aconitifolius L.), echter Eisenhut (Aconitum Napellus L.), Haller's Gänsekresse (Arabis Halleri L.), Gmelin's Aufbart (Epipogon aphyllus Sw.), Riesengebirgs-Rispengras (Poa sudetica Haenke), Knotenfuß (Streptopus amplexifolius DC.), herzblättrige Zweiblatt-Orche (Listera cordata R. Br.), norwegisches Ruhrkraut (Gnaphalium norvegicum Gunn.), Isopyrum thalictroides L. (Muschelblümchen), nicht zu vergessen einiger Flechten (Cornicularia tristis Ach. und Parmelia centrifuga Ach. als in erster Linie erwähnenswert) und Moose (Jungermannia orcadensis Hook. und Dicranum congestum Brid. var. flexicaule Br. eur.).

Die Koppe selbst besteht aus einem mächtigen Quarzitschieferlager, dessen Trümmer die Abhänge besonders im Süden und Osten bedecken und eine wahre Fundgrube für Lichenologen (Flechtenkenner) sind; die Landkartenflechte (Rhizocarpon geographicum DC.), ist geradezu charakteristisch. Auf der Südseite des Koppenkegels, wo vor einigen Jahren Knieholz mit gutem Erfolge angepflanzt wurde, befindet sich in einer mäßigen Vertiefung ein 1868, an Stelle einer seit 1847 dagestandenen Holzhütte, aus Holz erbautes, seit 1883 auch im Winter bewohntes, zu Oberpassek nummeriertes Gasthaus (telephonisch mit Reichenberg verbunden, mit Nachtherberge für 20 Personen, von 1 K 60 h aufwärts und 1855 angelegtem Fremdenbuche), an welches 1885 südwestlich vom D. Geb.-V. für das Jeschken- und Isergebirge eine Glasveranda mit einem Fassungsraum für 200 Personen angebaut ist. Ein daselbst angebrachter Briefkasten wird vom 1. Mai an täglich um 4 Uhr Nachm. durch Postboten entleert. Nebst dem Gasthause befindet sich noch auf der Koppe ein mit Eisen beschlagenes Häuschen mit guten Fernröhren, ein riesiges, steinernes Kreuz, an dessen Stelle 1791 schon ein anderes errichtet war, weiters als astronomisch-geodätischer Hauptpunkt zweiter Ordnung ein Doppelwürfel mit der Aufschrift: »Operatio astr. trigon. imperante Francisco Josepho I.«, endlich ein Denkstein an einen Besuch des Fürsten Rohan, zu dessen Besitze die Südseite des Berges gehört, während die Nordseite gräflich Clam-Gallas'scher Besitz ist. Ein 1889 vom Gebirgsvereine an Stelle eines 1876 errichtet gewesen Aussichtsgerüstes aufgestellter, 8 m hoher, hölzerner Aussichtsturm mit Orientierungskarten mußte Ende November 1904 abgetragen werden. Es ist lebhaft zu bedauern, daß die Jeschkenkoppe, obwohl sie jährlich von 15000 bis 20000 Personen besucht wird, immer noch nicht ein würdiges Unterkunftshaus mit Aussichtswarte erhalten hat. Die Pläne sind zwar da, doch kommt es zu keinem greifbaren Ergebnisse, da die gräfl. Clam-Gallas'sche Herrschaft sich noch immer nicht zu einem Neubaue entschließen kann. Und doch ist selbst im Winter der Besuch so stark, daß an Sonntagen die Baude öfters überfüllt ist, trotzdem nur Rodelfahrten, keine Hörnerschlittenfahrt vom Jeschken im Schwunge ist, wie z. B. im benachbarten Isergebirge; es kann eben letztere nur geübteren Touristen angeraten werden, da infolge der Steilheit die Schlitten in sausendem Tempo zu Tal fahren und bei den zahlreichen Biegungen und Furchen öfters ein Anfahren oder Umkippen kaum zu vermeiden ist. Die Stadtgemeinde Reichenberg plant eine mit elektrischer Kraft zu betreibende schmalspurige Kleinbahnlinie vom Bahnhofe Reichenberg der Süd-Norddeutschen Verbindungsbahn die Lastenstraße entlang nach Johannestal, Hanichen auf den Jeschken.

Die freie, isolierte Lage der Koppe macht sie zu einem Aussichtspunkte vorzüglichster, geradezu idealer Art, der, was Großartigkeit, Umfang und Mannigfaltigkeit der landschaftlichen Bilder anbelangt, mit den Rundsichten der bedeutendsten Berggipfel des gesamten deutschen Mittelgebirges, ja selbst mancher Punkte der Alpen, verglichen werden kann. Man übersieht bis zu 113 km Entfernung einen großen Teil von Böhmen einerseits bis gegen Mähren und Baiern, andrerseits bis tief in das benachbarte sächsische und preußische Gebiet hinein; durch das Fernrohr wird die Grenze der Aussicht in der Luftlinie sogar bis zum Ödschloßberge bei Bergreichenstein im Böhmerwalde (145 km), bis zum Keilberge im Erzgebirge (149 km), selbst bis zur Wallfahrtskirche am Kremeschnik zwischen Pilgram und Iglau an der böhmisch-mährischen Grenze (152 km) hinausgerückt. Der Glanzpunkt des Panoramas liegt gegen West und Südwest auf das malerische Gewirr der vulkanischen Bergkegel des Mittelgebirges.

Schon vom Vorraume der Koppenwirtschaft, wo das erst in neuerer Zeit eingewanderte strahlenblumenlose Mutterkraut (Matricaria discoidea DC.) üppig zu wuchern pflegt, bietet sich ein herrliches Bild, das man sich, einige Schritte weiter, auf der gegen Norden steil abfallenden Plattform, wo das große Kreuz steht, zum Rundbilde ergänzen kann.

Ein willkommenes Andenken und ein erwünschtes verläßliches Orientierungsmittel ist das von Leopold Ullrich aufgenommene, von Karl Bertrand in Stahl gestochene, von A. Schöpfer in Reichenberg 1884 verlegte »Panorama vom Jeschken« auf vier großen Blättern. Darauf seien alle Jene verwiesen, die sich eingehender unterrichten wollen; im Nachstehenden können wir nur ein gedrängtes Bild des Sichtbaren geben.

