Читать книгу Arischa lässt anschaffen: Redlight Street #168 - G. S. Friebel - Страница 7
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ОглавлениеArischa musterte seine Kleidung.
»Also, Geschmack hast du, das muss man dir lassen. Du weißt genau, was dir steht«
»Darum haben mich meine Freunde schon immer beneidet.«
»Aha!«
»Die Moralapostel, weißt du noch?«
»Ja, feine Menschen waren das«, meinte die Dirne sinnend. »Die möchte ich auch mal wiedersehen. Wir haben doch immer eine Menge Spaß miteinander gehabt, nicht wahr?«
Er lächelte sie an.
»Wenn wir eine Villa haben, dann laden wir sie alle ein, Arischa.«
»Mit Frauen?«
»Natürlich!«
Sie brach in schallendes Gelächter aus.
»Die Damen werden uns den Kopf abreißen!«
»O nein! Dafür werde ich schon sorgen.«
»Komm jetzt, wir dürfen keine Zeit verlieren. Es sind wieder neue Gäste eingetroffen. Ein paar frustrierte Exemplare sind auch wieder darunter.«
»Du warst schon unten?«
Arischa verschwieg ihm wohlweislich, dass sie dem Portier hin und wieder Geld zusteckte, damit dieser ihr erzählte, wann neue Gäste ankamen.
»Ich war zufällig unten am Empfang, als sie kamen. Ich hab mir eine Zeitung geholt.«
»Eine Zeitung?«
»Schließlich müssen wir uns doch langsam Gedanken darüber machen, wie wir unser Geld anlegen wollen, nicht wahr?«
»Donnerwetter, du denkst aber auch an alles!«
»Einer muss es ja tun.«
»Nun, dann komm!«
Arischa dachte: Schade, dass wir aus dem letzten Hotel so schnell abreisen mussten. Das war schöner und größer. Aber nach Dieters Supershow mit Hündchen konnten wir unmöglich länger bleiben. Die Dame hätte sich bestimmt noch verraten.
Jetzt hoffe ich nur, dass er hier keinen Ärger macht und wir recht lange bleiben können.
Zwei Tage waren sie nun schon in diesem hübschen Tal, und Dieter hatte noch keine Kundin gehabt. Schließlich musste so etwas diskret angegangen werden. Vor allen Dingen mussten die Damen begreifen, dass man sie nur gegen Geld bediente. Arischa hatte ihm geraten, von einer momentanen Knappheit zu reden. Aber bald würden die Gelder wieder fließen, sollte er sagen. Man wäre ja so unglücklich, aber wenn die Dame vielleicht mit einer kleinen Summe aushelfen könnte?
So kam es auch, dass die beiden sich herrliche Zukunftsträume machten, er würde ja sehr viel Geld scheffeln. Das musste man dem Dieter lassen, er wirkte auf Frauen und war imstande, sich wie ein Kavalier zu benehmen. Außerdem konnte er überzeugend darstellen, dass er in der Geschäftswelt zuhause war.
Die beiden verließen den Lift und betraten den Speisesaal. Dort war schon sehr viel los. Arischa sondierte sofort die Lage und fand tatsächlich zwei Damen, die für Dieter in Frage kamen. Sie bemerkte auch die Blicke, die man ihr zuwarf.
Auch hier hatten sie sich als Bruder und Schwester eingetragen. Und sie nannten sich gegenseitig immer wieder so, damit auch ja alle merkten, dass sie kein Ehepaar waren.
»Nun?«
»Nachher in der Bar wird es viel leichter sein.«
»Aber sie haben Herren bei sich!«
»Du meine Güte, du wirst das gleich selbst merken, die machen sich aus dem Staub und suchen selber nach einem Abenteuer.«
»Woher weißt du das?«
»Wer schon so viele Ehejahre auf dem Buckel hat, der sehnt sich nach Abwechslung.«
»Weißt du was, Arischa?«
»Ja?«
»Wir werden nie heiraten!«
»Aber, warum denn nicht?«
»Dann werden wir uns nie langweilen!«
Sie kicherte.
