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Die Entwicklung der 16 Lebensmotive und ihr geistiger Vater Prof. Steven Reiss
ОглавлениеProf. Steven Reiss, der Urheber des Reiss Profile, lehrte bis vor kurzem als Professor für Psychologie und Psychiatrie an der Ohio State University in Columbus (USA). Er studierte bis 1964 am Darthmouth College und promovierte 1972 in Yale.
Der Weg zur Erkenntnis
Als Steven Reiss Mitte der 90er Jahre lebensbedrohlich erkrankte, fragte er sich, ob er ein sinnvolles und glückliches Leben hatte. In seiner Eigenschaft als Psychologe fing er an, bestehende Theorien wie das Pleasure Principle zu durchdenken. Handeln Menschen wirklich nur aufgrund dessen, was ihnen die meisten positiven und die wenigsten negativen Gefühle verursacht? Für Steven Reiss schien dies nicht zutreffend, da es nicht alle menschlichen Verhaltensweisen erklären konnte. Während seiner Krankheit stellte er sich beispielsweise nicht die Frage, wie schmerzhaft seine Behandlung sein würde, sondern wie er am schnellsten wieder bei seiner Familie sein könne. Dafür unterzog er sich einer schnelleren, aber auch schmerzhafteren Behandlung. Auch die schwierige Arbeit von Krankenschwestern zeigte ihm, dass das Prinzip von Freude und Leid für die Arbeit in einem Krankenhaus wohl nicht gilt.
Steven Reiss fand so immer mehr Beispiele, die seinen Gedankengang unterstützten. Es musste mehr Gründe für das Verhalten von Menschen geben als Freude und Leid; Freude musste ein subjektives, individuelles Konstrukt sein, das nur als »Beiprodukt« auftritt, wenn wir bekommen, was wir uns wünschen.
Individuelle Motivation erklären
Glücklicherweise erholte sich Steven Reiss von seiner schweren Erkrankung und erforschte anschließend an der Ohio State University, welche individuellen Motive jeden Menschen bewegen. Er sammelte zunächst verschiedenste psychologische und philosophische Erklärungsansätze – von Platon über Freud und Jung und vielen anderen bis hin zu Maslow –, doch nichts erschien ihm umfassend genug, um individuelle Motivation und Sinnhaftigkeit bestimmen zu können.
Also erstellte er eine Liste mit 328 Werten, die er nach einer groß angelegten Umfrage durch Faktoranalysen auf die 16 wichtigsten Motive reduzierte. Anschließend entwickelte er mit vielen tausend weiteren Befragten verschiedenster Nationalitäten den 128 Fragen umfassenden Fragebogen, mit dem jede individuelle Motivstruktur, das heißt jedes individuelle Reiss Profile, erstellt wird (S. Reiss 2000, 1–10, 26–28).
Empirisch überprüfte Theorie
Die Theorie der 16 Lebensmotive ist eine der wenigen Persönlichkeitstheorien, die testtheoretisch vollständig empirisch überprüft wurde. Die Testtheorie untersucht vor allem die Gütekriterien Validität und Reliabilität. Validität gibt an, ob der Test das Persönlichkeitsmerkmal misst, was er zu messen vorgibt. Es wurden für alle 16 Skalen des Reiss Profiles hohe Validitätswerte ermittelt. Die Reliabilität gibt an, wie genau das Instrument misst. Kriterien hierfür sind beispielweise die 4-wöchige Test-Retest-Reliabilität sowie die interne Konsistenz der Fragen, also inwiefern die Probanden Fragen zu ein und demselben Motiv ähnlich beantworten. Die Test-Retest-Reliabilität des Instruments liegt im Durchschnitt bei 0,83, die durchschnittliche interne Konsistenz bei 0,83. Mit diesen hohen Reliabilitäts- und Validitätswerten hebt sich das Reiss Profile positiv von anderen gängigen Instrumenten ab.
Soziale Erwünschtheit
Zudem zeichnet sich das Instrument durch eine geringe soziale Erwünschtheit aus. Diese bezeichnet die Tendenz von Probanden, falsche Antworten zu geben, um einen positiven Eindruck zu vermitteln. Dieses nonkonforme Verhalten tritt beim Reiss Profile nur in etwa 3 % aller Fälle und damit äußerst selten auf.