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Rockmusik, Drogen, Sex.

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Sie packten ihre Sachen zusammen, meldeten sich beim Campingplatz ab, kauften noch ein paar Tütensuppen, Kartoffelpüree, Brot, Milch und Müsli im Mini-Market.

Felix besorgte die Tickets und dann zogen sie auf das Festivalgelände. Hier herrschte eine ganz besondere Atmosphäre, überall waren nur junge Leute und keine Camper- Familien. Die jungen Männer trugen meist lange Haare und Bärte, vom spärlichen Oberlippenbart mit Dreieck unter der Unterlippe bis zum Rauschebart. Die Mädchen liebten bunte Blusen, Kleidchen, Pluderhosen, Stirnbänder und jede Menge Klunker-Schmuck mit bunten Steinen, Glasperlen und Federn.

Rund um die Wiese vor der Bühne waren Stände aufgebaut, wo man Getränke und Essen kaufen konnte, außerdem jede Menge Zeug von der Haschisch-Pfeife über Hippie-Klamotten bis zum Cowboy-Hut. Dahinter standen mobile Toiletten und Waschräume. Richtung Strand gab es einen improvisierten Zeltplatz mit mehreren Wasserzapfstellen.

Dorthin trugen sie ihre Rucksäcke und suchten sich am Waldrand auf einer leichten Anhöhe zwei Bäume, zwischen denen sie die Wäscheleine spannen konnten für ihr Poncho-Zelt. Gegenüber bauten Regina und Felix ihr blaues Iglu auf. Anschließend gingen Felix und Andreas zum Strand und kamen mit Uschi und Birgit zurück.

"Das sind Uschi und Birgit und das sind Dieter und Regina. Regina und ich haben das kleine Iglu und Dieter und Andreas hausen im Poncho-Zelt. Da ist noch Platz. Wenn ihr wollt, könnt ihr dort schlafen."

Uschi schien etwas enttäuscht zu sein, sie hatte wohl etwas anderes erwartet.

"Willkommen im Unterstand", sagte Dieter trocken, "seit heute haben wir nur noch eine Seite offen. Bisher haben wir ohne den Poncho von Felix auskommen müssen, insofern ist es jetzt schon fast ein Luxus-Zelt mit viel frischer Luft."

Alle lachten und Uschi und Birgit warfen ihre Rücksäcke auf eine Seite und rollten Iso-Matten und Schlafsäcke aus.

"Wer möchte keine Suppe mit Kartoffelpüree?", fragte Dieter und niemand meldete sich. Er holte Wasser in zwei Töpfen von der Zapfstelle und stellte sie auf die beiden vorhandenen Kartuschen-Kocher, den zweiten hatte Felix aus den Tiefen seines Rucksacks hervorgeholt. Es war eigentlich nur ein Brenner, der in eine Gaskartusche geschraubt wurde, die man auf jedem Campingplatz kaufen konnte. Zusammen mit dem Windschutz, den beiden Mini- Töpfen, der Zange zum Anheben und dem Wasserkessel war es ein ungeheuer nützliches und leichtes Koch-Set. In das kochende Wasser kam in den einen Topf die Tütensuppe und in den anderen das Kartoffelpüree mit dem Rest Butter. Dann stellte Dieter den einen Kocher auf kleinste Flamme und den anderen machte er aus und rührte mit einem Löffel das Püree gut durch. Nach 5 Minuten köcheln war auch die Suppe fertig und man konnte eine Tasse Suppe aus dem Topf schöpfen und mit seinem Partner teilen. Während der eine Suppe schlürfte, konnte der andere Püree aus dem Topf löffeln. Sie hatten nur drei Tassen und drei Löffel, sodass immer zwei Leute sich ein Set teilen mussten: Regina und Felix, Uschi und Birgit und Andreas und Dieter.

Sie saßen im Kreis um die Kochstelle und erstaunlicherweise schmeckte es allen hervorragend, es war nur zu wenig für sechs Leute. Daher mussten Brot, Käse und Salami auch dran glauben, Butter war leider schon alle.

