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Mein lieber Eduard!

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Schon zwei Tage hatte ich auf Nachricht gehofft, und das machte mich sehr besorgt, umso größer ist nun meine Freude, dass alles nach den Umständen normal ist und wenn „Auguste“ alles gut geht, und ich will, indem ich zum Eintritt in einen neuen Zeitabschnitt gratuliere, von ganzem Herzen wünschen, dass mit der Zunahme der Tageslänge auch die Gesundheit und Erkräftigung der guten Auguste zunehmen möge. Schon die Geburt eines Kindes macht Schmerzen und Sorge und nun, wie viel mehr zwei kleine Wesen? Biete ja alles auf, um Deinem Frauchen die Last zu erleichtern, und ist sie mit Gottes Hilfe glücklich überstanden, so ist dann auch die Freude desto größer, denn je größer die Sorge um ein Kind, desto größer die Liebe zu ihm. Möge Gott meine stillen Wünsche erhören und Mutter, Vater und Kinder gesund erhalten. Sehr naiv ist der Einfall der kleinen Marie: „Soll denn Mäx’chen kein Schwesterchen bekommen?“ Dieser hat uns allen viel Spaß gemacht. Ob sie abe in zehn Jahren auch so gesagt haben würde?

Carl hatte zum Sylvester keine Punch gemacht, um sich nicht zu zerstreuen Gestern aber wurde ein solcher gemacht und der erste Toast wart ihr und die Zwillinge. Seine Predigtweise ist ganz eigentümlicher Art und spricht sehr an. Ob sie aber sich aber auch so in Zukunft vorhält! Gott – Gott erwähnt er nie, nur Jesus.

Müller, das habe ich Dir wohl schon geschrieben, hat glücklich verpachtet. Er ist bei seiner Verpachtung klüger gewesen als andere. Er hat das Feld auf 12 Jahre verpachtet, und jeder Pächter muss jährlich sein Quantum bezahlen. Seine Tochter Auguste geht zum Glück für unsere Auguste nun nicht nach Hause. sondern ist an Sylvester nach Wülfingerode gefahren; sie ist zu dem Amtmann Oelze gekommen. Hier hat sie es hoffentlich besser.

Der Bruder Studio Carl und Herr V. sind jetzt hier. Emma klagt oft darüber, dass es ihr zu sauer wird und weiß oft auch nicht, wie sie die Menschen sättigen will. Sie sind alle gut zu Fuße unter der Nase. Oft möchte es einem bange werden. Dazu kommt, dass sie und Nanny immer krank sind und klagen. Ich verhalte mich sehr ruhig und gehe äußerst fein mit allen um. Die Gemütlichkeit fehlt und damit fehlt mir gar viel.

Carl Junior ist schlau, und wo er mich über das Ohr hauen kann, tut er es, auch in Kleinigkeiten und das kann er bei mir sehr leicht. Aber ich liebe so etwas nicht.

Der Umzug hat freilich viel Geld gekostet, was man oft hören muss. Dabei hat man geglaubt, dass man in das Land kommt, wo Milch und Honig fließt. Das ist nun leider dieses Jahr nicht – es gibt kein Gemüse, keine Kartoffeln und doch braucht der Tisch täglich über zwei Mahlzeiten. Eine Kuh hat endlich gekalbt, aber das Kalb musste von Dr. Trenker und fünf Mann geholt werden und war tot. Doch die Kuh ist gesund und gibt viel Milch. Das ist eine Freude!! Nun kann Butter und Käse gemacht werden. Aber die saure Arbeit!!

Matreich (?) hat lange Jahre versichert gehabt, ist säumig im Bezahlen; er bekommt einen groben Brief vom A.; er geht zu ihm, bezahlt und kündigt. Zwei Tage danach verbrennt sein unversichertes Vieh!-

Die Wege fangen an unsicher zu werden. Gottschalk in Gräfbach hat man auf der Straße 10 rh abgenommen und solche Fälle gibt es mehr. Auch der arme Schneegass ist mittels Einbruchs schwer bestohlen und er berechnet den Schaden auf 200 rh.

Auguste will mich gern besuchen, aber es graust mir dafür, so gern ich sie auch sehe. Zwar für Fleisch will ich sorgen, wie ich bei solchen Gelegenheiten es schon getan habe, und beträgt an Wildbret und Fleisch p schon 13 rh!! so kleinlich geht es zu. Doch das unter uns. Wenn Du kommst, muss alles ins Reine gebracht werden. Was künftig werden soll, mag Gott wissen. Er kann mir nicht einen Taler abgeben. Das neue Möblement kostet 90 rh!! Carl hat an Michael 130 rh bekommen, jetzt nimmt er 50 rh mit, für Emma H. Muss 50 rh bezahlt werden! –-

Was unsern Gustav betrifft, so ist er noch nicht zurück; ich erwarte ihn am Sonnabend Gustav Oertel schreibt mir, dass sein Vater über alles zufrieden ist und er lernen könne, was er wolle. Die drei Jahre aber in Nordhausen wären vergeblich verbummelt und er würde ihm solches anrechnen! Welch elender dummer Mensch! Weil er selbst nichts gelernt hat, so glaubt er, dass die Kenntnisse, die sich Gustav in den drei Jahren erworben hat, umsonst wären. Der arme Gustav! Wie wird es ihm noch gehen, wenn ich nicht mehr bin?

Wenn die Umstände es bei Dir erlauben, dass Du zur Promotion kommen kannst, so gib mir Nachricht. Sie kann nur Ende eines Monats stattfinden.

Vehsemeyer wird als Geometer zur Grundsteuerregulierung übergehen? Wann? Das weiß er noch nicht und wird wohl für länger hier liegen bleiben.

Gott gebe nur, dass diese Zeilen Euch Alle und besonders die gute Auguste und die kleinen Mädchen gesund antreffen.

Grüße und küsse sie alle ganz herzlich von mir, so wie mir auch die besten Grüße von meinen Hausbewohnern aufgetragen sind. Lebt alle wohl und schreibe recht bald an mich, Dein Dich liebender Vater

Windehausen, am 2. Februar 1862

Eine recht angenehme Korrespondenz habe ich zeither mit dem Professor Lorenz zu Grimma unterhalten, was mir viel Freude gemacht hat. Auch die Vorbereiotungen haben wir uns gegenseitig geschickt.

Mein lieber Eduard

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