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Elftes Kapitel

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Inhaltsverzeichnis

In der ersten Zeit nach der Begegnung Landrys mit der kleinen Fadette, fühlte sich dieser etwas bedrängt wegen des Versprechens, das er ihr gegeben hatte. In dem Augenblick, als sie ihn aus seiner Angst erlöst hatte, würde er sich im Namen seiner Eltern verpflichtet haben, alles herzugeben, was es nur Begehrenswertes auf dem Zwillingshofe geben mochte. Als er aber sah, daß der Vater Barbeau Sylvinets Verschwinden aus dem elterlichen Hause an jenem Tage keinen besonderen Wert beilegte und durchaus keine Besorgnis deshalb bezeigte, fürchtete er sehr, daß sein Vater, wenn die kleine Fadette käme die ausbedungene Belohnung zu fordern, sie vor die Thür setzen und ihrer schönen Kunst spotten würde, ebenso wie des ihr von Landry gegebenen Versprechens.

Diese Furcht bewirkte, daß Landry sich vor sich selbst schämte, und in dem Maße, wie sein Kummer sich verzog, kam er zu der Einsicht, daß er sehr einfältig sei, in dem, was ihm begegnet war, eine Zauberei zu erblicken. Es erschien ihm keineswegs ausgemacht, daß die kleine Fadette ihn zum besten gehabt habe, sondern er fühlte recht gut, daß man darüber im Zweifel sein könne, und seinem Vater gegenüber fand er nicht die genügenden Gründe, um diesem zu beweisen, daß er recht gethan habe eine so schwere Verbindlichkeit mit so lästigen Folgen auf sich genommen zu haben. Auf der anderen Seite sah er keinen Ausweg, wie er eine solche Verpflichtung brechen könne, da er sein Versprechen auf Treu und Glauben beschworen hatte.

Aber zu seinem großen Erstaunen hörte er so wenig am Morgen nach der Begebenheit, wie in dem Monat, noch in der ganzen darauffolgenden Jahreszeit von der kleinen Fadette auch nur reden, weder auf dem Zwillingshofe noch in la Priche. Sie erschien nicht bei dem Vater Caillaud, um mit Landry reden zu wollen; auch bei dem Vater Barbeau ließ sie sich nicht blicken, um irgend etwas zu verlangen. Wenn Landry sie von weitem in den Feldern erkannte, ging sie nicht auf ihn zu, ja sie schien ihn nicht einmal zu beachten, was ganz gegen ihre Gewohnheit war, denn sonst pflegte sie allen nachzulaufen, sei's nun aus Neugierde, um sie zu betrachten, oder um zu lachen und mit denen, welche guter Laune waren zu spielen und zu scherzen; oder auch um die Gesetzten und Ernsthaften zu necken und zu verhöhnen.

Das Haus der Mutter Fadet lag in gleicher Entfernung zwischen la Priche und la Cosse; so war es fast unvermeidlich, daß Landry an dem einen oder anderen Tage auf irgend einem Wege Aug in Auge mit der kleinen Fadette zusammentreffen mußte. Und wenn der Weg nicht breit war, würde man sich notwendigerweise die Hand reichen, oder im Vorübergehen ein Wort miteinander wechseln müssen.

