Читать книгу Moses, der Wanderer - Friedrich von Bonin - Страница 6
ОглавлениеII. Die Suche
1.
Moses hatte sich vor der Hitze des Tages in das Schilfhaus zurückgezogen, das für ihn am Heck des Schiffes aufgebaut worden war. Dort saß er, kühlte sich den Kopf mit Wasser, das ihm ein Diener von Zeit zu Zeit aus dem Nil brachte. Nicht, dass das Wasser kalt war. Jetzt, im Hochsommer, war auch der Nil warm, fast zu warm, um darin zu schwimmen, selbst wenn er das gewollt hätte. Aber wenn er ein Tuch in das Wasser tauchte, kühlte es, um den Kopf gewunden, einige Zeit. So saß er in dem Schilfhaus, hörte den monotonen und rhythmischen Gesang der Ruderer, die das Schiff gegen den Wind, aber mit dem Strom nach Norden trieben, dem Delta zu.
Langsam passierten sie die Dörfer, die längs des Flusses wie Perlen aufgereiht lagen. Jetzt, um die Mittagszeit, wirkten sie wie ausgestorben, kein neugieriges Kind schaute ihnen zu, wie sie den Nil entlang fuhren, nicht einmal ein Hund oder eine Katze war auf den Wegen zu sehen. Einzig die Palmen, die am Ufer standen, regten ihre Wedel ganz leicht in dem leisen Nordwind, und erzeugten zusammen mit den Papyrusstauden, die in Feldern am Ufer standen, ein leise raschelndes und klatschendes Geräusch. Allerlei schwimmende Fahrzeuge fuhren mit ihnen, in die gleiche Richtung, langsamer als die „Barke des Südens“, so hieß das Schiff, das Moses trug. Sie transportierten, anders als die „Barke des Südens“, Lasten in den Norden, vor allem Baumaterialien, die Pharao im Delta des Flusses benötigte, um seine neue Stadt zu erbauen, andere kamen ihnen entgegen, teils Lasten tragend, Waren, die für den Süden bestimmt waren, teils Passagiere befördernd, die ebenfalls in Schilfhütten versorgt waren und sich neugierig nach der „Barke des Südens“, die als Königsschiff gekennzeichnet war, umsahen.
Sie fuhren nur Moses wegen nach Norden. Er war ein junger Mann, kaum fünfzehn, nach Art der vornehmen Ägypter in weißes sehr dünnes, kühlendes Leinen gekleidet, ein Schurz um die Hüften und ein Tuch um die Brust geworfen, die linke Schulter frei lassend. Für seine jungen Jahre war Moses groß, kräftig gebaut, mit großen Händen, breiten Handgelenken und starken Oberarmen und Beinen. Seine Haut war deutlich heller als die Haut der Schiffsbesatzung, die dunkelbraun war, die Moses war bronzefarben, noch weich, mit schwarzen Haaren bewachsen. Moses Gesicht war noch unfertig, das Gesicht eines jungen Mannes, mit schwarzem Schatten an Kinn und Wangen, der von dem starken Bartwuchs herrührte, der Moses von allen vornehmen Ägyptern unterschied, die bartlos waren. Moses säuberte sich morgens und abends von dem Bart. Seine Augen waren schwarz, energisch, er konnte diese Augen konzentrieren, auf einen Punkt, so dass sie zwingend wirkten. Über den Augen wuchsen schwarze Brauen, in der Mitte über der Nase sich treffend, kaum gebogen, die seinem Gesicht einen finsteren Eindruck verliehen. Die Nase war gerade, kräftig, fleischig und der Mund unter der etwas zu langen Oberlippe schön geschwungen, voll. Sein Kinn war stark ausgebildet, in der Mitte durch ein Grübchen gutmütig geteilt, was einen seltsamen Gegensatz zu den finsteren Brauen schaffte.
Eben jetzt überwog der finstere Ausdruck des Gesichtes, zumal Moses die Stirn in Gedanken zusammengezogen hatte und eine steile senkrechte Falte über der Nase bildete. Moses hatte keinen Blick für die Umgebung und kein Gehör für die Geräusche der Ruderer und das Wasser des Nils, das um das Schiff spülte. Er war von der Schule geflohen. Wieder einmal hatten ihn die Kameraden geärgert, mit seiner hellen Haut, seinem starken Bartwuchs und der Frage, ob er denn wisse, wer seine Mutter sei, eine Prinzessin, die es mit einem Hebräer getrieben habe. Vor allem Chamat, der Sohn des königlichen Wesirs des Südens und eines Einzigen Freundes des Königs, hatte ihn beim Schwertkampf zum Wahnsinn getrieben.
„Hier, der Hieb ist für die Prinzessin, der ist für den Hebräer und der ist für alle, die nicht wissen, woher sie kommen“, und hatte Moses mit seinen Streichen durch den Übungsraum getrieben. Das Schlimmste dabei war, dass Moses ihn mit einem Hieb zur Ruhe hätte bringen können, Chamat war ihm im Schwertkampf nicht annähernd gewachsen. Aber sein Erzieher hatte ihn gemahnt, einmal, immer wieder. „Sei vorsichtig mit dem Sohn des Wesirs, sein Vater ist mächtig, du bist zwar stärker als er und auch geschickter, aber er ist mächtiger.“ Und so hatte Moses die Streiche und die Sprüche des anderen ertragen, hatte auch das Gelächter der anderen, die mit Chamat sympathisierten, ausgehalten. Aber dass sein Freund Setaou, der Sohn eines Palastbeamten, mit den anderen gelacht und sich über ihn lustig gemacht hatte, hatte ihn erbost und traurig gleichzeitig gestimmt. Warum konnte nicht wenigstens Setaou zu ihm halten, wenn schon die anderen ihn verachteten?
Moses war nach der Stunde zu seinem Erzieher gelaufen.
„Was ist es nur, was sie an mir stört? Kann ich nicht mindestens genauso gut lesen wie sie, bin ich ihnen nicht im Schwertkampf sogar überlegen?“ hatte er gefragt.
„Moses, mein Kind“, Acha, der Lehrer, sah ihn mitleidig an, „deine Altersgenossen stören sich an allem, was anders ist. Sie haben noch nicht gelernt, dass Andersartigkeit das Leben bereichert, es macht ihnen Angst. Und du, lass es mich dir sagen, machst ihnen Angst. Niemand weiß genau, wer deine Mutter und wer dein Vater ist. Chamat kennt Mutter und Vater, Setaou auch, du nicht. Alle wissen nur, dass deine Mutter wahrscheinlich die Tochter Pharaos ist, deshalb müssen sie dich in der Schule und als Kameraden achten. Wer dein Vater ist, ist vollständig unbekannt, er wird, so glauben alle, ein Hebräer gewesen sein. Du weißt, wer Hebräer sind?“
Moses nickte. Acha hatte ihnen erzählt von dem Volk, das oben im Norden, in Gosen, lebte, in Armut und Schmutz, zu nichts nutze, als für Pharao auf den Baustellen zu arbeiten. Moses hatte, als er zum ersten Male davon erfuhr, sein Vater sei wohl ein Hebräer, nach solchen Hebräern gesucht. Hier unten im Süden, in Theben, war das nicht ganz einfach, aber Acha hatte ihm erzählt, dass am Fluss, da, wo die Dämme errichtet und erhöht wurden, Hebräer arbeiteten. Moses hatte sich hingeschlichen. Er hatte sie von ferne gesehen und beobachtet, wie sie arbeiteten, in Lumpen gehüllt, fast nackt, ausgemergelte schmutzstarrende Männer, die unter den Peitschenhieben der ägyptischen Aufseher litten und Dämme aufwarfen, die die Stadt vor dem Fluss schützen sollte, wenn er über die Ufer trat. Moses hatte es vor Ekel geschüttelt. Und einer von denen sollte sein Vater sein? Hilflos war er zu Acha zurückgekehrt. „Ich kann nicht glauben, dass ich zu diesem Volk gehöre.“
Aber seitdem hatten ihn die Hänseleien seiner Kameraden noch mehr, tiefer getroffen. Wie sehnlich hatte er gewünscht, eine makellose Abstammung zu haben wie Chamat oder auch nur sein Freund Setaou. Ihm hätte es schon gereicht, der Sohn eines einfachen Palastbeamten zu sein, aber nein, seine Abstammung war höchst zweifelhaft, verwerflich sogar. Und er musste wehrlos die Verachtung der anderen ertragen.
Vor zwei Wochen war er zu Acha gegangen. „Ich will nach Norden reisen, zu dem Volk der Hebräer. Thermutis, die Tochter Pharaos, hat mir Namen genannt. Ich sei als Kind von einer hebräischen Amme, die Jochebed hieß, gesäugt worden, die mit ihrem Mann Amram damals hier in Theben gelebt und gearbeitet haben. Ich will in das Delta reisen, zu der neuen Stadt Pharaos, Pitom, die dort gebaut wird, und sehen, ob ich da mehr über meine Herkunft erfahren kann.“
„Du wirst tun, was du willst, Moses“, Acha kannte seinen Schüler und seine Sturheit, „aber findest du es wirklich klug, diese Dinge nicht auf sich beruhen zu lassen? Was willst du denn wissen? Stell dir vor, wie dein Leben weitergehen wird, wenn du wirklich ein Hebräer bist. Du wirst kaum hier am Hofe bleiben können, sondern dann bei ihnen leben müssen, einer von ihnen, ebenso unkultiviert, schmutzig und zur körperlichen Arbeit verdammt wie sie.“
Aber Acha kannte Moses. Wenn der sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, setzte er das durch. Und so war Moses zu Thermutis gegangen, die er „Tante“ nannte und die er bat, bei Pharao die Genehmigung zu dieser Reise durchzusetzen. Thermutis konnte Moses nichts abschlagen, das wusste er aus Erfahrung und tatsächlich war eine Woche später der Bescheid gekommen, Moses werde mit der „Barke des Südens“ nach Norden fahren, um auf Befehl des Königs die Baustellen in Pharaos neuer Stadt Pitom zu inspizieren.
Und so saß er hier auf dem Schiff, finster grübelnd, warum die königliche Familie, wenn er denn von ihr abstammte, sich nur halbherzig zu ihm bekannte, oder, wenn er Hebräer war, ihn so bevorzugt behandelte. Langsam schüttelte Moses den Kopf, um sich von diesen Gedanken zu befreien.
Die Barke war immer weiter nach Norden gefahren, hatte Dorf um Dorf passiert. Jetzt, am späten Nachmittag, wurde es merklich kühler, der Nordwind frischte auf und fächelte leicht in die Schilfhütte. Moses schüttelte alle Gedanken ab und beschloss, trotz allem die Reise zu genießen. Zur Linken stand die Sonne tief am Himmel, ihre Strahlen sengten nicht mehr.
Gegen die Sonne konnte Moses riesige dreieckige Gebäude sehen, die Pyramiden, uralte Zeugen einer Vergangenheit, die so weit zurück lag, dass niemand auch nur ansatzweise ermessen konnte, wie alt sie waren. Nach diesen Mustern ließ die königliche Familie ihre Gräber im Westen von Theben errichten, ebenfalls von riesigen Ausmaßen, damit sie einst, nach ihrem Tode, darin wohnen konnten. So jung Moses war, konnte er doch scharfsichtig hinter den Gebäuden die Angst der Menschen vor dem Tode erkennen und die Hoffnung, nach ihrem Tode weiter leben zu können. Jetzt schob sich die größte der Pyramiden langsam vor den glutroten Sonnenball, mit ihm eine geheimnisvolle geometrische Figur bildend und sich wieder trennend. Die Sonnenscheibe reiste mit ihnen, die Pyramide blieb dahinter zurück.
