Читать книгу OUTPOST - Gerd Frey - Страница 5
Handlungsreisende
ОглавлениеDas Raumschiff besaß die Form einer Gurke und flog sich auch so. Als Martin den Fisch auf den Labortisch knallte, strahlte das blaue Licht des kosmischen Nebels, den er gerade durchquerte, durchs Bullauge. Er schnitt den Fisch mit einem schartigen Küchenmesser der Länge nach auf. Ein Skalpell wäre ihm lieber gewesen – das hätte einfach professioneller ausgesehen. Chirurgenbesteck zählte jedoch nicht zur Grundausstattung von Kleinraumschiffen.
Im Innern des Fisches, der leider schon über der Zeit war und zu stinken anfing, befand sich eine Art verzierte Akupunkturnadel – die üblichen Datenspeicher auf Ross249. Die Übergabe des Fischs war auf einem zwielichtigen Hyperraummarkt über die Bühne gegangen. Er hatte die in altes Zeitungspapier eingewickelte Sendung von einem grünlippigen Alien erhalten, der wegen seines transparenten Körpers kaum auszumachen war. Obwohl das Papier stark vom Öl durchtränkt war, konnte man den Text noch gut entziffern. Statt die Nachrichten vom Display abzulesen, informierten sich die meisten Menschen (und inzwischen auch ein größer werdender Anteil Außerirdischer) noch immer auf diese altmodische Art.
Martin hielt einen Augenblick inne und stach sich schließlich die Nadel in die Oberlippe. Sofort strömten unzählige Informationen durch seine aufnahmebereiten Synapsen. Geistige Verschnaufpausen boten allein gelegentlich eingestreute Werbeblocks. Für ihn als alten Hasen im Geschäft stellte es normalerweise keine Herausforderung dar, die zu übermittelnde Botschaft vom unnützen Datenmüll zu trennen. Er benötigte dennoch fast eine halbe Stunde, um herauszufinden, dass sich hinter den Mengenangaben eines speziellen Kochrezepts (er hatte diese Informationen zuerst als Werbung abgetan) der Dechiffrierungscode für die eigentliche Hauptnachricht auf dem Einwickelpapier versteckte.
Verzweifelt blickte Martin aus dem Bullauge. Zwischen den Tausenden Lichtpunkten der Sterne glaubte er, gerade noch den winzigen Reflexionspunkt eines trudelnden Papierbällchens auszumachen. Er hatte die penetrant nach Fisch stinkenden Zeitungsreste vor zehn Minuten mit der Abfallschleuder entsorgt.
Die Apparatur stammte noch aus den Anfängen der interstellaren Raumfahrt. Müll, den man einfach so ins Weltall kippte, trieb für die Zeit des Flugs, und das waren oft mehrere Monate, einfach neben dem Schiff her. Ein bisweilen recht unappetitlicher Anblick! Um dieser Problematik zu entgehen, installierte man irgendwann in allen Raumschiffen die Abfallschleuder. Unglücklicherweise beging man bei ihrem ersten Einsatz den Fehler, den anfallenden Müll direkt hinter dem Schiff hinauszuschießen. Als das Schiff einige Tage später abbremste, war die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten. Kurz vor Erreichen des Zielsystems brach die Funkverbindung ab. Ein tragischer Unfall, über den die BBC einen spektakulären Tatsachenbericht ausstrahlte.
Da sich Martin mit seinem Raumanzug nicht allzu weit vom Schiff entfernen konnte (mal davon abgesehen, dass ihm schon von der Vorstellung, das Schiff zu verlassen, ganz anders wurde), gab es nur noch eine Möglichkeit, wieder an das verlorene Zeitungspapier zu gelangen.
Kurz entschlossen schlüpfte er in den neuesten Schrei ingenieurtechnischer Hightechentwicklung, den er sich vor wenigen Terzines geleistet hatte: einen nagelneuen, chromblitzenden Zeitreiseanzug, der dennoch irgendwie an einen altmodischen Taucheranzug erinnerte. Eine nur auf den Randwelten erhältliche Kostbarkeit – Benutzung auf eigene Gefahr. Er drehte an ein paar Rädchen und stellte die gewünschte Zielzeit ein. Mit einem Erfrischungstuch tupfte er sich den Angstschweiß von der Stirn (gar nicht so einfach innerhalb des Anzugs) und drückte schließlich auf die grüne Auslöseplatte.
