Читать книгу Donaufeuer - Frauke Schuster - Страница 8
2. Kapitel
ОглавлениеKarim hatte das Gefühl, niemals an einer eigenartigeren Beerdigung teilgenommen zu haben. Niemand weinte, mit Ausnahme seiner Schwester. Von den näheren Angehörigen der Toten schien überhaupt niemand gekommen zu sein, sodass der Eindruck entstand, der Priester rede in ein höflich-abwartendes Vakuum. So viel Karim sich auch umblicken mochte, er entdeckte niemanden, den er als Mona Wahieds Freund hätte identifizieren können. Keinen zutiefst erschütterten Mann mit riesigem Blumenstrauß, nur zu gefasst wirkende Trauergäste, die, als schließlich unangenehm kalter Nieselregen einsetzte, je nach Naturell heimlich oder offen auf die Uhr schielten, ob die leidige Zeremonie nicht bald beendet sei.
Die Uhrzeit interessierte Karim wenig. Er beobachtete die Anwesenden. Wie auf so vielen Beerdigungen schienen die Frauen in der Überzahl, aber es ließ sich kaum feststellen, wer zu jenen Damen gehörte, die jede Trauerfeier in ihrem Bezirk besuchten, quasi aus Gewohnheit, morbider Neugier oder simpler Langeweile und wer wirklich in Beziehung zu der Toten stand. Und die Männer? Karim erinnerte sich, dass Mona als Sekretärin in einer Pharmafirma gearbeitet hatte. Vermutlich handelte es sich bei diesen Leuten hauptsächlich um Pflichtbesucher von ihrer Arbeitsstelle. Ein einziger hatte eine Blume dabei, eine langstielige, weiße Rose, für einen trauergebrochenen Lover entschieden zu wenig, fand Karim. Dennoch fasste er den Mann schärfer ins Auge, registrierte Einzelheiten: Ein Deutscher, etwa um die Vierzig. Dichtes, dunkles, sehr kurzes Haar. Das Gesicht schmal und kantig, eher finster. Der Mann ließ sich Zeit, ans Grab zu gehen, ließ die anderen vor, bis nur noch er und Karim mit Yasmina übrig blieben. Als er schließlich an den Sarg trat und die Rose niederlegte, verharrte er einen Moment mit gesenktem Kopf, ging dann schnell zum Ausgang.
Karim tippte Yasmina an, wies mit verstohlener Geste zu dem Fremden, aber sie schüttelte den Kopf, kannte ihn nicht. Ein wenig hatte Karim erwartet, dem seltsamen Kerl mit dem Hund auf dem Friedhof zu begegnen, ihn wie einen durstigen Neo-Vampir zwischen den Gräbern oder zumindest vor dem Tor herumstromern zu sehen, doch entweder war der Mann nicht schlechtwetterfest oder sein zweimaliges Auftreten in Yasminas Umfeld Zufall gewesen.
Reiner Zufall war es jedenfalls ganz sicher, dass Karim sich noch einmal umwandte, als die Trauergäste längst in ihre trockenen Autos geflohen und er und Yasmina bereits selbst fast am Tor angelangt waren. Und da endlich sah er, was er die gesamte Zeit erwartet hatte zu sehen: einen schwarzhaarigen, dünnen Mann mit einem Bouquet roter Rosen, der vor dem Grab niederkauerte, und obwohl er es bei dem stärker werdenden Regen nicht wirklich erkennen konnte, war Karim sicher, dass die Schultern des Mannes von heftigem Weinen bebten.
Er ließ Yasminas Arm los, drückte der Schwester den Wagenschlüssel in die Hand, sagte, dass er gleich nachkommen werde. Mit raschen Schritten, innerlich den Regen verfluchend, lief er den gekiesten Weg zurück. Der einsame Trauernde musste das Knirschen seiner Schritte gehört haben, oder irgendein merkwürdiger Instinkt warnte ihn; jedenfalls blickte er für einen Moment auf, bemerkte den Journalisten, ließ die Rosen fallen und rannte davon, hangabwärts, tiefer in den Friedhof hinein.
»Moment! Warten Sie! Ich will bloß mit Ihnen reden!«, schrie Karim ihm über die Stille der Gräber hinterher, doch der andere blieb nicht stehen, sprintete fort, als seien ihm der scheitern persönlich oder wenigstens ein Dutzend Killer auf den Fersen, und war im nächsten Augenblick zwischen Kreuzen, Büschen und Bäumen verschwunden.
Karim verspürte wenig Lust, den Mann zwischen den Grabsteinen zu suchen, erst recht nicht mit dem für seinen Geschmack viel zu nassen Aprilregen im Nacken. Ganz abgesehen davon, dass der andere mit Leichtigkeit durch das untere Tor entwischen konnte, auf die Friedensstraße hinaus. Unwillig zog der Ägypter die Schultern hoch, um sich vor dem böig auffrischenden Wind zu schützen, bückte sich nach den Rosen, die verloren auf dem Kies lagen, die Köpfe blutrote Tränen tiefster Trauer, las die goldene Schrift auf der weißen Schleife:
I know that I just need you like I’ve never done before Charlie.
