Читать книгу Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 3 Hoodoo Theorie und Voodoo-Praxis – Arbeiten mit den Vodun und den Loas - Frater LYSIR - Страница 5

Voodootempel und magische Orte

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Jegliche Art der magischen Praxis braucht irgendeinen Ort, an dem die Magie zelebriert wird. Dies muss nicht unbedingt ein materieller Ort sein, sodass hier die Begrifflichkeit des „magischen Ortes“ vielleicht doch der Vokabel „magisches Atelier“ weichen könnte. Hierbei gibt es unzählige Betitelungen, die im Grunde alle das gleiche titulieren. Meistens findet man die Bezeichnungen des „Kraftplatzes“ oder eben des „Tempels“. Gut, es gibt noch andere Vokabeln, die aber sich entweder auf die fachspezifischen, magischen Bereiche beziehen, freie Erfindungen sind, sodass hier einfach nur individuelle Ideen betitelt wurden, oder die sich auf irgendeine Art der Magie beziehen. Es ist egal, ob es jetzt den henochischen Tempel gibt, den hermetischen Magieraum, den angelistischen Zirkel, die chaosmagische Wirkkammer, die kabbalistische Synagoge, den Voodootempel, der schamanische Kreis, die planetarische Kammer, den Exorzismusraum, den Runen-Kraftplatz/Kraftort, den heiligen Hain, den heiligen Wald, die sakrale Steinformation, der magische Steinkreis oder auch der Kreis der Lichtarbeit. Es geht ganz einfach darum, dass hier magische Ideen, magische Energien, magische Vorstellungen und magische Zielsetzungen fokussiert werden. Es geht also ganz einfach darum, dass man einen Brennpunkt erstellt, einen Brennpunkt definiert, einen Brennpunkt erfindet und diesen abgrenzt. Man kann diesen Brennpunkt rein energetisch abgrenzen, man kann ihn aber auch materiell abgrenzen. Dass eine energetische Abgrenzung, eine energetische Definition absolut wichtig, essenziell und zwingend ist, sollte eigentlich jedem klar sein. Wenn ich eine gezielte Wirkung erschaffen will, dann sollten die energetischen Ströme, die diese Wirkung bedingen, auch zielgerichtet eingesetzt werden. Man kann hier sagen, dass es besser ist, mit einem Skalpell zu arbeiten, statt mit einem Breitschwert alles kurz und klein zu schlagen. Oder man wählt die Darstellung eines Gewehrs. Ich kann mit einer einzigen Patrone, mit einem einzigen Geschoss, mit einer einzigen Kugel das Ziel treffen. Ich kann hier auch mit Schrot arbeiten, und eine große Anzahl an kleinen Kugeln verschießen. Es kommt immer darauf an, was ich erreichen will. Gebe ich gezielt Wasser, auf einen Punkt, oder wähle ich die Methode der Gießkanne? Der magische Wirkraum, der sich in den verschiedenen energetischen Ebenen befinden kann, primär auf der Astralebene, sekundär werden aber auch alle anderen Ebenen von diesem magischen Wirkraum, diesem magischen Atelier, diesem inneren Tempel, diesem inneren Kraftplatz durchzogen und durchflutet, ist der wichtigste Arbeitspunkt/Arbeitsplatz des magischen Menschen.

Wenn man keinen energetischen Ort besitzt, an dem man seine magischen Gedanken fokussiert, orientiert und zielgerichtet einsetzen und verwenden kann, ist Magie nur ein Hobby. Man ist am Wochenende ein wenig magisch, kann mit seinem übergroßen Ego angeben, dass man Magie betreibt, hat keine Ahnung von der eigentlichen Maxime und der Selbstevolution, präsentiert sich aber als Lebensberater, als Hohepriester, als weise Hexe, als Engelsmedium, als Hoodoo, als Chaosmagier oder auch als Hermetiker. Die Magie ist etwas Energetisches, welches sich manifestieren kann, um handfest zu werden. Doch die Magie ist nichts Handfestes, was sich auflösen kann, um dann energetisch zu werden. Die reine Energie war vor der Manifestation! Natürlich gibt es materielle, magische Dinge, die magisch aufgeladen sind. Doch man kann diese materiellen Dinge ohne weiteres unter ein Mikroskop legen, überraschenderweise wird man keine Magiepartikel finden. Nein, das materielle Ding ist energetisch, magisch aufgeladen, und auch dies wird man mit keiner (aktuell existenten) Wissenschaftsmethode klar und deutlich beweisen können. Magie ist! Alles!

Doch es ist sehr verständlich, dass die besonderen magischen Räume auch besondere Betitelungen erhalten sollen. Deswegen ist der Begriff „Tempel“ sehr weit verbreitet. Tempel?!? Der Begriff stammt aus dem Lateinischen, wo die Vokabel „Templum“ existiert, und hier einfach die Bezeichnung von Gebäuden ist, die für sakrale, heilige, religiöse oder eben auch magische/energetische Handlungen verwendet werden. Meistens geht es darum, dass hier eine besondere Architektur gewürdigt wird, daher muss es nicht immer ein ganzes Gebäude sein, die einen sakralen, heiligen, religiösen, energetischen/magischen Nutzen besitzt. Im Allgemeinen wird die Vokabel „Tempel“ darauf bezogen, dass hier irgendeine NICHT christliche Handlung vollzogen wird, dass hier irgendeine Gottheit verehrt, beschworen, gepriesen oder verherrlicht wird, und dass hier die Ausübung einer sakralen, heiligen, religiösen oder magischen/energetischen Handlung vollzogen wird. Es geht also um eine Kultstätte, um einen Sakralbau, der eben auch ein ganzes Gebäude oder auch nur ein einzelner Raum sein kann. Diese Kultstätte kann eben materiell, aber auch immateriell, feinstofflich, rein energetisch existieren. Da jedoch die Vokabel „Tempel“ in unendlich vielen Kombinationen in der deutschen Sprache vorhanden ist, da hierdurch die verschiedenen Religionen tituliert werden, die jeweiligen sakralen Handlungen umschrieben werden, die jeweiligen magischen Ideen thematisiert werden, ist es wirklich die Vokabel der Wahl. Natürlich kann jeder magische Mensch seine eigenen Vokabeln verwenden.