Eines Abends, als die kleine Fadette ihre Gänse zu Hause trieb, und der Grashüpfer ihr wie immer auf den Fersen folgte, fand solch eine Begegnung statt. Landry hatte die Stuten von der Wiese geholt und führte sie ganz ruhig nach la Priche zurück. So war es ganz natürlich, daß sie auf dem schmalen Pfade, der von dem Kreuzbusche nach der Strudelfurt hinabführt, zusammentrafen. Da dieser Pfad von zwei Felsenwänden eingeschlossen ist, war an ein Ausweichen gar nicht zu denken. Landry wurde dunkelrot aus Furcht, daß er gleich an sein Wort erinnert werden könnte. Um die kleine Fadette nur ja nicht zu ermutigen, sprang er, sobald er sie erblickt hatte, auf eins der Pferde, und spornte es mit seinen Holzschuhen, um es in Trab zu versetzen. Da aber die Pferde alle im Schritt hintereinander hergingen, konnte das, auf welches er sich geschwungen hatte, trotz alledem sich nicht schneller fortbewegen, als die anderen. Als Landry der kleinen Fadette ganz nahe gekommen war, wagte er es nicht sie anzublicken; er machte Miene sich umzuwenden, als hätte er sehen wollen, ob die Füllen ihm auch folgten. Als er wieder grade vor sich hinblickte, war die kleine Fadette schon an ihm vorüber, ohne ihm etwas gesagt zu haben; er wußte gar nicht einmal, ob sie ihn überhaupt angesehen, oder durch Blicke oder Lächeln dazu aufgefordert hatte, ihr guten Abend zu sagen. Er sah nur, daß Jeanet, der Grashüpfer, der immer ungezogen und boshaft war, einen Stein aufhob, um ihn zwischen die Beine des Pferdes zu werfen. Landry hatte nicht übel Lust ihm einen Hieb mit der Peitsche zu versetzen, aber er fürchtete sich dadurch einen Aufenthalt zu veranlassen und eine Erklärung mit der Schwester herbeizuführen. Er that also, als ob er den Stein gar nicht bemerkt hätte und ritt weiter, ohne sich umzusehen.

So oft Landry der kleinen Fadette begegnete, geschah es jedesmal ungefähr in derselben Weise. Nach und nach faßte er den Mut sie anzusehen; denn in dem Maße wie er älter und vernünftiger wurde, hörte er auf, sich wegen einer so unbedeutenden Angelegenheit zu beunruhigen. Aber, als er es über sich gewonnen hatte sie anzublicken, bemerkte er zu seinem Erstaunen, daß dieses Mädchen absichtlich den Kopf von ihm abwande, als ob sie vor ihm dieselbe Furcht habe, wie er vor ihr. Dies gab ihm seinen vollen Mut zurück, und da er das Herz auf dem rechten Fleck hatte, fragte er sich, ob es von seiner Seite nicht ein großes Unrecht gewesen sei, daß er ihr nie gedankt habe für die überschwengliche Freude, die sie ihm verschafft hatte, mochte nun höheres Wissen, oder nur der Zufall dabei im Spiele gewesen sein. So faßte er den Entschluß, das nächste Mal, wenn er sie wieder sehen würde, sie anzureden. Die Gelegenheit ließ nicht lange auf sich warten, und er ging ihr dann auf zehn Schritte weit entgegen um ihr einen guten Tag zu wünschen und mit ihr zu plaudern.

Aber, als er an sie herantrat, nahm die kleine Fadette eine stolz abweisende, beinah beleidigte Miene an. Als sie sich endlich entschloß ihn anzublicken, that sie dies in einer so geringschätzigen Weise, daß er ganz außer Fassung geriet, und nicht wagte auch nur noch ein Wort an sie zu richten.