Weißes Licht … Augenblicke stillen Verharrens … schließlich ungebremstes Fallen, in eine nicht auslotbare Tiefe. Dieses Gefühl entsprach exakt Martins Horrorvorstellung, in einem abstürzenden Fahrstuhl gefangen zu sein. Augenblicke später packte etwas seinen Körper und riss ihn aus dem weißen Licht.
Er stand wieder in der Kommandozentrale seines kleinen Raumschiffs … jedoch um eine ganze Stunde in die Vergangenheit versetzt. Seltsam ernüchtert zuckte er mit den Schultern. Er hatte sich den Vorgang irgendwie … spektakulärer vorgestellt.
Martin schaute sich prüfend um. Eine Stunde zuvor hatte er für längere Zeit im beengten Vakuumsanitärmodul gesessen (ohne den hochleistungsfähigen Luftabsauger unmöglich) und Toilettenpapierlyrik gelesen. Er würde sich daher nicht selbst über den Weg laufen. Er löste die Schrauben vom Schutzblech der Abfallschleuder und versuchte, die Sicherung herauszuziehen. Das Ding klemmte, und er musste erst mit einem Schraubendreher nachhelfen, um den kleinen Zylinder zu lockern und aus der Halterung zu hebeln. Die Prozedur dauerte länger als geplant und drohte, seinen Zeitplan durcheinanderzubringen. Hektisch klappte er das Abdeckblech zurück und wollte gerade wieder in seine Gegenwart zurückkehren, als sich die Tür der Sanitäreinheit öffnete. Einige Sekunden später stand er sich selbst gegenüber.
Ganz automatisch – und ohne sich dagegen wehren zu können, als stünde er unter fremder Kontrolle – zog er seinen Reparaturlaser aus dem Halfter, stellte ihn auf maximalen Energieausstoß und richtete ihn auf sein altes Ich.
Um ein Paradoxon zu verhindern, musste er ein Paradoxon begehen. Ziemlich paradox.
Er erschoss sich und beobachtete ungerührt, wie sein Körper längs nach hinten stürzte. Ein dumpfer und wuchtiger Aufschlag. Seltsamerweise gab es kein Blut an seiner Leiche. Wie in Trance machte er die Abfallschleuder wieder scharf, lud seinen leblosen Körper hinein und entsorgte sich selbst ins Weltall. Sogar für einen abgebrühten Agenten wie ihn eine mehr als bizarre Situation. Danach entfernte er zum zweiten Mal die Sicherung. Seine Finger huschten schnell über die kaum spürbaren Sensorflächen und aktivierten die Rückkehrfunktion im Zeitreiseanzug.
Sekundenbruchteile später befand er sich wieder in seiner eigenen Gegenwart. Irritiert blickte er aus dem Bullauge. Er entdeckte seine langsam vom Schiff wegtrudelnde Leiche – ein immer kleiner werdender weißer Fleck – und nur wenige Meter von seinem Ausblick entfernt zwei Bällchen aus zusammengeknülltem Zeitungspapier. Irgendetwas missfiel ihm an diesem Bild, und er hatte das Gefühl, als wäre hier etwas wirklich schiefgelaufen.
Mit dem Greifarm des Schiffs fischte er eines der Papierbällchen aus der Kälte des Weltraums und begann sofort mit der Dechiffrierung der verschlüsselten Nachricht. Die Botschaft stammte von Zzreccczibrizzi, einem Doppeldoppelagenten. Zzreccczibrizzi verführte – in der jeweiligen Gestalt der auszuspionierenden Aliens – die Partner(innen) hochrangiger Regierungsrepräsentanten und gelangte so an hochbrisante Informationen, die er gewinnbringend an den Meistbietenden verkaufte. Oft war dies sogar jene Partei, von der die Informationen ursprünglich stammten. Zzreccczibrizzi war ein Ehrenmann – zumeist jedenfalls.
