Читать книгу Die heißen Nächte der schönen Jill - G. S. Friebel - Страница 6
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ОглавлениеJill stand vor dem Spiegel und zupfte ihre Augenbrauen zurecht. Dabei war das gar nicht nötig. Gestern war sie noch beim Frisör gewesen. Sie rümpfte die Nase, als sie daran dachte.
Marc ist verrückt! Wie kann er so stur sein?
Dabei habe ich mich so angestrengt. Was will er denn noch?
Sie wanderte hin und her und grübelte nach. Das Leben war mal wieder sooo langweilig.
»Wir hätten viel Spaß miteinander haben können. Merkt er denn nicht, dass ich auf ihn stehe?«, sagte sie halblaut vor sich hin.
Sie war ihm doch mehr entgegengekommen als je einem anderen Mann.
Und was hatte er getan?
Dagestanden, sich mit ihrem Haar beschäftigt, sie angelächelt und gesagt: »Es ist so weich wie Seide. Man möchte es nicht aus den Händen lassen.«
»Marc, zupfen Sie nicht so, sonst bekomme ich nachher wieder Kopfschmerzen.«
»Pardon! – Soll ich Ihnen mal etwas sagen, Till?«
»Ja, Marc?«
Er hatte sich vorgebeugt. Lächelte sie wieder an! Herrje, dabei konnte man wirklich verrückt werden.
»Ich glaube, Sie wissen gar nicht, was das ist!«
»Was?«, fragte sie verblüfft zurück.
»Kopfschmerzen«, sagte er lachend.
Ihre Augen kreuzten sich.
Sie war richtig sprachlos gewesen.
»Hör mal«, sagte sie entrüstet und merkte gar nicht, dass sie ihn duzte, »das ist wirklich die Höhe!«
Wenn er doch mal ernst bleiben würde. Dieses Lächeln machte sie noch verrückt!
Ich sehne mich nach seinen Küssen, nach seiner Umarmung. Ja, ich möchte mit ihm schlafen.
Ein seltsamer Glanz erschien in ihren braunen Augen.
»Sie sind ein böser Junge, Marc. Eigentlich müsste ich Sie jetzt bestrafen!« Sie war doch wieder auf Distanz gegangen.
»Oh, das tut mir aber leid!«
Er hat Schneid, dachte sie. So beschloss sie, richtig nett zu ihrem Opfer zu sein. Es nicht zu quälen wie all die anderen jungen Männer. Marc war anders, das spürte sie sofort. Aber zum ersten Male in ihrem Leben schien sie vor einer Mauer zu stehen. Das war ungewohnt, damit musste sie erst einmal fertigwerden.
Als er den Frisierumhang abnahm, berührte er kurz ihren Nacken. Wieder zog sich eine Gänsehaut über ihren Körper. Sie erhob sich graziös.
Ich habe ganz weiche Knie. Ich weiß gar nicht, was mit mir ist. Das habe ich schon lange nicht mehr erlebt.
Sie ging hinter ihm her zur Kasse.
Dort sagte sie: »Marc, wir müssen uns treffen!«
»Fräulein Schöller ...«, erwiderte der junge Mann. Aber sie ließ ihn gar nicht ausreden.
»Was ist denn schon dabei?«, meinte sie ein wenig ungeduldig. »Daß ich Sie mag, das wissen Sie schon lange. Warum soll ich noch warten? Sie haben doch keinen Mut, mir ein Angebot zu machen. Die Zeiten haben sich geändert! Gott sei Dank! Nun können wir auch offen sagen, was wir wollen.«
Er hatte ihr ruhig zugehört. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht. Das Lächeln wirkte jetzt wie gefroren, aber das wollte das junge Mädchen nicht wahrhaben.
Sie dachte nur an sich. Sie brauchte mal wieder ein kleines lustiges Abenteuer. Er würde keinen Ärger machen, wenn man ihn später wieder fortschickte.
»Fräulein Schöller ...«, begann er abermals.
»Können Sie nichts anderes sagen? Verraten Sie mir lieber, wann Sie Mittagspause haben, Marc.«
Sein Gesicht wirkte ernst.
»Es tut mir leid«, sagte er ruhig.
Jill starrte ihn an.