Wenn man sich die ganzen Übersetzungsmöglichkeiten des lateinischen Wortes „Templum“ anschaut, dann findet man Begrifflichkeiten wie „Raum“, „Ort“, „Bezirk“, „heiliger Ort“, „Heiligtum“, „Tempel“, „Beobachtungskreis“, „Gotteshaus/Götterhaus“ oder auch einfach „Gebäude“. Wenn man sich darauf bezieht, dass es hier um einen Beobachtungskreis geht – dies ist sogar eines mit der ersten Bezeichnungen, da hier ein Ort beschrieben wurde, an dem ein römischer Beamter die Deutungen des Vogelflugs ausübte – dann ist es schon sehr spannend, dass man eben auch magische Wirkungen beobachten kann. Statt die Deutungen eines Vogelflugs zu beobachten, könnte man in diesem Kontext auch sagen, man beobachtet das Verhalten des gesamten Kosmos. Dies passt dazu, dass die verschiedensten Religionen alle ihre Tempel hatten und immer noch haben. Ob es nun die ägyptische Kultur ist, die Römer, die Griechen, die Hindus, die Buddhisten, die Shintoisten, die Azteken, die Maya, die Tolteken, die Sumerer, die Babylonier - die verschiedensten Kulturen besaßen Tempel. Da Voodoo jedoch eine Naturreligion ist, eine Naturreligion, die sich auf den Animismus bezieht, stellt sich hier die schöne Frage, ob ein Tempel überhaupt notwendig ist. Letztlich ist doch alles von Gott beseelt, von der göttlichen Energie durchzogen, letztlich ist alles Gott. Denn genau dies sagt der Animismus ja aus. Die Beseeltheit der Natur bedingt eigentlich, dass alles heilig ist, dass man überall arbeiten kann, dass überall die göttliche Präsenz existiert, und dass man eben KEINEN magischen Brennpunkt erschaffen muss. Dennoch wird dies getan. Aber es ist menschlich, dass man hier ganz bewusst einen Arbeitsraum wählt, um seine magischen Arbeiten auszuführen. In diesem Kontext kann eben der Begriff „Tempel“ auch als Atelier, als Wirkraum, als Arbeitskammer oder als Werkstatt verstanden werden. Und dies ist unendlich wichtig. Denn ein Tempel ist wirklich ein Atelier, ein Wirkraum, eine Arbeitskammer, ein Labor und eine Werkstatt. All dies sind Begriffe und Vokabeln, in denen man „rituelle Handlungen“ ausführen kann. Doch der Tempel ist letztlich auch eine Art Wohnung, und hier kann man sogar noch eine Spezifizierung vollziehen, denn der Tempel kann auch eine Küche, ein Wohnzimmer und auch ein Schlafzimmer sein, genauso wie ein Büro. Das hierbei die jeweiligen Arbeitsstätten manchmal sehr prunkvoll hergerichtet werden, wirkliche Blickfänge sind, liegt in der Natur des Menschen. In dem man seine Götter erhebt, erhebt man letztlich auch sich. Gerade dann, wenn man mit anderen Menschen in Kontakt steht, die auch wieder ihre eigenen Götter haben. Den Energien ist es letztlich egal. Natürlich gibt es auf der Erde besondere Orte, wo es deutlich leichter ist, mit den terrestrischen oder auch mit den kosmischen Energien eine Verbindung einzugehen.

Mit der Hilfe eines Tempels kann man auch diese Besonderheiten verbiegen, sodass in diesem Kontext jeder Ort einen besonderen energetischen Punkt erschaffen kann. Man kann es sich so vorstellen, dass man mit der Hilfe des Tempels, des magischen Ateliers, der magischen Werkstatt, des magischen Labors den Übergang zu der Anderswelt, den Übergang vom Diesseits zum Jenseits, den Übergang von der materiellen Welt in die feinstoffliche Welt vereinfachen kann. Die verschiedenen Existenzebenen, so kann man es sich zumindest vorstellen, sind voneinander getrennt, wobei diese Trennungen durch verschiedene energetische Schleier vollzogen werden. Mit der Hilfe des Tempels ist es möglich, dass der Schleier gelüftet wird, dass man durch den Schleier tritt, um in den anderen Sphären zu wirken. Primär gilt dies für den inneren Tempel, den astralen Tempel, die astrale Werkstatt, dass astrale Labor, den inneren Kraftplatz, sekundär aber auch für alle materiellen Tempel. Es sind energetische Brennpunkte, die die Möglichkeit besitzen, die Schleier zu den anderen Ebenen zu durchdringen, zum Teil auch zu zerreißen. Wenn man so will, kann man sagen, dass ein Tempel einfach ein Ort des Übergangs ist. Somit ist ein Tempel ein Ort der Transformation und ein Ort der Transzendenz. Das hierbei der Mensch gerne definiert, was im Tempel vollzogen werden darf, ist wiederum menschlich. Die Idee, dass in dem einen Tempel nur bestimmte Götter verehrt werden können und dürfen, ist menschlich, hat aber nichts mit der eigentlichen Energetik der verschiedenen Energien, Dynamiken, Wesen und Entitäten zu tun. Wenn es darum geht, dass sich feinstoffliche Energien manifestieren sollen, wird es wirklich schwierig. Viel einfacher ist es daher, in einen physischen Leib einzudringen, sodass man hier ganz klar sagen muss, dass der eigene Körper eben auch ein Tempel ist. Tja, und wenn man sich die heutige Gesellschaft anschaut, dann ist der vielsagende Satz „in einem gesunden Körper, lebt ein gesunder Geist“ offensichtlich vollkommen vergessen worden. Wenn man sich die gesundheitlichen Probleme der „westlichen“ Bevölkerung anschaut, dann scheint jedoch eine Verdrehung vollzogen worden zu sein, oder? Na ja, das mag daran liegen, dass die eigentliche Redewendung, die „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ lautet, aus dem lateinischen stammt (Original heißt es Mens sana in corpore sano) und von dem Dichter Juvenal (60-140 n.Chr.) vor fast 2000 Jahren verfasst wurde, vermutlich ein ironisch gemeinter Spruch war. Die Ironie bezog sich darauf, dass es um das klassische Gebet an die Götter ging, da die Menschen zu der damaligen Zeit – eigentlich zu jeder Zeit – primär ihre Egowünsche den Göttern übermittelten, und hier um Erfüllung warten.

Juvenal kritisierte dieses Verhalten, und betitelte mit seinem Satz eigentlich die Grundidee, dass man sich selbst alles geben kann, und dass man maximal für gute körperliche und geistige Gesundheit beten solle, da man hierauf eigentlich keinen Einfluss hat. Und heutzutage? Die Fast-Food-Tempel, das übermäßige Angebot an hochkalorischen Essen, der Stress des Alltags, die Trägheit des Willens, die Manipulation (unter anderem auch von anderen Ebenen, durch die Adhularchiel) und die kapitalistische Idee „endloser Wachstum“ zeigen, dass die westliche Bevölkerung immer fetter wird! Die Körper werden immer ungesünder, und wenn man sich das Verhalten der aktuellen „zivilisierten Gesellschaften“ anschaut, muss man sich wirklich fragen, ob der Satz des Dichters Juvenal nicht doch eine Realitätsaufnahme zeigt. Gleichzeitig sagt der Satz „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ aber auch aus, dass man sich um seine magische Selbstevolution erst dann kümmern kann, wenn das eigene Fundament, der eigene Körper, die eigene Basis, somit aber auch das eigene Überleben, das eigene Wohlempfinden, gesichert ist. Wenn man in diesem Kontext den Animismus wortwörtlich nimmt, dann begeht man, wenn man seinen Körper missachtet, ihn bewusst schädigt, Gotteslästerung, man sündigt. Man weicht von seinem Weg ab, man vergisst die Möglichkeit der Transformation, der Transzendenz, und wundert sich, dass man sich selbst in eine Spirale des Mammons und der Sucht katapultiert hat. Fleisch und Geist driften immer weiter auseinander. Schade, doch aktuell vorherrschende Realität. Dies gilt jedoch für alle magischen Bereiche, denn auch Voodoo hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten arge Probleme, entsprechende Nachfolger zu kreieren. Nun ja, die tiefgreifenden und breit gefächerten energetischen Manipulationen von anderen Ebenen, von anderen Entitäten, von anderen Dynamiken und anderen Energien, schlagen eben die primären, vorherrschenden Muster, die der Mensch besitzt. Genau deswegen ist die Selbstanalyse, die Selbstreflexion, die Selbsterkenntnis, die Selbstevolution und das Ausführen seiner Lebensaufgaben und seine Existenzaufgabe, das einnehmen des eigenen Platzes im Großen Werk absolut essenziell. Ein Tempel kann hierbei helfen, ein astraler Tempel, ein energetischer Kraftplatz, aber auch ein materieller Tempel, den man sich erschafft, den man bewusst betritt, um an seiner Evolution, an seiner Transformation, seiner Transzendenz zu arbeiten. Deswegen kann ein Tempel eben auch mit der eigenen Wohnung verglichen werden, mit einem Labor, einer Werkstatt, einem Fitnessstudio, einer Küche, einem Wohnzimmer und einem Schlafzimmer. Interessanterweise kann man dies jetzt hervorragend auf die Religion des Voodoo münzen, denn hier sind die magischen Räume, die sakralen Bauten, die Tempel meistens auch klassische Wohnräume.