Als Martin die Dechiffrierung abgeschlossen hatte, überflog er den Text. Laut Zzreccczibrizzis Informationen planten die Regellaner, die Menschheit auf neuronaler Ebene auszubeuten. Seit mehr als siebzig Jahren war über die Hälfte der Menschheit der Abhängigkeit von Videospielen verfallen. Die andere Hälfte saß währenddessen vor ihren riesigen Wanddisplays und schlug die Zeit bis zur nächsten Mahlzeit mit dem Anschauen von Quizsendungen, Realityshows und Unterhaltungsserien tot. Diese seltsamen und unproduktiven Angewohnheiten der Erdenbewohner versuchten die Regellaner zu nutzen, um die Menschheit in eine riesige Bio-Supercomputer-Einheit (BSE) zu transformieren. Hunderte Handelsreisende waren schon unterwegs, um preisgünstige Virtual-3-D-Bottiche an ahnungslose Videospielefans zu verkaufen. Während des Spielens wurden in den Bottichen die ungenutzten Bereiche des menschlichen Gehirns (die in den letzten Jahren wieder größer wurden) zur Datenverarbeitung genutzt.
Martin warf den Ausdruck mit dem entschlüsselten Text und das Zeitungspapier in den Aktenvernichter. Irritiert beobachtete er eine kleine Metallmaus dabei, wie sie die Papierschnipsel verschlang und sich dann mit einem kühnen Sprung in einen offenstehenden Reparaturschacht davonmachte.
»Dave … ähhh … Martin«, hauchte die einschmeichelnde Stimme der Schiffs-KI. »Ich registrierte gerade einen unerwarteten Masseverlust.«
»Schön!«, erwiderte Martin und beobachtete durch das Bullauge, wie sich mit wachsender Geschwindigkeit ein Miniaturraumschiff in Richtung des nächstliegenden Wurmlochs entfernte.
Martin hörte es hinter sich rascheln. Er drehte sich um. Ein Klumpen grauer Materie fiel von der Decke und verwandelte sich in die monochrome Karikatur eines Menschen.
»Ich bin ein Wächter«, zischelte der Außerirdische durch seinen verkniffenen Mund. »Wir hätten euch nie die Technologie des Zeitreisens überlassen sollen. Durch dein unbedachtes Vorgehen hast du das Gleichgewicht der Dimensionen in Schwingungen versetzt, die sich nun partiell zu überlagern beginnen.«
»Ihr habt uns nie die Technologie des Zeitreisens überlassen«, stellte Martin richtig. »Zzreccczibrizzi hat sie uns für die vollständigen Rechte an der Nachnutzung der Erde – falls sich die Menschheit einmal selbst auslöschen sollte – veräußert.«
»Unwichtig!«, entgegnete der Wächter und hatte dabei sichtbare Schwierigkeiten, seine menschliche Gestalt aufrechtzuerhalten. »Und ziemlich dumm! Wir behalten dich im Auge.«
Ein kurzes Flirren der Luft und der Wächter verschwand mit einem lauten Knall.
Martin wurde auf drei kurze Klopfgeräusche hinter sich aufmerksam. Er drehte sich um und sah, wie eine Briefsendung aus dem Schlitz seines Postfachs in das Auffanggitter fiel. Er fischte das kleine Paket aus dem Gitter und drehte es in seinen Händen. Auf der Vorderseite stand sein Name und daneben prangte der leicht verschmierte Abdruck eines roten Warnstempels.
VORSICHT: KANN BEIM ÖFFNEN ZU UNERWÜNSCHTEN NEBENEFFEKTEN FÜHREN!
Darunter – sehr klein gedruckt: Bitte nur im Freien benutzen.
Ohne mit der Wimper zu zucken, entfernte er die Sicherheitsbanderole und riss das Päckchen auf. Er entnahm einen sehr dicken Brief. Während des Auseinanderfaltens (der Brief war nach einem komplizierten und verwirrenden Muster gefalzt) konnte er spüren, wie sich die Raumstruktur um ihn herum veränderte. Der Brief öffnete sich zu einem riesigen Verkaufsraum voll seltsamer Geräte, die allesamt wie Inkubatoreinheiten aussahen. Im Hintergrund bewegte sich etwas, und kurz darauf stand ein kleiner Verkaufsroboter, nicht ganz so groß wie ein ausgewachsener Schäferhund, vor ihm. Der Roboter bestand aus einer graugrünen halbtransparenten Kugel, die sich irgendwie auf vier mehrgelenkigen dünnen Füßen vorwärtsbewegte.