»Marc, was haben Sie da eben gesagt?«
»Es tut mir leid, Fräulein Schöller, aber ich kann nicht!«
Ihre dunklen Augen sahen ihn forschend an.
»Warum nicht?«
Jetzt klang ihre Stimme zornig.
Sie lachte leise auf.
»Ach so, und Sie haben jetzt Angst, ich könnte das erzählen? Keine Sorge, ich bin sehr diskret. Ich muss auch auf meinen Ruf achten.«
Das glaubst du doch selbst nicht, was du da sagst, dachte der junge Mann. Wir alle hier im Laden wissen doch, welch ein kleines scharfes Luder du bist, und wir alle sträuben uns dagegen, dich zu bedienen. Aber der Chef will es nun mal, weil du eine sehr gute Kundin bist.
»Sie haben mich noch immer nicht verstanden. Ich bin meiner Braut treu, verstehen Sie! Wir kennen das gar nicht anders. Das gehört einfach dazu, sonst würde man sich ja nicht verloben.«
Jill hatte das Gefühl, als hätte man sie mit eiskaltem Wasser geduscht.
»Wie bitte?« Dann lachte sie schallend. »Das soll wohl ein Witz sein, wie? Haha, köstlich, das habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Da kommen mir bald die Tränen vor Lachen.«
Der junge Frisör führte sie zur Tür.
»Ich weiß nicht, wie man das in Ihren Kreisen hält, aber in unseren ist man noch sehr konservativ.«
Endlich hatte sie begriffen!
Dieser kleine Frisör hatte ihr großzügiges Angebot abgelehnt. Er wollte nicht! Die Dusche war wirklich kalt! Sie war so fest davon überzeugt gewesen, dass er auf sie flog.
Verflixt, dass man sich so verrechnen konnte!
»Sie sind verrückt!«, stieß sie hervor.
Er durfte die gute Kundin nicht vergraulen, also musste er weiterhin höflich und nett zu ihr sein, obschon er ihr am liebsten offen gesagt hätte, was er dachte und fühlte.
»Ja, leider, aber so bin ich nun mal«, sagte er lächelnd.
Jill wollte die Abfuhr noch immer nicht so recht glauben!
»Wenn Sie es sich anders überlegt haben, lassen Sie es mich wissen, ja?«
»Selbstverständlich!«
Daraufhin gab sie ihm ein großzügiges Trinkgeld. Dann verließ sie mit einem freundlichen Lächeln den Laden.
Er stand noch immer an der Scheibe und blickte dem schönen Mädchen nach. Dabei biss er sich auf die Lippen.
So ist nun mal das Leben, dachte der junge Frisör bitter. Ich muss lange warten, bis ich mir mal etwas leisten kann. Arbeit adelt, sagen sie, pah, ich könnte sehr gut darauf verzichten.
Dieses kleine Luder weiß ja gar nicht, was das heißt, für sein Geld arbeiten zu müssen. Diese Jill Schöller war ja schon reich, als sie zur Welt kam. Vor lauter Langeweile weiß sie nicht, was sie tun soll. Es ist wirklich ungerecht im Leben.
Tja, man hat sich einfach den falschen Vater ausgesucht, das ist es!
Ein Kollege gesellte sich dazu.
»War das nicht das kleine Biest Jill?«
»Ganz recht!«
»Na, hast du auch eine Einladung erhalten?«
»Ja!«
Der Kollege lachte.
»Na, dann kannst du in nächster Zeit dein Trinkgeld aufbessern. Sie ist wirklich großzügig, und wenn du gut bist, lässt sie sich nicht lumpen.«
Marc drehte sich herum und starrte ihn irritiert an.
»Warst du etwa ...?«
»Wir alle«, lachte der Kollege munter.
Für Sekunden presste Marc die Lippen zusammen.
»Danke, für abgelegte Ware habe ich mich noch nie interessiert.«
»Mensch, sei doch nicht so stolz.«
»Sei still, ich kann es nicht mehr hören!«
Marc drehte sich um und ließ den Kollegen einfach stehen, der jetzt grinste. Du meine Güte, der hat ja noch Moralbegriffe! Kann man sich denn heutzutage noch so etwas leisten?