Читать книгу Der Kaperschiffer vor hundert Jahren - Фредерик Марриет - Страница 7

Fünftes Kapitel.

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Wie wir über die Barre des Senegal setzen, wird das Boot durch einen Tornado umgestürzt. — Wir entrinnen dem Rachen der Hayfische nur, um von den Eingebornen gefangen genommen zu werden. Man bringt uns in’s Innere des Landes und vor den Negerkönig, gegen dessen Zorn uns die Vermittlung seines weiblichen Gefolges schützt.

Ein paar Tage nach unserer Ankunft kam der Meister eines anderen Schiffes, das in unserer Nähe vor Anker lag, zu uns an Bord, um unser Langboot und einige Matrosen zu borgen, damit er in den Senegal einfahren könne. Unser Kapitän, ein alter Freund des Bittstellers, willfahrte seinem Gesuch, und da die über die Barren setzenden Boote wegen der schweren Brandung leicht Unfällen ausgesetzt sind, so wurden die besten Schwimmer ausgelesen, während man die Obhut über das Fahrzeug mir übertrug. So brachen wir mit fünf Rudern auf, und ich führte das Steuer; aber wie wir uns der Barre näherten, überfiel uns ein Tornado, der schon einige Zeit gedroht hatte. Das Ungestüm der Windstösse findet in keinem andern Theil der Welt seines Gleichen, und da der Orkan auf einmal mit voller Gewalt losbrach, so suchten wir seiner Wuth dadurch zu entgehen, dass wir das Boot vor den Wind brachten. Wir waren dadurch gezwungen, gen Süden längs der Küste hinzulaufen, und es gelang uns, das Boot geraume Zeit zu halten, so dass wir die Gefahr bereits überstanden zu haben glaubten, als plötzlich eine hohe Welle, die sich an der nahen Barre brach, über uns hereinschlug und das Boot füllte, so dass es augenblicklich sank.

Unsere einzige Aussicht bestand jetzt darin, dass wir die Küste durch Schwimmen erreichen; aber sie lag noch ferne. Das Wasser brandete auf unserem ganzen Weg, und den Hauptschreck flössten uns die Hayfische ein, welche an dieser Küste sehr häufig und ungemein gierig sind. Auch war unsere Unruhe nicht ohne Grund, denn kaum war das Boot versunken, und wir Alle auf dem Weg nach dem Ufer, als einer von unsern Leuten laut aufschrie; er war von den Hayfischen erfasst worden, welche ihn schnell in Stücke zerrissen hatten. Sein Blut färbte das Wasser um uns her, und da dieser Umstand alle Hayfische anlockte, so wurde er für uns ein Rettungsmittel. Nie werde ich das schreckliche Gefühl vergessen, welches sich meiner bemächtigte, als ich mich durch die Brandung kämpfte, und jeden Augenblick erwartete, dass mir von einer dieser gefrässigen Bestien ein Glied abgenommen werde. So oft mir ein Fuss den andern berührte, schrack ich zusammen, weil ich die Nase eines Hayfisches zu fühlen glaubte, und nichts anderes vermuthete, als dass der Biss augenblicklich erfolgen werde. Unter solchen Todesängsten kämpften wir uns vorwärts, während uns bald eine grosse Welle unter Wasser tauchte, bald eine andere wirbelnd uns gegen das Gestade drängte. In der Brandung wurden wir dermassen zerbeult, dass wir untertauchten, um den Stössen zu entrinnen, aber sobald wir uns hoben, prallten wir auf’s Neue an. Unter herber Anstrengung gelang es uns endlich, die Küste zu erreichen; aber auch jetzt war unsere Noth noch nicht vorüber. Das Gestade hatte so leichten Sand, dass er unter uns einsank, und die Welle, welche uns an’s Gestade geworfen hatte, riss uns nach ihrem Anprall wieder zurück, uns in Sand und Wasser begrabend. Mehreremale rafften wir uns auf, um unsere Anstrengung zu erneuern, aber ohne Erfolg, denn wir konnten nirgends festen Fuss fassen. Endlich wurden wir, als die Welle uns wieder in die Höhe brachte, von den Negern, welche unsern Unfall mitangesehen hatten, und in grosser Anzahl an’s Ufer heruntergekommen waren, gepackt und aus dem Bereich der Wogen geschafft. Wir waren so sehr erschöpft, dass wir auf dem Sand liegen blieben, erwartungsvoll dem weiteren Beginnen der Neger entgegensehend, die uns übrigens nicht lange im Unklaren liessen, denn sie säumten nicht, uns alle unsere Kleidungsstücke abzunehmen. Einer unserer Leute versuchte zwar Widerstand, musste es aber theuer büssen, da ihm ein Neger einen Speer durch den Schenkel stiess.