„Wir müssen bald zur Nacht einen Platz am Ufer suchen, Herr“, meldete sich der Schiffsführer, „da vorne, nur wenig flussabwärts gibt es ein kleines Dorf, mit einer Anlegestelle, in dem wir übernachten und unsere Vorräte auffüllen können. Befiehlst du, anzulegen?“
Und Moses, der von der Führung eines Schiffes nichts verstand, der nur wusste, es sei lebensgefährlich, des Nachts auf dem Fluss weiter zu reisen, stimmte zu, obwohl er ungeduldig war, sein Ziel zu erreichen. Langsam ruderten die Männer das Schiff auf einen kleinen Holzsteg zu, auf dem neugierige Dorfbewohner dem Manöver zusahen und an dem die Barke jetzt mit einem kleinen Stoß anstieß, Leinen wurden an Land geworfen und von den Zuschauern fest gemacht, Dorfhunde bellten das fremde Schiff und die Männer an, die jetzt, wo das Schiff still lag, an Land sprangen. Der Schiffsführer verhandelte schon mit einem einfach gekleideten Ägypter, offenbar ein Händler aus dem Dorf, über den Kauf von Vorräten, Wein, Früchte und Fleisch.
Langsam erhob sich Moses in seiner Schilfhütte, streckte die zu lange ruhig gewesenen Glieder und ging langsam und würdevoll, wie es seiner Stellung entsprach, an die Reling und sprang ebenfalls an Land.
„Im Namen Pharaos“, sprach er den Kaufmann an, „ich werde diesen Ort inspizieren. Wo ist der Vorsteher?“
„Ich bin es selbst, Herr“, antwortete der Ägypter, „du bist willkommen hier, nimm was du brauchst, was wir haben, ist dein.“
„Ich werde dir zwei Mann Eskorte mitgeben“, bot der Schiffsführer an und rief zum Schiff hinüber „Ahmad und Ej, begleitet den Herrn.“
Zwei der Ruderer sprangen vom Schiff und gingen mit zwei Schritten Abstand hinter Moses her, der langsam auf die Siedlung zuschritt, gefolgt von bellenden Hunden und einer Kinderschar, die laut diese aufregenden Ereignisse kommentierten.
Moses ging auf einem sorgfältig geharkten Sandweg zu der Ansammlung von kleinen Häusern, die von einem hohen Damm umgeben waren und ihrerseits auf kleinen aufgeworfenen Hügeln erbaut waren. Nur ein Gebäude ragte in seiner Größe über die anderen hinweg, Moses erriet, das war der Besitz des Dorfvorstehers und Kaufmannes. Am Wegesrand saßen Frauen und plauderten in der Abendsonne, Männer waren nicht zu sehen, Moses vermutete, dass sie jetzt auf den Feldern arbeiteten. Die Überschwemmung des Nils stand unmittelbar bevor, die Priester hatten reiches Wasser versprochen, das Segen brachte, aber eben auch die Gefahr, dass die Häuser überschwemmt wurden. Dämme und Hügel wurden daher regelmäßig vor der Flut ausgebessert und erhöht.
Moses wurde freundlich begrüßt, niemand störte sich hier an seiner hellen Haut, keiner wusste über seine zweifelhafte Herkunft. Leutselig grüßte er zurück, stellte sich wohl auch einmal neben eine Gruppe von plaudernden Frauen, die die Ereignisse des Tages besprachen und was es heute Abend zu essen geben würde. Sie wirkten zufrieden, fragten ihn nach dem woher und wohin, überall hatte sich herumgesprochen, eine Barke des Königs habe angelegt, alle waren neugierig, was der Abgesandte des Königs hier wohl wollte. Moses fiel auf, dass sie nicht unterwürfig waren, sondern freundlich, aufgeschlossen und frei mit ihm redeten. „Wer so in einem kleinen Dorf leben könnte, mit sich selbst im Reinen, klare Vergangenheit, klare Gegenwart und klare Zukunft“, schoss es ihm durch den Kopf, aber dann schüttelte er sich, lächelte und wusste, dass er für dieses Leben verdorben war, er hatte den Reichtum an Pharaos Hof kennen gelernt. „Lieber an Pharaos Hof mit zweifelhafter Herkunft leben als in diesem Dorf der Vorsteher sein“, dachte er und schritt langsam und nachdenklich zurück zum Schiff, wo er sich nach einem leichten Mahl schlafen legte.
Am nächsten Morgen setzte die Barke, reichlich mit neuen Vorräten beladen, die gemächliche Reise fort, Moses war nun an die tägliche Routine gewöhnt, morgens ging er in der Morgenbrise auf dem Deck auf und ab, genoss die wechselnde Aussicht, beobachtete die Tiere, die im Wasser schwammen, riesige Nilpferde, am Ufer auch Krokodile und legte sich dann, wenn die Sonne den Aufenthalt an Deck unerträglich machte, in die Schilfhütte, das Tuch mit Wasser kühlend. Abends, wenn der Kapitän angelegt hatte, wanderte er durch die Dörfer. Ganz allmählich beruhigte sich auch sein Geist mit dem langsamen Vorankommen, nur eine leise Neugierde auf das Volk der Hebräer verließ ihn nicht.
Nach einer Woche geruhsamer Fahrt wurde das Leben auf dem Fluss und an den Ufern lebhafter, der Verkehr deutlich dichter, lauter, immer mehr Lastkähne, schwer mit Steinen beladen, versperrten ihnen, die schneller fahren konnten, den Weg, immer mehr Schiffe kamen ihnen entgegen. Moses bemerkte, dass sein Kapitän jetzt ständig am Bug der Barke stand und den Verkehr beobachtete, seinem Rudergänger laute Befehle zurief, sich auch schreiend mit den Führern anderer Fahrzeuge verständigte über die Manöver, die zum Ausweichen erforderlich waren. Auch die Ufer waren dichter bevölkert. Hatte sich vorher manchmal stundenlang kein Dorf gezeigt, so war jetzt das Land eng besiedelt, Menschen säumten den Fluss, rufend, laufend, schleppend und arbeitend. Karawanen aus Kamelen und Menschen wanderten mit ihnen am Rande des Flusses, kamen ihnen entgegen, auch sie laut, und führten Waren von Süden nach Norden und umgekehrt, alle auf den Wegen, die entlang beider Nilufer führten.
Am Abend dieses Tages kam der Schiffsführer zu Moses in die Schilfhütte.
„Herr, heute Abend legen wir an im Hafen von Pitom, unserem Ziel. Befiehlst du, dass ich dir in der Herberge der Stadt eine Unterkunft schaffe?“
„Nein, ich werde heute noch auf dem Schiff übernachten, morgen werde ich dann die Stadt besichtigen und die Behörden aufsuchen.“
Moses schlief schlecht in dieser Nacht. Das lag zum einen daran, dass er aufgeregt war. Morgen würde er erst mit den Ägyptern Kontakt aufnehmen und sich dann in die hebräischen Dörfer führen lassen, um sie zu besichtigen, wie Pharao es ihm aufgetragen hatte. Zum anderen ruhten in Pitom aber auch nachts die Arbeiten nicht. War das ein Hämmern, Rufen, Schlagen und Knarren in der Dunkelheit. Moses hatte schon gehört, dass die Arbeiten an der neuen Stadt Pharaos mit großem Druck vorangetrieben wurde, er hatte auch gehört, dass an den Baustellen Tag und Nacht gearbeitet wurde. Aber so hatte er sich das nicht vorgestellt. Eine Stadt, in der Tags und nachts keine Ruhe herrschte, die immer geschäftig war. Und konnten die Menschen das aushalten? Schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf.
2.
Am nächsten Morgen verließ er nur halb ausgeruht und schlecht gelaunt das Schiff, wieder begleitet von zwei Ruderern als Eskorte. Er gab sich Mühe, den würdevollen Gang, den er sich während der Reise angewöhnt hatte und der seine Wichtigkeit unterstreichen sollte, beizubehalten. Langsam fragte er sich durch zu dem Obersten Würdenträger der Stadt, einem Mann namens Ptoma, wie ihm berichtet wurde. Er fand den Palast Ptomas in der Mitte der großen Baustelle, die Pitom noch darstellte. Und was war das für eine Baustelle! Ausgedehnte Prachtgebäude, noch unfertig, säumten das Ufer des Nils, errichtet auf großen Steinhügeln, zu denen gepflasterte Straßen hinauf führten. Die Rohbauten bestanden aus riesigen Quadersteinen, die tief aus dem Süden des Landes herangeschafft waren. Und noch in der Uferzone, aber etwas zur Stadt versetzt, der größte Palast, offenbar für den König geplant, von unübersehbaren Ausmaßen, größer als ganze Dörfer, die Moses unterwegs gesehen hatte, von der Uferstraße getrennt durch einen parkähnlichen Garten, der schon fertig war, mit hochgewachsenen, schlanken, alten Dattelpalmen, die offenbar, obwohl mehr als vierzig Jahre alt, noch versetzt worden waren. Dazwischen waren blühende Gärten angelegt, mit Beeten von Rosen, von Strelitzien, Tulpen, Lilien und anderen blühenden Pflanzen, die Moses, eigentlich an Prunk gewöhnt, noch nie gesehen hatte. Dahinter der Palast, noch nicht fertig, nur erst in den Ausmaßen zu sehen, weil die Wände schon standen, auch diese errichtet von den Quadern, die aus dem Süden kamen. Moses blieb stehen, um den Arbeiten zuzusehen. Jetzt gerade wurde ein Stein nach oben gehoben. Moses sah, wie zehn kräftige Männer Seile um den Stein banden, wie oben auf der Mauer weitere zehn Männer standen, oben waren Seile mit Rollen an einem fest verankerten Gestell angebracht und jetzt zogen die unten stehenden Männer mit aller Kraft an, der Stein hob sich und schwebte langsam, sehr langsam, nach oben, wo er von den Arbeitern in Empfang genommen und, noch schwebend, in die richtige Richtung und an den Platz dirigiert wurde.
Langsam löste sich Moses von dem Anblick und ging sinnend weiter. Die Männer hatten kräftig ausgesehen, nicht so ausgemergelt wie die Hebräer im Süden, ob das hier auch Hebräer gewesen waren?
Er verließ hinter der Baustelle das Ufer und ging auf einer gepflasterten Straße in die Stadt, weg vom Fluss, auf einen Palast zu, einer der wenigen Gebäude, die fertig waren.
„Melde mich deinem Herrn, dem Statthalter von Pitom; ich bin Moses, der Bote Pharaos, der den Fortgang der Arbeiten inspizieren soll.“ Eilfertig entfernte sich der Wächter, um Moses zu melden, und kam nach wenigen Augenblicken zurück. „Mein Gebieter lässt dich bitten.“
Moses trat durch das Tor in einen Garten, der ebenfalls groß angelegt, aber nicht von solchen Ausmaßen wie der des Königspalastes war. Hier waren die Springbrunnen schon mit Wasser gefüllt, sie plätscherten inmitten der Beete, durch den Hauptweg ging er, geführt von der Wache, auf das Gebäude zu, in dem Ptoma residierte, trat in einen Flur, der schattig war, eine Wohltat nach der sengenden Sonne, die schon jetzt, am Vormittag, die Hitze fast unerträglich machte. Die Balustrade war mit Malereien geschmückt und nach Süden und Norden mit Öffnungen versehen, die den Nordwind einließen, der jetzt noch linde wehte, aber ab Mittag die Hitze nur verstärken würde. Durch den Gang gelangten sie in einen Raum, der ebenfalls nach Süden und Norden offen war, mit Wänden aus reinem Marmor, über den kühlendes Wasser lief, gleichzeitig die Atmosphäre erfrischend und Farne wässernd, die von der Decke und an den Wänden hingen. Auch in der Mitte des Saales waren Springbrunnen und Wasserspiele eingelassen, die beruhigend plätscherten. Am Nordende war eine Sitzgruppe aufgestellt, von der sich drei vornehme Ägypter erhoben, als Moses eintrat. Der Älteste und Würdigste von ihnen war vielleicht vierzig Jahre alt, von gewaltiger Statur, mit einem kantigen Kopf, braunen, durchdringenden Augen und einem kräftigen Kinn unter dem schmalen Mund.