In Finnland gibt es dunkles, rundes Brot mit einem Loch in der Mitte und daran aßen sich alle satt. Bald war der Brotring verschwunden, nur das Loch in der Mitte war noch da.

"Jetzt hole ich zur Feier des Tages Bier", verkündete Felix, verschwand und kam mit einem Kasten Olut III zurück. Die Finnen haben Bier mit drei verschiedenen Alkoholgehalten, wobei Olut I ein leichtes, Olut II ein normales und Olut III ein starkes Bier ist.

"Hoch die Tassen, auf unser Wiedersehen", rief er, nachdem er jedem eine Flasche in die Hand gedrückt hatte, „und auf die Mittsommernacht!" Die Bügelverschlüsse sprangen hoch und alle prosteten sich zu.

Eine Lautsprecherstimme ertönte über den Platz, begrüßte die Besucher auf Finnisch und Englisch und erklärte das 1. Rockruissalo-Musikfestival für eröffnet. Dann wurden die Bands des Abends angekündigt, dessen krönender Höhepunkt und Abschluss der Auftritt von "Jonny Rix and Friends" sein würde. Bei jedem Bandnamen jubelten die schätzungsweise 10000 Leute auf und beim letzten Namen nahm der Beifall kein Ende. Kein Zweifel, die Leute wollten Jonny Rix erleben!

Felix checkte seine Fotoausrüstung und die Backstage- Ausweise, dann las er die Pressemappe durch und fand neben dem Programmablauf und Bandinformationen auch einen Lageplan und zwei Paar Ohrstöpsel. Vor der Bühne gab es bis zur Bühnenmitte einen abgesperrten Bereich für Journalisten und Fotografen, den sie vom Presseraum aus betreten konnten.

Der Weg führte an einem der beiden gewaltigen Boxen-Türme vorbei, wo die Luft vibrierte und der Schalldruck der Bassboxen den Leuten im Umkreis in den Magen schlug. Der Pressegang verlief unmittelbar hinter dem Turm, wo der Schalldruck zwar wesentlich geringer, aber immer noch an der Schmerzgrenze für ungeschützte Ohren war.

Felix gab ein Paar Ohrstöpsel an Regina weiter: "Hier, nicht verlieren, wir werden auch direkt vor der Bühne stehen, dort ist es wahnsinnig laut!"

Regina nickte und steckte die Ohrstöpsel in ihre Jeans.

„Dein gelbes Top aus Kopenhagen würde gut aussehen auf den Fotos", grinste Felix und Regina verstand sofort, was er wollte.

Die 1. Band wurde als „Helsinki-Cowboys" angekündigt und begann mit einer furiosen Polka, die in die Beine ging und gute Laune machte. Sofort war Stimmung in der Arena, die Leute johlten und tanzten auf engstem Raum Polka.

Von ihrem Zeltplatz, der etwas erhöht lag, konnten sie die Bühne sehen mit der sie seitlich auf gleicher Höhe waren und rechts davon das Meer mit dem Strand, beides war jeweils etwa 200 Meter entfernt. Dazwischen war ein Wäldchen. Der Platz war ideal, sie konnten das Bühnengeschehen sehen und hören und wenn sie sich ins Getümmel stürzen würden, dann konnten sie immer ihre beiden Zelte sehen. Sogar der Presseraum war von dieser Seite aus zugänglich.

Felix machte von ihrem Standort aus eine Gesamtansicht mit Bühne und den Leuten auf der Wiese davor.

„Wir gehen jetzt mal los", sagte er dann, „ich will gute Fotos machen. Wir haben auch Backstage- Ausweise bekommen. Bleibt ihr hier oder stürzt ihr Euch ins Gewühl?" "Ich würde gerne noch etwas hier bleiben und später dann mitten rein", antwortete Andreas und die anderen schlossen sich seiner Meinung an. Sie hatten ja noch genug Bier zum Vorglühen.

Kaum waren Felix und Regina gegangen, kam ein Typ zum Zeltplatz und fragte überall: „Wonna dope? Gras, Kokain, Trips? Pure LSD from the States." ("Wollt ihr Drogen? Marihuana, Kokain, Trips? Reines LSD aus den USA.")

