Читать книгу Voodoo, Hoodoo & Santería – Band 3 Hoodoo Theorie und Voodoo-Praxis – Arbeiten mit den Vodun und den Loas - Frater LYSIR - Страница 6
Vodun / Loas / Iwas – die energetischen Dynamiken im Voodoo
ОглавлениеIn Zusammenhang mit Voodoo und auch Hoodoo hat man schon gigantisch viel über die Vodun / Loas / Iwas gehört. Doch was sind dies nun für Energien? Grundsätzlich muss man hier eine Trennung zwischen den afrikanischen Vorstellungen und den haitianischen Vorstellungen wählen, da in Bezug auf die haitianischen Vorstellungen es verschiedene Gruppen von Loas/Iwas gibt, während die afrikanischen Vorstellungen sich einfach nur auf DIE Vodun beziehen, ohne hier eine Kategorisierung zu wählen.
Und dies ist gigantisch wichtig, dass hier noch einmal erkannt, begriffen und verstanden wird, dass das haitianische Voodoo im Grunde NUR die LOAS/IWAS kennt bzw. besitzt, während das afrikanische Voodoo NUR die VODUN kennt bzw. besitzt. Ja, es sind im Grunde die GLEICHEN Energien / Entitäten! Ja, es sind nur Unterschiede in den Vokabeln vorhanden! Ja, man kann diese auch im normalen Sprachgebrauch wechseln, solange man sich eben auf die ENERGIEN und nicht auf die kulturellen Aspekte bezieht. Genau deswegen existiert hier im Text IMMER die „Dreierbenennung“ der VODUN / LOAS / IWAS! Die Vokabel „Vodun“ kommt aus der Sprache der Fon und bedeutet „Geist/Gott“ aber auch „Geister/Götter“, da dieses Wort keine Pluralform besitzt bzw. „unzählig“ ist. Das Wort Loa/Iwa hingegen kommt aus dem Französischen, wo es sich von dem Begriff „le lois“ ableitet, was man mit „die Gesetze“ übersetzen kann. Im Allgemeinen kann man erst einmal sagen, dass ein Vodun / Loa / Iwa eine Naturenergie ist, die in der Religion Voodoo verehrt wird. Hierbei sind es keine göttlichen Energien, da sie von einem Schöpfungsprinzip, von einem göttlichen Souverän, kreiert, erschaffen und geformt wurden, um die Schöpfung selbst zu unterstützen, zu verwalten, zu transformieren und auch zu bewachen. In diesem Kontext findet man einen direkten Vergleich und Zusammenhang zu den Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas in der Santería-Religion. Auch hier sind es Energien, die von einem Schöpfungsprinzip erschaffen wurden, sodass hier Dynamiken der Natur, die Kräfte des Himmels, die lebensspendenden Energien der Erde, die Herrschaften der Elemente zu erkennen und zu finden sind. In der Literatur wird jedoch sehr oft erwähnt, dass die Vodun / Loas / Iwas Götter sind, wobei dies, wenn man es mit einem anderen Pantheon vergleichen will, nicht ganz greift und passt. Die Vodun / Loas / Iwas sind deutlich näher an den Wirkebenen der Menschen, sodass diese viel einfacher eine Invokation, eine Symbiose, eine Besessenheit erzeugen können, als die anderen göttlichen Energien, die in anderen Kulturen, in anderen Panthea betitelt sind. Doch letztlich sind es alles nur Vokabeln, sodass man, wenn man unbedingt will, auf der einen Seite die Vodun / Loas / Iwas als Naturgeister sehen kann, als Dynamiken, die zu der Energieklasse der Katagoiden zählen, auf der anderen Seite aber auch als lokale Gottheiten, als die Geister der Götter, als die Götter der Geister. Es sind Kräfte und Dynamiken, die das Leben der Menschen begünstigen, beeinflussen, erleichtern, bereichern, aber auch kreuzen, manipulieren, beeinflussen, verändern, sodass hier auch Barrieren, Hindernisse und Herausforderungen erschaffen werden, die letztlich aber der Selbstevolution dienen, dem über sich hinauswachsen.
Wenn man sich auf die Wortherkunft, auf die Etymologie bezieht, dann findet man hier natürlich wieder eine Vokabel aus dem Sprachschatz der Yoruba, wo es das Wort „Olúwa“ gibt, welches man einfach mit „Herr“ grob übersetzen kann. Natürlich wird, in Bezug auf diese Übersetzung, auch sehr gerne die Vokabel „Gott“, „Allvater“ oder eben auch „Schöpfer“ verwendet, wobei man hier sehr klar sehen kann, dass christliche Grundgedanken, christliche Wortschöpfungen existieren, die letztlich nichts mit dem eigentlichen Yoruba Wort zu tun haben. Denn statt Begriffen wie „Gott“, „Allvater“ oder „Schöpfer“ könnte man auch ohne weiteres „Patriarch“, „Familienoberhaupt“, „Beschützer“, „Eigner“, „Herrscher“, „Lehnsherr“, „Führer“, „Verantwortlicher“, „Leiter“, „Statthalter“, „Gouverneur“, „Regent“ oder einfach „Hausherr“ nehmen, was dann deutlich zeigt, dass es hier um lokale Energien geht, die sich eben als Regenten von Ortschaften oder von Plätzen in der Natur behaupten können, genauso wie sie Beschützer oder Oberhäupter sein können, um den Stamm, den Clan, die Sippe, die Familie, die Gemeinschaft zu führen und zu hüten. Durch den Synkretismus, durch die Sichtweise der Christen, wird nun aber sehr klar und deutlich, warum in sehr vielen literarischen Quellen die Vodun / Loas / Iwas eben mit Göttern gleichgesetzt werden. Man könnte es hier als Übersetzungsfehler deklarieren, bzw., wenn man es streng nimmt, als Denkfehler, da man von der Vokabel „Herr“ sofort auf den (bzw. einen) monotheistische Gott schließt. Daher ist es nicht überraschend, dass das haitianischen Voodoo, im Gegensatz zum afrikanischen Voodoo, viel stärker einen Synkretismus mit dem Christentum eingegangen ist, sodass hier auch die Vodun / Loas / Iwas mit den christlichen Heiligen und zum Teil auch mit den Erzengeln verglichen werden. Nun, vergleichen kann man alles, doch wenn es um die magische Komponente geht, dann muss man hier auch sehr klar eine energetische Verifizierung ausführen. Und hierbei kann man mehr als nur deutlich erkennen, dass die Loas und die Erzengel vollkommen verschiedene Energieklassen sind. Das hierbei die Heiligen im Grunde überhaupt keine Energieklassen sind, sondern maximal christliche Egregoren, sollte klar sein, da hier Gruppenenergetiken eine Verwendung fanden, wodurch die christlichen Heiligen eben auch eine gewisse energetische Substanz erhielten. Doch dies haben andere Entitäten auch, die man dann aber auch im parasitären Bereich findet. Auch Erosschemen, astrale Larven, Larvae oder Lemures kann man zu diesen Energetiken ohne weiteres zählen. Wenn man also hier die verschiedenen Bibelfiguren, die Heiligen nimmt, wie jetzt zum Beispiel Judas, Johannes der Täufer, Petrus, Franz von Assisi, Cosmas und Damian etc., dann könnte man auch hier versuchen, Korrespondenzen zu den verschiedenen Vodun / Loas / Iwas zu finden.
Im haitianischen Voodoo wird dies nicht nur versucht, es wird umgesetzt. Doch im haitianischen Voodoo wird noch eine weitere Vokabel für die Vodun / Loas / Iwas verwendet, die sich auf das „Unsichtbare“, auf das „Unfassbare“, auf das Mystische bezieht. Daher werden die Vodun / Loas / Iwas auch als „Mystères“ betitelt, die vom Gott, von Bondye / Bon Dieu, entsandt wurden, erschaffen wurden, um den Menschen zu helfen. Doch auch wenn der Synkretismus in dem haitianischen Voodoo sehr stark vertreten ist, wurde es nicht geschafft, dass man die Vodun / Loas / Iwas nur bitten muss, sodass sie die Wünsche der Menschen erfüllen würden. Nein, dies funktioniert nur bei den Engeln, denn wenn es darum geht, dass die Vodun / Loas / Iwas etwas für den Menschen tun bzw. erfüllen sollen, müssen sie entlohnt, bezahlt, honoriert werden. So greift hier also das Prinzip, dass man ein Opfer bringen muss, ein Opfer, welches darauf zielt, dass die Vodun / Loas / Iwas überredet werden, die Aufträge, Wünsche und Begierden der Bittsteller, der Menschen zu erfüllen. So geht es also auch hier um ein klassisches „Quid pro quo“, um das „dies für das“, sodass hier klar und deutlich signalisiert wird, dass die Gläubigen, die Voodoosi/Voodonsi den Vodun / Loas / Iwas ein Opfer bereiten, was in diesem Kontext aber auch bedeutet, dass man hier wirklich Arbeit, Zeit, Muße und auch Kapital investiert, sodass hier eine entsprechende Energie aufgebracht und emittiert wird, wodurch erkannt wird, dass der Mensch wahrlich bereit ist etwas für die Erfüllung seiner Wünsche zu geben, zu leisten. Hierbei geht es wirklich um einen Ausgleich, sodass das Opfer maximal eine angemessene Gegenleistung bedingen soll/kann/darf. Man könnte auch hier sagen, dass das Sprichwort „Manus manum lavat“, „Eine Hand wäscht die andere“ oder auch „Do ut des“, „Ich gebe, damit Du gibst“ verwendet wird, sodass es also hier um einen energetischen Ausgleich, um einen energetischen Austausch geht.