»Die regellanische Handelsabteilung heißt Sie herzlich willkommen«, knarzte es eine Spur zu laut aus einem unsichtbaren Lautsprecher. »Möchten Sie eines unserer Geräte ausprobieren? Mit BrainStorm XL, unserer High-End-3-D-Virtual-Machine für gefühlsechte Effekte und dem neusten Videospielhit Dumm 3000 erleben Sie nie gesehene Dimensionen in einer perfekt inszenierten virtuellen Spielumgebung. Außerdem eignet sich unsere BrainStorm XL als Massagegerät und Entspannungseinheit.«
Martins jahrelanges Training an Videospielautomaten hatte seine Reflexe geschärft. Er zog seine Laserpistole aus dem Halfter und beobachtete verwundert, wie sich diese in einen überdimensionalen Raketenwerfer verwandelte. Das Ding war so schwer, dass er beinah vornüber fiel. Der Verkaufsroboter begann panisch davonzutrippeln und stolperte dabei mit auffälliger Beharrlichkeit über seine Metallfüße. Martin feuerte die Waffe ab und beobachtete mit fast schon dümmlichem Staunen, wie die Rakete in Zeitlupe an dem Roboter vorbeizog, mit der dahinterliegenden Wand kollidierte und ein metergroßes Loch in die Raumstruktur stanzte. In dem Loch loderte gleißendes Licht.
Martin feuerte den Raketenwerfer nun im Sekundentakt ab, während sich der Roboter mit eleganten Sprüngen aus der Schusslinie brachte. Nach einiger Zeit hatte Martin so viele Löcher in die Umgebung gesprengt, dass der Roboter irgendwann in eines hineinfiel und mit einem dünnen Winseln verschwand.
Martin spürte, wie sich der Raum erneut veränderte. Es knirschte bedrohlich, und größere Brocken Putz und Staub lösten sich von der Decke. Die Umgebung begann, in große Artefakte zu zerfallen, die, dunstige Schlieren ziehend, davontrieben. Grelles Licht überblendete alles, dann nahm die Umgebung wieder feste Konturen an. Es dauerte einige Sekunden, bevor er begriff, dass er sich nun im Tank einer BrainStorm-XL-Maschine befand. Sein Kopf steckte in einem Sensorhelm, der im Innern mit einer weichen Polsterschicht bespannt war. Ein wenig irritierte ihn die Tatsache, dass er völlig nackt in der Kabine lag.
Ein kurzes Klacken und der milchige Sichtschutz klappte zur Seite weg. Martin verließ das Gerät. Seine nackten Füße berührten kalten Boden. In dem kleinen Raum, in dem er sich jetzt befand, standen nur die BrainStorm-XL-Maschine und ein Verkaufsroboter. Martin misstraute der Situation, da er nirgendwo eine Tür entdecken konnte, die aus dem Zimmer hinausführte.
»Ich hoffe, die Demonstration unserer revolutionären Real-Virtual-3-D-Technik fand Ihren Gefallen«, schnarrte der Roboter mit einprogrammierter Freundlichkeit.
»Ich weiß, was ihr vorhabt«, brüllte Martin seine Wut hinaus. »Ihr wollt die Menschheit in eine riesige Bio-Supercomputer-Einheit verwandeln!«
»Ich sehe da kein Problem«, entgegnete der Roboter mit fröhlich durch die Luft wirbelnden Greifarmen. »Die menschliche Zivilisation bekommt das, wonach sie sich am meisten sehnt – perfekte, auf jeden Geschmack zugeschnittene Unterhaltung –, und als nützlicher Nebeneffekt wird eure Existenz mit Sinnhaftigkeit erfüllt.«
»… mit Sinnhaftigkeit erfüllt …«, äffte Martin den Roboter nach, als er begriff, dass er ihm sonst nichts entgegenzusetzen hatte.
Der Roboter erstarrte inmitten seiner Bewegung. Stille durchdrang den Raum. Die Martin gegenüberliegende Wand verblasste und öffnete den Blick auf eine weite Ebene. Erneut trat ihm ein Wächter entgegen.
