Читать книгу Crossover - Fred Ink - Страница 9

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Tom Meyer war mächtig angepisst.

»Was soll die Scheiße?«

Sein Schädel dröhnte wie bei ’nem Mörder-Kater, er hatte keinen Plan, wo er war, und auch sonst wusste er nicht viel. Was auch immer er eingeworfen hatte, es ballerte ihn ordentlich weg.

»Fuck.«

Er lag auf dem Boden, im Staub. Seine Billabong-Hose war verdreckt, ebenso wie der Burton-Hoodie. Von den limitierten Nikes ganz zu schweigen. Schnell stand er auf, schwankte, stützte sich an etwas ab, das wie ein völlig vergammelter Tisch aussah, und klopfte sich, so gut es ging, den Schmutz von den Klamotten.

Pilze … es mussten Pilze gewesen sein. Vermutlich wirkte der Scheiß noch immer und ließ Tom Hallus sehen. Es waren bestimmt Hallus, denn er war noch nie an so einem abgefuckten Ort gewesen. Er musste besser aufpassen, wo er sein Zeug herbekam.

Aber wo bekam er sein Zeug eigentlich her?

»Fuck, Mann.«

Er erinnerte sich an überhaupt nichts. Alter, Adresse, Freundin … gab es eine Schnecke in seinem Leben? Er schätzte schon, denn aufgrund seines Outfits war klar, dass er rockte und die Weiber auf ihn standen. Aber er wusste es nicht mit Sicherheit. Möglicherweise war er auch nicht der Typ für eine Beziehung. Die Welt war groß, es gab scharfe Bräute an jeder Ecke und jemand, der es geschnallt hatte, konnte feiern und vögeln, soviel er wollte. Die Bitches brauchten es doch, man musste sich nur ansehen, wie sie herumliefen.

»Yeah«, murmelte Tom und nickte. Das klang nach ihm. So einer war er, zumindest so lange, bis die Pilze aufhörten zu wirken. Und falls er anschließend feststellte, dass er doch nicht so einer war, würde er eben einer werden.

Sein Magen knurrte. Fressflash. Hatte er etwa auch einen durchgezogen?

Er sah sich um, suchte nach etwas Essbarem. Bereits nach wenigen Sekunden wusste er, dass er hier nichts Derartiges finden würde.

»Dieses Haus lutscht.«

Es kam ihm vor, als sei er in einen Teil der Resident Evil–Reihe gestolpert. Das Zimmer, in dem er stand, war früher vielleicht ein Labor gewesen. Inzwischen hatte es sich aber in eine Müllhalde verwandelt. Hängeschränke lagen zerbrochen und halb verrottet am Boden, Reste von Pappschachteln moderten überall vor sich hin, Kabel hingen von der Decke, löchrige, vom Rost zerfressene Leitungen verliefen zwischen ihnen oder hingen ebenfalls herab. Der Anstrich blätterte von den Wänden; wo er noch haftete, durchzogen ihn Risse, als wäre er aufgesprungener Wüstenboden. Alles war schmutzig und staubig, und wirklich hell war es auch nicht. Da gab es zwar ein Fenster, aber das sah aus, als hätte es jemand von oben bis unten vollgeschissen.

Überhaupt hing echt merkwürdiges Zeug in der Gegend herum. Zwischen den vielen Kabeln spannten sich Fäden, aber sie bildeten keine Spinnennetze. Sahen eher aus wie …

»Schleim«, murmelte er. »Was ist das für ein kranker Scheiß?«

Tom kannte kein Tier, das solche Dinger produzierte. Aber irgendwo mussten sie ja herkommen. Und dann diese kleinen Kugeln, die an mehreren Stellen das gammlige Holz bedeckten. Sie sahen aus wie Pilze, aber nicht wie die Sorte, die Tom sich gerne reinpfiff. Blass, käsig, irgendwie durchscheinend und … glibberig. Er stupste einen davon mit dem Finger an.

»Au!«

Es brannte, als hätte er eine glühende Zigarettenspitze berührt. Als wären diese Glibberkugeln Quallen und keine Pilze.

»Selbst wenn’s hier was zu essen gäbe, würde ich’s nicht fressen«, zischte er, während er die Hand mit dem verletzten Finger in der Luft schwenkte.

Ihm war heiß. Der Trip wurde immer schlimmer, jetzt fühlte er sich schon wie in der Sauna. Darauf bedacht, mit dem brennenden Finger nichts zu berühren, zog er den Hoodie aus und warf ihn sich lässig über die Schulter, wobei er den Daumen in der Kapuze verhakte. Einen schlechten Trip zu haben musste schließlich nicht automatisch bedeuten, scheiße auszusehen.

Aber auch wenn es ein verflucht schlechter Trip war … etwas stimmte nicht damit. Klar, mit schlechten Trips stimmte so manches nicht, aber sie fühlten sich trotzdem immer wie das an, was sie waren: Trips eben.