Nordost: Zu unseren Füßen Ober- und Niederhanichen, weiter Johannestal, l. davon Franzendorf vor der malerisch ausgedehnten Stadt Reichenberg, die sich von keiner Seite so günstig zeigt; l. von Franzendorf liegt Berzdorf hinter Karolinsfeld; r. von Reichenberg das reich besiedelte, industriereiche Neißetal mit Röchlitz, Maffersdorf, Proschwitz und Gablonz; dahinter das Isergebirge, u. zw. gerade hinter Reichenberg im Hintergrunde das Taubenhaus mit Vogelkoppen (l. daneben) und Mittagsberg, im Vordergrunde der hohe Berg, tiefer der Turm der Hohenhabsburg neben dem Schmidtsteine; l. von der Hohenhabsburg der Drachenberg vor der Langen Farbe, r. von jener der Friedrichswalder Kamm mit Königshöhe (Turm) und Seibthübel (Turm), weiter Schwarzeberg, dann Sieghübel; weiter rückwärts l. hinten die Tafelfichte (an ihrem r. Abhange, über dem Wittigberge, geht am längsten Tage die Sonne auf), dann der Hinterberg und der Hochstein. Ost: R. von Hanichen liegt Eichicht; hinten schließt sich das Riesengebirge ans Isergebirge, u. zw. Reifträger, hohes Rad mit Schneegrubenbaude (gerade über Gablonz), Schneekoppe mit ihren Baulichkeiten (hinter ihr geht die Sonne genau am 22. Sept. auf) und Brunnberg, während nach vorn zu der Spitzberg bei Tannwald, die Stefanshöhe (Turm), die Schwarzbrunnkoppe, die Häuser von Marschowitz und Schumburg, noch näher der Kaiserstein l. von Langenbruck zu sehen sind. Südost: Der kahle Jeschkenrücken, der mit dem Kopainberge (Turm) endet, dann folgt der Kosakow vor dem Switschinberge, der Ruine Kumburg und dem Taborberge, r. davon die Stadt Turnau und die Großskaler Felsen, die zweizinkige Ruine Trosky, die Kegel und Kuppen der Gitschiner Gegend (Prachower Felsen) und am äußersten Horizonte Heuscheuer, hohe Mense (etwas r. über Langenbruck) und Deschnaer Koppe. Süd: Die Stadt B. Aicha, davor der Hühnerberg, dahinter der Musky und Ruine Sweretitz bei Backofen, weiter Jungbunzlau und Schloß Neubenatek, r. davon im Vordergrunde die Hlawitzer Kirche, dahinter die Stadt Weißwasser, am Horizonte der Dablitzer Berg, das Sternschloß und der Laurenzibergturm bei Prag. Südwest: Die Teufelsmauer, dann die Stadt Oschitz, dahinter l. die beiden Bösige (Ruine) und Schloß Hauska, r. der ruinengekrönte Dewin hinter dem Krassaberge und vor den beiden Hirschbergen, daneben der spiegelnde Hammerteich mit dem Dorfe Hammer und der Stadt Wartenberg vor dem Roll, l. hinter diesem Ruine Altperstein, weiter die Nedoweska und im Hintergrunde der Georgsberg bei Raudnitz (Kapelle); überm Roll der gewölbte Wilsch, dann die doppeltürmige Hasenburg bei Libochowitz, weiter der Hoblik bei Laun, noch weiter das Duppau-Karlsbader Gebirge; r. vom Roll der spitze Ron (Ruine), die Koselspitze, der breite Geltsch, der Kreuzberg bei Leitmeritz, dahinter der Milleschauer (Höhenwarte) und r. hinter diesem der Keilberg im Erzgebirge (Turm), näher das Mückentürmchen bei Graupen. West: Zu Füßen Drausendorf, dann hinter einander der Audishorner Spitzberg, der Tolzberg und das Schwoikaer Gebirge, l. davon der Leipaer Spitzberg (Turm) und der Kamnitzberg (Turm), im Hintergrunde der Zinkenstein; r. von diesem der hohe Schneeberg (Turm); im Vordergrunde folgt auf Drausendorf der Silberstein und die Rabensteine mit den lang sich hinziehenden Kirchdörfern Seifersdorf und Kriesdorf dazwischen, dahinter die Stadt Deutschgabel, dann die Stadt Zwickau und der Röhrsdorfer Bahnhof am Fuße des Kleis; r. von diesem der Kaltenberg (Turm) und zwischen beiden hinten der Rosenberg und der gr. Zschirnstein; r. vom Kaltenberge der gr. Winterberg (Turm) bei Herrnskretschen. Nordwest: Hochwald (Turm) und Lausche (Gasthaus) hinter einander, l. davon Tannenberg (Turm), hinten Tanzplan (Turm) und Valtenberg (Turm), r. Wolfsbergspitze (Turm) und Botzen, im Vordergrunde der bewaldete Jeschkenrücken mit Moiselkoppe, Kalk- und Langeberge; zwischen letzteren beiden hindurch sieht man die Stadt Zittau, den Kottmar (Turm) und den Löbauer Berg, im Hintergrunde den Czornebog bei Bautzen (Turm) nebst einer Menge kleinerer Ortschaften. Nord: Machendorf am Zusammenschlusse des Christofsgrunder mit dem Neißetale, darüber Kratzau vor dem Gickelsberge und ganz draußen die Stadt Görlitz mit der Landeskrone.

Auf der Jeschkenkoppe befindet sich neben dem Koppenhause eine vom deutschen Gebirgsvereine aufgestellte große Tafel, auf welcher die Abstiegswege mit den Marken und den Zeitangaben enthalten sind. Es sind folgende: 1. Auf dem Steilwege nördlich über den letzten Pfennig und Karolinsfeld oder über die schöne Aussicht und Johannestal oder auf dem Kamme südöstlich über Hanichen in je 1½–2 Stunden nach Reichenberg (Station der Südnorddeutschen Verbindungsbahn, der Außig-Teplitzer, der Zittau-Reichenberger und der Reichenberg-Grünwalder Eisenbahn); 2. Auf dem aussichtsreichen Kamme über die Kühnei entweder zur Station Heinersdorf in 1½ Stdn. oder zur Station Langenbruck in 2–2½ Stdn.; 3. Auf dem Kalkwege über Karlswald zur Station Machendorf in 1½–2 Stdn.; 4. Über den Dänstein nach Station Neuland 1¼ Std. oder weiter über Christofsgrund nach Station Machendorf in 2½ Std.; 5. Über die Moiselkoppe und den Kriesdorfer Sattel in 1½ Std. zur Station Kriesdorf. Die vorletzte Strecke deckt sich zum Teil, die letztere ganz mit unserer Kammtour.

