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Sniper sind Weltbürger

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Auf der Jagd nach den schönsten und verrücktesten Fotomotiven zieht es den Sniper immer wieder in fremde Länder. Das ist seine Mission und auch nicht weiter verwunderlich, denn Spezialeinheiten mit solchen großartigen Fähigkeiten werden weltweit gebraucht! Der Sniper betrachtet die ganze Welt als Heimat und bringt die visuellen Eindrücke in das eigene Land zu seinen Fans, die ihn dafür lieben und vergöttern.

Wer von Land zu Land reist und sich dort zuhause fühlt, tut natürlich gut daran, die jeweilige Sprache zu beherrschen – zumindest so, um sich mit den Einheimischen über dies und das unterhalten zu können. Multilinguale Fähigkeiten sind sehr gefragt und äußerst attraktiv.

Ein Sniper, der mehrere Sprachen beherrscht, eignet sich also als Markenbotschafter und kann in Ländern eingesetzt werden, in denen der Marktanteil ausgebaut werden soll. Südländische Sprachkenntnisse eigenen sich natürlich auch, um den Flair des „Dolce Vita“ glaubwürdig zu transportieren, beispielsweise via Hashtag auf Instagram. Ein sehr gutes Englisch ist darüber hinaus sowieso ein Must-have, zumal die Social-Media-Sprache von Anglizismen geprägt ist.

Der Sniper verfügt über eine hohe Kulturkompetenz. Klar, im militärischen Bereich muss der Sniper seine Ziele sehr gut kennen, also alle Stärken und Schwächen wissen. In der Influencer-Szene hat der Sniper natürlich gute Absichten und möchte weder Mensch, Tier noch der Natur schaden. Dennoch ist es das Ziel des Snipers, mit seinen Aktivitäten und Medienprojekten viel Geld zu verdienen, denn sonst ist es unmöglich, vom Dasein als professioneller Influencer zu leben.

Es kann also vorkommen, dass der Sniper eine Kulisse wählt, die in dem fremden Land zwar unproblematisch ist, beispielsweise ein harmloses Foto in den südamerikanischen Slums, in Deutschland oder Österreich aber als protzig und geschmacklos interpretiert wird.

Fans und Kunden könnten also fragen: Warum fotografiert sich der Typ in schicken Klamotten in den Slums? Das hat der Sniper vielleicht gar nicht böse gemeint, interessiert in den Social-Media-Community aber niemanden. Denn dort wird knallhart geurteilt und abgerechnet.

Exkurs | Carmen Geiss und die Slums

Im Januar 2016 posiert die Influencerin Carmen Geiss (Stand Juni 2020: rund 700.000 Follower auf Instagram) mit einem Einheimischen in den Slums der kolumbianischen Hafenstadt Cartagena. Carmen Geiss trägt eine Designerbrille, einen pinken Hut und viel Bling-Bling. Der einheimische Mann, ein ganz normaler Typ, macht eine Pose (ausgestreckte Arme, als würde er ein fliegendes Flugzeug imitieren). Im Hintergrund sind „ärmliche Behausungen und Verkaufsstände zu sehen“.26 Für dieses Foto erntet Carmen Geiss einen heftigen Shitstorm in den Sozialen Medien. Die Empörung richtet sich vor allem an die Art und Weise, wie sich Carmen Geiss vor Ort inszenierte. Die knallharte Konsequenz: Der Reisesender „Sonnenklar.TV“ beendet den Vertrag mit den Geissens.

Das Beispiel Carmen Geiss zeigt die Sogwirkung eines Shitstorms, und es macht deutlich, dass Imagetransfer nicht immer einen nützlichen Effekt hat. Deshalb ist es für Sie als Unternehmenspraktiker wichtig, die Stärken und Schwächen Ihres möglichen Kooperationspartners ganz genau zu kennen. Relevant ist der Content des Influencers, den Sie in den Sozialen Medien finden: Storys und Bilder auf Instagram, Videos und Vlogs auf YouTube sowie alle Inhalte auf Facebook und Snapchat etc. Interessant sind ebenso Interviews in der Presse und die Art und Weise, wie der Influencer mit seinen Fans umgeht und kommuniziert. Aus all diesen Informationen ergibt sich ein Gesamtbild, ein Gefühl, das Image.

Hexendoktor, Sniper oder Sexgöttin

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