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VORWORT

K ennen Sie den Film „Der Club der toten Dichter“ aus dem Jahre 1989? Robin Williams spielt einen Lehrer, der seinen Schülern beibringt, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. So schlägt er zum Beispiel vor, auf die Tische zu steigen und alles aus einer geänderten Perspektive zu betrachten. Eine solche neue Sicht möchte ich Ihnen mit diesem Buch auch bieten.

Unser Thema ist die Angst. Die Neurowissenschaft zeigt uns, was im Gehirn genau passiert, wenn man Angst hat. Die Nervenzellen bauen dabei einen Weg, der es Ihnen ermöglicht, diesen bei der nächsten gefährlichen Situation wieder einzuschlagen. So vergeuden Sie keine Zeit mit langem Nachdenken, sondern spüren Ihre Angst sofort. Denken Sie an die Begegnung mit einem freilaufenden Löwen.

Davonlaufen ist in dieser Situation eine sehr gute Idee. Blöd ist aber, dass das Gehirn diesen Weg ebenso vorschlägt, wenn eine Gefahr – vielleicht auch nur ansatzweise irgendwann, sofern alles schiefgeht – drohen könnte. Es ist dabei egal, ob diese Situation jemals wirklich eintritt und ob es überhaupt eine reale Gefahr gibt.


Dieses Lernen im Gehirn schafft fixe Bahnen, die dann ständig eingeschlagen werden. Auf einmal hat man in verschiedensten Situationen Angst. Dabei kann es sein, dass man sich gar nicht mehr an die Begegnung mit dem Löwen erinnern kann. Selbst wenn Sie sich erinnern können, schaffen Sie es willentlich nicht, aus dem Reaktionsmuster auszusteigen. „Ich weiß ja, dass ich keine Angst vor der Katze zu haben brauche, aber die Angst ist einfach da und überwältigt mich.“ Solche Gedanken formuliert Ihr Frontallappen, ein kleiner Teil der Gehirnrinde, der glaubt, durch ebendieses Denken den Rest des Gehirns und auch den ganzen Körper im Griff zu haben.

Hier, beim Denken, setzt die moderne Angstforschung an. So können Sie in einer Psychotherapie in Gedanken zu dem Moment zurückgehen, in dem Sie den Löwen getroffen haben, und lernen, dass dieser Moment nun vorbei ist und keine Gefahr mehr droht.


Sie können das Erlebte also in aller Ruhe, ohne wirkliche Gefahrensituation, neu interpretieren, einen neuen Weg im Gehirn bauen und dann im Alltag üben, diesen Weg immer öfter einzuschlagen.



Wenn Sie also einer Katze begegnen, nutzen Sie Ihr Denken, um die Angst zu vertreiben! Dabei kann Ihnen eine Psychotherapie oder ein Coaching helfen.


Doch manchmal hat man schon „Angst vor der Angst“, weil diese so schlimm ist. Dann hat man nicht die Kraft, sich tagtäglich immer und immer wieder mit der eigenen Angst auseinanderzusetzen. Vielleicht hat die beste Psychotherapie bereits Wunderbares über Ihre eigene Persönlichkeit ans Tageslicht gebracht, doch die Angst ist noch immer da. Manchmal ist die Angst wie eine riesige Mauer, vor der Sie stehen, und Sie haben keine Ahnung, wie Sie es über diese Mauer schaffen sollen.


In so einem Fall sage ich zu meinen Patienten: „Vergessen Sie die Mauer, drehen Sie sich um und gehen Sie in die andere Richtung!“

„Kümmern Sie sich um Ihren Körper“, sage ich weiter. „Kümmern Sie sich um Ihre Mitte, um Ihren Verdauungsapparat, Ihre Gefühle, Ihre Beziehung. Bewegen Sie sich regelmäßig. Machen Sie alles, damit Sie sich so richtig wohl in Ihrem Körper fühlen, und eines Tages werden Sie merken, dass Sie die Mauer schon weit hinter sich gelassen haben.“

Dabei hilft auch ein Perspektivenwechsel, wie anfangs erwähnt.