„Ich bin Ptoma, Statthalter Pharaos in der Baustelle Pitom“, begann er mit volltönender Bassstimme, „dies hier sind die Oberaufseher über die Arbeiten, Chenar und Hermet. Wir heißen dich, den Boten Pharaos, der die Bauten inspizieren soll, herzlich willkommen.“
„Ich danke dir, Ptoma, für deine freundlichen Worte“, erwiderte Moses, „aber die Bauten inspizieren, die unter deiner Aufsicht und der deiner Begleiter entstehen, das kann ich nicht. Pharao schickt mich nicht, euch zu kontrollieren. Wie ihr aber wisst, ist unser großer König Sethos an dem Fortgang der Arbeiten persönlich interessiert, ist doch diese Stadt seine zukünftige Hauptstadt. Er möchte sich durch mich von dem Fortgang der Arbeiten informieren, er wäre brennend gern selbst gekommen, wenn ihm seine Zeit das erlaubte.“
Ptomas Miene hatte sich bei den Worten Moses etwas aufgehellt. Er hatte sich schon gefragt, warum Pharao es für nötig hielt, die Arbeiten zusätzlich zu beaufsichtigen, wo doch er, Ptoma, die Leitung hatte. Und dann hatte er diesen hellhäutigen Grünschnabel gesehen, den der König schickte und sich noch mehr verwundert, was Pharao wollte. Aber die Worte Moses hatten seinem Erscheinen den Stachel genommen. Pharao war ungeduldig, das wussten alle im Reich, und ungeduldig erst recht, was seine Stadt Pitom anging. Moses sollte nicht beaufsichtigen, sondern über den Fortgang der Arbeiten berichten, nun gut, die Arbeiten schritten zügig voran, mochte der Bote das nach Theben berichten.
„Es ist gut, Moses, morgen zeige ich dir die Baustellen, aber auf jeden Fall bist du mein Gast, und zwar während deines ganzen Aufenthaltes hier, ich bitte dich, und heute Abend werden wir gemeinsam speisen“
Moses dankte ihm nickend und so rief Ptoma einen Diener und gab ihm den Auftrag, Moses die Gastgemächer zu zeigen. Moses schickte seine bisherigen Begleiter zum Schiff zurück, sie sollten dem Schiffsführer ausrichten, morgen früh erhielte er neue Befehle.
Ptoma bewirtete den hohen Gast aus Theben am Abend mit ausgesuchter Höflichkeit, die Zimmer, die er Moses zugewiesen hatte, waren weitläufig, elegant und kühl, so dass Moses am nächsten Morgen ausgeruht Ptoma bat, nun mit ihm in die Stadt zu gehen. Der Statthalter ließ es sich nicht nehmen, seinen Gast selbst zu begleiten, mit einem stattlichen Gefolge. Auf Bitten Moses besichtigten sie zuerst den zukünftigen Königspalast, den Moses schon gestern bewundert hatte. Als sie auf das Gebäude zugingen, fiel Moses geschäftiges Treiben am Ufer des Nil auf.
„Wir müssen die Baustelle gegen die Fluten des Flusses schützen“, erklärte Ptoma, „der Nil steigt, die Priester erwarten eine sehr hohe Flut, wir haben Dämme gebaut, damit das Wasser nicht die Baustellen behindert, aber mein Oberaufseher hat versäumt, auch hier rechtzeitig den Damm zu errichten. Das wird jetzt nachgeholt.“
Hunderte von Menschen schufteten am Ufer, Moses nahm sie zunächst nur als sinnloses Gewimmel wahr. Als er näher hinsah, bemerkte er die unterschiedlichen Tätigkeiten: Die einen waren damit beschäftigt, unermüdlich kleine Kiesel und Erde herbei zu schaffen. Andere schichteten die Steine und bildeten damit das Fundament für den Damm, der dann aus einem Lehmgemisch, durch Mauern verstärkt, um das Fundament errichtet wurde. Von beiden Seiten wurde gearbeitet, Moses konnte den Damm fast wachsen sehen. Er sah allerdings auch, wie nahe der Nil schon an der Uferkrone stand, es fehlte nicht viel und er würde sein Flussbett verlassen und die Stadt überschwemmen.
„Wie lange brauchen sie denn, um den Damm fertig zu stellen?“, fragte er neugierig.
„Wenn sie in diesem Tempo weitermachen, bis heute Abend, und vor morgen oder übermorgen steigt der Nil nicht so hoch, wir werden rechtzeitig fertig, um den Bau und vor allem den Garten zu schützen“, beruhigte ihn Ptoma.
„Und das sind Hebräer, die da arbeiten?“ Moses sah nun Einzelheiten. Er betrachtete die unterschiedlichen am Bau beschäftigten Menschen. Da waren Ägypter, in Arbeitsleinen gekleidet, die offenbar lediglich Anweisungen gaben, unter ihnen einige, die mit langen Peitschen bewaffnet waren, von denen sie ohne weiteres Gebrauch machten, und zwar auf den Rücken der Arbeiter. Diese hatten durchweg hellere Haut als die Aufseher, so hell etwa wie die Moses. Einige von ihnen hatten dunkelblondes Haar, eine Farbe, die bei den Ägyptern so gut wie nie vorkam. Unter ihnen gab es junge Burschen, stämmig, mit starken Muskeln bepackt, die die großen Karrenwagen mit Steinen beladen zogen, andere schleppten das Material von den Karren zur Baustelle. Die meisten wirkten allerdings nicht kräftig, es waren Männer aller Altersgruppen, auch ganz alte, ausgemergelte dabei. Alle trugen sie lediglich einen Schurz aus Leder um die Hüften, die Rücken waren bloß, den Peitschenhieben der Aufseher wehrlos ausgesetzt. Als Moses noch genauer hinsah, ging es ihm wie ein Stich durch das Herz. Die hebräischen Männer waren schmutzig, so schmutzig, wie Moses sich das bisher nicht hatte vorstellen können. Die Rücken waren voll Staub, mit Blut aus den Hieben gemischt, schweißnass, und jetzt, als sie näher kamen, hörten sie das unterdrückte und zum Teil laute Stöhnen und Jammern, unter dem die Männer ihre Arbeit verrichteten.
„Musst du sie denn schlagen lassen?“, fragte Moses erbittert. Ptoma schaute auf. Er war verwundert, dass der königliche Bote sich für die hebräischen Sklaven interessierte. Er, Ptoma, hatte noch nie einen Gedanken an sie verschwendet. Klar, wenn sie so hart heran genommen wurden, starben sie, vor allem die Alten und die, die nicht so stark waren. Aber was lag daran? Wenn sie starben, wurden sie durch andere ersetzt, die Dörfer der Hebräer in der Nähe waren voll von ihnen, ein unerschöpfliches Reservoir, darüber brauchte man sich nun wirklich keine Gedanken zu machen. Aber Moses ließ nicht locker:
„Arbeiten sie denn nicht besser, wenn sie nicht geschlagen werden?“
„Nein, sie sind das gewöhnt. Wenn man nicht auf sie aufpasst, werden sie langsam und schaffen ihr vorgeschriebenes Pensum nicht. Und dann ziehen wir die Aufseher zur Verantwortung. Und die meinen, dass die Hebräer ohne Schläge gar nicht richtig arbeiten können. Sie brauchen das. Überhaupt, was machst du dir eigentlich so viel Sorgen um diese hebräischen Sklaven? Sie vermehren sich in ihren Dörfern so schnell, dass wir froh sind, wenn sie bei der Arbeit sterben. Wenn sie nicht in Schranken gehalten werden, sind sie bald mehr als wir Ägypter, und dann verlassen sie ihr Reservat, das ihnen in Gosen zugewiesen ist. Und wenn du schon mit ihnen Mitleid hast, solltest du mal eines ihrer Dörfer besuchen“, Ptoma schüttelte sich vor Ekel, „schmutzstarrend, voller Gewalttätigkeit, kein Ägypter, der bei Verstand ist, geht auch nur tagsüber in ihre Dörfer.“
„Aber ich gedenke, eines ihrer Dörfer zu besuchen, ein Dorf nämlich, in dem ein Mann namens Amram wohnt, mit seiner Frau Jochebed.“
Ungläubig starrte Ptoma seinen Gast an.
„Du willst in eines ihrer Dörfer gehen? Bist du lebensmüde oder willst du dich verkleiden? Du bist noch jung, lass dich von mir beraten, Moses, geh da nicht hin, du wirst erschlagen werden und, wenn nicht, dich zu Tode ekeln.“
Aber Mosche war entschlossen, und er gab Ptoma keine weiteren Erklärungen ab. Ptoma betrachtete ihn neugierig. Er sah diesen jungen Mann mit den merkwürdigen Wünschen, der das Siegel des Königs trug, aber eine Haut, die ihn, Ptoma, auf den Gedanken brachte, ob er den Hebräern nicht näher stand, als er zugab. Aber einen Mann namens Amram finden? In welchem Dorf denn? Wenn man einen bestimmten Hebräer suchte, schickte man hebräische Kundschafter in die Dörfer und befahl ihnen, nach diesem Menschen zu suchen und ihn her zu bringen, in den Palast.
„Du hast also hebräische Kundschafter?“, war alles, was Moses auf den Redeschwall seines Gastgebers antwortete, „dann möchte ich, dass zwei von ihnen mich morgen begleiten, damit ich Amram und seine Frau finde.“
Und langsam gingen sie weiter, zur nächsten Baustelle. Es war inzwischen Mittag geworden, die Sonne brannte unbarmherzig auf die Arbeiter herab und selbst Ptoma und Moses, die im Schatten von dichten Palmen standen, wurde es zu heiß. Dennoch arbeiteten die Sklaven ohne Pause weiter, ihre Arbeit nur unterbrechend, wenn sie vor Durst zusammen zu brechen drohten. Moses konnte kaum an sich halten, als er einen ägyptischen Aufseher sah, wie er auf einen alten Mann, der offenbar vor Durst und Erschöpfung nicht mehr weiter arbeiten konnte, so lange einschlug, bis der Sklave leblos auf dem Weg liegen blieb. Der Ägypter rief zwei andere Sklaven, die den alten Mann weg trugen, Moses war sich sicher, dass er unter den Schlägen gestorben war. Sein Herz krampfte sich vor Mitleid zusammen, aber er sah, wie Ptoma die Szene beifällig betrachtete, wollte ihn nicht weiter verärgern und fügte sich, als Ptoma ihn bat, zum Palast zurück zu kehren.
3.
Moses Herkunft war unbekannt und wurde verschwiegen, ihm und allen anderen, zu seiner Verzweiflung. Seine helle Haut und seine hohe und breite Gestalt ließen alle Menschen seiner Umgebung vermuten, er sei Hebräer, Angehöriger dieses verachteten Sklavenvolkes, das im Norden des Landes unter der Knute schuftete und von dem nur Einzelne in der Stadt Frondienst taten, in der Moses aufwuchs, der Königsstadt Theben. Aber wenn er Hebräer war, so fragte er sich und so fragten sich natürlich auch alle anderen, warum ging er in die Schule der Vornehmen, der Söhne der Palastbeamten und tat nicht Frondienst in Theben oder wurde sogar nach Norden geschickt, um unter der Aufsicht der Beamten zu arbeiten? Stattdessen wurde er ausgebildet und erzogen, als ob er der Sohn eines Vornehmen war, hatte sogar zum Palast des Pharao Zutritt, wie nur wenigen Menschen vergönnt war.