Da Voodoo eine Naturreligion ist, die Grundschwingung eines Animismus beinhaltet, also die Beseeltheit der Natur annimmt, sind Voodootempel nicht zwingend nötig. Wenn man so will, kann man sagen, dass die Voodootempel lokale Positionen sind, die auf der einen Seite einen Schutz vor Umwelteinflüssen darstellen, man muss nicht unbedingt im strömenden Regen arbeiten, unter immenser Sonneneinwirkung, bei Gewitter, in der Nacht, wenn man sowieso Licht braucht, und hierdurch sehr viele Tiere anzieht, und man muss auch nicht permanent beobachtet werden, von den neugierigen Blicken der Nachbarn. Daher ist ein Tempel etwas sehr Praktisches. Doch die Praxis zeigt auch, dass man mit der Zeit, und den wiederholten magischen Arbeiten und Übungen, eine Brücke baut, eine Brücke zwischen dem Diesseits und dem Jenseits, sodass hier wieder die Idee, die Prämisse existiert, dass man die Schleier zur Anderswelt lüften, durchdringen oder auch zerreißen kann. Wie schon erwähnt, besitzt Voodoo kaum sakrale Gebäude, auch wenn es selbstverständlich verschiedene Voodootempel gibt. Hier ist erneut der Voodootempel zu nennen, der die Bezeichnung „Dangbe Tempel der heiligen Python“ besitzt, ein Tempel, der in Benin, in der Stadt Quidah steht, und eigentlich, neben einer touristischen Attraktion, der bekannteste Voodoo-Schrein überhaupt ist. Dieser Schrein ist mit verschiedenen Darstellungen von Schlangen, von Pythons versehen. Es ist eine traditionelle Hütte, sodass man hier nicht vor seinem inneren Auge einen gigantischen Bau erwarten sollte. Nein, es ist keine Kathedrale, es ist keine Pyramide, es ist keine tibetische Tempelanlage, nein, es ist einfach ein Gebäude.

Wie alles in der Magie gibt es hier dennoch Fachbezeichnungen, sodass man eben nicht direkt von einem „Voodootempel“ spricht, sondern von einem Vodou-Peristil / Amba-Peristil, wenn man sich hier das haitianische Voodoo anschaut, oder einem Ounfò / Hounfò / Hounfort / Gangan, wobei man hier sofort sagen muss, dass die Bezeichnungen in den verschiedenen Regionen sehr stark variieren. Im afrikanischen Voodoo wird dagegen einfach vom „Tempel“ bzw. vom „Tɛmpli“ in der Fon Sprache und in der Yoruba Sprache vom „Tẹmpili“ gesprochen, wenn es um die direkte und wortwörtliche Übersetzung des Begriffs „Tempel“ geht. Aber auch Bezeichnungen im Fon wie „Sinsɛnxɔ“ sind hier zu nennen, oder auch Vokabeln aus dem Yoruba, wie „Ijo“, „Ibí mimọ“ oder „Katidira“ sind hier denkbar.

Man sieht also, dass auch hier wieder ein Unterschied zwischen dem haitianischen Voodoo und dem afrikanischen Voodoo existiert, was aber vollkommen normal ist, da Religion etwas Individuelles ist, und man hier eben auch seine spezifischen Bezeichnungen wählt.

Ob nun wirklich Tempel oder Loge, Loge oder Orden, Orden oder Zirkel, Zirkel oder Coven, bzw. Tempel oder Covensted – es sind nur Vokabeln, Vokabeln von Menschen!

Nun, Unterschiede wird es immer geben, und die Thematiken des „Voodootempels“, die Fachvokabeln „Hounfour“, „Houmfort“, „Hounfor“, „Oufo“ oder „Oum'phor“ habe ich schon kurz angerissen, sodass ich im Kapitel „Möglichkeiten, Wirkweisen und magische Wege des Voodoo“, dieser Buchreihe, einen entsprechenden Einstieg kreiert habe, um erst einmal zu reflektieren und zu verstehen, dass es beim Voodootempel einfach um einen magischen Wirkraum geht, in dem man sich treffen, indem man ritualisieren, indem man sich aber auch zurückziehen kann, um eigene, geistige Arbeiten zu vollziehen. Auch der zentrale Punkt, die tragende Säule, das „Peristil“ / „Peristyl“ / „Péristyle“ / „Peristyles, was im wortwörtlichen Sinne als „Säulenhalle“ zu deuten ist, also ein rechteckiger Hof ist, der von Säulen gesäumt wird, wurde kurz umrissen und beschrieben, da man es sich, in Bezug auf Voodoo, so vorstellen kann, dass hier einfach eine Überdachung erschaffen wurde, die auf entsprechenden Säulen, oder auch Stämmen / Pfosten ruht, wodurch der eigentliche Hounfour eine Art Vordach besitzt. Wobei man dieses Vordach auch mit der Bezeichnung Peristil / Peristyl / Péristyle / Peristyles versehen kann, um hier einen Ort zu erschaffen, der von uneingeweihten Menschen verwendet wird, um die Rituale zu beobachten. Doch wie gesagt, es gibt hier im haitianischen Voodoo von Gemeinschaft zu Gemeinschaft klare Unterschiede, denn selbstverständlich variiert die Größe und die Form der jeweiligen magischen Wirkräume, der magischen Büros, der Hounfour/ Houmfort / Hounfor / Oufo / Oum'phor, da es hier um eine individuelle Entfaltung geht. Die Einrichtungen werden nach den Vorstellungen der jeweiligen Mitglieder kreiert, bzw. der jeweiligen Leitung der Gemeinschaft, sodass hier entweder die Mambo Hand anlegt, oder der Houngan/Oungan, aber auch natürlich der Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, bzw. die Caplata, um eine individuelle Kreation zu erschaffen. Dass hier der Mittelpunkt besonders ist, ist klar, dass der Mittelpunkt auch durch eine Säule symbolisiert wird, wurde auch bereits beschrieben, da hier auf der einen Seite natürlich das Dach wirklich gehalten werden muss, auf der anderen Seite der Mittelpunkt des Kreises immer auch ein energetischer Brennpunkt ist. Dieser zentrale Pfosten, der eben auch die Bezeichnungen „Poto Mitan“ oder auch „Poteau Mitan“ trägt, muss wirklich als materieller und auch als energetischer Dreh- und Angelpunkt verstanden werden, ein Dreh- und Angelpunkt, wenn es um die rituellen Tänze geht, wenn es um die Voodoorituale geht, wenn es um die Invokation angeht, um den Kontakt zu den anderen Ebenen, zu den Geistern, zu den Vodun / Loas / Iwas, denn der Mittelpunkt, der zentrale Pfosten, der Poto Mitan / Poteau Mitan, kann auch als „Durchgang/Pforte/Öffnung der Geister“ gedeutet bzw. gesehen werden.