Sein Gedächtnis brauchte nicht lange, um die Zeile dem richtigen Beatles-Song zuzuordnen: Help! … Help me if you can, I’m feeling down … Und für einen kurzen Moment spannte sich ein filigraner Regenbogen der Anteilnahme von ihm zu dem geflüchteten Fremden.
Etwas ist tatsächlich seltsam an dieser Geschichte!
Eigentlich hatte er Nachtvogel nicht davon erzählen wollen, doch wem sonst sollte er seine Gedanken mitteilen? Yasmina war ohnedies mit den Nerven fertig und Joe würde sofort eine Story für die Zeitung wittern, alles ungehemmt an die Öffentlichkeit zerren. Eine junge Frau springt vom Dach einer Lagerhalle, anscheinend, ohne vorher irgendwelche Anzeichen von Depression zu verraten. Dann taucht dieser komische Skin in der Teestube meiner Schwester auf. Und auf der Beerdigung rennt der Geliebte der Toten davon, als seien sämtliche Hunde der Hölle hinter ihm her …
Er blieb vor dem Computer sitzen, die Tasse Kaffee und die Schale Knabber-Sonnenblumenkerne neben sich auf dem Schreibtisch, wartete auf ihre Antwort, froh, dass sie überhaupt daheim war, denn allzu oft schien sie nicht Zeit zum gemütlichen Plauschen zu finden.
Verstehe ich recht, dass du glaubst, da stimmt irgendwas nicht an der Selbstmordversion?, hakte Nachtvogel nach, aber Karim hatte nicht sofort eine Antwort parat.
Weiß selbst nicht, was ich glaube. Er überlegte, fügte schließlich eine Zeile hinzu, ehe er auf Senden klickte: Wahrscheinlich habe ich einfach eine unausgelastete Fantasie …
Zwei Tage später, zum Maianfang, schaltete das Wetter, dem Kalender zum Trotz, vehement auf Sommer. Gärten und Parks dankten die unverhoffte Wärme mit einer allgegenwärtigen Blütenpracht von Rhododendren und Jasmin; vor Karims Haus schoben hoffnungsvolle Lilien dicke, knospende Blütenstängel der Sonne entgegen. Yasmina stellte eine Schale fröhlich-bunter Knollenbegonien links vor dem Tea Shop auf und platzierte ihren noch winterschwachen, leicht angestaubten Oleander rechts von der Tür. Joe marschierte im T-Shirt in die Redaktion, statt von Frühjahrsmüdigkeit von penetranter Munterkeit geplagt.
»Schreib über das Frühjahr, Karim, die Leute lieben das! Es macht den Frühling wirklicher, wenn sie in der Zeitung darüber lesen!«
Karim hörte nicht, griff nach dem klingelnden Telefon. »Redaktion Donau zweitausend, Sie sprechen mit … Oh, ya uchti, was gibt’s?«
»Deine Schwester?«, fragte Joe überflüssigerweise. »Was Wichtiges? Sag bloß nicht, dass du einen freien Tag brauchst!«
»Nein … Es war wegen Mona Wahied. Die Polizei hat die Ermittlungen eingestellt – beziehungsweise beschlossen, sich gar nicht erst richtig mit Ermittlungen abzuquälen.«
»Wer ist Mona Was-auch-immer?«
»Mona Wahied. Die Tote vom Osthafen.«
»Ach, der Selbstmord.«
»Meine Schwester glaubt nicht an Selbstmord.« Erst als er es aussprach, fiel Karim ein, dass er das genau Joe nicht hatte verraten wollen. Zu spät! Der Redaktionschef fing schneller Feuer als ein benzingefüllter Tankwagen; Karim blieb nichts anderes übrig als zu berichten.