Hässliche Gerüchte begleiteten ihn, so lange er denken konnte, selten wurden sie ihm ins Gesicht gesagt, und wenn, dann nur als eine der üblichen Beleidigungen, wie sie unter den jungen Menschen nach dem Unterricht an der Tagesordnung waren. Hinter seinem Rücken aber und nicht nur über ihn wurden schlimme Geschichten erzählt. Ein Früchtchen sei er, Frucht einer kurzen leidenschaftlichen Verbindung zwischen der Prinzessin Thermutis, der Tochter Pharaos, und einem hebräischen Sklaven. Sie habe ihn arbeiten gesehen im Palaste in der Nähe ihrer Gemächer, wie er mit nacktem, verschwitztem Oberkörper Steine behauen habe, habe auf ihrem Balkon gesessen, den süßen Saft der Mango getrunken und habe das Spiel seiner starken Muskeln beobachtet, bis sie, von der Hitze und dem Anblick angestachelt, nicht habe an sich halten können und den Sklaven in ihr Schlafzimmer befohlen habe. Dort habe sie sich ihm ergeben, einen Nachmittag und eine Nacht lang, bis sie ihn, erschöpft von dem Liebesspiel, von sich geschickt habe. Ihre Leibwächter aber, denen ihr Schutz auferlegt gewesen sei, hätten die Begegnung erst zu verhindern gesucht, dann aber geschehen lassen. Um aber sicher zu gehen, dass von dieser Nachlässigkeit und dem Vergehen der Prinzessin niemand Kunde erhalte, hätten sie den Hebräer direkt nach dem Verlassen des Palastes getötet und verscharrt.
Niemand, so wurde gemunkelt, habe von diesem Vorfall etwas mitbekommen, weil die Leibwächter schon zu ihrem eigenen Schutz eisern geschwiegen hätten. Nach fünf Monaten sei es aber nicht zu verheimlichen gewesen, Thermutis sei schwanger gewesen, rund wölbte sich schon ihr Bauch unter dem leichten Leinen, das sie in Zeremonien tragen musste. Sie habe sich dann ihrem Bruder Ramses offenbart, der sehr erbost gewesen sei, aber doch seine Schwester zu sehr liebte. Er habe eine Geburt im Verborgenen organisiert und das Früchtchen seiner Schwester, seinen Neffen, zu Hebräern in Pflege gegeben, bis zum fünften Lebensjahr, danach sei das Kind „Sohn“, eben Moses, genannt und in den Palast genommen worden, wo er bei ägyptischen Pflegeeltern aufgenommen wurde und aufwuchs.
Moses also war, wenn das alles richtig hinter den Rücken der Herrscher und der Betroffenen erzählt wurde, von einer Herkunft, die vornehmer nicht sein konnte, aber eben auch der Sohn eines Hebräersklaven, niedrig von Geburt.
Am Hofe begegnete ihm die Königsfamilie mit Freundlichkeit, Thermutis besonders hatte sich seiner angenommen, ohne aber jemals über das hinaus zu gehen, was sie anderen Günstlingen auch gewährte. Einerseits war Moses stolz auf die Gerüchte, die ihm Verwandtschaft zur königlichen Familie nachsagten, stolz auch darauf, dass er jederzeit Zugang zum königlichen Plast hatte, andererseits verzweifelt über die Unklarheit seiner Herkunft. Wie klar und geregelt waren doch Vergangenheit und Zukunft seiner Kameraden, wie ungewiss seine eigene Zukunft. Früh lernte Moses, für sich allein zu sein, weil in den Gesichtern der anderen die leise Frage nach seiner Existenz zu lesen glaubte. Nur mit Setaou verband ihn eine enge Freundschaft, zu der sich aber Setaou nicht bekannte, wenn sie sich im Kreise ihrer Altersgenossen bewegten. Moses hätte sich gewünscht, sein Freund würde offen zu ihm stehen, auch unter den anderen, dieser Wunsch war aber nicht zu erfüllen.
4.
Und nun war er hier, in Pitom, auf der Suche nach seinen Pflegeeltern, die irgendwann von Theben nach hier geschickt worden waren, ohne dass Moses das mitbekommen hatte und auf der Suche nach seinem Volk, seinen Vätern und war bereit, das Befremden in den Gesichtern der königlichen Beamten zu ertragen.
Moses ging langsam, würdevoll, in Begleitung der zwei hebräischen Kundschafter und zweier Soldaten des Königs, auf denen Ptoma zu seinem Schutz bestanden hatte, aus der Stadt, nach Osten, auf der Suche nach den hebräischen Dörfern. Zwei Stunden waren sie jetzt in der Sonne unterwegs, die, sie waren am frühen Morgen losgegangen, jetzt schon mit unbarmherziger Glut auf sie herunter brannte. Sie trugen das weiße Leinen, das die Sonne und das Ungeziefer von der Haut fernhielt, sie hatten leichte Perücken aufgesetzt, die den Kopf vor der Glut schützten, und dennoch war der Gang fast unerträglich, Moses wurde ausschließlich von seinem Willen, auf die Suche nach den Pflegeeltern zu gehen, angetrieben, seine Begleiter von seinem Befehl. Kein Baum, kein Schatten, nichts milderte die Hitze der Sonne ab, die auf sie hinab strahlte. Endlich, nach einer weiteren halben Stunde, sahen sie eine Ansammlung von Palmen und Bäumen am Rande des Wegs, schattenwerfende Pflanzen, an denen, wie sie aus der Ferne erkannten, eine Gruppe Menschen lagerten. Moses beschleunigte seine Schritte, in der Hoffnung auf eine Ruhepause und auf einen Schluck Wasser, der sich dort finden würde.
Schon von weitem erkannte er, dass er sich einer Wasserstelle näherte, an der ägyptische Soldaten lagerten und in einiger Entfernung eine weitere Gruppe, offenbar hebräische Arbeiter. Ein einzelner Mann kam von den Hebräern auf Moses zu, der nun seinen Leibwächtern und den hebräischen Kundschaftern weit vorausgeeilt war.
Moses erschrak, als er dem Ankommenden entgegen ging und ihn aus der Nähe ansehen konnte. Leicht gebückt ging der Hebräer und humpelte. Die Gestalt war gewissermaßen zusammengezogen, ein riesiger Buckel wuchs aus seinem Rücken und krümmte den Oberkörper und verursachte das Humpeln der im Verhältnis zu dem Oberkörper zu kurzen krummen Beine. Den Kopf hielt der Hebräer schief und sah so, von unten und der Seite hinauf Moses an.
„Woher kommst du, edler Herr?“, fragte er und seine Stimme war heiser, der kriecherische und schmeichlerische Eindruck der Stimme wurde verstärkt dadurch, dass er sich zu verbeugen schien.
„Ich bin Moses und von Pharao geschickt, um ihm über den Fortgang der Arbeiten hier zu unterrichten“, Moses richtete sich innerlich auf und die Antwort fiel arroganter aus als er eigentlich wollte, so, wie ein ägyptischer Edler mit einem buckligen Hebräer eben üblicherweise redete.
„Ich suche in den Hebräerdörfern ein Ehepaar, sie heißen Amram und Jochebed, kennst du sie?“
Der Mund in dem hässlichen Gesicht des Hebräers verzog sich zu einem süßlichen Grinsen.
„Amram suchst du, edler Herr? Amram, lass mich nachdenken“, und der Hebräer legte seine Stirn in angestrengte Falten, um zu zeigen, wie sehr er nachdachte, „Ja, Amram kenne ich, er wohnt in einem der nächsten Dörfer dort drüben“, er machte eine unbestimmte Bewegung mit seinem schlenkernden Arm nach Osten, „du kannst sie von hier aus nicht sehen, aber ich kann dich hinbringen und mit Amram bekannt machen, was willst du denn von ihm?“ Neugierig sah ihn der Hebräer an.
„Was ich von ihm will, fragst du? Geht dich das wohl etwas an?“ Moses hob die Stimme, „wie heißt du, Mann? Soll ich dich an die Soldaten übergeben?“
Erschrocken verbeugte sich der Hebräer nun wirklich trotz seiner Behinderung sehr tief.
„Reuben heiße ich, Herr, und warum du Amram suchst, nein, das geht mich nichts an, wirklich, willst du, dass ich dich hinführe?“
Moses nickte. „Wie lange brauchen wir, um hin zu kommen?“
„Wohl zwei Stunden, wenn wir berücksichtigen, dass ich nicht so schnell gehen kann wie du.“
„Und hast du sonst nichts zu tun? Wieso kannst du hier an der Wasserstelle herumlungern und arbeitest nicht?“
„Herr, meine Arbeit würde wohl niemandem nutzen, ich bin schwach, ich kann kaum etwas tragen, gehen kann ich auch nicht, und so begleite ich manchmal Ägypter, wenn sie sich in den Dörfern meines Volkes nicht auskennen.“
„Gut, Reuben, dann wollen wir an der Wasserstelle etwas trinken und dann gehen wir los.“
Mittlerweile waren die Begleiter Moses herangekommen und sahen ihn mit dem Buckligen stehen und hörten, dass Moses mit ihm allein weiter gehen wollte. Die hebräischen Kundschafter nahmen das teilnahmslos hin, sie waren gewohnt, die Entscheidungen ihrer ägyptischen Herren zu akzeptieren, ohne nach Sinn und Verstand zu fragen, die Leibwächter, die Ptoma Moses mitgegeben hatte, protestierten.
„Allein willst du in das Hebräerdorf gehen, Herr?“, fragte der eine, „weißt du nicht, wie es dort zu geht? Schmutzig, krank sind sie, die Hebräer, du holst dir leicht eine Seuche in deren Dörfern, und dann sind sie ein Volk von Kriminellen, ein Menschenleben bedeutet ihnen nichts, wie leicht kann dir da etwas geschehen.“
„Sieh hier, dafür habe ich meine Arme“, Moses ließ die kräftigen Muskeln spielen, „und gegen Krankheit sind wir alle nicht gefeit, gegen eine solche Krankheit schützt mich auch eure Begleitung nicht. Aber hab Dank für deine Fürsorge, ich werde sie dem Gouverneur zu berichten wissen.“
Und mit einem Kopfnicken entließ Moses seine bisherigen Begleiter und wendete sich Reuben zu. „Komm, gehen wir“, sagte er nur und Reuben ging gehorsam voran.
Nachdem sie an der Wasserstelle ihren Durst gestillt und Moses einige Worte mit dem Befehlshaber der Ägypter gesprochen hatte, machten sie sich auf die Suche. Immer noch war es unerträglich heiß, aber Moses hatte seine Perücke mit Wasser getränkt, so dass er die erste Zeit etwas leichter ging.
Der Weg wurde jetzt zunehmend schlechter. Der Damm, auf dem er bisher geführt hatte, endete nach kurzer Zeit und nun bewegten sie sich auf einer weiten Ebene, die durch mageren Graswuchs gekennzeichnet war, Gras, das jetzt nur schütter und braun stand, weil es lange nicht vom Nilwasser getränkt war. Hochsommer war es und die Menschen warteten sehnsüchtig darauf, dass der Nil über seine Ufer trat, dann würden auch diese Pflanzen sich sehr schnell erholen und grün werden. Einige Male begegneten sie hebräischen Hirten, die kleine Herden von mageren Schafen hüteten, so mager, dass sie außer dem Fell und den Knochen aus Nichts zu bestehen schienen. Reuben sprach sie an, um ihnen seinen Weg und seinen Auftrag zu erklären. Voll Stolz erzählte er ihnen, er habe den Auftrag, diesen ägyptischen Edlen zu führen, wohin, dürfe er nicht sagen. Einmal kamen sie an einem verendeten Schaf vorbei, das die Hirten einfach hatten liegen lassen. Schon von weitem spürten sie den Verwesungsgestank und passierten den aufgedunsenen Kadaver, indem Moses sich ein Tuch vor den Mund hielt, das aber den Gestank nicht abhielt.
