Читать книгу Magisches Kompendium - Runen und Runenmagie - Frater LYSIR - Страница 5

Runen – Wissenschaft und Wissensmacht

Оглавление

Von Runen kann man halten, was man will. Heilige Symbole! Buchstaben der Vergangenheit! Missbrauchte Zeichen! Schnitzereien des nördlichen Europas! Werkzeuge der Weissagung, der Divination! Individuelle und hochenergetische Möglichkeiten der Transformation, der Initiation und der Evolution! Dynamiken des rituellen Wandels, des magischen Erkennens und des magischen Wirkens! Schwingungen der Erde, die aus den höheren Ebenen stammen, sich terrestrisch jedoch ausdrücken, um hier himmlisch bzw. kosmisch zu wirken. Runen! Wenn man diese Aufzählung, diese Vergleiche und Metaphern betrachtet, erkennt man, wie vielseitig Runen einzusetzen sind, welches mögliche Potenzial sich in ihnen verbirgt, und welche Chance der Mensch erhält, wenn man sich auf die Runen einlassen will, sich sogar mit ihnen verbinden will! Wenn man die Runen mythologisch betrachten will, kann man sagen, dass die Runen, anders als bei anderen Systemen, Energien sind, die primär terrestrisch wirken, auch wenn sie letztlich von Odin und aus Asgard (den höheren Welten, den Sternen, dem Kosmos) kommen. Dennoch beziehen sich die energetischen Wirkungen der Runen sehr deutlich auf „diese Ebene“, also auf Midgard. Wenn man so will, kann man die Runen als Brückenbildner verstehen, als Portale, als Übergänge, als kosmische Bausteine, um sich die eigene Realität, die eigene Welt, das eigene, individuelle Midgard zu kreieren. Bei den Runen muss man sehr viele Blickwinkel berücksichtigen, sodass man für sich selbst eine sehr hohe Flexibilität erkennen muss, um nicht in Richtungen zu tendieren, die sich irgendwann als Sackgassen oder Illusionen entpuppen. So kann man natürlich mit den Runen auch in den höheren Ebenen und Sphären agieren, sodass man auch in den Energiekörpern – in den unteren und auch in den höheren Energiekörpern – sehr effektive und zum Teil verblüffende Erfolge erzielen kann. Dies gilt auch für die Energiezentren, für die Chakren, auch wenn dies eine Fachvokabel ist, die man streng genommen nicht mit den Runen verwenden darf. Na ja, auch wenn es sich beim Wort „Chakra“ um eine Vokabel aus dem Sanskrit handelt, die in der Übersetzung und Geltung so viel wie „Wirbel“, „Zyklus“, „Kreis“, „Rad“, „Ring“, „Scheibe“ oder auch „Diskus“ bedeutet, ist hier doch eine universelle Weisheit betitelt, die man in diesem Kontext auch mit den Runen verbinden kann. Überraschenderweise hatten auch die alten Runenmeister Chakren – auch wenn sie diese so nicht genannt haben. Da es hier aber um Energiezentren des menschlichen Körpers geht, wäre es schon irgendwie seltsam und auch drollig, wenn man dies einfach ignoriert, um auf irgendwelchen Traditionen herumzureiten. Chakren wie Runen, sind mittlerweile sehr gängige Begriffe in der magischen, spirituellen und esoterischen Szene, auch wenn sie etymologisch nichts miteinander zu tun haben.

Na ja, ob Chakren oder Runen, Fakt ist, dass es bei spezifischen Ideen, Vokabeln und Schwingungen immer auf das energetische Verwenden ankommt. Genau deswegen kann man erst einmal sagen, dass, wenn man mit den Runen arbeiten will, die Wirkungen dieser Symbole sich primär auf die Intension des magischen Menschen beziehen, d. h., die Runen können als Segen, aber auch als Fluch verstanden werden. Sie können erschaffen, sie können vernichten, sie können geben, sie können nehmen – sie sind dual. Doch auch wenn sie in eine duale Arbeitsweise eingeflochten werden können, sind sie weder LICHT / GUT noch SCHATTEN / BÖSE. Es sind Werkzeuge, die man im magischen Sinne führen kann.

Bei all den ganzen Überlegungen, Ideen, Meinungen, Forschungen und auch Fakten und Tatsachen, muss dennoch stets der Gedanke forciert werden, dass die Runen erst einmal als Schrift begriffen werden. Da eine Schrift aber gleichzeitig auch immer Symbole, Glyphen und Energieträger beinhaltet, muss das Gedankengut, in Bezug auf die Runen, individuell erweitert werden. Durch den Umstand, dass Runen auch eigenständige Energieträger sind, wird automatisch eine Verknüpfung entstehen, eine Verknüpfung zu allen erdenklichen Bereichen der Magie, da es hier eben um die Energiearbeit geht. So findet man Zugänge zu Ritualen, divinatorischen Arbeiten, Initiationen und Transformationen, wodurch man sich selbst zu Evolution aufschwingen kann – mit und durch die Runen. Gut, wenn man die Runen erst einmal aus einem historischen Blickwinkel betrachten will, waren die Runen im Norden Europas recht weit verbreitet, da sie bei vielen mitteleuropäischen und nordeuropäischen bzw. skandinavischen Stämmen in einem deutlich frequentierten Gebrauch waren. Dennoch darf man die Runen nicht 1:1 mit der Verwendung des heutigen Alphabetes assoziieren. Die Runen waren nie für die alltägliche Korrespondenz geschaffen, sodass man mal eben in der „Dorftageszeitung“ seine Runenzeitung kauft, um zu erfahren, was so im Umland los ist. Nein, die Runen müssen als Sammelbegriffe und Sammelwerkzeuge gesehen und verstanden werden, was sich nicht nur auf die jeweilige energetische Verwendung bzw. Möglichkeit bezieht, sondern auch auf die verschiedenen Runen-Reihen, die man als Futhark oder Fuþark bezeichnet. Futhark? Aha! Ein Runenwort, ja? Und was heißt das? Nun, „Futhark“ ist eigentlich kein Wort, sondern einfach nur die Aneinanderreihung der ersten sechs Runen. Es sind die jeweiligen Lautwerte der Runen Fehu, Uruz, Thurisaz / þurisaz, Ansuz, Raidho und Kenaz. Hierbei muss man aber auch wieder sofort sagen, dass sich die Runenreihen eben auch immer auf verschiedene Epochen und Landstriche bezogen haben, bzw. beziehen, sodass hier eben nordische, skandinavische und europäische Breiten unterschieden werden müssen. Wie immer, wenn sich Kulturen, Ideen, Menschen und ganze Landstriche im Spiel der Transformation und der Evolution befinden, veränderten sich im Laufe der verschiedenen Epochen die Runen.

Deswegen kann man die Runen auf der einen Seite als reine Buchstaben sehen, man kann sie aber auch als magische Glyphen deuten, als Energieträger, als Schutz- oder Angriffssymbole, als Unterstützungskräfte aller Art und auch als Hilfsmittel bei Zahlenwerte. Dennoch muss man jedes Mal daran denken, dass die Schnelllebigkeit der Informationen, so wie sie heutzutage überall existiert, noch vor 150 Jahren ganz anders aussah. Wenn man dann noch weiter zurück will, um genau zu sein, in die „Zeit der Runen“, muss man verstehen, dass es doch sehr unterschiedliche Runen gab, die sich auch immer auf zeitlich und regional bedingte Gesetzmäßigkeiten bezogen, und eine sehr hohe Individualität besaßen. Die Runen hatten schon immer einen magischen Touch, sodass sie eher als religiöse und magische Symbole und Glyphen verstanden wurden, und im Großen und Ganzen nicht direkt in die Alltagssprache der damaligen Zeit und der jeweiligen Landstriche Einzug hielten. Gut, hier muss man kurz erwähnen, dass es doch eine kurze Phase im hochmittelalterlichen Skandinavien gab, da hier die Runen stärker in den Alltag eingeflochten wurden.

Runen! Wenn man sich auf die Reise durch die verschiedenen Kulturen, Landstriche, Epochen und Paradigmen der Runenverwendung begibt, wird man klar und deutlich feststellen, dass die Runen über große Teile Mittel- und Nordeuropa verbreitet waren. Hier kann man erst einmal mit Bestimmtheit sagen, dass die Runen im Zeitraum der Jahre 200 bis 1400 der aktuellen Zeitrechnung doch eine recht starke Frequentierung besaßen. Doch auch wenn es sich hier um einen Zeitabschnitt von ca. 1200 Jahren handelt, muss man dennoch sagen, dass dies keinen Gigantismus hervorbrachte. Fakt ist, dass die Runen Stück für Stück in ihren Verwendungen geschmälert wurden. Hierbei ist es sogar egal, ob man die Runen nun als Schriftzeichen oder als magische Symbole deuten will. Nun, dies hat wiederum mit der voranschreitenden Christianisierung und der Verbreitung des lateinischen Alphabetes zu tun, denn genau hierdurch wurden die Runen Stück für Stück ersetzt bzw. abgelöst. Werbung ist eben alles, wie auch ein stetiges Verbreiten, Beharren und Missionieren, sodass das Christentum und die lateinische Schrift wuchsen und wuchsen. Wenn man sich die 1200 Jahre der Runen anschaut, dann findet man ganze Reihen von Runeninschriften. So existieren allein in Skandinavien weit über 6500 Runeninschriften, sodass es hier genug Forschungsmaterial gibt, um in die Runologie tief einzutauchen.

Runologie, die Lehre der Runen. Was will man da eigentlich erforschen? Das Leben in der Vergangenheit? Die magische Wirkweise? Nun, die Runologie bezieht sich auf die kulturellen, etymologischen aber auch philosophischen Sichtweisen und Disziplinen der Germanistik und der Skandinavistik. Ursprünge, Entwicklung, Verwendung und auch Verehrung zeigen Blickwinkel und ganze „Fenster“ in die Vergangenheit.



Wenn man sich jetzt einmal das Wort „Runen“ aus einem etymologischen Blickwinkel anschaut, muss man erst einmal deutlich klarstellen, dass dieser Begriff relativ neu ist, wenn man sich auf andere klassische, magische Vokabeln beziehen will. Die Bezeichnung „Rune“ kommt aus dem Hochdeutschen und wird erst einmal unter der Bedeutung eines besonderen Schriftzeichens verstanden. Hierbei muss aber auch sofort erwähnt werden, dass es nicht zu 100% feststeht, auf welche Wortwurzel sich der Begriff „Rune“ bezieht. Hier ist es möglich, dass sich das Wort „Rune“ auf alte Stammessprachen bezieht, wobei hier manchmal vom urgermanischen ausgegangen wird, welches jedoch im mythologischen und ethnologischen Sinne falsch ist, da es niemals DIE Germanen gab. Man könnte also auch sagen, dass es sich auf das Urnordische oder auf das Urdeutsche bezieht, was in diesem Kontext aber auch unkorrekt wäre. Es gab niemals DIE Germanen, denn es waren alles verschiedene Volksstämme und Gruppierungen, die ausschließlich von den Römern unter dem Sammelbegriff „die Germanen“ zusammengefasst wurden. Dennoch handelt es sich bei dem Wort „Runen“ um eine Begrifflichkeit, die in Mittel- und Nordeuropa verwendet wurde. In diesem Buch werde ich immer wieder versuchen, verschiedene Blickwinkel zu präsentieren, was sich auch darauf beziehen wird, wo die Runen herkommen, was das Wort „Rune“ bedeutet, und welche möglichen Übersetzungen sinnvoll sind. Einer dieser Blickwinkel bezieht sich darauf, dass das Wort „Rune“ mit dem Begriff „run“ bzw. „runa“ zusammensteht, was so viel wie „raunen“ oder „Geraune“ bedeuten soll. Ein anderer Blickwinkel geht aber davon aus, dass hier eine Verbindung zu einer Übersetzung existiert, die eben nicht „raunen“ bedeutet, sondern eher einen „verbalen Brückenschlag“ zum Wort „Geheimnis“ bringt. Gleichzeitig gibt es aber auch Hinweise darauf, dass das Wort „run“ eher mit „einritzen“ oder „Einritzung“ übersetzt werden kann. Dies sind aber alles eher Meinungen, Annahmen, Mutmaßungen, Wahrscheinlichkeiten und Vermutungen, sodass man im Grunde „nur“ sagen kann, dass das heutige Wort „Rune“ eine Entlehnung aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts ist und sich auf das dänische Wort „Rune“ bezieht, welches in der Übersetzung „Buchstabe“ oder „Schriftzeichen“ bedeutet. Doch die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts ist schon zu jung und im Grunde ca. 150 Jahre nach dem Verschwinden der Runen einzuordnen. Dies alles ist ein sehr großes Problem, wenn es um eine vernünftige Einordnung, vernünftige Übersetzung, vernünftige Verwendung und natürlich auch vernünftige magische Betrachtung geht. Doch muss man immer vernünftig sein? Wenn es um die Magie und um die Selbstevolution geht, sollte die Antwort „JA!“ lauten. Wenn man sich die ganzen Übersetzungen, Aufzeichnungen, Möglichkeiten und Ideen anschaut, kommt man sehr schnell zu dem Ergebnis, dass hier die Aufzeichnungen nicht vollständig sind, sodass man im Endeffekt auch nicht mit 100%iger Sicherheit sagen kann, woher die Runen kamen, wer sie erfunden hat und wo die Wurzeln der Runen zu finden sind.

In diesem Fall kann man vielleicht einfach den Glauben haben, dass die Runen wirklich aus Asgard kamen. Dies ist historisch natürlich nicht befriedigend, sodass man heutzutage vermutet, dass die Runen NICHT unabhängig entstanden sind, und im gleichen Atemzug auch NICHT als „fertige Buchstaben“ übernommen worden sind. So liegt die Vermutung recht nahe, dass hier ein Mix vorhanden war, und dass es irgendwelche Vorbilder gab. Diese Vorbilder waren – nach einigen Vermutungen und Überlegungen – in den südeuropäischen Schriften zu finden, wozu natürlich auch Griechisch und Latein gehörten. Da sich diese Schriften aber auch wieder aus dem Phönizischen entwickelt haben, welches sich aus dem Babylonischen und letztlich aus der sumerischen Keilschrift entwickelt hat, kann man hier keinen echten „Erschaffer“ ohne Weiteres benennen, es sei denn, man will auch hier wieder die Sumerer, die nicht nur als Kulturbringer zu verstehen sind, sondern auch als kosmische Magier, den Vortritt lassen, sodass auch sie letztlich die Runen erschaffen oder zumindest die Wurzeln gelegt haben.

