Читать книгу Schinkengang - Gaby von der Heydt - Страница 3
Оглавление06.04.2011:
Es ist 21.00. Die Tür öffnet sich, die Ärztin kommt herein. „Es geht los“, sagt sie. Mitgebracht hat sie einen großen Blutbeutel, den sie jetzt an den Infusionsständer hängt. 880 ml seien es, erzählt sie.
Jetzt ist es also so weit. Auf die Knochenmarktransplantation bereite ich mich seit Monaten mental und praktisch vor. Nach ca. drei Monaten Aufenthalt im Städtischen Krankenhaus und vier Chemotherapien soll nun hier in der Spezialklinik der letzte Schritt zur Heilung erfolgen.
Es ist still im Zimmer, draußen nächtliches Dunkel.
Dunkelrot ist auch das Blut, ich muss spontan an Ochsenblut denken. Vor Jahren kaufte ich bei einem Antiquitätenhändler eine alte Holztruhe. Er erzählte mir begeistert, dass diese Truhe damals in Ochsenblut getaucht und somit bombenfest versiegelt worden sei. Seine Begeisterung sprang auf mich über und seither habe ich eine positive Assoziation, was Ochsenblut angeht.
Ich stelle mir intensiv vor, dass dieses „Ochsenblut“, nämlich Knochenmark, in mir ein kräftiges Immunsystem aufbaut und die Krankheit wirksam bekämpft. Kraftvoll sieht die Infusion aus und genauso soll sie auch wirken, bitte!
„Haben Sie einen Glücksbringer?“, fragt die Ärztin und blickt auf meine Hände, in denen ich das Geschenk meines Onkels halte. Ich erzähle, dass mein Onkel, der in Singapur lebt, mir bei seinem letzten Besuch diesen Talisman mitgebracht hat. Darauf zu sehen ist ein Drache, der mich beschützen soll. Ich finde, das passt doch gerade in diesem Moment.
Einige Tage später: Mir machen immer noch die Nachwirkungen der Chemo zu schaffen, sprich mir ist oft übel. Die Schwestern sagen, das sei normal. Meine Schwester hat mir gesalzene Chips mitgebracht, die ich essen darf, ein Lichtblick.
Von einem Bekannten bekomme ich heute eine Mail. Er schreibt, im letzten halben Jahr sei viel passiert. Da kann ich mithalten, denke ich.