Nach mehr als einer Stunde kamen sie an eine Ansammlung von Hütten, vor denen hebräische Frauen gingen, saßen oder standen. Schon als sie sich näherten, kamen ihnen Scharen von Kindern entgegen, schreiend, quietschend und laufend, um zu sehen, wer da in ihr Dorf kam. Als sie Moses sahen, der aufrecht, gerade und vornehm hinter Reuben ging, verstummten sie, bildeten ein Spalier bis zu den ersten Hütten, die am Rande des Dorfes standen und betrachteten den Ankömmling neugierig, mit erschreckten Gesichtern. Noch nie hatten sie gesehen, wie ein ägyptischer Edler zu Fuß in ihr Dorf kam. Sonst kamen sie mit Streitwagen, in Hundertschaften, um die Hebräer für angebliche Verbrechen zu strafen oder um Arbeiter zu suchen, die geflüchtet waren.
Langsam und würdevoll schritt Moses auf das Dorf zu und sah die ängstlichen Gesichter der Kinder und die Feindseligkeit bei den Erwachsenen.
„Nun, Reuben, meinst du, dass Amram in diesem Dorf wohnt?“ fragte er seinen Begleiter
„Warte, ich frage eine von diesen Frauen hier, am besten bleibst du hier auf der Straße und ich gehe zu ihnen.“
Reuben ging auf eine Gruppe von Hebräern zu, die, in dunkle schmutzige Wollumhänge gekleidet, vor einer Hütte standen, zu ihnen herübersahen und tuschelten.
Moses sah sich um. Das Dorf enthielt ungefähr fünfundzwanzig dieser Hütten, primitiv errichtet, aus einem Gestell aus Palmenstämmen, und mit Wedeln von Palmen- und Papyrusblättern belegt. Sie waren auf dem blanken Boden errichtet, Moses schauderte, wenn er daran dachte, wie es hier aussehen würde, wenn der Nil kam. Überall auf dem Weg zwischen den Hütten lag Unrat herum, Abfälle von Lebensmitteln, auch magere Fleischreste, darüber Wolken von Ungeziefern, Mücken, dicke Fliegen, Wespen, Heuschrecken, brummend, summend durcheinander fliegend und sich dann wieder niederlassend. Ratten huschten über den Weg auf der Suche nach Nahrung und jetzt, wie Moses Blick von einer davonhuschenden Ratte angezogen war, die er verfolgte, glaubte er hinter einer Hütte das Gesicht eines jungen Mannes zu erblicken, der aber schnell zurückgezogen wurde, so schnell, dass Moses nicht sicher war, ob er den Hebräer gesehen hatte.
„Nein, Amram kennt hier niemand, Herr", meldete Reuben, der von seinen Erkundigungen zurückgekommen war, „aber die Frauen haben Angst um dich. Du siehst reich aus, in deinem vornehmen Leinenkleid, und gerade heute sind drei von einer hebräischen Jugendbande im Dorf, die von den Ägyptern gesucht werden. Sie haben sich zusammengetan, zwanzig junge Männer aus drei Dörfern, und überfallen kleine Gruppen von Ägyptern, um sie auszurauben. Du bist in Gefahr, Herr, lass uns lieber morgen weiter suchen.“
Moses überlegte. Eigentlich hatte er keine Furcht vor drei hebräischen Jugendlichen, aber er war allein und unbewaffnet und seine Kleidung konnte wohl eine Versuchung sein, ihn zu überfallen. Also stimmte er zu.
„Gut, Reuben, wir gehen zurück und setzten unsere Suche morgen fort. Bring mich jetzt zurück zu der Wasserstelle und morgen treffen wir uns dort zur gleichen Zeit.“
Reuben nickte und grinste kriecherisch.
„Herr, und meine Belohnung?“
„Sei nur ganz ruhig, wenn ich mit dir zufrieden bin, wirst du mit der Belohnung auch zufrieden sein.“
5.
Schwitzend, stinkend und frustriert kam Moses in den Palast des Gouverneurs zurück. Nichts hatte er erreicht, außer der Begegnung mit einem kriecherischen Hebräer und dem Anblick eines hebräischen Dorfes, das so schmutzig war, dass es ihn noch in der Erinnerung schüttelte vor Ekel. Hastig riss er sich, in seinen Räumen angekommen, die Kleider vom Leib und warf sie dem Diener zu, der auf ihn wartete.
„Ist ein Bad bereit?“ fragte er mit dem Ungestüm seiner fünfzehn Jahre und ging erleichtert, als der Diener bejahte, in die Badekammer. Dort fand er einen Zuber voll frischen lauwarmen Wassers, angereichert mit duftenden Sandelholzextrakten, denen ein leichter Hauch von Rosmarin beigegeben war. Aufseufzend ließ er sich in dem Zuber nieder und befahl dem Badediener, ihm die steif gewordenen Schultern zu massieren.
Dann lehnte er sich zurück und dachte über den Tag nach. Sollte er wirklich morgen noch einmal in diese schmutzige Welt eintauchen und sich der Gefahr aussetzen, dass er entweder Krankheiten von dort mitbrachte oder ausgeraubt wurde? War es alles das wert, herauszufinden, wo seine Pflegeeltern waren oder sollte er nicht lieber zurückkehren zu der Schule, an den Hof Pharaos und die Hänseleien seiner Kameraden über seine ungewisse Herkunft ertragen? Langsam dämmerte er in dem Wasser, das ihm jetzt angenehm die Glieder kühlte, in Gedanken und Gefühlen dahin, fühlte dem Ekel nach, den er angesichts der Hebräer empfunden hatte, fühlte die Wut in sich aufsteigen, wenn er daran dachte, wie seine Freunde ihn hänselten und richtete sich jäh auf: nein, keinesfalls wollte er die Suche aufgeben, nicht dem Drängen Ptomas nachgeben und sich darauf beschränken, den Fortgang der Bauarbeiten zu besichtigen und dann zurück fahren zum Hof, um Pharao zu berichten, dazu war er nicht her gekommen. Nein, er hatte die Reise angetreten, um Amram und Jochebed zu finden und kein Mensch, auch nicht der Gouverneur, und kein Gefühl, auch nicht der Ekel, würde ihn davon abhalten.
Moses rief den Badediener herbei und ließ sich abtrocknen und ankleiden. Seine besten Sachen ließ er sich geben, den Schurz von feinstem Leinen und den Überhang aus dem gleichen Stoff, um so die Abendgesellschaft des Gouverneurs, die er Moses wegen abhielt, zu besuchen.
Ungeachtet des leisen Misstrauens, das Ptoma seinem jungen Gast wegen dessen übersteigertem Interesse an den Hebräern entgegenbrachte, hatte der Gouverneur für den Empfang, den er dieses Gastes wegen gab, alles aufgefahren, was sein Haushalt hergab, handelte es sich schließlich um einen Abgesandten des mächtigen Pharao, auf den er einen guten Eindruck machen wollte.
Der große Festsaal der Residenz war am Abend reich geschmückt, Lichter waren an allen Wänden aufgehängt und aufgestellt, die den Saal taghell erleuchteten. Die offenen Fensterhöhlen ließen die linde Abendluft ein, die gekühlt wurde durch die verschiedensten Brunnen, die Ptoma an den Wänden zwischen den Lichtern und in kleinen Inseln im Raum hatte aufstellen lassen, Wasserspiele, die die Luft kühlten und die einen dezenten Duft von Lavendel, Zypresse und Sandelholz verströmten. Um die Quellen und von ihnen mit der nötigen Feuchtigkeit versehen waren Blumen aufgestellt, Strelitzien, Rosen, Gladiolen, Nelken, Lilien gaben dem Saal Glanz, Jasminblüten verwöhnten die Gäste zusätzlich mit ihrem betörenden Duft.
Zwischen diesen Inseln bewegten sich die Menschen. Reich gekleidete Ägypter, in feinstes Königsleinen gehüllt, die Köpfe mit wertvoll gearbeiteten Perücken bedeckt, Frauen in dünnes Gaze gehüllt, alle, Frauen und Männer, mit Goldschmuck reich ausgestattet, die Wangen mit Puder bedeckt und die Augenwinkel mit Tusche verlängert, unterhielten sich mit den Abgesandten ferner Völker. Der assyrische König hatte Hofbeamte nach Pitom geschickt, die von den Bauten Pharaos berichten sollten, Hethiter in ihrer heimischen Tracht, auch hier den kalten Temperaturen in ihrer Heimat Rechnung tragend in Wolle statt in Leinen gekleidet, Gäste an der Residenz Ptomas, Geiseln auch, die der hethitische König mit Pharao ausgetauscht hatte, um den Frieden zwischen den Ländern zu sichern. Nubier waren hier, zu deren kohlschwarzer Haut das schneeweiße Leinen auffällig kontrastierte und die durch ihren andersartigen Schmuck auffielen, Ringe durch Ohren gezogen aus Gold und schwer, und Ringe durch die Nasenflügel gebohrt.
Mit großen Augen ging Moses durch die Menge, er kannte zwar die Pracht an Pharaos Hof, kannte dort die beeindruckenden Gebäude, aber an einem Fest hatte er dort noch nicht teilnehmen dürfen, dazu galt er als zu jung.
„So, du bist also der Jüngling, den Pharao uns geschickt hat, um über den Stand der Arbeiten zu berichten?“
Ein junger Ägypter, vielleicht fünfundzwanzig Jahre alt, stand neben Moses, während Ptoma die offizielle Begrüßung der Gäste vornahm, „darf ich mich vorstellen? Ich bin Menache, der Minister des Gouverneurs für die Aufsicht der Bauarbeiten. Und wie beurteilst du den Fortgang der Arbeiten?“
„Enorme Fortschritte habt ihr gemacht, das habe ich gesehen“, antwortete Moses höflich, „soweit ich die Bauten besichtigt habe, werde ich Pharao nur das Beste berichten können. Das einzige, was mir missfallen hat", fuhr er mit dem Ungestüm seiner jungen Jahre fort, „war die Behandlung der Hebräer. Müssen sie wirklich so geschlagen und angetrieben werden? Meint ihr nicht, sie würden genauso gut arbeiten, wenn ihr sie nicht so drangsaliert?“
„Nein, auf keinen Fall“, antwortete Menache, „du kennst die Hebräer nicht so wie ich. Sie sind faul und stinken, sie bilden Banden, sie sind vollkommen regel- und gesetzlos. Würden wir sie machen lassen, was sie wollen, sie würden in Kurzem eine eigene Gesellschaft in Ägypten bilden und uns mit ihren schlechten Sitten anstecken. Der Hebräer ist von Natur aus arbeitsscheu, wenn wir ihn nicht antrieben, und zwar nachdrücklich, wie du es gesehen hast, würde er herumliegen und faulenzen.“
„Aber Menache“, Moses sah seinen Gesprächspartner ungläubig an, „du kannst doch nicht ernsthaft behaupten, dass alle Hebräer faul und gesetzlos sind. Da gibt es doch bestimmt Unterschiede, meinst du nicht? Und macht ihr sie nicht durch eure Behandlung erst zu dem, was sie sind?“
„Nein, auf keinen Fall, den Hebräern liegt die Faulheit im Blut. Sieh dir doch mal die jungen Männer an, die noch keine Begegnung mit uns Ägyptern hatten. Wenn wir an ihrem Zustand schuld wären, müssten die Jungen doch zu mindestens noch einigermaßen menschlich sein. Aber schon mit zehn Jahren stinken sie, sie waschen sich nicht, sie essen eklige, verfaulte Kartoffeln, schon genau so wie die alten. Nein, glaube mir, Moses, die Hebräer kannst du nicht ändern, du kannst nur versuchen, sie im Zaume zu halten und das ist genau das, was wir tun.“
Ihr Gespräch wurde unterbrochen, weil jetzt Ptoma auf sie zu kam, begleitet von drei würdigen alten Ägyptern.
