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2.

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Belmonte und der Stückmeister sahen sich befremdet an. Bisher war de Xira immer ruhig geblieben, wenn man von seiner ständigen Flucherei und den vielen Wiederholungen absah.

Jetzt aber lag Spannung in der Luft, und es würde von nun an keine Ruhe mehr geben.

Belmonte enterte auf und ließ die Stimmung des Kapitäns gleich auf die anderen überspringen, die dösend an Deck hockten.

„Hoffentlich seid ihr bald auf den Beinen!“ brüllte er die zusammenzuckenden Männer an. „Vom Faulenzen kriegen wir kein neues Ruder und gelangen hier auch nicht weg. Holt Werkzeuge und geht an die Arbeit. Drüben werden Bäume gefällt und geschnitten. Drei Mann bleiben an Bord und wässern die Planken von oben bis unten.“

Die noch halbdösigen Männer sprangen auf. Sie kannten diesen Ton, und wenn sie nicht gleich spurten, würde es eine Menge Ärger geben.

Sie suchten Werkzeuge zusammen – Äxte, Beile, Sägen. Zum Glück war an Bord alles reichlich vorhanden und auch sauber aufgeklart.

Belmonte ging mit, während de Xira übellaunig an Bord zurückblieb und die anderen Kerle beim Wässern antrieb.

Der Erste scheuchte sie in den Dschungel, der sich tief ins Land zog. Er wählte ein paar Bäume aus, die dicht am Dschungelrand standen und etwas trockener schienen als die anderen.

Er riß sich das Hemd vom Körper und arbeitete mit, um den müden Kerlen ein gutes Beispiel zu geben.

„Den da – und den da!“ rief er. „Umlegen, runter damit!“

Die unheimliche Stille wurde gleich darauf durch dröhnende Axthiebe unterbrochen. Es war das einzige Geräusch, das weit und breit zu hören war.

Die Äxte wühlten sich ins Holz. Den Männern lief der Schweiß in Sturzbächen von den Körpern. Sie trugen nur Hosen, weiter nichts.

Es dauerte auch nicht lange, da krachte mit fürchterlichem Donnern der erste Baum in die anderen, riß eine Bresche und stürzte zu Boden, wobei die Äste zersplitterten.

Nachdem das Krachen verhallt war, trat abermals diese fürchterliche Stille ein, die an den Nerven zerrte.

Zwei Mann unterkeilten den Baum an der Krone und sägten sie ab. Immer wieder mußten sie dabei eine Pause einlegen. Sie keuchten und stöhnten bei der Arbeit.

Belmonte, der ein bedächtiger Mann war, erkannte bald darauf, daß es schlicht unmöglich war, in diesem Brutofen pausenlos zu schuften. Hin und wieder gönnte er den Männern eine Pause.

„Darf man sich im Wasser abkühlen?“ fragte ein bärtiger Mann.

„Nichts dagegen“, sagte der Erste. „Aber nicht zu lange, sonst bleibt die Arbeit liegen, und ihr wollt doch auch weg von hier, oder?“

Und ob sie das wollten!

Vier, fünf Männer liefen los und sprangen ins Wasser der Bucht. Sie tauchten unter und prusteten. Dabei fiel ihnen nicht mal auf, daß es in der Bucht keinen einzigen Fisch gab. Es gab auch nicht die heimischen kleinen und harmlosen Wasserschlangen, die sich in den Buchten tummelten, und es gab erstaunlicherweise auch keine fliegenden Plagegeister auf dem Wasser.

Nachdem sie sich erfrischt hatten, kehrten sie wieder an die Arbeit zurück, und die nächste Gruppe durfte ein Bad nehmen.

Die Arbeit ging weiter, stundenlang, bei glühender Hitze, dem schwefligen Geruch und fast absoluter Stille.

Pedro Pascual, einer der Decksleute, warf die Axt zu Boden und begann sich zu kratzen.

Anfangs grinsten sie noch darüber und rissen Witze, doch das Lachen verging ihnen ziemlich schnell, als sie selber sich auch kratzten.

Ihre Körper brannten wie Feuer, und einer sah den anderen argwöhnisch und fast mißtrauisch an.

„Wie seht ihr denn aus?“ fragte Belmonte entsetzt.

Die nackten Oberkörper waren mit rötlichen Beulen übersät. Die Haut war geschwollen, als seien sie von Tausenden Moskitos überfallen und gestochen worden.

