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VIERTE SZENE

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Bach-Musik. Die Pflanzen des Paradieses erscheinen, dann allerlei Spielzeugtiere vom Esel bis zum Zebra. Die Bühnenbildnerin Ernestina van Veen kommt in Jeans, mit roter Perücke, auf den Armen ein lebendes Lämmchen.

MR. JAY Ah, willkommen im Gelobten Land, Ernestina van Veen.

ERNESTINA Hier eine kleine Überraschung für dich, liebster Jay, und eine Kostprobe anderer guter Dinge, die kommen werden. gibt Mr. Jay das Lamm Tiere sind die besten Schauspieler, sie lügen nie. Ansonsten ist dies heute ein Tag kompletten Desasters. Kein Grund zur Sorge, aber es fehlt nicht mehr viel und ich nehme mir den Strick. Mrs. Pechvogel hat den Requisiten-Etat beschnitten. Heute kann ich nicht mehr für dich tun als, wie verlangt, die Herrlichkeit von allem, das da kreucht und fleucht, zu markieren. »Und es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, und Bäume, die da Früchte tragen«, und du wirst sehen, wie gut es ist. Die Bühnenarbeiter haben unterdessen ziemlich klägliche Bäume, Sträucher, Pflanzen und Gras verteilt. Du wolltest auch Vögel haben, »die auf Erden fliegen«. Papiervögel fliegen durch die Luft. »Und große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, soll im Wasser wimmeln.« Sie setzt einen Frosch in eine Pfütze. Ach ja, »und die Erde bringe hervor Vieh, Gewürm und wilde Tiere«. – Hier ist das ganze Viehzeug, wenn schon nicht in seiner ursprünglichen Pracht, so doch als bescheidene Beispiele für die guten Dinge, die lebendig in ihrer realen Existenz kommen werden. Und was den Baum der Erkenntnis betrifft …

MR. JAY starrt auf ihre Jeans Was ist damit?

ERNESTINA Wenn ich den Text richtig deute, ist »Erkenntnis« eine schlecht verhohlene Spießermetapher für das alte Rein-und-Raus-Spiel. Adam erkannte Eva, steht in der Schrift, Abraham erkannte Sarah, Onan erkannte seine linke Hand und so weiter. Kurz gesagt, ist Erkenntnis kein epistemologischer Begriff, sondern etwas erfrischend Libidinöses, habe ich recht?

MR. JAY Du hast recht, Ernestina.

ERNESTINA Da Äpfel ungefähr so libidinös sind wie ein Pickel am Arsch, dachte ich mir, Bananen sind der Erkenntnis zuträglicher. Habe ich recht?

MR. JAY Deine Jeans sind aufregend eng. Hast du zugenommen?

ERNESTINA Eines Nachts, war es in Nazareth oder im Novotel?, hast du gesagt, Je mehr es von dir zu sehen gibt, desto besser für meinen erschlaffenden Durst nach Erkenntnis.

MR. JAY Scheu wie ich bin, Ernestina, habe ich immer gehofft, dich noch näher kennenzulernen. Wie wär’s mit Sushi heute Abend?

ERNESTINA Nicht heute Abend, lieber Scheuboy, ich muss ein paar Libanonzedern besorgen, dazu Pinien aus der kanadischen Wildnis, deutsche Eichen und, für deine höheren Weihen, etwas Sellerie. Bis später, und iss eine Banane.

Sie geht ab. Mr. Jay isst eine Banane. Bach-Musik.

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