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Das Zwiebelschalen-Modell

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Aber was sind Motive eigentlich und wieso beeinflussen sie uns so stark? Um dies zu verstehen, möchten wir Ihnen eine Metapher an die Hand geben: Stellen Sie sich Ihre Identität als Zwiebel mit mehreren Schichten vor.


Abb. 8: Das Zwiebelschalen-Modell

Identität als Zwiebel

Die äußerste Schicht stellt Ihr Verhalten dar. Darunter folgt die Schicht Ihrer Fähigkeiten, anschließend diejenige Ihrer Wahrnehmung (Ihrer Sicht auf die Welt) und Ihr daraus resultierendes Verhalten. Noch tiefer in Ihrer Persönlichkeit verwurzelt sind Ihre Glaubenssätze und Einstellungen. Die innerste Schicht, der »Kern der Zwiebel«, beinhaltet Ihre wahren Bedürfnisse, Ihre Lebensmotive.

Die Schichten beeinflussen sich jeweils von innen nach außen: Unsere Lebensmotive bestimmen unsere Glaubenssätze und Einstellungen, diese wiederum beeinflussen, wie wir die Welt sehen und uns verhalten. Ein hoch ausgeprägtes Beziehungsmotiv kann beispielsweise zum Glaubenssatz »Besser gemeinsam statt einsam« führen. Das kann auf der Verhaltensebene dazu führen, dass dieser Mensch sich bevorzugt in Gruppen aufhält und eher extravertiert ist. Gleichzeitig wird er Menschen, die auch Kraft aus dem Alleinsein schöpfen, schnell als introvertierte Einzelgänger wahrnehmen. Auf der Methoden- und Fähigkeiten-Ebene kann das häufige Zusammensein mit anderen Menschen zu hoch ausgeprägten »Social Skills«, also beispielsweise zu einer sehr guten Kommunikationsfähigkeit, führen.

Motive als Lebenssinn

Unsere Motive werden außerdem als Endzwecke des Handelns erfahren – also als Sinn unseres Handelns und Tuns. Der Mensch tut demnach bestimmte Dinge, um ein oder mehrere Motive zu befriedigen. Auch wenn vordergründig andere Ziele verfolgt werden, wie beispielsweise Geld zu verdienen, dienen diese letztlich der Befriedigung unserer Motive. So nutzen manche Gelder zur Befriedigung des Statusmotivs, andere für ihr Streben nach Unabhängigkeit, wieder andere zur Erreichung von emotionaler Ruhe etc. Geld ist also kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zum Zweck. Und somit kein Lebensmotiv. Auch Essen kann für manche Menschen nur Selbstzweck, also ein Endmotiv sein. Für andere wiederum ist es ein Mittel zum Zweck: Sie essen vornehmlich in Gesellschaft und befriedigen so ihr Beziehungsmotiv, verkehren in teuren Restaurants und »füttern« damit ihr Statusmotiv oder probieren unterschiedliche Landesküchen, was wiederum ihr Neugiermotiv befriedigt.

Motivation entsteht so wie beschrieben aus dem Zusammenspiel der Situation und des Motivs: Nimmt man (meist unbewusst) in einer Situation wahr, dass diese eines unserer Motive befriedigen könnte, entsteht die Motivation, etwas Bestimmtes zu tun. Für Bernd Beispiel kann das heißen, dass er Einladungen zu Geburtstagspartys gern annimmt, denn so hat er die Möglichkeit, mit anderen Menschen zusammen zu sein, was sein hoch ausgeprägtes Beziehungsmotiv befriedigt. Michael Muster, der ein hoch ausgeprägtes Essensmotiv hat, wird die Party möglicherweise besuchen, weil er weiß, dass das Geburtstagskind sehr gut kochen kann. Das heißt, dass ein und dieselbe Situation unterschiedlichste Motive befriedigen kann. Insofern ist es auch schwer, von Verhalten auf Motive zu schließen. Leichter ist es, von Motiven auf erwartetes Verhalten zu schließen.

Werte- und Wohlfühlglück

Den Zustand der Befriedigung der eigenen Lebensmotive nennen wir »Werteglück«. Es kann tiefliegende Emotionen hervorrufen, zum Beispiel das Gefühl, »eins mit sich selbst zu sein«. Davon zu unterscheiden ist das Wohlfühlglück, das eher die »kleinen Glücksmomente« im Leben bestimmt – also das Glück, nichts tuend in der Sonne zu liegen oder dabei zu sein, wenn Fußball-Deutschland beinahe den Weltmeistertitel holt. Situationen, in denen Motive nicht ausgelebt werden können, führen jedoch oft zu Demotivation und Frustration: Würde Bernd Beispiel für ein Forschungsprojekt eingesetzt, bei dem er mehrere Monate allein im Labor verbringen muss, würde ihn dies viel Kraft kosten und eher demotivieren. Denn dabei könnte er sein hoch ausgeprägtes Beziehungsmotiv nicht befriedigen.

Motive genetisch bedingt

Wie aber entstehen unsere Lebensmotive? Prof. Steven Reiss geht davon aus, dass sie vor allem genetisch bedingt sind. Wie wir sie erfüllen, wird dagegen von der Kultur, in der wir aufwachsen, und unseren individuellen Erfahrungen geprägt. So befriedigen viele Menschen mit hoher Neugier, also einem großen Wissensdurst, dieses Bedürfnis durch das Lesen von Büchern. Wer jedoch durch sein Elternhaus nie Zugang zu Büchern gefunden hat, wird das Motiv beispielsweise durch anregende Gespräche oder anspruchsvolle Fernsehsendungen befriedigen / ausleben.

Neben unseren genetischen Anlagen haben aber auch emotionale Lernerfahrungen einen großen Einfluss auf unsere Motive. Während man motorisch und kognitiv noch bis ins hohe Alter lernen kann, ist das emotionale Lernen schon früh abgeschlossen. Es setzt schon vorgeburtlich ein und hat seinen Höhepunkt in den ersten Lebensjahren. Bis auf einen kleinen »Aufruhr« während der Pubertät verfestigt sich das so Gelernte anschließend nur noch (Roth, 2008, 222–225). Unsere Lebensmotive sind also sehr zeitstabil und nicht bewusst veränderbar.

Das Reiss Profile entdeckt Ihre Lebensmotive, es erfindet sie nicht.

Abgrenzung zu anderen Modellen

Anhand des Zwiebelschalen-Modells wird auch der Unterschied zu anderen Persönlichkeitsanalysen deutlich: Während uns Typologien und Verhaltenspräferenz-Modelle wie Insights Discovery DISG oder MBTI Klarheit über unsere Verhaltenspräferenzen geben, geht das Reiss Profile tiefer an den Persönlichkeitskern heran und zeigt die Gründe für unser Verhalten auf.

Motivorientiertes Führen

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