»Dieser Scheißpolizist!« Wieder etwas, das Joe nichts anging, doch Karim war mittlerweile zu aufgebracht, um groß darüber nachzudenken, was er preisgab und was nicht. »Eine versoffene Araberin, das sei kein Fall, hat er zu Yasmina gesagt! Abschaum, das ist Mona für den, dabei hat er sie nicht mal gekannt! Und überhaupt hat er keine Zeit für Selbstmörder, weil er seine Leute für dieses bayernweite Neonazi-Treffen vorbereiten muss, das – vielleicht – demnächst in Regensburg stattfinden soll. Dabei …«
»Warte, Karim! Eine Story! Das könnte eine Story werden, für so was hab ich einen Riecher!« Joe setzte sich auf Karims Schreibtischkante, sprang gleich wieder auf. »Häng dich dran, Mann, an diesen ominösen Selbstmord! Find die Hintergründe raus, irgendwie, aber ohne Aufsehen! Damit können wir endlich mal die Mittelbayrische ausbooten, wetten?!«
Die Mittelbayrische, Regensburgs altgediente und altverdiente Tageszeitung. Nur jemand mit Joes pathologischem Optimismus konnte glauben, dass ein läppisches, niveauloses Sensationsblatt wie ihres den Rivalen Nummer Eins in irgendeiner Hinsicht übertrumpfen könne. Wo immer Karim auftauchte, die Kollegen von der Mittelbayrischen waren längst vor ihm da …
»Ein mysteriöser Todesfall, ein geheimnisumwitterter Lover, der inkognito bleiben will … Mann, Karim, das ist der Stoff, aus dem man Träume strickt! Stories, meine ich!« Joe stand da, die Arme ausgebreitet, das selige Lächeln eines Verkündigungsengels um die Lippen. »Das hat alles, was die Leute lieben, Tragik und Romantik zugleich, was unsere Leser eben so anspricht! Den berühmten human interest, du verstehst? Glaub’s mir, Kumpel, verlass dich auf mich und meinen Instinkt!«
So blöd müsst’ ich sein, dachte Karim, was er jedoch nicht laut auszusprechen wagte; schließlich befand er sich in der Probezeit. Und so stand er zehn Minuten später in dem herrlichen Frühlingstag und fragte sich, wo er mit der ihm wortreich aufgenötigten Recherche anfangen sollte. Vielleicht hatte die Angelegenheit ja sogar irgendwo ihr Gutes? Zumindest Yasmina würde glücklich sein, dass der Tod ihrer neuen Freundin nicht sang- und klanglos zwischen Aktendeckeln verstaubte.
Als Quereinsteiger beim Journalismus gelandet, hatte Karim wenig Ahnung, wie ein Profi derartige Aufträge angehen würde. Alles, was ihm spontan einfiel, waren die Worte des Kommissars, damals am Osthafen: Die Untersuchungen werden ergehen, dass sie berufliche oder private Probleme hatte. Beruflich oder privat, in welchem Bereich sollte er anfangen? Da ihm davor graute, sich in das Privatleben fremder Leute zu mischen, entschied er sich für beruflich und stand gleich vor der nächsten Frage: Wo hatte Mona Wahied gearbeitet?
Yasmina wollte er nicht anrufen, also blieb ihm nur, zur Zeitung zurückzukehren und seine nach dem Zufallsprinzip abgehefteten Unterlagen zu durchwühlen. PharmaSystra, Obertraubling. Als Sekretärin hatte Mona ihr fuul verdient, bei einem Dr. Strathmann, allerdings erst seit einem halben Jahr auf dieser Stelle. Hatte sie dort in dieser kurzen Zeitspanne, diesen wenigen Monaten, etwas Ungewöhnliches erlebt oder erlitten, dass ihr Leben auf derart dramatische Weise enden musste? War Yasminas Verdacht gar nicht so abwegig, wie es zunächst erschienen war?
Der Mazda stand in praller Sonne, das Lenkrad glühte wie frisch geschmiedetes Eisen. Karim genoss die Hitze, ließ alle Fenster herunter, fuhr lauthals pfeifend aus der Stadt hinaus und freute sich an der warmen Luft, die endlich, endlich, die Kälte des Aprils verdrängte.
Anstelle der verstorbenen Sekretärin ein Akne-geplagtes, junges Mädchen im Vorzimmer, das den Journalisten aus verschreckten Bambi-Augen musterte. Eine einfache Schreibkraft vermutlich, vorübergehend hier eingesetzt und mit Aufgaben betraut, die sie permanent überforderten.
Auf Karims Wunsch hin, Dr. Gregor Strathmann zu sprechen, meldete sie ihn sofort an, anstatt, wie eine geschultere Kollegin es getan hätte, nach der Angelegenheit zu fragen, die ihn herführte.
Strathmann war groß, ungefähr einsneunzig, mit schütterem, grauen Haar, einem ebensolchen Kinnbärtchen, das ihm das Aussehen eines alternden Geißbocks verlieh, einer schwach getönten Brille und trotz der Sonne, die voll und warm die Akten auf dem perfekt staubfreien Schreibtisch überflutete, einem Gesichtsausdruck, der irgendwie an Magengeschwüre erinnerte.
»Sie wünschen?« Die harte Stimme eines Mannes, dessen Zeit kostbar und der nicht gewohnt ist, Müßiggänger zu empfangen, geschweige denn, ihnen eine seiner gediegen, schwarzledernen Sitzgelegenheiten anzubieten.
»Mona Wahied«, war alles, was Karim einfiel. »Ich komme wegen Ihrer … verstorbenen Sekretärin Mona Wahied.«
»Ich habe hundertmal gesagt, dass ich nichts über ihr Privatleben weiß!«, schnappte der Pharmakologe und Karim begriff, dass der Mann glaubte, er wäre von der Polizei.