Unser Abstieg von der Jeschkenkoppe geschieht auf dem breiten und bequemen Wege, der längs der Fernsprechleitung in 30 Min. hinabführt auf die, seit 1866 in ihrer heutigen Gestalt bestehende, waldumschlossene Jeschkenstraße, und zwar auf deren höchsten Punkt (772 m) im Auerhahnsattel, der Sattelhöhe zwischen Jeschkenkoppe und Schwarzeberg (816 m), zugleich der Hauptwasserscheide zwischen Elbe (Jeschkenbach) und Oder (Berzdorfer Bach), von wo sie sich in vielen Windungen östlich über Hanichen nach Reichenberg, westlich über Kriesdorf nach Wartenberg und nach B. Aicha senkt. Der Auerhahnsattel ist die höchste Übergangslinie über das Jeschkengebirge und führt vornehmlich den Namen »Ausgespann«, weil vor dem Baue der jetzigen Straße die Vorspänne bis hieher verkehrten und in einer einfachen Schankhütte Unterstand fanden. Auf den fünf Seitenflächen einer granitischen Säule daselbst sind die Örtlichkeiten verzeichnet, welche man von hier auf bezeichneten Wegen erreichen kann: Jeschkenkoppe, Reichenberg, Machendorf, Christofsgrund, Kriesdorf, Hammerteich, Oschitz und B. Aicha.

Wir folgen der Jeschkenstraße wenige Schritte nach l. und lenken sofort r. auf einen breiten Fahrweg ab, der auf eine weite Waldblöße hinausführt, aber schon nach 1 Min. sich wieder gabelt. Hier ist eine Markentafel aufgerichtet, welche l. (blauer Punkt in weißem Felde) in 1–1½ Std. nach Kriesdorf, r. aber auf unseren Kammweg, bzw. nach Neuland-Christofsgrund (1½ Std.) verweist.

Bevor wir auf letzterem weiter wandern, machen wir auf dem Kriesdorfer Wege einen Abstecher zu dem nur ein paar Schritte entfernten, mächtigen, dürren Baumstumpfe, der nur noch einen einzigen längeren Ast aufweist und ein kleines, blechumrahmtes Bild, die schmerzhafte Muttergottes darstellend, trägt. Die auffällige Baumruine, deren knorrige Rinde dicht mit Flechten und Moosen überwuchert ist, so daß sich nicht mit Sicherheit erkennen läßt, welcher Baum-Art sie angehört haben mag, verdient es, daß man nicht achtlos an ihr vorübergeht, zumal sie vom Stifte des Künstlers in Professor Paudler's Kammwegbuche verewigt wurde; ihren Fortbestand sichert übrigens das Heiligenbild.

Und nun weiter. In kaum 3 Min. überschreiten wir die Waldblöße. Rückwärts lassen wir dabei die in unmittelbarer Nähe mächtig aufragende Koppe, vor uns winkt die Moiselkoppe, zur L., in welcher Richtung ein hübsches Echo hervorgerufen werden kann, haben wir den Rollberg bei Niemes, den Limberg bei Wartenberg und den Tolzberg bei Gabel neben einander, davor den Spitzberg bei Audishorn. Hochstämmiger Nadelwald nimmt uns auf, in ihm 1½ Min. abwärts, dann l. ein Hau, über welchen hinaus nach rückwärts abermals die Jeschkenkoppe erscheint. Dann wieder durch 5 Min. etwas abwärts zu einer Art Schneiße, die wir queren und die wiederum rückwärts auf die Koppe und den ruinenartigen »roten Stein« (841 m) an seinem westlichen Abhange, l. auf das Gelände zwischen Oschitz und B. Aicha einen Ausblick gestattet. Nach weiteren 5 Min. auf anfangs etwas ansteigendem, dann ziemlich ebenem Waldwege, wo man sich allenfalls an Heidelbeeren laben kann, trifft man bei einem Wegweiser, der l. an einem Baume hängt und die Entfernung von da bis zur Jeschkenkoppe mit ¾ Stunden angibt, abermals auf eine lichtere Waldstelle, wo wir die Moiselkoppe vor uns, l. (durchblicksweise) Dewin mit Hammerspitz zwischen den Bösigen und dem Roll, rückwärts die Jeschkenkoppe, r. aber ganz nahe, auf der Höhe des Dänsteins eine grell vom Horizonte sich abhebende, abenteuerlich ausgezackte Quarzklippe erblicken. In 2 Min. sind wir in gerader Richtung etwas abwärts schreitend, wieder in dichterem Walde, steigen in demselben 1½ Min. lang hinab und stehen sodann – 20 Min. vom Ausgespann ab – auf dem Oberkriesdorfer Sattel, einer großen, an Arnica reichen Waldwiese, die von einem Wege gequert wird, der r. über den steilen und waldigen westlichen Abhang des Dänsteins (gelbrote Marken) aus Neuland, und zwar aus dessen oberstem, 524 m hoch gelegenen, 20 Min. entfernten Ortsteile Haudorf heraufkommt und l. nach Oberkriesdorf hinüberführt, dessen oberste, 593 m hoch am Jeschkenbache waldumsäumt gelegene Häuser südöstlich zum Vorschein kommen – ein ebenso malerischer, wie unerwarteter Ausblick. Dahinter sieht man an der zum Auerhahnsattel hinaufführenden Jeschkenstraße noch zwei, zu Kriesdorf gehörige Einschichten, nämlich das bekannte Gasthaus Prokop (Kleinsemmering) an der Gabelung der nach B. Aicha und Kriesdorf führenden Straßenstrecken und noch ein zweites Gasthaus, l. davon den gr. und den kl. Jeschken, der sich mächtig gegen Südwest hinlagert; r. vom Prokop den Hühnerberg bei Zwetlai, davor einige Häuser von Hodek an der nach B. Aicha führenden Straße. Zwei Markentafeln verweisen auf Neuland-Christofsgrund (1 Std.), Jeschken (1–1¼ Std.) und Moiselkoppe-Neuland (1 Std.).

