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Mein lieber Eduard!

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Als ich gestern Deinen Brief erhielt, riss ich ihn sogleich auf in der Erwartung, eine frohe Nachricht darin zu finden. Aber leider wurde meine Erwartung getäuscht. Nun, Gott gebe, dass Du bald eine recht freudige Nachricht mitteilen kannst.

Als ich vor acht Tagen bei Bach und Frenkel war, teilte mir dieser, aber unter dem strengsten Siegel der Verschwiegenheit mit, dass K. Kühn aus Sollstedt bei ihm gewesen ist und ihm gesagt habe, dass er mit vollkommen ausgespannten Segeln auf Walkenried lossteure. Worauf Frenkel sogleich an Dich gedacht, und ihm gesagt habe, er möchte Dich doch bei S. Berücksichtigen; worauf er geäußert habe, er solle S. kein Anderer haben als Du. Ich erwiderte ihm darauf, dass K. wahrscheinlich ein Abtrittsquantum werde haben wollen, was aber Frenkel verneint. Er habe gesagt: es triebe ihm von S. weg, er könne dort nicht länger bleiben! Sein Verhältnis zu dem Baron mag nicht das Beste sein.

Das wäre nun alles recht gut. Freilich ein Abtritts-Geld verlangt er jedenfalls. Dazu kommt aber, dass die Pachtung für K. nur auf vier Jahre steht. Ohne Porlongation würde also gar nicht darauf einzugehen sein.

Ich möchte Dir das mitteilen, bitte aber keinen Gebrauch davon zu machen, denn Frenkel tut sehr geheim und machte sogar die Türe zu, dass nur Niemand etwas hören sollte.

Was nun die beiden Pachtungen in Meinigsch und bei Burg betrifft, so hast Du ja bei allen öffentlichen Verpachtungen unangenehme Erfahrungen gemacht und es hat Dir nirgends gelingen wollen. Die Sandgegend bei Burg würde vielleicht Dir am besten zusagen, da gerade hier mit Lupine und Serradella was zu machen ist und dort das Ammoniak-Wasser aus der Gasanstalt benutzt werden kann.

Was nun Anrode betrifft, so scheint der Umstand, dass Winz. Knorrs Vormund ist, sehr günstig. Hoffentlich hast Du nun besonders an diesen geschrieben! Ja, ich würde mich erkundigen, wenn es so wäre und damit Gelegenheit sich ergäbe, mich gelegentlich ihm dort vorzustellen. In diesen ernsten Zeiten ist ein solcher Platz der beste, wie ich nämlich Dir schon geschrieben habe, und unter 500 rh können sie Dir nicht wohl geben. Jede Pachtung ist ungewiss.

Es würde mir eine große Freude sein, wenn ich den Paul Zschische einmal bei mir sehen sollte. Er ist also noch der Alte. Den Block, von dem Du schreibst, muss ich kennen, ich kann mich aber nicht klar auf ihn besinnen.

Dass Zitzling Dir nicht geantwortet hat, wundert mich auch ich habe lange keine Nachricht von ihm. Herr Vogt hat an mich geschrieben und ich habe ihm geantwortet, dass Du seinen Auftrag an mich ausgerichtet hättest, dass ich ihn, da ich die Pflaumenbäume nicht hatte, eine andere Baumschule empfohlen. Du hättest aber keine Nachricht von diesem erhalten, wahrscheinlich, weil er die Bäume nicht gehabt hätte. Wahrscheinlich ist es doch der Vogt, der Dich so freundlich aufgenommen hat, ich habe ihm zugleich dafür gedankt.

Das ist ja ein schreckliches Schicksal, das der arme Apel erleben muss. Die Frau stirbt und er wird am Leben erhalten, um furchtbare Schmerzen zu erdulden. Von einer solchen Operation, wie Du sie beschreibst, habe ich ein erstes Mal gehört und begreife nicht, wie ein Mann von dreiundsiebzig Jahren solches überstehen kann. Gewiss stößt sie ihn zum Grabe,- doch ich habe Deinen Brief falsch verstanden. Der Apel in Hohenebes ist der alte Mann, der vom Faulfieber wieder hergestellt ist in Bellstedt ist der Unglückliche, der die Operation ausgestanden hat. Es ist furchtbar.

Auch hier ist ein junges Mädchen, das in Uthleben die Frau von Styla im Nervenfieber gewartet hat, an Typhus gestorben. Gott gebe, dass die Krankheit nicht weiter um sich greift.

Hast Du Dich nach Wallnussbäumen umgehört? Vergiss es nicht! Anliegende Zeilen gib doch recht bald ab. Hoffentlich wird die kleine Marie nun wieder völlig hergestellt sein! Das wünsche ich. Auch Auguste hat ihren Husten verloren. Sie hatte gestern Abend eine Spinnstube um 12 Personen. Meine Freude!!! Sie spinnt übrigens sehr fleißig.

Eben fällt mir ein, dass Carl mit v. W. Knorr schon öfter in angenehme Berührung gekommen ist und ihn als einen höchst liebenswürdigen Mann geschildert; vielleicht könnte auch dieser einwirken! Am besten wirkt freilich persönliche Bekanntschaft.-

Ist Dirs möglich, und erlauben es die Umstände, so sieh ja zu, dass Du den 7. in Nordhausen bist. Es würde mir die Sache sehr erleichtern. Du weißt ja, mit dem hochweisen Rieke ist nichts anzufangen, und Carl ist auch zu neu, dass ich ihn anstellen könnte. Der Präsident Seiffert hat sich zur Teilnahme gemeldet. Auch gut.

Der Konfirmandenunterricht wird mir jetzt sehr sauer. Ihre Zahl ist 36. Und ich muss jetzt die Sonntage Erholungstage nennen – ich fühle mich auf allemal ganz erschöpft. Nun lebt alle recht wohl. Gott gebe, dass Du mir bald eine recht frohe Nachricht geben kannst. Grüße und küsse Deine, liebe Auguste und Kinder.

Dein alter Vater Steiger

Windehausen, am 28. Januar 1860

Mein lieber Eduard

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