»Dann reden wir eben über Frau Wahieds Arbeit«, schaltete er rasch.
Misslaunig griff Strathmann nach einem silbernen Zigarettenetui. »Sie war erst ein paar Monate bei mir. Eine erstklassige Kraft, zuverlässig und gut motiviert, wenn auch gelegentlich etwas eigenwillig. Aber das wissen Sie alles längst!« Mit misstrauisch verengten Augen stellte er die Frage, die Karims schöne Pläne zunichte machte: »Sind Sie überhaupt von der Polizei? Wo ist Ihr Ausweis?«
Umständlich fummelte Karim nach seiner Pressekarte. »Ich habe nicht behauptet, dass ich für die Polizei arbeite«, verteidigte er sich bereits im Vorfeld. Strathmanns blasses Gesicht rötete sich derart rasch, dass der Journalist fürchtete, der Pharmakologe werde im nächsten Moment mit einem Schlaganfall umkippen.
»Presse?!«, brüllte er so laut, dass Karim automatisch zur Tür zurückwich. »Wer zum Teufel hat Sie reingelassen?! Verschwinden Sie! Verschwinden Sie sofort, oder ich rufe die Polizei!«
Karim hatte keineswegs die Absicht abzuwarten, ob der erregte Mann tatsächlich zum Telefon griff, floh die Treppe hinab, aus dem Gebäude hinaus.
»Schmeißt den Kerl raus, der ist unbefugt ins Firmengelände eingedrungen!« Strathmanns Stimme, aus einem Fenster über ihm! Automatisch blickte Karim hoch, ehe er rasche Schritte hinter sich hörte, erschrocken über die Schulter sah. Zwei Typen in dunklen Uniformen, die schwarzen Sheriffs des Werks!
»Ich bin nicht unbefugt, ich hatte mich …« Die Worte an der Pforte angemeldet schafften es nicht mehr über seine Lippen, da packten die Kerle ihn schon, einer rechts, einer links, als wollten sie ihn zerreißen. Und während die eine Hälfte von Karims Gehirn Ruhig bleiben, ruhig bleiben, ruhig bleiben!, betete und mahnte, knipste der Rest, von jeglichen Selbstbeschwörungen ungerührt, den Panikschalter an. Ehe Karim wusste, was er tat, kämpfte er in blindwütiger Verzweiflung, trat um sich, suchte sich loszureißen, zu befreien. Gaza … Der Raum im Dunkeln … Die Binde über den Augen … Die Hände in Handschellen, die Füße gefesselt … Und immer wieder Schläge …
»Stillhalten, Drecksaraber!«, zischte der eine Sheriff und der andere verdrehte Karims Arm, dass ihm das Wasser in die Augen schoss. »Was hast du hier zu suchen, verdammt?!« Eine Hand fasste Karims Haare, riss seinen Kopf brutal zurück. Der Journalist schrie, wehrte sich nicht mehr, wartete auf die Prügel, die Tritte …
Im nächsten Moment eine fremde Stimme hinter ihm, kühl und überlegen: »Lassen Sie den Mann los! Sofort!«
Zu Karims Überraschung gehorchten die Werkswächter, blieben jedoch unangenehm dicht an seiner Seite, bereit, erneut zuzugreifen, falls es nötig werden sollte. Über die schmerzende Kopfhaut reibend wagte der Journalist sich im Zeitlupentempo umzudrehen – und stand einem Mann gegenüber, den er auf Anhieb erkannte. Weil er ihm schon einmal begegnet war: mit einer weißen Rose, an Mona Wahieds Grab.
»Sie können gehen!«, sagte der Mann zu den Werkschutzleuten, seine Stimme eisiger als jeder Wintersturm. »Und sich wieder sinnvolleren Tätigkeiten widmen!«
Fragend blickten die Sheriffs zum Fenster hoch, aber Strathmanns Kopf war verschwunden.
»Worauf warten Sie?! Der Mann gehört zu mir!«, behauptete der Fremde kühn und nach kurzem Zögern zogen die Sheriffs murrend ab. Karim merkte erst jetzt, dass er zitterte. Er war eben nicht zum Helden geboren; die kleinste Androhung physischer Gewalt löste jene alles überwältigende, konditionierte Angst bei ihm aus, weil sie ihn in eine Vergangenheit zurückwarf, die er sich seit Jahren mühte zu vergessen …
»Kommen Sie!«, sagte der Fremde. Es war keine freundliche Aufforderung, sondern ein Befehl, den der Journalist nur allzu willig befolgte. Während der andere ihn aus dem Werksgelände hinaus zum Parkplatz führte, hatte er Gelegenheit festzustellen, dass sein Retter wesentlich proletarischer als Strathmann in ausgewaschene, schwarze Jeans und ein ebensolches Shirt gekleidet war. Ungeachtet des bügelfaltenlosen Freizeitlooks allerdings hatte er die Werkschutzleute behandelt wie jemand, der Befehle-Geben gewohnt war.