Andreas und Dieter kauften Marihuana und Kokain. Uschi und Birgit kauften zwei Trips. Andreas baute einen Joint aus Zigarettenpapier und Marihuana. Er zündete ihn an, steckte ihn zwischen Zeige- und Mittelfinger, bildete mit beiden Händen eine Höhle und sog aus Leibeskräften die Luft an. Der Joint glühte auf und Andreas zog den Rauch tief in seine Lungen. Nach dem dritten Zug stellte sich ein leichter Schwindel ein und er gab die Tüte weiter an Dieter, der es ihm nachmachte und sie seinerseits weiterreichte an Uschi. Uschi musste husten und gab den Joint Birgit, die genau zugeschaut hatte und drei ordentliche Züge machte, bevor der Joint verglühte. Jetzt war die Kehle trocken und musste erst mal mit Bier angefeuchtet werden. Und plötzlich sah die Welt ganz anders aus. Die Farben waren weich und verschwommen, das Eckige rundete sich. Und alles reizte zum Lachen. Die Unterhaltung wurde immer angeregter unter den Vieren und das Lachen immer grundloser.

Die "Helsinki Cowboys" auf der Bühne spielten wieder eine Polka und Andreas forderte Birgit auf: „Lass uns Polka tanzen!" Sie sprangen auf, er umschlang ihre Taille, ergriff ihre Hand und dann hopsten sie um die Kochstelle herum und lachten immer lauter.

„Los, macht mit", rief Birgit und auch Uschi und Dieter ließen sich anstecken von der fröhlichen Musik, die einem den Polka-Schritt geradezu in die Beine zwang.

Felix und Regina waren bei dem Security-Posten angekommen, der vor dem Presse- und VIP-Zelt stand, zeigten ihre Backstage-Ausweise vor und konnten passieren. Innen gab es zwei Tische mit Schreibmaschinen und zwei Tische mit Telefonen. Auf der anderen Seite war ein Büfett aufgebaut mit belegten Broten, Kaffee, Tee und einem Wasserspender. An den Tischen davor saßen schon einige Journalisten und Fotografen mit ihren Tellern und Kaffeebechern.

"Lass uns schnell noch was futtern, bevor alles weg ist", raunte Felix, schnappte sich einen Teller und stapelte Lachs-, Wurst- und Käsebrote darauf. Regina holte zwei große Pappbecher voll Milchkaffee. Dann verspeisten sie erstmal die Lachsbrötchen und die Wurstbrötchen. Die Käsebrote wickelte Felix in eine Serviette und steckte sie in eine Seitentasche seiner Fototasche.

"Der kluge Mann baut vor", meinte Regina lächelnd und Felix grinste. "Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not, hat mir meine Mutter immer gesagt."

Sie steckten sich die Stöpsel in die Ohren und gingen vor die Bühne. Die „Helsinki-Cowboys" waren auf dem Höhepunkt ihres Auftritts. Jetzt erst sah Felix, dass sie wilde Haartollen trugen und übertrieben spitze Cowboy-Stiefel. Er zückte seine Kamera und machte die ersten Bandaufnahmen mit Weitwinkel, dann schraubte er das Teleobjektiv ein und konzentrierte sich auf die Gesichter der Musiker, die alle möglichen Grimassen beim Spielen zogen. Auch ein Tanzpaar war auf der Bühne, dass in der traditionellen Tracht der Samen und Lappen Polka tanzte. Die Lightshow wechselte ständig die Farben und die Helligkeit. Dadurch wurde das Fotografieren schwierig. Felix stellte Blende 2.8 ein und wartete auf die passende Beleuchtung, fokussierte und drückte ab. Bei den Bewegungen der Musiker und dem wechselnden Licht war ein gutes Foto auch immer Glücksache. Schließlich gelang ihm ein guter Schuss, als der Sänger in einer Pose kurz verharrte und der Lichtmensch die Bühne voll ausleuchtete. Da war der halbe Film voll. Aber die Band war irgendwie gut, vielleicht würden sie irgendwann berühmt werden.

