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Schöner neuer Massenwahn George Floyd und die Entrassifizierung der Welt
ОглавлениеMinneapolis am 25. Mai 2020: Der Afroamerikaner George Floyd kommt im Rahmen eines Polizeieinsatzes zu Tode und die Welt in der Folge kaum mehr zur Ruhe. Das zweifellos unnötige und vermeidbare Sterben eines polizeilich amtsbekannten Verbrechers, nur aufgrund eines schändlichen Polizeiübergriffes und dessen mortaler Folge, weltweit zum neuen Märtyrer stilisiert, ja sein ungerechtfertigtes Schicksal unter dem altbekannten Hashtag #blacklivesmatter in die Geschichte eingehend, entflammt eine aus allen Fugen geratene Rassismusdebatte, wie sie der Globus in dieser Dimension, Aggressivität und zugleich Scheinheiligkeit schon lange nicht mehr erlebt hat.
Der Umstand einer solchen periodisch wiederkehrenden Rassismusdiskussion auf dem Boden der Vereinigten Staaten irritiert angesichts der durchwachsenen Geschichte der USA keineswegs, und auch im Hinblick auf die US-Präsidentschaftswahl 2020 verwundern die noch tiefer erscheinende Spaltung dieser Gesellschaft und die einem Dauerwahlkampf geschuldete Polarisierung den geneigten Beobachter kaum. Das oberflächliche Land der grenzenlosen Freiheit gründet eben auf Tod und Ausbeutung. Waren es mit der historischen Eroberung des einst fernen Kontinentes die Ureinwohner, die Land und Leben lassen mussten, wurde der wirtschaftliche Aufstieg dieser zur moralischen Weltpolizei stilisierten Nation durch industriell organisierte Sklaverei bewerkstelligt. Die Unterdrückung des einen zum Aufstieg des anderen ist eben nicht erst seit dem Ku-Klux-Klan die DNA der Vereinigten Staaten von Amerika.
Um dem Recht Genüge zu tun, muss man aber an dieser Stelle betonen, dass die Jahrhunderte und Jahrzehnte zurückliegenden Ungerechtigkeiten mit der gegenwärtigen Situation in den Staaten kaum mehr vergleichbar sind. Der erste afroamerikanische Präsident, Barack Obama, wurde euphorisch abgefeiert und als Zeichen der erreichten Gleichberechtigung verstanden. Die halbe Filmindustrie, subsumiert unter dem Begriff Hollywood, ist längst fein säuberlich zwischen den unterschiedlichen Ethnien der USA aufgeteilt. Und dennoch dient das einzelne Schicksal eines Allerweltsverbrechers dazu, im wahrsten Sinne der Worte eine Schwarz-Weiß-Diskussion anzuzetteln, in deren Folge durch die Demonstranten Gewalt ausgeübt wird, weltweite Proteste ausufern und die politische Linke – beziehungsweise deren gewaltbereiter Arm – eine inhaltliche Rechtfertigung für Unruhen, Plünderungen und Terror ableiten. Bemerkenswert ist die medial gänzlich verschwiegene Tatsache eines im Verlauf der Unruhen ermordeten afroamerikanischen Polizisten, der von „Antirassisten“ ums Leben gebracht wurde. Im Namen des vorgeblichen Antifaschismus ist halt alles erlaubt!
Brennende Städte in den Vereinigten Staaten, Ausschreitungen in europäischen Städten. Zigtausende bewegter Berufsdemonstranten, durch Corona in eine Zwangspause verfrachtet, die nun Morgenluft wittern und ihre Art der Kulturrevolution, eine Neuauflage des Bildersturms entfachen. Ausgerechnet der britische Weltkriegspremier und Hitler-Bezwinger Winston Churchill muss dran glauben, besser gesagt: Seine Denkmäler werden diesem Gemisch aus antirassistisch Bewegten und gewaltbereiten Linksextremen, treffenderweise Mob genannt, geopfert. Immanuel Kant folgt auf dem Fuße, und selbst die Statuen eines Heiligen Franz von Assisi werden nicht verschont. Das Logo der Reismarke „Uncle Ben’s“ wird ausgetauscht und die immer wiederkehrende Mohrendiskussion im deutschsprachigen Raum befeuert, das Südstaatenepos „Vom Winde verweht“ als „problematisch“ markiert, und selbst die linken britischen Kultkabarettisten von „Little Britain“ fallen der neuen politischen Korrektheit zum Opfer.
Ein besonders dreister Fall von regelrecht erzwungenem Rassismus ist das „Mohrenbräu“ in Vorarlberg. Der verfemte Mohr im Markennamen bezieht sich auf den Gründer der Brauerei, Josef Mohr. Und der Mohr im Logo des Bieres auf den Schutzpatron im Familienwappen der Mohrs, den Heiligen Mauritius. Das historisch Fundierte muss einer wahrheitsverfälschenden Neuauslegung der Geschichte weichen; ein kleiner, aber dafür umso lauterer Teil der Menschheit entledigt sich seiner Vergangenheit. Nur über den eigenen Rassismus blicken die Antirassisten nobel hinweg: Karl Marx, Antisemit und Rassist. Der Gründer der österreichischen Sozialdemokratie Victor Adler, Antisemit und Rassist. Und nicht zu vergessen: der Wegbereiter der Eugenikdebatte vom „unwerten Leben“, Julius Tandler – auch ihm wird von den Sozialdemokraten, wie allen anderen Linken zuvor, nach wie vor gehuldigt.
Und während also in London, Paris, New York und Berlin die Denkmäler der Vergangenheit einer ideologisch flexiblen und gewaltsamen Untersuchung unterzogen werden, wird im deutschen Gelsenkirchen eine Lenin-Statue enthüllt. Ja, exakt für jenen Lenin, dessen ideologischer Nachfolger Stalin – sich immer auf Lenin beziehend – der industriellen Massenvernichtung der Nazis in nichts nachstand. Das ist das Resultat, wenn man das tragische Schicksal eines Straßenkriminellen zur Selbsterhöhung gebraucht, die Geschichte missbraucht und aus ideologischen Gründen dem Relativismus frönt. Es kommt dabei nie etwas Gutes heraus. Denn das herbeigesehnte Resultat ist doch eine gleichgeschaltete Welt voller herkunfts- und geschlechtsloser Individuen, eine vom nicht immer freundlichen geschichtlichen Antlitz befreite Welt. Und sei es auch nur aus dem Grund, endlich Donald Trump aus dem Amt zu jagen. Denn um nichts anderes geht es doch, oder?