So ist es eben nicht verwunderlich, dass vom Mittelpunkt aus auch die verschiedenen Opferungen drapiert werden, zusammen mit den jeweiligen Veves/Vévés, da auch diese eben als zentraler Kontaktpunkt gedeutet werden. Da hier der Boden meistens natürlich gehalten ist, wie gesagt, man findet in den Voodoohütten doch verdammt wenig Laminat, Parkett, Fliesen oder Steinboden verlegt, werden auch hier die flüssigen Opferungen, die Trankopfer direkt auf den Poto Mitan / Poteau Mitan gerichtet, sodass diese Trankopfer auch einfach versickern, also der Erde direkt übergeben werden. Dies ist natürlich von Vorteil, dass man nicht erst noch nach draußen muss. Dies gilt auch für das Blut, denn wenn hier rituelle Schlachtungen ausgeführt werden, versickert das Blut im natürlichen Erdreich, sodass auch hier noch einmal versinnbildlicht wird, dass das Blut direkt der Erde übergeben wird. Doch natürlich dienen auch andere Räumlichkeiten den Voodoozeremonien, sodass man auch hier klassische „Voodookeller“ findet, die aus verschiedenen Gründen existieren. Einmal ist es ein sehr praktischer Grund, denn meistens sind Kellerräume deutlich kühler, als die oberen Räume, die von der Mittagssonne aufgeheizt werden. Der andere Punkt ist jedoch auch, dass Kellerräume meistens nicht einsehbar sind, und dass man hier ungestört arbeiten kann, gerade wenn man reflektiert, dass in Haiti die christlichen Gemeinden es nicht gerne sehen, wenn Voodoo aktiv zelebriert wird. Da ist ein Kellerversteck manchmal ein gutes Mittel der Wahl.

Da man sagen kann, dass in Haiti die Menschen zu 90 % katholisch sind, zu 100 % aber Voodoo, ist es nicht überraschend, dass die Voodootempel auch über andere Funktionsräume verfügen, die sich dem Hauptraum, dem Hounfour anschließen. Hier sind neue Begrifflichkeiten zu nennen, neue Fachvokabeln, die wiederum auch eine besondere Aufgabenbedingung mit sich bringen. Zu nennen sind hier die Vokabeln „Caye-Mystéres“ (bzw. „Cai-Mist“), die manchmal aber auch unter den Fachbezeichnungen Sobadji bzw. Bagi / Badji fallen, und hier verschiedene Altäre darstellen, die selbst die Bezeichnung „“ tragen. Es ist eine Räumlichkeit, in der auf der einen Seite die rituellen Kleidungen gelagert werden können, die speziell mit den Vodun / Loas / Iwas assoziiert werden, wobei aber auch hier andere Materialien eine Lagerung finden, die für die verschiedenen Rituale wichtig und notwendig sind. Doch auch Möglichkeiten für rituelle Waschungen sind hier oft vorhanden, da dies vor und nach den jeweiligen Voodooritualen auf der einen Seite religiöser Brauch ist, auf der anderen Seite aber auch nötig ist, gerade dann, wenn ein Tier geopfert wurde, und das Blut auch die jeweilige Ritualleitung getroffen hat.

Da es auf Haiti nicht immer gigantisch viel Platz gibt, was natürlich auch für die Voodootempel in Afrika gilt, ich mich hier aber speziell auf Haiti fokussieren will, gibt es manchmal noch einen speziellen Schrein, einen eigenständigen Tempel, der für den Schutzpatron der jeweiligen Gemeinschaft, also für einen speziellen Loa/Iwa, eingerichtet ist. Hier können natürlich auch andere Vodun / Loas / Iwas verehrt werden, da sie auf der einen Seite eine klassische Familie sind, auf der anderen Seite sich aber auch manchmal streiten, dann aber auch wieder sehr gerne zusammenarbeiten. So ist hier im speziellen die Vodun / Loa / Iwa Erzulie / Ezili zu nennen, die eben nicht nur für Schutz, sondern auch für Liebe und Glückseligkeit steht. Wenn dann die eigene magische Arbeit, genauso wie die Arbeit für die Gemeinschaft, den gesamten Alltag einnimmt, ist es logisch, dass auch hier Wohnräume sich anschließen, wo die jeweiligen Leitungen, egal ob es jetzt eine Mambo, ein Houngan/Oungan, oder eben ein Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, bzw. eine Caplata ist, lebt und wohnt.

Wenn die Möglichkeit besteht, eine energetische und gleichzeitig materielle Abgrenzung zu erschaffen, die sich auf den magischen Raum, auf dem Voodootempel bezieht, dann wird meistens so gebaut, dass ein „heiliger Baum“, ein „Baum-Ruhealtar“ (ein Arbres-Reposoirs) existiert, der hier eben den Eingang bzw. die Grenze bzw. den Ausgang definiert. Da es manchmal aber auch wichtig ist, dass Initianten die Möglichkeit haben sich zurückzuziehen, existieren in manchen Voodootempeln hier sogenannte „Djévo“. Doch alles ist hier immer auf engsten Raum, da man eben keine opulenten Tempelanlagen erwarten darf. So sind auch die rituellen Gegenstände hier vorhanden, und diese können auch wieder sehr mannigfach sein, egal ob es sich um eine Trommel, also um eine Tamboulas, eine Rassel, also um eine Ason/Asson, oder um andere rituelle Gegenstände handelt, die zum Teil auch wieder auf die verschiedenen Vodun / Loas / Iwas gemünzt sind. So können Fruchtbarkeitssymbole, aber auch ein Gehstock / Spazierstock, für Papa Legba existieren, Schlangen, Schlangenhäute für Damballa / Damballah / Dambala / Dambalah, ein schwarzes Kreuz für Baron Samedi, aber auch eine Eisenstange, genauso wie ein Kohlebecken für Heviossô / Hebiosso / Kheviossô / Xêvioso / Xêbioso / Shango / Changó / Xangô / Sango. Da aber auch das Element Wasser eine wichtige Rolle spielt, können hier auch entsprechende Behälter existieren, die dann wieder für Agwé / Goue / Agoueh / Agive / Agbe / Agwe / Hu stehen. Eine Dekoration von verschiedenen Steinen, aber auch Tierschädeln, Schlangenhäuten, Fellen oder anderen Tierhäuten ist hier natürlich auch absolut denkbar, genauso wie Federn oder vollkommen hergerichtete, ausgestopfte Tiere, die eben als Opferung eine Verwendung fanden.