Wo auch immer die Runen letztlich herkommen, wer sie auch immer erfunden hat, wer sie inspiriert hat, und ob sie eher terrestrische oder kosmische Wurzeln haben, Fakt ist, dass man mit diesen Werkzeugen wahrhaft Großes bewirken kann. In der heutigen Zeit geht es primär darum, dass mit den Runen divinatorisch gearbeitet wird. Dies ist auch ohne Weiteres möglich, denn die Runen bilden hier ein entsprechendes Spektrum ab, sodass man in alle Bereiche des Lebens ohne Weiteres eindringen kann. Wenn man sich also wahrlich nur um die divinatorische Arbeit, in Bezug auf die Runen, bemühen will, dann ist es vollkommen ausreichend, dass man die Grundschwingungen der Runen kennt, und diese lesen kann. Das Lesen bezieht sich in diesem Kontext aber nicht auf irgendwelche besonderen Schriftarten, auf Schriftformen oder auf historische Darstellungen, wie man sie auf Runensteinen finden kann, nein, es geht einfach nur darum, dass man die Runen vernünftig identifizieren kann, um so eine Bedeutung zu generieren. Runen vernünftig identifizieren und eine Deutung generieren??! Wurde das früher eigentlich auch so gemacht? Nun, man kann fest davon ausgehen, dass die Runen schon immer für divinatorische Zwecke verwendet wurden, wobei man hier gleichzeitig aber auch erwähnen muss, dass diese besondere Verwendung der Runen stets von einer kleinen Elite vollzogen wurde, da es in der damaligen Zeit relativ wenige Schreiber gab, bzw. Adlige, die lesen und schreiben konnten. So kann dies als Indiz verwendet werden, dass die Runenschrift sich daher auch später nie zu einer Buch- und Urkundenschrift entwickelte, da das lateinische Alphabet mehr und mehr Fuß fasste und durch die christlichen Mönche und Ordensschreiber auch eine sehr große Verbreitung erfuhr. In diesem Kontext muss man auch immer daran denken, wie die Adligen mit ihren Untergebenen meist umgegangen sind.



Wenn in diesem Kontext Priester bzw. die Kirche selbst, der normalen Landbevölkerung wohlwollend gegenüberstanden, die Adligen aber eher darauf aus waren, erwirtschaftete Waren in Form von Steuern zu kassieren, so ist es nicht verwunderlich, dass die Christianisierung relativ einfach war. Selbstverständlich wendet man sich denen zu, die eine gewisse Großzügigkeit besitzen. So wurden nach aktuellen Kenntnissen niemals so weite Bereiche der Alltagskommunikation von den Runen umschlossen, wie es die lateinische Schrift später übernahm. Da auch die Literatur, die Liturgie, die Geschichte und das Recht primär mündlich weiter gegeben wurden, hatten die Runen „keine Zeit“ sich gegen die lateinischen Buchstaben durchzusetzen. In diesem Kontext muss man sich auch noch mal darauf besinnen, das Papier bzw. Papyrus nicht immer einfach zu generieren war, da auch hier die jeweiligen Witterungsverhältnisse eine wichtige Rolle spielen. Runen wurden deshalb als heilige und magische Symbole angesehen und vor allem für Inschriften zum Gedenken an Verstorbene oder an besondere Ereignisse in die Umgebung des jeweiligen Ortes graviert. Holz oder auch Stein ist deutlich langlebiger als Papier. Auch für Weihezwecke oder zur Verzierung von Gegenständen wurde die Runenschrift gern verwendet. Weiterhin war es aber die Priesterkaste, die die Runenzeichen in magisch-religiösen Praktiken verwendeten, sodass auch hier wieder die normale Landbevölkerung, die einen täglichen Kampf des Überlebens ausfochten, keine große Zeit hatten, sich mit den Runen zu befassen und diese zu lernen. Natürlich gab es schon immer Menschen, die klare Besonderheiten darstellten, sei es nun Künstler, Architekten, Krieger oder einfach geborener Anführer. Diese kannten die Runen, sie wussten um die Runen, und sie verwendeten auch die Runen. Die Runen wurden als ein fester Bestandteil unter den Begrifflichkeiten "Galdrar oder Seidr/Seid" verstanden. Hiermit ist ein Gesang gemeint, um die Kraft einer Rune zu beschwören. Dies führte im weiteren Verlauf auch zur Praxis, dass die Runen in Talismane und Schutzamulette graviert/geritzt wurden, welche dann getragen wurden – ähnlich wie heute. Natürlich wurde dieser Runengesang auch verwendet, wenn es um eine divinatorische Verwendung ging.

Wenn man sich mit den Runen beschäftigt, wird man sich am Anfang auch immer mit der gesprochenen Magie beschäftigen müssen, mit der Macht der Klänge, mit den Möglichkeiten, die das gesprochene Wort beinhaltet. Gerade bei den Runen wird man verschiedene Möglichkeiten finden, Möglichkeiten, die sich auch auf verschiedene Runenreihen beziehen. Im Laufe der ganzen Jahre, im Laufe von kulturellen Entwicklungen, im Laufe von Individualisierung wurden verschiedene Runenreihen ersonnen, verwendet, geschmälert, erweitert und magisch forciert. Bei einigen Runenreihen muss man genauer hinschauen, bei anderen Runenreihen ist der Unterschied mehr als nur klar zu sehen. Bevor ich mich jetzt tiefer in das Gebiet der Runen begeben will, will ich erst einmal unkommentiert die verschiedenen Runenreihen abdrucken.



Hierdurch kann man erst einmal eine Übersicht kreieren, kann sich selbst die Frage beantworten, wie sympathisch oder unsympathisch einige Runenreihen sind, und man kann nach Gleichheiten und Unterschieden suchen, sodass man hier die erste sympathiemagische Verknüpfung aus seinem Inneren heraus startet.

Der ältere Futhark 24 er :


Der JÜNGERE Futhark 16 er :




Der Anglo-Friesische Futhark 28er:


Der Anglo-Friesische Futhark 34 e r :


Durch die verschiedenen Reihen der Runen sieht man sehr deutlich, dass es hier und da unterschiedliche Ausprägungen gibt. Nun ja, dies findet man aber auch bei anderen Alphabeten, Schriftnomenklaturen, Buchstaben, Symbolen und Glyphen. Wenn man sich die Runen unter dem Gesichtspunkt einer Schrift anschaut, muss man erst einmal ganz klar sagen, dass die Runen hier ein universelles Kommunikationsmittel darstellen, welches jedoch individuell und vollkommen autark genutzt werden kann. Um etwas Universelles zu nutzen, muss dieses „Etwas“ eine gewisse Bandbreite besitzen. Wenn man sich die verschiedenen Runenreihen anschaut, findet man Minimum 16 verschiedene Zeichen, Maximum 34 verschiedene Zeichen. Wie die Bezeichnungen der verschiedenen Runenreihen nahelegen, ist das Futhark, welches 24 Symbole bzw. Runen beinhaltet, und auch als das ältere Futhark bezeichnet wird, der absolute Klassiker. Um Informationen weit zu verbreiten, ist die Schrift absolut essenziell. Dies gilt natürlich auch für die Runen, wobei man hier gleichzeitig aber auch sagen muss, dass die Verbreitung nicht so groß war, wie es andere Alphabete, Symboliken oder Sprachen geschafft haben. Doch es ist immer wieder sehr spannend, wenn eine schriftliche Manifestierung erscheint, in verschiedenen Stammeskulturen, die primär das vergängliche gesprochene Wort forciert haben. Alles wurde von Mund zu Mund, von Geist zu Geist, von Bewusstsein zu Bewusstsein weitergegeben. Nur wenig wurde niedergeschrieben. Dass sich hierdurch sehr viele Verluste ereignen können, dürfte jedem klar sein. Daher ist es von kultureller Bedeutung, dass Informationen so konserviert werden, dass sie die Zeiten, die Äonen überdauern. Im magischen Kontext könnte man jetzt natürlich sagen, dass sowieso alle Informationen in der sogenannten Akashachronik, im geistigen Äther, im Weltengedächtnis, im kollektiven Unterbewusstsein, gespeichert sind. Doch der Zugriff auf diesen Wissensspeicher ist absolut individuell. Für naturwissenschaftliche Analysen ist diese Chronik ungeeignet. Für naturwissenschaftliche Analysen muss etwas Greifbares existieren, etwas Dinghaftes, sodass man es nicht nur anfassen, sondern auch begreifen kann. Dieses Begreifen bedeutet letztlich auch, dass man es untersuchen, erkennen, verstehen, verifizieren und letztendlich auch anwenden kann. Die Anwendung ist hier das Alpha und das Omega - oder, wenn man so will, das Fehu und das Othala. Eine Schrift ermöglicht wahrlich eine Erinnerung an die Geschichte, da das geschriebene Wort deutlich langlebiger ist, als das rein gesprochene Wort. Doch ob es nun ein geschriebenes, oder ein gesprochenes Wort ist, welches sich kulturell durchsetzt, kommt auch immer auf die jeweiligen Menschen, auf deren Umfeld, auf deren Gesinnung, auf deren Religion und auf das jeweilige Pantheon an. Welche Götter haben sie verehrt? Wie haben Sie diese Götter verehrt? Welche Eigenschaften hatten die Götter? Ging es um Kunst, um Schrift, um Symboliken? Oder ging es um Kampf, Fruchtbarkeit und Expansion?



Eine Festschriftsicherung einer jeglichen Sprache, bildet die Möglichkeit, traditionsstiftend zu sein, wodurch sich auch eine Tradition erhalten lässt. Traditionen sind im kulturellen Belangen erneut das Alpha und das Omega, das Fehu und das Othala.

Die Runenreihen bzw. die Runenalphabete, die es gibt, beziehen sich neben den verschiedenen Zeiten, natürlich auch auf einen kulturellen Gebrauch. Hierbei muss man die Bandbreite abdecken, die zwischen den Jahren 200 und 1400 existierte. So wurden die verschiedenen Runenreihen, bzw. die jeweiligen Symbole, nach und nach entworfen, sodass man auch hier wieder sagen kann, dass das ältere Futhark der Ursprung war, die Grundidee, das Fundament, auf dem neue Ideen aufgebaut wurden. Wenn man sich die verschiedenen Funde anschaut, dann sind die sogenannten Bryggen-Inschriften sehr interessant, da es sich hierbei um einen Fund handelt, der ca. 670 Runenfundstücke beinhaltet, die meisten auf Kiefernholz, einige aber auch auf Knochen, die für die Nachwelt erhalten sind. Erst im Jahr 1955 wurde dieser Fund gemacht, und zeigte sehr deutlich, dass die Runen auch im Alltag verwendet wurden, da diese 670 Runenfundstücke einen alltäglichen Gebrauch der Runen zeigten, wobei hier auch Alltagsgebete und christliche Aussagen zu finden sind. Die christlichen Bezüge tendieren daher, dass diese Funde offensichtlich aus dem 14. Jahrhundert stammen, sodass hier auf der einen Seite die Christianisierung sehr klar fortgeschritten war, auf der anderen Seite sich das lateinische Alphabet aber offensichtlich nicht so stark durchgesetzt hat, wie die ursprünglichen Runen. Zwar wurden die meisten Runeninschriften als eine Art Kennzeichnung von Eigentum verwendet, sodass hier Inschriften gefunden wurden, die die Besitzverhältnisse von Gegenständen klärten, doch zeigt dies, dass der Alltag und die Runen deutlich harmonisiert haben. Es gibt aber auch längere Mitteilungen, die man als Geschäftsbriefe bzw. auch als Bestellungen verstehen kann, und natürlich die besagten religiösen Inschriften, die sich auf lateinische Sprüche beziehen, jedoch in Form der Runen niedergeschrieben wurden. Doch Runeninschriften wurden in diesem Kontext auch in andere Hölzer eingebracht, wobei leider vieles verloren gegangen ist. Man kann fest davon ausgehen, dass auch das eigene Heim zum Teil mit den Runen geschmückt wurde, so wie es auch im Mittelalter in Bezug auf die lateinischen Buchstaben der Fall war. Dadurch, dass die Runen jedoch nicht so einfach zu lesen sind wie die lateinischen Buchstaben, haben die Runen selbstverständlich die Fantasie von den Menschen immer beflügelt, da sie doch irgendetwas Magisches an sich und in sich haben. Dieses magische Denken wurde natürlich dadurch unterstützt, dass in der Edda berichtet wird, dass Odin die Runen durch ein freiwilliges Opfer und durch die Gnade der oberen Ebenen erhalten hat. Hierdurch erhält sofort die Runenmagie etwas Göttliches, sodass hier ein großes Machtwerkzeug existiert. Doch oft ist Fantasie eben nur Fantasie, denn wenn man eine Inschrift nicht wirklich versteht, sollte man sie nicht sofort als magische Anrufung oder magische Formel interpretieren.

Oft genug sind die Runen einfach nur verwendet worden, um zu beschreiben, wem der Kamm gehört, wem die Umhangschließe gehört oder wem andere Alltagsgegenstände gehören. Dies gilt auch für die sogenannten „Geheimrunen“ die manchmal aus Platzgründen zusammengefasst wurden, da hierdurch Abkürzungen, Umstrukturierungen oder Einschränkungen umgangen wurden bzw. forciert wurden – wenn es darum ging, Platz zu sparen. Zwar sind diese „Geheimrunen“ interessant, doch sind sie nicht so geheim, dass man sie nicht lösen kann. In Bezug auf die Geheimrunen muss man auch immer wieder berücksichtigen, dass das menschliche Ego nicht vergessen werden darf, denn oft genug wurden die Geheimrunen einfach nur deswegen verwendet, um zu zeigen, dass man es kann, und dass man intellektuell nicht so dumm ist wie sein Umfeld. In Bezug auf die Geheimrunen wird es aber im Kapitel „Magische und profane Runeninschriften“ ausführliche Informationen geben.