Nach dem Opener kam eine andere finnische Band auf die Bühne und spielte Tango-Musik, die zweite große Liebe der Finnen. "Tango-White" hatten sie sich getauft. Sie machten ebenfalls einen guten Eindruck, spielten Tango nicht so voller Weltschmerz wie die Argentinier, sondern fröhlich beschwipst.

Andreas und Birgit imitierten jetzt Tango vor dem Zelt und mischten argentinische und europäische Ausdrucksformen, wie Bein um den Partner schlingen und Kopf rucken. Bei einer Drehung verhakten sie sich. Ihr durch Marihuana und Alkohol irritierter Gleichgewichtssinn streikte, sie fielen der Länge nach ins Gras, zum Glück nicht einer auf den anderen. Sie lachten und lachten und blieben einfach liegen. Andreas nahm ihre Hand und fragte: "Alles heil geblieben?"

„Alles okay", antwortete Birgit und ließ ihre Hand in seiner liegen. Eine Zeit lang schauten sie einfach nur in den Himmel und beobachteten ein paar Wolken, wie sie langsam vom Meer zum Land zogen.

„Irgendwann und irgendwo werden sie als Regen vom Himmel fallen", sagte Andreas ernsthaft.

„Und das Land bewässern und ihre Reise zurück zum Meer antreten", vervollständigte Birgit den Gedanken.

„Alles fließt in großen Kreisläufen", philosophierte Andreas, „vielleicht haben ja die Buddhisten recht mit ihren Wiedergeburten."

„Glaubst Du an den Dalai Lama?", fragte Birgit unvermittelt. Andreas überlegte.

„Ich halte ihn für den spirituellsten Menschen, den ich kenne. Religionen sind für mich die Versuche der Menschen, das Unfassbare zu erklären, sie sind wie Interpretationsversuche eines rätselhaften Textes. Der eine sieht es so und der andere so. Jeder hat seine Sichtweise und sie ist für ihn richtig, aber sie wird in dem Moment falsch, wenn er behauptet, er habe die einzige Wahrheit gefunden. Richtig schlimm wird es dann, wenn eine Religionsgruppe einer anderen ihren Glauben aufzwingen will, womöglich noch mit Gewalt im Namen Gottes oder Allahs. Das ist für mich die höchste Perversion. Da lobe ich mir doch den alten Fritz aus Preußen und seinen Wahlspruch: „Bei mir kann jeder nach seiner Fasson selig werden!"

„Das wird noch eine lange Nacht", meinte Dieter zu Uschi nach dem letzten Tango, „wollen wir mal Kokain probieren, damit soll man ja die ganze Nacht tanzen können?"

„Ich hätte Lust auf einen LSD-Trip!", sagte Uschi kess, „kommst Du mit auf die Reise?" Sie schaute ihn herausfordernd an.

„Tja, da weiß man aber nie, wo die Reise hingeht und ob man am Ende nicht auf den Horror kommt", entgegnete Dieter zögernd.

„Hast Du etwa Angst?" Uschi zog die beiden LSD-Trips, die sie vorhin gekauft hatte, aus der Tasche.

Sie streckte provozierend ihre Zunge raus und legte eine Pille darauf. Dann zog sie die Zunge ein und schluckte sie runter. Dieter zögerte und war hin und her gerissen zwischen Vernunft und Neugier.

„Komm mit mir auf die Reise", sagte Uschi und hielt ihm die Pille vor den Mund. Dieter öffnete ihn gehorsam und ließ sich die Pille in den Mund legen. Mit einem Schluck Bier spülte er sie hinunter. Sie warteten auf eine unmittelbare Wirkung, aber nichts geschah.

