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Kapitel 4 Kapitel 4

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Hierzulande sagte man damals : Y-Reisen...wir buchen...Sie fluchen. Jawohl !!! Die Bundeswehr.

Ich hatte mich sehr darauf gefreut. Endlich mal wieder nach den ganzen CurryPommes und Bierexzessen ein Sportprogramm, welches auch noch bezahlt wird. Was will man mehr.

Gut, es war Januar und es war kalt. Landschaftlich war es wunderschön, keine Frage. Auch wenn die Landschaft in den kommenden 3 Monaten überwiegend weiß übertüncht war.

Gut, das wir über 2500 Soldaten waren, die all dies mit mir teilten.

Aber das Beste war, nachdem ich die Fronten mit vermeintlichen Vorgesetzten geklärt hatte und auch noch zum stellvertretenden Vertrauensmann gewählt wurde, hatte ich fast schon die totale Narrenfreiheit.

Und so kam mir in den Sinn auch hier in diesen durchstrukturierten und überaus bürokratischen Ort ein wenig Farbe in musikalischer Form zu installieren.

Was für ein Glück. Ich hatte einen Trompeter in unserem Hause und auch auf dem Dachboden eine große Trommel mit Schellenkranz, sowie den passenden Schlegel dazu.

Ihr könnt euch sicher denken, was jetzt kommt, oder besser kam.

ZAPFENSTREICH. Ihr Auftritt Soldat. 21.50 Uhr sehr zur Freude aller zogen wir immer unsere Runde durch die grün-blaue Gemeinde. Um punkt 22 Uhr war der Spaß vorbei.

" Gute Nacht, Licht aus". Und das war auch gut so, denn auch da brauchte ich schon meinen Promischlaf von mindestens 7,5 Stunden.

Nun, jeder der beim " BUND " war kann ein Lied davon singen, es war nicht immer angenehm. Also kein Ponyhof.

Die Grundausbildung ist ein hartes Brot, wir kauten 3 Monate daran!

Da es Winter war, im schönen verschneiten Harz, gab es auch nicht viel zu lachen bei Temperaturen von Minus 10 Grad morgens um 6. Der Appell konnte auch schon mal länger dauern, wenn wieder irgend ein Schlumpf etwas vergessen hatte, oder nicht schick genug gekleidet war.

Zeitweise kamen wir uns vor wie im Krieg, kurz vor dem Ausrücken an die Front.

Aber kein Vergleich; wir mussten nur ganze 2 Mal über Nacht Outdoor bis zum Morgengrauen verweilen und durften dann ins Warme.

Nun ich habe etwas in dieser Zeit gelernt : " mach alles RICHTIG, dann hast Du Ruhe !"

Zeitverzögerungen bei der Bundeswehr durch Verschulden Anderer, können auch schon mal einige Runden um den Block mit schwerem Gepäck bedeuten.

Oder noch besser : Mit leerem Magen ohne Frühstück mit schwerem Gepäck einen geschmeidigen 20 km Marsch durch Schnee und Eis.. Hmmm. Ganz Toll !!

Aber wie sagt man : Wir haben überlebt !!!

Ja, wir hatten auch jede Menge Spaß. Nicht nur die musikalische Unterhaltung Selfmade vor dem Schlafengehen, sondern auch genug Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung.

Es gab sogar einen Saunabereich mit Solarium, jede Menge Kicker und sogar einen Billardtisch.

Gut, Sport wollte außer mir und einigen Wenigen keiner nach Dienstschluss freiwillig mehr machen. Es gab jedoch auch für diejenigen die Möglichkeit, in einer der zahlreichen Sporthallen noch zu trainieren.

Für mich war es das Größte, dass tatsächlich in einem der Unteroffizierskasinos ein Klavier stand. Unser Stabsunteroffizier und Ausbilder war auch musikbegeistert und hatte mich gefragt, ob ich nicht ab und an gerne im Casino spielen würde.

"Das würde ich sehr gerne", sagte ich. Kurzerhand wurde mit der Heeresleitung alles geklärt und so konnte ich jederzeit auch ins Casino, wenn niemand zugegen war.

Ich erhielt einen Schlüssel und sollte als Ausgleich auch nach dem Rechten sehen.

Aber hey..wir waren beim Bund..hier war immer alles tiptop..keiner wollte freiwillig 20 km marschieren, weil die Gläser nicht alle im Regal standen...

Man muss sich das so vorstellen, wie eine etwas größere Kellerbar mit Tresen, Zapfanlage und Großkühlschrank und einer kleinen Snackauswahl.