Sobald die Wilden nach einiger Berathung unsere Kleidungsstücke unter sich vertheilt hatten, banden sie uns die Hände, gaben uns eine starke, mit Speeren, Bogen und Pfeilen bewaffnete Wache bei, und traten den Weg in’s Innere des Landes an. Schweren Herzens zogen wir mit, einen sehnsüchtigen Blick auf den Ocean zurückwerfend, den wir zum letzten Male gesehen zu haben glaubten, und drückende Besorgnisse quälten uns in Betreff des Geschicks, das wir zu erwarten hatten. Es war gegen Mittag, der Sand tief und die Hitze masslos; da wir nun allen Kleiderschutzes entbehrten, so überzog sich unsere Haut bald mit Blasen, und unsere Erschöpfung wurde noch durch die bittere Angst erhöht. Die Neger zwangen uns übrigens vorwärts, stachelten uns, wenn unsere Schritte erlahmten, mit ihren Speeren, und drohten uns niederzustossen, wenn wir Halt machten. Wir sehnten uns nach der Nacht, da diese unseren Leiden wenigstens eine vorübergehende Linderung bringen musste. Endlich kam sie. Die Neger sammelten Holz und zündeten Feuer an, um die wilden Thiere abzuhalten; dann legten sie sich im Kreise darum her, und wir mussten die Mitte einnehmen. Nach der Erschöpfung des Tages hofften wir auf einige Ruhe, aber vergeblich — die Nacht war sogar noch schlimmer als der Tag. Die Musquito’s fielen nämlich in Schwärmen auf uns nieder, und versetzten uns so unerträgliche Bisse, dass wir fast von Sinnen kamen. Da unsere Hände gebunden waren, konnten wir sie nicht abwehren, und unser einziges Hülfsmittel bestand darin, dass wir uns hin- und herwälzten, um sie los zu werden. Hiedurch wurde die Sache noch schlimmer, denn die Blasen, welche uns die glühende Sonne gezogen, platzten durch unser Hin- und Herrollen, und der Sand, der in die wunden Stellen gerieth, steigerte neben den Musquitostichen unser Leiden in furchtbarer Weise. Hatten wir früher um die Nacht gebetet, so beteten wir jetzt um den Tag — einige von uns sogar um den Tod.

Mit Sonnenaufgang mussten wir wieder weiter, und unsere Führer, die unsern kläglichen Zustand nicht berücksichtigten, spornten uns, wie Tags zuvor, mit ihren Speeren. Vormittags langten wir in einem Dorfe an, wo unsere Wache Erfrischungen einnahm; jeder von uns erhielt eine Hand voll gesottenen Maises, und dann setzten wir unsern Marsch durch mehrere kleine Städte fort, die, gleich allen in diesem Lande, nur auf runden Binsenhütten mit zugespitztem Dach bestanden. Der Tag verlief wie der vorhergehende. Strauchelten oder hinkten wir, so wurden wir mit den Speeren gespornt, und hatte einer nicht Kraft genug, weiter zu gehen, so drohte man ihm mit dem Tode. Endlich kam der Abend heran und die Feuer wurden wieder angezündet — jetzt viel grösser als das letzte Mal, wahrscheinlich weil die reissenden Thiere zahlreicher waren; denn wir hörten sie in jeder Richtung um uns her heulen, was in der vorhergehenden Nacht nicht der Fall gewesen. Die Musquito’s quälten uns nicht mehr so sehr, und wir konnten uns mitunter einer kurzen Ruhe erfreuen. Mit Tagesanbruch mussten wir unsre Reise wieder aufnehmen, nunmehr aber, soweit wir nach der Sonne urtheilen konnten, in einer mehr östlichen Richtung.