Doch wenn es um das Ego des Menschen geht, kann man ein ähnliches Phänomen auch im Bereich des Futharks erkennen, gerade dann, wenn es heißt, dass einige Menschen einen Futhark abgeleitet haben, der aus 18 Runen besteht, da sich dieser speziell auf die Edda bezieht. Es ist zwar richtig, dass sich insgesamt 18 Strophen in der Edda direkt auf Runen beziehen, doch ist es eine einfache Erfindung, die mittlerweile klar und deutlich widerlegt ist, dass es einen Futhark aus 18 Runen gibt. Dies ist falsch. Es ist der sogenannte Armanen-Futhark, der von dem Menschen Guido von List (1848 – 1919) erfunden wurde. Es ist nicht ganz klar zu sagen, warum diese Runen wirklich erfunden wurden. Vielleicht lag es wirklich daran, dass die Idee geboren wurde, dass die 18 Runen, die jeweils eine Strophe in der Edda haben, etwas Besonderes sind, sodass es eigentlich nur 18 Runen sein sollen. Man könnte auch die Verschwörungstheorie aufgreifen, dass in der Zahl 18 dreimal die Sechs ist, sodass man hier eine wilde satanische Verschwörung sieht – was im Übrigen vollkommener Quatsch ist. Die Reihe des Armanen-Futharks hat eine sehr lockere Verbindung zu dem jüngeren Futhark, auch wenn es in der Literatur von Guido von List heißt, dass diese 18ner-Reihe uralt ist, und von den sogenannten Ariogermanen schon immer verwendet wurden. In anderen Ausführungen beschrieb Guido von List, dass er diese 18ner Reihe auch in einem Channeling erfuhr, was im Kontext der Magie vollkommen in Ordnung ist, wenn man dies auch entsprechend verkündet und klar und deutlich macht, dass diese Runenreihe eine eigene, persönliche Runenreihe ist, die auf das eigene Arbeiten zugeschnitten ist, sodass hier jeder Mensch seine eigene Runenreihe kreieren kann, vielleicht sogar kreieren muss. Es ist nicht überraschend, dass die Schriften von Guido von List im Bereich des Nationalsozialismus gern angenommen waren, gerade dann, als es machtpolitisch angesagt war, sich mit den Runen zu befassen. So wurde diese egobelastete Idee weiter geschürt, literarisch umgesetzt und im Rahmen der Propaganda auch literarisch gefestigt.

Doch auch wenn die 18 Runen, einer 18ner-Reihe, sich literarisch gefestigt haben, gab es sie historisch nie. Es ist einfach eine erfundene Sache, es ist faktisch einfach falsch – Ariosophie und Armanen-Futhark hin oder her! Da es aber immer wieder in Büchern auftaucht und man es in diesem Kontext aus Gründen der Vollständigkeit und der historischen Korrektheit KLAR und DEUTLICH nennen muss (nämlich, dass es falsch und erfunden ist), will ich hier das Armanen-Futhark abbilden:


Zum Glück ist es aber die einzige Runenreihe, die frei erfunden ist, und die sich hartnäckig in der Literatur hält. Gut, sie wird immer wieder in der Literatur aufgeführt, so wie auch von mir, um ganz einfach den Hinweis zu geben, dass diese Runenreihe historisch nicht existent ist. Anders sieht es da aus mit dem älteren Futhark, mit dem jüngeren Futhark oder mit den angelsächsischen Futhark(en). Klassisch wird meistens mit dem älteren Futhark gearbeitet, welches in dieser Form auf dem Kylverstein zu finden ist, und hierdurch auch als erste Runenreihe akzeptiert wurde, da alle anderen Funde nicht eine vollständige Reihe mit allen 24 Zeichen ergaben. Die Forschung geht heutzutage davon aus, dass dieser Futhark bis zum Jahr 750 in etwa von allen Stämmen und Gemeinschaften, die die Runen verwendet haben, genutzt wurden. Doch mit der Zeit wurde es dann notwendig, dass das Futhark überarbeitet wurde, da letztlich die Bevölkerung wuchs, Völkerwanderungen bzw. Auswanderung vollzogen wurden, sodass auch die Runen sich mehr und mehr ausbreiteten. In diesem Kontext muss das angelsächsische Futhark gesehen werden, welches in zwei verschiedenen Varianten existiert. Zwar findet man das angelsächsische Futhark auch schon mit Inschriften bzw. mit Runen vor, die sich auf das 5. bis auf das 11. Jahrhunderts beziffern lassen, doch war es in den Anfangsjahren nicht so populär wie das ältere Futhark. Dies veränderte sich dann mit der Zeit, da hier eben neue Runen bzw. neue Laute bzw. eine neue Phonemik eingeführt wurde. Hier ging es um Umlaute, sodass hier die Kombinationen æ und œ, aber auch y einen Ausdruck fanden.

Wie man an dieser Runenreihe sehen kann, müsste man, wenn man es sehr streng nennt, diese Reihe nicht Futhark, sondern Futhork nennen, da die Rune für den Ausdruck „A“ durch eine Rune ersetzt wurde, die den Ausdruck „O“ erhielt. Da auch dieses Futhork in Friesland verwendet wurde, wird es eben als „Anglo-Friesisches Futhork / Futhark bezeichnet.

------

Doch wie schon zuvor, stand die Entwicklung, die Ausbreitung der Völker, die Kommunikation und die Lebendigkeit der Runen nicht still, sodass ein weiteres Futhark entstand, ein Futhark, welches nur noch aus 16 Zeichen bestand, und als jüngeres Futhark betitelt ist. Letztlich ist das jüngere Futhark auch wieder als eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Runenreihe, also des älteren Futharks, zu sehen, wobei hier bewusst die Zeichenzahl auf 16 reduziert wurde. Hierdurch bekam eine Rune die Aufgabe verschiedene Laute wiederzugeben, sodass hier Kombinationen verwendet wurden. Dies ist nicht immer einfach bzw. praktisch umzusetzen, sodass im zehnten Jahrhundert eine Punktierung vollzogen wurde – dies erinnert ein wenig an die hebräische Sprache bzw. an das hebräische Alphabet – wodurch die Betonung hervorgehoben wurde. Da das jüngere Futhark sehr stark über die sogenannte Wikingerzeit verwendet und verbreitet wurde, sind sehr viele der gefundenen Runeninschriften im Stil des jüngeren Futharks niedergeschrieben.




Doch bei allen Runenreihen muss man immer bedenken, dass die einzelnen Stämme, Sippen, Gemeinschaften und letztlich auch Völker eine besondere Individualität an den Tag legten. So kann man davon ausgehen, dass es viele, sehr individuelle Runenreihen gab, die jeweils auf die aktuelle Situation der Bevölkerung angepasst wurde. Dass hier natürlich nicht jedes Jahr ein neuer Futhark entstand, dürfte klar und logisch sein. Doch man darf auch nicht die Flexibilität und die Intelligenz der damaligen Bevölkerung verachten, sodass hier auch andere Runenreihen in die Existenz gerufen wurden.

Wenn man sich die verschiedenen Kulturen der Menschen anschaut, egal ob es nun die Kulturen des Nordens, des Ostens, des Südens oder des Westens sind, findet man sehr oft den Grundgedanken, dass die Schrift von den göttlichen Wesen der jeweiligen Kultur ersonnen wurde. Zwar sind es nicht immer rein göttliche Wesen, doch sind es zumindest Schwingungen aus dem feinstofflichen Bereich, die nicht aus der Materie kommen. In diesem Kontext könnte man ohne Weiteres sagen, dass es wahrlich Götter sind, doch sind hier und da Religionen vorhanden, die jedoch feine Unterschiede treffen. Die Sumerer sind hier primär zu nennen. Und die Runen? Nun, die Runen stammen von den Göttern. So zumindest die Legende, die Geschichte, die Sage. Speziell geht es hier natürlich um die Edda! Die Edda – ja, dieses uralte, mystische und magische Buch der Bücher, welches von den uralten Runenmeistern handschriftlich geschaffen wurde, oder? Nein, nicht ganz! Dann doch aber sicherlich ein wahrlich kultureller Schatz der nordischen Religion, des nordischen Pantheons, verfasst von den Meistern, die den Weltenbaum Yggdrasil auf allen Ebenen bereist haben, oder? Nein, auch nicht wirklich. Die Edda ist ein relativ junges Werk, welches im 13. Jahrhundert im Rahmen der Christianisierung Islands verfasst wurde. Man kann ganz klar sagen, dass es sich um eine Aufzeichnung handelt, die von Christen geschaffen wurde. Auf der einen Seite ist dies gut, auf der anderen Seite bringt dies aber einen Beigeschmack, bei dem irgendwie die Wörter „Germanen“ und „Kelten“ mitschwingen. Germanen? Kelten? Nun, es gab niemals die Germanen, es gab auch niemals die Kelten, denn es waren alles Volksstämme. Die Römer, die Eroberer, haben die jeweiligen Volksstämme unter Sammelbegriffen zusammengestellt. Natürlich haben die Römer sehr viel aufgeschrieben, und aus einem kulturellen Blickwinkel ist dies auch sehr wertvoll, doch werden die Römer, genauso wie die Christen, ihren eigenen Blickwinkel besessen haben, der definitiv nicht wertneutral war. Daher muss man sagen, dass sehr viele Aufzeichnungen kulturell und geschichtlich gefärbt sind. Sie sind gefärbt von Eroberern, von Reformierern, die ihren eigenen Glauben verbreiten wollten, da sie von diesem felsenfest überzeugt waren. So ist die Edda also kein perfektes Werk, welches das nordische Pantheon, die nordische Kultur wiedergibt. Dennoch ist es ein Werk, auf welches sich die heutige Wissenschaft stützt, genauso wie viele magische Gemeinschaften. Hier einmal ein kleines Dilemma.

Will man nun der Edda glauben oder will man selbst auf Forschungsreise gehen, um vielleicht doch in den Tiefen des Geistes, in den Weiten des Äthers, in den Breiten der Akashachronik zu forschen und zu lesen? Eine Frage, die jeder sich selbst beantworten muss. Wie gesagt, das Lesen im Weltengedächtnis, im Weltengeist, im Weltenäther ist stets individuell. In diesem Kontext könnte man auch einfach sagen, reise über den Weltenbaum Yggdrasil, besuche Odin und frage ihn von Angesicht zu Angesicht. Unterhalte dich mit Thor, unterhalte dich mit Freya, besuche die Wanen und schau, wie diese lebten, leben und leben werden, da in den energetischen Breiten alles raum- und zeitlos ist. Oder will man vielleicht doch auf einen kulturellen und materiellen Schatz zurückgreifen, der jedoch eine christliche Färbung besitzt? Die Edda ist wichtig, denn auch wenn sie im 13. Jahrhundert in Island „in der“ Christianisierung verfasst wurde, spiegelt sie dennoch die Götter- und Heldensagen Skandinaviens wider. Wie christlich war denn wahrscheinlich Island zu dieser Zeit? War es von gigantisch vielen christlichen Fundamentalisten überrannt, die überall Kirchenbauten, ja ganze Kathedralen, um dem einen Gott zu huldigen? Nein, nicht ganz!

Heutzutage geht man davon aus, dass Island von den Norwegern – den Menschen die im heutigen Norwegen lebten, also den Skandinaviern, um das Jahr 870 dauerhaft besiedelt wurde. In der Tradition wird der Wikinger Ingólfur Arnarson als der erste Siedler betitelt, der ganz klar ein überzeugter Anhänger der nordischen Religion war, und somit all einen Polytheismus glaubte. Doch von 870 bis zum 13. Jahrhundert fehlen noch ein paar Jahre. Während der Zeit der ersten Besiedlung, sollen sich schon irische Mönche auf Island aufgehalten haben, die jedoch schnell wieder vertrieben wurden. Gleichzeitig sollen aber unter den norwegischen Siedlern auch Personen gewesen sein, die sich bereits mit beiden Religionen, mit dem nordischen Götterpantheon und mit dem Christentum, arrangiert hatten, und hier ein gesundes Miteinander praktizierten. Dies war im christlichen Kontext schon fast Revolutionär. Doch man könnte auch sagen, je rauer die Lebensumstände sind, desto pragmatischer muss die Religion sein. Doch neben den Christen und den Nordmännern gab es auch Menschen, die mit der Religion überhaupt nichts mehr zu tun haben wollten. Sie wurden „Götterlos“ genannt bzw. „Goðlauss“ und lebten ihr Leben weitestgehend ohne religiöse Dogmen. Mit der Zeit, und mit der Gründung eines isländischen Freistaates, diese Gründung wurde etwa um das Jahr 930 vollzogen, nahm die Einflussnahme des Christentums Stück für Stück ab. Die nordische Religion, der Polytheismus in Bezug auf das nordische Pantheon fasste wieder vermehrt Fuß. Aus christlichen Kontext heißt es hier natürlich, dass die Heiden Island zurückerobert haben. Nun ja, Heide bedeutet nichts anderes als naturreligiöser Mensch.



Es wurde in den nächsten Jahren immer wieder versucht, dass Island missioniert werden sollte, doch dies scheiterte immer wieder, was unter anderem daran lag, dass einer der Missionare, mit Namen Þorvaldur Koðránsson, zusammen mit seiner Führungspersönlichkeit, der sächsische Bischof Friedrich, Island wieder verlassen musste, nachdem ein paar Morde auf sein Konto gegangen sind. Nicht wirklich ein perfektes, christliches Aushängeschild. In der Zeit der Jahrtausendwende, kamen weitere Missionare nach Island, wobei diese deutlich darauf drängten, dass das Christentum nun endlich angenommen werden sollte. Es ging sogar so weit, dass der christliche, der getaufte norwegische König damit drohte, alle Isländer in Norwegen töten zu lassen, wenn die Konvertierung nicht langsam vonstattengehen würde. Ja, das Christentum hat schon immer tolle Charaktere hervorgebracht. Zum Glück kam es zu keiner Massentötung, sondern es wurde auf einen Dialog gesetzt, was jedoch zu keiner klaren Positionierung zum Christentum führte. Da aber auch Religionskriege nicht erwünscht waren, wurden jeweils Kompromisse geschaffen, sodass beide Religionen akzeptiert wurden. Der Kompromiss sah jedoch so aus, dass sich alle taufen lassen sollten, dass jedoch der Götterglaube, in Bezug auf das nordische Pantheon, beibehalten werden durfte. Ein Kompromiss eben. So wurde also um das Jahr 1000 herum das Christentum sehr deutlich auf Island installiert. Wenn man jetzt also mindestens 200 Jahre in die Zukunft springt, sodass hier das 13. Jahrhundert seinen zeitlichen Beginn hatte, muss man davon ausgehen, dass auf der einen Seite das Christentum deutlich Fuß gefasst hat, das jedoch immer noch der Glaube an die alten Götter und an das nordische Pantheon existent war. In diesem Rahmen wurde die Edda erschaffen.