Da es bei den Vodun / Loas / Iwas auch sehr unterschiedliche Energien gibt, wenn man will, könnte man auch hier von rudimentären Archetypen sprechen, ist es klar, dass auch hier verschiedene Spezialisierungen und Aufgabengebiete existieren, sodass hier erneut erkannt wird, dass die Vodun / Loas / Iwas sehr nah an den Belangen und an den energetischen Möglichkeiten der Menschen existieren. Es ist für die Vodun / Loas / Iwas nicht unmöglich einen Menschen ohne weiteres zu besetzen. Dies sieht bei anderen Energien ganz anders aus. Dies hat aber auch wieder etwas mit den Schwingungen der jeweiligen Dynamiken zu tun, sodass man hier noch einmal den Vergleich zwischen Vodun / Loas / Iwas und einem Erzengel heranziehen kann, was in diesem Kontext bedeutet, dass man eine Autobatterie mit der Energetik der Sonne vergleichen würde.
Bevor nun das Geschrei zu groß wird, dass ich durch diesen Vergleich die Vodun / Loas / Iwas herabsetze, herabwürdige, will ich sofort erwähnen, dass dieser Vergleich wertneutral ist. Wenn ich mit meinem Auto fahren will, benötige ich eine Autobatterie, was nützt mir die Sonne, es sei denn ich habe ein solares Gefährt. Und genau in diesem Kontext müssen auch Vodun / Loas / Iwas und Erzengel begriffen werden. Während die Vodun / Loas / Iwas terrestrische Kräfte sind, sind die Erzengel stellare, kosmische Kräfte. Während ein Erzengel im Grunde keine Vorstellung hat, was es bedeutet, eine Bezahlung zu erhalten, wissen es die Vodun / Loas / Iwas sehr wohl. Dies gilt selbstverständlich auch wieder für die Energien, die man in der Santería-Religion als Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas deklariert. Dadurch, dass die Vodun / Loas / Iwas von sehr vielen Menschen tagtäglich gerufen, gebeten, gefordert, entlohnt und bezahlt werden, besitzen die Vodun / Loas / Iwas selbstverständlich eine sehr enge Verbindung mit der menschlichen Lebensweise, mit den menschlichen Energien, mit der grobstofflichen Welt. Je öfter, je intensiver und je energetisch klarer die Vodun / Loas / Iwas angerufen, gebeten, kontaktiert und auch eingeladen werden, desto intensiver haben diese Wesen die Möglichkeit, feste energetische Übergänge/Zugänge zu den terrestrischen und auch realen Ebenen des Menschen zu erschaffen. In der alten Zeit, in anderen Kulturen, als auch die Götter regelmäßig kontaktiert, angebetet und verehrt wurden, hatten auch diese einen deutlich einfacheren Zugang zu der Ebene der Menschen. Neben den Vodun / Loas / Iwas und dem Vergleich mit den Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas, kann man hier natürlich auch noch einmal Entitäten nehmen, die unter dem Sammelbegriff, unter der Rassenbezeichnung „Dschinns“ einzuordnen sind. Hierbei muss man sofort reflektieren, dass die Bezeichnung „Dschinn“ sich nicht auf ein einzelnes Wesen, nicht auf eine einzelne energetische Klasse bezieht, sondern auf ein energetisches Kollektiv, auf ein energetisches Volk, welches hier eben gigantische Unterschiede besitzt. Dies gilt auch wieder für die Vodun / Loas / Iwas, denn so wie die Dschinns ihre Spezialisierungen haben, es gibt zum Beispiel die Klasse der Marid / Marade, die primär mit dem Element Wasser assoziiert werden, es gibt die Ifrit / Afrit / Afarit, die mit dem Feuer assoziiert werden, die Ghule, die mit dem Tod und somit auch mit Friedhöfen in Verbindung gebracht werden, oder auch die Sila / Silat, die als Gestaltwandler agieren, und hier in mannigfachen Bereichen tätig sind, so haben auch die Entitäten im Voodoo ihre Spezialisierungen. Man sieht also, dass es auch bei den Dschinns sehr viele Arten gibt, die alle ihre Spezialisierungen haben.
Nun, solche Spezialisierungen findet man auch im haitianischen Voodoo, wo es eben die Nachon/Nasyon/Nanchon gibt, die man jedoch wieder als eine Art Oberbegriff verstehen muss, da hier weitere Aufteilungen existieren, Aufteilungen in die Gruppierungen der Rada-Vodun / Loas / Iwas, der Ghede-Vodun / Loas / Iwas, bzw. Guédé- oder auch Gede-Vodun / Loas / Iwas, und der Petro-Vodun / Loas / Iwas, bzw. Petrò- oder auch Petwò-Vodun / Loas / Iwas. Diese verschiedenen Klassifizierungen findet man im haitianischen Voodoo. Dies hat primär etwas mit der Versklavung der Menschen zu tun, denn dadurch, dass hier unterschiedliche Energieklassen thematisiert wurden, Energieklassen die auch für Angriff, Vernichtung, Heimsuchungen und Tod stehen, konnten energetische Flüche effektiver angewendet werden. Gleichzeitig wurden aber auch die Thematiken der Heilung, der Wohltätigkeit, der Schöpfung und der Friedfertigkeit thematisiert, genauso wie die Verbindung zu den eigenen Wurzeln, zu den eigenen Ahnen, zu der eigenen Heimat. So sind zum Beispiel die Rada-Vodun / Loas / Iwas primär mit schöpferischen Tätigkeiten beschäftigt, sodass diese für alle wohltätigen, heilerischen, kreierenden und friedfertigen Prozesse verantwortlich sind. Im Gegensatz zu den Petro-Vodun / Loas / Iwas, denn diese stehen für Angriff, Schaden, Zerstörung, Vergeltung, Rache und Gegenschläge. Die Gruppierung der Ghede-Vodun / Loas / Iwas sind wiederum neutral, da sie für die Verehrung der Geister, der Ahnen stehen, wobei natürlich auch hier die Aspekte des Lebens und des Todes reflektiert werden, wodurch letztlich auch wieder Wissen und Weisheit vermittelt wird, um sich selbst zu verändern, zu transformieren, zu evolutionieren. Gerade im haitianischen Voodoo sind diese Einteilungen, diese Klassifizierungen essenziell, da hierdurch auch wieder speziellere Arbeiten thematisiert werden können, Arbeiten die sich direkt auf die Lebensräume, auf die Wirkräume, auf die Wünsche und auf die Ziele der Menschen beziehen. Dadurch, dass die Vodun / Loas / Iwas sehr nah mit der Ebene der Menschen verbunden sind, was im energetischen Kontext bedeutet das sie auf der Astralebene wirken, genauso wie auf der Emotionalebene, auf der Mentalebene und sogar auf der Ätherebene – und durch die Invokationen, durch die Symbiose, durch die Besessenheiten letztlich auch auf der realen Ebene – besitzen die Vodun / Loas / Iwas die Möglichkeit, auch physische, materielle, denkbare Veränderungen zu erschaffen. Dadurch, dass die Vodun / Loas / Iwas von den Voodoosi/Voodonsi regelmäßig kontaktiert und eingeladen werden, existiert hier natürlich eine immens starke Verbindung, sodass die Vodun / Loas / Iwas auch in den Menschen regelrecht Ankern können, wodurch wieder weitere energetische Möglichkeiten etabliert werden.