Während der ersten zwei Tage fanden wir bei den Einwohnern der Städte eine sehr schlimme Aufnahme, weil so viele ihrer Angehörigen zum Zwecke des Sklavenhandels geraubt worden waren; sie hassten den Anblick unserer weissen Gesichter, da sie voraussetzten, wir seien in ähnlicher Absicht gekommen. Je weiter wir aber in’s Innere kamen, desto besser wurde unsere Behandlung; die Eingeborenen betrachteten uns mit Staunen und Ueberraschung, da sie in uns eine neue Art von Wesen zu sehen glaubten. Einige der Weiber liessen uns, als sie bemerkten, wie gänzlich wir von Hunger und Anstrengung erschöpft waren, ihr Mitleid zu Theil werden, und brachten uns viel gekochten Mais und zum Trunke Gaismilch. Hiedurch wurden wir sehr gestärkt, und wir setzten in banger Erwartung des Geschicks, das uns vorbehalten war, unsre Reise fort.

Nachdem wir über einen kleinen Fluss gekommen waren, der die Grenze zweier verschiedenen Staaten zu sein schien, näherte sich uns eine grosse Menge Neger, die geneigt zu sein schienen, uns unsern dermaligen Herren abzunehmen. Nach kurzer Besprechung verständigten sie sich jedoch, und ein Haufen der neuen Ankömmlinge schloss sich unsern Führern an. Bald darauf gelangten wir an den Rand der Wüste, und mussten daselbst Halt machen, bis die Neger mehrere Kalabaschen und Schläuche mit Wasser gefüllt, desgleichen einen ordentlichen Vorrath von gekochtem Mais gesammelt hatten. Dann ging es wieder weiter in die Wüste. Wir waren nicht wenig erstaunt und erschrocken, als wir um uns her keine Spur von Vegetation, nicht einmal einen Grashalm, erblickten. So weit das Auge reichte, sahen wir nichts, als eine weite unfruchtbare Ebene leichten Sandes, der beim mindesten Winde in Wolken aufstieg; auch sanken wir beim Gehen so tief ein, dass wir zuletzt kaum einen Fuss dem andern nachschleppen konnten. Indess fand unsere Anstrengung doch einigen Lohn, denn als wir Nachts Halt machten, wurden keine Feuer angezündet, und wir entdeckten zu unserer grossen Freude, dass es keine Musquito’s mehr gab, die uns belästigen konnten. Wir versanken in einen gesunden Schlaf, der bis zum Morgen anhielt und uns sehr erfrischte, so zwar, dass wir im Stande waren, unsere Wanderung recht rührig wieder aufzunehmen.

Während unsers Marsches durch die Wüste sahen wir viele Elephantenzähne, aber keine Elephanten. Ich kann nicht sagen, wie diese Zähne hieher kamen, wenn sie nicht etwa von den Thieren verloren wurden, während dieselben durch die Wüste zogen. Noch ehe wir das Sandmeer hinter uns gewannen, ging unser Wasser zu Ende und wir litten furchtbaren Durst, da wir den ganzen Tag unter einer scheitelrechten Sonne gehen mussten. Die Nacht wurde uns, eben weil es an Wasser fehlte, nicht minder peinlich, und am folgenden Tage waren unsere Kräfte dermassen erschöpft, dass wir schon unter einander zu Rath gingen, ob wir nicht niederliegen und dadurch unsre Führer reizen wollten, unsrem Elend mit ihren Speeren ein Ende zu machen. Zu gutem Glück erreichten wir aber jetzt die Ufer eines Flusses, nach dem die Neger sich augenscheinlich längst voll Sehnsucht umgesehen hatten. Hier tranken wir reichlich und blieben den ganzen Tag an Ort und Stelle, um uns zu erholen, denn die Neger waren fast eben so erschöpft, wie wir. Am andern Morgen setzten wir über den Fluss und gelangten in einen tiefen Wald, in welchem wir um des hochgelegenen Grundes willen nicht so viel von den Musquito’s belästigt wurden, als auf den niedern, sumpfigen Landstrichen der Seeküste unten. Während unsers Marsches durch den Wald nährten wir uns nur von Thieren und Vögeln, welche die Neger mit ihren Pfeilen schossen.

