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Zweiter Brief.

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Von meinem Vater an meine Mutter.

Nürnberg, den 29. Vendémiaire, Jahr XIV.

„Seit gestern Abend sind wir hier, meine geliebte Frau, nachdem wir den Feind vier Tage lang ohne Aufhören verfolgt haben. Wir haben die ganze östreichische Armee gefangen genommen; es sind kaum einige Mann davon übrig geblieben, um diese Nachricht und das Entsetzen darüber in Deutschland zu verbreiten. Der Prinz Mürat, der uns kommandirt, ist sehr mit uns zufrieden, und wird morgen oder späterhin für mich und drei andere Offiziere der Division, das Kreuz vom Kaiser erbitten.

„Ich werde Dir von den Anstrengungen und Gefahren dieser zehn Tage nichts erzählen. Das sind die Widerwärtigkeiten des Handwerks. Aber was sind sie im Vergleich zu den Besorgnissen und Schmerzen, welche mir Deine Abwesenheit bereitet. Ich erhalte keine Nachrichten von Dir! es heißt sogar, daß keiner unserer Briefe nach Frankreich gelangt ist, weil der Feind unsern linken Flügel fortwährend beunruhigt hat. Denke Dir meine Qual, meine Angst! Weiß ich denn, ob Du Dich nicht furchtbar um mich kümmerst? ob Du das Geld erhalten hast, das ich Dir geschickt habe? Ob meine Aurora sich wohl befindet? — So getrennt zu sein von dem, was mir das Liebste auf der Welt ist! nicht ein Wort von ihnen erhalten zu können! Sei muthig, meine Geliebte! bedenke, daß die Trennung unsere Liebe nicht stören kann. Welch ein Glück, uns wiederzusehen, um uns nicht mehr zu trennen! Mit welchem Entzücken werde ich in Deine Arme eilen, sobald der Feldzug beendigt ist; dann reiße ich mich nie mehr von Dir los und werde Dir und Aurora alle meine Sorgfalt, jeden meiner Augenblicke weihen. Dieser Gedanke kann mich allein gegen den Kummer und die Sehnsucht kräftigen, die mich fern von Dir umlagern. Mitten aus den Schrecknissen des Krieges versetze ich mich zu Dir, und Dein sanftes Bild läßt mich den Wind, die Kälte, den Regen und alles Elend vergessen, dem wir hier ausgesetzt sind. Denke auch Du an mich, meine Geliebte! Bedenke, daß ich Dir die zärtlichste Liebe geweiht habe, die nur der Tod in meinem Herzen verlöschen kann. Bedenke, daß die geringste Kälte von Deiner Seite den Rest meines Lebens vergiften müßte, und daß ich Dich nur verlassen konnte, weil Beruf und Ehre mir eine heilige Pflicht daraus machten.

„Morgen früh um fünf Uhr verlassen wir Nürnberg, um uns nach Regensburg zu begeben, wohin wir in drei Tagen kommen werden. Der Prinz Mürat befehligt unsre Division noch immer.“

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