Doch der Hauptraum, der Hauptplatz, der eigentliche Hounfour, der auch ein Hinterhof, eine Einfahrt oder ein Garten sein kann, ist hier natürlich auch der Brennpunkt der Gemeinde, sodass man sich hier zu den verschiedenen Ritualen und Arbeitstreffen trifft, wobei manchmal hier auch die Bezeichnung der „Kinder des Hauses“ gewählt wird, die als Pititt-Caye bezeichnet werden, um zu zeigen, dass hier eine spezielle Verehrung der eigenen Ahnen, der eigenen verstorbenen Verwandten, der Geister vollzogen wird, wobei sich die Anhänger, die Kinder, unter der Aufsicht, unter der Obhut, aber auch unter der Autorität des Houngan/Oungan bzw. der Mambo befinden. Doch auch die Bezeichnung „Hounsi / Ounsi“ ist zu nennen, eine Bezeichnung, die auf die klassischen Mitglieder fällt, die sich verpflichtet haben, den Vodun / Loas / Iwas zu dienen, also aktiv in der Voodoogemeinschaft zu sein. Da Voodoo auf Haiti anders gesehen wird, als manche magische Gemeinschaften in Deutschland, wo man für ein paar Monate Mitglied ist, da es cool und toll ist, dann auf einmal erkennt, dass man hier wirklich Arbeit investieren muss, und zwar Arbeit in Bezug auf Selbstevolution, Selbsterkenntnis und Selbstanalyse, dann auch sofort die Flucht nach vorne antritt, und die Gemeinschaft wieder verlässt, kann man hier sagen, dass die Hounsi / Ounsi wirklich eine lebenslange Mitgliedschaft besitzen und diese auch definitiv anstreben und verfolgen. Es sind eben die rituellen Helfer der Mambo bzw. des Houngan/Oungan. Dass in den jeweiligen Ritualen und Zeremonien viel geleistet werden muss, sollte klar sein, genauso, dass viel vorbereitet werden muss, sodass die Hounsi / Ounsi hier wirklich wichtig sind. Es geht darum, dass die Tieropfer vorbereitet werden, es geht darum, dass der Hounfour vorbereitet wird, und dass die Gemeinschaft empfangen werden kann. Doch natürlich können die Hounsi / Ounsi auch magische Arbeiten ausführen, da sie auf der einen Seite wie Gesellen zu sehen sind, während die Mambo bzw. der Houngan/Oungan als Meister deklariert ist. Doch man muss für verschiedene magische Arbeiten nicht immer einen Meister verwenden, denn manchmal sind die Gesellen genauso gut wie die Meister.

Wenn es um die verschiedenen Rhythmen geht, um die Gesänge, dann ist auch hier wieder eine spezifische Bezeichnung zu wählen, und zwar der „Hungenikon“. Dies ist letztlich auch wieder ein Hounsi / Ounsi, der aber speziell für den Gesang verantwortlich ist, und hier auch die Leitung besitzt. Da es in den Ritualen sehr stark auf Rhythmen, Schwingungen, Klänge und Gesang ankommt, ist der Hungenikon eine wichtige und zentrale Person. Wenn der Gesang nicht stimmt, wenn der Rhythmus nicht stimmt, kann das gesamte Ritual schief gehen, da eben die Gruppen Energie sich nicht aufbaut.

Man kann es sich so vorstellen, dass man ein Konzert besucht, und der Sänger einfach nicht singen kann, dass Orchester einfach nicht spielen kann, man sich dann aber unbedingt einen schönen Abend machen will, was dann nicht funktionieren wird. Eine weitere Unterstützung finden die Hounsi / Ounsi beim „Quartiermeister“ des Tempels, dem „Hungenikon-la-Place“, den man auch als „Generalkommandant des Ortes/Platzes“ betiteln kann, und der eben für die Versorgung verantwortlich ist, sodass die Teilnehmer der Veranstaltung auch entsprechend bewirtet werden, gegebenenfalls Unterkünfte besitzen, sodass das gesamte Drumherum des Rituals glatt läuft. Auch dies ist absolut essenziell, obwohl man hier den Titel „Hausmeister“ auch verwenden kann, der dann aber in Deutschland wieder viele Assoziationen mit sich bringt, sodass der Begriff Quartiermeister doch etwas besser ist. Der Quartiermeister ist für die Überwachung der Opferung zuständig, da diese letztlich auch vorbereitet und organisiert werden müssen, was wiederum bedeutet, dass der Quartiermeister eben auch zu den Hounsi / Ounsi zählt. Da magische Gemeinschaften manchmal sehr komplex sind, und hier auch Aufgaben eines Sekretärs zuweilen vonnöten sind, sodass auch hier eben Organisationen betrieben werden, wann was vollzogen wird, wer wann welche Initiationen erhält, ist hier auch „der Vertraute“, der „Le Confiance“, der natürlich auch wieder ein Hounsi / Ounsi ist, separat zu nennen. Es geht hier wirklich um Verwaltungsfunktionen, die man eben in einem klassischen Sekretariat umsetzen kann. Natürlich darf man sich ein Voodoosekretariat nicht so vorstellen, wie zum Beispiel bei den Freimaurern. Es ist doch etwas anders. Anders sind auch wieder weitere Bezeichnung, Bezeichnungen, die sich eben auf das afrikanische Voodoo beziehen, denn die bis jetzt aufgeführten Begriffe wie Pititt-Caye, Hounsi / Ounsi, Hungenikon, Hungenikon-la-Place und Le Confiance beziehen sich primär auf das haitianische Voodoo. Gut, der Begriff Hounsi / Ounsi ist in beiden Voodookreisen vorhanden und auch identisch, wobei im afrikanischen Voodoo manchmal auch mit dem Begriff Hounsi / Ounsi primär die Tänzer benannt sind, die in diesem Fall auch weiße Kleidung tragen. Ja, einverstanden, Unterschiede wird es immer geben, Unterschiede in den Arbeiten, die in den Voodootempel ausgeführt und organisiert werden, und Unterschiede in den besonderen Stellungen und Titeln / Bezeichnungen der Tänzer und Sänger. Doch auch die Leitung der Dramaturgie, der Musikstücke, des ganzen dramaturgischen Schauspiels, obliegt einem besonderen Amt inne. Man kann sagen, dass hier eine Dirigentenfunktion ausgeführt wird, wodurch dann natürlich auch der Ablauf entsprechend organisiert wird. Dies ist sinnig, dies ist passend, dies ist typisch für ein rituelles Arbeiten.

So ist dieser Dirigent, dieser Organisator mit der Bezeichnung „Ongenikón“ versehen, sodass man hier einen afrikanischen Voodootitel findet. Doch auch die primäre energetische, rituelle und magische bzw. religiöse Leitung des Rituals wird durch ein besonderes Amt gekennzeichnet. So ist die Ritualleitung, die Ritualführung, der eigentliche Zeremonienmeister, mit dem Titel „Laplas“ versehen, was dann auch wieder zeigt, dass dieses Amt mit einem wichtigen und zentralen Mitglied der Voodoo-Familien verknüpft ist. Der Laplas hat eine sehr wichtige Aufgabe inne, eine Aufgabe, die viele Verpflichtungen und Aufgaben beinhaltet, da der Laplas im Endeffekt für den rituellen Ablauf verantwortlich ist. Doch auch im afrikanischen Voodoo ist ein Quartiermeister wichtig, ein magischer Hausmeister, da der Voodootempel letztlich auch gepflegt und verwaltet werden muss. Gut, statt „Hausmeister“ kann man eben auch Quartiermeister oder eben auch „Tempelverwalter“ sagen, der dann den Titel „Bête-Charge“ besitzt. Doch wie auch im haitianischen Voodoo, ist es auch im afrikanischen Voodoo wichtig, dass die Rituale entsprechend vorbereitet sind, So gibt es hier eben sehr viele Hilfskräfte, die den Tempel reinigen, schmücken, alles Denkbare vorbereiten und drapieren, sodass das Ritual ungestört beginnen und ablaufen kann. Diese Tempeldiener, die man als „Piti-fey“ bezeichnet, obliegt eine solche Arbeit. Doch auch das Nachbereiten und das erneute Säubern des Tempels wird von den treuen Piti-fey übernommen, denn wichtig ist in allen Ritualen, dass diese auch eben glattgehen, geordnet sind und rituelle Abläufe und Strukturen besitzen. So sieht man hieran, dass es immens wichtig ist, dass verstanden wird, dass die Voodoogemeinschaften definitiv nicht chaotisch sind, sondern auch klassische Aufgaben besitzen, sodass die verschiedenen Rituale, Zeremonien, Initiationen glatt laufen.