Auf der Bühne machte sich die dritte Band des Abends startklar, eine englische Gruppe mit dem Namen „Red Zeppelin". Ihre Stücke hauten mächtig rein - sie spielten Hardrock! Die Leute auf der Wiese standen auf und zuckten im Takt des Schlagzeugs mir Armen und Beinen. Der Frontman schüttelte seine Haare und tobte über die Bühne. Bass- und Lead-Gitarrist hüpften auf einem Bein zum Bühnenrand und wieder zurück, der Schlagzeuger schien das Instrument in Stücke hauen zu wollen. Alle waren außer Rand und Band und heizten sich gegenseitig auf. Die Menge tobte.

Felix stand vor der Bühne und fotografierte die tanzende Menge davor. Eine Frau zog ihren Büstenhalter unter dem T-Shirt hervor und warf ihn auf die Bühne. Der Sänger hob ihn auf und legte ihn sich auf den Kopf, sodass die beiden Cups seine Ohren bedeckten und knotete ihn unter dem Kinn zu. Das war ein Schlüsselreiz für alle Fotografen, die ihre Objektive auf ihn ausrichteten. Auch Felix gelang ein guter Schnappschuss. „Jetzt brauche ich eine Frau mit nacktem Busen", brüllte er Regina ins Ohr und die verstand, was er wollte. Sie kletterte auf das Absperrgitter vor der Bühnenmitte, zog ihr gelbes Top über den Kopf und schwenkte es über ihrem Kopf. Felix stand seitlich von ihr und machte seine Bilder mit ihr im Vordergrund und dem Sänger im Hintergrund. Als die anderen Fotografen und die Menge das mitbekamen, richteten sich alle Objektive und Augen auf Regina.

Die Frau, die den BH geworfen hatte, wollte sich nicht die Show stehlen lassen und machte es ihr nach. Dann noch drei weitere Frauen in ihrem Umkreis. Jetzt war die Hölle los, die Männer johlten und feuerten die Mädchen an, noch mehr Hüllen fallen zu lassen. Die Fotografen machten Bilder wie von Sinnen. Der Sänger merkte, dass die Aufmerksamkeit sich auf die halbnackten Frauen konzentrierte, deren Anzahl sogar noch zunahm und riss sich Fransen-Lederweste und T-Shirt vom Leib. Dann nahm er den Büstenhalter vom Kopf und legte ihn an, ohne ihn hinten zu zu machen. Daraufhin schwenkten die Fotografen wieder zu ihm und er sang mit röhrender Stimme:

"Freie Liebe, das ist, was wir wollen, freie Liebe, das ist, was wir brauchen. Frauen, gebt euren Männern, was sie brauchen wie die Luft zum Atmen - Liebe!" Dann zog er sich lasziv wie eine Stripperin den BH aus und warf ihn in die Luft.

Jetzt folgten immer mehr Frauen seinem Beispiel und wedelten mit ihren T-Shirts und BHs über ihren Köpfen und ließen ihre Brüste tanzen. Die Fotografen wechselten wieder die Blickrichtung. Die Männer machten sich ebenfalls frei und vor der Bühne gab es jetzt nur noch nackte Oberkörper, die im Rhythmus zuckten. Die Frau, die den Anfang gemacht hatte, machte jetzt Nägel mit Köpfen und zog sich ganz nackt aus und warf ihr Höschen auf die Bühne. Der Sänger fing es im Flug auf und schnupperte daran.

Er lachte und winkte ihr zu: "Come on stage!"

Einige Männer hoben sie hoch und gaben sie über ihren Köpfen weiter. Die erste Reihe hievte sie auf die Bühne, wo sie dem Sänger um den Hals fiel. Der hob sie hoch, sie schlang die Beine um seine Hüften und sie vollführten eine Kamasutra-Übung. Dazu röhrte der Mann ins Mikrofon:

"Freie Liebe, das ist, was wir wollen, freie Liebe, das ist, was wir brauchen. Frauen, gebt den Männern das, was sie brauchen - Looove! Und wenn ihr nicht mit dem zusammen seid, den ihr liebt, dann liebt den, der bei Euch ist!"