Die Macht der Materie, die Macht der Sterblichkeit ist etwas, was zwar sehr oft missfällt, im kosmischen Gefüge jedoch essenziell ist, da man manche Arbeiten eben nur (oder vereinfacht) aus der Materie heraus ausführen kann. Genau deswegen sind bewusste Invokationen wichtig, wichtig für die Menschen, wichtig für die Vodun / Loas / Iwas, da hierdurch ein Zugriff auf die Materie gewährleistet wird, was man sich in etwa so vorstellen kann, dass die Vodun / Loas / Iwas regelrechte Energieautobahnen besitzen, um effektiv, schnell und wirkungsvoll zu agieren. So werden die Vodun / Loas / Iwas sehr bewusst in den Ritualen kontaktiert und eingeladen, egal, ob es nun durch einen Houngan/Oungan durch eine Mambo, durch einen Bokonon oder auch durch einen Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, bzw. eine Caplata geschieht. Hierbei geht es auf der einen Seite um einen regelrechten Gottesdienst, um eine religiöse Teilnahme an ein Ritual, gleichzeitig geht es aber auch darum, den Vodun / Loas / Iwas eine materielle und gleichzeitig energetische Plattform zu bieten. Die Voodoosi/Voodonsi, die Gläubigen, die Willigen, öffnen sich bewusst den Energien der Vodun / Loas / Iwas, sodass diese dann in die Menschen einfahren, in ihre „Pferde“ einfahren, bzw. ihre „Pferde“, ihre “Chwal“ (in Santería wären es die „Caballo“) besteigen, um diese dann zu reiten. Hierbei wird der menschliche Geist ruhiggestellt, er wird zur Seite gedrängt, manche Vodun / Loas / Iwas machen dies sehr aggressiv, andere agieren hier eher sanftmütig, sodass der Vodun / Loa / Iwa den Körper des Menschen komplett übernimmt. Hierbei gibt es dann natürlich schon Besonderheiten, Besonderheiten die sich direkt auf den einzelnen Vodun / Loa / Iwa beziehen, und auch hier eine energetische Darstellung der Selbstwahrnehmung sind. Da es männliche und weibliche Loas/Iwas gibt, bzw. Energien, die ein männliches und ein weibliches Selbstverständnis, Selbstbildnis besitzen, werden auch hier entsprechende dramaturgische, gleichzeitig aber auch bewusst energetisch manipulierte Umsetzungen ausgeführt. Wenn zum Beispiel ein männlicher Voodoosi/Voodonsi von einem weiblichen Vodun / Loa / Iwa geritten wird, zum Beispiel von Maman Brigitte oder von Erzulie / Ezili, dann wird sich dieser auch entsprechend verhalten. In der Voodoo-Religion ist es vollkommen normal, dass bestimmte Vodun / Loas / Iwas sehr ausgeprägte und markante Verhaltensweisen an den Tag legen. Doch auch hier existieren Unterschiede zwischen den Invokationen auf Haiti bzw. in Afrika. So ist es zum Beispiel üblich, dass bei den Invokationen, den haitianischen Invokationen, der Vodun / Loa / Iwa Papa Legba seinen Gehstock bekommt, seine Pfeife und seinen Strohhut. Im afrikanischen Voodoo wird Papa Legba nicht als alter Mann wahrgenommen, sondern als junger, durchtrainierter, potenter und energiegeladener Mann, der auch entsprechend agiert.
Auch der Loa/Iwa Baron Samedi, der für die Friedhöfe und für das Reich der Toten verantwortlich ist, zeigt unterschiedliche Verhaltensweisen, da er bei haitianischen Invokationen gerne sein Pferd, sein Vehikel, auf den Boden fallen lässt, wo dieses dann, wie es bei Beerdigungen üblich ist, erst einmal in einen Anzug gekleidet wird, sodass erst danach Baron Samedi sein Pferd bewegen will. Auch hier gibt es gravierende Unterschiede zu den Invokationen in Benin, wo Baron Samedi auf der einen Seite überhaupt nicht invoziert wird, da er ausschließlich mit Haiti assoziiert wird, gleichzeitig aber im energetischen Kontext das weibliche, afrikanische Prinzip „Yewa/ Yegua“ ist, sodass hier eben auch „weibliche Verhaltensweisen“ an den Tag gelegt werden. Wenn es aber um die Kontaktierung der Toten geht, werden hier direkt die Egunguns kontaktiert! Gerade an diesem Beispiel sieht man noch einmal, dass der Unterschied zwischen den LOAS/IWAS und den VODUN doch existent ist und dass man NICHT immer das haitianische Voodoo mit dem afrikanischen Voodoo 1:1 vergleichen kann. Die Sklaverei, die neuen Umstände durch kulturelle Prägungen, die Geschichte des Landes und die Individualität der Menschen zeigt sich auch in Begrifflichkeiten. Gut, dies ist NUR eine „nette Info“, doch ich finde es wichtig, dass man für sich weiß, dass es hier Unterschiede bei den verwendeten Vokabeln gibt!
Doch bei allen Unterschieden muss man dennoch berücksichtigen, dass bei der Thematik der Vodun / Loas / Iwas das Ashé / Àşe / Aché / Axé berücksichtigt werden muss. Dies ist letztlich das Wichtigste, wenn es darum geht, die Vodun / Loas / Iwas zu kontaktieren. Es ist die Essenz des Kosmos, die Essenz der Natur, die Essenz des Geistes, aber auch die Essenz der Schöpfung und des Schöpfers selbst. Durch diese Möglichkeiten, durch die Energien des Ashé / Àşe / Aché / Axé ist es möglich, die Übergänge zwischen den Welten der Menschen und der Vodun / Loas / Iwas zu öffnen, zu überbrücken, sodass hier ein entsprechender Austausch stattfinden kann. Man stellt es sich vielleicht immer so einfach vor, dass die feinstofflichen Entitäten ohne weiteres in die Realität eindringen können. Nun, bei den Vodun / Loas / Iwas, genauso wie bei den Òrìṣàs / Orishas / Orixás / Orichas ist dies nicht so kompliziert wie bei anderen Entitäten. Dennoch müssen hier entsprechende Übergänge, Barrieren, Hindernisse und Grenzen überwunden werden. In diesem Kontext muss man den Vodun / Loa / Iwa Papa Legba als eine Art Katalysator sehen, als eine Art Katalysator im chemischen Kontext. Er begünstigt die Verbindung, er begünstigt die „chemische Reaktion“, sodass die Vodun / Loas / Iwas den Übergang schaffen, um mit den Menschen zu interagieren.
Man kann es sich so vorstellen, dass Papa Legba sich selbst transzendiert, als eine Art Beschleuniger, als eine Art Schlüssel, als eine Art Schlüsselwächter gilt, dann die Pforten, Tore öffnet, die Wege und Straßen freiräumt, die Kreuzungen in den anderen Ebenen so verändert, dass die Vodun / Loas / Iwas diese beschreiten können, um dann im Endeffekt wieder zu seiner Ausgangsform zurückzukehren. Mit der Hilfe des Ashé / Àşe / Aché / Axé ist es hier viel einfacher, diese Transformationen, diese transzendentalen Veränderungsprozesse auszuführen. Es ist einfacher für die Vodun / Loas / Iwas, genauso wie es einfacher für die Voodoosi/Voodonsi ist. Beide Seiten müssen an einer Kontaktierung gewollt arbeiten. Wenn ein Vodun / Loa / Iwa kein Interesse hat, eine Verbindung zu einem Menschen aufzubauen, dann wird es sehr schwierig, dieses energetische Prinzip zu zwingen. In der Voodoo-Religion gibt es hier eigentlich keine große Möglichkeit, dass der Houngan/Oungan, die Mambo, der Bokonon, der Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto oder die Caplata einen entsprechenden Zwang ausüben kann, sodass die Vodun / Loas / Iwas erscheinen müssen. In der hermetischen Magie sieht das anders aus, denn gerade in den mittelalterlichen Vorstellungen wurde ausschließlich mit Zwang gearbeitet. Doch Voodoo basiert auf einem energetischen Miteinander, es geht hier um Opferungen, um Bezahlungen, um Entlohnungen, um Gaben und um Geschenke, sodass die Vodun / Loas / Iwas auch etwas für ihr Erscheinen erhalten. Je größer und opulenter das Opfer, desto wahrscheinlicher wird eine Kontaktierung funktionieren. Doch in diesem Kontext muss man auch die energetische Natur der Vodun / Loas / Iwas reflektieren, was bedeutet, dass diese auch ein großes Interesse an einer Zusammenarbeit mit den menschlichen Ebenen besitzen. Sie sind hier eigentlich recht kontaktfreudig, auch wenn es immer wieder Zeiten, Umstände und Lagen gibt, die eine Kontaktierung verkomplizieren. Doch so ist das nun einmal im magischen Alltag, in der Natur, im Kosmos. Es läuft nicht immer alles wie am Schnürchen! Wenn aber die Vodun / Loas / Iwas die Barrieren, die Hindernisse überwinden, wird eine Kontaktierung zu den Menschen ermöglicht, sodass die Zusammenarbeiten grenzenlos sein können. Im Grunde gibt es hier kein Limit, da die Vodun / Loas / Iwas letztlich Energien sind, die über entsprechende Machtpotenziale und Einflussmöglichkeiten verfügen, sodass die Menschen hier jegliche Ideen und Arbeitsmöglichkeiten umsetzen können bzw. könnten. Doch auch die Ideen und die Arbeitsmöglichkeiten hängen wieder mit dem Ashé / Àşe / Aché / Axé zusammen, denn wenn hier Disharmonien existieren, wenn hier zu wenig Energie vorhanden ist, dann zeigt dies, dass hier offensichtlich irgendwelche Probleme existieren, Probleme die aber ausschließlich im materiellen Bereich sind, sodass man es sich so vorstellen kann, dass die Vodun / Loas / Iwas eben nicht immer mit allen Menschen ohne weiteres zusammenarbeiten wollen.