Apropos glatt laufen! Manche Gemeinschaften schließen sich zusammen, dass man hier schon fast von Kongregationen sprechen kann, sodass es manchmal auch hier einen übergeordneten Posten gibt, entweder einen Patriarchen oder eine Matriarchin, die dann eben auch den Titel „Papa“ bzw. „Maman“ führen, was eben der klassische „Vater“ oder die klassische „Mutter“ der Voodoo Familie ist. Man sieht hierin sehr gut, gerade durch die patriarchalischen bzw. materialistischen Titel, dass es in einigen Voodoogemeinschaften klassische Hierarchien gibt. Die Betonung liegt hier jedoch auf „einigen Voodoogemeinschaften“, denn da die Voodoo-Religion absolut individuell ist, absolut flexibel ist und hier eben keine klassischen Strukturen einer monotheistischen Religion aufweist, besitzen nicht alle Voodoogemeinschaften eine echte Hierarchie. Dass es natürlich in den jeweiligen Voodoogemeinschaften immer aktive Menschen gibt, die einen anderen Kenntnis- und Wissensstand haben, sollte klar sein.

Dies gilt auch für rituelle Praktiken, für energetische Arbeiten und für den Kontakt mit den Vodun / Loas / Iwas. Doch man muss ja nicht unbedingt eine Hierarchie vermuten. Es geht ganz einfach um die Fähigkeiten, sodass jeder seine Spezialisierung hat, und für die Gemeinschaft arbeitet und agiert. Auf der anderen Seite gibt es selbstverständlich Gemeinschaften, die eben eine strenge Hierarchie haben, was man auch in den Ritualen sieht, sodass die jeweiligen Titel, also Mambo bzw. Houngan/Oungan, gerade in Bezug auf die Hounsi / Ounsi eine klassische Hierarchie besitzen. Diese Hierarchie bezieht sich aber auch auf Initiationen, und genau ab jetzt wird es ein wenig schwammig und kompliziert. In magischen Gemeinschaften, in religiösen Gemeinschaften kann es Initiationen geben. Diese sind aber nicht unbedingt immer aus einem hierarchischen Blickwinkel zu sehen, sondern aus dem Blickwinkel des Wissens und der Weisheit. Erst wenn man einen gewissen Grad des Wissens und der Weisheit besitzt, sodass man bewusst in eine Transformation schreiten kann, die dann auch irgendwann zu einer Transzendenz werden kann, wird man sich den verschiedenen Initiationen ohne weiteres stellen können. Dies kann man nicht ohne weiteres als eine Art der Hierarchie sehen. Eine Hierarchie würde hier primär bedeuten, dass es Ränge und Titel gibt, die in einem militärischen Kontext anderen Menschen vorgesetzt sind, und hier Befehlsgewalten haben. Voodoo und die Vokabel „Befehlsgewalt“ passt nicht ganz zusammen. Wenn es um die christliche Kirche gehen würde, dann würde es schon wieder anders aussehen, doch zum Glück ist der Synkretismus im Voodoo nicht so weit fortgeschritten, dass es auch hier strikte und exakte Hierarchien gibt. Nein, wenn man will, kann man hier verschiedene Wirkklassen, Erkenntnisgrade oder auch Initiationsstände deklarieren. Dass diese Initiationsstände mit unterschiedlichem Betitelungen, aber auch mit unterschiedlichen Aufgaben versehen sind, dürfte nicht wirklich überraschen. Diese verschiedenen Aufgaben kann man auch wieder auf Erkenntnisebenen, Wirkungsebenen und Energieebenen münzen, sodass man hier also auch wieder ein Gradsystem erkennen kann, wenn man dies denn will. Viele der Gemeinschaften haben eine Vierereinteilung, wobei es auch Gemeinschaften gibt, die eine Dreiereinteilung besitzen oder auch eine Sechsereinteilung. Andere Gemeinschaften besitzen überhaupt nicht eine solche Strukturierung, sodass man hier eben nicht pauschalisieren darf. Manchmal wird eine entsprechende Gradstrukturierung durch Ziffern oder Zahlen ausgedrückt, sodass es eben in den europäischen Gemeinschaften entsprechende Grade gibt, die sich auf die jeweiligen Strukturen beziehen.

Doch es geht hierbei meistens nicht um eine Befehlsgewalt, zumindest dann nicht, wenn Wissen und Weisheit, genauso wie Evolution und Transformation essenziell sind und gelebt werden sollen. Die Grade bauen aufeinander auf, sodass man eben auch hiervon Leveln, Etagen oder Ebenen sprechen kann. Und dies gilt dann auch wieder für Voodoo. Während die Mambo, bzw. der Houngan/Oungan, aber auch der Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, die Caplata, zum Teil aber auch der Bokonon hier den höchsten Grad innehaben, hätte die Person, die man mit der Bezeichnung Kanzo/Canzo, der Anfänger, die Person, die initiiert werden soll, die eingeweiht werden soll, um eben die ersten aktiven Schritte in der Gemeinschaft zu vollziehen, den niedrigsten Grad. Gleichzeitig beschreibt die Vokabel „Kanzo/Canzo“ aber auch die Initiation, wobei diese Initiationen sehr individuell sind. Universell kann man sagen, dass hier die rituellen Kopfwaschungen wichtig sind, um einmal das Kronenchakra zu öffnen, gleichzeitig aber auch das Energiesystem des Menschen zu reinigen. Ferner wird hier oft mit Blut gearbeitet, um den Aspiranten für die Vodun / Loas / Iwas zu kennzeichnen. Da jedoch in den letzten Jahren die Aspiranten immer weniger wurden, wurden letztlich auch die Ansprüche heruntergeschraubt. Dies ist definitiv auch in der westlichen Magie klar und deutlich zu finden und zu erkennen. Während in den klassischen Initiationen der Aspirant im Voodoo schon einige rituelle Erfahrung aufweisen musste, verschiedene Rhythmen und Lieder beherrschen musste, wird heutzutage oft davon schon abgesehen. Auch das Grundwissen über die Vodun / Loas / Iwas wird manchmal sehr weit gefächert akzeptiert, sodass man manchmal das Gefühl hat, dass es ausreichend ist, die Namen der verschiedenen Vodun / Loas / Iwas aufzuzählen, ohne die Kenntnis zu besitzen, was die Energien sind, wofür diese Energien stehen, wie man mit diesen Energien am besten arbeiten kann und worauf man achten muss. Aber wie gesagt, in der westlichen Magie ist es auch so, sodass man manchmal schon froh sein kann, dass Fachbegriffe wie „Etz Chajim“, „Sephiroth“ oder auch „Qlippoth“ gewusst werden, und nicht einfach „Kabbalah-Baum“ gesagt wird.

Bei den ganzen Initiationen muss man auch wieder schauen, dass die haitianischen Riten anders sind als die afrikanischen. Bei den haitianischen Riten erkennt man sehr starke Parallelen zu Santería. Denn auch hier gibt es in den verschiedenen Initiationen Abschnitte, die sich darauf beziehen, dass der Aspirant sich vorbereiten muss, damit der Vodun / Loa / Iwa durch den Kopf, durch das Kronenchakra einfahren kann, sodass auch hier manchmal von einer Krönung gesprochen wird. Nun, dies ist die exakte Wortwahl, die auch in Santería verwendet wird.

