Читать книгу Arischa lässt anschaffen: Redlight Street #168 - G. S. Friebel - Страница 6

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Dieter Gallus war erschüttert.

Mein Gott, jetzt bin ich tatsächlich der Größte! Ich werde es noch zu hohen Ehren bringen. Vielleicht bekomme ich eines Tages einen Orden?

Wer hätte gedacht, dass das Schicksal es noch einmal so gut mit ihm meinen würde. Nach all der Misere war es wirklich eine feine Sache, wie er jetzt lebte. Ach Gott, dachte er und blickte dabei aus dem Fenster auf den herrlichen Park hinaus. Wenn doch nur alle wüssten, wie toll ich bin!

Dieter bezeichnete sich gewöhnlich als die Bescheidenheit in Person. Aber im Augenblick verhielt er sich doch zu aufgebläht.

Und wie jedes mal, wenn ihn dieses Hochgefühl überkam, gingen seine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Stolz blähte seine Brust, wenn er an die kleinbürgerlichen Verhältnisse dachte, in denen er zu jener Zeit gelebt hatte, als die fünfzehn »Moralapostel« ihre erste Urlaubsreise geplant hatten, nach Russland. Doch bereits damals hatte er, wenn auch nur für vierzehn Tage, den Boden seines heimischen Milieus verlassen, indem er für sie alle ein Freudenmädchen engagierte und mitnahm: Arischa. Diese Bekanntschaft wurde unerwarteterweise während ihres nächsten Urlaubs in Alaska aufgefrischt, doch sie brachte ihm persönlich damals nur Missgeschicke ein, und die Trennung von seiner Frau.

Und doch war es dann Arischa gewesen, die ihn aus diesem Tiefpunkt seines Lebens herausgeholt hatte. An der Seite der Dirne hatte er ein völlig neues Leben begonnen: ein Leben als Zuhälter, ein Leben in Luxus. Das war ganz nach seinem Geschmack! Doch auch in diesem Leben verließ ihn sein Hang zu Missgeschicken nicht.

Eines Tages erkannten Arischa und er die Anziehungskraft, die er auf weibliche Wesen ausübte. Und Arischa war ein flinkes Mädchen! Sie überlegte nicht lange.

Kurzerhand eröffnete sie ihrem Mann für alles: »Weißt du was, Dieter, aus dir mache ich eine männliche Nutte.«

Dieter war entsetzt, aber als er dann bemerkte, dass er für ein halbes Schüsschen dreitausend Mark kassiert hatte, war er sofort begeistert.

»Du wirst sehen, wir werden sehr reich, Liebling. Wir werden uns bald alles leisten können.«

Dieter gewann wieder Oberwasser. Es hatte ihm ohnehin die ganz Zeit missfallen, dass Arischa das Geld besorgen musste. Er war doch schließlich ein Mann und da gehörte es sich, dass er die Kohlen heranschaffte.

»Und du?«, fragte er sogleich in herrischem Ton.

Arischa strahlte ihn an. Sie war schon seit etlichen Jahren Dirne, aber man sah es ihr nicht an. Sie war immer noch ein herrliches Geschöpf. Wenn sie einen Raum betrat, drehten sich sofort alle Köpfe um.

»Ich, wieso?«

»Du hast es doch jetzt nicht mehr nötig zu arbeiten!«

In ihren Augen glitzerte es verräterisch. Aber Dieter sah das natürlich nicht Er musste ja ganz andere Gedanken wälzen, wichtige und großartige.

»Ich verdiene jetzt für uns beide, verstanden!«

»Ah, ja?«

»Natürlich!«

»Ich denke, gemeinsam erreichen wir das Ziel schneller, lieber Dieter.« Arischa sprach in sanftem Ton, sie wollte ihn gefügig halten.

»Nein, das will ich nicht. Das haben wir jetzt nicht mehr nötig. Du wirst nur noch für mich da sein.«

Die Dirne schaute ihn nachdenklich an.

»So, willst du allein alle Kohlen ranschaffen?«

»Das sage ich doch die ganze Zeit!«

»Nun«, meinte die Dirne in lässigem Ton, »so wild ich sonst vielleicht auch war, so scharf war ich eigentlich noch nie auf meinen Beruf. Ehrlich.«

Er umarmte sie stürmisch.

»Siehst du, jetzt kannst du dich endlich ausruhen«, meinte Dieter gutmütig. Jetzt endlich konnte er wieder auftrumpfen!

»Und dir eine Menge Tipps geben!«, fügte die Dirne hinzu.

»Aber das brauchst du doch nicht, Liebes. Ich komme schon allein zurecht«

»Ei ja?«

Sie zweifelte daran.

»Nun, ich dachte, ich könnte schon mal ein wenig vorfühlen, damit wir nicht an die Falsche geraten, verstehst du.«

»Wieso sollte ich an die Falsche geraten?«

Arischa lachte auf.

