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»Aber die Schratt darf’s nicht wissen« Der König von Bulgarien

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König Ferdinand I. von Bulgarien (1861–1948)

Dass die Eifersucht Franz Josephs im Falle Wilczek berechtigt war, ist geklärt. Doch auch des Kaisers Misstrauen bezüglich des Bulgaren hatte einen realen Hintergrund. »Der Bulgare«, wie der Kaiser ihn stets nannte, war Ferdinand von Sachsen-Coburg, seines Zeichens Fürst und später König von Bulgarien. Der temperamentvolle und geistreiche Aristokrat – er stammte aus dem Wiener Zweig des Hauses Coburg – war um acht Jahre jünger als die Schratt und ein Theaternarr, der keine Gelegenheit ausließ, um nach Wien zu reisen und hier die »Burg« zu besuchen.

Und die Schratt.

Bei seiner Vorliebe für Schauspielerinnen dürfte sie nicht sein einziger Schwarm gewesen sein. Der Schauspieler Hugo Thimig notiert in seinem Tagebuch, »dass der König von Bulgarien in die Marberg verschossen ist, aber die Schratt darf s nicht wissen«. Die spätere Hofschauspielerin Lilli Marberg war damals gerade zwanzig Jahre alt, konnte der Schratt allerdings beim »Bulgaren« keine echte Konkurrentin werden – zu groß war die Zuneigung, die der König für seine »Kathi« empfand.

»Ja, der König von Bulgarien hat die Tante wahnsinnig verehrt«, erinnerte sich die Schratt-Nichte Katharina Hryntschak. »Kaum war er in Wien, ist er schon zu ihr nach Hietzing gekommen – wobei er seine Kinder nicht selten mitgebracht hat.« Kaiser Franz Joseph reagierte immer verärgert, wenn es um die innige Beziehung der Schratt zu dem – auch ihm freundschaftlich verbundenen – König ging. Als er erfuhr, dass die Schratt im Juni 1890 zur gleichen Zeit in Karlsbad zur Kur weilte wie Ferdinand, reagierte er mit den Worten »Beneidenswerther Fürst!«

Dass die Eifersucht auch in diesem Fall berechtigt war, lässt einer der wenigen erhalten gebliebenen Briefe, die Ferdinand an die Schratt richtete, zumindest erahnen: »Bin um 4 Uhr in Wien«, schreibt er am 27. Juni 1891, »und erwarte Deine Befehle; Kathi, ich bitte Dich, sei gut zu einem armen unglücklichen gebrochenen Menschen, lass mich bei Dir Kraft und Muth schöpfen und mein Herz bei Dir ausschütten!«

Der Kaiser hofft, die »Nummer eins« bei der Schratt zu bleiben

Der Kaiser schien sich damit zu trösten, dass er – trotz des charmanten und viel jüngeren Fürsten – hoffen durfte, die »Nummer eins« bei der Schauspielerin zu bleiben. Doch so richtig zufrieden war Franz Joseph erst, als er 1893 ein Telegramm erhielt, in dem ihm die Vermählung des »Bulgaren« mit Marie-Prinzessin von Bourbon-Parma – einer Halbschwester der späteren Kaiserin Zita – offiziell verlautbart wurde. »Unser Freund wäre also glücklich versorgt und das Weitere steht in Gottes Hand.«

Der Kaiser hatte sich zu früh gefreut: Die Verbindung des Königs zur Schratt blieb auch nach dessen Eheschließung aufrecht. Als die Schauspielerin – noch dazu nach längerem Auslandsaufenthalt – endlich wieder in Wien eintraf, war sie verkühlt und konnte den Kaiser nicht treffen – während Ferdinand von Bulgarien sehr wohl zum Besuch zugelassen wurde. Also schreibt Franz Joseph am 30. März 1894 neiderfüllt: »Freilich sind zweistündige bulgarische Audienzen kein Mittel, um die Heiserkeit los zu werden.« Der Brief endet mit den Worten: »In schmerzlicher Sehnsucht und mit 1000 Grüßen Ihr müder und trauriger Franz Joseph.«

Der Kaiser nützte jede Gelegenheit, um seine Rivalen mit kleinen Sticheleien zu verunglimpfen. Als ihm der Bulgare am 7. März 1898 in der Hofburg einen Besuch abstattet, schreibt Franz Joseph an die Schratt: »Er ist sehr dick und nicht schöner geworden.«


Ein weiterer Verehrer der Katharina Schratt: König Ferdinand I. von Bulgarien

Dass die populäre Schauspielerin neben Kaiser Franz Joseph I. noch andere Liebschaften hatte, sprach sich in Wien, der Stadt des Kaffeehaustratsches, herum. Nur damit ist ein Witz zu erklären, der in jenen Tagen kursierte: »Hast schon g’hört? Die Schratt is’ narrisch worden!«

»Wieso?«

»Sie hat dem Franz Joseph g’sagt, er ist der Erste!«

»Da alles Interesse von mir nur bei Eurer Majestät ist …«

Dass er der Erste war, wird Franz Joseph wohl nicht angenommen haben, aber der Einzige zu sein, das hat ihm die Schratt zumindest vorzuflunkern versucht. Dies geht aus einem Brief hervor, den sie ihm von einem Kuraufenthalt nach Schönbrunn schickte: »Auch der kleine schwarze Graf, mit dem ich von Eurer Majestät ungerecht verdächtigt wurde, ist da – aber wenn er wirklich tausendmal schöner und gescheiter wäre, so könnte ich mich doch nicht für ihn interessiren, da alles Interesse von mir nur bei Eurer Majestät ist. Einige Male versuchte er sich mir zu nähern, da ich aber unempfänglich für seine schöne Rede blieb, hat er mich wieder aufgegeben.«

Es war ganz anders

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