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Erster Aufzug.1
Erster Auftritt

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Donna Isabella in tiefer Trauer, die Ältesten von Messina stehen um sie her.

Isabella

  Der Noth gehorchend, nicht dem eignen Trieb,

  Tret' ich, ihr greisen Häupter dieser Stadt,

  Heraus zu euch aus den verschwiegenen

  Gemächern meines Frauensaals, das Antlitz

  Vor euren Männerblicken zu entschleiern.

  Denn es geziemt der Wittwe, die den Gatten

  Verloren, ihres Lebens Licht und Ruhm,

  Die schwarz umflorte Nachtgestalt dem Aug

  Der Welt in stillen Mauern zu verbergen;

  Doch unerbittlich allgewaltig treibt

  Des Augenblicks Gebieterstimme mich

  An das entwohnte Licht der Welt hervor.


  Nicht zweimal hat der Mond die Lichtgestalt

  Erneut, seit ich den fürstlichen Gemahl

  Zu seiner letzten Ruhestätte trug,

  Der mächtigwaltend dieser Stadt gebot,

  Mit starkem Arme gegen eine Welt

  Euch schützend, die euch feindlich rings umlagert.

  Er selber ist dahin, doch lebt sein Geist

  In einem tapfern Heldenpaare fort

  Glorreicher Söhne, dieses Landes Stolz.

  Ihr habt sie unter euch in freud'ger Kraft

  Aufwachsen sehen, doch mit ihnen wuchs

  Aus unbekannt verhängnißvollem Samen

  Auch ein unsel'ger Bruderhaß empor,

  Der Kindheit frohe Einigkeit zerreißend,

  Und reifte furchtbar mit dem Ernst der Jahre.

  Nie hab' ich ihrer Eintracht mich erfreut;

  An diesen Brüsten nährt' ich beide gleich,

  Gleich unter sie vertheil' ich Lieb' und Sorge,

  Und beide weiß ich kindlich mir geneigt.

  In diesem einz'gen Triebe sind sie Eins,

  In allem Andern trennt sie blut'ger Streit.


  Zwar, weil der Vater noch gefürchtet herrschte,

  Hielt er durch gleiche Strenge furchtbare

  Gerechtigkeit die Heftigbrausenden im Zügel,

  Und unter eines Joches Eisenschwere

  Bog er vereinend ihren starren Sinn.

  Nicht waffentragend durften sie sich nahn,

  Nicht in denselben Mauern übernachten.

  So hemmt' er zwar mit strengem Machtgebot

  Den rohen Ausbruch ihres wilden Triebs;

  Doch ungebessert in der tiefen Brust

  Ließ er den Haß – der Starke achtet es

  Gering, die leise Quelle zu verstopfen,

  Weil er dem Strome mächtig wehren kann.


  Was kommen mußte, kam. Als er die Augen

  Im Tode schloß und seine starke Hand

  Sie nicht mehr bändigt, bricht der alte Groll

  Gleichwie des Feuers eingepreßte Gluth,

  Zur offnen Flamme sich entzündend, los.

  Ich sag' euch, was ihr Alle selbst bezeugt:

  Messina theilte sich, die Bruderfehde

  Löst' alle heil'gen Bande der Natur,

  Dem allgemeinen Streit die Losung gebend,

  Schwert traf auf Schwert, zum Schlachtfeld ward die Stadt.

  Ja, diese Hallen selbst bespritzte Blut.


  Des Staates Bande sahet ihr zerreißen,

  Doch mir zerriß im Innersten das Herz —

  Ihr fühltet nur das öffentliche Leiden

  Und fragtet wenig nach der Mutter Schmerz.

  Ihr kamt zu mir und spracht dies harte Wort:

  "Du siehst, daß deiner Söhne Bruderzwist

  "Die Stadt empört in bürgerlichem Streit,

  "Die, von dem bösen Nachbarn rings umgarnt,

  "Durch Eintracht nur dem Feinde widersteht.

  " – Du bist die Mutter! Wohl, so siehe zu,

  "Wie du der Söhne blut'gen Hader stillst.

  "Was kümmert uns, die Friedlichen, der Zank

  "Der Herrscher? Sollen wir zu Grunde gehn,

  "Weil deine Söhne wüthend sich befehden?

  "Wir wollen uns selbst rathen ohne sie

  "Und einem andern Herrn uns übergeben,

  "Der unser Bestes will und schaffen kann!"


  So spracht ihr rauhen Männer, mitleidlos

  Für euch nur sorgend und für eure Stadt,

  Und wälztet noch die öffentliche Noth

  Auf dieses Herz, das von der Mutter Angst

  Und Sorgen schwer genug belastet war.

  Ich unternahm das nicht zu Hoffende,

  Ich warf mit dem zerrißnen Mutterherzen

  Mich zwischen die Ergrimmten, Frieden rufend —

  Unabgeschreckt, geschäftig, unermüdlich

  Beschickt' ich sie, den Einen um den Andern,

  Bis ich erhielt durch mütterliches Flehn,

  Das sie's zufrieden sind, in dieser Stadt

  Messina, in dem väterlichen Schloß

  Unfeindlich sich von Angesicht zu sehn,

  Was nie geschah, seitdem der Fürst verschied.


  Dies ist der Tag! Des Boten harr' ich stündlich,

  Der mir die Kunde bringt von ihrem Anzug.

  – Seid denn bereit, die Herrscher zu empfangen

  Mit Ehrfurcht, wie's dem Unterthanen ziemt.

  Nur eure Pflicht zu leisten seid bedacht,

  Für's Andre laßt uns Andere gewähren.

  Verderblich diesem Land und ihnen selbst

  Verderbenbringend war der Söhne Streit;

  Versöhnt, vereinigt, sind sie mächtig gnug,

  Euch zu beschützen gegen eine Welt

  Und Recht sich zu verschaffen – gegen euch!


(Die Ältesten entfernen sich schweigend, die Hand auf der Brust.

Sie winkt einem alten Diener, der zurückbleibt.)

Die Braut von Messina

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