Im haitianischen Voodoo gibt es hier die verschiedenen Begrifflichkeiten des Initiationsritus, die als “Kouche / Coucher“ oder auch als Huño bzw. als Chiré Aizan bekannt sind. Es geht hierbei um rituelle Akte, sodass hier zum Beispiel Palmblätter verwendet werden, um eine Verdeckung/Bedeckung anzudeuten, die auf der einen Seite zeigen, dass der Aspirant immer noch im Profanen verwurzelt ist, er kann sich nicht frei bewegen, er kann nicht sehen, auf der anderen Seite aber auch die Dramaturgie besitzen, dass der Aspirant sich befreien muss. So werden zum Beispiel die großen Palmenblätter ausgefranst, sodass diese im Anschluss von dem Aspiranten vor dem Gesicht oder über der Schulter getragen werden können. In diesem rituellen Fragment wird aber auch die Kopfwäsche, das Öffnen des Kronenchakras (was mit der Bezeichnung Lav Tét angedeutet wird) ausgeführt, da der persönliche Vodun / Loa / Iwa sich mit dem Aspiranten verbinden soll. Auch dies ist in Santería zu beobachten. Der persönliche Vodun / Loa / Iwa wird in diesem Kontext auch als „Meister des Kopfes“, als „Krone“, gesehen, als „Mét tét“, sodass sich hier einfach eine energetische Verbindung zeigen soll. Da jedoch auch zu diesem Zeitpunkt eine Abgeschiedenheit bewusst forciert wird, eine Art zwanghafte Rückbesinnung, wird der Aspirant auch manchmal ganz bewusst in einem separaten Raum eingeschlossen, bzw. wird allein in der Natur zurückgelassen, was dann als „Djèvo“ bezeichnet wird, wobei auch dies die exakte Bezeichnung des jeweiligen Raumes ist. In dieser Abgeschiedenheit geht es darum, dass der Aspirant noch einmal reflektiert, dass er sein altes Leben hinter sich lässt, und ein neues beginnt. Daher ist dieser Abgeschiedenheit absolut essenziell.

Da in den Initiationen natürlich auch wieder mit Mumialmagie und mit sympathiemagischen Elementen gearbeitet wird, ist es klar, dass es auch hier eine entsprechende Drapierung, eine entsprechende Zubereitung gibt, die als „Pot Tèts“ tituliert ist, und in der eine Reihe von Gegenständen existiert, Gegenstände, die eine persönliche und energetische Verknüpfung zum Aspiranten haben. So werden hier meistens Haare des Aspiranten gefunden, aber auch Lebensmittel, Kräuter, Öle, Tabak und Alkohol. Wie die einzelnen Initiationsschritte jedoch aussehen, wird stets geheim gehalten, denn selbstverständlich wird auch die Kopfwaschung, genauso wie in Santería, im Voodoo mit einem Kräuteraufguss gemacht, um den Aspiranten vorzubereiten. Dass hier auch Öle verwendet werden, genauso wie Alkohol, ist nicht wirklich überraschend. Doch es wird auch immer persönliche Eide, es wird auch immer Opferungen geben, auf die aber nicht näher eingegangen wird.

Nach der Initiation, und hier gibt es keine festen Zeitvorgaben, es können Stunden, aber auch Tage sein, wird der Aspirant der Gemeinschaft irgendwann vorgestellt, und zwar als „Hounsi / Ounsi lave tèt“, was zum Ausdruck bringen soll, dass hier eben ein neues Mitglied erscheint, gleichzeitig aber auch ein Eingeweihter, der von einem Vodun / Loa / Iwa berührt wurde. Wenn man dann kurz zurück zu der Thematik der Vierereinteilung in den jeweiligen Voodoogemeinschaften kommen will, dann gibt es eben hier den Kanzo/Canzo, den Hounsi / Ounsi lave tèt, den Hounsi / Ounsi und letztlich den Houngan/Oungan, die Mambo, oder den Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, bzw. die Caplata, wobei man auch hier wieder den Bokonon nicht vergessen darf. Doch wie gesagt, die Gemeinschaften sind hier sehr individuell, sodass man eben auch hier andere Grade, andere Bezeichnungen, andere Aufgaben deuten kann, da es eben auch die besonderen Titel Hungenikon, Hungenikon-la-Place und Le Confiance gibt, die berücksichtigt werden müssen. Jede Gemeinschaft ist individuell, jede Gemeinschaft hat ihre eigenen Hierarchien, Systeme, Kasten und Ebenen. Daher ist es in diesem Kontext nur wichtig zu verstehen, dass die Individualität in den Gemeinschaften absolut essenziell ist.

Dadurch, dass die Individualität absolut essenziell ist, sieht natürlich auch das Innenleben der Voodootempel entsprechend aus. Es gibt hier keine Norm, es gibt hier keine klassischen Vorschriften, sodass die Schreine, die Altäre, die Fetische und die magischen Brennpunkte immer individuell sein werden. Wenn es wirklich um einen klassischen Altar geht, dann kann man sich hier einen einfachen Tisch vorstellen, der entsprechend vollsteht. Selbstverständlich ist hier wieder ein klassischer Unterschied zwischen Afrika und Haiti zu sehen, denn auch wenn die Lebensverhältnisse in Haiti nicht so luxuriös sind, wie in Amerika oder in Deutschland, ist der Jahresverdienst in Haiti mit ca. 700 $ doch höher als der in Benin, wo er gerade einmal im Durchschnitt 530 $ beträgt. Daher wird man auf Haiti andere Altäre, Schreine, Tempel und Voodoogemeinschaften finden, als in Benin. Gerade der amerikanische Tourismus, der sich auch auf die Voodoogemeinschaften bezieht, ist hier überlebenswichtig, sodass in diesem Kontext auch die magischen Gemeinschaften „aufrüsten“ und eben entsprechende Tempel anlegen, genauso wie entsprechende Schreine, Altäre und Fetische. In Benin ist es definitiv einfacher gehalten. Doch auch wenn die Lebensumstände wirklich sehr einfach sind, die Menschen wirklich arm sind, ist die Lebensfreude sehr deutlich vorhanden. Die Vodun / Loas / Iwas Leben mit den Menschen zusammen, sodass die Schreine, die Altäre, die Tempel und die Fetische entsprechend drapiert sind, eine absolute und universelle Wichtigkeit besitzen, und man den Vodun / Loas / Iwas einen Großteil seines Verdienstes freiwillig und voller Freude in Form von Opferungen übergibt, um eben seine Wünsche erfüllt zu bekommen.