Anders sieht es natürlich aus, wenn es um die familiären Vodun / Loas / Iwas geht, denn diese sind selbstverständlich mit dem Ashé / Àşe / Aché / Axé der Familie direkt verbunden. Genau deswegen ist es ein energetisches Miteinander, sodass der jeweilige Vodun / Loa / Iwa und auch die Familienmitglieder daran interessiert sind, dass das Ashé / Àşe / Aché / Axé der gesamten Familie, der gesamten Sippe, des gesamten Stammes wächst und gedeiht. Je mehr Ashé / Àşe / Aché / Axé vorhanden ist, desto einfacher wird es auch sein, dass die energetische Präsenz, die energetische Macht der Vodun / Loas / Iwas eine materielle Ankerung, eine Invokation, eine Symbiose, eine gewollte Besessenheit durchführen können. Hierbei ist es nicht unbedingt so, dass es nur eine Zweckgemeinschaft ist. Im Gegenteil! Auch die Vodun / Loas / Iwas gehören zu der Familie und werden als wichtige und ehrenvolle Familienmitglieder vollkommen akzeptiert und sehr deutlich geehrt. Hier existieren sehr enge Zusammenarbeiten, Zusammenarbeiten in Bezug auf essenzielle Fragen, fragen die sich auf das eigene Leben, auf die eigenen Wünsche, auf die eigenen Ziele und auf die eigenen Möglichkeiten erstrecken, sodass man hier, im magischen Kontext perfekt seine Selbstevolution planen kann. Doch hierbei will ich erneut erwähnen, dass das primäre Ziel der Voodoo-Religion eigentlich ein sorgenfreies Leben ist. Es geht nicht unbedingt darum, dass man über seinen Horizont hinauswächst, seine materiellen Ketten sprengt, und selbst zu einem Vodun / Loa / Iwa wird. Zwar werden einige Menschen auch diese Ziele verfolgen, doch die breite Masse der Voodoosi/Voodonsi sind erst einmal froh, dass sie ein leichtes und unbeschwertes Leben haben, da ihre Umgebung, ihr Umfeld, alles andere als leicht ist. Und wenn das eigene Leben sowieso schon schwer ist, dann ist es verständlich und auch menschlich, dass man bemüht ist, auf sein Schicksal einzuwirken, sein Schicksal zu verändern, sein Schicksal zu erleichtern, sodass man eben sein Leben gut, zufrieden, fröhlich und in Erfüllung leben kann. Und um hier für den eigenen Intellekt, für das eigene Glaubensparadigma eine goldene Brücke zu bauen, gilt in der Religion des Voodoo, dass die Vodun / Loas / Iwas im Grunde gigantische Macht haben, uneingeschränkte Möglichkeiten. Nun, in terrestrischen Sinne ist dies absolut korrekt, sodass man hier ohne weiteres postulieren kann, dass die Vodun / Loas / Iwas den gläubigen Menschen im Grunde jeden Wunsch erfüllen können – wenn nicht materiell, dann doch zumindest astral. Doch wenn es dann um stellare und kosmische Themen geht, um stellare und kosmische Aufgaben, merkt man sehr deutlich, dass die Vodun / Loas / Iwas hier definitiv nicht beheimatet sind, bzw. nicht ihre Spezialisierungen besitzen.
Wenn man also sich selbst vollkommen erkennen will, wenn man sich mit seinen kosmischen und stellaren Anteilen verbinden will, kann man zu Beginn perfekt mit den Vodun / Loas / Iwas zusammenarbeiten, da man erst einmal ein terrestrisches Fundament benötigt, und auch hier seine verschiedenen Naturelle analysieren, akzeptieren und integrieren muss, bevor man dann zu den Sternen aufsteigt. Doch alles, was über den terrestrischen Horizont, über die terrestrische Sphäre hinausgeht, entzieht sich den meisten Vodun / Loas / Iwas. Genau deswegen ist in der Voodoo-Religion es sehr deutlich so verankert, dass der Schöpfungsgott, im haitianischen Voodoo ist es Bon Dieu / Bondyé / Bondye, der gute Gott und im afrikanischen Voodoo ist es Mawu-Lisa / Sêgbo-Lisa / Dada Sêgbo / Sêmêdo / Gbêdoto, eigentlich kein großes Interesse hat, in den terrestrischen Sphären zu arbeiten, da er hierfür die Vodun / Loas / Iwas kreiert und erschaffen hat. Zwar besteht die Möglichkeit, dass man mit der Hilfe der Vodun / Loas / Iwas eine energetische Verbindung zu dem Schöpfungsprinzip aufbauen kann, doch wenn hier sowieso kein großes Interesse vorliegt, dass ein Austausch stattfinden soll, warum sollte man sich dann bemühen? Nun, im magischen Sinne würde hierauf die Antwort lauten: um dem Großen Werk zu dienen! Im religiösen Sinne, bzw. im Sinne der Religion Voodoo gibt es hierauf im Grunde keine klare Antwort, da es darum geht, sein Leben auf Erden zu leben, und nicht zwischen den Sternen.
So kann man also in den terrestrischen Ebenen alles erreichen, in den stellaren Ebenen sieht es dann aber auch schon wieder anders aus. Nun gut, dann ist das eben so! Voodoo ist eine Religion, die sich auf die Erde bezieht, auf den Alltag, auf das menschliche Leben, auf das menschliche Miteinander und auf die Ehrung der eigenen Ahnen, der Egungun. Daher ist es nicht überraschend, dass jeder Vodun / Loa / Iwa charakteristische und spezifische Eigenschaften besitzt, genauso wie dieses Prinzip über verschiedene Attribute verfügt. Durch den Synkretismus mit der christlichen Religion, ist hier natürlich vornehmlich Haiti zu nennen, sodass hier eine Art der Vermischung stattgefunden hat, eine Vermischung zwischen einigen Heiligen und den Loas/Iwas. Diese Vermischungen beziehen sich auf mögliche Überschneidungen von Aufgaben bzw. von Zuständigkeiten, doch auch auf optische Erscheinungsformen, sodass man hier immer wieder kleinere und auch größere Hinweise findet. Ist das schlimm? Verwerflich? Nun, Voodoo ist nun mal eine Religion und kein ausgeprägtes magisches System, welches sich auf die Selbstevolution bezieht. Wenn man es wirklich als schlimm oder als verwerflich titulieren will, sollte man im Vorfeld reflektieren, wie Voodoo nach Haiti gekommen ist. Über die Sklaverei!
Und dass hierdurch auch ein Synkretismus stattgefunden hat, denn wenn es um das eigene Überleben geht, werden sich Menschen und Religionen stets anpassen müssen, da sie ansonsten vernichtet werden, ist es ein Evolutionsschritt, ein Schritt der Selbsterhaltung, dass eben ein Synkretismus stattgefunden hat bzw. angenommen wurde. Und ob jetzt die „heilige Brigitte/ Brigida von Kildare“, die man dann auch mit der irischen Göttin Brigidh/Brigid/Ffraid gleichsetzen kann, bzw. hier fand auch wieder eine Adaption statt, oder ob es nun um Maman Brigitte geht, ist relativ sekundär. Obwohl gerade bei diesem bewusst gewählten Beispiel zum Teil die Aufgaben doch etwas weiter auseinanderliegen. Während die Göttin Brigidh/Brigid/Ffraid die Göttin der Schmiedekunst ist, des Feuers, aber auch des Himmelsfeuers, genauso wie sie der Göttin der Dichter, der baden, der Denker ist, sodass sie also hier als Muse zu verstehen ist, ist die heilige Brigitte eigentlich ein Prinzip, was sich um Kranke kümmert, den Menschen hilft, und hier mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Loa/Iwa Maman Brigitte ist jedoch ein Prinzip, welches über die Friedhöfe und die Grabsteine wacht, sodass also hier auch ein Aspekt zu sehen ist, der bei der Göttinnenthematik eher im Bereich der „Greisin“ zu suchen ist, und nicht der „Jungfrau“. Die Göttin Brigidh/Brigid/Ffraid ist in diesem Kontext aber eher ein jungfräuliches Prinzip, ein Prinzip, welches ungebunden ist, freiheitsliebend agiert und sich selbst nur Herrin nennt. Man sieht also, dass es doch nicht ganz egal ist. Dies bemerkt man auch bei den energetischen Arbeiten. Maman Brigitte strahlt sehr deutlich die Energetik eines greisen Prinzips aus, genauso wie die Göttinnen Hekate, Cerridwen oder Arianrhod. Daher sollte man hier nicht sofort eine Adaption eins zu eins hinnehmen. Ein weiteres Beispiel, welches sehr gerne genommen wird, sind Darstellungen von dem Loa/Iwa Damballa und dem heiligen Sankt Patrick. In den Legenden, Mythen und Sagen heißt es, dass der Heilige Patrick, Patrick von Irland, unglaublich viele Menschen zum Christentum bekehrte, hier für den Schutz der Gläubigen verantwortlich war, denn als er als Missionar, als Bischof tätig war, flohen vor ihm alle giftigen Tiere, was in diesem Kontext bedeutet alle erdenklichen Schlangen ergriffen die Flucht. Daher wird er manchmal so dargestellt, das an seinen Füßen sich Schlangen winden. Nun, der Loa/Iwa Damballa wird auch mit Schlangen assoziiert. Doch hierbei geht es eher um einen Aspekt des Himmels, um die feurigen Himmelsschlangen, um die Blitze, sodass auf der einen Seite Damballa auch als Schutzpatron verstanden wird, der gutmütig und sanft agiert, gleichzeitig aber auch mit Blitzen eingreifen kann. Damballa gilt als Schöpfungsvater, sodass er eben auch als eine weiße Schlange dargestellt wird, wobei man sich jetzt hervorragend streiten kann, ob ein Blitz nun er bläulich, violett oder auch weiß ist.