»Dazu wirst du nie Gelegenheit haben, du Casanova!«
»Was ist?«
»Es gibt Arbeit für dich!«
»Wo?«
»Dort, in der linken Ecke. Schiele nicht so!«
Er warf einen Blick auf die besagte Dame und fand sie sehr reich, leider auch ein wenig alt.
»Meinst du?«
»Ich hab einen Riecher dafür. Die wird dir aus der Hand fressen, Dieter. Sie wartet doch nur darauf, dass man sich ihrer annimmt. Also, dann mach dich mal auf die Strümpfe!«
»Aber ich hab doch meinen Nachtisch noch gar nicht gegessen, Arischa! Mein Fachinger-Glas ist auch noch zu einem Drittel voll.«
Die Dirne lachte leise auf: »Du bist gut, jetzt denkst du noch an Nachtisch! Also, wenn du fit bleiben willst, dann musst du in Zukunft ohnehin auf Süßigkeiten verzichten. Dein Fachinger dagegen ist ideal.«
»Und was soll ich deiner Meinung nach essen?«
»Rohes Fleisch und Körnerfutter!«
»Ich bin doch kein Tiger! Rohes Fleisch!«
»Das macht dich aber schön scharf!«
Dieter warf ihr einen erstaunten Blick zu.
»Ehrlich?«
»Wenn ich es dir sage!«
»Woher weißt du das?«
Arischa sagte lauernd: »Ich hatte mal einen ganz tollen Luden, der nur rohes Fleisch gegessen hat. Ich sage dir, solche wilden Liebesstunden hatte ich seither nie mehr!«
Dieters Adamsapfel hüpfte aufgeregt. Und sofort nahm er sich vor, es auch zu versuchen. Er wollte doch toll sein! Und ganz besonders bei Arischa!
»Die Frau steht auf!«
»Ich habe also jetzt keine Zeit mehr für dich.«
»Ich werde mich schon zu amüsieren wissen.«
Dieter pirschte sich an die besagte Frau heran und befand sich bald in angeregtem Gespräch mit ihr. Dieter schaffte es mit Anstand, ihr hübsche Komplimente zu machen, obwohl sie wirklich nicht sein Geschmack war. Sie war Anfang fünfzig und schmalbrüstig und hatte große kuhähnliche Augen!
Sie sei sogar noch Jungfrau, so erzählte sie ihm neckisch auflachend, sei sehr reich, und ihre Eltern hätten sie auf Reisen geschickt, damit sie sich mal amüsiere.
»Aber es gibt keine Kavaliere mehr, lieber Herr Gallus, wirklich nicht.«
»Aber, aber...«
»Haben Sie denn Zeit?«
»Massenhaft!«
Dieter dachte: Wenn sie noch Eltern hat, die immer noch das Kind in ihr sehen, o je. Darf ich mir überhaupt zumuten, sie zu entjungfern?
Alkohol, dachte er sogleich, ich muss diese Frau ein wenig lockern und mich auch. So dauerte es nicht lange, bis sie in einer Bar anzutreffen waren. Arischa strich wie ein Katerchen durch die Gegend und warf ihm hin und wieder einen lächelnden Blick zu. Dieters Gesicht war bereits gerötet, und er redete mit Armen und Beinen, wie immer, wenn er ein wenig getrunken hatte. Betrinken jedoch durfte er sich auf keinen Fall!
Die Frau hieß Cilly, und sie ging ran wie Blücher! Nachdem sie Geschmack an der Sache gefunden hatte, kam sie so richtig in Fahrt. Dieter bemerkte zum Glück nicht die Blicke der anderen Männer. Sein Blick war ja nur auf Dollars oder DM gerichtet.
Einmal musste er hinausgehen, wobei er auf Arischa traf.
»Ich hab ein Problem«, gestand Dieter.
»Aber nein, es läuft doch alles prächtig! Die ist reif, worauf wartest du noch? Schlepp sie nach oben, und wir können den Rest des Abends noch auf unsere Art verbringen. Hier im Ort gibt es noch einige hübsche Nachtlokale.«
»Arischa, sie ist noch Jungfrau!«
Die Tülle blickte ihn sprachlos an.