Daher muss man sich die Altäre und die Schreine so vorstellen, dass sie über und über vollgestellt sind, mit Steinen, mit Flaschen, mit Kräutern, mit Knochen und Schädeln, mit Kerzen bzw. mit Wachs und natürlich mit Opfergaben, wobei diese Opfergaben sehr oft alkoholische Getränke sind, egal ob es jetzt Rum, Scotch, Gin, Aguardiente, ein besonderer Zuckerrohrschnaps, oder sonst irgendein Schnaps ist, genauso wie Tabak, wobei hier in Haiti auch sehr oft Zigarren verwendet werden, während in Benin eher Zigaretten geopfert werden. Doch auch Parfüm, Limonade, und natürlich Speisen aller Art, die sich dann aber auch wieder auf die Traditionen des einzelnen Landes beziehen, was wiederum bedeutet, dass die Speisen in Haiti an das sind, als in Togo, Ghana, Benin oder Nigeria. Hinzu kommt in Haiti der deutlich stärkere Synkretismus mit dem Katholizismus, sodass hier auch Kreuze und Ikonen stehen, genauso wie Bilder von Heiligen. In Afrika hingegen sind Holzfiguren, Fetische, sehr viel stärker vorhanden, als in Haiti. Auf beiden Altären wird man aber auch immer Fruchtbarkeitssymbole finden, sodass hier meistens große Darstellungen von einem Phallus existieren, wobei auch die Götterfiguren, die Fetische, entsprechend ausgestattet sind. Aber auch Schädel und Knochenfragmente, genauso wie Fläschchen mit undefinierbaren Pülverchen, Tinkturen oder auch Salben existieren auf den Altären. In Haiti findet man mehr Kerzen als in Benin, was aber auch an den Behausungen liegt, denn in Haiti findet man keine Strohhütten, auch wenn die Bevölkerung hier sehr arm ist. In Benin hingegen findet man sehr oft afrikanische Hütten, die deutlich brandgefährdeter sind, als die Steinhäuser auf Haiti. Das in den Tempeln natürlich auch sehr viele Kräuter allgemein zum Trocknen hängen, dürfte auch klar sein, denn letztlich werden diese ja auch im weiteren Verlauf, in Ritualen, bei Behandlungen, bei Exorzismen etc. verarbeitet. Ein weiterer Unterschied sind die Bilddarstellungen der Vodun / Loas / Iwas, denn auch hier zeigt sich, dass die Bevölkerung in Haiti mehr Möglichkeiten hat, als die Bevölkerung in Benin. So sind Voodoo Bilder, die eben auch an Ikonen oder an römisch-katholische Heiliger erinnern, sehr viel stärker (eigentlich fast ausschließlich) in Haiti vorhanden, als in Benin.

Doch da es in diesem Kapitel auch um allgemeine magische Orte geht, müssen hier natürlich auch Wegkreuzungen und Friedhöfe sehr besonders erwähnt werden. Der Herr der Wege, der Herr der Grenzen, der Herr der Kreuzungen ist Papa Legba, genauso wie der Herr der Friedhöfe, Baron Samedi, bzw. auch Maman Brigitte sind. Es sind die klassischen Zugänge zu den anderen Ebenen, zu der Welt der Geister, wobei man hier immer wieder sagen muss, dass die breite Bevölkerung kein großes Interesse hat, dass sie ihren Alltag zusammen mit den Geistern bestreiten sollen.

Den Toten gehören die Friedhöfe und die anderen Ebenen, den Lebenden gehören die Heime, die Marktplätze und die Orte, wo sich der Alltag abspielt. Doch auch die Bäume, die in den verschiedenen Habitaten wachsen, werden zum Teil als heilig angesehen. Auf Haiti werden hier zum Beispiel Mangobäume oder auch Drillingsblumen als heilige Pflanzen gesehen, während in Afrika der Affenbrotbaum (Baobab) und der Iroko (Milicia) als heilig angesehen werden. Heilige, bzw. magische Orte sind aber auch die Vévés/Veves, die energetischen Symbole, die energetischen Kurzwahltasten, die energetischen Verbindungsportale zu den jeweiligen Vodun / Loas / Iwas. Wie schon beschrieben, bezieht sich die klassische Funktionsweise eines Vévés/Veves darauf, dass man hierdurch einen schnellen, fokussierten, gezielten energetischen Ruf aussendet, der den gewünschten Loa/Iwa ohne Zeitverlust erreicht. Wenn man dies auf die westliche Magie münzen will, dann hat man hier natürlich ein klassisches Siegel, bzw. ein Sigill, wobei die Vévés/Veves hier eher an Siegel erinnern, da sie aus sehr vielen verschiedenen Linienführungen bestehen. Der Vergleich mit einer klassischen Kurzwahltaste, ist hier natürlich sehr passend, da ein Vévés/Veves dafür verwendet wird, um die jeweilige Energie, die jeweilige Dynamik, die jeweilige Entität, den jeweiligen Vodun / Loa / Iwa direkt zu kontaktieren, ihn anzurufen, ihn zu bitten, sodass hier ein Portal, eine Brücke, ein Übergang erschaffen wird, wodurch eine Verbindung überhaupt erst möglich wird. Doch ein solches Portal, eine solche Brücke, ein solcher Übergang ist gleichzeitig ein Anker, ein Einfallstor in die reale Welt, sodass der Vodun / Loa / Iwa sich auch hier energetisch halten kann. Man muss hierbei jedoch immer reflektieren, dass jeder Vodun / Loa / Iwa immer sein eigenes und persönliches Vévé/Veve besitzt, wobei es hier kleinere universelle Zeichen gibt, die sich aber dann auch auf die Qualitäten des jeweiligen Vodun / Loas / Iwas beziehen. Da ich schon des Öfteren erwähnt habe, dass die Individualität im Voodoo absolut essenziell ist, sollte es selbsterklärend sein, dass auch die Vévés/Veves stets eine gewisse Individualität besitzen, was bedeutet, dass sie nicht identisch, exakt gleich sind, da man, wenn man es so will, jedes Mal aufs Neue ein Vévés/Veves erschaffen soll, erschaffen muss, um die perfekte energetische Verbindung zu dem gewünschten Vodun / Loa / Iwa zu generieren. Mit der Zeit, wenn man eine feste Arbeitsbeziehung mit dieser energetischen Dynamik geknüpft hat, benötigt man kein Vévés/Veves, kann es aber immer noch verwenden, um hier eine Signalwirkung und auch eine gewisse Dramaturgie zu verwenden.

Irgendwann kann man das Vévés/Veves aber unverändert lassen, da es sich so weit gefestigt bzw. individuell manifestiert hat, individuell auf das eigene Energiesystem zugeschnitten ist, dass man hier keine weiteren Veränderungen mehr ausführen soll, ausführen will, ausführen kann. Wenn ein Vévés/Veves erschaffen wird, dann muss man dieses Vévés/Veves immer als eine lebendige, energetische, dynamische und tatkräftige Darstellung verstehen, die dadurch entsteht, dass der Voodoopriester, bzw. die rituelle Leitung, der magische Protagonist, sich energetisch öffnet, eine Verbindung zu dem jeweiligen energetischen Prinzip, zu dem Vodun / Loa / Iwa erschafft, um dann hier individuelle Anordnungen, entweder ein Wort oder ein Bild, zu erhalten, um das Vévés/Veves zu kreieren. Daher ist es wichtig, dass man versteht, dass ein Vévés/Veves dadurch entsteht, dass man sich von der Energie des Vodun / Loas / Iwas leiten und führen lässt, sodass man in diesem Kontext im Vorfeld eigentlich nie wirklich wissen wird, wie das aktuelle Vévés/Veves gestaltet sein muss. Wie gesagt erst mit der Zeit, erst mit wachsenden energetischen Fähigkeiten, wird das Vévés/Veves sich soweit eingefahren, manifestiert haben, dass man es für sich unverändert verwenden kann. Und da die Vévés/Veves nun einmal sehr eng mit den Vodun / Loas / Iwas in Zusammenhang stehen, wird es Zeit diese Vodun / Loas / Iwas einmal näher zu betrachten!

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Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 3 Hoodoo Theorie und Voodoo-Praxis – Arbeiten mit den Vodun und den Loas

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