Er brüllte wie ein Löwe ins Mikrofon und der Hall und die Tontechniker gaben ihm so einen gewaltigen Ausdruck, als wäre ein Gott persönlich auf die Bühne gekommen, um seine Botschaft zu verkünden. Die Menge vor der Bühne geriet mehr und mehr in Verzückung und dann in Ekstase, die Hippies warfen den Rest ihrer Kleidung von sich und Männer und Frauen fielen übereinander her, als hätten sie nur auf den Startschuss gewartet. Sie küssten sich wild und korpulierten in allen möglichen Stellungen im Rhythmus der Musik, es war das reinste Bachanal!

Felix hatte kurz vorher den Film gewechselt und außerdem noch seine Rollei in Reserve gehalten, aber einige Fotografen waren mit ihren Filmen am Ende und spulten sie hektisch zurück, um einen neuen einzulegen. Felix nutzte seine Chance und machte erst Tele-Aufnahmen, dann nahm er die Rollei und fotografierte die ganze Menge von nackten Leibern. Nach 45 Sekunden ging das Licht aus. Es war dunkel geworden und ohne Licht oder Blitz konnte man nicht mehr fotografieren. Die Fotografen holten in aller Eile ihre Blitze raus und montierten sie an ihre Apparate, um doch noch einige Aufnahmen vom Massen-Sex zu bekommen, aber die beste Gelegenheit war vorbei. Das Bühnenlicht ging wieder an und der Moderator stand auf der Bühne.

„Hallo Leute, lasst Euch nicht stören, das war „Red Zeppelin" mit ihrem grandiosen Auftritt und ihrem Super-Hit „Free Love"! Wie ich sehe, gefällt Euch der Song! Jetzt machen wir eine Umbaupause von 20 Minuten und dann geht es weiter mit dem Haupt-Gig des Abends: „Jonny Rix and friends". Bis dahin: Viel Vergnügen!"

Den Leuten vor der Bühne war das im Augenblick egal, sie feierten ihre Orgie. Das Rad der Lust hatte sich in Bewegung gesetzt und ließ sich nicht mehr stoppen. Das Gestöhn der Frauen war in der plötzlichen Stille deutlich zu vernehmen und die Hüftbewegungen waren eindeutig. Hier waren alle Dämme gebrochen und die wilde, ungezügelte Lust nahm ihren Lauf, wie eine Flutwelle nach sintflutartigen Regenfällen. Von den Leuten unmittelbar vor der Bühne pflanzte sich die sexuelle Revolution und Schamlosigkeit wie fallende Dominosteine bis in die letzten Reihen fort, überall fanden sich Männlein und Weiblein zu Paaren zusammen.

Plötzlich gingen die Scheinwerfer an und das Licht glitt über die Wiese. Überall machten die Leute Liebe, es war ein riesiges Knäuel aus Armen, Beinen und nackten Hintern. Felix nutzte blitzschnell den Augenblick für weitere Aufnahmen, bevor das Licht wieder ausging. Es war wieder dunkel und im Schutz der Dunkelheit fielen auch bei den Letzten die Hemmungen. Dieses Festival würde als Love-and-Peace-Festival in die Analen der Rockgeschichte eingehen, im wahrsten Sinne des Wortes.

„Lass uns Backstage gehen", sagte Regina, „ich möchte sehen, was da abgeht."

Vom Pressezelt ging es in den VIP-Raum, wo die Musiker sich nach ihrem Auftritt aufhielten. Die Hardrocker von Red Zeppelin waren von einem Schwarm von halbnackten, kreischenden Groupies umringt.

Eine rief: „Ich will ein Kind von Dir!"

Der muskulöse Sänger zog sie am Arm aus dem Schwarm wie ein Angler den Fisch aus dem Teich und trug sie nach hinten in einen mit Vorhängen abgeteilten Bereich. Felix hatte blitzschnell reagiert und das Geschehen festgehalten.

Jetzt kreischten die zurückgebliebenen Frauen: „Take me, too! Take me, too!" („Nimm mich auch!") Bassist, Sologitarrist und Schlagzeuger trafen ihre Wahl und verschwanden mit den kreischenden Mädchen im Separee. Der Schlagzeuger hatte sogar in jedem Arm ein Mädchen und rief: „I take two!“


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