Letzterer Weg ist der unsere. Er führt auf dem Damme, der die Wiese l. begrenzt, an den Waldrand, längs welchem wir, die Wiese zur Rechten, 4 Min. lang aufwärts wandern, wobei wir nach r. rückwärts einen Blick gewinnen auf die Vogelkoppen und das Taubenhaus im Sattel zwischen der Sauplatsche (große Lichtung) und dem Dreiklafterberg. Dann sind wir wieder im beiderseitigen Walde, wo nach 3 Min. l. eine Wiese folgt, hinter welcher man stark bergab zu einer zweiten, reichlich mit Arnika, hohen Schlüsselblumen (Primula elatior Jacq.) und langsporniger Nackt-Orche (Gymnadenia conopea R. Br.) bestandenen Wiese rechterseits gelangt mit Ausblick auf den Langenberg. Nach 3 Min. versperrt uns wieder beiderseitiger Wald die Aussicht; erst eben, dann abwärts kommen wir nach einander an drei Quellen vorüber, Zuflüssen des Neuländer Grundbaches. Der Weg steigt dann wieder etwas bergan und geht später eben weiter; schöne Quarzbrocken mit eingefügtem Chloritschiefer, eine Zierde für jedes Terrarium, besäumen ihn; nach 7 Min. treten wir auf eine Waldlichtung heraus, wo wir zum ersten Male einen fesselnden Ausblick auf das Neuland-Christophsgrunder Tal gewinnen; l. ist der Langeberg, r. der Sommerhau bei Berzdorf mit der Waldstraße, im Hintergrunde in der Richtung des Tales der Gickelsberg sichtbar. Noch ein paar Schritte und wir sehen zur L. eine mächtige Schutthalde unmittelbar am Wege, den Abraum eines darüber gelegenen Steinbruches, in welchem, den Fundstücken nach zu schließen, gelegentlich des Bahnbaues Grünstein gebrochen wurde, der von bis fingerstarken Kalkspatschnüren und -platten durchzogen ist. Herr v. Zimmermann, Chemiker in Leipa, besitzt schöne Handstücke aus diesem Bruche.

Der Steinbruch befindet sich an der Moiselskoppe (750 m), um deren nördl. Lehne der Kammweg herumführt; sie hat ihren Namen nach einem früheren Grundeigentümer, einem Kriesdorfer Insassen. Um auf dieselbe zu gelangen, braucht man bloß den grasigen Fußpfad einzuschlagen, der hinter der Schutthalde l. aufwärts führt. In etwa hundert Schritten ist man auf dem abgeholzten, westlichen Abfallsrücken der Koppe, von wo aus sich ein hübscher Ausblick in westlicher Richtung auftut.

Zunächst haftet er an dem lang am Jeschkenbache sich ausdehnenden Pfarrdorf Kriesdorf zu Füßen, an das sich, am Jeschkenbache abwärts, das teilweise hinter den klippigen Rabensteinen (r. von der Kriesdorfer Kirche) versteckte Kirchdorf Seifersdorf anschließt. An dieses wiederum schließt sich Kirchdorf Hennersdorf, das sich, teilweise hinter dem Silberstein versteckt, gegen die Stadt Wartenberg l. hinzieht, welch letztere vom Audishorner Spitzberg verdeckt wird, hinter welchem der Wartenberger Limberg sichtbar ist. Zwischen Silberstein und Spitzberg hindurch hat man den Kamnitzberg bei Reichstadt; hinter dem Silberstein rückwärts zieht der Koselrücken; r. vom Silberstein wölbt sich der Tolzberg, r. von diesem der Laufberg vor dem Schwoikaer Gebirge, im Hintergrunde der Zinkensteinrücken. R. vom Laufberge bemerkt man den Ortelsberg vor dem Sonnebergrücken. R. von Kriesdorf liegt einschichtig der Kriesdorfer Bahnhof, die Straße dahin, sowie Bahn und Straße nach Schönbach, dieser Marktflecken selbst, weiter der Mergtaler Limberg, hinter diesem in gleicher Entfernung l. Kleis, r. Tannenberg (Turm). R. vom Kriesdorfer Bahnhofe zieht der bewaldete Jeschkenrücken mit den hinter einander aufgesetzten Kuppen der Scheuflerkoppe – an der l. vorüber Hochwald (Turm) und Lausche hinter einander zu suchen sind – des Schönwalder Spitzberges, des Kalk- und Langeberges. Den Blick wiederum gegen die Kriesdorfer Kirche zurückwendend, sehen wir l. vom Audishorner Spitzberge den hochragenden Roll, l. davon den doppelgipfligen Dewin, zwischen beiden den Hammerteich vor dem Kummergebirge, im Hintergrunde das Daubaer Gebirge mit der Nedoweska; l. vor dem Dewin der Krassaberg hinter dem einschichtigen Drausendorfer Meierhofe, rückwärts die beiden Buchberge bei Hühnerwasser und l. hinter diesen der Burgberg Bösig. L. vom Drausendorfer Meierhofe sieht man einen Teil von Drausendorf, die Straße von da am Friedhofe vorüber nach Johannestal und dieses zum Teil selbst, dahinter den Jelinkaberg und die Teufelsmauer zwischen Oschitz und B. Aicha. – Einen Einblick östlich ins Neuländer Tal gewinnt man vom Rande des Steinbruches, weiter oben südlich.

