Читать книгу Lady Greys Diener - Georgia May Clarke - Страница 4
II.
ОглавлениеAm nächsten Morgen fühlte sich ihr Körper so an, als wäre sie in gestrecktem Galopp vom Pferd gefallen. Fieberhaft überlegte sie, was sie nun tun sollte. Den Drang, einige Sachen zu packen und einfach wegzulaufen, versuchte sie zu ignorieren. Georgina wusste, dass Richard sie eingeholt hätte, bevor sie die Grenzen seiner Ländereien erreichen konnte. Also beschloss sie, zunächst einmal zu frühstücken und ein heißes Bad zu nehmen. Claire erschien und schaute sie mitleidig an. Natürlich mussten alle Bediensteten mitbekommen haben, was sich gestern Abend im Esszimmer abgespielt hatte. Georgina war diese ganze Angelegenheit unendlich peinlich. Manchmal fragte sie sich, warum sie sich nicht einfach dazu zwingen konnte, ein wenig Lust für ihren Mann zu empfinden. Aber das schien zwecklos zu sein: Alles an ihrem Ehemann stieß sie ab und manchmal glaubte sie, zur Liebe einfach nicht fähig zu sein. In ihrer Erinnerung sah sie ihren Vater vor sich, der ihre Mutter schlug, weil diese aus Versehen eine der kostbaren Porzellantassen zerbrochen hatte. In der darauf folgenden Nacht hatten Georgina die Schreie ihrer Mutter bis in ihr Kinderzimmer verfolgt. Sie mochte etwa sechs Jahre alt gewesen sein.
In diesem Moment rissen die Laute aus Richards Schlafzimmer sie aus ihren trüben Gedanken.
Sie näherte sich der Tür zum Schlafzimmer ihres Mannes und spähte hinein. Sie sah Lizzie, die Richard ausgiebig mit ihrem Mund verwöhnte. Immer wieder ließ sie ihre Lippen über Richards harte Männlichkeit gleiten, sodass dieser stöhnte und sich in ihren braunen Locken festkrallte. Dann setzte sie sich rittlings auf ihn und begann, ihn mit heftigen Bewegungen zu befriedigen. Dabei warf sie die Haare zurück und Georgina konnte einen Blick auf ihre runden, weichen Brüste werfen. Georgina glaubte zu erkennen, dass Lizzies Lust nicht gespielt war. Sie gab sich ganz den Wonnen der körperlichen Liebe hin und konzentrierte sich dabei ausschließlich auf ihre eigenen Empfindungen.
Die ganze Szene war geprägt von Sinnlichkeit und Leidenschaft, von Gewalt oder erzwungenen Gefühlen keine Spur.
Georgina wandte sich ab. Sie hatte genug gesehen und fast fühlte sie so etwas wie Neid in sich aufsteigen. Sie wusste nun, was sie tun musste: Sie brauchte jemanden, der ihr beibrachte, eine gute Geliebte zu sein. Nie wieder wollte sie zulassen, sich zum Opfer machen zu lassen. Lizzie hatte Einfluss auf ihren Mann, weil sie leidenschaftlich, sinnlich und klug war. Zumindest letztere Eigenschaft traf auch auf sie selbst zu und alles andere wollte sie lernen.
Jamie Donovan schloss die Augen, lehnte sich entspannt zurück und genoss die zarten Berührungen auf seinem nackten Oberkörper. Megan und Claire, die beiden Hausmädchen, pressten ihre Lippen auf Jamies Brust und saugten spielerisch an seinen Brustwarzen. Die Zwillinge waren kaum auseinanderzuhalten, lediglich ein kleines Muttermal über dem linken Auge unterschied Megan von ihrer Schwester. Jetzt öffneten flinke Hände Jamies Hose und befreiten seinen prallen Schwanz. Beide Mädchen leckten nun gierig daran, als handele es sich um eine besonders verführerische Süßigkeit. Jamie stöhnte und tätschelte Claires Kopf. „Das machst du gut, meine kleine Katze.“ Jamie spürte, dass er kurz davor war, seinen Samen zu vergießen und dirigierte Megans Mund in die Richtung seines Schwanzes.
In diesem Moment ließ ein Geräusch ihn aufschrecken. Die massive Stalltür wurde aufgestoßen und Arthur Miller stürmte auf ihn zu. „Du alter Hurenbock! Mach, dass du hier raus kommst! Zieh dir etwas an und geh' zu Lord Grey. Er will dich sehen, und zwar sofort!“ Dann fuhr er die Mädchen an: „Und ihr solltet euch schämen! Sitzt sonntags morgens in der ersten Reihe in der Kirche, lauscht andächtig den Worten des Pfarrers und wälzt euch ein paar Stunden später mit diesem Bastard im Heu! Ihr könnt froh sein, wenn ich der Lady nichts davon erzähle. Und jetzt schert euch fort!“
Mit hängenden Köpfen und hochrotem Gesicht zogen Megan und Claire ab. Jamie stand auf und richtete seine Kleidung.