Also war die Edda doch nicht so christlich gefärbt, oder? Nun, dies muss Spekulation bleiben. Was bekannt ist, ist der Umstand, dass es verschiedene Werke gibt, die sich die Bezeichnung „Edda“ teilen. Beide wurden im 13. Jahrhundert verfasst, und beide behandeln die skandinavische Götterwelt und deren Helden sagen. Doch auch wenn beide in etwa im gleichen Zeitraum entstanden sind, unterscheiden sie sich. So gibt es einmal die sogenannte „Snorra-Edda“, die sich auf den isländischen Politiker, Dichter und Denker Snorri Sturluson bezieht, da dieser jene Edda verfasst hat. In diesem Kontext wird auch sehr gerne von der sogenannten Prosa-Edda, oder auch von der jüngeren Edda gesprochen, was jedoch nicht ganz richtig ist. Wenn man so will, geht es hier um eine Art Handbuch für die Dichtungen der Skalden, abgeleitet von dem altnordischen Wort „skáld“ bzw. „skæld“, was man einfach mit Dichter übersetzen kann. Es waren also die Dichtungen von Dichtern - was für eine Überraschung. Nun, die Snorra-Edda soll in den Jahren 1220 bis 1225 entstanden sein, während die „zweite Edda“, die eher unter der Bezeichnung „Lieder Edda“ zu finden ist, viel später, wohl um das Jahr 1270 entstanden ist. In diesem Kontext müsste man also die Snorra-Edda viel eher die „ältere Edda“, und nicht die „jüngere Edda“ nennen - sodass es in diesem Kontext sinniger ist, ausschließlich von der Snorra- und der Lieder-Edda zu sprechen.

Beide Schriftstücke besitzen zum Teil identische Sammlungen von Liedern bzw. zitierten Strophen, wobei gleichzeitig auch immer wieder verbindende Textabschnitte existieren, die prosaisch niedergeschrieben wurden. Man kann jedoch davon ausgehen, dass dem Dichter und Politiker Snorri Sturluson die jeweiligen Strophen bekannt waren, was wiederum bedeutet, dass die Lieder-Edda, die zwar viel später als die Snorra-Edda niedergeschrieben wurde, Snorra bekannt war. Da es hier jedoch zeitliche Verwirrungen gibt, wird sehr gerne darauf verzichtet, einen klaren Unterschied zu treffen, sodass man grundsätzlich sagen kann, dass die Edda eine Sammlung ist, die sich auf Lieder, Sagen und Mythen der nordischen Götter bezieht. Die Edda wird als dichterisches Lehrbuch verstanden, welches sich in drei Teile gliedert, wobei die ersten beiden Teile mythologische Sagen und Lieder beinhalten, während der dritte Teil eher ein Strophenverzeichnis ist.

Bei diesen ganzen Zusammenhängen, Möglichkeiten, religiöser Toleranz und letztlich auch der Umstand, dass nirgendwo sonst die Christianisierung so vonstattengegangen ist, wie auf Island, muss man die Edda in einem Licht betrachten, welches die Chance zeigt, dass dieses kulturelle Literaturstück doch nicht so „verchristlicht“ ist, wie viele andere Aufzeichnungen. Man könnte es sogar etwas provokanter formulieren. Die Edda wurde aus einem neutralen Blickwinkel niedergeschrieben, also nach besten Wissen und Gewissen, ohne die Färbung einer Eroberungs- und Unterwerfungsthematik zu besitzen, wie z. B. die Aufzeichnungen der Römer in Bezug auf „die Germanen“ und „die Kelten“. Die Edda ist also ein echter Schatz, der zwar stets mit Sinn und Verstand gedeutet werden muss, dennoch eine ganz klare „Brauchbarkeit“ besitzt. Die Edda ist nicht uralt und auch nicht ein super magisch-mystisches Werk, welches alle Geheimnisse des nordischen Pantheons ohne Umschweife offenbart. Es ist auch kein Channeling, welches von einem Runenmeister erschaffen wurde, der energetisch in Asgard ein und ausging, hierbei Wotan / Odin beriet und stets viel Spaß mit Thor und Loki hatte. Nein, es ist eine kulturelle Sammlung, die in der Zeit der Christianisierung erschaffen wurde, jedoch den Glauben bewahrt, dass hier keine „heidenfeindliche Haltung“ vonseiten der Kirche bzw. der Kirchenvertreter propagiert wird.

Gut, wenn man sich die Edda nun durchliest, findet man verschiedene Passagen, in denen davon gesprochen wird, dass der Gott Wotan / Odin sich selbst in einen Baum gehängt hat, um von den höheren Ebenen initiiert und geweiht zu werden, wodurch er die Runen erhalten hat, somit also die Manifestierung einer Sprache in Form einer Schrift bekommen bzw. erschaffen, bzw. transformiert hat. Im Speziellen geht es hier um das Lied „Die Reden des Hohen“ bzw. die Hávamál (Háv). Es ist eine Sammlung von insgesamt 164 Strophen, die zu der Lieder-Edda gerechnet werden.



Dieses „Lied der Hohen“ bezieht sich primär auf Wotan / Odin. Im Speziellen geht es hier um Ratschläge des Gottes, wobei auch die Runen eine wichtige Rolle spielen. Die Hávamál wird als Teil der Edda verstanden, sodass man auch hier wieder eine inspirierte Schrift oder sogar ein Channeling sehen kann – wenn man dies denn will. Allgemein gilt erst einmal, dass man die Hávamál einfach als „Weisheitsliteratur“ verstehen kann. Man kann in den aktuellen Zeiten der Vernetzung den „Codex Regius“ ohne Weiteres finden und einsehen, sodass ich diesen hier bewusst nicht vollständig abdrucke. Der „Codex Regius“ stammt aus dem 13. Jahrhundert und befindet sich seit dem Jahr 1971 in der Arnamagnäanischen Sammlung, einer Sammlung von essenziellen isländischen Handschriften, die im Jahr 2009 zum UNESCO-Dokumentenerbe erhoben wurden. Wer hier eigene Reisen, Forschungen, Evolutionssprünge machen will, ist auf jeden Fall eingeladen, zwischen den Zeilen des Codex Regius zu schwimmen und tief zu tauchen. Da diese alten, ursprünglichen Texte gemeinfrei sind, wird man hier keine großen Probleme haben. Doch es würde den Rahmen dieses Buches deutlich sprengen, wenn ich hier die jeweiligen Passagen 1:1 wiedergeben würde. Wichtig, und in Bezug auf die Runen, sei gesagt, dass das Hohelied wohl im 10. Jahrhundert bereits bekannt war und als inspirative Quelle verstanden wurde und eigentlich auch immer noch wird.

So wird in der Hávamál berichtet, dass Wotan / Odin sich der Initiation hingab, sich den höheren Energien öffnete und die Runen empfing, wobei er dies schreiend tat. Er opferte in diesem Zusammenhang sich selbst, was bedeutet, dass er sich in den Weltenbaum Yggdrasil hing, sich mit seinem eigenen Speer verwundete, um nach neun Tagen „niederzufahren“ oder auch „hinabzusteigen“, zu den Runen. Dies alles ist natürlich als Synonym zu verwenden, als Metapher, als Sage und als Geschichte. Der Kernpunkt sagt einfach aus, dass man die Weisheiten der höheren Ebenen nicht „einfach so“ erhalten wird! Wotan / Odin wusste dies, denn er war stets auf der Suche nach wahrer Weisheit, Weisheit, die im Inneren zu finden ist. Eine innere Weisheit bedeutet in diesem Kontext auch immer eine Selbsterkenntnis, sodass man weiß WER und WAS man ist. Da die nordischen Götter sehr gerne auch menschlich gesehen wurden, mit einigen Stärken und Schwächen, ist es in diesem Kontext spannend, wie viele Namen Odin hatte – weit über 100! Egal, ob er nun Odin, Wotan, Alföðr, Báleygr, Farmatýr, Gangleri, Grímnir, Hangatýr, Jafnhárr, Kjalarr, Miðvitnis, Ófnir, Saðr, Þekkr, Uðr, Vakr oder Yggir ist, es handelt sich um ein kosmisches Wesen, welches auch auf der Erde wandelte. Bei den ganzen Namen muss man berücksichtigen, WAS ein Name eigentlich ist. Es ist eine Job- oder Tätigkeitsbeschreibung, sodass es eher Titel oder auch Beinamen sind, die Odin / Wotan bzw. Wōđanaz / Wōđinaz trug. Da in den nordgermanischen Sprachen am Anfang des Wortes das „W“ meist stumm war bzw. in der Betonung wegfiel, wurde Wodan / Wotan in der Aussprache zu Odan / Otan bzw. Uthin, denn dieser Name wurde in einer Runenschnitzerei gefunden, die auf ca. 725 n.Chr. datiert ist. Uthin bzw. Uþin ist somit eine weitere Namensvariante.

Im Kontext zur Namensbedeutung bzw. zur Übersetzung, wird primär die Aussage „Raserei“ aber auch „Inspiration“ gewählt, wobei hier die etymologische Korrektheit nicht klar zu fassen ist. Daher sind hier eher „Einschätzungen“ als „Übersetzungen“ zu nennen. Es geht wie immer um Wortsilben des Namens, da Namen eben „Tätigkeitsbeschreibungen“ sind. Odin hat verbreitet die Übersetzungsannahme, dass das Wort „Odin/Wotan“ „rasend“ bedeutet, in Bezug auf Wut, Zorn und eben Raserei. Doch auch eine Art „Anfachen“, ein „Inspirieren“ ist hier zu finden, wenn man sich auf die Silbe „wat“ bezieht. Hinzu kommt eine „geistige Anregung“ in Bezug auf die Silbe u̯ōt, aber auch wieder „aufgebracht“, „reizbar/leidenschaftlich“ oder „inspiriert / beseelt“ in Bezug auf die Silbe „weht“. Hierzu wurde dann eben eine rekonstruierte und protogermanische Grundform des Namens ersonnen, eine Grundform mit dem Klang Wōdanaz. Tja, und da eben die nordische Silbe „wuot“ in der Übersetzung so viel wie „reizbare Bewegung“, „stürmische Gemütserregung“, oder klassisch „Raserei“ bedeuten kann, wovon sich eben auch das Wort „Wut“ ableitet, zeigt, dass dieses göttliche Prinzip nicht wirklich kuschelig war. Spannend wird es, wenn es sich auf das germanische Wort „wōdaz“ bezieht, welches man auch wieder mit „erregt“ aber auch mit „besessen“ übersetzen kann. Zwar ist hier die Besessenheit auf eine wütende Handlung bezogen, doch wenn man davon ausgeht, dass der Kontakt zu den höheren Ebenen auch via Invokation erfolgen kann, also durch das einladen von rein energetischen Prinzipien, die dann den menschlichen Körper als Vehikel oder als Hülle nehmen, diesen also besetzen, ist das Wort „besessen“ wahrlich spannend. Doch wenn man hier einmal die Wut, den Zorn, die Raserei fortnimmt und schaut, was es noch für mögliche Übersetzungen gibt, stößt man auf die Silbe wōþ / wooth, die man mit „Klang“, „Stimme“, „Ton“ „Gesang“ oder einfach „Dichtung“ übersetzen kann. Zu diesem Gesang gesellt sich dann die altnordische Silbe „óðr“, die man wieder mit „Raserei“ bzw. mit „Erregtheit“ übersetzen kann, wie aber auch mit „Dichtung“ bzw. „Liedkunst“. So wird Odin / Wotan bzw. Wōdanaz zu einem Prinzip, welches auf der einen Seite mit Vorsicht zu genießen ist, da er wie ein Sturm rasen kann, der aber auch eine „Dichtkunst“ besitzt, und das Lied des Himmels singen kann. Wahrlich ein magisches Prinzip, ein magisches Konzept, welches aber dennoch stets auf der Suche nach Wissen, Weisheit und Evolution war, ist und sein wird.

Wissen und Weisheit sind in diesem Kontext natürlich auch eine kosmische Gnosis, die auf der einen Seite von den eigenen höheren Anteilen verliehen wird, auf der anderen Seite aber auch vom Kosmos initiatorisch dem jeweiligen Suchenden geschenkt wird. Im Falle des Gottes Odin wurde dies in sehr vielen Sagen, Mythen, Geschichten und Legenden verarbeitet, sodass Odin auch verschiedene Begleiter hatte. Im Kontext auf Wissen und Weisheit sind hier die beiden Raben Hugin und Munin bzw. die beiden Prinzipien „Gedanke“ und „Erinnerung“, bzw. „denken hin / für“ und „denken an“, deutlich zu betiteln.