Viel wichtiger ist hierbei aber der Aspekt, dass Schlangen ihre Haut, ihre alte Haut, abstreifen, sodass die Schlangen auch permanent eine Transformation durchlaufen. Dies gilt auch wieder in Bezug auf die Energetik des Loa/Iwa Damballa, der für Frieden, Kontinuität und Gleichheit steht, sodass er hier eine Unterstützung im Leben, im Alltag ist. Eine Unterstützung kann aber nur dann gewährleistet werden, wenn man sich entweder selbst verändert, sich selbst transformiert, oder dass sich das Umfeld verändert. Nun, es wird definitiv einfacher sein, dass man sich selbst verändert, bevor sich das gesamte Umfeld verändert. Der Heilige Patrick hat mit Transformation aber recht wenig zu tun, eher mit Bekehrung, einer Missionierung. Doch in vielen Schriften, die sich mit der Religion Voodoo befassen, werden diese beiden, Damballa und der Heilige Patrick, gleichgesetzt. Im religiösen Kontext ist dies auch wieder irrelevant, im energetischen Kontext definitiv nicht. Und genau hier ist erneut eine Trennung zu sehen, eine Trennung zwischen Religion und Magie! In diesem Kontext müssen auch noch einmal die Opferungen der Vodun / Loas / Iwas reflektiert werden. Auf der einen Seite sind die Opferung für die Vodun / Loas / Iwas als religiöse Handlungen zu verstehen, da hierdurch die Entitäten angerufen und ermutigt/ermuntert werden, den Menschen zu helfen. Wenn es allein um die magische Tätigkeit geht, dann helfen auch hier Opferungen, doch in der Magie wird man den Entitäten immer anders gegenüber auftreten. Es geht hier eher um eine Geschwisterlichkeit, es geht hier eher um einen gleichgestellten Status, den man sich aber selbst erarbeiten muss. Man kommt nicht als Bittsteller, man erscheint als Kollege, als Gleichgesinnter, als Freund und auch als Kamerad. Und diesen Umstand kann man auch perfekt auf die bildlichen Darstellungen der Vodun / Loas / Iwas münzen, wobei es jetzt in diesem Kontext um die Veve/Vévé geht. Wenn es religiöse Handlungen sind, dann werden diese Darstellungen Veve/Vévé meistens sehr ähnlich, wenn nicht sogar absolut identisch verwendet werden. Religionen mögen so etwas, Religionen mögen Gleichheiten, Festlichkeiten und klare Strukturen. Im magischen Kontext, im Kontext der Selbstevolution, der Selbsterkenntnis, verändern sich die Veve/Vévé definitiv. Wie schon erwähnt, sind die Veve/Vévé als eine energetische Kurzwahltaste zu verstehen. Im religiösen Kontext wird sich das Verhältnis zu dem jeweiligen Vodun / Loa / Iwa über einen deutlich längeren Zeitraum erst verändern, wenn sich überhaupt das Verhältnis jemals ändert. Wenn man immer als Bittsteller auftaucht, wenn man immer mit Opferungen den jeweiligen Vodun / Loa / Iwa gütig stimmen muss, wird sich auch das Verhältnis nicht ändern, sodass sich in diesem Kontext auch nicht das Veve/Vévé ändern braucht, ändern muss, ändern soll.
Im magischen Kontext, wenn man dann sich selbst verändert, sich selbst evolutioniert, sodass man in einem transzendentalen Prozess sich transformiert, sodass man hier geschwisterlich, gleichgestellt und kameradschaftlich mit den Vodun / Loas / Iwas agieren kann, nun, in diesem Kontext wird sich das Veve/Vévé, die energetische Kurzwahltaste, definitiv verändern. Je enger der Kontakt wird, desto einfacher wird auch die Kontaktierung der jeweiligen Energie. Daher ist der Vergleich einer Kurzwahltaste sehr passend. Während das religiöse Veve/Vévé noch mit einer kompletten Telefonnummer verglichen werden kann, mit einer Telefonnummer, die möglicherweise eine kosmische Vorwahl hat, eine Ländervorwahl, eine Ortsvorwahl und dann die eigentliche Telefonnummer, hat das magische Veve/Vévé deutlich mehr Assoziationen aufzuweisen, die sich auf eine Kurzwahltaste beziehen. Man hat einfach seine Verbindung gespeichert, und kann diese auch, mit der Zeit, „mal eben“ abrufen und den jeweiligen Vodun / Loa / Iwa kontaktieren.
Man sieht also auch hier, dass die Unterschiede zwischen dem haitianischen Voodoo und dem afrikanischen Voodoo definitiv existieren. Auf der einen Seite ist es die Individualität der Religion Voodoo, auf der anderen Seite ist es die Individualität des Menschen und des Landes. Ähnlich wie in einer Familie jeder Mensch individuell ist, auch wenn man eben sich eine Blutlinie teilt. Apropos Familien! Auch die Vodun / Loas / Iwas werden in Familien eingeteilt, wobei man dies eigentlich primär auf die Loas/Iwas münzen muss, da die Vodun einfach als DIE Geister, bzw. als DIE Götter/Halbgötter, bzw. als DIE Entitäten der feinstofflichen Welt gelten und hier keine großen Einteilungen haben. Bei den Loas sieht das anders aus. Hier gibt es entsprechende Klassifizierungen und Gruppierungen, wenn man so will sogar Rassen/Völker/Nationen, die man unter dem Überbegriff „Nanchons“ zusammenfassen kann. Hier wird die Fachvokabeln Nachon/Nasyon/Nanchon verwendet, sodass dies die Bezeichnung ist, die man als eine Art „Zusammenfassung“, als eine Art „Überschrift“ oder auch als eine Art „Oberbegriff“ verstehen kann. Unter der Vokabel „Nachon/Nasyon/Nanchon“ fällt eigentlich alles, was irgendwie eine Feinstofflichkeit besitzt. Hierbei ist es fast egal, ob es jetzt die Loas/Iwas sind, irgendwelche anderen Geister, irgendwelche Naturschwingungen, letztlich sogar auch die energetischen Erscheinungsformen der Ahnen, der Égun/Egun bzw. der Egungun. Doch hierbei gibt es keine klaren Richtlinien, keine klaren Definitionsparameter und erst recht keine Vergleichsmöglichkeiten, sodass man hier eben KEINE imaginäre Checkliste besitzt.
Man kann es sich einfach damit erklären, dass die Vokabel „Nachon/Nasyon/Nanchon“ einfach als ein Hilfsbegriff zu verstehen ist, ein Hilfsbegriff, der alle feinstofflichen Wesen umfasst. Wenn man sich dann spezifischer auf die haitianischen Loas/Iwas beziehen will, dann findet man hier wiederum weitere Bezeichnungen, wenn man so will Familiennamen, Frequenzbereiche, Aufgabenstellungen oder auch Jobbeschreibungen. Zu nennen sind hier die Rada-Loas/Iwas, die Ghede- Loas/Iwas, bzw. Guédé- oder auch Gede- Loas/Iwas, und die Petro- Loas/Iwas, bzw. Petrò- oder auch Petwò- Loas/Iwas. Diese drei Gruppierungen/Familien/Rassen/Klassen werden so gut wie immer genannt. Doch man muss auch noch die Kongo- bzw. Simbi-Loas/Iwas und die Nago/Ogou-Loas/Iwas betiteln, auch wenn diese verstärkt sich auf die afrikanischen Wurzeln beziehen, während sich die anderen Loa/Iwa-Bezeichnungen primär auf Haiti beziehen. Natürlich kann man zu diesen Energetiken auch Vodun sagen, da eben die Bezeichnung „Vodun“ letztlich auch alle Loas/Iwas abdeckt, und sich die jeweiligen Entitäten im haitianischen Voodoo und im afrikanischen Voodoo zum Teil bedingen, zum Teil ergänzen und letztlich auch identisch agieren. Zwar gibt es auch im haitianischen Voodoo Entitäten die nur „auf Haiti“ (oder im haitianischen Voodoo) agieren, doch hat dies wieder etwas mit den Glaubensvorstellungen, mit der kulturellen Prägung, mit den Maximen und auch mit dem Land selbst zu tun.
Doch was sind das nun alles für energetische Familien? Fangen wir doch einfach mal mit den „afrikanischen Loas/Iwas“ an, also mit den Kongo-/Simbi-Loas/Iwas und den Nago/Ogou-Loas/Iwas.