„Seht, das ist Moses, den uns Pharao geschickt hat, um sich von dem Fortgang unserer Arbeiten hier in seiner Stadt berichten zu lassen. Moses, das hier sind die drei Herren vom Hohen Rat in Pitom, Horach, Beknechon und Halfa.“
Moses verbeugte sich höflich vor den Alten, die ihn ebenso neugierig ansahen wie er sie. Vor allem Horach beeindruckte ihn tief, ein mächtiger, breit gebauter Mann von wohl fünfzig Jahren, mit breitem, kahlgeschorenen Kopf, aus dem zwei schräg geschlitzte Augen ihn prüfend ansahen.
„Nun, junger Mann?“ sprach er ihn mit tiefem Bass an, „was wirst du Pharao von unseren Bauten erzählen können?“
„Ich habe noch nie so große Gebäude gesehen“, antwortete Moses wahrheitsgemäß, ohne die mit Menache geführte Unterhaltung über die Hebräer zu erwähnen, „ich werde Pharao nur das Beste berichten können.“
„Und unser Moses hat nicht nur unsere Bauten besichtigt, er hat auch ein Dorf unserer fleißigen Hebräer besichtigt“, warf Ptoma ein, „nach allem, was ich gehört habe, beabsichtigst du morgen noch einmal zu den Hebräern zu gehen.“
Erstaunt sahen ihn die anderen an.
„Ja“, sagte Moses trotzig, „ich war bei den Hebräern und ich werde morgen dort noch einmal hingehen.“
„Aber hast du keine Angst, dass sie dich überfallen und ausrauben, sogar dich töten?“ fragte Halfa, der zweite Hohe Rat, ein dünner hellhäutiger Mann mit hoher Stimme.
„Nein, eigentlich nicht, ich glaube nicht, dass sie mich ohne Grund überfallen, und ich gedenke ihnen keinen Grund zu geben. Und sollte ich wirklich in einen Überfall verwickelt werden, seht, ich habe starke Arme und kräftige Schultern.“
Den ganzen Abend über und mit allen Menschen, denen er auf dem Empfang begegnete, wurde Moses nach seiner Neugier nach den Hebräern gefragt, immer hörte er die gleichen Meinungen, die Hebräer seien von Natur aus faul, kriminell und nicht in die ägyptische Gesellschaft einzugliedern. Halfa verstieg sich sogar zu der Meinung, der Hebräer an sich sei krank, mindestens die Hälfte von ihnen sogar aussätzig und deshalb solle man den Kontakt mit ihnen auf jeden Fall vermeiden.
Als er sich endlich von dem Empfang entfernen konnte und in seine Gemächer ging, war Moses angestrengt, müde, wütend auch, weil sie die Hebräer so in Bausch und Bogen verdammten, aber auch verunsichert, ob sie nicht vielleicht recht hatten: Lohnte es sich wirklich, unter den hebräischen Sklaven seine Pflegeeltern zu suchen? Erschöpft schlief er ein.
6.
Spät war Moses in sein Schlafgemach gekommen, dennoch stand er früh auf, von seinem Diener geweckt.
„Herr, die Sonne wird in einer Stunde aufgehen, du wolltest früh aufbrechen, um der größten Tageshitze zu entgehen.“
Richtig, Moses hatte den Diener gestern Abend vor dem Fest angewiesen, ihn zu dieser Stunde zu wecken, er hatte noch in der Nacht losgehen wollen zu der Wasserstelle, um Reuben zu treffen, der ihm auch heute helfen sollte, seine Pflegeeltern zu finden. Schnell war Moses hoch und war auch schon bereit, verließ, nur von seinem Diener begleitet, die Residenz und die Stadt, nur einmal von den Wächtern am Stadttor aufgehalten, denen er aber schnell klar machen konnte, dass sie ihn durchlassen sollten. In den noch finsteren Morgen hinein ging er, nach Osten, auf dem Damm, den er auch gestern benutzt hatte, der Wasserstelle entgegen. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, jetzt, am frühen Morgen, war die Luft angenehm kühl, tief atmete Moses ein und genoss es, kräftig auszuschreiten, so schnell, dass sein Diener ihm kaum folgen konnte. Nach einer halben Stunde erreichte er die Wasserstelle, schneller als gestern, weil er bei dem Marsch auf seine Würde keine Rücksicht nehmen musste, niemand außer ihm war auf dem Damm unterwegs.
„Guten Morgen, Herr, Amun sei dir gewogen“, begrüßte ihn am Wasser Reuben mit einer seiner tiefen demütigen Verbeugungen und mit einem Grinsen, das seine verfaulten Stummelzähne sehen ließ. „Ich war gespannt, ob du heute kommen wirst, aber jetzt, da du da bist, wirst du zufrieden mit mir sein. Ich habe gestern nachgeforscht und Amram und Jochebed gefunden. Sie leben in einem Dorf, das etwa drei Stunden von hier im Osten liegt, ich kann dich hinführen, dann kommen wir, wenn wir jetzt losgehen, vor der schlimmsten Tageshitze in dem Dorf an. Nicht, dass es von Bedeutung wäre", und abermals machte Reuben die furchtbare Verrenkung, die eine Verbeugung sein sollte, und lächelte sein Lächeln, „in dem Dorf gibt es ebenso wenig wie in der Umgebung Bäume oder Sträucher, die die Tageshitze mildern könnte. Du musst dich also gegen Leiden wappnen, Leiden, die mein Volk schon seit Jahrhunderten erträgt.“
„Nimm dich in Acht, Reuben“, warnte Moses ihn, „derartige Reden will ich nicht hören. Wenn du Amram gefunden hast, dann wollen wir aufbrechen. Meine Wasserflasche ist gefüllt, also, geh voran.“
Und wieder wanderten sie, Moses Diener zurücklassend, zu zweit in das Land hinaus, immer weiter nach Osten, Moses vertraute sich, etwas misstrauisch zwar, der Führung Reubens an. Gerade ging die Sonne auf, der Himmel explodierte in den Farben dieses Sonnenaufganges, zuerst tiefes Rot, fast dunkel noch, dann schien flüssiges Gold am Himmel zu stehen, abgelöst von türkisen und blauen Abschnitten, bis schließlich am untersten Rand des Horizontes ein kleinster Abschnitt der Sonne erschien, sich schnell vergrößernd, riesig, glühend, blendend, so dass Moses und sein Begleiter, die die gleißende Helle genau vor sich hatten, die Augen zusammenkniffen. Immer weiter gingen sie, immer nach Osten, auf die Sonne zu, die sich jetzt, ein strahlender Ball, über den Horizont erhob und höher und höher stieg, die Luft schnell mit seiner Glut ansteckend, bis die Sommerhitze den frühen Morgen erfüllte.
„Aton, siehe Aton“, dachte Moses vor sich hin, nie hatte er die Anbetung des Gottes der Sonne klarer verstanden als in diesem Augenblick, als er sich aus seinem Nachtasyl erhob und die Herrschaft über die Welt übernahm.
Eine lange Karawane in der Ferne, die auf sie zukam, unterbrach die stille Andacht des Wanderers. Angespannt blickte er ihr entgegen, zuerst waren sie nur als kleine Punkte am Horizont erschienen, rechts von dem Sonnenball und von ihm beschienen, Menschen, die langsam gingen, ihm entgegen zogen. Allmählich näherten sie sich dem Zug, bis ihnen Einzelheiten deutlich wurden. Die Karawane zog schleichend dahin, soviel war zu erkennen, sie bestand aus drei Reihen nebeneinander, wohl hundert Mann, und neben den Reihen in einigem Abstand von ihnen einzelne Aufseher.
„Wer mag das sein?“ fragte Moses seinen Begleiter, der aber stumm blieb und gebannt dem Zug entgegenblickte. Zerlumpt waren sie, das sah Moses jetzt, alle, bis auf die nebenher gehenden Personen, das waren Ägypter, die mit Lanzen und Messern bewaffnet waren und lange Peitschen trugen, die sie über dem Zug kreisen ließen. Jetzt drang das Knallen dieser Peitschen zu Moses herüber und noch ein anderer Laut: ein Stöhnen und Wimmern, wollte ihm scheinen, kam aus dem Zug, der jetzt so nahe war, dass Moses Gesichter erkennen konnte. Ja, das waren offenbar hebräische Arbeiter, die zu ihren Baustellen getrieben wurden, zur Eile gezwungen von zehn Ägyptern, hundert Hebräer. Und jetzt, im Näherkommen, konnte Moses ihre Gesichter erkennen, die an ihm vorbei zogen und den vornehmen Ägypter mit gehässigen, feindseligen Blicken bedachten, der da am Wegesrand stand und jetzt einen der Aufseher ansprach.
„Wohin geht ihr?“ fragte er.
„Wir bringen diese elenden Hebräer zu ihrer Arbeitsstätte, in die Nähe von Pitom, dort sollen sie die Dämme erhöhen, der Nil wird bald über die Ufer treten, Herr. Und wer bist du?“ Der Aufseher betrachtete neugierig diesen offenbar vornehmen jungen Mann, der hier am frühen Morgen so allein durch die Steppe ging.
„Ich bin Moses, gesandt von Pharao, um nach den Bauten in Pitom und der Umgebung zu sehen und auch nach den Arbeitern.“ Moses sagte da mehr, als sein Auftrag war. Niemand am Hofe hatte ihn beauftragt, nach den Hebräern zu sehen, die für den Pharao die Bauten zu errichten hatten, diese Arbeiter waren dem König von untergeordneter Bedeutung. Es seien ihrer ohnehin zu viele, war die allgemeine Meinung am Hofe unter den Ägyptern, darum könne man sich nicht kümmern. Sterbe einer, so sterbe er und es träten andere an seine Stelle. Hauptsache, die Bauten würden fertig.
„Nun, hier sind die Männer, wir gehen zum Deich, wenn du ihre Behausungen sehen willst, musst du etwa eine Stunde weiter in diese Richtung gehen“, der Aufseher deutete nach Osten, „dann kommst an eines ihrer Dörfer. Aber warnen will ich dich, Herr, du wirst ihre Dörfer stinkend finden, dreckig die Menschen und die Tiere, und viel Fäulnis und vor allem sieh dich vor den Banden vor, den Jugendlichen, die gerne nicht nur ihresgleichen überfallen und ausrauben, sondern bevorzugt auch Vornehme, wie du einer bist.“
„He, ihr da“, schrie er plötzlich, sich unterbrechend, „wer hat euch erlaubt, stehen zu bleiben und Maulaffen feilzuhalten“, und er schwang die Peitsche, die dieses Mal nicht knallte, sondern die Luft durchschnitt und den vordersten Hebräer traf, einen jungen Mann, nicht älter als Moses, der stehen geblieben war und die Ägypter bösartig ansah. Hinter ihm hatte die ganze Reihe angehalten. Die Peitsche wickelte sich dem jungen Hebräer um den Hals, dort einen blutigen Striemen hinterlassend. Hasserfüllt sah der Mann Moses und den Aufseher an, ging aber doch langsam weiter, von den anderen Hebräern gefolgt.
„Vorbild sollten sie sein, die Sippenführer“, brummte der Ägypter, „meistens sind sie das auch, aber dieser, Jochen, ist besonders boshaft. Warum wir dulden, dass er Führer seiner Sippe geworden ist, verstehe ich nicht. Nun, junger Mann, Amun sei mit dir und guten Weg", und damit wendete der Aufseher sich dem Zug zu, befahl einen schnelleren Schritt und langsam, ächzend, passierten die Menschen Moses und Reuben, die schweigend zusahen. Erst langsam erholte sich Moses von dem Anblick, der Zug war schon seit einer Viertelstunde verschwunden, als er seufzend Reuben befahl, weiter zu gehen.
Nach drei knappen Stunden Wanderung, die immer beschwerlicher wurde, nicht etwa, dass der Weg schwierig war, sondern wegen der sommerlichen Hitze, die die beiden Wanderer quälte, tauchten am Horizont mehrere Hütten auf.