„Was könnte Lord Grey von mir wollen, Arthur?“
Er sah den Oberstallmeister fragend an.
„Ich habe keine Ahnung“, knurrte der grimmig.
„Du kennst dein Sündenregister besser als ich.“
Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ leise vor sich hin schimpfend den Stall. Jamie blieb allein zurück. Während er sich weiter anzog, überlegte er fieberhaft, weshalb der Lord ihn zu sich zitierte. Der Gutsherr gab sich in der Regel nicht mit Stallpersonal ab. Ob er mitbekommen hatte, dass er der Köchin schöne Augen gemacht hatte? Nein, Jamie war sich sicher in dieser Angelegenheit völlig diskret vorgegangen zu sein.
Achselzuckend verließ er den Stall und machte sich auf dem Weg zum Herrenhaus. Dort meldete er sich beim Butler an und machte es sich auf einem der weichen Sofas im Empfangszimmer bequem.
Kurze Zeit später trat Lord Grey ein. Sein Gesicht war gerötet und seine Haltung wie immer so gerade und majestätisch, dass Jamie den Eindruck hatte, es handele sich um eine wichtige Staatsangelegenheit, welche der Lord mit ihm zu erörtern gedenke.
„Donovan, was hast du dir dabei gedacht?“
Lords Greys wütende Stimme riss Jamie aus seinen Gedanken. Verwundert antwortete er:
„Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Lord Grey.“
„Du hast dich gestern höchst ungebührlich gegenüber Lord Andrews verhalten. Willst du das etwa leugnen?“
Jamie wusste jetzt, worauf Lord Grey hinaus wollte.
„Er hat Megan belästigt. Ich habe ihn lediglich darauf aufmerksam gemacht, dass ein so hoher Herr wie er es doch sicher nicht nötig hat, sich an einem Hausmädchen zu vergehen.“
„Was Lord Andrews tut, hat dich nicht zu interessieren. Wenn er diese kleine Schlampe besitzen will, so ist das sein Recht. Wahrscheinlich hat sie das mit ihrem aufreizenden Verhalten sogar provoziert. Jedenfalls will ich, dass du meine Gäste höflich und mit Respekt behandelst, sonst kannst du woanders Ställe ausmisten, habe ich mich verständlich ausgedrückt?“
Jamie nickte, obwohl er innerlich rebellierte. Er war ganz sicher kein Kostverächter, was Frauen anging, aber eine Frau mit Gewalt zu nehmen wäre ihm nicht in den Sinn gekommen. Er hatte gelernt, dass es sich durchaus lohnte, Frauen zu umgarnen und für sich einzunehmen. Sie waren dann eher bereit, dem Werben eines Mannes nachzugeben und erwiesen sich nicht selten als leidenschaftliche Gespielinnen, die ihre keusche Zurückhaltung schnell ablegten.
Jetzt hielt er es jedoch für besser, dem Lord nicht zu widersprechen. Er würde Megan, Claire und allen weiteren weiblichen Bediensteten, die Gefahr laufen könnten, das Interesse von Lord Andrews zu wecken, raten, sich in Zukunft von diesem fernzuhalten, wenn er sich in Greyville House aufhielt.
Nachdem Lord Grey ihm mit einer herblassenden Handbewegung bedeutet hatte, dass er sich jetzt entfernen könne, machte sich Jamie auf den Weg zu den Ställen. Als er den Garten durchquerte, fiel sein Blick auf Lady Grey, die mit einem Buch hinter einem der Büsche auf einer Decke saß. Sie trug ein weißes, hochgeschlossenes Sommerkleid und einen passenden Hut. Dieser betonte ihre roten Haare und sollte die weiße Haut der Aristokratin vor lästigen Sommersprossen schützen. Unweigerlich kam Jamie der Gedanke, dass ein paar Sommersprossen ihrem blassen, maskenhaften Teint sicher zu einem etwas lebhafteren Aussehen verholfen hätten. Ansonsten, das musste Jamie sich eingestehen, war Lady Georgina eine wahrhaft ansprechende Erscheinung.