Stumm öffnete der Fremde die Beifahrertür eines sandfarbenen Toyota Geländewagens und Karim stieg ein, ohne an die Enttäuschung seines eigenen Mazdas zu denken, der in nächster Nähe vergeblich auf ihn wartete. Wortlos fuhr der Fremde zurück nach Regensburg, bog in die Galgenbergstraße und steuerte den Wagen schließlich zu einem dreistöckigen Betonklotz mit braun getönten Fensterscheiben.
Noch immer ohne zu sprechen lief der Fremde Karim voran zum Haupteingang, neben dem ein distinguiertes Bronzeschild verriet, dass der Komplex sich BioVerdes nannte, weiter durch eine automatische Schiebetür, vorbei an einem kaum merkbar nickenden Pförtner, eine Treppe hinauf, einen langen Gang entlang. Karim registrierte nichts außer den zahlreichen vergrößerten Fotografien exotischer Pflanzen und Tiere an den Wänden. Ein paar Gänge weiter klopfte der Mann an eine Tür, wartete das Herein nicht ab, sondern führte Karim durch einen Vorraum, in dem eine Sekretärin fragend aufsah, in ein Büro, dessen Tür die Aufschrift Dr. Wolf Milano trug.
Bevor Milano die Tür schloss, rief er statt eines Grußes ins Vorzimmer zurück: »Bringen Sie uns zwei Tassen Kaffee!« Zum ersten Mal, seit Karim ihn getroffen hatte, umspielte die Minimalversion eines Lächelns seine Lippen: »Oder würden Sie Baldrian bevorzugen?«
Karim grinste verlegen, merkte jedoch, dass das Zittern seiner Hände nachließ, ebenso wie der Schmerz der malträtierten Kopfhaut. »Ich kann’s nicht leiden, wenn man mich festhält«, murmelte er als eine ihm selbst lahm klingende Erklärung, doch der andere schien sie zu akzeptieren.
»Sie waren bei Strathmann wegen Mona Wahied«, konstatierte Milano dann, ohne ihn aus den Augen zu lassen, und Karim starrte ihn an. »Woher … wissen Sie das?«
»Sie waren auf Frau Wahieds Beerdigung.«
»Sie auch«, konnte Karim sich nicht verkneifen zu sagen.
Um Milanos Mundwinkel zeigte sich erneut das dünne Lächeln. »Sie war eine ausgezeichnete Sekretärin.«
Karim fand seinen Mut wieder. »In welcher Beziehung … Ich meine, warum haben Sie mich eigentlich hierher gebracht?«
Milano ignorierte die Frage. Aus der Nähe gesehen, wirkte sein Gesicht noch eckiger als damals auf dem Friedhof, das Kinn energischer. Unter dem dunklen Haar heraus sahen Karim unwahrscheinlich meeresblaue Augen an, mit einem Blick, der sich am besten als halb amüsiert, halb argwöhnisch beschreiben ließ.
»Was genau wollten Sie von Gregor Strathmann erfahren?«
»Und in welcher Beziehung stehen Sie zu ihm?«, konterte Karim. Er hatte den Scheißtag gründlich satt! Erst kassierte ihn der Werkschutz in der Pharmafirma wie einen Schwerstverbrecher, dann verhörte ihn dieser seltsame Typ als hätte er eine Stasi-Ausbildung durchlaufen!
Er hatte eine andere Reaktion erwartet, doch Milano schien sich erstmals zu entspannen.
»Sorry.« Plötzlich wirkte er fast verlegen. »Ich habe mich nicht einmal vorgestellt: Wolf Milano. Ich arbeite als Biologe, hier bei BioVerdes.«
»Karim El-Bandary.« Zögernd zückte Karim seinen Presseausweis. Er hatte geahnt, dass der andere sich sofort wieder verschließen würde, und tatsächlich presste Milano jäh die Lippen aufeinander. »Ihnen geht es also lediglich darum, aus dem Tod der jungen Frau Kapital zu schlagen!« Er erhob sich, und Karim sprang rasch auf, verstellte ihm die Tür.