Keine Küche, kein Service wie im Kneipenbetrieb, aber sehr gemütlich.

Das Teil wurde immer nur zu bestimmten Tages- und Wochenzeiten geöffnet.

Immer wenn ich am Wochenende nachhause fuhr, berichtete ich stolz meinen Eltern und auch den Freunden und Musikerkollegen davon.

Mal spielte ich auch für die Besatzung im Casino. Die fanden das toll und gaben eine Runde nach der Anderen aus.

Meine Bandkollegen hatten extra den wöchentlichen Probetermin während meiner Grundausbildung auf Samstag und auch künftig gelegt.

Freitagmittag gegen 13.00 Uhr war regulär Feierabend, aber bis wir raus kamen und dann noch die Zugfahrt, konnte es schon 18.00 Uhr werden bis Zuhause.

Die Grundausbildung ging rum wie im Flug und schon stand der Transport in neue Gefilde an.

Man setzte mich "heimatnah " abgestempelt mit meinem grünen Armeesack in blauer Ausgehuniform in den Zug.

Heimatnah bedeutete damals : bis 200 km von zuhause...passt, es waren ca. 190 km.

Nach etwa 4 Stunden war ich am Zielbahnhof angekommen und ein

"Y-Taxi" in grün stand wartend bereit. Ich durfte hinten Platz nehmen, auf der Ladefläche mit Plane. SEXY.

Nochmal 45 Minuten später und wir waren bei meiner neuen Residenz angekommen.

Als ich meinen Marschbefehl und Ausweis legitimierend am

" Empfang" vorgezeigt hatte, verschlug es mir die Sprache.

Auf dem Kasernenhof zum Appell standen ca. 30 Soldaten und vor ihnen der " Spieß ", seines Zeichens der Kompaniefeldwebel:" Achtung! " Augen gerrrradeausss... "Rühren Männer!"

Nun war ich ja 3 Monate auf Perfektion getrimmt, aber das verschlug mir den Atem, bestimmt war auch mein Mund ganz weit geöffnet.

Ich kläre auf...:es war Frühling..es war nicht mehr so kalt..in der angetretenen Reihe standen :

Ein Herr in blau, einer in grün, einer im T-Shirt, einer mit Mütze, offene Schuhe, offene Jacke, einer im Unterhemd, oder waren es zwei, in Feinripp !!

Was fehlte war einer in offener Hose, aber das wollte ich dann doch nicht sehen.

Spitze! Da wusste ich wo die Reise hingeht, spätestens als man mir

" Mein Zimmer " zeigte.

Man glaubt es kaum , es war wie im Hotel. Ein Einzelzimmer, versehen mit 3 Etagenbetten, also freie Auswahl. Meine Kollegen hatten das Zimmer gegenüber, auch zu zweit im 6-Bett Zimmer. Himmlisch.

Kurz nachdem wir eingecheckt hatten wollten wir uns doch ein wenig umsehen. Dienstbeginn war erst am nächsten Morgen um 8 Uhr, so brauchte ich erst mal Orientierung.

Die Kaserne selbst lag wunderschön im Wald mitten auf dem platten Land in der Nähe eines großen Moor- Gebietes auf dem auch der Abschussbereich positioniert war.

In wenigen hundert Metern Entfernung gab es auch eine Zappelhalle mit Restaurant, also Diskothek und besserer Pommesbude integriert.

Sonst war aber außer den Getränke -und Snackautomaten keine Einkaufsmöglichkeit weit und breit. Nur die Werbung vom

SINALCO - Werk konnte man von weitem erkennen.

Und zu allem Überfluss war dann auch noch der Senior seines Zeichens Oberstabsfeldwebel, gefühlte 88 Jahre alt, fast jeden Abend der Lotteriegewinner. Nein nicht SKL, sondern er pumpte alle Bierdosen aus den Getränkeautomaten der Kaserne und bunkerte diese in seinem Kämmerchen, wohl für schlechte Zeiten.

Somit blieben uns dann als Nachtmahl in der Woche nur noch Cola und Fanta.

Meine Aufgabe wurde am nächsten Morgen ganz klar definiert, ich war Section Panel Operator kurz SPO. Das heißt, ich musste vom Abschussbereich im Außenbereich quasi morgens früh vor dem Frühstück in Richtung Raketenbunker aufbrechen, um die Schätze zu warten, damit sie im Ernstfall auch ihre Funktion erfüllen.