In eine andere Geschichte heißt es, dass sich der Gott aufmachte, um aus dem Brunnen der Weisheit zu trinken, den sogenannten „Mimirs Brunnen“. Gut, der Brunnen war nicht wirklich ein Brunnen, sondern eher eine Quelle, die sich im mythologischen Sinne am Fuße des Weltenbaums Yggdrasil befand, und vom Riesen Mimir bewacht wurde, da diese Quelle eben Wissen und Weisheit brachte. Am Fuße des Weltenbaumes bedeutet, dass diese Quelle in der Welt Helheim zu finden ist. Bei diesen metaphorischen Geschichten, geht es letztlich um Pfad- oder Seelenreisen, was wiederum bedeutet, dass es hier um außerkörperliche Erfahrungen und spezifische Arbeiten in den anderen Ebenen geht, in der Anderswelt. Odin, der diese verschiedenen Pfadarbeiten unternahm, verwendete diese Reisemöglichkeit, um sich selbst zu evolutionieren. Die Pfadarbeiten dienten in diesem Zusammenhang allen möglichen Unternehmungen, egal, ob es nun eine Suche nach Rat und Tat war, eine Erkundung der Mythologie und Stammesgeschichte oder ob es um die Bereisung der eigenen Seele ging, sodass man zu seinen eigenen Wurzeln reisen konnte, bzw. zu den Wurzeln des Weltenbaumes. Hierfür wurde dann auch die Fachvokabel „Arbeiten mit dem Wurd/Urðr/Wyrd“ verwendet. Der Begriff Wurd/Urðr/Wyrd kann mit „das, was sich wendet“ oder mit „das, was geworden ist“ übersetzt werden. Es ist ein Begriff für das Schicksal und die Möglichkeit, dieses Energiefeld zu bearbeiten. Wenn man so will, besteht hier die Möglichkeit ein „Schmied seines Schicksals“ zu werden. Daher kann eine solche Arbeit auch verwendet werden, um eine energetische Verbindung zu den drei Nornen Urd (Schicksal), Verdandi (das Werdende) und Skuld (Schuld; das, was sein soll) zu erschaffen, um in der energetischen Matrix des Seins – dem Orlog/Ørlœg/Urlag (Orlog/Ørlœg/Urlag; veraltet für Krieg, als Bedeutung eher „Vertragsloser Zustand“) zu agieren. Wenn man so will, ist der Begriff Orlog/Ørlœg/Urlag ein Synonym für die Urquelle, die alles ermöglicht, eine energetische Seins-Matrix, die dem kosmischen Prinzip des Äthers oder der Akasha-Chronik sehr nahe kommt. Unter dieser Prämisse bekommt die Geschichte, dass Odin zum Fuße des Weltenbaumes Yggdrasil reiste, zum Quell des Wissens und der Weisheit, zu Mimirs Brunnen, wieder einen erweiterten und vergrößerten Blickwinkel. In der Geschichte heißt es einfach, dass der Riese Mimir der Hüter dieser Quelle ist, und dass jeder Tropfen, der in diese Quelle eindringt, die Dinge des Seins formt, die Dinge, die waren, die sind und die sein werden. Man könnte auch einfach sagen, dass geplante Ereignisse ganz einfach Wirklichkeit werden, sodass man auch hier wieder die Grundschwingungen der Aussage „Jeder ist seines Schicksals Schmied“ finden kann. Damit Odin nun einen Schluck aus dieser Quelle nehmen darf, muss er wahrlich ein Opfer bringen. Dieses Opfer ist eines seiner beiden Augen. In der Edda wird sich nicht explizit darauf bezogen, ob es jetzt das linke oder das rechte Auge war. Nun, wahrscheinlich war es das Dritte Auge, das Stirnchakra, welches initiatorisch geöffnet wurde. Da jedoch Odin stets mit zwei Augen bzw. mit einem Auge dargestellt wurde, da er ja in menschlicher Form reiste, weichen die Darstellungen voneinander ab.

Sehr oft wird das linke Auge als das geopferte Auge dargestellt, doch auch das rechte Auge wird manchmal als das Auge tituliert, welches Odin opferte. Man kann über die jeweils gewählte Seite herrlich philosophieren, sodass die rechte Seite letztlich von der linken Gehirnhälfte gesteuert wird und die linke Seite von der rechten Gehirnhälfte. Die rechte Seite steht für das Männliche, für die Expansion, für die Sonne und für das Licht, also auch für das Gute, die linke Seite steht für das Weibliche, für die Kontraktion, für den Mond und für den Schatten bzw. für die Finsternis, also für das Dunkle oder das Böse. „Dunkel“ oder „böse“ bedeutet in diesem Kontext aber auch das „Verborgene“, was wiederum einen Kreisschluss zum Wissen und zur Weisheit generiert. Und wenn man vom Weltenbaum Yggdrasil, einfach zum Etz Chajim der Kabbalah wechselt, zum hebräischen Lebensbaum, bestehend aus der Seite der Ordnung, dem Sephiroth und der Seite des Chaos, dem Qlippoth, dann findet man auch hier wieder entsprechende Pole, wobei sich das Wissen und die Weisheit auf den Sephiroth beziehen und durch die Sephiroth (Singular = Sephirah; Plural = Sephiroth) Binah und Chokmah versinnbildlicht werden.

Wissen und Weisheit sind somit die treibenden Energien des Seins, und da es hier um eine energetische Initiation der höheren Ebenen ging, musste Odin ein Opfer bringen. Odin opferte ein Auge, und der Riese Mimir gewährte ihm einen Schluck aus der Quelle. Dass Odin aus dem Gjallarhorn trinken durfte, welches der Riese Mimir führt, um überhaupt aus der Quelle trinken zu können, war seine Belohnung. Gleichzeitig ist aber das Gjallarhorn dem Gott Heimdall zugeordnet, dem Wächter, welches in allen Welten zu hören ist, wenn das Horn geblasen wird. So nahm Odin also einen großen Schluck aus der Quelle und gab sein Auge, welches im mythologischen Kontext nun mit der Quelle verbunden war (bzw. in der Quelle schwamm), wodurch der Gott Odin alles Vergangene, alles Gegenwärtige und auch alles Zukünftige sehen konnte, was wiederum bedeutet, dass Odin alles erkennen konnte, was irgendwie mit der Quelle verbunden war. In diesem Fall kann man die Quelle auch einfach mit der Floskel „ALLES-WAS-IST“ gleichsetzen, was in diesem Kontext bedeutet, dass Odin hierdurch allwissend und allsehend wurde. Kabbalistisch könnte man auch wieder sagen, dass Odin das Wissen (Binah) und die Weisheit (Chokmah) in seinem eigenen Inneren verbunden hat, wodurch er in die All-Wissenheit (Daath, Abgrund, Abyss) schritt. Durch diesen Evolutionssprung wurden weitere Ebenen und Welten eröffnet, was in den Legenden und Sagen dadurch symbolisiert wird, dass nun Odin den Weltenbaum bereiste, sich selbst in die Äste hing, sich mit seinem Speer durchbohrte (in diesem Fall kann der Speer auch einfach als Lichtstrahl verstanden werden, als Sonnenstrahl), um dann neun Tage (also die Anzahl der Welten im Weltenbaum, die Welten ASGARD, ALFHEIM / LJOSSALFHEIM, VANAHEIM, NIFELHEIM, JÖTUNHEIM, MUSPELLSHEIM, Svartalfheim und HELHEIM) lang, seine Initiation zu erleben. Nach dem neunten Tag stieg bzw. fiel er herab und fand die Runen.

Wenn man jetzt wieder zurückkehren will, zu der Tatsache, dass das geschriebene Wort wahre Macht beinhaltet, und sich dann noch einmal die Geschichte von Odin ins Gedächtnis ruft, kommt man nicht drum herum, zu verstehen, wie wertvoll die Runen sind. Das Wertvolle der Runen bezieht sich jedoch auch auf den Umstand, dass die Runen als eine Schrift verstanden werden können, da letztlich die Schrift selbst in allen Kulturen der Menschheit, eine klare Machtposition einnimmt und bestreitet. Alphabete, geschriebene Wörter, komplette Schriften, all dies sind die Bausteine der Macht, wodurch nicht nur Weltreiche entstanden sind, sondern auch ihren Untergang fanden. Hierbei kann die Macht einer Schrift sich direkt auf eine einzelne Person beziehen, gleichzeitig aber auch auf ein ganzes Volk. Das Sprichwort „die Feder ist mächtiger als das Schwert“, ist hier natürlich ein passendes Pendant, da sich eine verschriftlichte Sprache als ein Machtgefüge entpuppen kann, die alles durchdringt. Dies lässt sich einmal im Reiche der politischen Ränke finden, erst recht aber im Bereich der Magie. Wenn eine angesehene, charismatische, geachtete und dazu auch noch magische Persönlichkeit Schriften wahrlich einzusetzen weiß, ist die göttliche Kraft in den einzelnen Buchstaben noch nicht einmal von profanen Menschen wegzudiskutieren. Man kann es auch so darstellen, dass die Buchstaben, gerade in Bezug auf die Runen, von den göttlichen Ebenen gegeben wurden, und jeder Mensch, der in der Lage war, mit diesen Runen zu agieren, sie aufzuschreiben und zu verwenden, direkt von den göttlichen Reichen berührt wurde.

Eine besondere Theatralik kann man natürlich durch die Art und Weise der Gestaltung einer Schrift aufwenden, denn wenn zum Beispiel entsprechende Signalfarben verwendet werden, Rot ist hier natürlich ein passendes Beispiel, dann bekommen die einzelnen Buchstaben, Wörter, Sätze und ganze Geschichten einen erneuten Aufschwung und einen höheren Stellenwert. Dies wurde auch wiederum mit den Runen gemacht, da einige Inschriften rot gefärbt wurden. Wenn man in der heutigen Zeit das Wort „Rune“ in einem normalen Gespräch erwähnt, wissen viele Menschen nichts mit dieser Vokabel anzufangen. Bei manchen wird sofort die Assoziation zum Nationalsozialismus geknüpft, und nur wenige wissen, dass die Runen in Mittel und Nordeuropa eine große Verbreitung hatten. Das Wort „Rune“ wird in der heutigen Zeit meistens als eine Art Symbol oder Schriftzeichen verstanden, welches einen logischen Touch hat, da die Runen im Allgemeinen eine starke Strukturierung aufweisen. Sie bestehen aus geraden Linien und aus Winkeln, so zumindest die Meinung der meisten profanen Menschen. Wenn man es etwas genauer haben will, dann spricht man eher davon, dass die Runen aus Stäben, Haken und Zweigen bestehen. Wie schon erwähnt, ist die wortwörtliche Bedeutung, bzw. die Übersetzung, der Vokabel „Rune“ mannigfach, da man hier eben nicht nur ein Schriftzeichen verstehen kann, welches sich in Mittel- und Nordeuropa manifestierte, sondern auch ein wichtiges Erkenntniswerkzeug, welches in seiner Grundbedeutung mit dem Begriff „Geheimnis“ aber auch „das Geraunte“ bzw. „die geheime Beratung“ übersetzt bzw. gleichgesetzt werden kann.



Diese Übersetzungen findet man auch heutzutage noch in einigen Vornamen, die zwar in den letzten Jahren nicht oft verwendet wurden, wenn man den einschlägigen Statistiken der Babynamen glauben will, dennoch sind sie hier und da noch zu hören. Sei es nun der Vorname Gudrun, den man mit „Gottesberaterin“ oder auch „Kampfesberater“ übersetzen kann, der Vorname Heidrun, den man mit „geheimes Wesen“ oder auch „Gestaltzauber“ übersetzen kann, oder auch der Vorname Sigrun, den man mit „Sieg des Geheimnisses“, bzw. „Sieg der Runen“ übersetzen kann.

Doch wo kommen die Runen denn jetzt her? Ist es wirklich ein Geheimnis, wie der Namen „Rune“ schon sagt, oder kann man jetzt klare Verbindungen knüpfen? Kommen sie aus Asgard, aus Sumer, aus Babylonien? Stammen sie von den Phöniziern ab, den Ägyptern, den Römern, den Griechen oder den Marsmännchen? OK, erwischt! Es sind die Marsmännchen! Dies würde sicherlich einigen Menschen gefallen, doch wäre dies zu einfach. Zu einfach? Es wäre zu einfach, wenn die Runen einen außerirdischen Ursprung hätten? Na ja, so sehr muss man jetzt nicht in die Theatralik gehen, doch Fakt ist, dass es viele Thesen, aber keine echten und unumstößlichen Fakten gibt, sodass die Herkunft der Runen wahrlich ein Geheimnis ist. Doch wenn man es nicht endgültig klären kann, aus welchen Kulturbreiten die Runen kommen – denn im mythologischen und magischen Sinne kommen sie aus Asgard, da Odin / Wotan sie erhalten / gefunden / bekommen hat, bzw. initiiert bekam – ist es immer noch interessant, sich die materielle Geschichte der Runen anzuschauen. Daher erneut die Frage: Woher kommen die Runen?

Tja, woher kommen die Runen? Gute Frage! Leider eine Frage die nicht zu 100% und vollkommen klar beantwortet werden kann. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, die jedoch alle als Thesen verstanden werden müssen. Es wird nicht überraschen, dass die verschiedenen Möglichkeiten eben möglich sind – doch eine Möglichkeit ist kein 100%iger Beweis. Braucht man denn einen 100%igen Beweis? Die Ratio und der eigene Intellekt werden dies bestätigen, vielleicht sogar verlangen, da die Neugier doch recht groß ist. Immerhin läuft die Neugier Hand in Hand mit der Skepsis, was wiederum bedeutet, dass man sich selbst einen Beweis präsentieren muss, dass die Runen, im geschichtlichen Kontext, etwas Besonderes sind, sodass man mit der Magie der Runen in einem relativ seriösen Gebiet agiert, und kein irrer Spinner ist. Auf der anderen Seite wird es vielen magischen Menschen vollkommen egal sein, woher die Runen kommen. Letztlich kommen sie aus den oberen Ebenen, sie kommen von den Göttern, sie kommen aus dem Weltenbaum Yggdrasil und sind letztlich in allen Welten beheimatet. Vielleicht sind die Runen einfach nur Erweiterungen von anderen symbolischen Ideen, von buchstabengetreuen Fantasien, von Glyphen und anderen Zauberzeichen. Vielleicht sind es aber auch Weiterentwicklungen von Alphabeten, die letztlich auf irgendwelchen Hochkulturen fußen.

