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Kapitel 3 Ein Kuscheltier wird vermisst!

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„Wenn es sich wirklich so zugetragen hat, wie die kleine Jela erzählt, dann haben wir einen neuen Fall! Lass uns die Versammlung einberufen!“ Meine Stimme überschlägt sich fast vor Aufregung.

Wuff, wuff, WUFF! Am liebsten würde ich sofort losgelegen und alle anderen Bandenmitglieder an unserem Versammlungsort in der alten Garage neben dem Park zusammentrommeln! Dort treffen wir uns immer, um unsere Fälle zu besprechen und neue Pläne zu schmieden. Der olle Sneakers allerdings legt den Kopf schief und schaut mich nachdenklich an.

„Hm. Du könntest recht haben. Vielleicht haben wir einen neuen Fall. Vielleicht. Aber ein verlorenes Kuscheltier ist noch kein Verbrechen. Wir müssen erst die näheren Umstände abklären, Schnull… äh, Paule.“

„Hast du mir nicht richtig zugehört?“, wuffe ich Sneakers an. „Sie hat Schnuffi nicht verloren, er wurde ihr aus den Händen gerissen!“

„Doch, ich habe dich schon verstanden. Aber bisher wissen wir nur, dass das kleine Mädchen das erzählt. Das muss ja längst nicht stimmen.“ Ich gucke Sneakers böse an.

„Das hat nicht das Kind erzählt, sondern ich habe es direkt von Müller und Meyer!“

„Aha. Und das sind Augenzeugen?“, hakt Sneakers nach.

Heiliger Kauknochen! Soll das hier ein Kreuzverhör werden?

„Nein, nicht direkt. Aber die haben es von einem Eichhörnchen, das die ganze Szene beobachtet hat. Sie sind also so gut wie Augenzeugen.“

„Prrrr, chhhrrrr, prrrr …“ Sneakers kichert in seinen graubraun getigerten Bart.

„Zwei Hunde, die sich mit einem Eichhörnchen unterhalten? Ich bitte dich!“

„Willst du damit etwa sagen, dass sich Müller und Meyer das ausgedacht haben?“

„Nein, ich will damit lediglich sagen, dass Müller und Meyer zwei alte Zausel sind, die ihren Ohren eigentlich nicht mehr richtig trauen können. Denn wenn sie noch einigermaßen fit wären, hätten sie das Eichhörnchen gejagt, anstatt sich mit ihm zu unterhalten.“

Jetzt bin ich es, der den Kopf schief legt und nachdenkt. Hat Sneakers möglicherweise recht und Müller und Meyer haben da etwas falsch verstanden? Tatsächlich hätte ich als Nachfahre einer berühmten Dackelzucht das Eichhörnchen eher gejagt als ein Gespräch mit ihm begonnen. Es wäre natürlich ganz schön peinlich, wenn wir die große Katzenversammlung einberufen und alle wild machen würden, und dann hieße es auf einmal: Außer Spesen nichts gewesen! So sagte es mein alter Züchter jedenfalls immer, wenn er einen tierischen Aufstand wegen irgendetwas gemacht hatte und am Ende nichts dabei rumkam. Etwa im Garten Laub geharkt, bevor ein großer Sturm kam und dann wieder alles voller Blätter lag.

„Okay, vielleicht hast du recht. Vielleicht müssen wir den Fall noch besser recherchieren, bevor wir ihn der Versammlung präsentieren.“

Sneakers reckt und streckt sich.

„Genau. Es kann zum Beispiel nicht schaden, wenn wir den Park schon mal nach diesem Schnuffi absuchen. Wenn wir ihn dann in einem Gebüsch finden, haben wir zwar keinen Verbrecher dingfest, aber trotzdem ein kleines Mädchen glücklich gemacht!“

Er gibt ein kicherndes Maunzen von sich.

„Jo, das könnten wir nun tun. Ich weiß noch ungefähr, wo ich das Mädchen getroffen habe. Wir können dort anfangen, nach diesem Schnuffeltier zu suchen.“

Wir wollen gerade lostraben, als ich meinen Namen höre.

