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Warum wir essen, trinken und verdauen müssen
ОглавлениеLeben heißt fressen oder gefressen werden. Wir sind nackte Affen. So wie andere Tiere müssen wir unserem Körper jeden Tag Flüssigkeit und Nahrung zuführen. Jeden Tag stimmt auch nicht. Einen Fastentag oder auch zwei überleben wir ohne Probleme, auch wenn die Werbung uns etwas anderes einreden will. Verdursten geht aber relativ schnell. Schon nach drei Tagen könnte der Tod eintreten. In manchen Extremsituationen haben Menschen auch länger ohne Wasser überlebt. Aber bitte probieren Sie es nicht aus! Mit drei Wochen wird die ungefähre Zeitspanne angegeben, nach der ein Mensch verhungert. Wir sterben dann meist an Herzversagen, weil die Energie für diesen hart arbeitenden Muskel fehlt.
Diese Energie beziehen wir aus der Nahrung. Pflanzen sind hier viel anspruchsloser. Sie brauchen nur Kohlendioxid, Wasser und Sonnenlicht. Gut, ein paar Mineralstoffe müssen auch dabei sein, aber das ist es dann auch schon. Wir sind keine Pflanzen, brauchen Sonne für unser Gemüt bzw. für die körpereigene Produktion von Vitamin D. Es gibt verrückte Mitmenschen, die glauben, sie seien Pflanzen und könnten von sogenannter „Lichtnahrung“ satt werden. Wer es mit Lichtnahrung übertreibt, der landet schnell mit einem Schwächeanfall im Krankenhaus oder, wie in einigen dokumentierten Fällen, auf dem Friedhof. Auch wenn sofort ein indischer Yogi genannt wird, der schon zwei Jahre nichts mehr gegessen hat, scheitert eine wissenschaftliche Überprüfung meist in den ersten drei Wochen. Sprich, der Yogi trickste und hat doch irgendetwas gegessen oder musste die Studie wegen „schlechter Schwingungen“ abbrechen. Auch so kann man Hunger bezeichnen.
Bakterien und Pilze müssen sich ebenfalls ernähren. Pilze sind mit den Tieren näher verwandt als mit Pflanzen. Sie können pflanzliche und tierische Nahrungsquellen nutzen und leben manchmal mit Pflanzen bzw. deren Wurzeln in einer Symbiose. Ein Geben und ein Nehmen von produzierten Nährstoffen. Bakterien können sich auf viele verschiedene Arten ernähren, waren sie doch die ersten Lebewesen auf diesem Planeten. Manchen reicht eine heiße Quelle oder ein Vulkan am Meeresboden mit genug Schwefelverbindungen und der Tisch ist für sie reich gedeckt. Andere können auch Photosynthese betreiben und ernähren sich wie Pflanzen. Sehr viele nehmen Nährstoffe aus der Umgebung auf und leben manchmal in Gemeinschaften zusammen, die Biofilme genannt werden. Eine Art Schleimhülle, in der die Bakterien dicht zusammensitzen und die diese etwas vor Umwelteinflüssen schützt. Bakterien leben auch auf unserer Haut und in unserem Darm, ohne uns zu schaden. Es gibt aber manche Arten, die haben uns zum Fressen gern. Bei einer bakteriellen Halsentzündung etwa leben diese im zerstörten Gewebe, vermehren sich und können nur durch unser Immunsystem entfernt werden. Manchmal muss sogar mit einem Antibiotikum nachgeholfen werden, wenn das Immunsystem mit der großen Anzahl von Bakterien nicht fertig wird. Gewinnen die Bakterien, sind wir tot und werden am Friedhof nach einer Erdbestattung von Pilzen und Bakterien wiederum abgebaut.
Multiresistente Keime werden zu einem immer größeren Problem, da die gängigen Antibiotika bei diesen nicht mehr wirken. Da reicht dann eine infizierte Wunde, entstanden bei der Gartenarbeit, und wir sehen unsere anstehende Kartoffelernte bald wirklich von unten. Der massive Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung trägt viel dazu bei. Beides gehört schnellstens überdacht, um Tierleid zu vermeiden und auch menschliche Leben zu retten!
Tiere gewinnen ihre Energie durch das Verspeisen von Pflanzen (Herbivore) oder anderen Tieren (Carnivore). Wir Menschen dagegen sind Mischköstler (Omnivore) bzw. gibt es reichlich Hinweise, dass unsere Vorfahren Aasfresser waren. Mit den ersten Steinwerkzeugen konnten diese das Mark aus den Knochen holen bzw. die Schädelknochen zertrümmern und so das energiereiche Gehirn der verendeten Tiere genießen. Hirn mit Ei war übrigens auch ein beliebtes Gericht in der österreichischen Küche und ist dann ab den frühen 1980er-Jahren langsam von den Speisekarten verschwunden.
2020 war das Jahr der Viren, kaum je zuvor wurde so viel über diese berichtet. Bleibt aber die Frage, was essen Viren eigentlich? Gar nichts. Diese zählen gar nicht zu den Lebewesen. Sie besitzen keinen eigenen Stoffwechsel und können sich nicht eigenständig fortpflanzen. Sie brauchen eine Wirtszelle für ihre Vermehrung, bringen ihren Bauplan mit, schummeln diesen in die zelleigene Produktionsmaschinerie und statt zelleigenen Proteinen werden dann Virenpartikel gebaut.
Jetzt lade ich Sie zu einem kurzen Ausflug in die Tiefen unseres Verdauungssystems ein. Zahlreiche wissenschaftliche Leckerbissen erwarten uns dabei.