Pedro, der so geschickt mit dem Messer umzugehen verstand, schaute ungläubig an sich hinunter.

Er sah Feuermale auf der Haut, schillernde Flecken, Beulen und rötliche Pusteln, die immer größer wurden.

Vor Schreck stieß er einen lauten Schrei aus.

„Ich habe die Pest!“ kreischte er. „Die Pest ist ausgebrochen, ich werde sterben!“

Die anderen, die ebenfalls an den unheimlichen Pusteln litten, wurden nervös und begannen ebenfalls durchzudrehen. Sie kratzten sich wie Hunde, die von Flöhen geplagt wurden.

„Fangt nicht an zu spinnen!“ rief Belmonte, als er die tobende Meute sah. „So schnell kriegt man nicht die Pest, in einer solchen Einöde schon gar nicht. Das muß etwas anderes sein.“

„Es ist die Pest!“ kreischte Alberto Roque, ein noch junger Mann, der sich wie verrückt gebärdete.

Der Erste behielt die Ruhe und die Übersicht, nachdem er die Männer wild angebrüllt hatte.

Da wurde auch de Xira auf der Schebecke mißtrauisch. Er enterte ab und schlurfte schwerfällig zu ihnen.

„Was ist hier los?“ fragte er wild.

„Die Kerle glauben, sie hätten die Pest“, erwiderte Belmonte. „Das ist natürlich Quatsch. Die spinnen doch.“

De Xira sah sich die Oberkörper einiger Männer an. Die Pusteln wurden zusehends größer und verfärbten sich noch stärker ins Rötliche.

„Das ist von dem Wasser“, sagte de Xira tonlos. „Von dem Wasser in der Bucht. Da ist Schwefel drin oder sonstwas. So was habe ich jedenfalls noch nicht gesehen.“

Erneut wurden die Männer unruhig. Einige dachten auch gleich daran, daß sie jetzt einen bequemen Vorwand hatten, sich von der Arbeit zu drücken. Morgen, wenn alles vorbei war, würden sie wieder arbeiten, nur heute nicht, das war ihre Devise, das Verschieben von einem Tag auf den anderen.

„Das geht wieder vorbei“, sagte der Kapitän mißmutig. „Ab sofort wird in der Bucht nicht mehr gebadet. Ihr geht jetzt zum Meer hinunter und sucht euch weiter oberhalb eine Stelle im Wasser, wo das Teufelszeug nicht hingelangt. Dort badet ihr und wascht euch den Schwefeldreck von den Körpern.“

Froh, der Arbeit wieder für einige Zeit entronnen zu sein, aber dennoch sehr besorgt um ihre Gesundheit, marschierten sie am Strand entlang, gingen noch ein Stückchen weiter nach Norden und sprangen unter der Aufsicht des Kapitäns ins Wasser.

Hier war das Wasser sauber und klar. Man konnte bis tief auf den Grund sehen.

Sie ließen sich diesmal reichlich Zeit zum Baden, und auch der Kapitän ließ ihnen Zeit. Erst als sie sich schon länger als eine halbe Stunde im Wasser getummelt hatten, winkte er sie wieder heraus.

Sie fühlten sich tatsächlich wohler und von dem quälenden Juckreiz befreit, wie sie alle versicherten.

„Dann geht jetzt wieder an die Arbeit“, befahl de Xira. Er und der Erste Offizier nahmen auch noch schnell ein kühles Bad im Meer.

„Das sollten wir beibehalten“, sagte de Xira. „Die Kerle sind zwar faul bis in ihre morschen Knochen, aber sie sollten jeden Tag ein paarmal zur Abkühlung ins Meerwasser gehen. Das hebt die Arbeitsmoral, und die brauchen wir bitter nötig.“

„Sie wollen ja auch alle möglichst schnell von hier weg“, versicherte Belmonte. „Sie trödeln eben mal gern, was bei der Affenhitze auch kein Wunder ist. Hier geht man ja ein.“

Die beiden wußten genau, wo die Grenzen bei der Mannschaft abgesteckt werden konnten. Auf Gewalt verzichteten sie, wenn es einigermaßen gut lief. Man konnte die Kerle auch anders bei guter Laune und Arbeit halten.

So kam es, daß immer eine Stunde hart gearbeitet wurde. Dann durfte die erste Gruppe zur Badestelle, kriegte zu essen und zu trinken und wechselte danach mit der anderen Gruppe ab.

