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[25]Vierter Auftritt

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Agnes Sorel ein Kästchen in der Hand, zu den Vorigen.

KARL.

O meine Agnes! Mein geliebtes Leben!

Du kommst, mich der Verzweiflung zu entreißen!

Ich habe dich, ich flieh an deine Brust,

Nichts ist verloren, denn du bist noch mein.

SOREL.

Mein teurer König!

(Mit ängstlich fragendem Blick umherschauend.)

605 Dunois! Ist’s wahr?

Du Chatel?

DU CHATEL.

Leider!

SOREL.

Ist die Not so groß?

Es fehlt am Sold? Die Truppen wollen abziehn?

DU CHATEL.

Ja leider ist es so!

SOREL (ihm das Kästchen aufdringend).

Hier, hier ist Gold,

Hier sind Juwelen – Schmelzt mein Silber ein –

610Verkauft, verpfändet meine Schlösser – Leihet

Auf meine Güter in Provence – Macht alles

Zu Gelde und befriediget die Truppen.

Fort! Keine Zeit verloren! (Treibt ihn fort.)

KARL.

Nun, Dunois? Nun, Du Chatel! Bin ich euch

615Noch arm, da ich die Krone aller Frauen

Besitze? – Sie ist edel, wie ich selbst

Geboren, selbst das königliche Blut

Der Valois ist nicht reiner, zieren würde sie

Den ersten Thron der Welt – doch sie verschmäht ihn,

620Nur meine Liebe will sie sein und heißen.

Erlaubte sie mir jemals ein Geschenk

Von höherm Wert, als eine frühe Blume

Im Winter oder seltne Frucht! Von mir

Nimmt sie kein Opfer an, und bringt mir alle!

625Wagt ihren ganzen Reichtum und Besitz

Großmütig an mein untersinkend Glück.

DUNOIS.

Ja sie ist eine Rasende wie du,

[26]Und wirft ihr Alles in ein brennend Haus,

Und schöpft ins lecke Fass der Danaiden.

630Dich wird sie nicht erretten, nur sich selbst

Wird sie mit dir verderben –

SOREL.

Glaub ihm nicht.

Er hat sein Leben zehenmal für dich

Gewagt und zürnt, dass ich mein Gold jetzt wage.

Wie? Hab ich dir nicht alles froh geopfert,

635Was mehr geachtet wird als Gold und Perlen,

Und sollte jetzt mein Glück für mich behalten?

Komm! Lass uns allen überflüss’gen Schmuck

Des Lebens von uns werfen! Lass mich dir

Ein edles Beispiel der Entsagung geben!

640Verwandle deinen Hofstaat in Soldaten,

Dein Gold in Eisen, alles was du hast,

Wirf es entschlossen hin nach deiner Krone!

Komm! Komm! wir teilen Mangel und Gefahr!

Das kriegerische Ross lass uns besteigen,

645Den zarten Leib dem glühnden Pfeil der Sonne

Preisgeben, die Gewölke über uns

Zur Decke nehmen, und den Stein zum Pfühl.

Der raue Krieger wird sein eignes Weh

Geduldig tragen, sieht er seinen König

650Dem Ärmsten gleich ausdauren und entbehren!

KARL (lächelnd).

Ja, nun erfüllt sich mir ein altes Wort

Der Weissagung, das eine Nonne mir

Zu Clermont im prophet’schen Geiste sprach.

Ein Weib, verhieß die Nonne, würde mich

655Zum Sieger machen über alle Feinde,

Und meiner Väter Krone mir erkämpfen.

Fern sucht ich sie im Feindeslager auf,

Das Herz der Mutter hofft ich zu versöhnen,

Hier steht die Heldin, die nach Reims mich führt,

660Durch meiner Agnes Liebe werd ich siegen!

SOREL.

Du wirst’s durch deiner Freunde tapfres Schwert.

KARL.

Auch von der Feinde Zwietracht hoff ich viel –

[27]Denn mir ist sichre Kunde zugekommen,

Dass zwischen diesen stolzen Lords von England

665Und meinem Vetter von Burgund nicht alles mehr

So steht wie sonst – Drum hab ich den La Hire

Mit Botschaft an den Herzog abgefertigt,

Ob mir’s gelänge, den erzürnten Pair

Zur alten Pflicht und Treu zurückzuführen –

670Mit jeder Stunde wart ich seiner Ankunft.

DU CHATEL (am Fenster).

Der Ritter sprengt soeben in den Hof.

KARL.

Willkommner Bote! Nun so werden wir

Bald wissen, ob wir weichen oder siegen.

Die Jungfrau von Orleans

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