»Sie irren sich! Das ist es nicht! Meine Schwester Yasmina … sie war mit der Toten befreundet. Und sie glaubt nicht an die Selbstmordgeschichte! «
Eine halbe Stunde später saßen die beiden Männer einander im Oriental Tea Shop gegenüber. Yasmina servierte schay und erzählte. Und dann wiederholte Karim seine Frage von vorhin: »Was verbindet einen Biologen mit Gregor Strathmann?«
»Ungeliebte Bande.« Milano blickte vor sich auf den Tisch, schien zu überlegen, wie viel er preisgeben sollte. »Und die Abneigung beruht absolut auf Gegenseitigkeit, das dürfen Sie glauben!«
»Welcher Art sind diese Bande?«
»Die PharmaSystra plant eine neue Produktionsanlage auf einem bisher brach liegenden Gelände«, erklärte Milano. »Zum Ausgleich für die Baugenehmigung verlangen die zuständigen Behörden, dass die Firma eine ihrer Steinzeit-Halden mit zum großen Teil undefinierbaren Altlasten renaturiert und dort ein Biotop anlegt. Die Kosten müssen vollständig von der PharmaSystra getragen werden.«
»Und wo kommen Sie und Strathmann ins Spiel?«
Der Biologe erläuterte, dass die Gemeinde Obertraubling das Institut BioVerdes mit der Planung und Aufsicht über die Einrichtung des Biotops beauftragt habe. »BioVerdes wird über eine private Umweltstiftung finanziert. Wir arbeiten weltweit an diversen Ökologieprojekten, versuchen, für bedrohte Tier- und Pflanzenarten Lebensräume zu erhalten, zu verbessern, beziehungsweise neu zu schaffen. Wie zum Beispiel derzeit bei der PharmaSystra. Mein Ansprechpartner in der Firma ist Gregor Strathmann.«
»Und über ihn hatten Sie mit Mona Wahied zu tun?«
»Sie machte unsere Terminplanung und so weiter.« Milano sah jetzt Yasmina an. »Ich mochte sie. Sie war eine außergewöhnlich kluge Frau.«
»Und auch Sie glauben nicht an Selbstmord«, sagte Karim langsam. »Deshalb haben Sie mich angesprochen.«
»Ich kann mir Mona Wahied nicht als Selbstmörderin vorstellen«, erwiderte Wolf Milano. Noch immer galt seine Aufmerksamkeit der zierlichen Ägypterin und Karim verspürte den schmerzhaften Stich, den es ihm jedes Mal gab, wenn er befürchtete, dass wieder ein Mann, ohne es selbst zu merken, drauf und dran war, sich in seine Schwester zu verlieben.
Nach der dritten Tasse Tee wussten die Geschwister mehr. Gregor Strathmann von der PharmaSystra stand, wie Milano es formulierte, mit den Zehen in der Geschäftsführeretage, mit der Ferse im beruflichen Grab. »Er muss kürzlich ein umfangreiches Forschungsprojekt bezüglich gentechnisch erzeugter Interferone samt den zugehörigen Geldern in den Sand gefahren haben. Für den Aspiranten auf einen Geschäftsführerposten ein halber Suizid«, erklärte Milano. »Dass man ausgerechnet ihn mit dieser Haldenrenaturierung betraut, ist quasi eine Strafarbeit – und seine letzte Chance.« Der Biologe zuckte die Achseln. »Und weil die Firmenleitung ihn abstraft, versucht er seinerseits, mir die Arbeit so sauer wie möglich zu machen. Frei nach dem Prinzip: Hackt mir der Chef ein Auge aus, beiße ich jemand anderem den Fuß ab. In der Ethologie bezeichnet man dieses durchaus nicht ungewöhnliche Verhalten als umorientierte Aktion.« Er berichtete, wie Strathmann ständig an seinen, Milanos, Plänen, herumkritisierte, vor allem, wenn jemand von der Firmenleitung in Hörweite stand. Wie er die Termine wichtiger Besprechungen zu spät oder gar nicht an BioVerdes weiterleitete, um anschließend zu behaupten, Milano habe die betreffende Konferenz schuldhaft verpasst.
»Mona Wahied war es, die mich manchmal von ihrem Handy aus anrief, um mich heimlich zu informieren. Natürlich habe ich Strathmann gegenüber nie meine Quelle preisgegeben, aber der Mann konnte sicher unschwer erraten, wo die undichte Stelle in seiner Abteilung lag.«
»Hat er dann Mona schikaniert?«, fragte Yasmina schnell. »Sie hat manchmal sehr verächtlich über ihren Chef gesprochen.«
»Ich weiß nicht … Er schien ihr gegenüber eher zwiespältig. Sie war eine selbstbewusste, junge Frau, die gern Contra gab, und Strathmann ist nicht der Typ, der sich von einer Sekretärin über den Mund fahren lässt. Auf der andern Seite …« Der Biologe zögerte kurz, ehe er fortfuhr: »Auf der andern Seite fand er sie wohl ziemlich attraktiv.«
Karim versuchte die Informationen zu überdenken, schüttelte endlich den Kopf. »Das alles klingt nicht danach, als würde man in ihm einen Mordverdächtigen finden.« Jetzt hatte er es ausgesprochen, das Wort Mord, das er gehofft hatte, seinem Gehirn verbieten zu können. Nun hing es im Raum, düster und bedrohlich, und er versuchte verzweifelt, es zurück in seine Schranken zu verweisen: »Nein, nein, das ist Unsinn! Niemand tötet seine Sekretärin – oder treibt sie in den Selbstmord, weil sie ab und an widerspricht oder einen geheimen Besprechungstermin weiterleitet!«
»Auch nicht, wenn er statt im angestrebten Designer-Chefsessel im pharmakologischen Gulag schuften muss?«, fragte Milano.