Die Kongo-/Simbi-Loas/Iwas sind Energetiken, die primär mit Schlangen assoziiert werden, und, wie der Name selbstverständlich vermuten lässt, mit dem afrikanischen Land, bzw. mit dem afrikanischen Gebiet, Kongo verbunden sind. Diese Energetiken gelten als sehr aggressiv und werden gerne mit den Farben Schwarz und Rot assoziiert, wobei hier das Rot für das Blut steht, und sie als wild, unzugänglich und zum Teil auch als menschenfeindlich kategorisiert werden. In diesem Kontext werden manchmal die Simbi-Loas/Iwas einfach nur als „Schlangen-Loas/Iwas“ bezeichnet, die dann zur Familie der Kongo-Loas/Iwas zählen, wobei manchmal eben auch diese Begriffe Synonym verwendet werden. Doch dies ist eigentlich sekundär, da es hier also um Schlangen geht, wobei diese Schlangen auf der einen Seite wieder für Gefahren, Gift, Tod, auf der anderen Seite aber auch für Transformation, Neuwerdung, Selbsterkenntnis und Gefahren Bewältigung stehen können.
Gleichzeitig werden sie stets mit dem Element Wasser assoziiert, sodass in diesem Kontext auch sehr viele Energetiken, sehr viele Loas/Iwas, in diesem Kontext aber auch sehr viele Vodun mit den Simbi- Energien gleichgesetzt werden. Hierbei muss man begreifen, dass die Schlange auf der einen Seite für den Menschen sehr gefährlich ist, auf der anderen Seite hier aber auch sehr wertvoll, denn letztlich kann man aus dem Schlangengift auch wieder wertvolle Medikamente gewinnen, genauso wie das Häuten der Schlange das perfekte Bild der eigenen Transformation und irgendwann auch der eigenen Transzendenz sein kann. So gibt es hier verschiedene Energien, Entitäten, Wesen, wie zum Beispiel „Simbi Dlo“ / „Simbi d'l'eau“, was man in diesem Kontext einfach als „Simbi des Wassers“ verstehen und übersetzen kann, dann gibt es noch „Simbi Makaya“, „Simbi Anpaka“ und „Simbi Andezo“, was erneut Energien sind, die sich mit den Gewässern verbinden bzw. für das Element Wasser selbst stehen, wobei auch hier das Prinzip, der Loa/Iwa Damballa zu nennen ist, der letztlich auch als Schlange symbolisiert wird, genauso wie die Vodun Mami Wata, da auch sie in vielen bildlichen Darstellungen mit Schlangen auftaucht, da sie eine Entität des Wassers ist. Das Element Wasser ist für afrikanische Verhältnisse absolut essenziell und absolut wichtig, sodass es in diesem Kontext jedoch nicht verwunderlich ist, dass im haitianischen Voodoo diese Entitäten auch weitere Aufgaben bekommen haben. So gibt es hier zum Beispiel auch die Kongo-/Simbi-Loas/Iwas, wie zum Beispiel „Simbi Makaya“, da hier nicht nur das Element Wasser als das primäre Aufgabengebiet umrissen wird, nein, hier sind auch die Aspekte der Magie und der Macht zu nennen. Auch der „Simbi Anpaka“ erhält weitere Aufgabengebiete, da hier auch die Pflanzen und deren Inhaltsstoffe thematisiert werden, was wiederum bedeutet, dass man hier Arzneien oder auch Gifte besitzt. Hierdurch sieht man, dass das haitianische Voodoo anders mit dem Element Wasser umgeht, als das Voodoo in den afrikanischen breiten.
Wenn man sich dann den Nago/Ogou-Loas/Iwas zuwendet, dann findet man hier Energien, die sich auch wieder speziell auf den Kampf, auf die Aggression, aber auch auf die Jagd und auf die Politik beziehen. Sie besitzen eine klassische Assoziation mit dem Eisen, sodass hier der kriegerische Aspekt in den Vordergrund gerückt wird. Farblich werden sie mit Schwarz und mit Grün assoziiert, was in diesem Kontext auch die Nationalfarben von Nigeria sind. Man sieht also auch hier, dass eine sehr klassische Verbindung zu einzelnen afrikanischen Ländern, bzw. zu einzelnen afrikanischen Religionen existiert.
Ähnlich wie bei den Kongo-Simbi-Loas/Iwas werden auch bei den Nago/Ogou-Loas/Iwas spezifische Entitäten erwähnt, sodass auf der einen Seite hier eine ganze Gruppierung zu finden ist, auf der anderen Seite aber auch wieder viele einzelne Energien, die auch individuell und autark agieren. In diesem Kontext sind viele einzelne Namensbezeichnungen vorhanden, Namensbezeichnungen, die ich hier einmal kurz alphabetisch auflisten will, Namensbezeichnungen, die aber primär in Haiti thematisiert werden, bzw. hier von Bedeutung sind.
Gran Batala: Er ist der Vater der Soldaten, der Meister des Friedens, und ist auf der einen Seite ein Schöpfungsprinzip und eng mit der Entität Obatala / Obatalá / Obàtálá / Oxalá / Òrìşànlá / Orixanlá / Òrìsànlá / Orixalá / Oxalufã verbunden, bzw. gleichzusetzen.
Jean Paul Nago/Ogou: Er ist der Loa/Iwa der Kraft, der Stärke, der Macht, aber auch des Feuers, des Angriffs und der Verteidigung.
Nago/Ogou Badagris: Hier findet man eine Energie, die als weiser, wissender und reflektierter Geist agiert, hierbei aber auch gleichzeitig das Temperament der Schlacht symbolisiert.
Nago/Ogou Balendjo: Hierbei handelt es sich um eine Entität, die man mit der Nautik gleichsetzen kann, da diese Wesenheit auf der einen Seite als Schiffskapitän zu verstehen ist, und somit auch jedem Kapitän zur Seite steht, auf der anderen Seite aber auch ein Medizinmann, ein Arzt, ein Chirurg ist.
Nago/Ogou Balize: Hier findet man eine Entität, die für die Klarheit, die Reinheit, aber auch für die Ordnung verantwortlich ist, speziell im Dschungel, sodass man hier sagen kann, dass diese Entität die Gesetze des Dschungels repräsentiert.
Nago/Ogou Balomi: Ein klassischer Loa/Iwa, der für Macht, Stärke, Kraft und Energie steht.
Nago/Ogou Batala: Hier findet man erneut eine Energie, die eng mit der Entität Obatala / Obatalá / Obàtálá / Oxalá / Òrìşànlá / Orixanlá / Òrìsànlá / Orixalá / Oxalufã verbunden ist, hierbei aber als eine Art „jüngeres Ich“ zu verstehen ist, sodass hier eine höhere Aggressivität, ein größerer Tatendrang, aber auch eine Art Draufgängertum zu finden ist.
Nago/Ogou Bdagris: Ein Loa/Iwa, der für Magie, Erkenntnis, Weisheit und Reflexion steht, aber auch für Glück, Zufriedenheit und Harmonie, eine Harmonie, die erreicht wird, wenn man seinen Feind besiegt hat.
Nago/Ogou Brize: Eine Entität, die für die Umsetzung aller Naturenergien steht, sodass auch hier wieder die Flora und die Fauna eingebunden werden, was bedeutet, dass hier speziell auf die Bestandteile der Pflanzen eingegangen wird, sodass auch hier wieder Arzneimittel, genauso wie Gifte einen Fokus bilden.
Nago/Ogou Demannier: Hierbei handelt es sich um eine Energie, die für den Ausgleich steht, für das Gleichgewicht, wobei es auch hier um das Gleichgewicht der Liebe geht, sodass hier auf der einen Seite eine Homosexualität forciert wird, auf der anderen Seite aber auch eine Heterosexualität, was dann eben die Vereinigung von Gegensätzen darstellen soll.
Nago/Ogou Feray: Man findet hier eine Entität, die ein Schmied ist, ein Waffenschmiedt, hier aber auch für alle Metallarbeiten steht, sodass man auf der einen Seite einen Bauern, gleichzeitig aber auch einen überragenden Krieger findet.
Nago/Ogou Ge Rouge: Hier findet man eine sehr gewalttätige, kraftvolle, kriegerische gleichzeitig aber auch bedrohliche Energie, die in Konflikten, in Kriegen, in regelrechten Schlachten angerufen werden kann, sodass hier übermäßige Stärke und Kraft verliehen werden soll.
Nago/Ogou Johnson: Hier findet man einen Loa/Eva, der für die Feuerwehrmänner steht, für alle Berufe, die mit dem Feuer arbeiten bzw. mit dem Feuer arbeiten müssen, sodass man hier einen klassischen Schutzpatron erkennen kann.
Nago/Ogou Ossange: Hier findet man eine Wächterenergie, ein Wächter, der für die Magie wichtig ist, für die verschiedenen Rituale, da er beschützt und behütet, gleichzeitig aber auch Türen öffnet. Wenn man so will, ist er ein kleiner „Papa Legba“.
Nago/Ogou Panamá: Es ist eine Entität, die für Schwingungen steht, für Rhythmen, für Musik, für den Schall letztlich aber auch für das Element Luft, sodass er manchmal einfach als Flugkapitän, als Pilot assoziiert wird.
Saint Jacques Majeur: er ist ein großer General, ein Soldat, ein Stratege, ein Anführer, ein Krieger und ein Kämpfer, der aber auch mit dem Prinzip Erzulie verbunden bzw. vermählt ist.
