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Kapitel 3

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Felicitas hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Sie hatte keine Ahnung wie viele Stunden inzwischen vergangen waren, als sie plötzlich über sich das Gesicht eines uniformierten Polizisten sah. Sein Blick fiel auf die Leiche, dann schaute er Felicitas einen Moment ruhig an: „Sind Sie Dr. Moser? Haben Sie uns angerufen?“ Felicitas erhob sich schnell, endlich war sie nicht mehr alleine: „Ja, ich bin Dr. Moser. Gott sei Dank sind Sie endlich hier.“ Sie hatte es so eilig die Böschung rauf zu kommen, dass sie mehrmals abrutschte. Der nette Polizist streckte ihr die Hand entgegen und half ihr: „Langsam, Dr. Moser. So, Sie bleiben nun hier oben und nehmen Sie bitte die Hunde an die Leine, denn wenn diese Person da unten wirklich tot ist, wimmelt es bald von Leuten hier.“ – „Diese Person da unten ist tot, glauben Sie mir und sie heisst, respektive hiess, Frau Schwarz. Sie war eine Kundin von mir.“ Der Polizist sagte nichts weiter, sondern stieg langsam zur Leiche runter, immer darauf achtend, nicht in Fussspuren zu treten. Er stellte nach vorsichtiger Untersuchung fest, dass Frau Schwarz wirklich tot war. Er erhob sich und stieg genauso umsichtig wieder hoch. Oben rief er jemandem zu: „Urs! Es ist tatsächlich eine Leiche hier! Ruf die Leitstelle!“ „In Ordnung!“, kam die Antwort und man hörte, wie jemand davon rannte. Der anwesende Polizist widmete seine Aufmerksamkeit wieder Felicitas. Er bückte sich und nahm einen Aktenkoffer hoch. Felicitas beobachtete ihn dabei genau. Er ist ein Braunbär, kräftig, bedachtsam und ruhig in den Bewegungen, dachte sie. Er scheint nett zu sein, strahlte mit seinen braunen Augen und dem braunen Haar, sowie seinem Auftreten Zuverlässigkeit aus. „Kommen Sie, Dr. Moser, wir gehen nach vorne, zur Innenseite dieser Ruine. Gemeinsam liefen sie die Mauer entlang, bis sie das Ende erreicht hatten. Dort legte er den Koffer auf einem flachen Mauerstück auf und öffnete ihn. Zum Vorschein kam ein Laptop. „Dein Freund und Helfer ganz modern.“ Felicitas war es wieder etwas wohler, da sie nun ausser Reichweite der Leiche war. Er klappte den Laptop auf und starrte auf den Bildschirm: „Sie haben also diese tote Frau gefunden. Erzählen sie mir doch bitte weshalb Sie überhaupt hier sind .Es ist ja nicht gerade ein lauschiges Plätzchen.“ Felicitas merkte, dass Sie schwitzte und zog die dicke Regenjacke aus. Wenn nicht alles noch so klatschnass gewesen wäre, hätte man nie denken können, dass eben noch ein starkes Gewitter über ihnen gewesen wäre. Alle Wolken waren verschwunden und die Sonne schien. Der Sonnenschein liess die Ruine und ihre Umgebung nun viel freundlicher erscheinen. Es könnte ein ganz normaler Nachmittag sein – ja, wäre da nicht diese tote Frau dort unten. Felicitas schauderte: „Normaler weise spaziere ich auch nicht hier. Doch ich war über den Mittag bei meiner Freundin Maria Hug. Nach dem Essen wollte ich noch einen kleinen Spaziergang mit meinem Hund Romeo unternehmen und nahm dabei gleich die Hündin von Frau Hug mit. So landete ich also hier. Plötzlich brach dann dieses Gewitter los und die beiden Hunde waren weg. Das war so gar nicht typisch für die beiden. Alles Rufen brachte leider nichts und so kroch ich unter meinem Versteck hervor, ich hatte Schutz vor diesem starken Gewitter Gesucht, und machte mich auf die Suche nach ihnen. Plötzlich tauchte Romeo auf. Er lief aber gleich wieder weg – ich hinter ihm nach… ja…“, Felicitas stockte, denn ihre Landung auf der Leiche zu erwähnen war ihr ein bisschen peinlich. Der Polizeibeamte hatte bis hierhin alles protokolliert, nun wandte er den Kopf Richtung Felicitas: „Ja… und wie weiter?“ Felicitas druckste noch einen Moment herum, dann gab sie sich einen Ruck:“ Also es war so, ich rutschte bei der Böschung oben aus und fiel kopfüber hin, nun, ich landete direkt auf der Leiche.“ Die Hände die die Tastatur des Laptops bearbeiteten, blieben in der Luft hängen. Der Polizist blickte nicht auf, doch man hörte am Zittern der Stimme, dass er ein Lachen unterdrücken musste: „Sie landeten bitte wo?“ - „Auf der Leiche, Sie haben schon richtig gehört.