„Stellen wir Wachen auf?“ fragte Belmonte, als sie sich tropfnaß auf den Rückweg begaben.

De Xira schüttelte den Kopf. Er fühlte sich jetzt frischer und tatkräftiger.

„Nein. Wozu auch? Die Kerle werden bis zum Umfallen schuften und sind danach total erledigt. Wer Wache geht, würde nur einschlafen. In diese Ecke verirrt sich keine Menschenseele; selbst wenn das doch der Fall sein sollte, könnte er hier nichts anfangen. Das Schiff klaut uns ganz bestimmt keiner.“

„Ich dachte auch mehr an die Engländer, die sich ja nicht weit von uns entfernt irgendwo in den Minen befinden.“

De Xira lachte leise und überlegen.

„Aus den Minen ist noch keinem die Flucht gelungen, wie Shastri versicherte. Die Sklaven dort werden Tag und Nacht schwer bewacht und sind außerdem angekettet. Nein, vor denen brauchen wir uns nicht mehr zu fürchten. Die Kerle sind erledigt und so gut wie tot.“

Der Erste gab sich immer noch nicht ganz zufrieden. Sie alle hatten die höllischen Kerle ja persönlich erlebt; wenn die erst mal in Aktion waren. Da blieb kein Stein mehr auf dem anderen.

„Wenigstens ein Mann“, schlug er vor.

„Als was?“

„Als Wache, dachte ich. Kann ich ja notfalls selbst übernehmen, oder wir wechseln alle Stunde. Das erschöpft keinen.“

„Meinetwegen, obwohl das überflüssig ist.“

Schon von weitem hörten sie das Kreischen von Sägen und das Schlagen der Äxte, die den nächsten Baum fällten.

Die Männer fühlten sich erfrischt, und ihre seltsamen Hautausschläge verschwanden zusehends.

Das Holz wurde gesägt und zum Sandstreifen geschleppt. Dort sollte es in der glühenden Hitze etwas trocknen.

Aus dem noch frischen Holz wurden Pallhölzer geschlagen, damit das Heck der Schebecke abgestützt werden konnte. Gegen Abend waren nach mühseliger Schufterei die ersten Hölzer gesetzt.

Bei Dunkelheit lagen sie alle todmüde in den Kojen, bis auf Alberto Roque, der die erste Wache übernahm.

Clint Wingfield war an diesem Tag mehrmals einer Ohnmacht nahe gewesen. Die aufgestaute Hitze in der Segellast nahm ihm den Atem und erdrückte ihn fast.

Es wurde immer schlimmer, je höher die Sonne stieg und die Planken der Schebecke regelrecht aufheizte. Die Wolfshündin lag nur da und döste vor sich hin.

Als dann das Schott geöffnet wurde und ein paar Männer hereinblickten, geriet das Bürschchen fast in Panik. Aber zum Glück verschwanden die Portugiesen gleich wieder.

Er trank Wasser, das immer mehr zur Neige ging, und gab auch der Hündin etwas. Hunger hatte er bei der brüllenden Hitze nicht, nur Durst, der mit jeder Stunde schlimmer wurde.

Er mußte hier raus, es ließ sich nicht mehr aushalten in der Enge und Hitze.

Er hatte auch Wortfetzen und ganze Sätze vernommen und wußte ziemlich genau, was mit dem Schiff passierte und was die Portugiesen unternahmen.

Noch mußte er jedoch warten, bis die Männer mit ihrer Arbeit fertig waren und sich erschöpft zur Ruhe begaben.

Sie zersägten Bäume und schlugen Pallhölzer zurecht, um die Schebecke abzustützen, damit sie das Ruder später einsetzen konnten. Was sie im einzelnen taten, wußte er nicht genau, doch ein paarmal gab es im Rumpf des Schiffes einen kräftigen Ruck, und er hörte harte Hammerschläge, die alles erschütterten.

Die Luft wurde wieder so stickig, daß er nur noch ganz flach atmen konnte. Hingekauert in der Nische, wartete er darauf, daß die Zeit verging.

Einmal nickte er auch ein und schrak hoch, als er dicht vor dem Schott Schritte hörte. Die Schritte verklangen nach einer Weile wieder, und er beruhigte sich langsam.