Dies war in jenem Jahre das letzte Mal, daß Landry ihr so in der Nähe begegnete, denn von diesem Tage an vermied die kleine Fadette, durch irgend eine besondere Idee dazu bestimmt, ihn so geflissentlich, daß, sobald sie ihn nur von weitem kommen sah, sie sofort nach einer anderen Richtung hin verschwand. Um nur ja nicht mit ihm zusammenzutreffen trat sie dann in ein Gehöft ein, oder sie machte einen großen Umweg. Landry glaubte, sie sei böse, weil er undankbar gegen sie gewesen war; aber er empfand ein so großes Widerstreben, daß er sich gar nicht entschließen konnte irgend einen Versuch zu wagen, sein Unrecht wieder gut zu machen. Die kleine Fadette war keineswegs mit anderen Kindern zu vergleichen. Sie war von Natur nicht mißtrauisch; ja, sie war dies sogar viel zu wenig, denn sie fand ein Vergnügen darin zu Neckereien und Spöttereien herauszufordern. Im Bewußtsein ihrer gewandten Zunge, fühlte sie sich vollkommen gewachsen, darauf erwidern zu können und stets das letzte und das schlagendste Wort zu behalten. Man hatte nie erlebt, daß sie etwas nachgetragen hätte, und man machte ihr den Vorwurf, daß sie nicht den richtigen Stolz habe, der doch jedem Mädchen gezieme, sobald es fünfzehn Jahre zählt und sich als etwas in der Welt zu fühlen beginnt. Sie benahm sich noch immer wie ein mutwilliger Bube. Oft pflegte sie sogar Sylvinet, wenn sie ihn bei seinen Grübeleien überraschte, denen er noch manchmal hingegeben war, durch Neckereien außer sich zu bringen und zum äußersten zu treiben. Wenn sie ihm begegnete, ging sie stets eine Strecke Weges weit hinter ihm her, über seinen Zwillingshof spöttelnd, und ihm das Herz auf die Folter spannend, indem sie ihm sagte, daß Landry ihn nicht liebe und sich über seinen Schmerz nur lustig mache. Der arme Sylvinet, der noch mehr als Landry daran glaubte, daß sie eine Hexe sei, war erstaunt wie genau sie seine Gedanken erraten konnte, und deshalb verabscheute er sie von ganzem Herzen. Er verachtete sie und ihre Angehörigen, und in derselben Art, wie sie bemüht war Landry auszuweichen, so wich Sylvinet dieser bösen Grille aus. Sie werde, wie er sagte, früher oder später dem Beispiel ihrer Mutter folgen, die einen schlechten Lebenswandel geführt und ihren Mann verlassen hatte und schließlich den Soldaten gefolgt war. Kurze Zeit nach der Geburt des Grashüpfers war sie als Marketenderin fortgegangen, und seitdem hatte man nie mehr etwas von ihr gehört. Ihren Mann hatten der Kummer und die Schande unter die Erde gebracht, und so war es gekommen, daß die alte Mutter Fadet genötigt war, sich mit den Kindern zu belasten. Freilich sorgte sie sehr schlecht dafür, teils weil sie zu knickerig war, und teils wegen ihres vorgerückten Alters, welches ihr kaum gestattete sie zu überwachen und für die notdürftigste Reinlichkeit zu sorgen.

Aus allen diesen Gründen empfand Landry, obgleich er viel weniger hochmütig war, als Sylvinet, einen Widerwillen gegen die kleine Fadette. Er bedauerte überhaupt Beziehungen zu ihr gehabt zu haben, und hütete sich wohl irgend etwas darüber verlauten zu lassen. Sogar vor seinem Zwillingsbruder, dem er freilich auch nicht gestehen wollte, in welcher Unruhe er seinetwegen gewesen war, hielt er dies sorgfältig geheim. Sylvinet seinerseits sagte seinem Bruder nichts von alle den boshaften Neckereien, womit die kleine Fadette ihn verfolgte; er schämte sich zu gestehen, daß sie seine Eifersucht erraten habe.

So verging die Zeit. In dem Alter, worin unsere Zwillinge standen, erschienen die Wochen wie Monate, und die Monate wie Jahre, wenigstens was die Veränderung betrifft, welche sich in Körper und Geist vollzieht. Es dauerte nicht lange, so hatte Landry das verhängnisvolle Abenteuer vergessen, und nachdem er sich eine Weile mit der Erinnerung an die Fadette herumgequält hatte, dachte er nicht mehr daran, als ob alles nur ein Traum gewesen wäre.

