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X-mas Story

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Der Schnee schmolz im Stubaital.

Die Fackelprozession der Skischule, über den Haushang hinunter, bis zur Hotelterrasse, fiel an diesem Heiligabend aus. Gäste des Galadiners, hinter Panoramafenstern, hielten vergeblich Ausschau nach den fliegenden Feuern, vor dem Hintergrund der Heiligen Nacht .

Der Sommer in Torri hatte die Familie zum letzten Mal beisammen gesehen. Tütti hatte sich wie immer in den schattigen Lido entschuldigt, während drei blonde Zöpfe im Fahrtwind der Motoryacht wehten. Die Sonne verbrannte den Frauen die weiße Haut . Ihre Sommersprossen schossen, wie jeden Sommer, aus der Tiefe der Epidermen hervor.

Tüttis Betrachtung der muskulösen „Waschbretter“ und glänzend eingekremten Ruten im „Playgirl“, brachte Achats in seinen Tagtraum. Wenn Tüttis „Clan“ zum gemeinsamen Pflichturlaub mit der Alibifreundin lud, er den Zukunftstraum vom Stammhalter bediente, vermisste er seinen „loverboy“ ganz besonders.

Luxuriöse Exzesse bei Verbindungsfesten, mit anschließenden Clubbesuchen, waren nur mit der scheinbaren Loyalität des angepassten Rollenspiels zu finanzieren.

Als er die „Strega“ auf den Steg zubrausen hörte, klappte das Magazin blitzschnell zu und versank zwischen der

Polymersammlung im Kupfer eloxierten Halliburton,

Die Schwestern sprangen von Bord, hakten ihn unter und zerrten den bleichen Körper ins Gardaseewasser.

Beim Abendesssen auf dem Balkon, mit Blick auf den vertrauten Hafen im warmen Licht, waren die Gesprächsthemen durchsetzt von einer Mischung aus Planung für den Weihnachtsskiurlaub und kontroversen Argumenten des Werksleiters und dessen Hoffnung beladenen Sohn. Die Frage des perfekten Selbstmords betreffend; Der arrivierte Chemiker setzte auf eine kleine Ampulle; der junge Cowboy schwor auf seine neue fünfundvierziger Magnum Silverbullet, in Kombination mit der alten neun Millimeter Einstiegswaffe.

Weihnachtsgeschenke wurden unter abwechselndem „Ah“, „Oh“, „danke“ und Hochfrequenz Bussi Bussi, ausgepackt.

Der „Capo“ jedoch, zog sich mit gefülltem Kelch in die Sitzecke am Großraumfenster zurück. Den Blick vom kräftigen Rot unter seiner Nase auf die diesig, braungraue Piste hebend, sah er seinen einzigen Sohn.

Tütti hatte weder den Medizinern noch der Forschungsgeschwindigkeit der Chemie vertraut. Ein Familienrat hatte zwar zu der offiziellen Darstellungsform geführt: Leukämie erschien gleichwohl sozialverträglich, wie garantiert Status konservierend. Doch Tütti war nicht zu halten gewesen. Dabei blieb die Frage offen, ob der physische Schmerz, die Enttarnung oder die gesellschaftliche Schmach den Ausschlag gegeben hatte.

Roter, Edding kreuzte den vorderen linken Torso, wo die kleinere Kugel eingedrungen war. Wo die Silverbullet den Weg in den Schädel gesucht hatte, konnte erst von den Forensickern bestimmt werden.

Die Farbe des Weins hatte, einen Schatten bekommen. Doch dessen beruhigende Wirkung ließ die ewige Lüge der gemeißelten Grabinschrift, leichter ertragen.

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