Читать книгу Die Piccolomini - Фридрих Шиллер, Friedrich von Schiller - Страница 5

Erster Aufzug
Dritter Auftritt

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Octavio und Questenberg, die zurückbleiben.

Questenberg. (mit Zeichen des Erstaunens)

     Was hab ich hören müssen, Gen'ralleutnant!

     Welch zügelloser Trotz! Was für Begriffe!

     – Wenn dieser Geist der allgemeine ist —


Octavio

     Drei Viertel der Armee vernahmen Sie.


Questenberg

     Weh uns! Wo dann ein zweites Heer gleich finden,

     Um dieses zu bewachen! – Dieser Illo, fürcht ich,

     Denkt noch viel schlimmer, als er spricht. Auch dieser Buttler

     Kann seine böse Meinung nicht verbergen.


Octavio

     Empfindlichkeit – gereizter Stolz – nichts weiter! -

     Diesen Buttler geb ich noch nicht auf; ich weiß,

     Wie dieser böse Geist zu bannen ist.


Questenberg. (voll Unruh' auf und ab gehend)

     Nein! das ist schlimmer, oh! viel schlimmer, Freund!

     Als wir's in Wien uns hatten träumen lassen.

     Wie sahen's nur mit Höflingsaugen an,

     Die von dem Glanz des Throns geblendet waren;

     Den Feldherrn hatten wir noch nicht gesehn,

     Den allvermögenden, in seinem Lager.

     Hier ist's ganz anders!

     Hier ist kein Kaiser mehr. Der Fürst ist Kaiser!

     Der Gang, den ich an Ihrer Seite jetzt

     Durchs Lager tat, schlägt meine Hoffnung nieder.


Octavio

     Sie sehn nun selbst, welch ein gefährlich Amt

     Es ist, das Sie vom Hof mir überbrachten —

     Wie mißlich die Person, die ich hier spiele.

     Der leiseste Verdacht des Generals,

     Er würde Freiheit mir und Leben kosten

     Und sein verwegenes Beginnen nur

     Beschleunigen.


Questenberg

     Wo war die Überlegung,

     Als wir dem Rasenden das Schwert vertraut

     Und solche Macht gelegt in solche Hand!

     Zu stark für dieses schlimmverwahrte Herz

     War die Versuchung! Hätte sie doch selbst

     Dem bessern Mann gefährlich werden müssen!

     Er wird sich weigern, sag ich Ihnen,

     Der kaiserlichen Ordre zu gehorchen. —

     Er kann's und wird's. – Sein unbestrafter Trotz

     Wird unsre Ohnmacht schimpflich offenbaren.


Octavio

     Und glauben Sie, daß er Gemahlin, Tochter

     Umsonst hieher ins Lager kommen ließ,

     Gerade jetzt, da wir zum Krieg uns rüsten?

     Daß er die letzte Pfänder seine Treu'

     Aus Kaisers Landen führt, das deutet uns

     Auf einen nahen Ausbruch der Empörung.


Questenberg

     Weh uns! und wie dem Ungewitter stehn,

     Das drohend uns umzieht von allen Enden?

     Der Reichsfeind an den Grenzen, Meister schon

     Vom Donaustrom, stets weiter um sich greifend —

     Im innern Land des Aufruhrs Feuerglocke —

     Der Bauer in Waffen – alle Stände schwürig —

     Und die Armee, von der wir Hilf' erwarten,

     Verführt, verwildert, aller Zucht entwohnt —

     Vom Staat, von ihrem Kaiser losgerissen,

     Vom Schwindelnden die schwindelnde geführt,

     Ein furchtbar Werkzeug, dem verwegensten

     Der Menschen blind gehorchend hingegeben —


Octavio

     Verzagen wir auch nicht zu früh, mein Freund!

     Stets ist die Sprache kecker als die Tat,

     Und mancher, der in blindem Eifer jetzt

     Zu jedem Äußersten entschlossen scheint,

     Findet unerwartet in der Brust ein Herz,

     Spricht man des Frevels wahren Namen aus.

     Zudem – ganz unverteidigt sind wir nicht.

     Graf Altringer und Gallas, wissen Sie ,

     Erhalten in der Pflicht ihr kleines Heer —

     Verstärken es noch täglich. – Überraschen

     Kann er uns nicht, Sie wissen, daß ich ihn

     Mit meinen Horchern rings umgeben habe;

     Vom kleinsten Schritt erhalt ich Wissenschaft

     Sogleich – Ja, mir entdeckt's sein eigner Mund.


Questenberg

     Ganz unbegreiflich ist's, daß er den Feind nicht merkt

     An seiner Seite.


Octavio

     Denken Sie nicht etwa,

     Daß ich durch Lügenkünste, gleisnerische

     Gefälligkeit in seine Gunst mich stahl,

     Durch Heuchelworte sein Vertrauen nähre.

     Befiehlt mir gleich die Klugheit und die Pflicht,

     Die ich dem Reich, dem Kaiser schuldig bin,

     Daß ich mein wahres Herz vor ihm verberge,

     Ein falsches hab ich niemals ihm geheuchelt!


Questenberg

     Es ist des Himmels sichtbarliche Fügung.


Octavio

     Ich weiß nicht, was es ist-was ihn an mich

     Und meinen Sohn so mächtig zieht und kettet.

     Wir waren immer Freunde, Waffenbrüder;

     Gewohnheit, gleichgeteilte Abenteuer

     Verbanden uns schon frühe-doch ich weiß

     Den Tag zu nennen, wo mit einemmal

     Sein Herz mir aufging, sein Vertrauen wuchs.

     Es war der Morgen vor der Lützner Schlacht —

     Mich trieb ein böser Traum, ihn aufzusuchen,

     Ein ander Pferd zur Schlacht ihm anzubieten.

     Fern von den Zelten, unter einem Baum

     Fand ich ihn eingeschlafen. Als ich ihn

     Erweckte, mein Bedenken ihm erzählte,

     Sah er mich lange staunend an; drauf fiel er

     Mir um den Hals und zeigte eine Rührung,

     Wie jener kleine Dienst sie gar nicht wert war.

     Seit jenem Tag verfolgt mich sein Vertrauen

     In gleichem Maß, als ihn das meine flieht.


Questenberg

     Sie ziehen Ihren Sohn doch ins Geheimnis?


Octavio

     Nein!


Questenberg

     Wie? auch warnen wollen Sie ihn nicht,

     In welcher schlimmen Hand er sich befinde?


Octavio

     Ich muß ihn seiner Unschuld anvertrauen.

     Verstellung ist der offnen Seele fremd,

     Unwissenheit allein kann ihm die Geistesfreiheit

     Bewahren, die den Herzog sicher macht.


Questenberg. (besorglich)

     Mein würd'ger Freund! Ich hab die beste Meinung

     Vom Oberst Piccolomini – doch – wenn —

     Bedenken Sie —


Octavio

     Ich muß es darauf wagen – Still! Da kommt er.


Die Piccolomini

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