Auf den Kammweg zurückgekehrt, biegen wir sogleich nach einem überraschenden Rückblicke auf den Gipfel der Jeschkenkoppe vor der Lichtung in hohen Wald ein, wo von l. der Fahrweg aus dem Steinbruche mündet. Nun abwärts, r. an einer Stelle Ausblick auf den Langeberg, dann l. ein Feld. Nach 10 Min. tritt man auf eine Lichtung heraus, wo sich r. über Jungwald hinweg ein überraschend schöner Blick auf den großen Neuländer Viadukt, den Jägerhaustunnel dahinter und den r. am Grundbache hinaufziehenden Ortsteil Haudorf, sowie auf den l. aus dem Tale aufsteigenden Langeberg und den Gickelsberg r. hinter diesem bietet.

Der Weg senkt sich zum Waldrande, der in 3 Min. erreicht ist; eines der schönsten Landschaftsbilder auf unserem Kammwege breitet sich wie mit einem Zauberschlage vor uns aus; der Blick schweift frei über das Tal hinweg auf die bewaldeten Berghänge ringsherum: geradeaus die Scheuflerkoppe, dahinter Spitz- und Kalkberg, daneben der Langeberg, zur R. der Dreiklafterberg und die Sauplatsche, zwischen alle dem eingebettet das idyllische Neuland in tiefeingeschnittenem Tale, der schöne Viadukt, die Haltestelle Neuland, der 40 m lange Jägerhaustunnel im Gehänge des Dreiklafterberges (762 m), die Bahnstrecke mit dem 17 m hohen und 127 m langen Jägerhaus-Viadukte jenseits desselben bis zum Christofsgrunder Tunnel an der Lehne des Brandsteines (667 m), und darüber hinaus im Hintergrunde der Gickelsberg und Hohenwald mit der Windmühle.

Wir schreiten auf dem Fahrwege abwärts. Unter unseren Füßen quert der 822 m lange, fast seiner ganzen Länge nach in Urtonschiefer eingehauene, am 6. April 1900 nach zweijähriger Arbeitszeit vollendete »Jeschkentunnel« der Außig-Teplitzer Eisenbahn den Gebirgsrücken, worin die Bahntrace bei 500·17 m Seehöhe ihren höchsten Punkt erreicht. Zur Ausmauerung bezw. Einwölbung des Tunnels, sowie zur Aufführung des Neuländer Viaduktes wurde Diorit verwendet, welches Eruptivgestein stellenweise den Jeschkenschiefer gangartig durchsetzt; einige mächtige Blöcke dieses Gesteins lagen am Wege. Nach 2 Min. sind wir beim ersten Hause von Neuland; zwischen Scheuer und Wohnhaus hindurch, um die Scheuer nach l. herum, stehen wir auf der Bezirksstraße, die neuerer Zeit von Christofsgrund herauf in mehreren Kehren durch Neuland über die Kammhöhe nach Kriesdorf hinab gebaut wurde. Uns gegenüber an der Straße r. steht noch ein zweites Haus, auf dessen Dache ein Kammzeichen uns belehrt, daß wir die Straße nach l. zu zu wandern haben. Andere Häuser von Neuland berühren wir also nicht. Das Dorf zählt über 90 Häuser, die sich gabelförmig am Grundbache und am Eckersbache, dessen eine Ursprungsader bis an unseren Standpunkt auf der Kammstraße heranreicht, hinab gegen Christofsgrund ziehen, mit welchem Pfarrdorf es unmittelbar zusammenhängt; die Bewohner sind, da der Feldbau nur wenig erträglich ist, zumeist Wald- und Fabriksarbeiter. Der Ort wurde mutmaßlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts angelegt; wenigstens erscheint er 1581 als »neu aufgebaut« in einem Kaufvertrage, mit welchem Heinrich Berka von Dauba die Herrschaft Lämberg erwarb. Vermöge seiner schönen Lage und guten Luft eignet sich Neuland ebenso vorzüglich zum Sommeraufenthalte, wie es mit Christofsgrund schon seit Jahren der Fall ist. Eine besondere Sehenswürdigkeit daselbst ist der gewaltige Viadukt über das Neuländer Grundtal, über welchem die Bahnlinie in einem flachen, südlich ausgreifenden Bogen aus dem Jeschkentunnel in den Jägerhaustunnel verläuft; der Viadukt steht auf 29·5 m hohen Pfeilern, ist 202 m lang und hat 14 Öffnungen, von denen 11 eine Spannweite von 12 m, 3 eine solche von 6 m haben.

Wer mit uns die Kammtour nicht weiter fortsetzen will, erreicht die Haltestelle Neuland in 20 Min., die Station Machendorf im Neißetale über Christofsgrund (30 Min., 170 H., sehenswerte Holzkirche, Sitz einer Abteilung des deutschen Gebirgsvereines für das Jeschken- und Isergebirge, Studentenherberge) und Eckersbach längs des Eckersbaches in 1¾ Std. Wer aber bloß eine Zwischenstation machen und Einkehr halten will, der gehe die Straße 10 Min. abwärts bis zu Wollmann's Gasthaus l. an der Straße hinter der Schule.

Neuland den Rücken kehrend, erreichen wir die Straße aufwärts nach 4 Min. – im ganzen 1 Stde. vom Ausgespann – im Kriesdorfer Sattel die 500 m übersteigende Kammhöhe zwischen der Scheuflerkoppe (r.) und dem Abfallsrücken der Moiselkoppe (l.), gegenwärtig neben dem Passe von Langenbruck der wichtigste der den Jeschkenzug querenden Übergänge. Daselbst ist die Straße durch einen tiefen Einschnitt gelegt, in welchem der Urtonschiefer an beiden Böschungen hobelspanartig aufblätternd bloßliegt. Aus der Ferne grüßt im Rahmen dieses Einschnittes – wieder ein überraschend bezauberndes Bild – der Roll in südwestlicher Richtung, um den herum allmählich ein prächtiges Panorama sich heraushebt.