Jamie näherte sich der Lady und warf ein Blick auf das Buch, in welches sie vertieft war. Es trug den Titel „Leidenschaftliche Hingabe“ und war ohne Zweifel nicht der Art von Literatur zuzuordnen, welche zu lesen sich für eine englische Lady schickte.
Erst jetzt hatte Lady Grey ihn bemerkt, denn sie sprang auf, klappte hektisch das Buch zu und versuchte, es hinter ihrem Rücken zu verstecken. Ihr Gesicht war von einer feinen Röte überzogen und ihr Mund nahm einen schnippischen Ausdruck an.
„Wie kannst du es wagen, mich so zu erschrecken, James?“
Jamie registrierte belustigt, dass Lady Grey offensichtlich Mühe hatte, ihre Fassung wieder zu gewinnen.
„Ich wollte nur mein Interesse an Ihrer Lektüre bekunden, Mylady“.
Jamie grinste. Dieses Spielchen machte ihm Spaß und er wollte sehen, wie weit er gehen konnte. „Ich finde es außerordentlich bemerkenswert, dass eine Dame wie Sie so belesen ist und sich für so ... ausgefallene Werke begeistern kann.“
Jamie studierte eingehend ihr Gesicht, um nur ja jede Reaktion wahrnehmen zu können. Er fand es jedoch schwierig, ihre Mimik zu deuten. Lady Georgina war peinlich berührt, das sah er ganz deutlich, aber da war eine Sehnsucht in ihrem Blick, die er sich nicht erklären konnte.
Laut sagte sie:
„Muss ich mich jetzt dafür rechtfertigen, was ich lese? Ich kann mir nicht vorstellen, dass du in letzter Zeit ein Buch in der Hand hattest, oder?“
Jetzt klang sie sehr herrisch und ihr Tonfall erinnerte Jamie an denjenigen, den Lord Grey vorhin ihm gegenüber angeschlagen hatte. Jamie zuckte die Achseln.
„Das Leben unterhält mich für gewöhnlich besser, als jedes Buch es könnte, Mylady.“
„Ja, das kann ich mir vorstellen“, erwiderte sie und taxierte ihn mit einem wissenden Blick.
„Ich hörte von Megan und Claire, wie sehr die beiden deine Gesellschaft zu schätzen wissen.“ „Mein Ruf eilt mir also voraus.“
Jamie musste grinsen.
„Aber geziemt es sich denn für eine Lady wie Sie, mit ihren Dienstmädchen über deren Eskapaden zu tratschen?“
Jamie wusste, dass er sich auf dünnes Eis wagte. Dieses Gespräch konnte ihn seinen Job kosten, wenn Lady Grey sich bei ihrem Mann über ihn beschweren würde. Irgendetwas ließ ihn jedoch annehmen, dass sie dies tunlichst unterlassen würde.
„Du bist unverschämt James.“
Wirklich energisch klang dieser Vorwurf nicht.
„Gehe jetzt an deine Arbeit.“
Sie zögerte. Lady Grey schien noch etwas loswerden zu wollen.
„James?“
„Mylady?“
„Komm bitte morgen Abend bei Sonnenuntergang zum kleinen Wäldchen unten am Fluss. Ich … ich habe einen Auftrag für dich.“
Jamie versuchte, sich seine Verwunderung aufgrund dieses seltsamen Anliegens nicht anmerken zu lassen. Was hatte Lady Georgina vor? Seine Neugier war geweckt und daher erwiderte er scheinbar pflichtschuldig:
„Sicher, Lady Grey. Bis Morgen.“
Er drehte sich um und setzte seinen Weg zu den Stallungen fort.
Georgina sah ihm nach. Ihr Herz pochte bis zum Hals und sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Also setzte sie sich wieder auf die Decke und starrte vor sich hin. Sie konnte noch nicht so ganz glauben, was sie gerade gesagt hatte. Sie, Lady Georgina Grey, Herrin von Greyville House, hatte sich mit ihrem Stallknecht zu einem heimlichen Treffen am Fluss verabredet. Das war so absurd, dass sie unfreiwillig lachen musste.
Den Entschluss, Jamie Donovan zu ihrem Lehrer in Liebesdingen zu machen, hatte sie gefällt, ohne dass sie zuvor darüber nachgedacht hätte. Doch wer hätte sie besser in die Kunst der sinnlichen Ekstase einführen können als er? Jamie wusste offensichtlich, wie er mit Frauen umzugehen hatte, die verklärten Blicke ihrer Dienstmädchen, wenn diese nach einem freien Nachmittag ihre Arbeit wieder aufnahmen, sprachen für sich. Er war der geborene Verführer und sie würde es ihm in Zukunft gleich tun.