»Glauben Sie wirklich, dass es so schlimm für ihn ist?« Karim hatte seine Zweifel, und Wolf grinste leicht.
»Jahrelang war er der hochgejubelte Klonierungsexperte, und jetzt? Heutzutage werden diese Firmen ständig umorganisiert, Hierarchieebenen neu geformt oder vernichtet. Selbst ein Mann wie Gregor Strathmann könnte blitzschnell auf einem Abstellgleis landen, wenn nicht alles so läuft, wie die Unternehmensbosse sich das vorstellen.«
»Klonierung? Moment! Ich kenne Klonen, aus einem Schaf mach zwei. Ist Klonieren dasselbe?«
Wolf Milano schüttelte den Kopf. »Nicht ganz. Beim Klonieren überträgt man ein Gen beziehungsweise eine Gruppe von Genen gezielt auf eine andere Spezies. Einzelne Merkmale also, im Gegensatz zum Klonen.« Er merkte, dass die Geschwister Schwierigkeiten hatten, ihm zu folgen, nannte als Beispiel den Gentransfer bei Kulturpflanzen. Die oft geschmähte Anti-Matsch-Tomate. »Ihre lange Haltbarkeit beruht darauf, dass ein so genanntes Antisense-Gen in Tomatenzellen eingeschleust wird. Bei den daraus gezogenen Pflanzen blockiert dieses Gen – vereinfacht gesagt – ein Enzym, das normalerweise die Zellwände rasch abbauen und die Frucht matschig werden lassen würde. Deshalb bleiben die Gentech-Früchte bei voller Reife länger fest als gewöhnliche Tomaten.« Milano erklärte, dass man Klonierung in ähnlicher Weise nutze, um Resistenzgene zu übertragen, damit bestimmte Kulturpflanzen gegen Herbizide oder Schädlinge widerstandsfähiger wurden. Berühmtestes Beispiel hierfür war die gentechnisch erzeugte Resistenz von Maispflanzen gegen den Maiszünsler.
»Ich bin nicht unbedingt ein Freund genmanipulierter Pflanzen«, formulierte Karim bewusst vorsichtig, und Milano runzelte die Stirn, riet ihm, seine Meinung eventuell zu revidieren. »Die Gentechnik hat, wie jede wissenschaftliche Neuentwicklung, zwei Seiten. Natürlich lässt sich darüber diskutieren, ob die Menschheit die Anti-Matsch-Tomate braucht. Die gentechnische Übertragung von Resistenzgenen dagegen hat durchaus positive Aspekte.« Er erzählte, wie beim Anbau von konventionellem Mais weltweit circa sieben Prozent der Maisernte durch die Larven des Maiszünslers vernichtet wurden, was Ernteausfälle von ungefähr vierzig Millionen Tonnen Mais pro Jahr bedingte. »Denken Sie in diesem Zusammenhang auch an die Länder der Dritten Welt. An Menschen, die hungern! Die hilflos zusehen müssen, wie die erhoffte, ohnehin meist kärgliche Ernte von einem Heuschreckenschwarm vernichtet wird! Wenn es gelänge, in Afrika den Großteil der Kulturpflanzen gentechnisch derart zu verändern, dass sie in ihren Zellen einen Stoff erzeugen, der Wanderheuschrecken nicht schmeckt, könnte das Tausende von Menschenleben retten!«
»Sie als Ökologe befürworten die Gentechnik?!«
Wolf Milano nickte. »Nicht in jedem Fall. Aber da, wo sie Sinn macht, unbedingt.«
Karim dachte nach. »Gentechnik gegen den Hunger … Und solche menschenfreundlichen Entwicklungen wird jemand wie Strathmann hervorbringen?«
Der Biologe zuckte die Achseln, und nach einer Pause erkundigte sich Yasmina, ob er etwas über Monas Freund wisse, aber Milano hatte ihn nie gesehen. Im nächsten Moment hörte Karim draußen das heisere Bellen.
Mit trockenem Mund stand er auf, trat hinter die Schaufenster. Er war es tatsächlich, der wenig sympathische Typ mit dem noch unsympathischeren Hund!
»Ya uchti!« Karim rief Yasmina herbei. »War der wieder bei dir?«
Sie verneinte. Hereingekommen war der Skin nicht mehr. Aber öfter vorbeigegangen.
