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Welchen Einfluss hat „Bewegung“ auf die Psyche?

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Wussten Sie eigentlich, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen eine um etwa zehn Jahre geringere Lebenserwartung haben als der Durchschnitt der „unbelasteten“ Bevölkerung, wobei Männer, die von diesen Erkrankungen verschont bleiben, etwa 12,3 Jahre und Frauen etwa 9,7 Jahre länger leben? Es ist davon auszugehen, dass bei ungefähr 80 Prozent der Menschen diese reduzierte Lebenserwartung auf die Erkrankung der Herzkranzgefäße und alle möglichen Krebserkrankungen zurückgeführt werden kann. Und jetzt kommt das Entscheidende: Sie werden ganz wesentlich von einem ungesunden Lebensstil – entweder selbst verursacht oder verhindert – stark beeinflusst.

Bislang glaubte man, dass jedes vernunftbegabte Wesen versucht, getreu dem Motto „Gesundheit ist das höchste Gut“ durch eine gesunde Lebensweise dieses Gut zu erhalten. Das glaubt man immer noch. Leider aber sieht die Wirklichkeit völlig anders aus, wie zahlreiche Studien gerade in der westlichen Welt belegen. Diesen zufolge hat eine ungesunde Lebensweise extrem zugenommen.

Genug Bewegung wirkt wie ein Antidepressivum:

Sie fühlen sich einfach gut!

Theoretisch wissen Sie als Leser und Leserin, dass bestimmte Risikofaktoren eine Gesundheitsgefährdung bedeuten können, die wiederum in eine Krankheit münden kann; und die Basis für diese Entwicklungen wird teilweise auch noch von uns selbst gelegt, zumindest aber nicht aktiv verhindert. Wie äußert sich nun dieser „ungesunde Lebensstil“, dem die Mehrzahl der Betroffenen einerseits eher skeptisch gegenüberzustehen pflegt, aber andererseits die Verantwortung für ihr persönliches Wohlergehen am Garderobenhaken einer Arztpraxis abgegeben hat?

An erster Stelle dieser Auflistungen, die einen ungesunden Lebenswandel bedingen, steht die körperliche Inaktivität. Tatsächlich wurde in vielen Behandlungsstudien nachgewiesen, dass der stimmungsaufhellende Effekt jedweder körperlichen Aktivität mit dem von antidepressiv wirksamen Pharmazeutika zu vergleichen ist. Oder anders ausgedrückt: Ausreichende körperliche Bewegung ist genauso wirkungsvoll wie die entsprechenden Medikamente!

Andererseits gaben 62 Prozent der befragten psychisch Erkrankten (in der Allgemeinbevölkerung liegt dieser Prozentsatz bei etwa 33 Prozent) in diesen Studien an, nur drei- bis viermal im Monat oder weniger bzw. überhaupt nicht mehr als 15 bis 20 Minuten am Stück aktiv gewesen zu sein, beispielsweise durch zügiges Gehen, Radfahren oder ähnliche Betätigungen. 20 Prozent bewegten sich danach ein- bis zweimal pro Woche, 10 Prozent drei- bis viermal und überaus Fleißige 6 Prozent mehr als fünfmal in der Woche.

Diese Zahlen besagen erst einmal, dass jemand, dem es psychisch nicht gutgeht, sich oft auch körperlich vernachlässigt. Leider fehlen aber bislang Empfehlungen, die eine Veränderung eines ungesunden Lebensstils gerade in der psychologischen Praxis zum Inhalt haben. Das bedeutet, dass sich bei jenen Erkrankten ein Problembewusstsein schaffen lassen müsste, bei denen ein sinnvolles Gesundheitsverhalten und Körperbewusstsein zu wünschen übrig lässt.

Dabei hätte es viele positive Effekte auf Ihr Wohlbefinden, denn: Bewegung steigert Ihr Selbstwertgefühl, Ihre Selbstachtung sowie Ihren Enthusiasmus und Optimismus. Ihre Stimmung hellt sich auf und macht Sie ausgeglichener. Sie bekommen positivere Gedanken und fördern Ihren Glauben in Ihre eigenen Fähigkeiten zur Stärkung Ihrer Selbstwirksamkeitsüberzeugung.

Wichtig: Setzen Sie eventuell verordnete Medikamente trotzdem nicht eigenmächtig ab, sondern besprechen Sie das mit Ihrem Arzt, der Ihnen zu und auf diesem Weg Mut zuspricht!

Die körperliche Aktivität verändert auch die Psyche: Der Kopf wird frei, Sie schalten leichter ab, Ihre Laune bessert sich. Aber noch können Forscher nicht genau erklären, warum das so ist. Manche sind der Meinung, dass die Ursache sowohl auf der hormonellen Ebene als auch auf der psychischen Ebene zu finden sein kann. In der alltäglichen Arbeit fehlen uns häufig die Erfolgserlebnisse: Die Menschen sehen am Ende des Tages häufig nicht (mehr) das Produkt ihrer Arbeit. Wenn Sie aber zehn Kilometer gewandert sind oder 200 Quadratmeter Garten umgegraben haben, stellt sich bei Ihnen das Gefühl ein, produktiv gewesen zu sein. Sie fühlen und sehen, was Sie geleistet haben, verspüren eine innere geistige Zufriedenheit über das Erreichte – solche Erfolgserlebnisse machen Sie ausgeglichener.

