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Wieder ein Pilzbuch!

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(Zur Einführung)

Wieder ein Pilzbuch? Ja, wenn auch nicht das gewohnte bunt bebilderte Bestimmungsbuch. Aber geht denn das überhaupt beim Thema Pilze? Das ist ja so, als würde ein Farbenblinder vom Regenbogen sprechen. Es geht, weil die Färbung eines Pilzes nur eines von vielen seiner Wesensmerkmale ist, und zwar ein wichtiges, oft aber ein vages. Wir wollen nicht nur versuchen herauszufinden, w a n n die Pilze erscheinen. Wir möchten zudem verraten, w o wir sie finden können.

Aber Zauberer und Pilzsammler bewahren doch seit eh und je ihre Geheimnisse, geben sie höchstens Ihresgleichen weiter?

Stimmt. Doch wir wollen aus anderer Sicht herangehen und beitragen, dass die Natur weiter bereit halten kann, was alle Pilzfreunde beglückt. Dabei geben wir uns auch der Faszination hin, die für uns vom Reich der Pilze ausgeht. Uns beeindruckt dabei und irritiert zugleich, dass wir nicht verstehen können, was uns die Pilze vorgaukeln. Noch immer, jetzt im 21.Jahrhundert, will uns scheinen, dass es nur der Pilz selbst sein kann, der uns seine Rätsel preisgibt. Dazu jedoch müsste er sprechen können. So aber machen wir es uns leicht und schieben ihm in die Schuhe, was uns bedrückt: Warum er sich so oft nicht an die Regeln hält, die er uns anscheinend offenbart hat! Warum bringt er uns so oft in eine solche Situation wie zum Beispiel in die folgende?

Vier Tage Landregen, davor ergiebige Gewittergüsse. In der Pause, die der August macht, erfrischt sich die Natur. Über Nacht sind bei dir vor der Haustür die Pilze geradezu gesprossen. Champignons auf dem Zierrasen, Rindenmulchpilze unter den Hecken, pflatschige Kremplinge und kernige Ritterlingsartige im Vorgarten sogar unter der Linde.

Wie müssen da erst die Pilze im Wald geschossen sein, denkst du und sagst dir: Jetzt musst du in den Wald, jetzt!

Du erkämpfst dir einen halben freien Tag, machst dich frühzeitig auf den Weg, erreichst schon kurz nach acht deinen Lieblingsforst, steigst nach einer Stunde Fahrt aus dem Auto – und reibst dir die Augen. Kein einziger Pilz ist zu sehen. Nicht unter den Buchen und Eichen, nicht am Kiefernhang, nicht im Lärchenhain. Nicht das geringste Pilzlein weit und breit.

Wie kommt das?

Kein Sachverständiger, kein Pilzbuch kann dir darauf befriedigend antworten. Eher schon eine wissenschaftliche Analyse. Und selbst die tut sich schwer, dein pilzernes Problem zu klären. Die Welt der Pilze birgt ja noch so viel Unbekanntes, Überraschungen und Geheimnisse. Die Bücher geben dir manche Hilfestellung mit Fakten und Faktoren, auch mit begründeten und begründenden Mutmaßungen, mehr können sie nicht tun. Und spekulieren dürfen sie nicht.

Wir aber dürfen spekulieren! Und wenn wir ein klein Wenig flunkern, dann natürlich im ungiftigen Detail. Wir tun es dann, wenn die Frage „wie kommt das?“ nicht beantwortet werden kann und zu der Überlegung führt, „wie könnte das kommen?“

Übrigens – wir, das sind vier Pilzfreunde, die ihre Streifzüge oft gemeinsam unternehmen und in den einzelnen Kapiteln zu Wort kommen, hier am Beginn aber in ein gemeinsames Sprachrohr sprechen.

Unsere Grundausstattung dafür, Pilzwissen weiterzugeben, sind zunächst Erfahrungen. Erfahrungen dieser Pilzfreunde einschließlich deren Eltern und, soweit noch vorhanden oder erinnerlich, auch Großväter oder Großmütter. Diese Erfahrungen sind zusammengerechnet mehr als vierhundert Jahre alt.

Sicherheitshalber setzen wir, wenn wir auf das Rätselhafte, Wundersame oder Kuriose zu sprechen kommen, auch Gestik und Mimik ein. Wir zwinkern dabei lieber mit dem Auge, als dass wir mit der Schulter zucken. Der Leser wird es schon richtig deuten. Er versteht beispielsweise ja auch, dass der Stopfpilz eine bei uns ausgestorbene Art ist und die Pilzköpfe musikalisch sind.

Keinesfalls aber wollen wir ihn an der Nase herumführen. Das ganze Gegenteil ist unsere Absicht. Wir wollen, dass er die Nase vorn hat, wenn es für ihn wie für viele Pilzfreunde am Sonntag gilt, seinen Kindern oder seiner neuen Freundin ein gutes Pilzrevier zu zeigen.

Ach so, wir sind Ihnen noch eine Antwort schuldig. Nämlich wie es gekommen ist, dass die Pilzschwemme vor der Haustür, nicht aber im Wald eingesetzt hat. Hier ist sie: Das hat damit zu tun, dass die Waldpilze, um die es uns vor allem geht, mit den Waldbäumen eine Lebensgemeinschaft für immer eingegangen sind. Und damit anderen Umweltbedingungen zur Herausbildung der Fruchtkörper unterworfen sind, als die Pilze, die sich um Heckengesträuch und Lindenbaum überhaupt nicht scheren, weil sie von abgestorbenen Pflanzen leben. Nebenbei gesagt, die Linde würde auch jeden Pfifferling kalt lassen, geschweige denn den Steinpilz. Es könnte aber auch damit zu tun haben, dass ausgerechnet auf den fraglichen Quadratkilometer Waldfläche seit einer Woche kein Regen gefallen ist; immerhin gab es Landregen und keinen Waldregen, wie man sagt. Oder der Mond hat nicht mitgespielt. Vielleicht ist auch schon der Gemeine Myzelschlucker, eine australische Maulwurfskäferart, eingewandert und hat die unterirdischen Pilzstränge aufgefressen. Oder aber ...

Und noch eines. Im Gegensatz zu den üblichen Pilzbüchern haben wir uns ein anderes Aufgabenfeld abgesteckt. Wir weisen nicht speziell und systematisch aus, welche Pilze alle essbar und welche giftig sind und woran man das erkennen kann; greifen Sie dazu zu den dicken oder dünnen Bunten in Ihrem Bücherregal. Dafür bringen wir Ihnen einiges vom Hintergrund näher, vor dem unsere vier Pilzner ihrem Hobby nachgehen. Beispielsweise, was den Pilzner vom Pilzgänger unterscheidet und beide wiederum vom Pilznarren. Oder wie man für sich ein neues Pilzterrain erschließt, was man von den Wetterkapriolen halten soll und was genügend Pilze mit gesunden Waldbäumen zu tun haben. Und – wie bieten sich die Pilzgründe zwischen und neben Schwarzer und Weißer Elster, vor allem aber in der Dübener Heide, heute dar?

Die Pilzner

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