Wahrscheinlich hab ich nur was gegen diese Sorte Hund«, murmelte Karim. »Vermutlich wohnt der Kerl einfach seit kurzem hier in der Ecke und will dem Tier in vorbildlich gesundheitsfördernder Weise mehrere Spaziergänge täglich bieten.«
»Der Typ mit der Tarnhose?« Wolf Milano trat hinter die Geschwister; seine Augen verengten sich kaum merklich. »Für mich sieht der aus wie der Skin aus dem Bilderbuch für kleine Neonazis!«
Karim schluckte hart, protestierte, um wieder einmal zu verdrängen, was er in seinem Leben nicht haben wollte: »Nicht jeder Skin ist ein Neonazi! Ursprünglich war die Skinhead-Bewegung einfach ein Protest gegen das Establishment, ohne jede Aggressivität! Und selbst heute gibt es noch Skin-Gruppen, die Sharp-Skins etwa, die überzeugte Antifaschisten sind!«
»Ja«, sagte Wolf Milano ruhig. »Aber die tragen keine weißen Schnürsenkel. Das ist meist das Kennzeichen der militanten Neonazis.«
Der Mann ging so dicht am Schaufenster vorbei, dass die drei Menschen drinnen automatisch zurückwichen. Ausdruckslos starrte der Skin vor sich hin, aber der Hund sah in den Laden hinein, aus seltsam rötlichen Augen, und Karim fragte sich, ob er sich lediglich einbilde, dass das Tier ihn geradezu hasserfüllt musterte …
Skins, dachte er mit dem wenig angenehmen Gefühl, sein Magen würde sich auf anatomisch unmögliche Weise zu Knoten schlingen. Skins aus ganz Bayern wollten sich in Regensburg treffen, hatte der Polizist erzählt … Und dann? Er sah sich umzingelt, umringt von kahlrasierten Typen mit Schlagringen und Fahrradketten. Schläge und Schüsse. Blut und Sterben. Ein Wagen explodierte, Frauen schrieen, Sirenen heulten … An die zwanzig Verletzte, drei Tote … Er war zurück in Gaza, zurück in der Hölle, im Wahnsinn … Weil er es nicht anders verdiente? Kalter Schweiß perlte über seine Stirn, seine Hände krallten sich um die Lehne eines Stuhls.
»Ich sollte den Kerl verfolgen«, sagte er schwach. »Schauen, wo er hingeht.«
»Warum tun Sie’s nicht?«, fragte der Biologe.
»Er verursacht mir eine Gänsehaut«, gestand Karim. »Und sein Hund erst recht.«
»Sie sollten das Tier lieber bedauern«, meinte Milano trocken. »Weiße Bullterrier sind durch die Zucht äußerst krankheitsanfällig. Vor allem für chronische Herzleiden und Hautprobleme.« Wolf Milano wusste sofort, dass er wieder da gewesen war. Der ungebetene Gast! In seiner Wohnung! Er merkte es am Geruch, jenem abscheulichen Gestank nach Deoverächter und verschüttetem Wein, der über seinem Wohnzimmer waberte wie lebensfeindliche Faulgase über einem ökologisch kippenden Sumpf. Er rannte zum Fenster, stieß es weit auf, starrte hinaus, die Augen gegen die grelle Frühlingssonne zusammenkneifend. Die Wittelsbacher Straße, zwei Etagen unter ihm, war leer, so leer wie sein Kühlschrank, wie er wenig später verärgert feststellte, als er sich ein Brot richten wollte. Der unverschämte Besucher hatte nicht nur seine Bar fast leer gesoffen, sondern auch den gesamten Käse und Salat verputzt. »Scheißkerl, verdammter!«, fluchte Wolf zwischen den Zähnen, überlegte, ob es lohne, das Tiefkühlfach zu durchforsten, entschied sich dagegen. Er zog seine Sportkluft an, schnappte sich eine Flasche Wasser, holte das Fahrrad aus dem Keller und fuhr zum Oberen Wöhrd.
Die drei Donauinseln – Oberer und Unterer Wöhrd sowie Stadtamhof – gehörten zu seinen liebsten Joggingstrecken, wobei er seit den Umbauten bei der Nibelungenbrücke den ruhigeren Oberen Wöhrd favorisierte. Er war gern am Wasser, schon immer gewesen, schon als Kind, als er von den Expeditionen in die entlegensten Gebiete dieser Erde, die er jetzt gelegentlich unternahm, nur träumte. Und nach dem Training, wenn er seine Wut in ausreichender Weise ausgetobt hatte, würde er in irgendeiner Kneipe vorbeischauen, oder sich bei Da Tino, seinem Lieblingsitaliener am Haidplatz, eine Veggie-Pizza mitnehmen. Später dann, in diesem menschenfreundlichen Später, das sich immer nutzen ließ, wenn man etwas Unangenehmes aufschieben wollte, würde er sich überlegen müssen, wie es weitergehen solle. Ein neues Dreifachschloss an der Wohnungstür? Aber manche Dinge ließen sich nicht aus dem Leben ausschließen, egal, wie sehr man sich danach sehnte. Überhaupt, das Thema Sehnsucht … Wieder etwas, das sich am besten beim Sport verdrängen lassen würde.