»Das wirst du eines Tages vielleicht noch bemerken. Aber jetzt will ich dich nicht kopfscheu machen.«

»Das kannst du gar nicht!«

Die Dirne dachte eine Weile nach. Dieter hatte recht, wenn einer von ihnen Geld machte, dann war das mehr als genug. Da sie das bisher gewesen war, würde man nun die Rollen tauschen. Und, na ja, wenn sich da ein Superheld zeigen sollte, wenn der Dieter »beschäftigt« war, dann konnte sie ja ihren kleinen Freuden nachgehen.

»Du darfst dich aber niemals überanstrengen, lieber Dieter. Man muss da mit Tücke und List arbeiten, ich werde dich anlernen, damit nichts schiefläuft«

»Es wird nichts schieflaufen!«

»So! Und als du nackt auf dem Balkon gestanden hast?«

»Kann ich etwas dafür, dass dieses Hundevieh Appetit auf mein edelstes Teil bekam?«

Die Dirne brach in schallendes Gelächter aus.

»Eigentlich müsste ich dem Hündchen dafür eine >echte< Wurst schenken!«

»Wieso?«, fragte Dieter wütend.

»Nun, er hat dich doch auf dem Schild zurückgebracht!«

»Tatsächlich, die dreitausend Eier! Das habe ich schon wieder vergessen.«

»Vielleicht solltest du immer nur Frauen mit Hunden bedienen, lieber Dieter!«

»Wie? Bist du wahnsinnig!«

»Nun, wegen Schadenersatz und so weiter? Meinst du nicht, dass das eine feine Masche wäre?«

»Danke«, entgegnete er trocken.

Doch Arischa lachte vergnügt.

»Du hast Angst?«, fragte sie zuckersüß.

»Ich und Angst, hahaha!«, machte er verächtlich.

»Na ja, das Hündchen könnte ja auch mal schneller sein, nicht wahr? Und wäre das Zipfelchen ... Ach nein, du hast recht, wir sollten das nicht noch einmal versuchen. Es sei denn, es handelte sich um ein sehr kleines Tier.«

»Hör auf! Wie ich die Damen beglücke, das wird doch wohl meine Sache sein, nicht wahr?«

»Aber sicher, lieber Dieter! Ich hab ja nur überlegt, wie man zusätzlich zu Geld kommen könnte.«

»Das habe ich gar nicht nötig.«

»Aber das weiß ich doch! Die Frauen sind wie wild hinter dir her; ich muss direkt aufpassen.«

Schon fühlte er sich wieder geschmeichelt. Man konnte ihm ja so leicht Honig um den Bart schmieren, und er gurrte sofort wie ein liebeskranker Täuberich.

Und so rief er gleich fröhlich aus: »In der Tat, du musst auf mich aufpassen! Ich könnte mich ja auch mal in eine schöne Reiche verlieben, nicht wahr?«

»Und dann?«

»Sie heiraten!«

Die Dirne lachte amüsiert auf.

»Da müssen sich die Schönen aber erst scheiden lassen, und dadurch ist dann meistens der hübsche Geldbeutel verschwunden, Dieterchen. Kapiert?«

»Nun, ich könnte ja auch eine reiche Erbin kennenlernen!«

»Sicher, die ist dann bestimmt bereits scheintot!«

Dieter wurde jetzt böse: »Meine Chancen stehen sehr gut!«, rief er.

»Sicher, sicher!«

Er nahm die Zeitung und ließ sich in den Sessel fallen. Für ihn war dieses Gespräch beendet Die Dirne stand am Fenster und blickte über das kleine Tal. Du Dummkopf, dachte sie amüsiert, um ein wirklicher Nutterich zu sein, musst du noch sehr viel lernen. Du weißt fast gar nichts, mein Lieber. Ist dir denn noch gar nicht aufgefallen, dass nur Damen älteren Semesters scharf auf dich sind? Junge Frauen haben es doch wirklich nicht nötig, auf männliche Dirnen zurückzugreifen. Die Jungen, die sich mit jedem einlassen, die sind selbst auf Geld aus. Ich kenne mich da sehr gut aus. Wo Licht ist, ist auch viel Schatten. Und wo viele reiche Leute absteigen, da gibt es auch viele arme Leute, die ein gehöriges Stück vom großen Kuchen abhaben wollen. Aber keine Sorge, ich werde deine Kraft schon in die richtige Bahn lenken. Du wirst immer nur »arbeiten« und nie das Vergnügen haben.

Es amüsierte sie, dass sie jetzt den Spieß herumgedreht hatten. Sie musste nur dafür sorgen, dass das Motörchen ziemlich lange flott lief. Das war künftig ihre größte Sorge. Wenn er ausfiel, dann würden auch die Rubelchen nicht mehr rollen. Also musste sie ihn vor Höhenflügen bewahren. Aber sie wusste genau, im Gegensatz zu Dieter, dass sie alles erreichte, was sie sich vornehm. Und jetzt war Dieter weich wie Wachs in ihren Händen. Sie tat, als betete sie ihn an. Er war der King, nun denn, sollte er sich so fühlen! Das hielt ihn in Hochform.

Sie vergab sich damit doch nichts!

Arischa lässt anschaffen: Redlight Street #168

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