Man weiß es nicht, auch wenn in den letzten 30 Jahren immer wieder wissenschaftliche Arbeiten entstanden sind, die hier Licht ins Dunkel bringen wollten, es dann aber doch nicht wirklich schafften. So kann man im Allgemeinen erst mal sagen, dass die Runen nicht einfach „aus dem Nichts“ gekommen sind, sondern irgendwie und irgendwann „übermittelt“, „erfunden“, „gefunden“ oder auch „gechannelt“ wurden. Die Runen wurden NICHT allein durch die nordische Kultur erschaffen, sodass hier irgendwelche Einflüsse vorhanden sein müssen! Diese Einflüsse werden WOHL als Vorlage ein „mediterranes“ Alphabet besessen haben … also ein Alphabet, welches sich aber aus dem phönizischen Alphabet entwickelt hat, da dieses Alphabet Stammsitz des lateinischen und des griechischen Alphabetes war. Tja, und je mehr Fundorte es gibt, die wie weit auch immer voneinander entfernt sind, desto komplizierter wird es, denn hierdurch wird es eher schwieriger, etwas Einheitliches zu erschaffen. Wenn es einen „Herrschersitz“ geben würde, der bestimmt hätte, dass das Futhark so sein muss, wie es jetzt bekannt ist, wäre es viel einfacher. Doch es gab keine einheitliche Herrschaft. Die Gebiete, in denen die Runen gefunden wurden, erstrecken sich über Mittel- und Nordeuropa, was bedeutet, dass hier Dutzende, wenn nicht sogar hunderte Herrschaftsgebiete berücksichtigt werden müssen. Dies führt wieder zu Stammeskulten, zu Sprachen, Dialekten und Maximen, denn Menschen, die weit weg von einer Küste lebten, haben andere Gepflogenheiten als die, die direkt mit dem Meer interagieren. So sind die formalen und die linguistischen Parameter so groß, dass man hier kaum Herr der Lage werden kann. Es wäre so schön einfach, wenn man etwas finden würde, was belegt, woher die Idee der Runen kam, also welches Alphabet oder welche Buchstaben hier Vorbild waren, warum überhaupt die Runen erschaffen wurden, also welchen Zweck die Runen besitzen und zu welcher Zeit die Runen ganz genau entstanden sind, denn die Funde reichen primär vom Zeitraum 200 - 1400, was zwar bedeutet, dass vielleicht die Runen um 200 entstanden sind, vielleicht aber auch noch viel, viel früher. OK, in diesem ganzen Kontext wäre auch noch der Ort bzw. das Gebiet toll, wo denn nun die Runen das Licht der Welt erblickten. Hierdurch könnte man wieder auf die Menschen schließen, die die Runen fanden bzw. erfanden. Welchen Stand hatten die ersten „Runenweisen“? War es eine homogene Gruppe, eine Sippe, oder waren es allgemein religiöse Menschen, die man als Priester / Priesterinnen ansehen kann? Oder waren es die Götter selbst, sodass man hier wieder von Besessenheiten und „Walk In’s“ sprechen kann, da die kosmischen Essenzen sich mit den Energien der inkarnierten Menschen verbunden haben und die „Fleischvehikel“ einfach übernahmen.

Um hier aber ein relativ vollständiges Bild zu präsentieren, möchte ich die verschiedenen Thesen kurz und knapp ansprechen, wobei man ständig im Hinterkopf behalten muss, dass diese Thesen nur Möglichkeiten sind, und definitiv nicht – wie die Runen selbst – in Stein geritzt.

Die Herkunft der Runen lässt sich auf fünf primäre Thesen eingrenzen, wobei es sich hierbei einmal um die phönizische These handelt, die norditalisch-etruskische These, die lateinische These, die griechische These und letztlich auch Asgard These. In diesem Kontext sagt einfach die phönizische These aus, dass die Runen sich aus einem Alphabet entwickelt haben müssen, welches von einer Hochkultur entwickelt wurde, in diesem Kontext die Phönizier, da aus dem phönizischen Alphabet im Grunde alle Alphabete entstanden sind, die heutzutage in Europa und Mittelasien verwendet werden, da die Runen, wenn man sich allein auf die archäologischen Funde bezieht, zeitgleich an verschiedenen Orten in Mittel- und Nordeuropa aufgetreten sind. Es scheint daher, dass die Runen Stück für Stück von der jeweiligen Bevölkerung und Kultur entwickelt wurden, jedoch den Initialfunken in einem Alphabet hatten, welches ähnliche Strukturen hatte. Zwar wird sehr gerne vermutet, dass die gerade Struktur der Runen damit begründet sei, dass es einfacher ist, gerade Linien in Holz und Stein zu treiben, doch ist diese Aussage eher unhaltbar, da nicht nur mittlerweile auch gerundete Runen gefunden wurden, sondern auch andere Schnitzereien, die deutlich kunstvoller waren, als einfache Runendarstellungen. Auch die Idee, dass letztendlich die Runen vom phönizischen Alphabet abstammen, ist nicht wirklich zu halten, denn auch wenn die phönizischen Buchstaben den Runen ähneln, zeigt die Tatsache, dass sich aus diesem Buchstaben die hebräischen Buchstaben entwickelt haben, doch die Möglichkeit, dass auch gerade Linien und Ecken abgerundet werden können. Natürlich muss man sagen, dass es möglich ist, dass hier die Phönizier federführend waren, denn die hebräische Schrift, genau wie die griechische Schrift und auch unsere lateinische Schrift, beziehen sich ursprünglich auf die phönizische Schrift – eine Schrift, die knapp 3000 Jahre alt ist. Es ist aber nicht die älteste Schrift, denn dies ist die sumerische Keilschrift (ca. 3150 v. Chr.), aus welcher sich die babylonische Schrift entwickelt hat und schließlich das phönizische Alphabet.

Und genau hier sieht man schon, dass die anderen Thesen letztlich auch so gestrickt sind, dass irgendwie die Sumerer, die Babylonier und die Phönizier ihre Finger mit im Spiel haben. Da die lateinische Schrift, wie auch die griechische Schrift, sich von den Schriften der Hochkulturen ableiten, und sich in Bezug auf die Herkunft der Runen, die lateinische und griechische Thesen, Seite an Seite befindet, muss man hier nicht viel Fantasie haben, um diese Thesen auch ins Reich der Phönizier zu drücken. Die norditalisch-etruskische These bezieht sich darauf, dass das nordetruskische Alphabet hier ein wichtiger Sprungpunkt war. Dass sich dieses Alphabet aber unter anderem einer Beeinflussung von den Griechen gegenüber sah, könnte man eigentlich schon zur nächsten These springen. Daher sei hier einzig noch einmal erwähnt, dass das nordetruskische Alphabet in seiner Form, ein paar Ähnlichkeiten besitzt.



Diese Ähnlichkeiten sind aber viel stärker in Bezug auf das phönizische Alphabet zu deuten, als auf die Runen. Hier einmal ein Abbild des nordetruskischen Alphabets und im Anschluss sofort eine Tabelle der phönizischen Buchstaben:




Nun ja, man kann hier natürlich Übereinstimmungen finden, wenn man dies denn will, doch sind sie wahrlich nicht perfekt. Genauso unperfekt sind die lateinische These und die griechische These, da einfach davon ausgegangen wird, dass die Bevölkerung von Mittel- und Nordeuropa durch die Expansion des Römischen Reiches, zwangsläufig Kontakt mit dem lateinischen Alphabet hatte, sei es jetzt durch die Eroberungszüge, oder durch Händler, sodass die lateinischen Buchstaben ganz einfach als Vorbild genommen wurden, um hieraus eigene Buchstaben zu formen. Natürlich ist es möglich, auch wenn man hier wahrlich übergroße Egos haben müsste, die unbedingt eigene Buchstaben verbreiten wollten. Zwar findet die These, dass die Runen sich aus dem lateinischen Alphabet entwickelt haben, viele Fürsprecher, doch sind deren Fundamente nicht so stahlhart, wie man es sich wünschen kann. Da hilft es auch nicht, dass die Ogham-Schrift mit ins Boot geholt wird, da hierdurch eher mehr Verwirrung als Klarheit herrscht. Dies liegt daran, dass die Ogham-Schrift sich sehr stark auf eine mythologische Erschaffung stützt, denn der Begriff „Ogham“ bezieht sich auf den irischen Gott Oghma MacElatha, der aus dem irischen Göttervolk der Fomhoire stammt, jedoch den Tuatha de Danann zugetan ist. Die Ogham-Schrift wird gern mit den Runen verglichen, denn auch bei der Ogham-Schrift gibt es eine Legende, wie diese „erschaffen“ wurde. In der Legende wird berichtet, dass Oghma MacElatha die Schrift „erfand“, als er Kraniche beobachtete. Diese Tiere galten in den irischen Göttermythen als Hüter der Schrift, sodass allein die Beobachtung einen energetischen Effekt bedingte, der sich dann auf eine kreative Schöpfung bezieht. Der irische Name dieser Schrift bzw. der Zeichen lautet „Ogham Craobh“, was manchmal mit der Vokabel „Baum“, aber auch oft mit dem Wort „Stäbchen“ (Stämmchen) übersetzt wird. Manchmal wird die Schrift auch nach den ersten drei Symbolen benannt, was in diesem Fall „beith“ „luis“ „fearn“ wäre, also die Bäume „Birke“, „Eberesche“ und „Erle“. Auch dies erinnert wieder an die Runen, da auch hier der „Futhark“ durch die ersten sechs Runen benannt / betitelt wird. Ob nun die Inselkelten in Irland oder die Nordmänner in Mittel- und Nordeuropa, die vermeintlichen Germanen, man findet immer nur die Hinweise, dass hier keine direkten Buchstaben verwendet wurden, obwohl ihre Kultur als hoch entwickelt galt. Die Ogham-Schrift und die Runen tauchten in etwa vor ca. 1900 Jahren auf, wobei man in Bezug auf die Ogham-Schrift sagt, dass hier eher ein kultischer Charakter vorhanden war. Da die Striche für die einzelnen Buchstaben wie Zweige und Stämme aussehen, ist eine Zuordnung zu besonderen Bäumen und deren besonderes Holz (die Verschiedenartigkeit der Hölzer ist sehr wichtig, gerade für eine Kultur, die sich in dichten Wälder befand) ein logischer Schritt gewesen. Doch Holz überdauert nicht knapp 2000 Jahre, sodass die exakte und nachweisliche Entstehung der Ogham-Schriftzeichen bis dato nicht 100%ig geklärt ist – wie bei den Runen auch. Auch hier gibt es viele Vermutungen und Geschichten, aber es gibt keinen handfesten und unwiderlegbaren Nachweis.

Wobei man sich sehr sicher ist, dass sich die Ogham-Zeichen nicht aus Festlandrunen (also keltische Runen) entwickelt haben, sodass man hier schon von einer eigenen Schriftvariante sprechen kann – auch wenn es gewisse Verwandtschaftsmerkmale zu den schwedischen „Helsingrunen“ gibt, da auch hier nur „einzelne Striche“ verwendet wurden.

Runen oder Ogham-Schriftzeichen, bei den ganzen Betrachtungen wird oft davon ausgegangen, dass es im klassischen Sinne kein echtes Alphabet ist, da auch manchmal davon ausgegangen wird, dass die Ogham-Zeichen von antiken römischen Zählhölzern abgeleitet wurden, welche sich auf den britannischen Inseln verbreiteten, da hier eben die Römer verschiedene Städte und Siedlungen hatten. Und so sind wir auch bei der lateinischen Variante bzw. These, egal, ob sich diese nun auf die Runen oder auf die Ogham-Schrift bezieht. Da man jedoch in Irland, Schottland, Wales und auch England weit über 500 Schriften fand, die meistens in Steinen eingeritzt wurden, ist die Argumentation, dass es eigentlich die Zeichen von Zählhölzchen sind, schwer zu verteidigen. In handschriftlichen Büchern, die natürlich wieder von Mönchen und anderen christlichen Gruppierungen stammen, findet man im Zeitabschnitt 200 - 700 viele Ogham-Zeichen, wobei bis heute nicht alle Funde klar entziffert werden konnten. Es ist leider keine Seltenheit, dass sehr viele Kulturen ihr Wissen mündlich weitergaben, sodass im Grunde kaum etwas aufgeschrieben wurde. Runen! Ogham-Zeichen! Da es typisch Mensch ist, etwas zu vergleichen und somit zu kategorisieren, werden die Runen UND die Ogham-Zeichen gern den lateinischen Buchstaben zugeordnet, wobei man hier nicht vergessen sollte, dass mit den Zeichen nicht nur Buchstaben, sondern auch ganze Wörter bzw. Bedeutungen verewigt wurden. Eine Rune UND ein Ogham-Zeichen sind auch immer mit einem spezifischen Begriff versehen. Bei den Runen sind es nur weit gefächerte Begriffe wie Vieh, Sonne, Hagel, Eis, Pferd, Mensch etc., während die Ogham-Zeichen die Bäume betitelten, die dann aber wieder archetypisch verstanden werden müssen. Es war ein inniges Miteinander, sodass jeder Baum seine „Aufgabe“ hatte, wodurch auch die Möglichkeit der Divination entstand. Aus Gründen der Vollständigkeit will ich noch kurz erwähnen, dass die einzelnen Buchstaben in einer geraden Linie verbunden wurden, sodass man aus dieser Art und Weise auch Bindesymbole machen konnte, da hier ein „Hauptstamm“ mit vielen „Zweigen“ existierte. Wenn die Symbole für Inschriften verwendet wurden, wurden sie senkrecht, also von oben nach unten, geschrieben. Wenn es dann mal „handschriftliche“ bzw. Schriften in Büchern gab, findet man waagerechte Aufzeichnungen, die von links nach rechts gehen. Hier kann es aber auch sein, dass die jeweiligen Schreiberlinge, primär Mönche, die sowieso in der lateinischen Schrift von links nach rechts schrieben, es einfach für die Ogham-Zeichen adaptierten. Bevor ich nun mit den Runen weitermache, will ich ganz kurz die Buchstabenzuordnung wiedergeben.





Ferner wurden noch drei „Satzsymbole“ verwendet, die eine Lesbarkeit vereinfachten und die gerne verwendet werden, wenn man Ogham-Stäbchen als Ware anbietet. Hier einmal die benannten Zeichen:


Gut, zurück zu den Runen! Wenn man sich das lateinische Alphabet anschaut, muss man in diesem Atemzug auch sofort schauen, wie weit das Römische Reich vertreten war. Die Römer waren auf den Britischen Inseln stärker vertreten als in Skandinavien. Natürlich kann man immer wieder argumentieren, dass Händler sich nicht um Grenzen kümmerten, da der Profit viel wichtiger war, als ein sicheres Leben. Händler reisen sehr weit, sodass es ohne Weiteres möglich ist, dass entsprechende Karawanen aus dem Römischen Reich bzw. aus den besetzten Gebieten Mitteleuropas auch nach Skandinavien vorgedrungen sind. Die Frage ist immer nur, wie viele Händler es geschafft haben müssen, damit die einheimischen sich durch das mitgebrachte Alphabet inspirieren ließen. Ein Händler ist ein Händler. Wenn man heutzutage einkaufen geht, wird man auch nicht sofort das Gedankengut und die Maxime eines Ladenbesitzers übernehmen, nur weil man mit diesen letztendlich Handel treibt. Natürlich ist dies eine übertriebene Sichtweise, doch eine genau solche übertriebene Sichtweise muss man an den Tag legen, wenn man einfach mal davon ausgehen will, dass einzelne Händler dafür verantwortlich sind, dass ein Alphabet übernommen wurde. Hierdurch wird den Händlern gigantische Macht zugesprochen. Ob die Händler diese Macht innehatten, ist fraglich. Natürlich hatte Rom einen sehr starken kulturellen Einfluss, doch wenn man sich anschaut, wo die einzelnen Runenfunde sind, und wie das Römische Reich sich darüber legt, muss man klar und deutlich sagen, dass das Römische Reich in den Jahren des Kaisers Trajan, zwar eine gigantische Größe hatte, und im Grunde das gesamte Mittelmeer umspannte, bis rauf nach England, doch war Mitteleuropa, das heutige Deutschland, Teile von Ungarn und Polen nicht von dem Römischen Reich besetzt.