Ich hatte auch eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe mit dem Aufrichten und Ausrichten der Fernlenkraketen, die ca.15 m lang waren und eine Reichweite von 500 km hatten.

Es waren Boden-Luft-Raketen, die dann in ihrer zerstörerischen Bestimmung, grenzüberschreitend eine verheerende Wirkung gehabt hätten.

Das Aufrichten wurde mechanisch durchgeführt, die Dinger waren ganz schön schwer. Gleichzeitig an einem Steuerpult sitzend und mit der Kontaktaufnahme zur Radarstation, die sich etwa zwei Kilometer entfernt befand.

Immer wenn keine administrativen Dinge in der Kaserne an standen wurden wir raus in den Abschussbereich geschippert.

War schon spannend und sehr aufregend.

Und dann gab es ja noch etwas, nämlich die Amerikaner! Diese waren mit im Abschuss Bereich aber in einem Hochsicherheitsareal befindlich, da die Jungs das Gleiche an Fernlernkraketen besaßen, aber mit atomaren Sprengköpfen bestückt.

Puuh, das war für uns am Anfang schon ziemlich erschreckend.

Nachdem wir den Amis einen Besuch abgestattet hatten, erfuhren wir, dass dies aber nicht mehr von langer Dauer sein sollte. Das Konzept war veraltet und mit Patriot wurde auf mobile Waffensysteme umgerüstet.

Unsere Aufgabe in den nächsten Wochen bestand darin, die Firmen zu überwachen, die die Kabelschächte und Zuleitungen für die Stromversorgung der Abschussrampen

zurückführten.

Zum Glück gab es auch noch ein Sportprogramm und die eine oder andere Übung mit vollem Marschgepäck, um das leckere Essen aus der Feldküche ordentlich zu verarbeiten.

Neben den Bereitschaftsdiensten und der Wache auch in Kaserne, kamen wir auch mal in die Zappelhalle und konnten viele Informationen im Kopf mit Flüssigkeit löschen.

Eine der schönsten Anekdoten war unter anderem die Völkerverständigung im Bereich Barbecue. Die Jungs aus Amerika, wovon die Hälfte aussahen wie Basketballspieler und Footballspieler, sie waren Meister im Burger braten. Das war ein Hochgenuss, vom Grill diese Gaumengenüsse einzuverleiben, leider viel zu selten.

Die Herren rückten schon nach wenigen Wochen ab und wir waren wieder unter uns. Von ca. 400 Soldaten war noch genau 70 übrig.

Daher hatte ich natürlich auch in meinem Einzelzimmer "Narrenfreiheit" und bekam morgens das Frühstück serviert.

Jedoch immer, wenn im Umkreis von 150 km oder mehr eine Krise befindlich war, mussten wir zusätzlich in den Abschuss Bereich ausrücken. Dieser wurde dann zusätzlich mit elektrischen Zäunen und Hunde Streifen gesichert . Aufgrund der Tatsache, dass ich sehr viele Überstunden gemacht hatte und auch der Abschuss Bereich mit Wochenenden und Sonder- Einsatzdiensten überhäuft war, hatte ich auch schon mal 10 Tage am Stück Urlaub.

Somit durfte ich meine Ausbildung fast zwei Monate eher beenden. Bei vollem Sold und schon vor Ende der offiziellen Grundausbildung konnte ich Bewerbungen für Jobs von meinem Heimatort aus schreiben. Darüber war ich sehr glücklich, einen geregelten Ablauf wieder in meiner gewohnten Umgebung zu haben. Trotzdem habe ich lange von meiner Bundeswehrzeit geschwärmt, da bin ich mit Sicherheit nicht der Einzige.

Faszinierend jedoch ist, dass fast alle Herren in diesem schönen Land gerne regelmäßig jedes Jahr einmal vergessen, wann sie die Dame, die jeden Morgen neben ihnen aufwacht geehelicht haben und wo man sich beim ersten Rendezvous in die Köpfe gebissen hat. Aber von der Bundeswehrzeit ist alles bis ins kleinste Detail jederzeit sofort abrufbar.

Es war spannend, aber trotzdem habe ich nicht die anderen Termine, Daten und Kopfbeisser-Begebenheiten vergessen, soviel steht fest.

Allen

Es gab nach dem bezahlten Sportprogramm auch wieder an der Heimatfront Musik satt und ich war froh, auch mal den einen oder anderen Auftritt als Keyboarder zu haben.

Ein Leben als Doppelgänger - eine unterhaltsame Musikbiografie

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