Nachdem wir endlich den Wald zurückgelegt hatten, fanden wir wie früher eine Gegend, auf der in kurzen Entfernungen viele Dörfer aus Weidenhütten oder kleine Weiler standen. Um jedes Dorf her waren Streifen Landes mit Guinea-Korn angepflanzt, und wir trafen nicht selten auf verlassene Gruppen von Hütten. Zwischen der Seeküste und der Wüste, die wir zurückgelegt hatten, war uns aufgefallen, dass viele der Einwohner europäische Feuerwaffen trugen; aber jetzt bestand die einzige Wehr aus Speeren, Bogen und Pfeilen. Beim Weitervorrücken wurden wir vor jedem Dorfe von den Eingeborenen umringt, die uns mit staunender Ueberraschung musterten und uns augenscheinlich als eine neue Art von Geschöpfen betrachteten. Eines Morgens, als wir uns einer sehr grossen Negerstadt näherten, begannen unsere Neger sich in jubelndem Stolze aufzublähen, indem sie zugleich unter den sich herbeidrängenden Einwohnern uns vor sich hertrieben, Triumphlieder sangen und ihre Waffen schwenkten. Nachdem wir in dieser Weise durch einen grossen Theil der Stadt gekommen, gelangten wir nach einer Anzahl von Hütten, die durch einen hohen Pallisadenzaun von den übrigen getrennt waren und, wie sich später herausstellte, dem Könige des Landes gehörten, welcher hier mit seinen Weibern und Dienstleuten wohnte. Wir warteten eine Weile aussen, während unsere Wachen hineingingen und Seiner Majestät das Geschenk meldeten, welches sie Hochdenselben gebracht hatten.