„Paule! PAULEEE?! Wo steckst du denn?“

Mist! Ich werde vermisst! Und zwar von Doro, die jetzt so laut nach mir ruft, dass ich es noch bis zur Gartenpforte höre, vor der Sneakers und ich gerade sitzen. Wuff, wuff! Das war’s dann wohl mit der Schnuffi-Suche. Ich wende mich zum Gehen.

„Hey, wo willst du denn jetzt hin?“, fragt Sneakers und zieht dabei die Puschelhaare direkt über seinen Augen hoch.

„Na, ins Haus. Du hast Doro doch gehört, oder?“

Sneakers schlägt seinen Schwanz unruhig hin und her.

„Mann, Dackelchen, du musst nicht gleich flitzen, wenn Frauchen ruft! Was ist das bloß mit euch Hunden, dass ihr immer so gern macht, was die Menschen sagen?“ Er schüttelt maunzend den Kopf. „Wir waren uns doch einig, dass wir erst mal im Park nach diesem Schnuffi suchen wollen. Und falls wir ihn nicht finden, müssen wir eine Zeugenbefragung vor Ort durchführen. Denn dann haben wir es hier mit einem Raubüberfall und einer Entführung zu tun und da dulden die Ermittlungen keinen Aufschub.“

Er guckt mich noch einmal sehr streng unter seinen buschigen Brauen an und ich schrumpfe um mindestens fünf Zentimeter.

„Aber … aber …“, stammle ich schüchtern, „wenn mein Frauchen ruft, dann muss ich doch kommen!“

Sneakers kichert ein sehr bösartiges Katzenkichern.

„Miaumiuuu, der kleine Paule muss schnell zu Mutti, wenn sie ruft!“, faucht er dann theatralisch. „Na, dann husch, husch!“

Bei meiner Lieblingsfleischwurst! Langsam werde ich richtig sauer auf den doofen Kater!

„Du, veralbern kann ich mich selbst!“, fahre ich ihn an. „Es mag ja sein, dass es deinem Frauchen völlig egal ist, ob du da bist oder nicht – meinen Menschen bin ich eben wichtig! Und wenn ich jetzt nicht komme, machen sie sich Sorgen und suchen überall nach mir. Weil wir nämlich EINE Familie sind, verstanden?“ So! Dem habe ich es aber gegeben! Ich werfe den Kopf in den Nacken und stolziere in Richtung Terrasse davon.

Weit komme ich nicht, denn keine zwei Meter später steht Sneakers schon wieder vor mir.

„Mannomann, ihr Hunde seid aber auch empfindlich, wenn es um eure Menschen geht. Also, von mir aus lauf zu Doro, wenn sie nach dir sucht. Aber die Suche nach Schnuffi sollten wir deswegen trotzdem nicht absagen. Mein Vorschlag: Ich schnappe mir nun ein paar Katzenkollegen, mit denen ich mal jedes Blatt im Park umdrehe. Wo ist diese Jela denn angeblich überfallen worden?“

„Getroffen haben wir sie gleich hier vorn, bei den Parkbänken. Am besten guckt ihr da mal.“

Sneakers’ Schwanz schlägt abenteuerlustig hin und her.

„Sehr gut! Ich lege los – und komme direkt danach wieder hierher. Also bleib mal im Wohnzimmer und guck ab und zu durch das Terrassenfenster – wir sprechen uns, wenn ich Genaueres weiß!“

„Ist gut! Ich komme dann raus, wenn du wieder da bist. Und nun trabe ich mal schnell zu Doro, bevor die mich noch zur Fahndung ausschreibt!“

Und so laufe ich wieder zurück in die Wohnung, während Sneakers mit einem für sein Alter und seinen dicken Bauch erstaunlich eleganten Satz über die Gartenpforte zurück in den Park springt. Unglaublich, diese Katzen scheinen wirklich aus Gummi zu bestehen!


Paule und Sneakers

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