Wie man sehen kann, sind die Nago/Ogou-Laos/Iwas auch wieder recht kriegerisch eingestellt, sie sind nicht einfach zu kontrollieren, da sie eben einem besonderen Kampfgeist besitzen. Doch in diesem Kontext können Sie aber auch mit den Rada-Loas/Iwas in Verbindung gebracht werden, genauso wie mit den Petro-Loas/Iwas, was dazu führt, dass man diese Loas irgendwo „dazwischen“ einsortieren kann. Auf der einen Seite sind sie sehr aggressiv, kriegerisch, herausfordernd und nicht leicht zu kontrollieren, auf der anderen Seite sind es Energien, die Kontakt zu den anderen Ebenen aufnehmen können, zu den Geistern, zu den Verstorbenen, zu den eigenen Ahnen. Dies führt dann aber auch wieder zu einem Zusammenschluss der Ghede-/Guédé- bzw. Gede-Loas/Iwas, sodass man letztlich hier alle Loas/Iwas irgendwie abdecken und betiteln kann.
Wenn man sich dann speziell auf die Rada-Loas/Iwas beziehen will, dann findet man hier Energien, die auf der einen Seite auch wieder sehr stark mit dem Element Wasser verbunden sind, und in den Legenden, Mythen und Sagen des haitianischen Voodoo sehr eng mit Afrika verbunden sind. Wenn man so will, sind es die „älteren Loas/Iwas“, was in diesem Kontext auch mit Wissen und Weisheit assoziiert wird. Primär handelt es sich hierbei um menschenfreundliche Energien, die wohlwollend sind, versöhnlich, sich auf die Heilung und auf die Genesung beziehen, genauso wie auf ein glückliches Zusammenleben, auf harmonische Verhältnisse, sodass das Leben überhaupt lebenswert ist. Doch es ist nicht immer einfach, diese Energien zu kontaktieren, da sie eben selbst in einem harmonischen Zustand existieren, und sie in diesem Kontext auch sehr „entspannt“ sind, was bedeutet, dass sie nicht gerne ihre energetischen Ebenen verlassen, um bei den Menschen zugegen zu sein. Wenn Sie aber dann kommen, und eine Festlichkeit vorfinden, entsprechende Opferungen, dann fühlen Sie sich wohl, bleiben sehr gerne, und sind sehr freundlich und absolut hilfsbereit. Wenn man hier ein paar der Namen, alphabetisch, aufzählen will, dann findet man folgende Loas/Iwas: Agwé, Ayida-Weddo, Ayizan, Dahomey, Damballa, Fréda, La Sirène, Loko, Maîtresse, Maman Erzulie, Papa Legba, Wedo.
Doch auch wenn diese Energien sehr harmonisch, gutmütig, lang nötig sein können, darf man sie definitiv nicht unterschätzen. Auch sie können sehr aggressiv, machtvoll und überragend agieren, wobei es eben etwas „länger dauert“ bis diese Entitäten gereizt sind.
Gleichzeitig sind es hier auch Spieler, Trickser, Schelme und kindliche Lausbuben, die eben auch manchmal über die Stränge schlagen. In diesem Kontext kann man sagen, dass sie nicht bewusst etwas zerstören, dennoch Schaden anrichten können. Da hier Papa Legba in der Aufzählung existiert, kann man sagen, dass Papa Legba hier ein Paradebeispiel eines Rada-Loas/Iwas ist. Da einzelne, sehr bekannte Loas/Iwas im weiteren Verlauf sehr ausführlich erklärt werden, kann man sich jetzt aktuell einfach nur merken, dass Papa Legba hier als eine Art „Klassifizierung/Aushängeschild“ im Hinterkopf behalten werden soll. Dies gilt aber letztlich auch für die beiden Loas/Iwas Agwé und Loko.
Nun, und wenn die Rada-Loas/Iwas mit dem Element Wasser assoziiert werden, dann ist es nicht verwunderlich, dass die Petro-Loas/Iwas (oder auch Petro-, Petrò-, Petwò- Loas/Iwas) mit dem Element Feuer verglichen werden. Zwar existieren hier Farbzuordnungen, die sich meistens auf Blau, Grün, Rot und Gold beziehen, was man dann nicht unbedingt mit dem Feuer assoziieren (außer Rot und Gold natürlich) kann, wenn es aber um das Temperament, um die Aggressivität, um den Kampfgeist geht, dann ist hier eine Feuerassoziation absolut zwingend. So findet man also hier Entitäten, die sehr kriegerisch sind, und die in den Konflikten, die in Bezug auf den Sklavenhandel, die Sklaverei, das Ausbeuten der Menschen und in Bezug auf die Rebellionen, zu nennen sind, absolut essenziell waren. Die Petro-Loas/Iwas sind also hier die klassischen Krieger, die den Menschen Stärke, Kraft, Macht und Überlebenswillen schenken, was für die Sklaven absolut essenzielle Eigenschaften waren. Wenn man dann noch reflektiert, dass es hier auch Aufstände, ja ganze Kriege gab, Rebellion, dann ist es klar, dass diese Entitäten, diese Loas/Iwas primär angerufen wurden, da sie eben den Menschen tatkräftig, im energetischen Sinne natürlich, zur Seite standen. Wenn man sich mit einem Petro-Loa/Iwa verbindet, kann man ohne weiteres über sich hinauswachsen, was dann selbstverständlich vonnöten ist, wenn man sich in einem Krieg, in einer Schlacht, in einer Rebellion befindet, die gegen einen übermächtigen Feind ins Felde zieht. So kann man also mit diesen Entitäten auch den Drang nach Freiheit, nach Unabhängigkeit, nach Selbstbestimmtheit assoziieren. Es geht ganz einfach darum, dass man alle Beschränkungen lösen will, dass man wortwörtlich die Sklavenketten abstreifen will, sein eigener Herr ist und sein Leben in Freiheit leben kann. In diesem Kontext sind die Petro-Loas/Iwas natürlich sehr „beliebte“ Energien, die sehr oft und sehr häufig angerufen werden, da sie in diesem Zusammenhang auch sehr schnell in Erscheinung treten. Dennoch sollte man hier reflektieren, ob man leichtfertig diese Energien einlädt, diese Energien leichtfertig invoziert.
Sie besitzen eine besondere Kraft, die man eben auch mit der Vokabel „Aggression“ beschreiben kann. Es sind gleichzeitig auch sehr schnelle Energien, was bedeutet, dass sie nicht lang angerufen oder herbei gebeten werden müssen. Dennoch verlangen Sie natürlich entsprechende Opferungen, und man kann sich sicher sein, dass man diese Entitäten definitiv nicht enttäuschen will, nicht als Feinde haben will. In diesem Kontext werden die Petro-Loas/Iwas sehr oft für schadensmagische Arbeiten herangezogen, wobei man sie auch hervorragend zum Zwecke der Heilung einsetzen kann, denn es geht hier um Angriff und Verteidigung. Landläufig wird gesagt, dass mit den Petro-Loas/Iwas primär der Bokor/Bocor/Bòkò/Azeto, bzw. die Caplata agiert, wobei dies so eigentlich nicht ganz richtig ist. Letztlich können alle Menschen diese Entitäten kontaktieren. Doch da in den verschiedenen Ritualen die Loas/Iwas meistens auch immer mit Blutopfern geehrt werden, ist es verständlich, dass diese Entitäten sehr schnell in Erscheinung treten, da Blut als energetischer Lockstoff, als Essenz, als fünftes Element, als flüssiger Geist, als Quintessenz, als Äther verstanden werden muss. Wenn man hier ein paar der Namen, alphabetisch, aufzählen will, dann findet man folgende Loas/Iwas: Agau, Agwe, Bakulu, Bade, Bosou Koblamin, Congo, Erzulie, Gran Simba, Ibo Lele, Kalfu, Krabinay, Linglessu, Marasa, Obatala, Ogun, Simbi Andezo, Soybo, Ti-Jean-Petro.
Nach den Petro-Loas/Iwas müssen jetzt natürlich auch noch die Ghede-Loas/Iwas, bzw. Guédé- oder auch Gede-Loas/Iwas thematisiert und illuminiert werden. Hierbei handelt es sich um Entitäten, die speziell mit den Geistern der Verstorbenen, der Ahnen in Verbindung gebracht werden. Es sind die Energien, die hier Verbindungen aufbauen, sodass die Ghede-Loas/Iwas auch oft mit dem Titel „Baron“ versehen sind, um hier eine synkretistische Verbindung zu den Bischöfen/Kardinälen zu knüpfen, was wiederum bedeutet, dass diese Entitäten andere Machtgefüge haben. Auf der einen Seite handelt es sich hier um Energien, die sehr aufbrausend, laut, machtvoll und Beifall heischend agieren können, auf der anderen Seite sind sie aber auch im schöpferischen Kontext tätig, obwohl dies sehr oft auf eine Sexualität gemünzt werden kann, die in den Mythen, Legenden und Sagen beschrieben wird. Doch auch ein frivoles Verhalten ist klar und deutlich zu bemerken, wenn hier entsprechende Invokationen und Besessenheiten existieren.