Wir glaubten Grund zur Annahme zu haben, dass unsre Führer keine Unterthanen dieses Königs waren, sondern im Zwiespalt mit ihm gelebt und uns als Sühne gebracht hatten, um damit ihren Frieden mit einem Feinde zu machen, der für sie zu stark war. Wir erhielten endlich Befehl, in die Verzäunung zu treten, und gelangten in ein grosses offenes Gebäude, das wie die andern aus Binsen und Zweigen zusammengefügt war. In der Mitte hockte ein wild aussehender alter Neger, von vier jungen Negerinnen bedient — ein grobknochiger, magerer, sehr grosser Mensch, in dessen grimmigem Gesichte sich eine teuflische Wildheit ausdrückte, während jede Bewegung seiner Arme und Beine zeigte, welche gewaltige Muskelkraft sich unter seiner losen Haut barg. Ich hatte nie zuvor ein lebendes Urbild von so roher Kraft und viehischer Barbarei gesehen. Auf einer Matte vor ihm war allerlei Mundvorrath aufgestellt, hinter ihm befanden sich mehrere hässliche Wilde, die seine Waffen hielten, und zu jeder Seite, in grösserer Entfernung, standen Reihen von Negern, die mit gesenkten Köpfen und gekreuzten Armen seiner Befehle harrten. Der Häuptling oder König sowohl, als die vier Weiber, waren in Kleidern von blauem Baumwollenzeug, wie er im Lande gefertigt wurde, gehüllt; das heisst, ein Stück lief um die Lenden herum und fiel bis auf die Knöchel nieder, während ein anderes über die Schulter geschlagen war. Alle Uebrigen, wie im Durchschnitt die Einwohner, trugen, mit wenigen Ausnahmen, nicht die mindeste Leibesbedeckung; auch erinnert sich der Leser, dass wir uns in der gleichen Lage befanden. Die Weiber hatten um den Hals mehrere Schnüre von goldenen Kügelchen, die weiter und weiter wurden, bis die letzte Schnur fast auf den Magen herabhing; auch trugen sie nach dem Beispiel des Königs grosse Goldspangen um Arme, Handgelenke und Beine. Die Negerinnen waren jung und von nicht unangenehmem Aeusseren; sie stierten uns mit neugierigem Erstaunen an, während der König uns finstere Blicke zuwarf, ob denen uns das Blut in den Adern erstarrte. Endlich erhob sich Letzterer vom Boden, nahm einem der hinten stehenden Männer seinen Säbel ab und ging auf uns zu, die wir mit gesenkten Häuptern und athemlos vor Furcht unserem Schicksal entgegen sahen. Ich stand zufälligerweise vorn; er fasste mit einem Griffe, ob dem mir aller Muth entsank, meinen Arm und drückte mit der Hand, in welcher er den Säbel hielt, meinen Kopf noch tiefer hinunter, ohne Zweifel, um mir denselben abzuhauen. Aber jetzt umringten ihn die Weiber, die sich gleichfalls vom Boden erhoben hatten, und suchten durch Bitten und Liebkosungen ihn zu bewegen, dass er seine Absicht, wenn er wirklich eine solche hatte, nicht in Vollzug setze. Ihre Vorstellungen trugen auch endlich den Sieg davon; die Jüngste nahm dem grämlichen König seinen Säbel ab, und dann führten sie ihn nach seinem Sitz zurück, worauf die Weiber auf uns zukamen, um ihre Neugierde zu befriedigen. Sie betasteten uns Arme und Leib und stellten viele Fragen an diejenigen, welche uns hieher gebracht hatten; auch schienen sie sehr erstaunt zu sein über die Länge meiner Haare, die ich in einen Zopf gebunden trug. Sie nahmen ihn in die Hand, zerrten etliche Male sehr scharf daran, um sich zu überzeugen, ob er wirklich auf meinen Kopf gewachsen sei, und die Wahrnehmung, dass die Sache sich wirklich so verhielt, erfüllte sie mit grossem Erstaunen. Nachdem sie ihre Neugierde befriedigt hatten, schienen sie auch unsere Lage in Betracht zu ziehen, denn sie erbaten sich jetzt die Erlaubniss des alten Königs, uns Nahrung reichen zu dürfen, und brachten uns dann eine Kalabasche mit Kuschkusch, d. h. zu dickem Brei gekochtem Guinea-Korn. Da unsere Hände noch immer gebunden waren, so konnten wir nur durch Schütteln der Köpfe unsere Unfähigkeit, von ihrer Güte Gebrauch zu machen, an den Tag legen. Sie verstanden, was wir meinten, und zerschnitten unverweilt unsere Bande; auch äusserte die jüngste von den Vieren das lebhafteste Mitleid mit meinem kläglichen Zustande, als sie bemerkte, dass meine Arme in Folge des langen Gefesseltseins ganz abgestorben und unbrauchbar waren. Sie rieb sanft meine Handgelenke und zeigte in ihrem Angesichte alle Merkmale des Mitleids — ein Beispiel, hinter dem die übrigen drei nicht zurückblieben. Ich war jedoch der jüngste unter dem Haufen der Gefangenen und schien daher ihre Geneigtheit in besonderem Grade zu wecken. Bald nachher wurden wir Alle in ein anstossendes Zelt oder in eine Hütte gebracht, wo man uns den ganzen Körper mit einem Oel einrieb, welches uns nach mehrtägiger Anwendung vollkommen heilte und unsere Haut seidenglatt machte. Ueberhaupt war jetzt unsere Lage so ganz anders geworden, dass dieselben Neger, welche uns mit ihren Speeren gestachelt und mit Umbringen bedroht hatten, jetzt uns bedienen mussten; auch geschah dies mit der grössten Unterwürfigkeit und Sorgfalt, da die Weiber des Königs häufig erschienen, um sich von der Art unserer Behandlung zu überzeugen.

Der Kaperschiffer vor hundert Jahren

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