Gerade zu Füßen in gleicher Richtung der Bahnhof Kriesdorf und die Pietschekapelle, dann das langgestreckte Kirchdorf Kriesdorf, die Straßen von da zum Bahnhof und am Saume des Rabwaldes entlang gegen Schönbach; r. von der Kriesdorfer Kirche die gezackten Rabensteine, im Hintergrunde, zwischen Audishorner Spitzberg (l.) und Silberstein (r.) hindurch der Wartenberger Limberg; in der Richtung der Rabensteine der Tolz- und l. vor diesem der Kamnitzberg bei Reichstadt; r. vom Tolzberg zeigen sich hinter einander geschoben der Laufberg bei Brims, das Schwoikaer Gebirge und der Ortelsberg bei Zwickau genau im Westen. L. vom Roll zeigen sich die beiden Hirschberge, dann der Dewin und der Breite Stein, l. dahinter die beiden Bösige, l. vorn die Kuppe des Krassaberges, und wieder l. von diesem, in der Richtung des Drausendorfer Meierhofes, der einschichtig auf dem Höhenzuge jenseits Kriesdorf gelegen ist, der Kühtaler Berg vor dem Wolschner Rücken; l. davon sieht man über ein Wegkreuz hinweg ein Stück der Oschitzer Straße, die vom versteckten Drausendorf, am Friedhofe vorüber, gegen Johannestal hinaufführt, r. dahinter den Mataischeberg.

Auf der Kammhöhe, wo wiederholt Kriegsvolk verkehrte, im Jahre 1866 sogar Artillerie und Kavallerie, steht ein alter Bildstock, welcher oben eine schmerzhafte Mutter Gottes mit hübschem Beiwerk, am Sockel die Grablegung Christi ausgehauen und mit grellen Farben bemalt zeigt; davor eine Ruhebank.

Die im Bogen westlich vom Sattel – zugleich Hauptwasserscheide zwischen Oder und Elbe (Eckersbach und Jeschkenbach) – abwärts führende Bezirksstraße hat in 8 Min. Entfernung, nach Überquerung der Bahn, Miesler's Gasthaus an seiner r. Seite, ein einschichtig knapp unterhalb der Station Kriesdorf an der Gabelung der Bezirks- und Bahnhofstraße gelegenes, großes Gebäude, das zu dem eine halbe Stunde entfernten, weit über 300 Häuser zählenden, alten Kirch- und Bauerndorfe Kriesdorf gehört, woselbst am 1. Sept. 1813 zwischen Polen und Österreichern ein Scharmützel stattfand; das Chor der Kirche und eine Glocke stammen noch aus spätgothischer Zeit. Station und Gasthaus sind sehr gelegen für Jene, welche die Tour ganz oder nur der Einkehr halber unterbrechen wollen.

Knapp hinter dem Bildstocke zweigt der Kammweg r. von der Bezirksstraße auf einen Wirtschaftsfahrweg ab, der ziemlich steil zumeist zwischen Feldern (nur eine kurze Strecke l. Wald) um die Ostlehne der Scheuflerkoppe herum – die ihren Namen nach dem Besitzer, einem Kriesdorfer Insassen, hat – aufwärts führt. Hiebei wird rückwärts der Gipfel der Jeschkenkoppe sichtbar, während r. zwischen Langeberg und Brandstein über das Christofsgrunder Tal hinaus, in das wir immer tiefere Einblicke gewinnen, die Hemmrichberge zum Vorschein kommen. In 15 Minuten ist man oben am Rande des bewaldeten nördlichen Rückens der Scheuflerkoppe, wo ein Kalksteinbruch, dem Besitzer der oben erwähntem Kriesdorfer Bahnhofrestauration gehörig, im Betriebe ist, dessen besseres Material zu Kalk gebrannt wird, während das schlechtere als Bruchstein und Schotter Verwendung findet. Neben dem Steinbruche ist eine Markentafel. Hier empfiehlt es sich Halt zu machen, um die Aussicht nach Nordosten aufs Isergebirge zu würdigen, wo man im Anschlusse an die Hemmrichberge r. die Vogelkoppen, das Taubenhaus und den Schwarzeberg vor sich hat.

Ein grün markierter Weg führt von der Markentafel am Steinbruche vorüber l. in 8 Min. auf den Gipfel der Scheuflerkoppe (679 m), die von Ost nach West verläuft und gegen Norden wegen hohem Waldbestand keine Aussicht hat. Auch die Ostseite des Gipfels ist größtenteils mit Bäumen bestanden, die übrige Gipfelfläche aber ist berast und gestattet eine herrliche Aussicht über zwei volle Quadranten von der Jeschkenkoppe im Südosten bis zum Hochwalde im Nordwesten, ähnlich jener vom Kriesdorfer Sattel, die man vergleichen möge, nur viel umfassender wegen des weit höheren Standpunktes und der dadurch ermöglichten Zwischen- und Fernsicht. So sieht man zunächst r. unter der Jeschkenkoppe, die breit und mächtig hinter der Moiselkoppe hingelagert ist, den Hühnerberg bei Zwetlai; r. davon, vor der Höhenkette der Teufelsmauer und dem Mataischeberg, die Stadt Oschitz; im Einschnitt zwischen Breiten Stein und Dewin die Ruinenspitze des Bösigberges – ein überraschendes Bild –; zwischen Dewin und Roll, wo sich der Spiegel des Hammerteiches vor den beiden Hirschbergen zeigt, hindurch das Kummergebirge mit dem Petzberge, dahinter den Tachaer Berg und noch weiter das Daubaer Gebirge mit der Nedoweska; r. hinterm Silberstein der breitgewölbte Wilsch; r. hinterm Kamnitzberg, in welcher Richtung auch der Milleschauer zu suchen ist, die Koselspitze; hinterm Tolzberg die Höhen von Munker und Reichen mit dem Zinkensteinrücken; zwischen Tolz- und Laufberg die betürmte Kuppe des Leipaer Spitzberges. R. vom Ortelsberg ist der spitzige Kleis leicht aufzufinden; zwischen beide rückwärts schiebt sich der Sonneberger und der anschließende Blottendorfer Rücken; r. vom Kleis, hinter Schönbach und dem Johnswalde im Vordergrunde, der Mergtaler Limberg, dahinter l. und r. die Buchberge bei Falkenau; weiter r. der Falkenberg hinter Ringelshain, im Hintergrunde jenseits des Höhenrückens zwischen Friedrichsberg und Finkenkoppe der betürmte Tannenberg; endlich am weitesten rechts, teilweise schon durch Bäume verdeckt, Hochwald und Lausche hinter einander.