Seine Unterlage hatte sich ein wenig verändert. Das Schiff lag offenbar so, daß das Heck leicht angehoben war. Vermutlich hatten sie mit Baumstämmen etwas nachgeholfen, um das Heck aus dem Wasser zu hieven.

Wieder verging die Zeit entsetzlich langsam und quälend. Dicke Tropfen standen auf seiner Stirn, und er bedauerte gleichzeitig die Wolfshündin in ihrem dichten Fell. Sie war erstaunlich ruhig und verriet sich durch keinen einzigen Ton. Manchmal hechelte sie in der Hitze nur leise vor sich hin.

Im Schiff wurde es nach und nach immer stiller, was darauf schließen ließ, daß die Portugiesen erledigt und entkräftet ihre Schlafplätze aufgesucht hatten.

Da an Deck ohnehin nicht geglast wurde, seit die Portugiesen in dieser Bucht lagen, mußte sich das Bürschchen auf sein Zeitgefühl verlassen, und das sagte ihm, daß es mittlerweile draußen finster sein mußte.

Die Sonne war längst untergegangen, denn durch die Ritzen im Schott fiel kein Licht mehr.

Er wollte schon das Schott einen Spalt öffnen, als er wieder Schritte hörte, mehr ein Schlurfen wie von einem müden Mann.

Sie hatten also eine Wache aufgestellt.

Aufmerksam lauschte er, bis sich das Schlurfen langsam entfernte. Der Posten ging weiter nach achtern, um dort seine Stellung zu beziehen.

Clint war ausgeruht, durch die Hitze nur ein bißchen matt, und er nahm sich vor, die müden Portugiesen heute nacht ein bißchen aufzuschrecken und ihnen gehörig einzuheizen. Er wußte auch, daß sie abergläubisch waren und nachts Angst vor Teufeln, Hexen und anderen Spukgestalten hatten.

Er gab noch etwas Zeit dazu und verlegte sich abermals aufs Warten, bis er an Deck nichts mehr hörte.

„Jetzt sehen wir uns draußen mal um, Plymmie“, raunte er der Hündin zu, als könne sie jedes Wort verstehen. „Wollen mal ein bißchen stöbern und nachschauen, was sich getan hat.“

Die Antwort war ein leises Hecheln und ein freudiges Wedeln. Offenbar begriff die Wolfshündin alles, was Clint sagte.

Vorsichtig öffnete er das Schott einen Spaltbreit und warf einen Blick hinaus.

Eine fast unheimlich anmutende Stille lag über der jetzt bizarr erscheinenden Landschaft.

Draußen schien der Mond. Bleich, zernarbt und irgendwie unheimlich leuchtete er in die Bucht und ließ weiter links die Bäume zu abstrakten Gestalten werden, zu Riesen, die schweigend herüberstarrten. Auch das Wasser hatte eine eigentümliche Farbe wie flüssiges Quecksilber. Kein noch so leichter Hauch kräuselte die Oberfläche.

Clint blickte nach achtern und orientierte sich.

Die Schebecke war tatsächlich etwas angehoben worden und lag auch noch ein wenig auf der Seite. Überall hingen Tampen von Bord, und er erkannte auch zwei Jakobsleitern. Er fragte sich einen Augenblick, wie er die Hündin dort hinunterbringen sollte.

Den Mann, der das Schiff bewachen sollte, entdeckte er auch im Schlagschatten des Mondlichtes. Sein Kopf war ihm auf die Brust gesunken. Er schien die Planken anzustarren. Natürlich war der Kerl vor lauter Erschöpfung eingeschlafen.

Einmal schrak er kurz hoch, doch das war nur ein Reflex, denn sogleich sank sein Kopf wieder auf die Brust.

Lautlos schlich Clint weiter nach achtern, bis er den Niedergang und ein angelehntes Schott erreichte. Er kannte jeden Winkel im Schiff, und so entging ihm auch nicht, daß am Heck Mondschein in eine der leeren Kammern fiel, die ausgeräumt worden war.

Von dort aus konnte er den Sandstreifen sehen, auf dem die Schebecke lag. Sie hatten ein paar Planken herausgenommen, um besser arbeiten zu können.

Für das Bürschchen war das ein hervorragendes Schlupfloch, wo ihn so schnell keiner entdecken würde.

Wenn er jetzt aber draußenbleiben wollte, dann brauchte er dringend Verpflegung und etwas zu trinken. Also begab er sich auf den Weg zur Kombüse und fand das Schott nur angelehnt, wie er zu seiner Freude feststellte. Der Koch hatte anscheinend die Anweisung vergessen, das Schott zu verriegeln und geschlossen zu halten.