Hier fehlte das Gefühl; diese verschickte, verschobene Perspektive, das Eingelulltsein. Die Effekte, derentwegen man sich den Krempel überhaupt erst einwarf. Tom hatte verdammte Kopfschmerzen, aber er war nicht breit. Trotzdem stand er mitten in der Umbrella-Villa. Oder einem Labor an Bord der Nostromo aus Alien. Vielleicht schlüpfte ja gleich eine Horde Facehuggers aus den Schleimpilzen.

Wie ging man mit so etwas um? Tom hatte keine Erfahrung mit dermaßen üblen Hallus.

»Scheiße.«

Er wollte irgendwas tun, und wenn es nur dämliches Rumlaufen war. Aber das konnte gefährlich sein. Was, wenn er in Wirklichkeit über eine vielbefahrene Straße torkelte, während er sich einbildete, in diesem Drecksloch herumzustromern?

Was schließlich den Ausschlag gab, war der Gestank. Es roch wie im Arschloch des Teufels, und je mehr Tom zu sich kam, desto schlimmer wurde es. Sein Magen protestierte.

Er wollte nicht kotzen. Selbst wenn er vollkommen besoffen war, kotzte er nicht, denn er hatte was drauf. Da würde er hier bestimmt nicht damit anfangen.

Also lief er los. Und blieb nach zwei Schritten direkt wieder stehen.

Er hatte etwas gehört. Jemand hatte geschrien, und es war kein fröhlicher Laut gewesen. Klang eher nach jemandem, der echt in der Scheiße steckte. Und gleich darauf war irgendwas zu Bruch gegangen.

Tom überlegte, ob er hingehen und nachsehen sollte. Vielleicht war da einer, der dieselben Pilze gefressen hatte. Gut möglich, dass so jemand noch weniger klarkam als er. Ob dieser Jemand die gleichen Hallus hatte?

Aber hingehen bedeutete Stress. Im schlimmsten Fall ging womöglich ein durchgeknallter Irrer auf Tom los – wer konnte schon sagen, was in einem dermaßen weggeballerten Hirn vorging? –, im besten Fall würde er sich um einen flennenden, verstörten Typen kümmern müssen. Tom war von beiden Möglichkeiten kein großer Fan.

»Scheiß auf den«, murmelte er.

Vor ihm befanden sich die Überreste einer Türöffnung. Sie bestand aus einem unregelmäßigen Umriss, vor dem eine Holzplatte vergammelte. Eine ganze Kolonie der Schleimkugeln bedeckte die Fläche.

Der Schrei war von links gekommen. Tom machte einen großen Schritt über die Reste der Tür hinweg – er wollte gar nicht dran denken, was die glitschigen Kugeln mit seinen Nikes anstellen würden, falls er drauftrat –, und wandte sich nach rechts. Sollte der Typ allein damit fertigwerden.

Steinchen knirschten unter seinen Schuhen. Er würde sie später aus dem Profil der Sohlen fummeln müssen. Diese ganze Scheiße ruinierte ihm echt das Outfit! Sobald er wieder ganz da war, würde er rausfinden, wer ihm das Zeug besorgt hatte. Der Typ musste in Zukunft ohne ihn als Kunde auskommen, so viel war klar. Wenn Tom Bock auf abgefahrenen Gammel-Kram hatte, warf er die X-Box an und legte Dead Space ein, verdammt noch …

Der Gang verfinsterte sich. Krasser Lärm brandete plötzlich durch das Gebäude. Er kam von dort, wo der andere Kerl geschrien hatte. Irgendwas Großes war da am Werk, Zeugs ging kaputt, die Wände wackelten. Etwas schlug krachend gegen was anderes … und unter allem glaubte Tom, ein Schnaufen zu hören. Es wurde immer lauter, steigerte sich zu einem trompetenartigen Brüllen, das selbst die Alien Queen vor Neid hätte erblassen lassen.

Dann wurde es still. Kurz schepperte und bröckelte noch was, ehe sich der Gang aufhellte.

Tom hatte sich umgedreht, ohne es zu merken. »Kranker Scheiß.«

Jetzt wollte er erst recht weg, aber etwas hielt ihn davon ab: sein Stolz. Trotzdem nachsehen zu gehen, erforderte nämlich Eier. Weggehen nicht.

Tom wusste zwar, dass er Eier hatte, aber es schadete nicht, sich das ab und an zu demonstrieren. Nie wieder würde es sein wie in der Grundschule, als die anderen Kinder ihm hinterhergerufen hatten: »Der Meyer ohne Eier, der Meyer ohne Eier!«

Hey, ich erinnere mich an was!

Sie waren gnadenlos gewesen, wie Kids es nun mal waren. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem er ihnen eins aufs Maul gegeben hatte. Er hatte es ihnen damals gezeigt, und er zeigte es heute noch jedem, der es wissen wollte … und allen anderen auch. Er war keine Memme.

Jemand begann zu weinen. Das klang nun wirklich nicht wie etwas, vor dem man sich fürchten musste.

Tom zuckte mit den Schultern. »Drauf geschissen. Sind eh nur Hallus.«

Er ging auf das Weinen zu, erreichte kurz darauf eine weitere Türöffnung, trat hindurch und fand einen alten Knacker mit vollgepisster Unterhose.

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