“ Felicitas fand das gar nicht lustig. „Deshalb werden wohl einige Spuren verwischt sein. Bis ich nämlich wieder auf den Beinen war, dauerte es eine Weile. Ja, dann habe ich im Schrecken zuerst meine Freundin Maria Hug angerufen – und dann erst bei der Polizei, sorry! Felicitas zuckte entschuldigend mit den Schultern. Sie taumelte leicht. Die Hand des Polizisten schoss vor. Stützend ergriff er ihren Oberarm: „Hoppla, geht es noch? Wir sind gleich fertig.“ - „Ja sicher. Ich bin einfach ziemlich müde. Man findet schliesslich nicht jeden Tag eine Leiche.“ Bevor der Polizist antworten konnte, rief eine Stimme: „Peter! Hier ist eine Frau Hug! Sie behauptet, die Freundin unserer Zeugin zu sein.“ Der Kollege des Protokoll führenden Polizisten erschien auf der Bildfläche, im Schlepptau hatte er Maria. Diese umarmte Felicitas heftig: „Meine Güte, Felicitas, wie siehst Du denn nur aus! Was ist denn passiert?“, sie schaute sich schaudernd um, „und wo ist die Leiche?“ Moon hatte unterdessen ihr Frauchen erkannt und sprang nun vor Freude überschäumend an ihr hoch. Maria musste Felicitas loslassen um ihren Hund zu bändigen. Als ihr dies gelungen war, streckte sie dem Polizisten ihre Hand entgegen: „Ich bin Maria Hug, eine Freundin von Dr. Moser.“ Erst jetzt wurde es dem Polizisten bewusst, dass er sich vergessen hatte, vor zu stellen. Ein bisschen verlegen sagte er: „Guten Tag, ich bin Peter Maier“, er erwiderte den Händedruck, „wir sind gleich fertig. Dr. Moser ist müde, durchnässt und völlig am Ende. Es wäre sehr nett von Ihnen, wenn Sie Dr. Moser nach Hause begleiten könnten.“ – „Ja sicher, deswegen bin ich ja hier.“ Polizist Maier nickte mit dem Kopf: „Danke sehr, Frau Hug. So, Dr. Moser, nun brauche ich nur noch Ihre Adresse und Telefonnummer, dann können Sie gehen. Morgen werden sich dann zwei unserer Fahnder bei Ihnen melden.“ Felicitas gab die gewünschte Auskunft, verabschiedete sich dann und machte sich mit Maria auf den Weg nach unten. Maria war mit ihrem Auto so nah wie möglich gefahren, sie riskierte sogar eine Busse. Felicitas stützte sich auf sie und so erreichten sie schliesslich den Wagen. Bei der Ruine oben hörten sie den Polizisten Maier noch rufen: „Seid ihr das von der Kriminaltechnik? Ja? Okay, wir sind hier oben, es ist schwieriges Gelände.“ Maria hatte unterdessen Felicitas in den Wagen geholfen, die Hunde hinten rein gepackt und war selbst eingestiegen. Ein kurzer Blick traf Felicitas, bevor sie den Wagen startete, dann: „Handelt es sich bei der Toten wirklich um diese Frau Schwarz?“ Felicitas antwortete mit geschlossenen Augen: „Ja, jemand hat sie erschlagen, mit einem grossen Stein.“ Felicitas konnte die Angst in Marias Augen wegen den geschlossenen Augen nicht sehen. „Entschuldige, Maria, aber im Moment mag ich nicht darüber reden. Bringst Du mich zu meinem Wagen? Ich möchte nur noch nach Hause, duschen und dann schlafen. Morgen habe ich wieder sehr viele Patienten auf der Liste – und ich muss sogar meinen freien Nachmittag streichen, weil heute alles schief lief. Hanna…“ Felicitas öffnete ruckartig die Augen: „Verdammt! Hanna ist immer noch in der Praxis. Sie hat gesagt, dass sie auf mich wartet.“ Schnell griff sie nach ihrem Handy: “Hanna, ja ich bin es… Es tut mir so leid, aber ich bin völlig fertig… Ja, ich weiss, dass Du immer noch in der Praxis bist. Ich bin jetzt auf dem Heimweg… Nun höre doch mal… ich habe eine Leiche gefunden… Ja genau, eine Leiche, erst jetzt konnte ich mich melden… Bitte, Hanna, hab Verständnis, ich möchte nur noch ins Bett… Nein, ich komme schon zurecht… Ja, ich erzähle Dir alles morgen, doch ich arbeite morgen. Dir auch einen schönen Abend… und Hanna, danke für alles, Tschüss.“ Sie verstaute das Handy wieder in der Hosentasche. Dabei fiel ihr Blick aus dem Fenster: „Maria, Du bist ja schon an Deinem Haus vorbei gefahren.“ Erstaunt drehte sich Felicitas zu Maria um. Diese meinte lächelnd: „Felicitas, Du bist nicht mehr in der Lage selbst zu fahren. Urs und ich bringen Deine Wagen dann später runter. Keine Angst, wir stellen ihn nur ab und gehen gleich wieder. Du brauchst jetzt unbedingt Schlaf. Wie auch Hanna, kann ich warten bis morgen, um näheres zu erfahren.“ Tränen traten Felicitas in die Augen: „Wie habe ich nur so eine gute Freundin verdient?“ Ein leichter bitterer Klang lag in der Stimme Marias als sie antwortete: „Bin ich das? Ich hoffe Du denkst auch später noch so.“ Ein durchdringender Blick traf Maria: „Wie meinst du das?“ Doch Maria schüttelte nur den Kopf.

Der Burgenmörder

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