Zudem können „Bewegte“ besser mit Stress umgehen: Sie sind gegen Stress resistenter geworden. Wir atmen leichter: Das Lungenvolumen ist erhöht, die Atemfrequenz gesunken. Wir bewältigen alle Anforderungen mit weniger Aufwand. Der gesamte Bewegungsapparat ist gestärkt, Bindegewebe, Knorpel, Sehnen und Bänder sind durch regelmäßige Bewegung belastbarer geworden, wie Sie schon erfahren haben. Regelmäßige Bewegung bewirkt gegenüber inneren und äußeren Stressoren, Ängsten und Sorgen, die Ihre Psyche belasten, eine wachsende Resistenz, Ihr Körper erholt sich schneller und effektiver als bei Inaktiven. Man könnte auch sagen, Bewegung ist ein Sorgen- und Stresskiller, insbesondere dann, wenn Sie sich unmittelbar vor oder nach derartigen Situationen kräftig bewegen.

Gehen Sie mal eine Runde um den Block, bevor Sie sich auf eine stressige Diskussion einlassen.

Bevor Sie sich also auf eine Diskussion einlassen, die stressig zu werden droht, schlagen Sie vor, dass alle Beteiligten eine Runde „um den Block“ laufen oder im Fitnessraum verschwinden und sich dann erst wieder zum Meeting treffen. Dieses wird sicher entspannter verlaufen als „ohne Sauerstofftanken“. Leider wird aber ein derartiges Stressmanagement sowohl in Familien als auch in Betrieben äußerst selten praktiziert, obwohl eindeutig feststeht, dass regelmäßige körperliche Aktivität den Stresshormonspiegel senkt und Ihnen „nur guttut“.


TIPP:

Überlegen Sie, ob es für Sie nicht eine höhere Motivation bedeuten würde, Ihre körperliche Aktivität mit anderen gemeinsam auszuprobieren und in eine Regelmäßigkeit münden zu lassen. Bewegung in der Gruppe ist dem Alleintraining vorzuziehen, weil es viel mehr Spaß macht und Sie bei eventueller Unlust eher den Drang verspüren, sich doch mit den anderen treffen zu wollen. Außerdem können Sie sich gegenseitig motivieren, um so dem inneren Schweinehund (den Sie ruhig immer wieder streicheln sollten) gar keine Chance zu geben, gegen Sie zu gewinnen. Und wenn Sie noch einen Trainer dabeihaben, wird er Sie auch auf mögliche Fehler hinweisen.

Mit einem Cross- oder Hometrainer können Sie das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden: Sie sind in Bewegung und verpassen nicht Ihre Lieblingssendung im Fernsehen.

Vielleicht könnten Sie sich auch mit dem Gedanken vertraut machen, dass Sie sich doch eigentlich immer schon einen Hund anschaffen wollten. Dann sind Sie gezwungen, bei jedem Wetter zu jeder Jahreszeit mit ihm vor die Tür zu gehen und sich und Ihren Liebling zu bewegen. Wahrscheinlich hilft es Ihnen beiden. Außerdem bewirken Frischluft, Sauerstoff und Sonnenlicht „Wunder“: Sie steigern damit Ihre geistige Leistungsfähigkeit und stärken Ihre geschwächte Muskulatur.

Wenn aber all diese Ratschläge aus Ihrer Sicht nichts taugen, dann gibt es für Sie eine einfache und gelenkschonende Möglichkeit, sich täglich über das „Normale“ hinaus Bewegung zu verschaffen, ohne dabei die eigenen vier Wände verlassen zu müssen: Entweder einen Hometrainer (Fahrrad für Ihr Wohnzimmer) oder einen Crosstrainer. Dieser hat den Vorteil, dass – ähnlich wie beim Skilanglauf – der gesamte Körper trainiert wird, während auf einem Hometrainer bevorzugt die Beinmuskulatur in Anspruch genommen wird.

Ausgezeichnete Bewegungsmöglichkeiten bieten gesundheitsorientierte Fitnessprogramme und sanfte Gymnastik. Damit bringen Sie nicht nur Ihren Körper auf Trab, sondern entspannen außerdem und streicheln Ihre Seele. Derartige Bewegungsprogramme können Sie in jedem Alter beginnen, es ist nie zu spät. Außerdem können Sie damit die Sturzgefahr verringern und Ihren Gleichgewichtssinn zusätzlich trainieren.

Bewegung, ganz gleich, in welcher konkreten Form, verschafft Ihnen in jedem Fall mehr Sauerstoff im Blut. Dieses Plus an Sauerstoff bekommen Sie über eine intensivere Atmung, die Ihre körperlichen Aktivitäten und eine bewusst eingesetzte Atemtechnik mit sich bringen. Deshalb gilt die Aufforderung:

Runter vom Sofa!

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