Die Hündin folgte ihm wie ein Schatten; lautlos und etwas geduckt bewegte sie sich über die Planken.

Der Moses warf einen schnellen Blick zurück. Er hatte die Befürchtung, daß ganz plötzlich jemand auftauchen und ihn entdecken könne. Doch die Befürchtung war unbegründet. Die Portus schliefen wie die Toten.

In der Kombüse und der anschließenden Proviantlast hantierte er ebenfalls lautlos und deckte sich kräftig mit allem ein, was er demnächst brauchte.

Das alles brachte er unendlich vorsichtig nach achtern, schlüpfte durch das Loch im Heck und nach draußen, wo er sich zunächst schnell orientierte.

Der Hündin bedeutete er, sitzen zu bleiben und sich nicht zu rühren. Sie ließ sich auch auf die Hinterpfoten nieder und schien zu erstarren.

Ungerührt beschaffte er sich weitere Vorräte und vergaß auch die beiden Decken aus der Segellast nicht.

Vor sich hingrinsend, daß er die Portus wieder mal überlistet hatte, verließ er die Schebecke und blieb unter dem Heck sitzen.

Zum ersten Male sah er jetzt das ganze Ausmaß der Beschädigungen. Der Rammsporn der osmanischen Galeere hatte ganze Arbeit geleistet, aber die Portugiesen waren inzwischen auch nicht faul gewesen. Sie hatten bereits kräftig zugelangt.

Er versuchte abzuschätzen, wie lange sie wohl brauchen würden, um wieder in See gehen zu können, aber das konnte er nicht. Jedenfalls mußte er sie für eine Weile daran hindern.

Er befand sich jetzt so im toten Winkel der Schebecke, daß ihn von Bord aus niemand entdecken konnte. Er sah die Pallhölzer, die noch keinen richtigen und festen Halt hatten, und er bemerkte im bleichen Mondlicht das Werkzeug. Die Portus hatten es achtlos hingeworfen.

Sorgsam musterte er seine Umgebung. Das Versteck, das sich ihm vorübergehend anbot, war der Dschungel da drüben. Dort konnte er untertauchen und sich ein kleines Quartier einrichten, und von dort konnte er auch seine Aktionen starten.

Der Rest der Gegend war trostlos, einsam und öde. Er sah wenig einladend aus.

Sein Blick verlor sich ins Landesinnere, wo irgendwo die Arwenacks angekettet in den Minen arbeiteten. Er wußte nicht, wie weit diese Minen entfernt waren, aber er wußte, daß er sich dort nicht blicken lassen durfte. Nur hier konnte er etwas helfen und die Arbeiten verzögern.

Alles weitere mußten die nächsten Tage bringen.

Nachdem er alles sorgfältig gemustert und geprüft hatte, entschied er sich für den Dschungel. Nach und nach schleppte er alles hinüber und verbarg sich am Rand des stillen Urwaldes.

Von hier aus hatte er die Schebecke gut im Blick und konnte selbst so gut wie nicht gesehen werden.

Plymmie erhielt Wasser, Hartwurst und Brot und schien damit zufrieden zu sein. Sie legte den Kopf auf die Vorderpfoten und blickte ebenfalls zu der Schebecke hinüber.

Der Wachtposten war nur als bewegungsloser Schatten zu sehen, der immer noch vor sich hindöste und völlig übermüdet war.

Clint säbelte sich ein Stück Wurst ab, eine dicke Scheibe Speck und ein Stück Brot. Kauend prüfte er die Gegend und suchte sich einen Fluchtweg, der ihn auf schnellstem Weg zurück zum Dschungel führte.

In der Bucht gab es eine kleine Sandbank, weiter drüben einen morschen Holzsteg und dahinter hartes, von der Sonne gebranntes Land. Stellenweise sah der Boden aus wie die zerfurchten Suhlen von Wildschweinen, die sich im Schlamm gewälzt hatten, der dann knochenhart und staubtrocken geworden war.

An Bord rührte sich nichts. Auch den dösenden Posten löste niemand ab, wie es schien. Der hockte in unveränderter Stellung da, den Kopf auf der Brust, die Hände auf den Oberschenkeln.

Langsam stand der Moses auf und schlich auf die Schebecke zu.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 697

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