Wir wandern nun von der Markentafel beim Steinbruch längs des Waldrandes (l.) am Rücken 1 Min. lang weiter und steigen dann auf grasigem Wege in 6 Min. – teils durch Wald, der jede Aussicht, darunter auch die nach rückwärts auf die Moisels- und Jeschkenkoppe, versperrt, teils am Rande des Waldes mit freier Aussicht nach r. über Äcker und Wiesen auf den Langeberg, auf Christofsgrund und die Hemmrichberge in der Richtung der Talspalte – auf den waldfreien Sattel (590 m) zwischen Scheuflerkoppe und kleinem Kalkberg, welch letzteren wir vor uns haben, herab, wo als ein Merkzeichen der Gegend die Christofskapelle steht, eine gewöhnliche Wegkapelle mit einer in Stein gefaßten Holztür. Hier kreuzen sich mehrere Wege: Fußwege r. von Christofsgrund (20 Min.), l. von Kriesdorf (45 Min.) und Fahrwege l. von Schönbach (40 Min.), r. von Neuland 15 Min.).

Auch freien Ausblick hat man daselbst: l. über die Bahn (zwischen Kriesdorf und Schönbach) zu Füßen auf den Audishorner Spitzberg und den Roll dahinter, l. davon die Hirschberge, dann der Dewin, dahinter die Bösige; r. ins Christofsgrunder Tal, die Bahnstrecke dahinter und weiter die Hochstraße von Kratzau nach Machendorf mit einigen Häusern.

Nun gehts wieder bergan, immer auf der Hauptwasserscheide, auf den langgestreckten Rücken des kl. Kalkberges (687 m); schöner Mischwald (Buche und Fichte) nimmt uns auf, doch hat man alsbald noch einen Ausblick l. wie von der Christofskapelle, nur daß noch die zusammenhängenden Kirchdörfer Kriesdorf und Seifersdorf im Vordergrunde dazu kommen. Wir kommen hinter einer feuchten und schluchtähnlichen Stelle mit reichlichem Pflanzenwuchs (Bingelkraut, Christofskraut u. a.) nach 8 Min. zu einem alten Kalksteinbruche, der dem Berge den Namen gegeben hat, wohl schon vor mehreren Jahrhunderten betrieben worden sein mochte und einem in das Phyllitgestein eingebetteten Querzuge angehört. Nach weiteren 4 Min. sind wir auf der Höhe des Berges; der Weg mündet auf eine begraste, waldumschlossene Fläche, von der er sich nach r. auf einen reich mit Himbeergesträuch bewachsenen Hau wendet, wo sich über Christofsgrund hinweg ein großartiger Ausblick aufs Isergebirge mit den Hemmrichbergen, der Tafelfichte, dem Taubenhaus und dem Schwarzenberge, sowie auf das r. sich anschließende Riesengebirge (Reifträger) darbietet. Der Weg über den Hau nimmt 1½ Min. in Anspruch. Doch hat man den geschilderten Ausblick, wozu sich nach rückwärts auch die Jeschkenkoppe gesellt, noch 2½ Min., während der Weg durch mäßig hohen Jungwald eben weiterführt. Dann gehts abwärts vom Bergrücken und die Aussicht verschwindet. Hoher Fichtenwald mit massenhaftem Heidelbeerkraut besäumt den Weg, der nach 6 Min., zuletzt ziemlich steil, auf eine gelichtete Waldstelle ausmündet, die Einsattlung zwischen kl. Kalkberg und Spitzberg, wo man l. unten einige Häuser von Schönbach sieht, dahinter Teile von Hennersdorf und Postrum vor dem Tolz- und Ortelsberge. Auf einer anschließenden Waldwiese trifft man auf einen Fahrweg, der l. von Schönbach (30 Min.) heraufkommt und r. zum Lochförster nach Christofsgrund (30 Min.) hinabführt.

Erforderlichenfalls kann man hier zur Station Schönbach-Seifersdorf nördlich beim Marktflecken Schönbach hinabsteigen. Der prächtig zur Sommerfrische geeignete Ort hat über 180 Häuser, die sich längs des Schönbaches bis knapp an den Gebirgskamm heraufziehen, eine 1725 erbaute Kirche mit einer wundertätigen Madonnenstatue aus dem 17. Jahrh., und einen 1766 zur Erinnerung an den damaligen Aufenthalt Kaiser Josef II. im Hofe des Gasthauses Nr. 47 errichteten Gedenkstein.

Im Mischwalde weiter, anfangs ziemlich eben, zuletzt steiler bergan, an mehreren alten Reviersteinen (r.) mit der Jahreszahl 1709 vorüber, kommt man in 12 Min. auf eine ebene, waldumschlossene Rundung, 20 Schritte im Durchmesser, wo von fünf Seiten Waldwege einmünden, die Kuppe des Spitzberges (686 m). Von da tritt man in der Kammrichtung nach 1 Min. auf einen alten Holzschlag heraus, die sogenannte »Aussicht«, wie eine Tafel daselbst besagt. Obwohl nur über einen Quadranten (Südwest bis Nordwest) sich erstreckend, bietet dieselbe viel Fesselndes.

Greifbar unter sich hat man den Bahnhof und einige Häuser vom Markte Schönbach, dahinter den Johnswald und r. davon Pfarrdorf Ringelshain vor dem Mergtaler Limberge, an den sich nach r. der Falkenberg jenseits Gabel und der Hochwald (hinter dem Kirchberge bei Pankraz) anschließen; zwischen Lim- und Falkenberg ist im Hintergrunde das Falkenauer und Kreibitzer Gebirge eingeschoben. R. vom Hochwalde zieht sich das waldreiche Gabler Gebirge mit dem Schwarzen- und Welsberge bis zum ruinenartig gegipfelten Pfaffenstein und dem Görsdorfer Spitzberge, an den sich nach vorn zu, am weitesten r., der Trögelsberg, Schwammberg und der große Kalkberg vor uns anreihen. In dem Winkel zwischen Hochwald und Pfaffenstein sind rückwärts die Oybiner Berge (Jonsberg, Brand, Töpfer) eingeschoben; zwischen dem Görsdorfer Spitzberge und dem Schwammberge hindurch auf das scheinbar unbegrenzte, reich besiedelte Flachland westlich Zittau. Im Südwesten schließt der massige Tolzberg mit dem an seinen Fuß gelehnten Dorfe Postrum das abwechslungsreiche Bild ab, in das sich zwischen Tolz- und Mergtaler Limberg eine Reihe von Kuppen – Laufberg vor dem Koselrücken, Schwoikaer Gebirge, Ortelsberg vor dem Sonnebergrücken, Kleis vor dem Blottendorfer Rücken – einfügen.