„Das ist das Dorf, in dem Amram mit seiner Frau wohnt, die du suchst, Herr, wir haben jetzt noch kurze Zeit zu gehen, dann hast du dein Ziel erreicht.“
Und wirklich, nach einigen Minuten kamen sie der Siedlung näher, die sich von der, die sie gestern besucht hatten, kaum unterschied. Auch hier staubige Wege zwischen den Hütten, mit Abfall bedeckt, nur, dass dahinter im Osten eine Hügelkette auftauchte, die die weite Ebene des Nildeltas abschloss. Auch hier standen überall Hebräer untätig herum, die die Ankömmlinge neugierig und feindselig musterten.
„Was machst du denn hier, Reuben, mit diesem vornehmen Ägypter im Schlepptau?“ Ein Hebräer, der Moses Begleiter mit heiserer Stimme angesprochen hatte, schob sich aus der Gruppe Dörfler, die Moses und Reuben von weitem hatten kommen sehen. Moses besah den Sprecher genauer und erschrak. Sowohl der Stimme nach als auch der gebeugten Gestalt nach war das ein alter Mann, aber das Gesicht und die Haut waren jung, der Mann konnte kaum älter als zwanzig Jahre sein, wirkte aber verbraucht, krank und zerlumpt.
„Höre, Hebräer“, Moses sprach nun selbst, „ich bin Ägypter aus Theben, von Pharao gesandt, um mich um die Bauten hier im Norden zu kümmern. Ich suche einen Hebräer, der in diesem Dorf leben soll, Amram geheißen, und seine Frau Jochebed, kannst du mir sagen, wo ich sie finde?“
„Von Pharo geschickt, welche Ehre", wieder die heisere Stimme und der Hebräer machte eine höhnische Verbeugung, „und du glaubst, wenn du Pharao sagst, verraten wir unsere Stammesgenossen? Nein, Ägypter, suche du deine Leute anderswo, aber nicht hier im Dorf.“
„Simon, hältst du wieder deine aufrührerischen Reden? Dein Vater sucht dich, geh nach Hause.“
Eine angenehme Frauenstimme kam aus der zweiten Hütte am Eingang des Dorfes und nun erschien in der Türöffnung eine ältere Frau, gebeugt, mit einem runzligen Gesicht, vielleicht vierzig Jahre alt und richtete den Blick ihrer klaren Augen fest auf Simon. „Immer führst du hier das große Wort, anstatt deinem Vater zu helfen, der nicht mehr allein für seine Nahrung sorgen kann. Geh, kümmere dich um deinen Vater, ich kann mich schon selbst beschützen.“
Zu Moses Erstaunen senkte Simon den Blick vor der Frau und ging langsamen Schrittes davon.
„Du suchst Amram, Fremder?“, richtete die Frau nun das Wort an Moses, der stumm stand und sie anblickte, „ich bin Jochebed, seine Frau, was willst du von meinem Mann?“
„Jochebed“, flüsterte Moses, noch immer in den Anblick der Frau versunken, „Jochebed“, und seine Augen belebten sich, „ich bin Moses, dein Sohn, aus Theben gekommen, um nach dir zu sehen.“
„Moses? Du bist Moses, den ich großgezogen habe, bis er fünf war und in den Palast Pharaos gerufen wurde? Moses“, fragte sie noch einmal und kam dann in die ausgebreiteten Arme Moses gelaufen, lief wie ein junges Mädchen, Tränen in den Augen und umschlang den jungen Mann, den sie als ihr damaliges Baby nicht wieder erkannte, so riesenhaft groß war er geworden und so standen sie, umarmten einander und hielten sich voneinander ab, um sich zu betrachten und fielen sich wieder in den Arm. Endlich löste sich Jochebed von ihrem Sohn und sah ihn an.
„Wie vornehm du geworden bist, in Leinen gekleidet, mit der Perücke, und sieh mich dagegen an, in Lumpen, ich bin arm, wir sind arm, Amram muss draußen bei den Ägyptern arbeiten, er wird erst heute Abend wieder kommen, aber bis dahin bist du mein Gast, komm in meine Hütte.“
„Erst lass mich diesem Reuben danken, der mich zu dir geführt hat, Reuben, hier hast du den versprochenen Lohn in Gold, aber hier ist noch ein Papyrus, den ich dir gebe, darin habe ich geschrieben, dass die Ägypter dir Schutz gewähren, wenn du Schutz brauchst, das kann dir helfen.“
Reuben bedankte sich überschwänglich. In dem bürokratischen Ägypten war ein Schutzbrief, den ein Edler ausgestellt hatte, unbezahlbar und so hatte Moses seinen Führer übermäßig bezahlt.
Moses folgte nun Jochebed in ihre Hütte, die ebenso armselig ausgestattet war wie die anderen, Stroh lag auf dem Boden, auf den sie sich setzten und der Becher, in dem Jochebed ihm Wasser bot, war aus einfachstem Ton gebrannt. Moses aber schien das Wasser wie der köstlichste Wein, immerzu sah er seine Pflegemutter an.
„Moses, mein Moses“, begann sie, „erzähle mir, wie ist es dir ergangen?“
Und Moses erzählte, wie er aufgewachsen war am Hofe, und wie ihn seine Kameraden nie als vollwertig anerkannt hatten, weil er zur Hälfte Hebräer sei.
„Wieso zur Hälfte Hebräer?“, fragte Jochebed erstaunt.
„Es geht das Gerücht, und in Theben gilt es als sicher, dass die Tochter des Pharao einen Hebräer verführt haben soll und ich die Frucht dieser Liebesnacht bin. Ich gelte daher als direkter Abkömmling Pharaos, aber eben nur zur Hälfte.“
„Was für ein Unsinn!“ rief die Frau aus und schlug die Hände zusammen, „ein vollkommener Unsinn. Willst du wissen, wo du herkommst, auch wenn deine Herkunft dann nicht mehr so edel ist?“
Moses nickte. „Deshalb bin ich hergekommen, um zu erfahren, wer ich bin“, sagte er nur.
„Hör zu, Moses, du bist mein Sohn und Amram, mein Mann, ist dein Vater.“
„Aber warum bin ich dann nicht bei dir geblieben?“, fragte Moses zurück.
„Das waren schwere Zeiten damals“, antwortete sie, „Wir Hebräer sind im Gegensatz zu den Ägyptern schon immer und auch jetzt noch sehr fruchtbar. Die ägyptischen Könige und vor allem dieser, der jetzt Pharao ist, Sethos, haben uns schon immer mit größtem Misstrauen beobachtet. Trotz der Sklavenarbeit, die wir hier tun müssen, haben wir uns immer mehr vermehrt. Ich wohnte damals mit Amram in Theben und Amram schuftete an der Baustelle für Pharaos Grab, als ich schwanger wurde. Pharao war ärgerlich und ängstlich, weil die Hebräer immer mehr wurden und befahl, dass alle neugeborenen hebräischen Jungen sofort nach der Geburt den Behörden ausgeliefert und dann ertränkt wurden. Was sollte ich tun? Ich verheimlichte also meine Schwangerschaft vor allen, auch den Hebräern, und als meine Zeit gekommen war, bist du geboren, Moses, mein Junge. Eigentlich hätte ich dich nach Pharaos Befehl den Behörden ausliefern sollen, aber ich hatte mir schon vorher vorgenommen, das sollte auf keinen Fall geschehen. Ich hatte einen Schilfkorb geflochten und den mit Pech abgedichtet, das Amram mir von der Baustelle mitgebracht hatte. Ich wusste, wann und wo Pharaos Tochter im Nil zu baden pflegte. Ihr wollte ich dich anvertrauen, sie war eine Frau, sie würde einem Neugeborenen nicht widerstehen können, so hatte ich überlegt.
Und so legte ich dich in den Schilfkorb und diesen zwischen die Papyruspflanzen, die am Nil da standen, wo die Königstochter baden ging. Ich versteckte mich in der Nähe und beobachtete, was geschah.
Tatsächlich, Pharaos Tochter Thermutis fand dich, sie zeigte dich ihren Gespielen und an ihren Freudenrufen erkannte ich, dass sie von dir bezaubert waren, wie ich das erwartet hatte. Thermutis nahm dich auf und reichte dich an eine Dienerin weiter.
Das nächste, was ich am Nachmittag hörte, war, dass am Hofe eine Amme gesucht wurde, also meldete ich mich und bekam dich so wieder in meine Obhut. Nun war alles gut und du warst gerettet.“
Moses hatte mit wachsender Spannung und atemlos zugehört.
„Dann bin ich also dein Sohn und nicht ein Königssohn?“ Seine Stimmung schwankte zwischen Enttäuschung, dass er nicht mit Pharao verwandt war und der Begeisterung, dass er nun seine wahre Herkunft kannte.
„Nein“, bestätigte Jochebed, „kein Königssohn.“
„Aber warum bin ich dann am Hof aufgewachsen und nicht bei dir geblieben?“, fragte Moses.
Eine Wolke der Trauer überschattete Jochebeds Gesicht.
„Wir lebten zufrieden zwei Jahre als kleine Familie, Amram, ich und du, unser Sohn. Nach zwei Jahren hob Pharao das Gebot auf, die hebräischen Jungen zu töten, er sah, dass dieser Befehl keinen Erfolg hatte, stattdessen wurden wir noch mehr zur Fronarbeit gezwungen. Schon mit vierzehn mussten die Jungen zur Arbeit, kaum einer wurde älter als dreißig, sie starben bei der Arbeit.
Nach drei Jahren bekam ich einen weiteren Sohn, Aaron, und drei Jahre später eine Tochter, Miriam, und wir lebten jetzt als eine kleine glückliche Familie, Eltern und drei Kinder, die Unterdrückung in Theben war nicht so grausam wie hier, in Pitom. Aber wir waren rechtlos und zu sorglos gewesen. Nach fünf Jahren klopften die Palastbeamten an unsere Tür und forderten unseren Erstgeborenen, dich, Moses, für die Pharaotochter heraus.
„Thermutis begehrt ihren Sohn zurück“, sagten sie, „damit er am Hofe aufwachse und in den Lehren der Ägypter unterrichtet werde.“
Was sollten wir tun? Einerseits wollten wir dich keinesfalls weggeben, konnten aber gegen die schwerbewaffneten Beamten nichts ausrichten. Und dann war es ja für dich eine große Chance, am Hofe unterrichtet zu werden. Wenigstens einer von uns würde Mitglied der Herrscherfamilie sein, und wer weiß, sagten wir, was daraus noch für Segen erwachsen konnte. Und so gaben wir dich schweren Herzens her.“
Jochebed schwieg und sah ihren Sohn unverwandt an, der die Augen zu Boden gerichtet hatte. Tränen tropften aus seinen Augen, Tränen der Trauer um seine Vergangenheit, um seine zweifelhafte Herkunft, die jetzt nicht mehr zweifelhaft war, aber eben doch wieder, war er doch Hebräer, Angehöriger dieses verachteten und rechtlosen Volkes.
„Und wieso seid ihr aus Theben weggezogen und hierher, nach Pitom, gekommen?“, fragte er tonlos.
„Zwei Monate später erschienen wieder die bewaffneten Palastbeamten an unserer Tür, verbannten uns nach Pitom und verurteilten Amram zur Zwangsarbeit hier. Wir konnten nicht einmal das Notwendigste packen und wurden, Vater, Mutter, Sohn und Tochter, auf ein Schiff geladen und hierher gebracht, ohne die geringste Möglichkeit der Gegenwehr.“
Wieder entstand eine lange Pause.
„Also habe ich einen Bruder und vor allem, eine Schwester?“, fragte Moses dann leise.
