Читать книгу Ohne die Tat ist alles nur Geplapper - Galsan Tschinag - Страница 12
MEINE VORBILDER
ОглавлениеDie große Frau Pürwü, meine Schamanin, wird mir immer Vorbild bleiben. Sie ist mein Leuchtstern. Jeder, der aus seinem Leben etwas machen will, sollte sich solche leuchtenden Sterne suchen.
Ich habe mir zeitlebens immer mächtige Vorbilder zugelegt, wie den großen Universalisten Goethe, den berühmten sperrigen tauben Beethoven und unseren heiligen Berg Haarakan, den Unnennbaren. Dann habe ich diese Dreiheit um weitere Geschwister-Glieder erweitert und zu einer schier unübersichtlich großen Geisterfamilie ausgebaut. Zu ihren markantesten Mitgliedern gehören der liebe Buddha, der arme Jesus, die kleine Jeanne d`Arc, der große Gandhi, der gütige Albert Schweitzer, der geniale Albert Einstein, der göttliche Mozart und viele, viele andere. Das sind alles Geister, die nicht nur über die menschlichen Grenzen Hinausgegangen sind, sondern auch mit mir, dem Irrenden und Suchenden im Grenzgebiet zwischen Hellsinn und Wahnsinn, irgendwie verwandt erschienen. So göttlich groß sie sich mir als Geister auch gebärdeten, herz- und nierennah waren sie mir als Menschen. So zum Beispiel der Wunderknabe aus Salzburg. Das vom Schöpfer zerbrechlich gebaute, ständig kränkelnde Genie hatte schon sehr frühzeitig so Gewaltiges erschaffen, als wenn ein höheres Wesen ständig auf ihn geschaut und über seine zarten Fingerchen jene überirdischen Melodien wie aus einem Füllhorn heruntergeschüttet hätte.
die große Pürwü,
der universelle Goethe,
der sperrige Beethoven,
der heilige Berg Haarakan,
der liebe Buddha,
der arme Jesus,
die kleine Jeanne d`Arc,
der große Gandhi,
der gütige Albert Schweitzer,
der geniale Albert Einstein,
der göttliche Mozart
Obwohl er ein Drittel seiner kurzen Lebenszeit auf Reisen vergeuden und auch ein Großteil der restlichen Jahre, mit Chinin vollgestopft, gegen Fieber und Schwäche ankämpfen musste, hat er es vermocht, was Bleibendes zu erschaffen und den Gipfel des Ruhmes zu erklimmen. Wenn er bei all den Widernissen es geschafft hat, warum soll ich kerngesunder Mensch es in meiner so reichlich vorhandenen Zeit nicht schaffen? Und wer so lebt, wie ich gerade lebe: ständig vor sich einen der höchsten und schönsten Berge der Erdkugel, und dieser bewacht von zwei Genies, Beethoven und Goethe, alle drei in Atemnähe und Blickkontakt, dann muss derjenige schon andere Dimensionen vom Sinn seines Lebens auf Gottes Erde bekommen. Da denke ich, das ist wie ein Mantra in mir, weißt du, aus drei Richtungen auf mich zufließend: Ruhe, Ruhe, Ruhe – es wird schon werden!
Was der übellaunige Beethoven mit seinem unheilbar beschädigten Gehör nicht alles an Erniedrigungen hat spüren und erleben müssen! Welche Schmähungen Goethe mit seiner ungebildeten Christiane und seinen kirchenfeindlichen Ansichten hat hören und lesen müssen! Und welche Entweihungen unser heiliger Berg hat ertragen müssen! Wie viele unwürdige Alpinisten haben längst auf seinen heiligen Scheitel gepisst und geschissen, und das wird so weitergehen. Aber ich muss nicht auf seinen Scheitel treten, um mich besser zu fühlen, wichtiger zu erscheinen, als ich bin.
Hier unten sitzend, am Fuße dieses Heiligtums wohnend, weiß ich, wir sind eins. Zweige entzweien, Zweige sind Zweiheit, Dreiheit, Vierheit, Vielheit, aber der Stamm, der Wurzelstock sind eins, denke ich. Und das gibt einem Ruhe.
»ICH WILL GESCHICHTE MACHEN. DIE MENSCHEN HALTEN MICH FÜR VERRÜCKT. ZUNÄCHST FAST ALLE, ZUM SCHLUSS NUR NOCH WENIGE. ICH WEISS, WAS ICH TUE, UND KEIN GEREDE IST IM STANDE, MICH VON DEM WEG ABZUBRINGEN, DER VOR MIR LIEGT.« Anfangszitat aus „Die Karawane“