Es waren nun schon beinah zehn Monate verflossen, seit Landry in la Priche in den Dienst gekommen war, und der Johannistag, an welchem sein Kontrakt mit dem Vater Caillaud abgeschlossen war, rückte immer näher heran. Dieser brave Mann war so zufrieden mit ihm, daß er entschlossen war ihm lieber den Lohn zu erhöhen, als ihn fortgehen zu sehen. Landry selbst wünschte sich nichts besseres, als in der Nähe seiner Familie bleiben zu können, und seinen Kontrakt mit den Leuten in la Priche, die ganz nach seinem Sinne waren, zu erneuern. Es war sogar eine kleine Liebschaft im Anzuge mit einer Nichte des Vaters Caillaud, welche sich Madelon nannte, und die ein sehr hübsches Mädchen war. Sie war um ein Jahr älter als er, und sie behandelte ihn noch ein wenig als Kind; aber das wurde mit jedem Tage anders! Im Anfang des Jahres hatte sie über ihn gelacht, wenn er sich schämte, sie beim Spiel oder beim Tanz zu küssen. Jetzt, gegen das Ende des Jahres errötete sie, statt daß sie ihn dazu aufgefordert hätte, und sie mochte nicht mehr allein mit ihm sein, weder im Stall noch auf dem Heuboden. Die Madelon war nichts weniger als arm, und mit der Zeit hätte es zwischen ihnen beiden wohl zu einer Heirat kommen können. Ihre beiderseitigen Familien hatten einen sehr guten Ruf und waren in der ganzen Gegend geachtet. Endlich, als der Vater Caillaud bemerkte, wie die beiden jungen Leute begannen sich zu suchen und doch wiederum vor einander fürchteten, sagte er eines Tages zum Vater Barbeau, daß die beiden ein schönes Paar sein würden, und daß es nicht schaden könne, wenn man es ihnen vergönne eine dauernde Freundschaft zu schließen.

So kamen die Väter der beiden Familien acht Tage vor Johanni dahin überein, daß Landry in la Priche und Sylvinet bei seinen Eltern bleiben sollte. Dieser war nämlich wieder zur Vernunft gekommen, und als der Vater Barbeau am Fieber darniedergelegen hatte, wußte er sich bei den Feldarbeiten sehr nützlich zu machen. Er war überhaupt in großer Angst von Hause fortgeschickt zu werden, und diese Furcht hatte sehr vorteilhaft auf ihn gewirkt. Er bemühte sich immer mehr das Übermaß seiner Freundschaft für Landry zu unterdrücken, oder wenigstens so weit zu beherrschen, damit man nicht zu viel davon bemerken konnte. So waren also auf dem Zwillingshofe der Friede und die Ruhe wieder eingekehrt, obgleich die Brüder sich nicht öfter sahen, als ein oder zweimal die Woche.

Der Johannistag war für sie ein Tag der Freude; sie gingen miteinander in die Stadt, um die Vermietung der Dienstboten von Stadt und Land mit anzusehen, und dann das Fest mit zu feiern, welches auf dem großen Platze statt fand. Landry tanzte wiederholt mit der schönen Madelon, und Sylvinet versuchte, seinem Bruder zu Liebe, auch zu tanzen. Es gelang ihm nicht gerade zum besten; aber Madelon, die voller Aufmerksamkeit für ihn war, nahm ihn bei der Hand und zeigte ihm die verschiedenen Bewegungen. Sylvinet, der sich auf diese Weise in der Nähe seines Bruders befand, versprach, daß er gut tanzen lernen wolle, damit er an einem Vergnügen teil nehmen könne, bei dem er seinem Bruder bisher hinderlich gewesen war.

Wegen der Madelon empfand er bis jetzt keine besondere Eifersucht, denn Landry beobachtete ihr gegenüber noch ein zurückhaltendes Benehmen. Außerdem war die Madelon auch darauf bedacht, Sylvinet zu schmeicheln und ihn zu ermutigen. Sie benahm sich ihm gegenüber ganz ungezwungen und wer nicht mit der Sache vertraut war, würde gedacht haben, daß Sylvinet von den beiden Zwillingen der von ihr Bevorzugte sei. Landry hätte eifersüchtig darüber sein können, wenn die Eifersucht nicht seiner Natur zuwider gewesen wäre. Vielleicht war es aber auch ein gewisses Etwas, das ihm trotz seiner großen Unbefangenheit zuraunte, daß sich die Madelon in dieser Art benehme, nur um ihm ein Vergnügen zu machen, und um sich die Gelegenheit zu verschaffen, häufiger mit ihm zusammen zu sein.

So ging alles ungefähr drei Monate lang so gut, wie man es nur wünschen konnte, bis zu dem Tage des heiligen Andoche, des Schutzpatrones von la Cosse, dessen Feier in die letzten Tage des Septembers fällt.