»Deine Existenz muss beendet werden.« Staubgraue Worte. Kalt. »Dein Verhalten gefährdet das Gleichgewicht des Universums. Es manifestieren sich zurzeit pro Tartus mehre hundert Parallelwelten, um dein unbedachtes Handeln auszugleichen. Würde diese Entwicklung nicht gestoppt, entstünde völliges Chaos … vielleicht der Auslösemoment eines ›Black-in-Black-Hole‹, eines in ein schwarzes Loch gekapselten schwarzen Lochs. Wir können eine solche Gefährdungssituation nicht zulassen. Davon abgesehen scheinst du aus deinem Fehlverhalten nichts gelernt zu haben. Nach unseren Berechnungen bist du der alleinige Auslöser und das Zentrum dieser Veränderungen.«
Der Wächter zog einen schwarzen Gegenstand aus seinem dunkelgrauen und faltenreichen Umhang … dann drückte er ab. Ein greller Blitz und eine ohrenbetäubende Explosion. Martins Körper zerfiel in seine chemischen Bestandteile. Jedes sammelte sich in einer Blase, die, wie aufgereihte Planeten, ungefähr einen Meter über dem Boden schwebten. Über allem thronte Martins Bewusstsein.
In diesem Augenblick manifestierten sich weitere Wächter und begannen, den zuvor erschienen Wächter mit langen Papierbahnen zu umwickeln. Obwohl der Wächter sich gegen die ersten Attacken noch gut zur Wehr setzen konnte, war er den anderen hoffnungslos unterlegen.
Martin bot sich ein groteskes Bild, das ihn an moderne Tanzaufführungen erinnerte. Wind kam auf und ließ die losen Papierenden wild flattern. Von dem Wächter war unter den dichten Schichten Zellstoff nach kurzer Zeit nichts mehr auszumachen. Einen Augenblick erschien die Szene wie erstarrt, dann ergriff der Wind den unbeweglichen Körper und trieb ihn in die Tiefen der Ebene.
Stille …
Die anderen Wächter kamen auf Martin zu.
»Ein bedauerlicher Fehler«, sagten sie absolut synchron. »Eine Erklärung würde dein Begriffsvermögen sprengen.«
In beeindruckender Gleichzeitigkeit zog jeder der Wächter einen schwarzen Gegenstand aus seinem Umhang und zielte damit auf Martins Brust. Ein kaum hörbares, synchrones Klacken.
–
Weißes Licht.
–
Martin hatte seinen Körper wieder.
–
Er stand nackt auf einer weiten Ebene.
–
Zu seinen Füßen erstreckte sich ein strukturloser weißer Boden. Unangenehme Kälte strahlte von ihm aus.
–
Über ihm ein diffuses, milchiges Grau.
–
Im Hintergrund das Flüstern einer Vielzahl von Stimmen.
–
Martin ging einige Schritte nach vorn. Ein nicht zu unterdrückendes Frösteln durchlief seinen Körper. Seine Nacktheit ließ ihn sich schutzlos und ausgeliefert fühlen.
»Hallo«, rief er. Seine Stimme klang dünn und ohne jede Kraft. Er machte noch einige Schritte und blieb dann unentschlossen stehen. Das Frösteln kehrte zurück. Er zitterte so stark, dass ihm die Zähne aufeinander schlugen. Wenn er nicht bald hier weg kam, würde er an Unterkühlung sterben.
»Hallo!«, rief er, so laut es ihm möglich war. »Ist da jemand? Hilfe!«
–
Zu seinen Füßen begannen sich gleichmäßige Linienmuster abzuzeichnen. An den Verläufen riss langsam der Boden auf und rollte sich zu unzähligen uhrfederartigen Gebilden zusammen.
Ein Telefon klingelte.
Martin schaute in die Richtung, aus der das Geräusch kam, und sah einen Ball auf sich zuspringen.
Aus irgendeinem Grund wusste er, dass es sich um einen Telefonball handelte. Rot und von innen heraus pulsierend.
Er griff danach, schälte den Hörer wie eine Bananenschale ab und hielt ihn ans Ohr.
»Das Spiel ist aus!«, rief eine sich vor Freude fast überschlagende Stimme. »Danke, dass Sie sich für …
–
Martin unterbrach die Verbindung.