Читать книгу Robust! - Gerald Moser - Страница 18

Warum Überraschungen trotzdem willkommen sein können

Оглавление

Ich weiß, das alles hat bisher sicher nicht zu Ihrer Erbauung beigetragen. Jetzt kommen wir aber zur wirklich guten Nachricht:

Das Leben ist gerecht. So, wie es negative Überraschungen gibt, existieren natürlich auch positive Überraschungen! Wir können planen, so viel wir wollen, aber einige bedeutsame Wendungen in unserem Leben waren meist nicht so geplant, wie sie gekommen sind. Denken Sie nur an wichtige Ereignisse in Ihrem eigenen Leben, die durch scheinbar eigentümliche »Zufälle« entstanden sind. Der Mensch denkt, Gott lenkt. Oder auch: Der Mensch dachte, Gott lachte …

Was jedoch ein noch viel spannenderer Aspekt ist: Auch die negativen Überraschungen können eine positive Seite haben und schlussendlich höchst willkommen sein. Das alles ist immer auch eine Frage der Sichtweise und Wahrnehmung. Unser Körper braucht ein gewisses Maß an Stress, damit er gesund und fit bleibt. Schutzimpfungen funktionieren beispielsweise nach diesem Prinzip. Sport ist eigentlich Stress, macht den Körper aber widerstandsfähiger, belastbarer und schließlich robuster. Gewichtheben erhöht zum Beispiel die Knochendichte und wirkt damit vorbeugend gegen Osteoporose im Alter. Ein Körper, der sich wenig bewegt, verliert dagegen Muskeln, wird steif und anfällig. Bei einem Gehirn, das nicht gefordert wird, tritt der demenzielle Verfall früher ein als bei trainierten Gehirnen. Menschen, deren Aufmerksamkeit nicht gefordert wird, werden müde und träge. Denken Sie an lange oder monotone Autofahrten. Das Anstrengendste dabei ist oft die Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit. Kinder, die immer von Schmutz ferngehalten werden, neigen eher zu Allergien als Kinder, die sich gelegentlich schmutzig machen dürfen. Kinder, die sich nie kleinere Verletzungen zuziehen dürfen, laufen eher Gefahr, sich irgendwann intensiver zu verletzen. Kinder, die sich nie mit anderen Kindern auseinandersetzen können, sind sozial oft weniger geschickt als jene Kinder, die gelegentlich sozialem Stress ausgesetzt sind. Wenn früher ein Kind sehr aktiv und lebendig war, dann haben die Lehrer empfohlen, dass das Kind Sport treiben soll. Heute werden diese Kinder in die Schublade »hyperaktiv« gesteckt und mit Medikamenten vollgepumpt. Ein System, bei dem krampfhaft versucht wird, dass alles beim Alten, Bekannten und Gewohnten zu bleiben hat, wird anfällig für einen Systemkollaps.

Eines steht fest: Wir können nicht vorhersehen, welche Überraschung uns treffen wird, aber wir sollten stets darauf vorbereitet sein, dass jederzeit etwas Unerwartetes eintreten könnte. Das hat nichts damit zu tun, sich ständig Katastrophenszenarien auszumalen oder permanent in Angst vor der eventuell bereits über uns kreisenden negativen Überraschung zu leben. Sie wissen ja, »zu Tode gefürchtet ist auch gestorben«. Es geht vielmehr darum, gedanklich bereit zu sein, dass etwas Negatives passieren kann, ohne in galoppierende Paranoia einzutauchen. Und dann, wenn die negative Überraschung uns ereilt hat, sofort ins Handeln zu kommen, ohne wie das Kaninchen vor der Schlange zu erstarren. Das ist zu Anfang nicht so einfach, wird aber mit jeder Krise, die wir meistern, leichter. Insofern bringen uns negative Überraschungen auf Trab und zwingen uns, alle unsere Ressourcen und Fähigkeiten zu mobilisieren. Das mag im ersten Moment schrecklichen Stress und hohe Nervosität hervorrufen, macht uns aber langfristig stärker und innovativer.

Robust!

Подняться наверх