Diese Feier war für die beiden Zwillinge von jeher ein großes herrliches Fest gewesen, weil dann unter den großen Nußbäumen des Kirchplatzes Tanz und allerlei Arten von Lustbarkeiten veranstaltet wurden. Jetzt sollte dieser Tag neue Verdrießlichkeiten für sie herbeiführen, von denen sie sich nichts hatten träumen lassen.

Der Vater Caillaud hatte Landry erlaubt, schon am Vorabende nach dem Zwillingshof zu gehen, um dort zu schlafen und in aller Frühe dem Feste beiwohnen zu können. Vor dem Abendessen machte sich Landry auf den Weg, voller Vergnügen darüber, seinen Zwillingsbruder zu überraschen, der ihn erst am folgenden Morgen erwartete. Man war jetzt in der Jahreszeit, wo die Tage beginnen kürzer zu werden, und wo die Nacht plötzlich hereinbricht. Am hellen Tage hatte Landry sich noch niemals vor irgendetwas gefürchtet; aber er hätte nicht in seinem Alter stehen und aus seiner Gegend stammen müssen, wenn er gern zur Nachtzeit und allein hätte unterwegs sein mögen; besonders im Herbst, denn dies ist die Zeit, wo die Zauberer und Kobolde beginnen ihr Wesen zu treiben, weil die Nebel dazu beitragen ihre tückischen Streiche und ihre Zaubereien zu begünstigen. Landry war sonst durchaus daran gewöhnt zu jeder Stunde allein hinauszugehen, um seine Ochsen aus dem Stall zu führen, oder wieder heim zu holen; so war es ihm auch an diesem Abende nicht beklommener zu Mute als an jedem anderen. Er schritt also rasch dahin, aber mit lauter Stimme singend, wie man zu thun pflegt, wenn man sich im Finstern befindet, denn es ist bekannt, daß die Stimme des Menschen die schädlichen Tiere verscheucht und die bösen Leute in ihren Absichten stört.

Als er bis zu der Stelle gekommen war, welche wegen der vielen Kieselsteine, die sich dort angehäuft haben, die Strudelfurt genannt wird, streifte er sich die Beinkleider ein wenig in die Höhe, denn es konnte leicht sein, daß ihm das Wasser bis über die Knöchel gehen würde. Auch gab er wohl acht, nicht in gerader Richtung fortzuschreiten, weil die Furt sich in schräger Linie hinzieht, und weil es zur Rechten wie zur Linken böse Löcher giebt. Landry kannte die Furt so genau, daß es für ihn nicht leicht möglich war, sich über die Richtung zu irren. Überdies sah man von hier aus, zwischen den Bäumen hindurch, die mehr als zur Hälfte ihrer Blätter beraubt waren, den matten Lichtschimmer, der von dem Häuschen der Mutter Fadet ausging. Wenn man diesen Schimmer nur fest im Auge behielt und sich gerade in dieser Richtung fortbewegte, war keine Gefahr vorhanden, daß man die Furt nicht glücklich durchschreiten würde.

Es war unter den Bäumen so finster, daß Landry mit seinem Stocke nach der Furt herumtasten mußte, bevor er den Fuß hinein setzte. Er war erstaunt, sie wasserreicher zu finden, als gewöhnlich, um so mehr, da er das Geräusch der Schleusen hörte, die man seit einer guten Stunde geöffnet hatte. Da er aber das Licht von dem Fenster der Fadet vor sich sah, wagte er kühn einen Versuch. Aber schon nach zwei Schritten ging ihm das Wasser bis über die Knie, und er schritt wieder zurück in der Meinung, daß er die Richtung verfehlt haben müsse. Er versuchte es ein wenig weiter hinauf, und dann ein wenig weiter hinunter die Furt zu treffen, aber hier wie dort fand er das Wasser noch tiefer. Trotzdem es nicht geregnet hatte, rauschten die Schleusen immer fort. Es war wirklich höchst sonderbar.

Herz-Sammelband: George Sand Liebesromane

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