Unsere erste neue Perspektive ist die Sichtweise der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Ergänzend sehen wir uns die Philosophie und die Praxis des Yoga an, um schließlich zu unseren Vorstellungen hier im Westen zurückzukehren. Sie werden erkennen, dass der Westen nicht ständig das Rad neu erfinden muss. In China und Indien wurde eigentlich bereits alles gesagt, und das vor etwa 2.000 Jahren. Wenn wir dann von unserer Reise zurückkehren, werden Sie unsere westliche Medizin neu betrachten können. Sie bietet uns die Möglichkeit, sehr schnell einzugreifen und besonders schlimme Situationen abzuwenden.

Alles hat seine Berechtigung, jede Methode ihre Zeit. Wenn es brennt, muss man löschen. Doch unser aller Aufgabe ist es, zu verhindern, dass es überhaupt brennt.

Ich bin Notarzt und Allgemeinmediziner, und wenn ich nicht gerade im Notarztwagen mitfahre und mit unserer westlichen Medizin Leben rette, sitze ich in meiner „Arztpraxis für komische Krankheiten“ und nütze alles an Medizin, was unsere Welt so zu bieten hat. Dabei habe ich mich vor Jahren auf die Traditionelle Chinesische Medizin spezialisiert. Sie hat mich mit meinem Asthma gerettet und sie hilft und rettet viele Menschen, die aus meiner Praxis oder aus der Praxis derer kommen, die bei mir die Ausbildung in TCM gemacht haben.

„Arztpraxis für komische Krankheiten“ deshalb, weil die Patienten zumeist schon viel ausprobiert, viele ärztliche Kollegen der westlichen Medizin konsultiert haben, bis sie schließlich bei uns, meiner Frau und mir, landen. Darum muss ich zumeist mehr bedenken als meine Kollegen, weil das „Normale“ ohnehin schon probiert wurde. Das Ergebnis finden Sie in diesem Buch. Bei Angst ist das nicht anders. Das „Normale“ finden Sie im ersten Teil dieses Buches. Ab dem zweiten Teil geht es um Ihre Hausaufgaben, um alles, was Sie noch zusätzlich tun können, um Ihren Körper, Ihren Atem und damit Ihre Psyche zu stärken.

Wichtig ist, dass Sie lernen zu verstehen, was Ihnen Ihr Körper mit den Beschwerden, die Sie haben, sagen möchte. Ihr Körper und Ihre Psyche meinen es nie böse mit Ihnen. Wir alle verstehen oft nur deren Sprache nicht mehr. Also übersetze ich Ihnen, was er zu sagen versucht. Sie machen dann die Veränderung, der Körper und Ihre Seele fühlen sich gehört und das Symptom verschwindet. Das ist bei Angst nicht anders als bei anderen Beschwerden. Nur dass Sie die Angst oft so einschränkt, dass es schwieriger ist, Dinge wirklich zu ändern. Aber es wird gehen, vor allem auch in Kombination mit den Möglichkeiten, die wir hier im Westen haben. Oft hilft schon eine Pflanze, die bei uns wächst (siehe Kapitel „Über die Mauer“), im Notfall auch ein Medikament (siehe ebenfalls dort), aber wenn schon, dann das richtige!

Das Ziel ist, dass Sie frei sind in Ihren Entscheidungen und dass Sie all Ihre Gefühle, auch die Angst, nutzen können, um die richtigen Schritte im Leben zu setzen.

In diesem Buch male und kritzle ich Skizzen und Bilder, so wie ich es in meinem Unterricht auf der Tafel oder einem Flipchart ständig mache. Sie sind zumeist künstlerisch von fraglichem Wert, aber es sollte genügen, um ein Bild für Ihre Erinnerung zu schaffen und ein Lächeln auf Ihr Gesicht zu zaubern. Fühlen Sie sich also in eine unterhaltsame Vorlesung über Angst versetzt.

Noch etwas möchte ich Ihnen auf diesem Weg mitgeben: Ich sage oft: „Die Chinesen sagen …“ oder „Chinesisch bedeutet das …“. Damit meine ich: „In der Traditionellen Chinesischen Medizin sagt man …“ beziehungsweise „In der Traditionellen Chinesischen Medizin bedeutet das …“. So spricht es sich leichter, so rede ich auch mit meinen Patienten und Studenten.

Ich wünsche Ihnen mit diesem Buch eine spannende Reise zu sich selbst, viele neue Erkenntnisse sowie unterhaltsame Momente und vor allem viele Anregungen für gesunde Änderungen in Ihrem Leben, damit Sie der Angst ein Lächeln schenken können.

Ihr

Georg Weidinger

Frei von Angst durch die Heilung der Mitte

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