„Ja, dein Bruder ist jetzt ungefähr vierzehn, wir erwarten jeden Tag, dass er zur Arbeit geholt wird von Dan, unserem Dorfältesten, der die arbeitsfähigen Männer den Ägyptern melden muss. Miriam ist zehn, sie spielt draußen mit ihren Freundinnen.“
Der Tag verging wie im Flug mit Erzählen und Zuhören, bis am Abend Amram nach Hause kam, ächzend zog er sich den
Schurz aus, den er bei der Arbeit getragen hatte und wusch sich mit Sand, aus dem der Hüttenboden bestand.
„So, du bist also unser Sohn Moses, den sie uns in Theben weggenommen haben und dem wir verdanken, dass wir hier in Pitom schuften müssen“, sagte er finster und sah den jungen Mann vor sich scharf an, „und woher wissen wir, dass er wirklich unser Moses ist und nicht ein ägyptischer Spion?“, fragte er seine Frau, „bei uns gibt es Gerüchte, dass die täglichen Leistungen erhöht werden sollen, unser Vorarbeiter Dan hat auf dem Rückweg davon gesprochen. Hier dieser Moses kann von den Ägyptern geschickt sein, um unsere Erschöpfung am Abend zu überprüfen.“
Moses wandte sich gekränkt ab, aber er verstand, was Amram meinte und konnte ihm schlecht erwidern. Aber Jochebed stand ihm bei.
„Amram", ermahnte sie ihren Mann, „sieh ihn doch genau an, sieht so ein Ägypter aus? Haben sie so helle Haut wie dieser da? Und spricht nicht dein Herz für ihn, wie meines sofort für ihn Partei ergriffen hat? Er sieht doch tatsächlich wie unser Sohn aus, sieh nur die Ähnlichkeit mit Aaron.“
Aber Amram ließ sich nur schwer beruhigen und überzeugen, Moses verabschiedete sich, weil es schon dunkel war und er nach Pitom zurück wollte.
„Bestimmt komme ich morgen wieder, und wir reden weiter, ich will auch meine Geschwister kennen lernen.“
Mit diesen Worten und einer Umarmung für Jochebed ging er ruhigen Schrittes davon in die Dunkelheit, die ihn bald verschluckte, unbemerkt von Simon und seiner Bande, die kurz danach bei Amram nach ihm fragten und die Antwort erhielten, nein, Moses sei schon vor Stunden gegangen.
7.
Der Pharao, Sethos, war ein eindrucksvoller Mann trotz seiner, wie er glaubte, ungefähr siebzig Jahre. Groß, stattlich von Gestalt, mit einem kantigen Gesicht mit der markanten Adlernase, die ihn und seine Vorfahren auszeichnete und mit den scharfen Augen, die seine Autorität, die Autorität des Pharao, bis in die letzte Ecke seines Palastes brachten, bis zu dem kleinsten Höfling, der sich dort unsichtbar zu machen versuchte.
Alle hatte Sethos zusammen gerufen, seinen gesamten Hof, alle Würdenträger, aus allen Teilen des Reiches die höchsten Verwaltungsbeamten, und als Mitglied des Hofes hatte auch Moses den Eilbefehl erhalten, sich sofort von Pitom auf den Weg zu machen zu der großen Hofversammlung, die der König einberufen hatte. Er solle, so lautete der Befehl, nicht säumen auf der Fahrt, sondern die schnellsten Ruderer auf das schnellste Schiff befehlen und mit diesem Schiff auf dem schnellsten Wegen, ohne auch bei Nacht anzuhalten, nach Theben fahren. Erstaunt hatte Ptoma ihm den Befehl verkündet, enttäuscht auch, dass er selbst nicht eingeladen war, er hatte seine Stellung für bedeutender gehalten, aber den Befehl an Moses, diesen Hebräerfreund, hatte er ohne Zögern weitergegeben.
Moses wusste, wenn ein solcher Dringlichkeitsbefehl erging, dann war Zögern nicht angebracht, man hatte später Pharao für jede Minute Verspätung Rechenschaft abzulegen und Pharao konnte sehr unangenehm sein, wenn man seinen Befehlen nicht sofort Folge leistete.
„Welches ist deine schnellste Barke?“, hatte er Ptoma gefragt und Ptoma, ebenso an Gehorsam gegenüber dem König gewöhnt, hatte ihm sein eigenes Schiff zur Verfügung gestellt, mit seinem besten Kapitän, dem einzigen, wie er betonte, der sich trauen würde, den Nil auch bei Nacht zu befahren, den einzigen auch, der seine Mannschaft bewegen konnte, nachts weiter zu fahren.
War das eine Fahrt gewesen!
Der Kapitän des Schiffes, ein Mann namens Sesostris, war unverzüglich aufgebrochen, der Wind stand mit ihnen, aber der Strom gegen sie. Und so hatte Sesostris befohlen, den ganzen Weg lang trotz der gesetzten Segel zu rudern, er hatte drei Mannschaften Ruderer, die ununterbrochen, tags und nachts, arbeiteten. Des Nachts hallte der Fluss wider von dem Klatschen der Ruder auf dem Wasser und von dem flüsternden Gesang der Mannschaften, die alle Götter anflehten, ihnen das Vergehen, nachts auf dem Strom zu fahren, zu verzeihen. Moses stand mit Sesostris auf dem Achterdeck der Barke, beide lauschten dem Gesang der Ruderer und den Zurufen der beiden Männer, die vorne am Bug Ausguck hielten und den Kapitän warnten, wenn ein Hindernis auf dem Fluss auftauchte. Gab es kein Hindernis, riefen sie dennoch ununterbrochen ihr melodisches „Strom frei!“. Moses hatte Sesostris gefragt, warum sie ihre Stimmen nicht schonten, wenn es kein Hindernis gebe. Sesostris hatte gelacht, „damit sie mir nicht einschlafen und ich jederzeit kontrollieren kann, ob sie noch wach sind.“
Und tatsächlich, die Reise, für die Moses auf der Hinfahrt mehrere Wochen gebraucht hatte, war in wenigen Tagen beendet. Wohlbehalten kam das Schiff in Theben an, wo Sesostris an der Anlegestelle sofort vier Sänftenträger für Moses herbeigerufen hatte, die ihn in den Palast bringen sollten, nicht ohne dass Moses den tapferen Kapitän reichlich belohnt hatte.
Drei Tage später stand Moses in dem Audienzsaal des Palastes und bewunderte die großen Herren, die sich hier auf Befehl des Pharao eingefunden hatten.
Prächtig war der Saal, in dem die Zweihundert Edlen versammelt waren, geschmückt. An den Wänden zwischen massiven Rahmen aus purem Gold die Reliefs, die den König in jungen Jahren zeigten, wie er als Kronprinz erst die Hethiter am Rande der Nordgrenze besiegt hatte und dann an die Südgrenze geeilt war, um die Libyer, die den König schwach und den Kronprinzen weit im Norden wähnten und gegen Ägypten aufstanden, zu zähmen. Hier war eine Szene zu sehen, wie der junge Sethos vom Streitwagen herunterstieg und die Rücken der besiegten Feinde als Stufen benutzte, dort war er dargestellt, wie er drei Feinde im Kampf enthauptete und ein drittes Relief zeigte ihn mit einer Delegation der Hethiter, die ihm ihre Abgaben entrichteten. Zwischen diesen Kunstwerken Statuen der Götter, die die Ägypter verehrten, Amun vor allen Dingen, vor dessen Bild die Hohepriester dieses Gottes sich versammelt hatten, fast ebenso reichhaltig gekleidet wie der König selbst, aber eben nur fast. Der Schmuck vor allem fehlte ihnen, den Pharao angelegt hatte, die königliche Brustplatte aus reinem Gold, sehr schwer, aber Pharao trug sie trotz seiner Jahre ungebeugt, und die Königsschlange, die unter seiner Krone über der Stirn thronte.
„Herrschaften, Freunde und Beamte“, begrüßte Pharao Sethos die Anwesenden mit mächtiger Stimme und sofort endete das Gesumme der verschiedenen Gespräche, die vorher den Raum erfüllt hatten, „meine Hohe Gemahlin Tuja, die ihr hier neben mir seht, hat mit mir gemeinsam beschlossen, euch heute zu dieser Versammlung zu laden. Seht, ich vollende in diesen Tagen meine siebzig Jahre, fünfzehn davon war es mir vergönnt, dieses Reich zu beherrschen. Ich fühle, wie mein Leben in mir schwächer wird“, er bezähmte mit ausgebreiteten Armen den gemurmelten Protest der Versammelten, „euer Widerspruch ehrt mich, aber ich werde binnen Kurzem zur Sonne werden wie meine Väter und mich zu ihnen in der Sonne versammeln. Meine Grabstelle ist in diesen Tagen zu Ende errichtet worden und es ist an mir, euch meine Wünsche mitzuteilen, die ihr erfüllen sollt, wenn ich abberufen worden bin.
Zuerst und vor allem: Ich habe zwei Söhne, hier, mein ältester Sohn, Chenar und meinen Zweitgeborenen, Ramses, beide zu meiner Linken wie die Hohe Gemahlin zu meiner Rechten steht. Dieser hier, Ramses, wird mein Nachfolger werden, er, Ramses, wird das Reich groß machen und zusammen halten, ihm, Ramses, schwört am Ende dieses Tages Treue und den gleichen Gehorsam wie mir, dem Vater. Chenar wird seinen Bruder in allem unterstützen. Dafür wird mein zweiter Sohn, Ramses, ihm dienen wie euch allen, indem er dem Reich dient. Beide meine Söhne billigen diese Entschluss, den ich lange und wohl erwogen und mit den Göttern erörtert habe.“
Sethos machte eine Pause, die niemand zu unterbrechen wagte. Seine Söhne standen neben ihm, Ramses, der jüngere, ihm am nächsten. Ramses war, ebenso wie sein Vater, eine stattliche Erscheinung, er trug die Hakennase seiner Vorfahren und blickte stolz und hochaufgerichtet pfeilgerade in die Menge. Schwarz die Augen und kräftig der Körper, wie er sich unter dem Schurz und dem Überwurf abzeichnete. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht.
Neben ihm sein Bruder Chenar war kleiner und schmächtiger als Ramses, er hatte die gerade Nase seiner Mutter geerbt, mit eng zusammenstehenden Augen unter jetzt gerunzelter Stirn, die Brauen finster zusammen gezogen, ließ er Zweifel bei den Versammelten aufkommen, ob er wirklich so einverstanden war mit der Entscheidung zugunsten seines Bruders, wie Pharao soeben verkündet hatte.
Nacheinander rief Sethos nun die Hofbeamten auf und mahnte sie zur Treue gegen Pharao, gegen sich selbst, so lange er regierte und gegen seinen Nachfolger, Ramses.
„Moses“, rief plötzlich die energische Stimme des Königs, und Moses schrak auf, er hatte sich in der Betrachtung von Ramses und Chenar vertieft, der jüngere von ihnen war etwa fünfzehn Jahre älter als er selbst und hatte überlegt, ob die Entscheidung des Pharao für den Jüngeren Nachfolgekämpfe auslösen könnte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Pharao in dieser Versammlung das Wort an ihn richten würde.
„Moses", und der falkenartige Blick des Königs traf ihn, „auch du wirst diesem meinem Sohn Ramses treu dienen, hast du verstanden? Auch du wirst der Sache der Ägypter treu dienen und dich weniger um die Sache dieses Hebräervolkes sorgen, um das du dich Berichten zufolge in letzter Zeit zu viel gekümmert hast. Du wirst daher, wenn mein Sohn Ramses meinem Rat folgt, dich der Bautätigkeit meines Sohnes widmen und Aufseher der Bauten des Pharao im Norden werden. Sei meinem Sohn treu und diene den Göttern Ägyptens, dann wirst du dein Glück machen.“
Und Moses schwor, Ramses treu zu dienen, wenn er Pharao würde, ebenso treu, wie er Sethos, dem Pharao gedient habe und diene.