Auch der Tanz, der Rhythmus, der Gesang, die Schwingungen im Allgemeinen sind den Ghede-Loas/Iwas zu eigen, was manchmal dazu führt, dass in den jeweiligen Legenden, Mythen und Sagen berichtet wird, dass die Ghede-Loas/Iwas alles ehemalige Menschen sind, die irgendwann einmal inkarniert waren, jedoch den energetischen Aufstieg geschafft haben, und in diesem Kontext nichts mehr zu befürchten haben. Genau deswegen sind sie die perfekten Brückenbauer, die perfekten Diplomaten zu den Reichen und Ebenen der Verstorbenen, der Ahnen, der Geister. Wenn es um eine Anrufung der Ghede-Loas/Iwas geht, dann müssen selbstverständlich auch wieder entsprechende Opferungen dargebracht werden, und man kann sehr deutlich merken, dass sie Stimmungsabhängig agieren. Das bedeutet, manchmal kommen sie sehr schnell, und führen in einer irrsinnigen Geschwindigkeit eine Besessenheit aus und ein anderes Mal bedarf es wirklich langer Zeit, vieler Versuche, bis sich überhaupt erst einmal eine Energie manifestiert. Es wird manchmal damit erklärt, dass die Ghede-Loas/Iwas in den tiefsten Ebenen der Geister agieren, wo sie eben nicht immer jeden Ruf hören können. Gerade bei den Besessenheiten der Ghede-Loas/Iwas werden unheimlich gerne „Tests“ ausgeführt, was bedeutet, ob hier eine Besessenheit vorgetäuscht wird, oder ob ein Ghede-Loa/Iwa wirklich den Körper eines Menschen besetzt hat. In diesem Kontext wird immer wieder davon berichtet, dass hier Glas gegessen wird, rohe Chilis gegessen werden, oder auch Chilipulver im Intimbereich bzw. im Bereich der Schleimhäute (Augen, Nase, Mund) verrieben wird. Wenn dies dem Besessenen nichts ausmacht, ist dies ein klassischer Beweis, nicht nur ein Indiz, dass die Invokation/Besessenheit wahrhaftig ist. So wie die Rada-Loas/Iwas werden auch die Ghede-Loas/Iwas als sehr alte und weise Loas/Iwas deklariert, obwohl es sich hierbei eigentlich um ehemals inkarnierte Menschen handelt. Gleichzeitig findet man aber auch immer wieder Hinweise, dass diese Art der Loas/Iwas bereits in Afrika verehrt wurden, und mit dem Sklavenhandel übernommen wurden. Da die Ahnenverehrung im Voodoo sehr wichtig ist, ist es mehr als einleuchtend und logisch, dass die Ghede-Loas/Iwas bereits in den verschiedenen afrikanischen Ländern existent waren. Doch die verschiedenen Namen, die man heutzutage am ehesten mit den Ghede-Loas/Iwas assoziiert, sind primär mit dem haitianischen Voodoo verbunden. So sind hier die Entitäten Baron Cimitière, Baron Kriminel, Baron La Croix und natürlich Baron Samedi zu nennen. Doch auch Maman Brigitt/Brijid ist hier zu betiteln. Aber auch die Prinzipien „Azacca“ und „Linto“ sind hier zu nennen, auch wenn Azacca für die Landwirtschaft verantwortlich ist, und manchmal direkt als Nachon/Nasyon/Nanchon bezeichnet wird.
Auch in Bezug auf die Ghede-Loas/Iwas wird hier gerne postuliert, dass hier primär die Houngans/Oungans, bzw. die Mambos einen Kontakt aufbauen, da die Ghede-Loas/Iwas meistens für „freundliche Arbeiten“ verwendet werden. Da jedoch die Ghede-Loas/Iwas für den Tod, für das Leben, für die Fruchtbarkeit und für den Niedergang stehen, sind diese Entitäten selbstverständlich ambivalent. Dies kann man auch mit der direkten Übersetzung des Begriffes Ghede / Guédé / Gede vollziehen, da man hier eine Vokabel aus der Yoruba Sprache findet, die man grob mit „schneiden/trennen“ übersetzen kann, wobei die Vokabel „Igede“ sich darauf bezieht, dass hier etwas abgeschnitten wird, ähnlich dem Durchschneiden eines Lebensfadens, wodurch wieder die Assoziation mit dem Tod, mit dem Schnitter, der Tod mit der Sense, sehr klar angedeutet wird. Dadurch, dass die Ghede-Loas/Iwas mit Leben und Tod in Verbindung stehen, geht es selbstverständlich auch hier um eine Totenbeschwörung, und um die berühmte Zombiefizierung, die im Kapitel „Voodoo, Pharmazeuten und Zombies“ näher beleuchtet wird. Doch die Ghede-Loas/Iwas sind auch als Wächter der Toten, als Wächter der Friedhöfe zu sehen, sodass auf der einen Seite die Toten unter den Toten bleiben, und die Lebenden hier nicht belästigt werden, auf der anderen Seite aber auch die Toten von den Lebenden nicht belästigt werden, sodass die Grabesruhe, die Friedhofsruhe definitiv gewährleistet wird. In diesem Kontext ist es noch sehr interessant, dass speziell Baron Samedi und Maman Brigitte hier die entsprechenden Wächterfunktionen übernehmen, was auch wieder ein wenig auf den Archetypus des Saturn schließen lässt, da Baron Samedi auch als „Baron Samstag“ gesehen werden muss, und der Samstag eben klassisch dem Saturn zugeordnet ist. Der Saturn ist ein Archetypus, der für die Kargheit, für den Tod, für das Durchhaltevermögen, für die Standhaftigkeit und für den Übergang steht. Saturn ist hierbei ein Hüter der Schwelle, der alles und jeden vernichten, bzw. transformieren wird, sodass nur die Essenz die Schwelle zur anderen Ebene, zur anderen Welt wahrlich überschreiten kann.
Soviel also zu den verschiedenen Familien, bzw. zu den verschiedenen Bezeichnungen der Loas/Iwas, wobei man in diesem Atemzug letztlich auch die Vodun nennen muss, da diese natürlich mit den jeweiligen Loas/Iwas gleichzusetzen sind, zum Teil sogar identisch sind, zum Teil aber auch sehr unterschiedlich agieren. Deswegen kommen nun ausführliche Beschreibungen der verschiedenen Vodun / Loas / Iwas. Hierbei werden stichpunktartige Informationen wiedergegeben, aber auch ein ausführlicher Fließtext, genauso wie mögliche Opfergaben. Bei den Angaben zu den Opfergaben halte ich es relativ allgemein.
Ferner gehe ich nicht auf haitianische bzw. afrikanische Opferungen ein, sondern eher auf eine europäische Sichtweise bzw. Möglichkeit. Diese „europäischen Opfergaben“, aus der Praxis für die Praxis, sind sinniger in unseren Breiten, als Opferungen die man nur in Haiti oder irgendwo in Afrika erhält, bzw. ausführen kann. Wenn man zum Beispiel eine Arbeit mit dem Loa/Iwa Agwé machen will, dann muss man nicht unbedingt an einem Strand in der Karibik stehen. Auch ein Strand an der Nord- oder Ostsee ist hier definitiv geeignet. Die Praxis zeigt aber auch, dass es ohne weiteres möglich ist, hier an einem Baggersee einen entsprechenden Kontakt zu erhalten. Wie immer kommt es auf die Energetik des Protagonisten an, wie immer kommt es auf die spirituelle Energie an, auf das Ashé / Àşe / Aché / Axé und ob es möglich ist, eine Fokussierung zu vollziehen, sodass die entsprechenden Portale geöffnet werden. Dann will ich noch den Hinweis geben, dass die verschiedenen „Familieneinteilungen“ der Loas/Iwas zwar berücksichtigt werden, doch es werden hier keine expliziten Information gegeben, in welcher Kategorie der jeweilige Loa/Iwa existiert. Man muss hier stets reflektieren, dass die Betitelung der jeweiligen „Energieklassen/Energiefamilien“ sich primär auf Haiti beziehen, und sich auch mit der Geschichte der Sklaverei befassen. Wenn es um die reinen Energien der Loas/Iwas geht, die ausschließlich zu einem magischen Zweck kontaktiert werden, dann zeigt die Praxis, dass man hier die jeweiligen Klassifizierungen/Zuordnungen nur sekundär berücksichtigen muss. Anders sieht es aus, wenn man eine religiöse Arbeit mit den jeweiligen Loas/Iwas bzw. auch mit den Vodun ausführen will. Da dieses Buch hier aber ein magisches Buch ist, sind die religiösen Aspekte bewusst minimal gehalten. So werden jetzt im Anschluss die Prinzipien Agwé, Baron Samedi, Bossou / Bossou Ashadeh, Damballa, Maman Brigitte, Erzulie UND Mami Wata und natürlich Papa Legba, wie auch Zaranyen näher in Augenschein genommen. Doch auch viele andere Vodun / Loas / Iwas werden in entsprechenden „Kurzausführungen“ vorgestellt und thematisiert.
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