»Sag das noch einmal!«
»Ja! Und da hab ich gedacht, also wirklich, Arischa, ich bin ja kein Unhold!«
»Was willst du damit sagen?«
»Und wenn sie sich dann Hoffnungen macht? Hoffnungen auf...«
»Dann lass dir etwas einfallen.«
Arischa war bereits wieder verschwunden.
Verdammt, dachte Dieter, immer wenn ich sie wirklich brauche, kneift sie. Dann muss ich die Kastanien aus dem Feuer holen.
Wenig später war er wieder bei Cilly. Sie hatte inzwischen noch mehr getrunken, und ihr Abgang fiel nicht gerade geräuschlos aus. Aber in der Bar schien man alle Augen zuzudrücken. Dieter ahnte ja nicht, dass diese Frau hier Stammgast und sehr großzügig mit dem Trinkgeld war.
Sie hakte sich bei Dieter ein und war glücklich. Der Urlaub versprach, toll zu werden. Bisher hatten die Männer einen weiten Bogen um sie gemacht, und dabei winkte sie so sehr mit ihrem Geld!
»Du bist richtig süß und schnuckelig«, meinte sie und drückte seinen Arm.
Bevor sie das Jungfrauengemach betraten, wollte Dieter aus Gründen seiner Sicherheit wissen, ob sie auch bestimmt keinen Hund habe!
»Was soll ich denn damit? Möchtest du einen? Dann besorge ich dir einen, Schatz! Du kannst alles von mir haben, wirklich alles, ehrlich!«
Dieter lächelte tapfer und erklärte, er könnte Hunde nicht ausstehen. Schließlich standen beide in dem Raum. Die Frau war sehr verschämt, doch der jugendliche Held dagegen froh, als sie darauf bestand, das Licht zu löschen.
»Wirst du auch sehr sanft zu mir sein?«
»Und wie?«
Dieter gab sich wirklich alle Mühe, aber sie war so zärtlich wie ein Besenstiel. Er schuftete schrecklich und versuchte, sie dabei nicht zu küssen, In diesen Minuten arbeitete er wirklich sehr. Cilly war auch noch ausgesprochen kitzelig, und das erschwerte seine Aufgabe zusätzlich. Als er ihr schließlich das Höschen ausziehen wollte, wehrte sich sich tapfer und sagte immer wieder, das dürfe man nun wirklich nicht, das habe der Herr Pfarrer verboten.
Dieter kam allmählich zu der Auffassung, dass diese Dame nicht mehr alle Tassen im Schrank haben könne. Wie soll ich sie denn verführen, wenn sie nicht mal...
»Hör mal«, sagte er, »ich denke du willst keine Jungfrau mehr sein?«
»Aber das bin ich doch jetzt auch nicht mehr!«
Dieter hielt die Luft an.
»Wie? Was?«
»Ich liege doch mit dir hier im Bett! Ach, ist das schön! Ehrlich! Und gar nicht langweilig!«
Dieter sprang auf.
»Cilly...«, gurgelte er verzweifelt.
Sie knipste das Licht an.
»Was ist denn? Jetzt willst du schon gehen? Alle wollen sie immer gehen, warum nur?«
»Ich habe keine Zeit mehr.«
»Oh, das tut mir aber leid!«
Hastig zog Dieter sich an. Als er schon an der Tür war, sagte sie: »Dort drüben ist meine Tasche. Dann brauchst du nicht so lange zu suchen.«
»Wie? Was?«
»Die anderen Herren haben sie immer mitgenommen.«
»Ja, als es noch Kavaliere gab.«
Jetzt verstand er. Sie war wirklich ein armes Mädchen und wohl völlig harmlos. Aber das ging denn doch zu weit. Sie auch noch bestehlen, nein, das konnte er wirklich nicht.
»Danke«, sagte Dieter trocken.
Sie sprang auf.
»Aber du musst es tun! So macht man es eben! Du warst auch viel netter als die anderen.«
Sie stopfte ihm Geld in die Hosentasche und strahlte ihn an. »Kommst du morgen wieder zu mir?«
»Ich weiß noch nicht«, antwortete er leise.
Dann wankte er hinaus.