Читать книгу Versuchung - Gela Bayer - Страница 6
ОглавлениеImmer wieder war ich in Gedanken bei Niko. Ob er anruft? Ob er mich als leichte Beute sah? Ob er eventuell verheiratet ist, mit 3 Kindern, ja wahrscheinlich. Ring hatte ich keinen gesehen, aber das beweist garnichts. Ich tue mich schwer private Fragen zu stellen. Er stellte auch keine. Also was solls.
Begriff meine Emotionsralley nicht. War nie schnell kopflos, früher.
Nach dem Frühstück machte ich mich ans Aufräumen meiner Wohnung.Die habe ich mir vor gut ca.2 Jahren gekauft.
Mußte damals darauf achten, daß Phillip, mein Sohn, auch Platz hat.Wollte ihn aber nicht direkt in meiner Wohnung haben, wegen beiderseitiger Wahrung unserer Freiräume. Deshalb entschied ich mich für eine Maisonette-Wohnung, ziemlich nah zur City, aber dennoch ruhig gelegen.Phillip verdiente damals nur bescheiden, er hatte sich zum Ersatzdienst gemeldet, wurde sogenannter „ZIVI“. Zivildienst, statt Bundeswehr. Zu der Zeit war er 19 Jahre, hatte eine wirklich süße Freundin, die dann auch zu ihm in die von mir ausgebaute Mansarde zog. Alles war bestens.
Wandte mich den Aufräumarbeiten zu und leerte das schwarze Wildledertäschen mit goldenen kleinen Nieten übersät. Diese Abendtäschen sind ziemlich unpraktisch, nichts hat wirklich Platz. Meinen Ausweis samt Geldscheinen konnte ich nur lose unterbringen.Kosmetika soweit fürs Nachschminken nötig. Lippliner, Kajal u.ein Flacon Parfüm von Bulgari und einen Stilkamm. Dabei sah ich die restlichen Jetons die ich nachts im Casino schnell in die Tasche warf.
Nicht mal umgetauscht habe ich sie, in meiner Verzauberung. Oh Gott Juliette...
Oben, in der Maisonnette, war es still. Meine „Jungen“ schliefen bestimmt noch. Mein Sohn Philipp mit seiner süßen Freundin. Sie waren bei Freunden auf eine Party eingeladen.
Da läutete das Telefon, es war eine Bekannte, sie wollte gutes neues Jahr wünschen. Ertappte mich, daß ich im Hinterkopf irgendwie Niko erhofft habe. Nein, hör auf Juliette, das wäre total verfrüht. Meistens wird nach solchen Dates paar Tage gewartet. Warum eigentlich? Weil man nicht zugeben will, daß am nächsten Tag noch Interesse besteht? Aus Stolz? Blöde Welt, denke ich beim Aufräumen, alles Makulatur auf Erden, hier.
Schüttelte diese Gedanken ab, dachte schon wieder an meine Arbeit, die mich derart beherrschte weil
a) viel zu planen und zu regeln war,
b) weil sie meine Existenz und somit als alleinerziehende Mutter, nach meiner Scheidung von vor 9 Jahren, lebensnotwendig war und
c) weil ich diesen Beruf liebte.
d) es eine Bestätigung war etwas allein auf die Beine stellen zu können, autark zu sein.
Bei der Scheidung von meinem 2. Ehemann, war die Differenz zu unseren Einkommen ziemlich gering. Aus Stolz sagte ich zum Richter: Ich will von diesem Mann keinen Pfennig. Insgeheim versprach ich mir keine Kalamitäten bzgl. Unterhalt, Geldern, es war wie erkaufte Ruhe, statt möglichem Terror. Ich wollte selbstbestimmt sein. Frei, unabhängig.
Nun rief ich endlich meine Schwiegermutter an. Sie war wie ein Eckpfeiler in meinem Leben. Garnicht schwiegermuttermäßig, im landläufigen Sinn, sie war einfach super. Wir verstanden uns von Anbeginn so gut, mit meinem Schwiegervater auch, er war Vaterersatz für Phillip,meinem Sohn, weil sein Erzeuger nie mit ihm Zeit verbracht hatte, Opa war immer da wenn z.B. Phillips Fahrrad repariert werden mußte u.allen Dingen für die sonst Väter zuständig sind. Er starb vor vielen Jahren. Es war grausam, er fehlt uns noch heute.
Also, ich hatte meine Schwiegermutter am Telefon, wir tauschten Neujahrsglückwünsche aus, quatschten eine Weile, erzählte ihr was ich gestern überraschend erlebt habe. Sie lachte und meinte: „Schüüliie,“ so nannte sie mich, „das war gut daß du weggefahren bist, arbeitest das ganze Jahr soviel, der Mensch braucht Ausgleich zu den Pflichten.
Was machst du heute Abend?“ Ich darauf: „Hab keinen Plan, kümmere mich um meine Wohnung,Wäsche und so Kram.“ Sie zu mir: „Magst zu mir kommen, brauchst nicht kochen auch noch und wir machen uns einen netten Abend.“ Spontan sagte ich zu. Mit ihr ist es immer schon entspannt und unterhaltsam gewesen.
Welch gnädiges Schicksal, wie ausgleichend, zu meinem damaligen Mann. Diese Frau war fast mehr als eine Mutter. Immer auf meiner Seite, verständnisvoll.
Meine eigenen Eltern viel zu früh verloren. Mutti starb an meinem Geburtstag, sie hat sich mit unerklärlicher Willenskraft bis zum Morgen meines Geburtstags gehalten. Die Nachtschwester sagte mir nach ihrem Tod: „Ihre Mutter fragte mich: Welches Datum haben wir heute?“ Die Schwester ging kurz aus dem Zimmer, als sie wieder kam, lag meine Mutter mit leichtem Lächeln im Gesicht, tot im Bett. Sie hatte auf d e n Tag hingelitten, ihr Ziel erreicht und ist hinübergegangen in die lichten Sphären. Seit vielen Jahren pflege ich mit Hingabe das Elterngrab. Ach, meine liebe Mamina...
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