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Endgültig zerrüttet

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Helene bekam Karl kaum mehr zu Gesicht, denn entweder war er in der Firma oder bei einer seiner Liebschaften. Ab und zu kam Ed vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Er brachte sie zu Arztterminen, ging einkaufen und hielt Helene fest, wenn sie vor Kummer weinte. Er war der einzige, der sich als Freund bewährte. Helene vertraute Ed all ihre Sorgen an, selbst über Karls Verhalten sprach sie mit ihm.

Mancher würde denken, es wäre die ideale Gelegenheit seine Liebe zu gestehen, doch Ed wollte die Situation nicht ausnutzen. Beziehungen, die aus Kummer entstehen, gingen meist in Brüche, also würde er noch abwarten. Es lag ihm fern ein Trostpflaster zu sein, welches nach Abheilen der Wunde wieder weggeworfen wird.

Es dauerte zwei Jahre bis sich Helenes Zustand langsam besserte. Karls nächtliche Ausflüge waren nicht gerade förderlich für die Erholung seiner Frau. Sie fühlte sich nach wie vor von ihm in Stich gelassen, womit sie auch Recht hatte.

Als Helene wieder kräftig genug war, verlangte sie von Karl die Scheidung. Womit sie nicht gerechnet hatte, war, dass er nicht einwilligte. Niemals wollte er die Trennung. Er schrie seine Frau an und erinnerte sie an ihre Verpflichtung die sie mit der Heirat einging. Eine Scheidung kam für ihn nicht in Frage. Für ihn war es eine Verbindung bis in den Tod.

Helene schaute ihn mit aufgerissenen Augen an. Wann war ihr Ehemann blos so verrückt geworden? Hatten doch weder er noch sie wirklich etwas von dieser Ehe. Alles, was sie verband, war bereits verloren gegangen.

Ed meinte, sie sollte beharrlich sein. Irgendwann käme die Zeit, in der Karl wieder vernünftig denken konnte und in die Scheidung einwilligte. Zumindest hoffte er darauf.

Einige Zeit später fand Helene heraus, dass Karl eine seiner Liebschaften schwängerte. Er hielt nicht hinter den Berg damit, meinte, warum Helene sich derart darüber aufregte, sie konnte ihm ja kein Kind mehr schenken. Sie sollte einfach sein außereheliches Kind akzeptieren. Wie stellte er sich blos ein weiteres Zusammenleben vor?

Karl erwartete, dass sich seine Ehefrau mit ihm freute, immerhin wurde er Vater. Merkte er nicht, wie abartig sie sein Verhalten empfand?

Monate danach stand er plötzlich mit einen Baby am Arm im Wohnzimmer. Er erzählte Helene von seinem Plan, das alleinige Sorgerecht einzuklagen und dann könnte sie den Kleinen als ihr eigenes Kind adoptieren. Helene war fassungslos. Dachte er wirklich, das würde ihre Ehe wieder in Ordnung bringen? War das etwa die ganze Zeit über sein Plan?

Obwohl Helene über den Vorschlag geschockt war, wollte sie darüber nachdenken.

So viel wie an diesem Abend hatten die beiden schon lange nicht mehr miteinander geredet.

Nächsten Tag machten sich die ersten Zweifel breit. Helene bemerkte, dass sie Überwindung zu groß war. Das Kind konnte zwar nichts für die Umstände, aber sie würde es nie wie ein eigenes lieben können. Zudem war viel zwischen ihr und Karl passiert. Sie konnte ihm einfach nicht verzeihen.

Karl klagte währenddessen das alleinige Sorgerecht ein. Die leibliche Mutter war alleinstehend und arbeitslos. Er sah sich bereits als Gewinner. Dem Richter erzählte er, dass Helene und er das Kind gemeinsam aufziehen würden. Helene dementierte dies jedoch, was das Gerichtsverfahren ins Stocken brachte.

Karl begann erneut täglich den Bogen zu überspannen und was schließlich das Fass zum Überlaufen brachte, war, als eine fremde Frau mit einem kleinen Kind vor der Türe stand.

Sie wollte Karl sprechen, weil er für sein Kind zahlen sollte. Also ein zweites Kind war Helene dann wirklich zu viel, sie reichte die Scheidung ein.

Karl stürmte mit dem Brief vom Anwalt in der Hand ins Haus. Er drohte, Helene zu zerstören, wenn sie den Antrag nicht sofort zurückziehen würde. Sie tat es dennoch nicht.

Die Streitereien vor Gericht zogen sich drei Jahre hin. Helene schöpfte bei ihren Therapiegesprächen Kraft für diese schwierige Zeit.

Inzwischen hatte Karl drei Kinder von unterschiedlichen Frauen. Da er gerade in Scheidung mit Helene lebte, waren die Anträge auf das alleinige Sorgerecht chancenlos. Er redete auf seine Frau ein, dass er nur mit den Frauen schlief, um ein Kind für sie gemeinsam zu haben. Er meinte doch wirklich, er hätte es für seine Ehefrau getan. Langsam zweifelte Helene gänzlich an Karls noch übrig gebliebenem Verstand.

Im Haus wurde es immer unerträglicher. Karls Kinder füllten die Räume mit lautem Geschrei. Ständig krabbelte ihr ein kleines um die Beine und wollte sich hochziehen. Der Geruch von vollen Windeln biss in der Nase. Helene versuchte die Kinder nicht zu beachten. Schließlich mochte sie Kinder, wenn sie ihr ins Herz schlichen, würde sie vielleicht weich und hätte zu wenig Kraft für den Scheidungskrieg. Es dauerte nicht lange und die dazugehörigen Mütter saßen im Wohnzimmer. Sie zickten sich gegenseitig an, stritten wer das klügste Kind hatte und zu welchem sich Karl am stärksten hingezogen fühlte.

Am liebsten wäre Helene aus dem Haus ausgezogen. Die Rechtsanwältin jedoch riet ihr davon ab, weil sie ansonsten alle Rechte auf das Haus verlieren könnte. Also blieb ihr nichts anderes übrig als sich vorwiegend in ihrem Zimmer aufzuhalten.

Vor Gericht bestritt Karl Helenes volle Mitarbeit am Unternehmen und dass sie die Firma damals mit ihm aufgebaut hatte. Weil sie zur Gründung der Spedition noch nicht verheiratet waren und die offiziellen Dinge nur auf Karls Namen liefen, fiel Helene schließlich um jegliche Firmenansprüche um. Karl setzte alle Hebel in Bewegung, um Helene zum Rückzug des Scheidungsantrages zu zwingen. Irgendwann reichte es dem Richter und er sprach das Urteil aus. Karl war verpflichtet Helene Unterhalt zu zahlen und ihr eine Wohnung zu organisieren. Abfindung bekam sie keine, weil sie offiziell lediglich als Teilzeitkraft beschäftigt war, da musste sich der Richter leider nach den vorliegenden Fakten richten.

Da Karl immer noch daran festhielt, Helene das Leben schwer zu machen, suchte er eine Bleibe von der er genau wusste, dass sie sich nicht wohl fühlen würde. Er war sicher, sie könnte nicht ohne ihn überleben, war sogar davon überzeugt, sie würde eines Tages vor seiner Türe stehen und ihn anflehen, wieder nach Hause kommen zu dürfen. Im Notfall müsste er halt nachhelfen …

Eine mysteriöse Entführung

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