Tannenberg-Turm.

Postkarte

Gleich hinter der »Aussicht« beginnt der Abstieg vom Spitzberge. Nach 6 Min. ist man auf einem wichtigen Kreuzungspunkte von Wegen an der Grenze der Phyllit- und Grauwackenregion; letztere umfaßt sandsteinartige Gesteine, die dem Untersilur zugehören und uns bis Paß begleiten. Eine Rasenbank unter den Bäumen dient als Jägerruhe. Eine Markentafel verweist in der Kammrichtung weiter auf den gr. Kalkberg (789 m) und nach Freudenhöhe (1½–2 Std.). Diesen Weg einzuschlagen, lohnt aber gegenwärtig weniger, da der Gipfel verwachsen ist. Deshalb verweist auch unser blaues Kammzeichen nach r. um den gr. Kalkberg herum über die Eduardsbuche zur Freudenhöhe (1½ Std.). Mit den Ausblicken und Wandelbildern, wie sie die bisher zurückgelegte Kammstrecke bot, ist es auf diesem Wege so gut wie zu Ende; dafür kommen die Reize des Waldlebens ungestörter zur Geltung, insbesondere das vielstimmige Konzert der gefiederten Waldsänger: Ammern und Laubsänger spinnen ihre kunstlosen Weisen, Rotkehlchen, Grasmücken, Drosseln und auch wohl Goldamseln wetteifern in prächtigen Strofen, und Meister Kukuk oder Meister Specht schlagen den Takt dazu; dazu gesellt sich zeitweise das Rascheln eines Eichkätzchens, das mit graziöser Behendigkeit die Stockwerke majestätischer Fichten bis in die höchsten Spitzen durchklettert, oder der schrille Schrei eines Waldkauzes, oder ein Stück »Wild«, im zahmen Sinne gemeint, da von eigentlich »wilden« Tieren nichts mehr zu befürchten ist; 1679 wurde oberhalb Hanichen der letzte Bär und 1766 der letzte Wolf in der Gegend geschossen.

Wir verlassen also den Gebirgskamm und steigen auf dem Hesche-Wege (nach einem Bauer benannt) um die östliche Lehne des gr. Kalkberges allmählich abwärts, auf prächtigem Rasenwege zwischen vorherrschendem, zum Teil, besonders r., reinem Buchenbestand, wobei nach 7 Min. ein Rückblick auf den Spitz- und kl. Kalkberg vorübergehend sich öffnet. Üppige Farnkräuter (Adler-, Wurm- und Tüpfelfarne) neben nicht minder üppigen Haingreiskraut (Senecio Jacquinianus Rchb.) und vereinzelten Exemplaren von Einbeere (Paris quadrifolia L.) und süßer Wolfsmilch (Euphorbia dulcis L.) besäumen den Weg. Nach weiteren 6 Min. sieht man r. unten, vor dem Rücken des Langeberges und seines Ausläufers, des Kirchberges, den Christofsgrunder Talweg. Noch 5 Min. und der Weg wird bedenklich sumpfig, als Folge von nicht weniger als 4 Quellen, deren Abflüsse hintereinander den Weg queren und ihren Weg hinab zum Lochbache nehmen, einer Ader des Eckersbaches. Nicht bloß mannigfaches Gekräuter, wie insbesondere Pestwurz (Petasites albus Gaert.) und fleischfarbige Ragwurz (Orchis incarnata L.) gedeihen hier prächtig, sondern auch Seidelbast, Hainbuche, Traubenhollunder, Ahorn, Rüster und Esche, die sich immer mehr zu einander neigen und schließlich einen dicht schattigen Laubengang mit märchenhaft smaragdgoldener Dämmerung bilden; junger, würziger Fichtenwald schließt sich an und immer rascher geht es abwärts, bis wir, 15 Min. hinter der Sumpfstelle, auf einer Holzbrücke den Lochbach, der l. im Sattel der Eduardsbuche seinen Ursprung hat, überschreitend, auf der herrschaftlich Clam-Gallas'schen Waldstraße daneben stehen, die von Christofsgrund über den Lochförster heraufkommt und die Station Christofsgrund in 40 Min., die Station Machendorf in 1 Stde. erreichen läßt. Hier gibt ein Wegweiser die Entfernung bis Freudenhöhe, unser vorläufiges Ziel, mit 1 Std. an.

Wir folgen der breiten, von roten Lichtnelken (Lychnis diurna Sibth.) und Farnen reich besäumten Straße nach l. aufwärts in prächtigem Fichtenwalde und kommen in 10 Min. zur Eduardsbuche, einem mächtigen Baumriesen von 3·75 m Umfang (in Brusthöhe gemessen) mitten im Fichtenwalde auf der 598 m hohen Einsattlung zwischen großem Kalkberge und Langeberge, an welcher Stelle der Sage nach einst ein Duell zwischen einem Grafen Gallas und einem adeligen Offizier stattgefunden haben soll. Der Stamm zeigt viele Einschnitte von Buchstaben und trägt zu Ehren des im Jahre 1891 verstorbenen Herrschaftsbesitzers Eduard Grafen Clam-Gallas ein kleines Blechbildnis des hl. Eduard. An einer Fichte unweit davon hängt ein Marienbild (»Gewidmet 1898«), davor eine Ruhebank. Mehrere Markentafeln an den Bäumen verweisen durchs Bauersloch nach Christofsgrund (1 Std.), auf den Langeberg (½ Std.) und weiter nach Frauenberg (1 Std.) oder Machendorf (1½ Std.), und nach Freudenhöhe (¾ Std.). Auch nach l. führt ein Waldfahrweg in einer Stunde nach Pankraz.

Kammweg-Führer von der Jeschkenkoppe bei Reichenberg bis zum Rosenberg bei Tetschen

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