Wenn man so will, war Köln der weiteste Zipfel, der in Mitteleuropa hineinreichte. Um jetzt von Köln aus, Dänemark, Norwegen oder Schweden zu erreichen, muss man doch ein paar Tage unterwegs sein. Wie mutig waren also die damaligen Händler, dass sie sich aufmachten, um möglicherweise wirklich in menschenleere Bereiche vorzustoßen, wo sie auf ihren Waren sitzen bleiben würden. Wie auch immer die Aufklärungsfähigkeiten der damaligen Menschen waren, es gab keine riesigen Millionenstädte in Mittel- und Nordeuropa, sodass man sich hier die Frage stellen muss, wie sehr die Händler ein Interesse hatten, in unerforschtes Gebiet vorzudringen. Wobei man hierzu noch sagen muss, dass dieses unerforschte Gebiet auch eine klare Feindseligkeit besessen hat. Wenn man sich verschiedene Karten über Runenfundorte anschaut, dann kann man klar und deutlich sagen, dass gigantisch viele Runen in Dänemark, im südlichen Schweden, an der Küste Norwegens, aber auch um Oslo herum, gefunden wurden. Diese Bereiche waren nicht vom Römischen Reich berührt worden. Gleichzeitig ist es so, dass Funde im heutigen Baden-Württemberg und Bayern, primär um Stuttgart herum, um Ulm, Augsburg und München auch Runenfunde existieren, und hier kann man wiederum sagen, dass das Römische Reich vorhanden war. Wenn man also davon ausgeht, dass das lateinische Alphabet federführend bei den Runen war, dann müssen in diesem Kontext die Runen in Süddeutschland erschaffen worden sein, und sind dann zwischen 1000 km und 1500 km weit in den Norden getragen worden. Das ist schon ein großes Stück, denn man muss hier wirklich von Baden-Württemberg bzw. Bayern ausgehen, da im Bereich des Ruhrgebietes, kaum Runenfunde existieren. Dafür aber vermehrt in Dänemark, und hier auf der dänischen Insel Gotland. Da Inseln jetzt nicht ganz so einfach zu erreichen sind, muss man davon ausgehen, dass die Händler aus dem Römischen Reich, quer durch Deutschland gelaufen sind, ein wenig die dänische Halbinsel erkundet haben, um dann sich irgendwelche Boote zu holen, sodass man übersetzen konnte, übersetzen, auf die Insel Gotland. Natürlich kann man auch argumentieren, dass die Händler aus Dänemark, in Deutschland sehr aktiv waren, und hier ihre Kollegen aus dem Römischen Reich getroffen haben. Händler gab es schon immer, und da die Bevölkerungsdichte von Europa im Jahr 200 sich etwa auf 67.000.000 bezieht, genauso viel wie im Jahr 1500, ist es ohne Weiteres möglich, dass es hier einen regen Handel gab. Doch hier muss man auch wieder berücksichtigen, ob die Runen auf Steinen waren, auf Schmuckstücken oder auf anderen Objekten, die man mal eben transportieren kann. Die Frage kann nicht geklärt werden, warum Runensteine entstanden sind, wenn diese Zeichen von Händlern überbracht wurden. Warum wurden Zeichen von Schmuckstücken auf riesige Steine übertragen? Wenn man dann zur Idee wechselt, dass vielleicht doch das griechische Alphabet federführend war, dann muss man sich speziell auf die Goten beziehen. Dass die dänische Insel hierbei Gotland heißt, ist natürlich sehr interessant. Dies liegt auch daran, dass auf dem Festland unendlich viele Runenfunde gemacht wurden.



Doch diese Goten kamen ursprünglich aus der Region des Schwarzen Meeres, und es wurde eine Völkerwanderung durchgeführt, sodass das gotische Reich bzw. das Gebiet der Goten sich Stück für Stück vom Schwarzen Meer bis nach Skandinavien erstreckte. Zu erwähnen ist hier die Cernjachov-Kultur, dann die Wielbark-Kultur, wie auch die Götaland- und die Gotland-Kultur. Die letzten beiden beziehen sich auf Schweden, während die Wielbark-Kultur sich auf einen Landstrich bezieht, der primär von Polen, über Weißrussland bis zur Ukraine geht. Die Cernjachov-Kultur hingegen umfasst die gesamte Ukraine, Moldawien, wie auch Rumänien und Bulgarien. Ursprung war hier aber die Küste des Schwarzen Meeres, auch wenn lange Zeit vermutet wurde, dass die Goten eigentlich Skandinavier sind. Dies wurde mittlerweile widerlegt. Da es hier ganz wenige Aufzeichnungen gibt, die sich mehr auf Aussagen beziehen, wird davon ausgegangen, dass in der Mitte des zweiten Jahrhunderts, die Volksgröße so immens war, dass ein Entschluss gefasst wurde, dass eine Völkerwanderung, ausgeführt wurde, um neue Bereiche zu erschließen. Im dritten Jahrhundert tauchten die Goten im Donauraum auf, was sich auch archäologisch beweisen lässt. Hier wird gerne auch vom sogenannten „Gotensturm“ berichtet, da eine solche Expansion natürlich nicht vollkommen friedlich läuft. Die Goten griffen in diesem Kontext das Römische Reich an. So ist es auch hier wieder möglich, dass die Goten letztlich ihre Schrift mitnahmen, und Stück für Stück sich in Europa ausbreiteten. Dies passt ZUM TEIL mit den Funden zusammen, zum Teil aber auch NICHT. Die Völkerwanderung begann in etwa um das Jahr 200. Gut! Viele Funde auf Gotland beziehen sich auf die Zeiten 300 – 600, doch eben nicht alle. Das Lanzenblatt von „Mos Gård“ z. B. wird auf einen Zeitraum zwischen 160 – 260 datiert, was bedeutet, dass hier einige der Goten recht schnell gewesen waren. Wieder auf der anderen Seite ist der „Stein von Kylver“ überhaupt nicht zu datieren, was wiederum bedeutet, dass dieser Stein vor der eigentlichen Völkerwanderung, aber auch nach der Völkerwanderung erschaffen wurde. Hingegen ist der Bildstein von Martebo Kyrka auf eine Zeit datiert, die sich in dem Zeitraum 360-590 bewegt, und hier ist es ohne Weiteres möglich, dass einige der Goten die Insel Gotland schon erreicht haben. Deutlich komplizierter wird es, wenn man sich Steinfunde in Norwegen anschaut, die zum Teil auch keine exakte Datierung besitzen. So ist hier der Stein von Møgedal zu nennen, wie auch der Stein von Tomstad - für beide gibt es keine exakte Datierung. Der Stein von Årstad hingegen, hat eine Datierung, die sich auf das Jahr 390-590 erstreckt. Schmuckstücke konnten ohne Weiteres über viele Kilometer transportiert werden, Steine definitiv nicht. Und die Frage ist immer, warum dann die Steine erschaffen wurden. Vielleicht war es einfach wirklich nur Ritzereien von Reisenden, vielleicht waren es aber auch kultische Städte. Dies ist heutzutage nicht klar herauszufiltern. Doch an der These des griechischen Alphabetes gibt es eben sehr große Kritik, da ihm einige Runenfunde gemacht wurden, die zeitlich einfach mit der Völkerwanderung nicht über einzubringen sind.

In Bezug auf die Kritik kann man daher sagen, dass die griechische These der lateinischen These in nichts nach steht, da auch hier wiederum davon ausgegangen wird, dass die Bevölkerung in Mittel- und Nordeuropa Kontakt zu Menschen aus dem griechischen Bereich hatten – also speziell sind hier eigentlich die Goten in der heutigen Ukraine betitelt, sodass hier das Schriftbild bzw. das Alphabet einfach übernommen wurde. Ja, ja, mal wieder die Händler und eben die Völkerwanderung. Ach, und um noch einmal zur nordetruskischen These zurückzukommen, auch hier geht man davon aus, dass sich dieses Alphabet bzw. die Zeichen aus dem griechischen Alphabet entwickelt haben. In den Forschungen sieht man oft, dass hier verzweifelte Verbindungen gesucht werden. Da diese Zeichen mit dem etruskischen Alphabet in Zusammenhang stehen, welches wiederum aus dem griechischen Alphabet hervorging, ist man eigentlich dann doch irgendwie wieder bei der griechischen These, nicht wahr? Zwar will ich hier noch kurz die Felsinschriften der Val Camonica erwähnen, eine Volksgruppe aus dem 1. Jahrhundert, doch ist auch deren Herkunft ein Rätsel. Da sie in Norditalien ansässig waren, wurden sie vom Römischen Reich recht schnell erobert. Außerdem gibt es keine klaren Runenfunde in dieser Region. Da aber das camunische Alphabet und auch das Alphabet von Este so klare Übereinstimmungen mit dem phönizischen Alphabet besitzen, kann man diese These wieder minimieren. Bei den ganzen Thesen, die sich auf die verschiedenen Alphabete beziehen, die immer wieder zurück zu den Phöniziern führen, ist jedoch interessant, dass sich zwar hier und da die Buchstabenform doch nicht stark ähnelt, dafür aber die Bedeutung. Wenn man sich den ersten Buchstaben der verschiedenen Alphabete anschaut, egal ob es nun der erste Buchstabe der Phönizier ist, das Kalf bzw. ʔalf, der erste Buchstabe der Hebräer, das Aleph oder der erste Buchstabe des Futharks, das Fehu, sie alle haben eine ähnliche Bedeutung, und zwar „Rind bzw. Vieh bzw. Ochse“. Wenn man jetzt noch weiterforschen will, dann findet man erneute Zusammenhänge, die sich darauf beziehen, dass keine langen Vokale verwendet wurden, was wiederum für alle drei Sprachen gilt, genauso wie die Doppelung von Lauten oder auch das Fortlassen von nasalen Lauten. Wenn man dies jetzt wiederum auf die lateinische und auch auf die griechische Schrift münzen will, dann gibt es hier keine Übereinstimmungen, da in diesen beiden Sprachen Doppelungen vorkommen, genauso wie Konsonanten und auch nasale Laute. Daher scheint es, dass die Möglichkeit der phönizischen These sehr wahrscheinlich ist. Die letzte These, die Asgard These, ist einfach der Glaube daran, dass die Runen wirklich aus den höheren Ebenen kamen, dass sie durch Channelings verfasst wurden und durch Odin / Wotan den Menschen gegeben wurde. Auch diese Möglichkeit sollte man nicht außer Acht lassen, gerade dann nicht, wenn es um magische Möglichkeiten geht. Doch die magischen Möglichkeiten werden schon recht dünn, wenn man sich das phönizische Alphabet anschaut, und erkennt, welche Reichweite dieses Alphabet hatte, und dass letztlich alle anderen Alphabete, die in Europa und in Mittelasien verwendet werden, auf diesem Alphabet beruhen.

Ja, es ist schon nicht einfach. Es wäre auch viel einfacher, wenn man einfach sagen könnte: „Die Runen wurden gechannelt! Ende! Ist so, wie es ist!“ Man könnte Odin / Wotan dies zu schreiben und alles wäre schön. Doch leider ist es nicht so einfach, auch wenn man im magischen Kontext bestimmt so was machen kann. Da es aber bei Alphabeten, Reihen und Zeichen auch immer darum geht, wie diese verwendet wurden, speziell in der Sprache, was wiederum zu einer gewissen Phonetik führt, muss man eben auch berücksichtigen, dass die Individualität der jeweiligen Thesen nicht ganz unter den Tisch fallen dürfen. Vielleicht ist es auch ein Mix aus allem, wobei dieser Mix dazu führen würde, dass erneut das phönizische Alphabet federführend ist. Dass sich hierbei aber die Sprache, der Ausdruck, die Phonetik und auch das Gedankengut Stück für Stück verändert haben, dürfte klar sein. Es ist nicht wissenschaftlich geklärt, warum der Futhark so konzipiert ist, wie er konzipiert ist. Ist es ein Alphabet? Ist es eine Reihe? Was ist es? In diesem Chaos gibt es eben auch Funde, die sich deutlich auf den Zeitraum beziehen, der vor dem Jahr 200 existierte. Will man dann etwa von so etwas wie „Protorunen“ sprechen, also Runen, die eigentlich vor den wesenhaften Runen waren? Dann würde es ja noch komplizierter werden! Natürlich versucht man auch immer wieder, dass man Informationen aus anderen Epochen nimmt, wobei man dann wieder bei den Geschichtsschreibern des Römischen Reiches ist. Primär ist hier der Historiker und Senator Tacitus zu nennen. Dieser lebte in etwa in der Zeit von 58-120. Über sein Leben existieren viele verstreute Zeugnisse, und er hat sehr viel für die Nachwelt festgehalten. Unter anderem auch über den Bereich, den die Römer Germanien nannten. In seinem Werk „Germania“ findet man im Kapitel 10 Folgendes:

Auspicia sortesque ut qui maxime observant. Sortium consuetudo simplex: virgam frugiferä arbori decisam in surculos amputant, eosque notis quibusdam discretos super candidam vestem temere ac fortuito spargunt; mox, si publice consuletur, sacerdos civitatis, sin privatim, ipse pater familiä, precatus deos cälumque suspiciens, ter singulos tollit, sublatos secundum impressam ante notam interpretatur; si prohibuerunt, nulla de eadem re in eundem diem consultatio; sin permissum, auspiciorum adhuc fides exigitur. Et illud quidem etiam hic noturm avium voces volatusque interrogare; proprium gentis equorum quoque präsagia ac monitus experiri. Publice aluntur isdem nemoribus ac lucis candidi ac nullo mortali opere contacti; quos pressos sacro curru sacerdos ac rex vel princeps civitatis comitantur, hinnitusque ac fremitus observant; nec ulli auspicio maior fides, non solum apud plebem, sed apud proceres, apud sacerdotes; se enim ministros deorum, illos conscios putant. Est et alia observatio auspiciorum, qua gravium bellorum eventus explorant; eius gentis, cum qua bellum est, captivum quoquo modo interceptum cum electo popularium suorum, patriis quemque armis, committunt; victoria huius vel illius pro präiudicio accipitur.


Wenn man sich den Text übersetzt (hier gibt es teilweise Unterschiede, sodass ich lieber eine eigene, zum Teil sinngemäße, Übersetzung erstelle) liest man:

Wünschelruten und Orakel spielen bei den Germanen eine tragende Rolle: Das Verfahren eines Losorakels ist einfach (Einschub: Ein Losorakel ist einfach eine einfache Divinationsmethode, bei der man klassische Ja-Nein-Fragen stellen kann. Hierzu werden einfach Lose gezogen, die selbst eine Zuweisung zu entsprechenden Antworten haben, die natürlich voll festgelegt sind. Hierdurch erhält man eine sehr geringe divinatorische Breite, die aber für Ja-Nein-Fragen sinnig ist.) Eine Rute von einem Früchte tragenden Baum wird abgeschnitten, und wird in Stäbchen, durch gewisse Zeichen unterschieden, auf ein weißes Tuch geworfen, blindlings und zufällig. Der Priester betet, sodass sich öffentlich beratschlagt wird, und die Gemeinde mit involviert ist. Wenn der Priester es für sich alleine macht, und selbst zu den Göttern spricht, als Hausvater, dann werden je drei einzelne Stäbchen aufgenommen und deutet, diese werden aufgehoben und auf ein späteres Zeichen gedeutet. Wenn es zu keiner klaren Antwort kommt, wird am gleichen Tag nicht mehr gefragt (um die Götter nicht zu beleidigen). Wenn jedoch eine Antwort kommt, wenn etwas gestattet wurde, wird noch ein Zuspruch der Auspizien (eine divinatorische Methode, die sich darauf bezieht, wie die Stimmen und der Flug der Vögel zu deuten sind) gefordert. Es ist bekannt, dass der Flug und die Stimmen der Vögel zu befragen sind, auch wenn es eigentümlich für das Volk ist, wenn sein Glück auch mit Weissagungen und Mahnungen von Pferden versucht. So werden die Pferde gehalten, auf Kosten der Gemeinschaft. Es sind schneeweiße Rosse, die keinen Dienst erfüllen müssen, da sie nur zu magischen Zwecken gehalten werden. Beschirrt werden sie am heiligen Wagen und begleiten den Priester oder Könige oder die Obersten der Gemeinde. Es wird das Wiehern und das Schnauben beobachtet, und dieses wird gedeutet, von den Priestern, den Diener der Götter. Doch es gibt auch noch andere Beobachtungen von Vorzeichen, mit denen der Ausgang schwerwiegender Kriege erkannt werden kann. Sodass ein Gefangener vom Feind, gegen einen der ihren mit heimischen Waffen kämpfen muss, und der Sieg des einen oder anderen gilt als Vorentscheidung.

Gut, wenn man jetzt diesen Text liest, sucht man verzweifelt nach irgendwelchen Angaben, die sich auf die Runen oder auf den Futhark beziehen. Es geht ja auch viel mehr darum, dass die Germanen, wie Tacitus die jeweiligen Volksstämme einfach zusammenfassend genannt hat, sehr gerne divinatorisch gearbeitet haben, um irgendein Orakel zu verwenden. In diesem Kontext kann man natürlich auch sagen, dass divinatorischen Methoden mit der Zeit immer mehr und immer mehr verfeinert werden, da man – aus der Praxis für die Praxis – erkennt wie gut und sinnig bzw. wie schlecht und unpassend einige Methoden sind.

Doch auch eine Veränderung der Methoden, bedarf der Zeit. Man wird nicht einfach hingehen können und sagen, dass man die heiligen Pferde doch einfach mal in Ruhe lassen soll, und dass man hierfür diese tollen Runen, die man mal eben von den Göttern erhalten hat, zu Divination verwenden kann. Wobei auch dies eine klassische, einfache und irgendwie auch lustige Erklärung wäre. Doch eine solche Erklärung wäre überhaupt nicht so weit hergeholt, denn auch wenn die Runenfunde sich auf eine Zeit zwischen 200 und 1400 beziehen, kann man eigentlich davon ausgehen, dass schon weit vorher mit entsprechenden divinatorischen Möglichkeiten, Zeichen und Symbolen gearbeitet wurde. Dass es aber aus diesem Bereich kaum Funde gibt, wird in Kreisen der Runologen gerne damit argumentiert, dass die Runen Schrift einfach auf Holz geschrieben wurde, und diese verrottet ist. Holz ist ein vergängliches, organisches Material, und kann in diesem Kontext nicht erhalten bleiben. Zwar gibt es Funde aus Mooren, sodass auch hier Dinge erhalten blieben, doch sind diese auch eher auf das Jahr 200 zu datieren.

So bleibt es dabei, dass bei allen Thesen, Ideen und Möglichkeiten der eigentliche Zweck der Runenschrift immer noch einer Spekulation unterliegt. Ab und zu tauchen Thesen auf, dass eine Schrift immer nur dann verwendet wurde, wenn man etwas aufschreiben wollte, was man nicht sagen konnte, sagen durfte bzw. sagen wollte. Auch dies ist eine legitime Idee, ob man deswegen aber so viele Runenritzereien finden muss, die auf Schmuckstücken, Steinen, auf Hörnern oder auch auf Waffen zu finden sind, ist fraglich. Vielleicht war irgendwann einmal die Idee vorhanden, denn wenn man das Prinzip der „stillen Post“ berücksichtigt, dann ist es ohne Weiteres möglich, dass Boten essenzielle Botschaften doch irgendwie ein bisschen falsch kommunizierten. In diesem Kontext ist Schreiben natürlich sinniger, wobei man dann immer davon ausgehen muss, dass die Person, die die Botschaft erhält, auch lesen kann, und am besten auch schreiben kann, um zu antworten. Hierbei wird Wasser auf die Mühlen der Menschen gegossen, die die Runen sowieso mit dem Hauch des geheimnisvollen vernebeln wollen, wodurch eine erhöhte Mystik erschaffen wird. Eine Schrift ist aber auch immer was Mystisches, und da die ältesten Funde der Runenschriften sich in etwa auf das Jahr 200 beziehen, wobei man hier über 350 Inschriften fand, kann man davon ausgehen, dass die Entwicklung einer Schrift sich primär dadurch erklären lässt, dass ein Handel betrieben wurde, und dass es einfacher war, über Symbole zu kommunizieren, wenn man die Sprache nicht kannte. Mystik hin oder her! Man weiß heutzutage, dass die Skandinavier, die Wikinger, beachtliche Reisen und Fahrten unternommen haben, sodass diese auf die verschiedensten Kulturen, Menschen und eben auch Händler getroffen sind, und hierdurch auch Gedankengut zurück in ihrer Heimat nahmen. Dies zeigt sich unter anderem auch daran, dass gerade in der Wikingerzeit die Runenreihen doch einige Änderungen erfuhren. Die Masse an Runen Denkmälern, Runeninschriften und anderen Hinterlassenschaften, zeigen deutlich, dass die Runen doch gegenwärtig sind. Schweden führt letztendlich die Masseliste an, gefolgt von Norwegen und Dänemark, über Deutschland, bis hin zu den Beneluxländern und der britischen Insel, sowie Irland und Island. Selbst Grönland und die Orkneys besitzen Runeninschriften. Hierbei gibt es selbstverständlich Unterschiede, doch auch einige Gleichheiten, Gleichheiten, die sich natürlich auf die grafischen Merkmale beziehen, sodass es hier die Stäbe, die Zweige und die Haken gibt. Letztlich sind alle Runen aus dieser Trinität erschaffen worden. Stäbe? Zweige? Haken? Da Bilder, bzw. die Runen selbst, manchmal mehr als 1000 Wörter sagen, und die verschiedenen Futharke schon abgebildet worden sind, kommen hier entsprechende Abbildungen, die zeigen, was mit Stäbe, Zweige und Haken gemeint ist und wie diese „Objekte“ die Runen bilden bzw. bedingen:



Man sieht also, dass die grafischen Merkmale auf der einen Seite sehr einfach sind, auf der anderen Seite aber auch entsprechend ausschlaggebend sind.

In diesem Kontext verhalten sich die Runen so ähnlich wie die klassischen (hermetischen) Planetenzeichen der Astrologie, da diese auch alle aus Kreisen, Halbkreisen und Kreuzen bestehen. Zwar wird dies gern „übersehen“, doch liegt dies auch daran, dass nicht alle „Kreuze“ als kreuze gesehen werden, wie z. B. beim Planetenzeichen Mars, da hier meist ein Pfeil genommen wird. Auch der Mond wird nicht als Halbkreis wahrgenommen, sondern als Sichel. Doch dies alles sei nur nebenbei erwähnt, da es hier um die Runen geht, und nicht um die Astrologie.

So bleibt zum Abschluss dieses Kapitels nur zu sagen, dass mystische Symbole auf der einen Seite förderlich, auf der anderen Seite aber auch hinderlich sein können. Die Runen können heutzutage für alle erdenklichen magischen Arbeiten verwendet werden. In diesem Kontext sollte man den Menschen des Altertums kein Jota Intelligenz absprechen. Die Runen können in diesem Kontext energetisch genutzt werden, sie können in Form von Mantren genutzt werden, sie können durch divinatorische Methoden Verwendung finden und auch durch die Macht der Zeichen selbst. Hier ist man wieder im Bereich der sympathischen Magie, der talismanischen Magie, im Bereich der Magie der Fetische und im energetischen Austausch mit den Göttern, was man in diesem Kontext auch als Astralmagie definieren kann. So werden mit der Hilfe der Runen energetische Bänder gewoben, Bänder zu den Welten der Götter und zu den Göttern selbst, sodass auch hier energetische Essenzen von Opferriten entsprechend eine Verwendung finden. Es geht um Schutz, es geht um Angriff, es geht um die Möglichkeit, sein Leben optimal zu bestreiten, mit Glück, Gesundheit und Zufriedenheit. In diesem Kontext sind die Völker des Altertums, der aktuellen Bevölkerung absolut ähnlich. Und hier wird wahrscheinlich die divinatorische Methode wahrlich die gebräuchlichste gewesen sein, so wie es auch in der aktuellen Bevölkerung der Fall ist. Unheimlich viele Menschen legen mittlerweile die Karten, doch die wenigsten verstehen, welches Prinzip und welches energetische Wirken dahinter steht. Dies ist auch für das Altertum möglich, denn selbst wenn die Landbevölkerung nicht im eigentlichen Sinne lesen und schreiben konnte, werden entsprechende Symboliken existieren, die sich in diesem Kontext auf die Runen beziehen. So besteht die Möglichkeit, dass neue Zeichen, Symbole und Glyphen sehr schnell erlernt wurden, gerade wenn es darum geht, divinatorisch zu arbeiten. Durch die divinatorische Wirkung wurde natürlich auch verstanden, dass hier Verbindungen zu den höheren Ebenen ermöglicht werden, sodass neben der divinatorischen Wirkung auch eine talismanische Wirkung erkannt wurde, da die Runen selbst über eine entsprechende Energetik verfügen.

In diesem Fall wurden Archetypen ersonnen, Archetypen, die in diesem Kontext eine Verbindung zu den energetischen Ebenen des Daseins geflochten haben, da hierdurch nicht nur die Divination möglich war, sondern auch die energetische Verwendung auf Schmuckstücke, Waffen und Schilde.

So kann man ohne Weiteres den Standpunkt vertreten, dass die Runenschrift sich aus einem mediterranen Alphabet ergeben hat, wobei es egal ist, ob es jetzt das lateinische, das griechische oder ein anderes Alphabet ist, da die ganzen Alphabete letztlich auf dem phönizischen Alphabet fußen, da eine Verbreitung stattfand, wodurch eine spezielle Kaste ein besonderes Kommunikationsmittel hatte, welches im gleichen Kontext aber auch magische Wirkungen zeigte, wodurch die Landbevölkerung darauf eingeschworen wurde, dass die jeweilige Kaste ihren Stand zu Recht innehatte. Dies bedeutet wiederum, dass es irgendwo ein Zentrum gegeben haben muss, in welchem die Runen erfunden, gefunden, gechannelt oder ersonnen wurden. Wo dieser Ort war, was an diesem Ort stand, wie die Verbindungen zu anderen Orten war, wird fraglich bleiben. Es muss auf jeden Fall ein Ort gewesen sein, der zu Lande und auch zu Wasser gut zu erreichen war, eine gute Infrastruktur hatte, denn wenn man sich mit Heiligen Zeichen auseinandersetzt, hat man nicht wirklich Lust oder auch Zeit, ein Feld zu bestellen, zu jagen oder zu fischen. In diesem Kontext muss also die heilige Stätte von der Landbevölkerung versorgt worden sein. Da jedoch keine monumentalen Bauten erschaffen wurden, werden alle möglichen Gebäude vollkommen verrottet sein. Daher ist es keine schlechte Idee, dass gegebenenfalls das Gräberfeld von Himlingøje als Beispiel verwendet wird, da es sich hierbei um einen eisenzeitlichen Bestattungsplatz handelt, der aus dem 2. und 3. Jahrhundert stammt. Doch auch alle anderen Kraftorte, besonderen Bäume, Quellen oder Felsformationen, auch Fjorde sind ohne Weiteres denkbar. In diesem Kontext wird der wichtigste Bestandteil einfach eine entsprechende Versorgungsmöglichkeit gewesen sein. Hügel und Berge sind natürlich auch denkbar, denn auch hier wird man am Fuß des Berges, Ortschaften errichtet haben können, sodass die eigentlichen rituellen Handlungen etwas abseits stattfanden, gleichzeitig aber so schnell erreichbar waren, dass man keine Tagesreise berechnen musste. Doch letztlich bleibt alles Spekulation.

*

*

*

*

*

*

*

*

*

*

Magisches Kompendium - Runen und Runenmagie

Подняться наверх